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I'll Make a Man Out of You
16.09.1016 - 16:00
Trigger: Gewalt | verbale Gewalt
Belisarius Caderitor Stavros Castellanos Orpheus Castellanos

Unregistered
Belisarius Caderitor
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#1
Es war an der Zeit. Nicht nur, dass er zum Heermeister und damit Kriegsherren dieses neuen Konfliktes ernannt wurde, sondern er musste sich um alle Belange des Konflikts sorgen und folglich kümmern. Die Castellanos waren in einem nicht kriegstüchtigen Zustand, nicht nur lag ihr Fokus auf den falschen Dingen, sondern sie waren noch dazu nicht einmal nennenswert vorbereitet. Ihnen fehlte schlicht das Bewusstsein und auch die Fähigkeiten für einen echten Kampf, außerhalb ritualisierter Standesveranstaltungen und viel zu sanfter Turniere. In den letzten Jahrzehnten waren die Turniere durch diverse Regeln, einer sprichwörtlichen Entwaffnung, nahezu bedeutungslos geworden. Die meisten Kriegswaffen waren aus dem Alltag der meisten Leute und auch das Adels fast verschwunden. Belisarius würde dies ändern müssen. Auch da sich Augusto wenig direkt schickte, ein Schwert anzuheben und seine einzige Lieblingswaffe war derzeit die Armbrust bei der Jagd. Leandros eiferte seinem Vater nach, führte zwar ein Schwert aber war in Saufgelagen und Hurenhäusern anzutreffen. Doch wenigstens hatte er eine ausgeprägte brutale Ader, die es ihm erlauben konnte, zumindest Kriegswaffen beherrschen zu wollen. Leider war dieser wieder einmal in einem Hurenhaus abhanden gekommen, trieb sich mit seinen diversen Freunden umher und verweigerte erneut seine Pflichten. Insofern fiel die Wahl schlicht auf den einzigen Sohn dieser Familie, der zur Verfügung stand. Orpheus musste es richten.

Nicht nur, weil er keine Frau heranziehen konnte, obwohl Kosma sicherlich deutlich interessierter daran wäre, ihre Familie auch aktiv zu schützen oder Desdemona, die im richtigen Alter für einen guten Drill war, sondern auch weil es an der Zeit war diese friedliche Stille des Palastes zu durchbrechen. Der Krieg würde brutal und blutig werden, so dass diese Gewissheit auch endlich in diesen Mauern ankommen sollte. Zwar hatte er die Prinzen schon früher gelegentlich in Waffenhandhabung unterwiesen aber deutlich ausgebremster, weil die akute Bedrohung nie eine Rolle spielte. Noch dazu hatten die Castellanos jedwede brutale Handlung an Belisarius und seine Söldner ausgelagert, so dass keinerlei Notwendigkeit bestanden hatte, sich mit dem Handwerk als solchen über das übliche Maß hinaus auseinander zu setzen. Doch das änderte sich nun. In seiner Funktion als Heermeister hatte er Orpheus Castellanos und zur Ergänzung Stavros Castellanos, der sich derzeit im Palast aufhielt, angefordert. Er hatte sie schlicht zu einer einfachen und - aus Sicht eines Prinzen - einer regulären Waffenausbildung einbestellt; und doch lag eine Eiseskälte und ein fester Ernst in der Luft. Stavros sollte Konkurrenz für Orpheus schaffen, einen gleichrangigen Partner schaffen, dem es im Duell zu schlagen galt. Noch dazu schadete es nicht, einen weiteren Castellanos an die aktive Waffenhandhabung zu schieben. Einen kleinen Hintergedanken hatte Belisarius noch dazu, denn er wollte Stavros als Offizier für das Heer rekrutieren, um die Familie enger mit seinen Söldnern zu verzahnen.

Also wartete Belisarius ruhig im kleinen Innenhof, der an den kleinen Nebengarten, unmittelbar an der Palastmauer grenzte. Zwei Tische waren errichtet worden, auf denen diverse Waffen lagen. Darunter auch Kriegskeulen und Kriegshämmer, neben diversen Schwertern, Klingen und Dolchen. Am Tisch lehnten auf einem Gestell akkurate Hellebarden und Speere, bereit für den Zugriff. Direkt daneben standen schwere Turmschilder. Belisarius trug einen Gambeson mit Kettenhemd. Seine Handschuhe und seinen Helm hatte er noch nicht angelegt. Sie standen auf einem kleinen Beistelltischen, auf dem auch eine Karaffe mit Essigwasser stand. Die neuen Kämpfer sollten ihren Durst nicht mit Wein stillen, sondern mit Essigwasser, wie es die Soldaten und Söldner taten. Für den Geschmack waren jedoch Kräuter beigemischt, so dass der Essig weniger dominant war. Der Ernst stand auch im eisigen Gesicht des Heermeister, der sein Farbband mit dem Adlersymbol richtete. Zwei Palastwachen gesellten sich zu ihm und nahmen eine Wachposition an einer leicht beschädigten Säule neben einem Brunnen in kurzer Entfernung ein. Mit den Füßen testete Belisarius den Boden, in dem er etwas Staub bei Seite trat. Es war genug Platz geschaffen worden, indem man einige Pflanzen hinausgerissen hatte. Diese waren achtlos entsorgt worden und der Boden mit festem Küstenstand aufgefüllt worden, so dass eine kleine Arenafläche entstanden war, auf der man festen Stand finden konnte und bei einem Sturz nur in den Staub fallen würde. Belisarius war nicht ungeduldig, doch er hatte keine Zeit für lange Warteminuten oder auch nur schlichte freundliche Einleitungen. Hier ging es um alles, denn er wusste schlicht darum, dass Krieg immer gleich blieb. Mit wachsamen Auge richtete er nun seinen Blick auf das Portal, welches über eine kleine Treppe den Nebengarten mit einem Korridor in den Palast verband. Orpheus und Stavros sollten bald eintreffen, wenn ihre Dienstboten nicht eingeschlafen waren oder sonst wie abhanden gekommen waren.
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Unregistered
Stavros Castellanos
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#2
Stavros war wahrlich entsetzt. Für einige Minuten machte der Castellanos quasi nichts Anderes als auf das Pergament vor sich zu starren und darüber nachzudenken. Zwei Personen waren ihm schon in aller Eile in den Rücken gerannt, weil er einfach im Weg stand, und als sie gemerkt hatten, wer er war, hatten sie sich hastig entschuldigt. Der junge Mann hatte das alles nur sang- und klanglos hingenommen und zu guter Letzt schüttelte er seinen Kopf und schritt nun doch voran. Die kühlen Flure des Palastes waren eine willkommene Abwechslung für seinen wirren Gedanken und mit spitzen Fingern hielt er das Pergament, während er weiter durch das Innere der Königsmauern lief. Eilig, weil er es gar nicht fassen konnte. Diese Flugblätter… er musste Orpheus damit konfrontieren. Es konnte unmöglich sein, dass er so etwas abgesegnet hatte. Das war ja geradezu barbarisch. Wie gut also, dass sie sich zum Training verabredet hatten; es war eher ein Überzeugen seinerseits notwendig gewesen, um Orpheus dazu zu bringen, aber sie standen sich so nahe, dass er nur schwer nein sagen konnte, wenn Stavros ihn um etwas bat. Und heute war ihm eindeutig nach ein bisschen frischer Luft, einem schweren Schwert und ein wenig körperlicher Betätigung. Sowieso würde sich alles sehr bald und heftig verändern, und Stavros hasste Veränderungen geradezu, was in seiner Position als Forscher eine spannende Ambivalenz aufwies. Natürlich wusste er, dass Veränderungen notwendig waren, damit Dinge anders oder gar besser werden konnten, doch die Heirat von Orpheus mit der sommerländischen Prinzessin war politisch gesehen eine große Sache und er wusste nicht, wie sich das auf den anstehenden Krieg auswirken würde. Zu viele ungewisse Punkte, und Stavros kannte seinen Onkel nur zu gut, der immer viel zu impulsiv für seine Position agierte. Nun, man konnte gespannt sein; oder besorgt. Stavros neigte zu Letzterem.

