Facing the Storm
I could drag you from the ocean - Druckversion

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RE: I could drag you from the ocean - Caeus Valerius - 29-12-2024

Der Moment, der so intensiv und geladen zwischen ihnen gehangen hatte, begann sich mit den ersten Strahlen der Sonne zu verflüchtigen, als hätte die Hitze des beginnenden Tages das Wesentliche des Augenblicks fortgetragen. Caeus spürte, wie die Welt um ihn herum wieder an Gewicht gewann, wie die Luft schwerer wurde und die Geräusche der nahen Wüste sich einmischten. Die Stille, die bis eben zwischen ihnen gehangen hatte, löste sich langsam, doch in ihm selbst blieb eine Leere zurück, die er noch nicht ganz zu deuten wusste.
Seine Hände glitten weiter über ihre Oberschenkel, die Berührungen zärtlich und fordernd zugleich. Mit jedem Streifen ihrer Haut unter seinen Fingern schien die Nähe zwischen ihnen wieder fester zu werden, ein Band, das durch nichts so leicht zu durchtrennen war. Doch als seine Hände sich zwischen die Felsen hinter ihr und ihren Körper schoben, als er den Raum spürte, der sie beide immer mehr umgab, wurde ihm klar, dass sie sich in einem Moment befanden, der unvermeidlich enden musste. Der Augenblick war zu kostbar, zu vergänglich, um unendlich zu währen. Zariyah hatte etwas in ihm berührt, etwas, das sich tief in seiner Brust eingraben würde. Ein Teil von ihm wollte sich weigern, es zuzulassen, den Moment zu entweichen.

Ihre Küsse jagten einen wohligen Schauer über seinen Körper und in diesem Moment wünschte er sich nichts mehr als sie einfach weiter halten zu können. Sie nah an sich zu ziehen und die Welt in der sie lebten für sich allein zu lassen. Sollten sich andere um jene Schicksale kümmern die sie in den Händen hielten. Die Menschen und ihre Schicksale, die Kämpfe, die er mit sich selbst und der Bruderschaft ausfocht – all das wurde plötzlich weit weg, bedeutungslos. In diesem Augenblick war nur noch sie, Zariyah, die Frau, die mehr von ihm beanspruchte, als er jemals zugeben würde. Doch in diesen Momenten schien es ihm leicht, alles andere zu vergessen, als wären sie die einzigen beiden, die noch zählten.
Ihre Worte brachten den Anführer der Bruderschaft zurück in die Realität, aus der Trance, in der er sich so gerne verloren hätte. Ein leises Seufzen drang unwillkürlich aus seiner Kehle, als er ihre Worte vernahm – Worte, die ihn an die Welt erinnerten, die er zu verdrängen versuchte. Sie hatten eine Schwere, die nicht so leicht von ihm abzufallen schien, eine Last, die sich in seinen Gedanken festhakte. Doch an diesem Moment, hier und jetzt, zog er sie näher an sich. Die Nähe zu ihr war wie ein vertrautes, beruhigendes Band, das ihn in dieser Welt der Ungewissheit hielt. Gemeinsam ging er mit ihr zu der verborgenen Höhle, die vor den Blicken der Welt sicher war. Als sie das provisorische Bett erreichten, legte er sie sanft darauf ab, ohne seine Hände von ihrem Körper zu nehmen. Seine Bewegungen waren ruhig und bedacht, als er sich hinter ihr niederließ, sie wieder in seine Arme zog. Sein Gesicht vergrub sich in ihrem Haar, das nach unbekannten Ölen und Kräutern duftete – ein Duft, den er mit ihr verband, auch wenn er nie zuvor etwas Ähnliches gerochen hatte. Es war ein vertrauter Geruch, der ihn für einen Moment alles vergessen ließ, was ihn quälte. Hier, in diesem Moment, gab es nur sie und ihn. In dieser Höhle die einst von einem Kind gefunden wurde. Sanft strich seine Hand über die Seite ihres Körpers, über die weichen Rundungen ihres Körpers, während seine Lippen über ihren Nacken strichen. "Ich wünschte auch.", griff er ihre Worte nochmal auf.



