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The breaking of a wave cannot explain the whole sea. - Druckversion

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RE: The breaking of a wave cannot explain the whole sea. - Remus Prudenius - 06-12-2024

„Minimal.“, erwiderte Remus, ein halbes Lächeln zierte seine Lippen, das ebenso entschuldigend wie selbstironisch wirkte. In Wahrheit war das Verhandeln nie seine Stärke gewesen – eine Schwäche, die er ohne viel Bedauern akzeptierte.
Es war genau diese Erkenntnis, die ihn schon früh dazu gebracht hatte, den Weg eines Ritters zu wählen, anstatt sich in den Handelsstuben oder auf Märkten zu beweisen. Manche Menschen schienen von Geburt an mit einem silbernen Zungenschlag gesegnet zu sein, der mühelos Gold aus Worten webte – Remus jedoch gehörte nicht zu ihnen. Sein Blick wanderte kurz ab, die Erinnerung an endlose Lektionen über Diplomatie und Handel, die er als Junge hatte ertragen müssen, flammte auf. Wie oft hatte er vor sich hin gemurmelt, dass Schwert und Schild ihm mehr lagen als Pergament und Feder? Die Wahl eines Ritters statt eines Kaufmanns war keine Flucht gewesen, sondern eine Entscheidung aus tiefster Überzeugung.

Nachdenklich glitt der Blick des Söldners zur nahenden Wegkreuzung, jener unscheinbaren Ecke, an der sich ihre Wege bald trennen würden. Während Caragh sprach, bemerkte er mit einer leisen Melancholie, wie grundverschieden die Welten waren, aus denen sie stammten – und in denen sie lebten.
„Das klingt nach einer angenehmen Gesellschaft.“, sagte er schließlich, ein halbes Lächeln zierte seine Lippen. Die Worte kamen ehrlich, aber auch ein wenig distanziert, wie jemand, der einen Moment mit Wertschätzung betrachtet, der ihm selbst jedoch nicht greifbar ist. Gut für sie, dachte er, und in seinem Brustkorb regte sich ein warmes Gefühl. Es war keine Eifersucht, sondern eine aufrichtige Freude darüber, dass sie anscheinend zufrieden mit ihrem Leben war.

Als sie die Ecke erreichten, verlangsamte Remus seine Schritte und blieb schließlich stehen. Für einen Moment schien er die Worte abzuwägen, die er sagen wollte, bevor er schließlich sprach: „Dann wünsche ich dir auf jeden Fall einen angenehmen Abend! Und weiterhin alles Gute.“, ein leichtes, fast spielerisches Lächeln umspielte seine Lippen, während er sich mit einer theatralischen Geste zu einer übertrieben höfischen Verbeugung hinabneigte. Seine Haltung war so überzogen wie charmant, und das schalkhafte Zwinkern, das er hinzufügte, machte unmissverständlich klar, dass der Söldner es nicht lassen konnte, auch in solchen Momenten einen Hauch von Leichtigkeit einzubringen.

Ohne zu zögern drehte er sich schließlich in Richtung der Taverne, wo das Licht und die Stimmen eines anderen Abends auf ihn warteten. Seine Schritte hallten leise auf dem Pflaster wider, während er sich entfernte, doch der Schatten eines Lächelns blieb auf seinem Gesicht – eine Spur des kurzen, unerwarteten Gesprächs, das ihn aus dem gewohnten Trott herausgerissen hatte.




RE: The breaking of a wave cannot explain the whole sea. - Caragh Macnamara - 11-12-2024

Ihr gemeinsamer Weg neigte sich nun dem Ende zu. Die Zeit hat leider nicht gereicht, dass das Thema Leander noch einmal aufkam. Sie selbst hatte es auch nicht von sich aus ansprechen wollen. Nicht dass sie nicht neugierig gewesen wäre aber es erschien ihr unpassend angesichts der nur sehr flüchtigen persönlichen Verbindung. Wahrscheinlich würde sie es morgen sowieso schon wieder vergessen haben. Es fehlte schließlich nicht an wichtigeren Themen, die sie derzeit beschäftigen. Der Krieg, die Drachensichtungen und dann noch die alltäglichen Priesterinnenpflichten.

Sie hatte diese unerwartete Begegnung aber sichtlich genossen. Nicht oft traf man eine alte Bekanntschaft aus Jugendtagen wieder. Solche Begegnungen zeigten einem auch, welche seltsamen Wege das Schicksal nehmen konnte. Sie hatte die letzten Jahre nicht oft an Remus gedacht aber wenn, dann hatte er vor ihrem inneren Auge immer die Gestalt eines idealtypischen Ritters. Ob er seinen Jugendträumen immer noch nachtrauerte? Oder hat er mit dem Söldnerleben seinen Frieden geschlossen? In seinen Gesichtszügen sah sie eine Traurigkeit, die nie ganz verschwand, auch nicht wenn er lachte oder scherzte. Verbitterung konnte sie aber nicht erkennen, was auf jemanden hindeutete, der zwar unzufrieden war, sich trotz allem aber eine gewisse Seelenruhe bewahrt hatte.

Auf die scherzhaft übertriebene Verbeugung reagierte sie schmunzelnd mit einem ebenso theatralischen Knicks, bei dem sie ihr Kleid mit Daumen und Zeigefinger leicht anhob. "Es war mir ein Vergnügen, Remus Prudenius, gehab dich wohl!" Als ihre Wege sich trennten setzte sie sich sofort die Kapuze ihres Capes auf und spürte wie wohlige Wärme ihre kalten Wangen umgab.