Einige wenige Minuten später traf er Orpheus am zuvor ausgemachten Treffpunkt, seit Jahren war dies der Eingang der Bibliothek, weil sie nahe am Innenhof war und Orpheus Stavros am Öftesten dort fand. Statt einer Begrüßung sah er seinen Cousin nur mit hochgezogenen Augenbrauen und dem Pergament in seiner Hand an: “Sag mir bitte, dass du das nicht abgesegnet hast.” Er reichte ihm das unsägliche Flugblatt, das ihm zuvor jemand aus seiner Kampftruppe gegeben hatte. Schon seit Jahren traf er sich, meist heimlich, mit einigen Freunden aus der Stadt, die dem Faustkampf genauso zugetan waren wie er, und da diese nicht unbedingt adeliger Herkunft waren, ging Stavros mit dieser Information nicht groß hausieren. “Das ist wirklich furchtbar, Orpheus, sogar für uns Castellanos.” Erneut schüttelte er den Kopf, und ein Windhauch erfasste ihn, weil frische Luft schon vom Innenhof aus zu spüren war. Er lugte kurz nach draußen, und als er sah, dass dort mehr aufbereitet war als angenommen, richtete er seinen Blick erneut auf den jungen Castellanos. “Hast du das Training irgendwie offiziell gemacht oder warum lungert da draußen der Heermeister herum? Also für heute reicht es mir schon mit unangenehmen Überraschungen."
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Heart of a Poet
Orpheus Castellanos
Land des Königs
Alter 20
Beruf Prinz
Wohnort Castandor, King's Portal
Stand Verheiratet
User Meerle
#3
Die letzten Wochen waren eine Herausforderung für den jungen Prinzen gewesen. Erst die enttäuschende Reise nach Farynn, dann die erschütternden Ereignisse in Eastergold Meadow, die Vorbereitungen für die Hochzeit und gleichzeitig die Aufrüstung für einen Krieg - all das hatte sein bisher ruhiges und beschauliches Leben komplett auf den Kopf gestellt. Orpheus fühlte sich so hilflos, als wäre er an einen Mast gefesselt, während das Schiff in einem Sturm umhergeworfen wurde, dann langsam volllief und ihn mit in die Tiefe zog.

Seine Hoffnung, Leandros wieder an seine Aufgaben als Kronprinzen erinnern zu können und ihn an seiner Seite zu wissen, hatte sich in der Zeit, seit Orpheus nun wieder zurück in King's Portal war, zerschlagen. Der Kronprinz blieb weiterhin abwesend oder kaum ansprechbar, wenn er sich doch einmal im Palast aufhielt. Und je mehr sein kleiner Bruder ihn bedrängte, ihm Nachrichten schicken ließ und ihm auf die Nerven ging, umso rarer machte sich Leandros, bis Orpheus es schließlich aufgab. Auch Zephyr war ständig unterwegs, um dringende Aufgaben zu erledigen, sodass der Prinz mit seinen schweren Gedanken allein blieb. Die gelegentlichen Waffentrainings führten auch nicht wirklich dazu, dass Orpheus sich besser fühlte; sie erinnerten ihn nur daran, was bevorstand. Dennoch halfen sie ihm, sich ein wenig von den Sorgen um die bevorstehende Hochzeit abzulenken und zumindest nachts durchzuschlafen, da er vom Training zu erschöpft war, um noch lange zu grübeln.

An diesem Morgen hatte der Heermeister ihm wieder eine Nachricht zukommen lassen, dass am Nachmittag eine Trainingseinheit geplant sei, zusammen mit seinem Cousin Stavros. Das kam ihm gelegen, da er ohnehin ein Treffen mit Stavros vereinbart hatte. In der Vergangenheit hatten sie gelegentlich miteinander trainiert, doch diesmal klang die Nachricht ernster, was der angespannten Lage entsprach. Obwohl Orpheus nie in einer echten Schlacht gekämpft hatte, war er als Ritter ausgebildet und mit den Grundlagen vertraut, auch wenn seine Rückkehr nach King's Portal nun schon über zwei Jahre zurücklag.