RE: I could drag you from the ocean - Zariyah Silk - 29-12-2024

Caeus trug Zariyah durch das gleißende Sonnenlicht, hin zu der Höhle, die ihr persönliches Bollwerk war, eine Zuflucht inmitten einer Welt, die keine Gnade kannte. Der Rhythmus seines Schrittes, die Stärke seiner Arme, die sie sicher und eng bei sich hielten – alles fühlte sich an wie ein verzweifelter Versuch, die Zeit selbst anzuhalten. Doch mit jedem Schritt wusste sie, dass dieser Moment flüchtig war, ein zarter Faden, der jeden Moment zu reißen drohte. Zariyah spürte ihn intensiv, jede seiner Bewegungen vorsichtig, als hielte er ein kostbares Artefakt, das nicht zerbrechen durfte. Der Weg zur Höhle war vertraut, doch an diesem noch jungen Tag erschien er ihr anders – schwerer, bedeutsamer. Die schonungslose Helligkeit der Wüste umgab sie, doch ihre Aufmerksamkeit war allein auf ihn gerichtet, auf die Stärke seiner Arme und den gleichmäßigen Rhythmus seines Atems. Als sie die Höhle erreichten und er sie sanft auf das Lager niederließ, durchzog sie ein bittersüßes Gefühl. Sie spürte die Wärme, die sie umgab, die Stärke seiner Nähe – und doch wusste sie, dass dieser Moment endlich war. Als er sich aus ihr zurückzog, fühlte sie eine Leere, die sie wie eine eisige Welle überwältigte. Es war nicht nur der körperliche Verlust, sondern vielmehr das Bewusstsein, dass dies vermutlich das letzte Mal gewesen sein könnte. Ihre Finger glitten unwillkürlich über die Stelle zwischen ihren Schenkeln, wo er sie verlassen hatte, und die Wärme seines Körpers schien sich dort immer noch festzuhalten. Die Stille eines neuen Tages umgab sie, doch in ihrem Inneren toste ein Sturm aus Gefühlen – Trauer, Sehnsucht, aber auch etwas anderes, Neues, das sie kaum zu benennen wagte.

Zariyah spürte, wie er sich hinter ihr positionierte, seinen Körper an ihren schmiegte und sie umfing. Seine Arme legten sich fest um ihre Mitte, und sie lehnte sich gegen ihn, suchte Halt in seiner Wärme. Der vertraute Duft seiner Haut, das Gewicht seiner Berührungen, schien sie für einen Moment zu erden. Doch ein Teil von ihr war angespannt, nervös. Ihr Herz raste, als hätte es begriffen, dass dies der Moment war, auf den alles zulief – die letzte Gelegenheit, ihm etwas zu sagen, das sie seit Wochen mit sich trug. Ein Geheimnis, das auch ihn betraf, ein Teil von ihm, das er auf so vielen Ebenen bei ihr zurück gelassen hatte. Die Worte drängten sich auf ihre Lippen, doch die Angst, ihn damit zu verlieren, war wie ein schwerer Schleier, der sich über ihren Mut legte. Sie wusste, dass die Zeit drängte, dass sie ihm davon erzählen musste, für ihrer beider Seelenheil. Ihre Gedanken wirbelten durcheinander, während seine Hände sanft über ihre Flanken glitten, eine Berührung, die so vertraut war und doch etwas Neues in ihr entfachte. Sie biss sich auf die Lippe, um das Feuer in ihrem Inneren zu zähmen, ein aufkeimendes Verlangen, das mit der Nervosität in ihr rang. Ihre Hand zitterte leicht, als sie die Führung seiner Rechten übernahm, seine Fingerspitzen unter den weiten Saum ihres Leinenhemdes leitete. Die Luft zwischen ihnen schien stillzustehen, als seine Berührung auf die weichen Rundungen ihres Bauches traf.

Ihre Finger zitterten leicht, als sie ihn die Konturen ihres Leibes erkunden ließ. Die Veränderungen war subtil, kaum sichtbar, doch für sie, die diese Veränderungen schon unzählige Male bei den anderen Mädchen des violetten Tigers beobachten konnte, durchaus spürbar. Ihr Bauch war weicher geworden, eine zarte Wölbung, die vorher nicht da gewesen war. Seine Berührungen waren zärtlich, als er die neuen Konturen ihres Körpers erkundete. Zariyah schloss die Augen, und sie ließ sich für einen Moment in der Intimität treiben, die sie miteinander teilten. Doch in ihrem Inneren kämpfte sie mit den Worten, die unausgesprochen zwischen ihnen hingen. Wie sollte sie es ihm sagen? Wie konnte sie ihm begreiflich machen, was das alles mit ihm zu tun hatte? Ihre Atmung beschleunigte sich, nicht nur wegen der Intensität dieses Augenblicks, sondern auch wegen der Schwere dessen, was sie ihm unausgesprochen zeigen wollte. Sie spürte, wie sein Daumen vorsichtig eine Spur zog, als wolle er die neue Beschaffenheit ihres Körpers begreifen.