Orpheus hatte einen Diener beauftragt, seine Ausrüstung aus dem Lager zu holen. Das Kettenhemd und Teile der Rüstung hatten leichten Rost angesetzt, den es zu entfernen galt. Er selbst wollte die Instandsetzung vornehmen, da er in den zehn Jahren seiner Ausbildung unzählige Male seine Ausrüstung gereinigt, geflickt und poliert hatte. Diese Pflege war ihm wichtig geworden. Als es Zeit war, sich auf den Weg zum Treffpunkt zu machen, wies Orpheus den Diener an, die Kiste mit den Utensilien mitzunehmen. Obwohl der Heermeister über genügend Ausrüstung verfügte, wollte Orpheus sein eigenes Wams, Kettenhemd oder Gambeson tragen.

Er traf sich wie immer mit Stavros am Eingang der Bibliothek. Als der Prinz ankam, war sein Cousin noch nicht zu sehen, sodass er wartete, während der Diener sich im Hintergrund hielt. Es dauerte nicht lange, bis Stavros auf ihn zuschritt, jedoch wirkte er aufgebracht. Bevor Orpheus etwas sagen konnte, hielt er ihm ein zerknittertes Pergament unter die Nase, das er mit gerunzelter Stirn entgegen nahm und glatt strich, um die Zeichnung darauf erkennen zu können. Stavros redete dabei bereits aufgebracht weiter. Das Pergament zeigte einen König, der eine Frau, die eine Krone trug, am Hals gepackt hatte und würgte. Orpheus musste den Text nicht lesen, um die Bedeutung der Zeichnung zu verstehen. Ihm wurde schlecht und für einen Moment fühlte er sich, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggerissen werden. Er lehnte sich gegen die Wand, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. „Das sehe ich zum ersten Mal“, brachte er mühsam hervor, den Blick immer noch auf das Flugblatt gerichtet, und versuchte zu begreifen, was vor sich ging. "Vielleicht erlaubt sich hier nur jemand einen bösen Scherz?" Orpheus' Gedanken purzelten durcheinander, während er versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Beinahe hätte er Stavros' Kommentar über den Heermeister überhört und er blickte verwirrt auf. „Hm? Der Heermeister hat uns zum Training einbestellt. Hast du seine Nachricht nicht erhalten?“

Orpheus blinzelte hinaus in den Innenhof, wo Belisarius ein beeindruckendes Aufgebot an Waffen und sonstigem Kriegsgerät aufgebaut hatte. Er fragte sich, wie viele Truppen heute dort trainieren würden. Da kam ihm der Gedanke, dass die brutale Zeichnung des Flugblatts genau zur Handschrift des Heermeisters passte. Nachdenklich kaute der Prinz auf seiner Unterlippe herum, während er den wartenden Condottiere musterte, und versuchte einzusortieren, was dieser wohl für eine Rolle bei dem Pergament spielte. Obwohl ihm in Belisarius' Gegenwart oft flau im Magen wurde, konnte er nicht leugnen, dass dieser ein hervorragender Kämpfer und Lehrmeister war. Orpheus hatte bei Zephyr viel gelernt, doch im Vergleich dazu waren es nur Grundlagen.

Orpheus atmete tief ein und aus, nickte dem Diener mit der Kiste und dann seinem Cousin zu. „Wir werden gleich wissen, was es mit diesem Propagandablatt auf sich hat.“ Mit diesen Worten schritt er in den Innenhof und direkt auf den Heermeister zu, der dort auf sie wartete. Ohne eine Begrüßung blieb der Prinz vor Belisarius stehen, hielt ihm das Pergament entgegen, straffte die Schultern, um ein wenig größer zu wirken, und fragte mit leicht zitternder Stimme: „Wisst Ihr etwas von diesem Flugblatt? Was hat das zu bedeuten? Sind davon noch mehr im Umlauf?Heofader, bitte, lass es sich nur um einen geschmacklosen Scherz handeln!
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Belisarius Caderitor
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#4
Was hatte schon Bedeutung? Was war wirklich etwas wert? Viele Menschen verrannten sich in Illusionen, Wunschträumen und hingen Dingen nach, denen sie Wert beimessen wollten. Belisarius beobachtete das Auftreten der beiden Castellanos mit seinem stoisch-kaltem Blick, der wenig überschwenglich menschliche Regung besaß. Er war als Kriegsherr nicht hier, um Eitelkeiten zu pflegen oder fremde Wünsche zu bedienen, sondern allein aus seiner Aufgabe heraus. Beide Männer, die nun auftreten würden, wussten nicht, was geschah und was noch geschehen würde, so denn sie noch der unvernünftigen Ansicht anhängen mussten, dass ihre Welten sich genau, wie gewohnt, weiterdrehen würden. Immer weiter, wie ein leerer und stumpfer Tanz, der längst seine Freude verloren hatte. Belisarius spürte eine gewisse Abscheu, gar einen verbotenen Jähzorn über diese Familie, die durch Schicksals Ungunst über alle Reiche gesetzt worden war. Keinerlei Leistung konnten sie in letzter Zeit vorweisen, nichts aufbieten, was ihre dahingeworfene Macht rechtfertigen konnte. Belisarius verachtete diese Form der Schwäche und dies nicht, weil er besonders oder anders war, sondern schlicht weil sie seine Arbeit erschwerte. Er bewegte Menschen, verbrachte Situationen und machte letztlich Politik in den Schatten, um vielleicht etwas von dieser Welt zu retten, deren sich die beiden Castellanos sicher wiegen wollten.