Sie atmete tief ein, versuchte verzweifelt, ihre Gedanken zu ordnen, doch die Nähe zu ihm machte es ihr schwer. Seine Hände schienen die Schwere ihres Geheimnisses zu erahnen, die Bedeutung dieser Veränderung, doch sie konnte die Unsicherheit in sich nicht abschütteln. Ihre Lippen öffneten sich, als wollte sie sprechen, doch die Worte blieben aus. Stattdessen hob sie eine Hand und legte sie auf die seine, drückte sie sanft, als wollte sie ihm stumm etwas mitteilen. Zariyahs Körper war nicht mehr derselbe wie bei ihrem letzten Treffen. Die Veränderungen waren noch zart, ein kaum merklicher Übergang in etwas Neues. Ihre Brüste waren empfindlicher geworden, vielleicht sogar einen Hauch voller, ihre Haut schien reiner, strahlender, ihr ohnehin unstillbarer Appetit nahm seit Wochen neue Ausmaße an – alles Anzeichen für das, was in ihr wuchs. Es war ein Wunder, das sie mit Freude und Angst zugleich erfüllte, ein Geheimnis, das sie mit ihm teilen wollte – nein, teilen musste. Bevor es zu spät war. Doch wie konnte sie es sagen, ohne die Fragilität dieses Moments zu zerstören? Ihre Finger strichen beinahe hypnotisierend über seine Hand, führten sie sanft um ihren Leib herum, während sie sich enger an ihn schmiegte. Sie wollte, dass er es fühlte, dass er verstand, ohne dass sie die Worte aussprechen musste. Doch ein Teil von ihr wusste, dass es nicht genug sein würde. Sie musste es ihm sagen, bevor die Zeit sie wieder auseinandertrieb.

Ihr Kopf lehnte sich gegen seine Schulter, und sie schloss die Augen. Sie war schlicht unfähig, die Worte zu formen, die ihr auf der Zunge lagen. Stattdessen ließ sie sich in seine Umarmung sinken, suchte Trost in seiner Nähe. In ihrem Inneren tobte der Kampf weiter. Sie wusste, dass sie ihm die Wahrheit sagen musste – dass dieses Leben, das sie in sich trug, ein Teil von ihm war. Doch die Angst vor seiner Reaktion, vor dem, was diese Offenbarung für sie beide bedeuten würde, lähmte sie. Stattdessen genoss sie die Wärme seiner Berührung, den Schutz, den er ihr bot, und hoffte, dass der Moment noch ein wenig länger währen würde.



RE: I could drag you from the ocean - Caeus Valerius - 29-12-2024

Caeus ließ Zariyah die Führung über seine Hand, seine Finger folgten bereitwillig ihren Anweisungen, als wäre sie die Dirigentin dieses Moments. Seine Lippen fanden die feine Kontur ihres Ohres, hauchten zarte, kaum spürbare Küsse auf die empfindliche Haut dahinter. Der Klang ihres Atems, der ihn sanft erreichte, schien jeden seiner Sinne zu durchdringen.
Ihr Körper schmiegte sich enger an seinen, die Wärme ihrer Haut verband sich mit seiner, wie ein stilles Versprechen, das nur sie beide verstanden. Die Verschmelzung ihrer Düfte – eine Mischung aus den Kräutern, die sie trug, und dem Hauch von Erde und Leder, der ihn umgab – umfing ihn vollständig. Es war, als würde der Moment in der Tiefe seiner Seele verankert, unauslöschlich, ein stilles Flüstern, das zwischen ihnen bestand.Und gleichzeitig spürte er die Schwere ihrer Bedeutung auf eine Weise, die er selbst nicht vollständig begreifen konnte. Es war, als würde etwas in ihm resonieren, ein leiser Nachhall einer Verantwortung, die er noch nicht in Worte fassen konnte.

Seine Hand ruhte auf ihrem nahezu flachen Bauch, die Wärme ihrer Haut pulsierte unter seinen Fingern. Doch es war die leichte Wölbung, die sich wie selbstverständlich in seine Handfläche schmiegte, die ihn innehalten ließ. Dieser kaum wahrnehmbare, zarte Hinweis auf eine Veränderung, auf etwas, das größer war als sie beide, löste eine Flut unausgesprochener Gedanken in ihm aus. Er konnte nicht mit Sicherheit wissen, ob es von ihm war – so naiv war der Anführer der Bruderschaft nicht. Zweifel krochen an den Rändern seines Verstandes entlang, flüsterten leise, bohrende Fragen. Doch während er ihre Wölbung unter seiner Hand spürte, war da eine überraschende Klarheit in ihm, die all das übertönte.

Es war ihm egal.

Es spielte keine Rolle, ob dieses Leben, das sich vielleicht unter ihrer Haut regte, von ihm war. Es änderte nichts an den Gefühlen, die er für sie hegte – sie waren zu stark, zu tief verwurzelt. Wenn überhaupt, verstärkte es nur sein Verlangen, sie fortzubringen, weg von diesem Ort. Er zog sie näher an sich, so nah, dass kein Raum zwischen ihnen blieb, als wäre es nur so möglich, das Gewicht seiner Gedanken zu teilen. Seine andere Hand fand ihren Weg zu ihrem Haar, strich sanft darüber, als wolle er die wirren Strähnen genauso ordnen wie das Chaos in seinem Inneren. Vorsichtig schob er es zur Seite, entblößte ihren Nacken und den feinen Bogen ihrer Wange, ehe seine Lippen die zarte Haut ihrer Mundwinkel berührten.

Er sagte nichts.

Kein Wort kam über seine Lippen, obwohl die Stille schwer zwischen ihnen lag. Er wartete. Wartete darauf, dass sie sprach, dass sie das unausgesprochene in seinen Augen erkannte und ihre Worte die quälende Ungewissheit in ihm bestätigten. Seine Brust hob und senkte sich unruhig, doch er hielt den Blick auf sie gerichtet, suchte in ihrem Gesicht nach einer Antwort, die nur sie ihm geben konnte.

„Komm mit mir“, wiederholte er, seine Stimme fast ein Flüstern, als würde er fürchten, dass die Schwere seiner Bitte zu laut in der Stille erschallen könnte. Es war eine Einladung, eine Bitte, eine Forderung zugleich – und doch konnte er nicht genau sagen, ob er sich selbst mehr darum bat oder sie.



RE: I could drag you from the ocean - Zariyah Silk - 10-05-2025

Zariyah spürte, wie seine Fingerspitzen unter dem Saum ihres Hemdes innehielten. Wie ein einziger, flüchtiger Atemzug stand der Moment zwischen ihnen, spannte sich wie ein feines Gewebe aus Seide, das jeden Moment reißen konnte. Caeus hatte es gespürt. Seine Berührungen waren langsamer geworden, tiefer. Nicht tastend im begehrenden Sinne – sondern wie jemand, der begreifen will. Der beginnt zu begreifen. Sein Schweigen war kein Mangel an Worten, sondern eine stille Anerkennung, und es war genau dieses Schweigen, das etwas in ihr aufriss. Etwas, das sich nicht länger verstecken ließ. Ihre Hand ruhte noch auf der seinen, ihre Finger leicht verkrampft, als könnte sie damit verhindern, dass der Moment sich in Bewegung setzt, dass etwas Unwiderrufliches geschieht. Doch sie wusste ebenso, sie konnte sich nicht mehr vor dem unausweichlichen Bekenntnis verschließen. Ihr Körper schien in Flammen zu stehen – nicht in der alten Art, in der sein Blick oder seine Stimme sie hatten beben lassen, sondern in jener rohen, erschütternden Wärme, die aus ihrer Mitte aufstieg, vermischt mit Angst, mit der zarten Hoffnung, mit etwas, das größer war als sie selbst.