An ihrem Weg, ihrer Gestik und ihren Gesichtsausdrücken konnte er bereits einen Unmut ausmachen, der sicherlich bald Erklärung finden würde. Belisarius war stets bereit, sich zu stellen und in einen Konflikt zu gehen; sei es nun ein verbaler oder ein körperlicher Konflikt. Der Heermeister verschränkte seine Arme in stiller Abwehr vor sich, um dem aufmüpfiger Orpheus, der ihm das Flugblatt seiner Propagandawaffe entgegen hielt. Nicht einmal eine Regung überkam Belisarius, als der Prinz seine zitternden Fragen stellte. Belisarius glaubte, dass Orpheus unsicher war. Noch dazu trat dieser arrogante Stavros auf, den er ohnehin nicht großartig leiden konnte aber er hatte seinen Nutzen und würde sicherlich bald einen noch größeren Nutzen haben. Glücklicherweise war er in der Position, Menschen bewerten zu können und in ihre Rollen zu zwingen; manchmal mit deren Willen und Kenntnis aber auch manchmal geheimnisvoll und verdeckt gegen jede Absicht, die sie haben konnten. Es war ein strategisches Spiel der Mächte, um eine sterbende und schrumpfende Welt zu schützen, die wenig Gnade geben konnte. Dass Orpheus sich über das Flugblatt wunderte, sich gar erstaunt erhob, ließ ihn nun doch teuflisch schmunzeln. Das Unwissen über die Ränke und Notwendigkeiten des Machterhalts belustigten den Zyniker, der Belisarius immer gewesen war. Wie naiv konnte ein Prinz vom Blute sein? Die Gesellschaft wurde nicht von Liebe oder Hoffnung zusammen gehalten, sondern von kalten Fakten und dem bloßen Willen zur Herrschaft. Belisarius öffnete seine abwehrende Haltung, entriss mit einer fast eleganten Bewegung das Blatt aus den Händen des Prinzen, um so zu tun, als ob er es lesen würde. Er antwortete nicht sofort auf die Fragen, denn die Machtverhältnisse waren hier einseitig verschoben. Es tat immer gut, sich erst unwissend zu geben, bevor man sich erklärte. Belisarius kalte Augen huschten über das Blatt, bis er es auf einen der Waffentische legte. Seltsam passend, da es für sich genommen auch eine politische Waffe war.

"Ja," begann er seine Antwort mit seiner Bariton-belasteten Stimme, die dennoch eine freundlich-kalte Intonation fand. Kein Schmunzeln, keinerlei Hektik oder bedeutsame Emotion, die seine Antwort verstellen oder verfärben konnte. Sein Ton war freundlich, sachlich und bestimmt. "Wir befinden uns in einer Fehde mit Walleydor und insbesondere dessen König, der aus Sicht der Krone möglicherweise eidbrüchig ist und mitunter abtrünnig. Diese Information stellt dies nur für die Öffentlichkeit klar und bereitet weitere Maßnahmen vor, die ich und Fürst Athanas vorbereiten, um den Thron zu schützen. Es sind noch deutlich mehr im Umlauf und dies in verschiedenen Varianten, um unsere Position zu stärken." Er zog gelangweilt die Schultern hoch, da dies für ihn selbstverständliche Fakten waren. Man tat eben, was man tat.

Belisarius holte durch seine Nase Luft und deutete zu den bereit-liegenden Waffen. "Genau, wie ein Flugblatt eine Waffe sein kann, so sind auch diese Instrumente, Waffen. Der Umgang mit Waffen ist wichtig, da wir uns sehr bald in einem blutigen Kampf wiederfinden werden. Diese Fehde mag sogar mit dem Tode vieler Menschen einhergehen, so dass die Notwendigkeit besteht, euch schärfer zu unterweisen, um euer Überleben und das der Dynastie sicher zu stellen," begann er mit dem eigentlichen Sinn seines Hierseins. Der Heermeister hatte keinerlei Interesse, notwendige Propaganda zu delegitimieren oder über deren Sinn zu diskutieren, so dass er direkt zur Waffenausbildung schwenken wollte. "Attentäter könnten jederzeit zuschlagen. Am Hofe des Fürsten Athanas wurde erst vor Kurzem eine Derartige enttarnt und gerichtet," erklärte er und unterschlug, dass er diese Person entdeckt hatte und sie gleich hingerichtet hatte. Doch dieses kleine Detail hätte Orpheus verunsichern können, so dass Belisarius dies bewusst wegließ. Es ging hier auch um andere Dinge, so denn Belisarius nicht weiter ausführen wollte. Man stellte sich immer nur einer Aufgabe und nicht mehrerer zugleich; auch wenn er mehrere Aufgaben kurzfristig nacheinander verarbeiten konnte, wie ein gutes Zahnwerk einer Mühle. Mit einem Seitenblick musterte er nun Stavros. "Dies gilt auch für euch. Auch ihr seid Teil des Hauses und müsst gleichsam vorbereitet sein, da auch ihr Ziel dieser Fehde der Staffords sein könntet," meinte er mit einem leicht salzigen Unteron, während er bereits eines der Schwerter anhob, um dessen Gewicht zu prüfen.
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Stavros Castellanos
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#5
An Orpheus´ Reaktion konnte Stavros sehen, dass ihm diese ganze Flugblätter-Sache nicht bekannt war; mehr noch, er schien genauso überrascht und entzürnt zu sein wie er selbst. Stavros hätte sich auch stark in seinem Cousin geirrt, hätte er diese Flugblätter in Auftrag gegeben. Sie waren… beinahe schon kindisch, flegelhaft, und wenn man dem frühlingsländischen König zu Leibe rücken musste, dann bestimmt nicht so. Eine Weile noch sah sich Stavros das Pergament an, dann schüttelte er nur erneut den Kopf. “Das ist wirklich eine dumme Aktion, Orpheus, von wem auch immer sie in Auftrag gegeben wurde.” Doch Stavros wusste auch, dass solche Bilder und Blätter sich beim Volk an großer Beliebtheit erfreuen: sie schufen Meinungen und ein gewisses Bild von Charles Stafford, dass ihnen als Königsfamilie nur entgegenkam. Und dennoch hasste Stavros es mit aller Macht. Weil es einfach nur unnötig war und so bitter. “Ich hoffe sehr, dass es sich nur um einen Scherz handelt, bezweifle es aber. Es macht mich auch betroffen, dass du davon nichts weißt.” Stavros selbst wusste, dass er vieles nicht mitbekam, einfach, weil es ihn schlicht nicht interessierte. Er verbarrikadierte sich viel lieber in der Bibliothek oder in seinen Schriften, das allgemein Getümmel war ihm zu viel. Menschen waren anstrengend und die meisten davon waren noch nicht mal echt. Viele hier liefen mit einer gewissen Maske umher, die es ihm schwer machte, jemanden näher kennenzulernen oder sich überhaupt dafür die Mühe zu machen. Er dachte an eine ganz bestimmte Person, bei der es nicht so war, und ein kurzes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab, bevor er aus dem Fenster sah und den Heeresführer bemerkte. Erneut seufzte er schwer, was für ein furchtbarer Tag. Dann sah er zu Orpheus zurück, und müde fuhr er sich übers Gesicht. “Ich habe eine Nachricht erhalten, sie aber irgendwo auf meinem Tisch liegen lassen. Ich weiß nur, dass ich dich hier treffen sollte.”