Langsam – mit einer geschmeidigen, katzenhaften Bewegung, die nichts von ihrer Entschlossenheit verriet – drehte sie sich in Caeus’ Schoß. Ihre Schenkel  umschlangen seine Hüften, ihre Knie an seinen Flanken, der leichte Stoff des Hemdes spannte sich, wurde zur bloßen Geste von Bedeckung. Ihre Arme legten sich auf seine Schultern, zogen ihn näher, während ihr Blick sich in seinen bohrte – so intensiv, dass sie ihn kaum ertragen konnte. Leidenschaft war einer rohen Verletzlichkeit gewichen, die sie zutiefst erschütterte. Die Nähe zu ihm war fast zu viel, seine Wärme, seine Kraft. Sie spürte jede Regung seines Körpers unter sich, jeden Atemzug, jede Bewegung seiner Hände an ihren Hüften, als wolle er sie halten, bewahren – gegen die Welt, gegen das Schicksal.

Zariyahs Atem verweilte einen Herzschlag lang an seinem Hals, ehe sie sich sanft von ihm löste – nicht ganz, nur so weit, dass sie ihn wieder ansehen konnte. Sein Blick ruhte auf ihr, fordernd und flehend zugleich, die Worte, die er gesprochen hatte, hingen noch wie ein Nachklang zwischen ihnen. Komm mit mir. Ein Flüstern, das sich wie eine Schneise durch ihr Innerstes brannte. Doch sie ließ es ungehört. Nicht weil sie es nicht vernommen hätte – sondern weil sie nicht antworten konnte. Nicht jetzt. Nicht so.

Seine Worte waren zu groß, zu schwer, zu endgültig. Und sie konnte sie nicht zerbrechen – nicht diesen Moment, nicht seine Hoffnung. Nicht, wenn die Wahrheit sie vielleicht morgen schon aus seinen Armen reißen würde. Stattdessen ließ sie ein leises, beinahe entschuldigendes Lächeln über ihre Lippen huschen, nur ein Hauch, kaum mehr als ein Schatten von dem, was sie wirklich fühlte. Ihre Finger glitten über seine Schultern, weiter über seine Brust, und verharrten dann an seinem Herzen. Ein sanfter Druck, rhythmisch, fast wie eine Antwort auf seinen Wunsch – aber eine, die sich in Berührung kleidete, nicht in Worten.

Sie beugte sich vor, streifte mit der Nasenspitze seine Wange, hauchte einen Kuss an den Rand seines Kiefers, lenkte ihn ab, mit Zärtlichkeit, mit Nähe, mit der einzigen Waffe, die ihr in diesem Moment geblieben war. Ihre Lippen fanden die feine Linie über seinem Schlüsselbein, während ihre Hüften sich in einer kaum merklichen Bewegung enger an seine schmiegten, ihn fesselten mit Haut und Wärme und dem, was zwischen ihnen war – unausgesprochen, aber unübersehbar. Ihr Körper erzählte ihm, dass sie hier war. Jetzt. Dass es diesen Moment gab. Und nur diesen.

Nun ließ sie ihre Stirn an seine sinken, ihre Lippen nur einen Hauch entfernt von seinen, den Atem teilend, der für beide zu schnell ging. Es war kein Geständnis, das sie sprach – es war eine Erkenntnis. Eine unumkehrbare Tatsache. Ihre Finger wanderten über seinen Hals, tasteten seine Wärme, und ihre Berührung verriet mehr als jede ihrer früheren. Denn sie zitterte leicht. Nicht aus Kälte. Nicht aus Lust. Sondern aus dem, was in ihr heranwuchs: Leben. Sie hatte es nicht geplant. Hatte nie geglaubt, dass ihr ein solches Schicksal bevorstehen würde. Ihre Vorkehrungen – sorgfältig, gewissenhaft, ritualisiert – waren nie vernachlässigt worden. Nicht in all den Jahren. Doch in den Tagen nach ihrer Begegnung mit ihm … war ihr alles entglitten. Ihr Denken war weich geworden, ihre Routinen zerfasert. Und jetzt war es zu spät.

„Es war nicht geplant“, flüsterte sie – kaum hörbar –, und ihre Stimme zitterte. “Und es soll dir nicht zur Last werden, aber du musst es erfahren.“ Ein wenig fester nun ihre Stimme. Der perfekte Ausweg, wie ihn ein jeder Mann wünschte, der eine Hure geschwängert hatte und davon erfuhr. Eine Hure, deren Geheimnisse so viel mehr Dunkelheit umfassten, als Caeus bisher begreifen mochte. Die Welt draußen mochte brennen, ihr Schicksal sich gegen sie wenden, die Zeit knapp sein – aber hier und jetzt, seinen Armen, existierte nichts davon. Kein Morgen, kein Danach. Nur das Jetzt.

Sie wollte ihn spüren, wollte ihn in sich einprägen, in jede Faser ihres Wesens gravieren, als könnte das Wissen um ihn, seine Wärme, seine Stärke, sie beschützen, wenn sie wieder allein war. Allein und auf dem Weg in ein unbekanntes, blutiges Schicksal. Als wäre seine Nähe ein Talisman gegen das, was in ihr grollte – gegen den Schmerz, der sie erwartete, gegen den Tod, der ihr längst auf den Fersen war. Ein sanftes Zittern durchlief sie, als ihre Stirn erneut an seiner ruhte. Ihr Atem war flach, unregelmäßig, ihre Augen glänzten – nicht vor Lust, sondern vor Angst. Vor einem Glück, das zu spät kam. Vor der Möglichkeit, dass das, was in ihr wuchs, niemals seine Stimme hören würde. Niemals seine Hände spüren. Niemals ihn würde kennenlernen, wie sie ihn kannte.

Zariyah schloss die Augen. Ihre Finger sanken an seine Seiten, umklammerten ihn fester. Vielleicht zu fest. Als würde sie sich an ihm festhalten wollen, ehe die Wellen sie mit sich rissen. Und sie wusste, dass sie es ihm sagen musste, bevor sie ihn verlor. Denn es war sein Leben, das sie in sich trug – nicht irgendeines. Nicht irgendjemand. Sondern seines. Sie sprach es nicht direkt aus. Aber in der Art, wie sie seine Hand wieder zu ihrem Bauch führte, wie sie sie dort hielt, fest und zärtlich zugleich, lag alles, was er wissen musste.

Die Zeit stürzte über sie hinweg, schneller als sie denken konnte. Und doch ließ sie sich noch einen Augenblick in seinen Blick sinken, zeigte ihm das Chaos in sich: die Angst, die Freude, die tiefe Unsicherheit, ob sie stark genug war für das, was kam. Ob sie ihn festhalten konnte, ohne ihn zu bitten, zu bleiben. Ob sie ihn loslassen konnte, ohne zu zerbrechen. Sie sagte nicht, dass es sein Kind war. Er würde ihr niemals glauben können. Aber sie blickte ihn an, als könne es keinen Zweifel geben. Und dann lenkte sie ihn erneut ab, dieses Mal sanfter, ließ ihre Lippen über seinen Hals wandern, während ihre Hüften sich leicht bewegten – keine Aufforderung, sondern ein Trost. Eine Flucht. Ein letzter Moment, den sie ihm geben wollte, bevor sie ihm alles nehmen musste. Ehe sie sich selbst opferte, um zu schützen, was von ihm in ihr wuchs. Denn sie konnte ihn nicht begleiten. Und sie konnte es nicht sagen. Nicht heute. Nicht, wenn er sie so ansah. Nicht, wenn sie in seinen Armen lag, wie etwas, das man retten konnte.

Also schwieg sie. Und liebte ihn in der Stille.



RE: I could drag you from the ocean - Caeus Valerius - 12-05-2025

"Es war nicht geplant und es soll dir nicht zur Last werden, aber du musst es erfahren."

Die dunklen Augen des Söldneranführers ruhten auf Zariyahs Gesicht – weich gezeichnet von Müdigkeit, von Erinnerung, von dem, was unausgesprochen zwischen ihnen lag.
Er spürte das feine Zittern in ihrer Aura, wie eine Saite, die kurz vor dem Reißen steht. Zwischen ihnen spannte sich eine Stille, schwer und dicht wie Rauch. Keine Lüge war gefallen, und doch wog die Wahrheit zwischen ihnen – eine Wahrheit, die Abstand schuf. Nicht, weil er ihr misstraute. Sondern weil ein Teil von ihm bereits wusste: Sie würde nicht mit ihm gehen.