Als Orpheus und er nach draußen gingen, wappnete sich Stavros innerlich schon für einen Kampf. Er wusste zwar, dass es nicht seiner war und Belisarius ihn ohnehin nicht leiden konnte, aber es war gut, für alles gewappnet zu sein. Wahrscheinlich wusste dieser Idiot auch schon von den Flugblättern und hatte Orpheus diese Information schlicht nicht weitergegeben. Doch als der Heeresführer indirekt sagte, dass er diese Flugblätter selbst in Auftrag gegeben hatte, war auch Stavros schockiert. Dieser Mann war so herablassend und von sich überzeugt, dass er nur laut loslachen konnte. Was für eine Verschwendung ihrer Zeit das hier doch war. “Man könnte der Öffentlichkeit das auch anders darstellen, als solche geschmacklosen Flugblätter in Auftrag zu geben. Das ist absolut erbärmlich.” Stavros´ Stimme war scharf, doch mit einem ebenso süffisanten Unterton. “Ihr könnt Euch sicher sein, Caderitor, dass Orpheus und ich uns schützen können. Uns selbst und auch unsere Liebsten, oder habt Ihr da Vorbehalte?” Offen feindselig sah er den Heeresführer an, seine Lippen nun schmal, Augen funkelnd. “Das klingt alles fast so, als wüsstet Ihr nicht, wen Ihr vor Euch habt, und das gefällt mir gerade ganz und gar nicht.” Dabei ging es Stavros weniger um sich selbst, als viel mehr um Orpheus. Er wusste, dass auf dessen Schultern eine wahre Last lag, und dass dieser “Mensch” hier meinte, Orpheus zu Leibe zu rücken, machte ihn schier fassungslos.
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Heart of a Poet
Orpheus Castellanos
Land des Königs
Alter 20
Beruf Prinz
Wohnort Castandor, King's Portal
Stand Verheiratet
User Meerle
#6
Der zweitgeborene Sohn des Großkönigs war sicherlich noch sehr jung und unerfahren, was die Ränkespiele auf der Weltenbühne anging. Sein bisheriges Leben hatte aus allen Annehmlichkeiten bestanden, die man sich nur wünschen konnte. Ihm hatte es an nichts gemangelt und er hatte nach Belieben reisen und die Orte besuchen können, wie er wollte. Sicherlich hatte Orpheus seinen Blick nicht vor der Armut oder der Gewalt verschlossen, die in manchen Teilen Arcandas vorherrschte, dennoch war er immer ein Stückweit davon geschützt gewesen, hatte stets Ritter um sich gehabt, die ihr Leben für seins gegeben hätten. Und auch wenn er auf seinen Reisen vielleicht mal nicht so bequem nächtigen konnte, wie gewohnt, konnte er doch sicher sein, in seinem Zuhause immer wieder ein wohlbehütetes Heim finden zu können.

Das alles stand nun auf der Kippe und so sehr sich Orpheus auch dagegen gewehrt hatte, zu akzeptieren, dass sie sich im Krieg befanden, hatte er die bittere Pille schließlich doch schlucken müssen. Auf Dauer half es eben nicht, das Geschehen einfach zu ignorieren und wegzusehen. Es holte einen schließlich doch wieder ein. Und der Prinz musste sich seinen Verantwortungen stellen, ob er wollte oder nicht.
Nun stand Orpheus da, das Flugblatt in der Hand, und seine Augen spiegelten das Unbehagen wider, das in ihm aufstieg. Der Heermeister, Belisarius, war das Gegenteil von dem, was er anstrebte – kalt, berechnend, ein Mann, der das Schachbrett des Krieges mit einer grausamen Präzision beherrschte. Und doch... er wusste, dass es Belisarius war, der in diesen unsicheren Zeiten das Schicksal ihres Hauses mitbestimmen würde.

Orpheus konnte den spöttischen Ausdruck in Belisarius' Augen nicht übersehen, als ihm der Heermeister das Flugblatt förmlich aus seinen Händen riss. Der junge Prinz fühlte sich wie ein Kind, dessen naive Fragen ein bitteres Lächeln hervorriefen – als wäre es lächerlich, überhaupt nach Sinn und Bedeutung in den Machenschaften der Welt zu suchen. Belisarius’ Abscheu war nicht subtil, und auch wenn Orpheus wusste, dass der Kriegsherr seine Familie – und insbesondere ihn selbst – für schwach und bedeutungslos hielt, schnürte ihm die offensichtliche Geringschätzung des Mannes erneut die Kehle zu.

Seine harten Worte hallten in der großen Halle wider, durchdrungen von einem Zynismus, den Orpheus kaum ertragen konnte. Als Beliarius Fürst Athanas erwähnte, runzelte der Prinz die Stirn und hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt, dass er so blind gewesen war. Natürlich hatte Zephyr Kenntnis über diese Flugblätter, wenn nicht sogar mit dem Heermeister zusammen entworfen.
Orpheus versuchte, ruhig zu bleiben, während der Heermeister das Flugblatt ablegte, als sei es nicht mehr als eine belanglose Notiz. Stavros war der Erste, der auf dessen Worte reagierte und er sprach dem Prinzen aus dem Herzen. Im Gegensatz zu seinem aufgebrachten Cousin wählte er dann allerdings eine etwas diplomatischere Formulierung. „Ich verstehe Eure Absicht dahinter sehr gut, Belisarius. Aber wie mein Cousin sagt, kann man das der Öffentlichkeit auch anders vermitteln, nämlich indem man sie über die Fakten informiert und ihnen versichert, dass wir alles tun werden, um unser Reich zu schützen. Ihnen Hoffnung geben, anstatt noch zusätzlich unnötige Panik zu schüren.“

Bei der Erwähnung eines Attentäters am Hofe des Fürsten Athanas weiteten sich Orpheus' Augen. Zephyr hatte ihm davon nichts gesagt – allerdings hatte er seinen Mentor in letzter Zeit kaum zu Gesicht bekommen, geschweige denn die Gelegenheit gehabt, ein ruhiges Wort mit ihm zu wechseln. Orpheus war bei weitem nicht so empfindlich, wie Belisarius vielleicht annahm; er wusste sehr wohl, was mit Attentätern geschah, sobald man ihrer habhaft wurde. Mit einem leisen Seufzen massierte er die schmerzende Stelle zwischen seinen Augen, während Stavros sich entrüstet über die schroffe Behandlung des Prinzen durch den Heermeister äußerte. Natürlich hätte Orpheus auf eine korrekte Ansprache bestehen können, doch angesichts der gewaltigen Aufgabe, die vor ihnen lag, erschien ihm das fast schon lächerlich nebensächlich.
„Lass gut sein, Stavros,“ sagte er schließlich leise, seine Stimme müde und voller Resignation. „Darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an.“
Orpheus straffte sich, blickte zu Belisarius, der ein Schwert aufnahm und dessen Gewicht prüfte. „Nun gut, hier sind wir also“, ⁣ sagte der Prinz und deutete auf die bereitliegenden Waffen. „Womit fangen wir an?“
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Belisarius Caderitor
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#7
So viele Träume waren zerbrochen, so viele Menschen lebten in Abhängigkeiten und unterworfen von jenen Herren, die Macht von Geburt an besaßen. Es war die alltägliche Ungerechtigkeit, die diese beiden Nobelleute zur Schau stellten. Sie verstanden die Welt nicht, derer sie vorstanden. Ihnen war viel gegeben und doch war vieles vergebens. Belisarius verachtete nicht ihre Rollen oder ihre Funktion, sondern ihre Haltung. Sie ließen jene Stimmen verstummen, um sich selbstgerecht zu erhöhen und einer Moral zu folgen, die sicherlich nur am Hofe gute Wirksamkeit zeigte. Die Welt außerhalb der Mauern war gezeichnet von einem ständigen Wettstreit, einem ständigen Kampf um das eigene Überleben und war nicht so bestimmt, wie das Leben am Hofe. Er selbst hatte genug Träume beendet, genug Menschen für sein eigenes Überleben heimgesucht, so dass er als Heermeister darum wusste, dass diese Welt grausam war und man stets vorbereitet sein musste. Insbesondere Stavros erzeugte in ihm ein Missfallen, da dieser doch eitle und selbstgerechte Mann für alle jene Unfähigkeit stand, die nun Krieg heraufbeschworen hatte. Seine Worte, seine Anmaßung gegenüber den einfachen Fakten der Politik und insbesondere der Logik von Macht, ließen Belisarius nüchtern in einem kalten Missfallen zurück. "Ihr könnt euch nicht schützen. Ebenso wenig, wie eure Geheimnisse. Ihr verlasst euch auf den Hof, die Mauern und die milde Tätigkeit eures Gefolges aber seht nicht, dass eure Höfe, Mauern und jener Wunsch nach Tätigkeit anderer bereits im Fallen begriffen sind," sagte er mit einer wissenden Gewissheit und verbarg nicht mal, dass er Geheimnisse um Stavros kannte und auch ihn beschatten ließ.

"Unser geliebter Monarch und mein Dienstherr - Großkönig - Augusto hat mich persönlich beauftragt, euch daran zu erinnern, was es heißt, einer Dynastie anzugehören," verwies er auf jene Authorität, die ihm gegeben war und offenbarte nun die wahren Befehlsgeber für diesen ungemächlichen Tag. "Der Großkönig misstraut euren Fähigkeiten, die Wahrheiten der Zeit anzuerkennen und jenem Wunsch und der Notwendigkeit zu folgen, entsprechend zu handeln. Die Propaganda ist Hoffnung für unsere Macht. Wenn man sich dieser Wirklichkeit öffnet, wird einem schnell klar, dass es gewisse banale Notwendigkeiten gibt, die man erhalten und pflegen sollte. Dazu zählt auch Narrative zu bilden und in der Tat ist ein gesundes Feindbild für ein Heer und streitende Reiche durchaus sinnvoll. Menschen wollen die Guten in ihrer Welt sein, wolllen klare Lager umrissen wissen und wollen sich stets in der Handlungsmacht sehen und das geben wir ihnen mit wenigen Flugblättern. Vergesst nicht, wer diesen Kampf eröffnet hat und wo der wahre Feind steht, was er euch nehmen will und euch bereits genommen hat," erklärte er nüchtern aber ebenso direkt die Bewegunggründe für ihre Handlungen. Dabei machte er eine deutende Geste mit einem erhobenen Zeigefinger und deutete dann in Richtung der Waffen, um erneut zu verdeutlichen, weshlab sie wahrlich geladen waren. "Ich vergesse nicht meine Funktion und Rolle, Herr Stavros. Ich bin bestellt und beordert worden, für eure Dynastie einen Krieg zu gestalten und euch daran zu erinnern, was es heißt, Krieg zu führen. Eure vergangene Schöngeistigkeit wird uns nicht zum Sieg verhelfen. Wenn ihr ein Ungemach mit mir persönlich verspürt, ist dies gut so und eure gute Sache aber wenn ihr Bedenken über meine Tätigkeit für eure Dynastie hegt, dann wendet euch an unseren Großkönig, der mich explizit über die Hand bestellen und beordern ließ," vermittelte er abermals, welcher Person in letzter Instanz Rechenschaft schuldete und warum die Dinge so waren, wie sie waren. "Ich diene nur in den Rahmen, der gewünscht ist," gab er sich im Anschluss demütig aber verschleierte dabei nicht, dass der Rahmen durch Augusto so gesetzt worden war und Belisarius mehr Einfluss auf den Thron und Hof selbst hatte, erwähnte er selbstredend nicht, denn so konnte er bequem auf den Großkönig oder Zephyr verweisen. Dies machte die Geschäfte leichter und erlaubte vielseitige politische Winkelzüge, um die Macht seines eigenen Hauses auszubauen und dieses verdammte Spiel der Mächte für sich selbst zumindest nicht allzu beschadet zu überstehen. Belisarius war kein Mann, der einfältig einer Illusion folgte und sich in einem guten Licht sonnen wollte. Er hatte auch nicht das Bedürfnis, wie Stavros ein Bild von sich zu pflegen, um die eigenen Positionen erträglich zu machen. Der Kriegsherr schützte sich selbst mit einer Kette von Selbstbetrug und Eiseskälte gegen jenes Ungemach aber Moral war nie sein Schild, Selbstdarstellung war nicht notwendig für ihn, der so vieles getan hatte, was manche als grausam oder brutal erachteten würden. Er konnte sich schlicht keinen Luxus einer dargebotenen Moral leisten. Dies war etwas für Höflinge und eine Oberschicht, die Zeit für gedankenvollen Müßiggang hatte.