Er erinnerte sich an die Messer an ihrer Hüfte, die Rüstung auf ihren Schultern, die Entschlossenheit in ihrem Blick – all das, was sie trug, bevor sie nackt nebeneinander im Dämmerlicht gelegen hatten, vielleicht zum letzten Mal.
Ein letzter Hauch von Nähe in einer Welt, die sie bald wieder voneinander fordern würde.

Und ein Teil von ihm – roh, zornig, fast verzweifelt – wollte sie festhalten. Wollte sie zwingen, mit ihm zu kommen, das Feuer in ihr zu ersticken, das sie weitertrieb.
Doch selbst in diesem brennenden Wunsch lag die Gewissheit: Zariyah ließ sich nicht fesseln. Nicht von Ketten. Nicht von Liebe. Nicht einmal von dem zarten, kaum greifbaren Leben, das nun unter ihrem Herzen ruhte – still und doch allgegenwärtig, wie ein ferner Glockenschlag im Nebel.

"Ihr beide wärt mir keine Last", flüsterte er – die Worte kaum mehr als ein Hauch, gesprochen dicht an ihrer Halsbeuge, wo ihre Haut warm gegen seinen Atem pulsierte. Seine Finger glitten sacht über ihre Oberschenkel, als wolle er sie nicht nur spüren, sondern sich in ihre Nähe retten, sie in sich einprägen, bevor sie entglitt.
Doch in seiner Stimme lag ein Riss – ein Brechen, das er nicht mehr verbergen konnte.

Und er verabscheute sich dafür.

Für die Weichheit, die in ihm gewachsen war wie ein Dornbusch, für das Schwanken in seinem Ton, das ihn verriet. Er war zu weich geworden. Zu viel Gefühl in einer Welt, die kein Erbarmen kannte. Selbst angesichts der Möglichkeit, dass das Kind unter ihrem Herzen nicht das Seine war – es spielte keine Rolle. Keine. Sein Herz hing längst an dieser Frau, an dem Feuer in ihr, an der Unbeugsamkeit, die ihn zugleich anzog und zerbrach.
Und es würde an allem hängen, was aus ihr hervorging – ob Blut von seinem Blut oder nicht.

Weil Liebe nicht wählte.
Weil sie bereits gewählt hatte.


RE: I could drag you from the ocean - Zariyah Silk - 15-05-2025

Zariyah spürte seine Worte an ihrer Haut, dort, wo sein Atem sie streifte – kaum mehr als ein Flüstern, aber mit einer Wucht, die sie tief traf. Es war nicht nur das, was er sagte – sondern wie. Seine Stimme, so rau und gebrochen, drang durch jede ihrer Verteidigungen, tiefer als jede Klinge. Etwas in ihr zog sich zusammen, während ihre Kehle sich unmerklich verhärtete, als müsste sie verbissen gegen das ankämpfen, was seine Nähe in ihr aufbrach. Doch statt zu antworten, schmiegte sie sich enger an ihn, ihr Körper suchte den Seinen mit einer Zartheit, die nicht geplant war – ihr Oberschenkel presste sich gegen seine Hüfte, ihre Arme legten sich um ihn wie ein Versprechen, das nicht laut werden durfte. Ihre Stirn sank an seinen Hals, ihre Lippen streiften ihn, kaum merklich, mehr Atem als Berührung. Sie musste sich ihn einprägen. Musste jede Linie seines Körpers, jede Nuance seines Duftes, jede Regung seines Herzens in sich aufnehmen, als könnte sie ihn so für immer bewahren. Denn sie wusste, dass dieser Moment enden würde. Vielleicht für immer.

Sie sprach nicht. Nicht, weil sie nichts zu sagen hatte – sondern weil sie es nicht konnte. Die Wahrheit, die zwischen ihnen stand, war zu groß, zu schwer. Und wenn sie ihn jetzt ansah, wenn sie seine Augen traf, die so viel mehr wussten, als er sagen wollte, dann drohte sie zu brechen. Ihre Finger glitten über seinen Rücken, ganz sacht, als würden sie schreiben, was sie nicht aussprechen konnte. Dass sie nicht mit ihm gehen konnte, aber sie seine Erinnerung unter ihrem Herzen trug. Sie fühlte das Beben in seiner Stimme noch immer, die Ungewissheit, das Misstrauen gegen sich selbst. Er verachtete sich für diese Weichheit, für das Zittern in seiner Stimme, für das Gefühl, das sich nicht mehr hinter dicken Bollwerken verstecken ließ. Doch sie sah ihn anders. Sah ihn als etwas Ganzes. Nicht schwach. Nicht gebrochen. Sondern stark, weil er fühlte. Stark, weil er trotz allem liebte.