Leben war - aus seiner Sicht - eine Abfolge von Ereignissen und die meisten davon waren nüchtern betrachtet traurig und grausam. Belisarius glaubte nicht daran, dass es gut für Menschen war, scheinheilig zu sein und eine Moral vorzuleben, die in jenem Augenblick zerbrechen würde, wo sie wahrlich gefordert war. Wer sich entschied, eine Waffe in die Hand zu nehmen, einen Kampf zu suchen, musste sich auch damit auseinander setzen, dass Friedfertigkeit, freundliche Worte und milde Absicht, nicht jenen Konflikt lösen würden. In Belisarius Welt gab es nur Sieg oder Tod. Man tat alles mit der notwendigen Ambition, um nicht zu verlieren, denn wer verlor, was ausgeliefert. Er wollte nicht mehr ausgeliefert sein, wie einst seinem Vater. Stavros konnte nicht sehen, was Belisarius wirklich war. Er sah nur einen Mann, der die gewohnte Ruhe des Palastes mit seinen Kriegsvorbereitungen aufmischte und damit seine Kreise störte, die durchaus weitläufig waren. Belisarius beließ es dabei und blickte vielsagend zu Orpheus, während er sich bereits überlegte, wie man Stavros politisch mundtot machen konnte. Augusto brauchte nicht viele Argumente, sondern ergötzte sich inzwischen auch an der Machtfantasie eines Heeres, an möglicher Gewalt und damit verbundener Dominanz über andere, die ihm selbst unangenehm worden waren. Belisarius lieferte Augusto bereits genug Elemente für eine übergeordnete Machtfantasie und Augusto sonnte sich genau darin, da er sich handlungsfähiger glauben konnte. Es waren jene falsche Versprechen, die Belisarius Mächtigen gut verkaufen konnte. Krieg als Notwendigkeit zu sehen, ihn als normale Politik zu begreifen und entsprechend brutal zu agieren, um die eigenen Ansprüche zu sichern. Vielleicht hatte Stavros ihn ein wenig durchschaut aber auch das war dem Teufel egal, denn ihm waren bereits ausreichend Seelen verfallen, so dass die Hölle real werden würde. Belisarius würde dann sehen, welche unheiligen Wunder sich zeigen konnten.

"Eure königliche Hoheit," begann Belsarius schließlich auf Orpheus Aussage einzugehen. "Es sind Fakten und gefühlte Wahrheiten für die einfache Bevölkerung entsprechend aufbereitet. Hoffnung brauchen sie nicht, sondern Sicherheiten. Ferne Bestätigungen, dass ihre Ansichten richtig sind. Man lenkt Menschen der einfachen Schichten und von einfachem Gemüt nicht über ein Traktat der Hoffnung, sondern über Ängste, Pfründe und klare Zuweisungen, dass eine andere unbestimmte Macht oder ein böser Feind die Schuld trägt. Man lenkt Menschen nicht über gutherzige Absichten, sondern verspricht ihnen klare Farben und Zeichnungen. Sie wollen nicht verstehen, sondern wollen nur Verständnis für ihre Lagen und da wir nicht ursächlich sein wollen und können, lenken wir aus eigener Notwendigkeit ihren Blick auf den Feind, der bereits feindlich gehandelt hat. Wir müssen mobilisieren, sie zu Handlungen bringen und das wird nicht über eine komplexe Erklärung geschehen oder eine vielschichtige Problemanalyse, sondern durch Emotionen, die einen Handlungswillen wecken. Notwehr, Angriffe oder verlorene Sicherheiten eignen sich hierfür sehr gut und insofern zielt unsere Propaganda mit der Wahrheit über den Angriff durch den verteufelten Charles genau darauf ab, damit wir Truppen ausheben können und diese jene Truppen aus Walleydor auch gegebenenfalls angreifen werden. Man muss Menschen dazu bringen, sich töten zu können und erst dann haben wir ein fähiges Heer," sprach er kühl die Wahrheit aus, die Augusto bereits mitgeteilt worden war. Zephyr sah es ähnlich und auch Belisarius teilte nur mit, was machtpolitische Interessen waren. Man benutzte Menschen und Orpheus sollte begreifen, dass die dunkle Seite der Macht eben jene Handlungen waren. Belisarius glaubte, dass Orpheus lernen konnte und so gab er sich offen aber verschwieg natürlich, welche weiteren Mittel zur Anwendung kamen. Orpheus war noch nicht bereit von seinem warmen Herzen abzurücken und jener Macht zu dienen, die Augusto so begehrte. Der Prinz musste aus Sicht des Heermeister dringend weniger weich, feinfühlig und sensibel werden, um diesen Krieg lebendig zu verlassen. Gerade die weichen und sanften Herzen fielen schnell. So schenkte Belisarius ihm einen verzeihenden Blick, rang sich einen verständnisvollen Ausdruck ab aber wandte sich dann wieder seiner Arbeit zu.

Belisarius nickte ab und hob ein Kurzschwert an, nachdem Orpheus seinen Verwandten aufgefordert hatte; es gut sein zu lassen. Auch Belisarius wollte keine politische Unterweisung vornehmen, sondern die beiden im brutalen und schmutzigen Kampf schulen, der auf Schlachtfeldern gebräuchlich war. Ehrenhafte Duelle oder ein Zweikampf war hier durchaus selten und auch ein Adelsmann ohne echte Lebensbedrohung bisher, musste lernen, dass es im Kampf allein um den Sieg ging und es egal war, welches Mittel man einsetzen würde. "So ist es," antwortete der Kriegsherr und fühlte das Gewicht der Waffe in seiner Hand, drehte den Schwertgriff ein wenig und schwang die Waffe ein wenig vor sich, bevor er einen festen Griff seiner Hand wählte. "Der Kurzschwert ist eine Stichwaffe," beganner mit seiner Ausführung. "Es ist die Standardbewaffnung unseres Heeres und wird in Masse ausgegeben, da es einen wesentlichen Vorteil hat." Er deutete auf die scharfe und spitze Klinge. "Es ist praktisch von jedem Mann zu erlernen und braucht schlicht Übung und kaum Technik. Denn man führt schlicht heftige Stöße und Stiche damit aus, immer wieder, bis der Feind an einer Blutung oder schweren Bauchverletzung zu Boden geht. Die verstärkte Spitze erlaubt es mit entsprechender Kraft sogar Kettenglieder eines Panzers aufzubrechen. Es wird von unserer Infanterie mit einem Turmschild kombiniert aber wir werden heute schlicht den direkten Kampf üben und euch dazu bringen, wenig elegant einen Feind zu Boden zu stechen und euch begrifflich zu machen, dass es keinen ehrbaren Zweikampf gibt, der euch von euren Ausbildern einst beigebracht wurde," erklärte er ausführlich und deutete dann mit der Klinge zu großen Holzträgern an denen zwei tote Schweinen hingen, die jedoch weitesgehend unversehrt wirkten. "Dort hängen zwei bereits tote Schweine. Schweinekörper sind unseren Körpern nicht unähnlich. Ich möchte, dass ihr mehrere kräftige Klingenstöße in die Körper vollführt. Ich werde bei Bedarf Stoßrichtungen korrigieren und euch erst einmal Fehler machen lassen, damit wir darauf aufbauen können," sagte er und trat mit wenigen Schritten zu den aufgehängten Schweinekörpern. "Es ist notwendig, dass ihr einschätzen könnt, wie viel Kraft notwendig ist, eine Haut zu durchstoßen und Knochen zu durchbrechen." Wieder deutete er auf die Schweine. "Bitte fangt zeitgleich an. Wundert euch nicht. Die Angelegenheit kann blutig werden," meinte er ohne jede Regung im Gesicht und nickte Orpheus sowie Stavros zu, dass sie nun ihre Waffen aufnehmen konnten, um zu beginnen.
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Stavros Castellanos
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#8
Stavros hasste Belisarius Caderitor. Wahrlich und zutiefst. Immer versuchte er sich aufzuspielen und nutzte auch seine Verbindung zum Großkönig selbst, um seine eigenen Wünsche durchzusetzen. Er mochte das Land lieben, aber war dabei grausam und eiskalt, und das war keine gute Kombination. Und dennoch hörte der Großkönig auf ihn und Stavros konnte über diese Unsinnigkeit nur staunen. Doch jetzt war er hier, musste sich Vorträge anhören und schaltete dabei gedanklich ein wenig ab. Bei einer Sache jedoch spitzte Stavros seine Ohren, und er kam Belisarius nahe, so nahe, dass er dessen Atem hören konnte. “Droht mir noch einmal, und Ihr werdet es bereuen, verstanden? Vergesst nicht Euren Platz.” Dann ließ er sich von Orpheus so weit beruhigen, dass er wieder einige Schritte nach hinten ging und erstmal tief ein- und ausatmete. Hatte Belisarius gerade wirklich auf seine Liaison mit Rajani angespielt? War das sein verdammter Ernst? Er sollte ihm die Faust ins Gesicht rammen, doch stattdessen schloss er die Augen, lockerte seinen Nacken und hörte diesem ewigen Vortrag zu. Hatte der Caderitor vergessen, dass Orpheus und er eine Ausbildung genossen hatten, Waffentraining eingeschlossen? Er wusste, was ein Kurzschwert war, er wusste, wie es auf dem Schlachtfeld zuging, und er wusste, was Krieg bedeutete. Aber nun gut.

Einige Waffen lagen aus, und Stavros ging hin, um sich ein Kurzschwert zu nehmen. Er besah es sich von allen Seiten und nickte dann. Dann würde das Training wohl beginnen. Die zwei toten Schweine waren ein Gräuel zum Begutachten, doch er versuchte diesen Gedanken abzuschütteln und stach gekonnt mit dem Kurzschwert zu. “Orpheus, mein lieber Cousin”, neckte er den Frisch-Vermählten. “Wenn wir später gegeneinander antreten, verschone ich dich, versprochen. Deine Gemahlin soll mich nicht köpfen lassen, weil ich dir eine Schramme in dein schönes Gesicht geschnitzt habe.” Das war natürlich nur ein Scherz, und er wartete, bis Orpheus mit seinem Stich fertig war. Bisher war es noch nicht blutig geworden, aber er wusste ja auch, dass das schnell anders werden konnte.
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