Sie hob den Blick, sah ihn an, und in ihren Augen stand keine Forderung, keine Bitte. Nur Anerkennung. Respekt. Und etwas, was die reinste Form von Liebe versprach. Er war nicht nur der Krieger, der Feldherr, der Mann, der ihre Welt erschütterte. Er war der Einzige, der sie wirklich gesehen hatte. Sie. Nicht die Hure, nicht die Assassine. Und diese Weichheit, diese verletzliche, fast flüchtige Bekenntnis in seinem Tonfall – es machte ihn nicht geringer. Es machte ihn vollkommen.

Als der Druck in ihrer Brust zu viel wurde, als all das Unausgesprochene sich einen Weg nach außen bahnte, geschah es einfach: Eine einzelne Träne löste sich aus ihren Wimpern, verfing sich einen Herzschlag lang im dichten, dunklen Wimpernkranz, und rollte schließlich still ihre Wange hinab. Schnell wandte sie den Kopf, verbarg ihr Gesicht an seiner starken Schulter. Nicht aus Scham – sondern aus Gewohnheit. Denn in ihrer Welt bedeuteten Tränen Schwäche. Und Schwäche bedeutete Gefahr. Ihre Hand glitt in seinen Nacken, vergrub sich im dichten Haar, als suche sie dort Halt gegen das, was kam. Gegen die Entscheidung, die sie getroffen hatte. Die sie nicht zurücknehmen konnte.

Sie hätte ihm sagen wollen, dass er genug war. Mehr als genug. Dass er all das war, woran sie nie geglaubt hatte. Dass er sie mit einer einzigen Berührung wahrer gemacht hatte, als es ihr je erlaubt gewesen war. Aber sie konnte es nicht. Wenn sie es sagte, würde sie ihn vertreiben, ihn verlieren. Doch vielleicht – vielleicht würde sie es ohnehin tun. Deswegen senkten sich ihre Lippen an seine Haut. Sanft. Langsam. Ein stummer Schwur, eine stummes Flehen, auch wenn sie wusste, dass sie ihn nicht bitten durfte. Ihre Bewegungen wurden ruhiger. Kontrollierter. Aber in jeder Geste, in jedem Streichen ihrer Finger, in der Art, wie sie ihren Körper an seinen schmiegte, lag ein leiser Abschied. Nicht ausgesprochen. Aber tief. Endgültig.

Zariyah küsste seine Brust, dort, wo sein Herz pochte. Legte ihre Wange darauf und verharrte einen Moment – als wollte sie den Rhythmus seines Lebens auswendig lernen. Vielleicht für die Stille, die folgen würde. Dann sah sie ihn wieder an. Offen. Zerbrechlich. Ohne Schutz. In diesem Blick lag all das, was sie nie würde sagen können: dass er alles verändert hatte. Dass er sie verändert hatte. Dass sie sich nach einer einzigen Nacht, in einem einzigen Mann verloren hatte. Und dass sie ihn in einem anderen Leben begleitet hätte. Vielleicht – nein, ganz sicher sogar. Wieder nahm sie seine Hand, führte sie an ihren Bauch. Ganz sacht. Kein Druck. Kein Befehl. Nur eine Geste.  Ihre Augen suchten seine, offen, ruhig, so verletzlich, dass sie es kaum ertrug. 

Dann küsste sie ihn. Nicht fordernd, nicht verzweifelt, sondern mit einer Zärtlichkeit, die fast weh tat. Ihre Lippen bewegten sich langsam auf seinen, als wollte sie ihm zeigen, was sie war – ganz, vollständig, für diesen einen Moment.

In diesem Kuss lag alles.

Alles, was sie nie hatte sein dürfen.
Alles, was er ihr bedeutete.
Alles, was sie für ihn zu sein erhoffte.

Und während sich ihre Stirn erneut an seine senkte, während sie ihren Atem mit seinem teilte, in einem flüchtigen Gleichklang, der für sie die Welt bedeutete, wusste sie:

Dies hier war das Ende.