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wars are won before the first battle is fought - *Zephyr Athanas - 28-02-2024 Zephyr ärgerte sich maßlos. Es war für ihn schleierhaft, wie der Großkönig einfach gedankenlos irgendwelche Befehle gebrüllt und die übrigen Berater gekuscht hatten. Und wer musste den Schlamassel nun wieder ausbaden? Natürlich er selbst. Er, der selbst gerade in Farynn gewesen war, um ein Ehebündnis für Desdemona mit dem dortigen Kronprinzen auszuhandeln. Abgewiesen hatte man ihn, in dem Moment, als klar geworden war, dass Walleydor seine kriegerischen Auseinandersetzungen nicht gegen das Herbstland richten würde. Nungut, es hatte Zephyr immerhin gelehrt, welches Land künftig wohl nicht weiter als Verbündeter zur Verfügung stand. Natürlich hatte man die Abfuhr für Desdemona so begründet, dass man sich nicht ins Kriegsgeschehen einmischen wollte. Allerdings sah Zephyr es eher so, dass auch Nichtstun eine Handlung war, die Folgen haben konnte. Würde. Also hatte er unverichteter Dinge und obendrein in einem Krisenzustand, indem er noch nicht hatte abschätzen können, ob die Armee des Frühlingslandes weiterziehen würde, mit Desdemona zurückreisen müssen. Sie hatte ihm natürlich keine Zeit gelassen, sich um die Bedrohung für sein eigenes Fürstentum, zu sorgen. Stattdessen war sie ihm unermüdlich in den Ohren damit gelegen, dass die würdigen Heiratskandidaten langsam ausgingen. Der weitere Rückweg wurde dann auch noch durch die Flutwelle verzögert, deren Ausläufer vor der Stadt Bellport zu spüren waren. Aber nun waren sie ja wohlbehalten zurück. Endlich. Und nachdem er einige Tage in Bardon Pass geweilt hatte, war er nun wieder in der Hauptstadt und musste die Trümmer sortieren, die die anderen ihm hinterlassen hatten. Was Castandor nun brauchte, waren mächtige Verbündete. Und am einfachsten bekam man die durch eheliche Verbindungen. Nun bereute er fast ein bisschen, sein bestes Pferd im Stall (Orpheus) zu günstig ans Sommerland verkauft zu haben. Zwar schickte König Ridvan allerhand in der Weltgeschichte umher, glücklicherweise auch kampffähige Männer (deren Kampffähigkeit streng genommen erst noch erprobt werden musste), aber durch die Inselstellung des Sommerlandes, war Matariyya kein wirklich starker Verbündeter. Ridvan hatte seinen eigenen Glanz über die Jahre verloren und vielleicht steckte ja ein wahrer Kern in seinen Sorgen vor Attentaten. Und auf dem Festland gingen ihm die Verbündeten ebenfalls aus. Mit dem Frühlingsland, das eh keinen Kronprinzen im heiratsfähigen Alter hatte, lag man im Krieg. Von Norsteading - dessen Kronprinz bereits mit einer frühlingsländischen Prinzessin vermählt war - konnte man ebenfalls nichts erwarten. Im Gegenteil, diese Hinterwäldler kämpften ja lieber an der Seite des Kriegstreibers. Und nun hatte auch Farynn ihm noch die Tore vor der Nase zugeschlagen. Nun stand es wohl fest, dass Desdemona nie irgendwo Königin werden würde. Und ihre jüngere Schwester Euphemia schon gar nicht erst für so etwas in Betracht kam. Es war Zeit, sich andere Verbündete im eigenen Land zu suchen und natürlich zählte er die Familie Caderitor zu jenen. Darum hatte er - von Bardon Pass aus sogar - Belisarius nach King's Portal einberufen, wo sie heute Nachmittag über Zephyrs Pläne sprechen konnten. Und wenn Zephyr sich seine Liste an Ideen ansah, dann war das eine ganze Menge. Als es klopfte, stand Zephyr auf und wies einen Burschen, der still in der Ecke gestanden hatte, mit einem Blick an, die Tür zu öffnen. "Euer Gnaden, Belisarius Caderitor ist hier und wünscht, Euch zu sprechen", erklärte ein Wachposten, woraufhin Zephyr abnickte. "Lass ihn eintreten." Dann kam Zephyr um seinen Schreibtisch herum und baute sich in seinem äußerst prunkvoll eingerichteten Arbeitszimmer auf. Belisarius mochte zwar einen Riesen unter seinen Vorfahren gehabt haben, aber auch Zephyr war nicht gerade zu kurz gewachsen. Alles an ihm machte einen prachtvollen und gleichzeitig seriösen Eindruck. "Ich grüße Euch, Belisarius", sprach er den Geringeren an, gab ihm die Hand und bedeutete ihm dann, Platz zu nehmen. "Wein?", erkundigte er sich und gab dann die Bestellung an seinen Mundschenk weiter. Er selbst trank bei der Arbeit immer nur stark verdünnten Wein. "Ich nehme an, es war keine Überraschung für euch, dass die Krone Euch einbestellt, nach allem, was in den letzten Tagen geschehen ist...?", erkundigte er sich zunächst mit unschuldiger Miene, während er selbst ebenfalls Platz nahm. RE: wars are won before the first battle is fought - Belisarius Caderitor - 28-02-2024 Zeit war eine delikate Angelegenheit. Nicht immer fand man sie, nicht immer geschah etwas richtig und oft lag sie schlicht falsch für eigene Ziele und Absichten. Belisarius wusste um den einfachen Fakt, dass die Zeit für alle Menschen gleich war und schlicht ablief. Für ihn war sie bereits gezählt; denn manchmal zählte er in Gedanken schlicht die Ereignisse und möglichen Ergebnisse auf; plante seine Zeit und verwarf die Pläne wieder. Nüchtern und kalt akzeptierte er, dass auch er nur ein Spieler auf einem großen Feld war, der mit der Zeit Gelegenheiten oder Niederlagen vorfand. Zu viele waren bereits in großer Ambition gefallen, hatten sich willfährig verrannt und doch glaubte Belisarius es besser machen zu können, denn er war in einem Punkt anders: Er machte sich keine Illusionen über die Natur der Menschen und der Reiche. Dabei vergaß er stets, dass er sich selbst betrog und seine zynische Verbitterung genauso falsch war, wie eine blinde Hoffnung manch anderer. Doch in diesen unruhigen Zeiten mochte Verbitterung tragfähiger sein und so hatte dieser Kriegshandwerker sicherlich gerade ein gutes Blatt in seiner Hand. Das Schicksal hatte ihm vielleicht ein zu gutes Blatt zugespielt, so dass er unbedingt groß spielen musste. - Und spielen zu müssen, war eine eigene Art Gefängnis, dessen Wände man selbst erbaute. Der Weg durch den Palast war seltsam einsam, denn die Gesichter verliefen wortlos, nacheinander und der Mann, der so manches Schicksal erlebt hatte, fand sich verloren wieder. Nicht einmal die Wachen, die er ausgewählt hatte, die er trainiert hatte, denen er Obrist war, wagten mehr als einen Salut beizubringen. Nur seine wogenden Schritte hallten über den Stein des Bodens. Fast, wie zur Stille verdammt, folgte der Kriegsherr seiner Absicht, nach der Einladung der Hand des Königs, hier das Spielfeld neu zu bereiten. Sein Herz schlug, das spürte er und sein Halsvene pochte auf, als er unmittelbar vor seinem Ziel war. Die Wache, auch aus seiner Tasche besoldet, nickte ihm zu und mit einer Handgeste wies Belisarius den Soldaten an, ihn anzumelden. Es brauchte keine Worte, denn sein Wunsch war ohnehin klar. Die Wache trat ab. Stille war manchmal Macht, und manchmal Strafe. Doch in diesem Augenblick wollte Belisarius sie einfach aufbrechen. So fremd es auch war, denn die Stille gebar für einen winzigen Moment Geborgenheit, bevor erneut Worte ausgetauscht wurden, die Schicksal schufen. Worte konnten verletzen, erbauen oder vernichten. Die Worte, die gleich ihren Weg finden würden, würden nicht nur Wunsch und Ambition transportieren, sondern auch mögliche Grausamkeit, Krieg und Gewalt. Belisarius machte sich keine falschen Vorstellungen mehr. Ehre war genauso bedeutungslos, wie die einfältige Narretei, an einen König zu glauben. Menschen machten dies gerne. Sie glaubten an etwas, um den eigenen Zeitenlauf erträglich zu machen. Glücklicherweise war zwischen Zepyhr und Belisarius klar, dass beide Männer dies nicht machten. Sie sprachen nur über Fakten, Aufgaben und Ziele. Nicht über moralische Werte, Ideale oder Wünsche. Sie waren beide Männer der harten Macht, der kalten Politik und wussten beide instinktiv, dass sie einander brauchten; mitunter mehr als das sie eine Fassade des Mensch-Seins brauchten. Die Wache öffnete die Tür. Belisarius spürte erneut jene Prellung an seiner Schulter. Er hatte sich verdreht, verhoben und im Kampf mit einem losen Ende in Farynn, mehr Kraft gegeben als, er derzeit aufwenden wollte. Doch die Arbeit ruhte nicht, ebenso wenig, wie das Geschäft. Als Obrist seiner Kompanie war er allzu gezwungen, nahezu getrieben, um die damit verbundene Politik zu erledigen. Manchmal war es genau diese Politik, die dann auch Menschen erledigte. Einen langen Atemzug pausierte der Söldner vor der Tür, um sich gefasst zu machen; sich vorzubereiten. Wenn es sein musste, kämpfte er bis zum Schluss, denn er war bereit jede Konsequenz seiner Handlungen zu ertragen. Doch in diesem Augenblick war dies egal. Denn es gab keine Konsequenzen für dieses loses Ende. Es war einfach beendet, denn die Differenz war beglichen und der Fehler korrigiert. In seiner einfachen Aufmachung, dennoch sauber, bewährt mit seinem Waffengurt, der sein hochwertiges Schwert und einen Kriegsdolch trug, trat er auf und ging mit einem forschen Schritt auf die Hand des Königs zu. Dieses Arbeitszimmer stank nach der Dekadenz der Macht und mitunter glaubte er, jedes mal, wenn er hier war, dass der Prunk die eigentliche Arbeit versteckte. Da war der Mann, der zu viel Hof genossen hatte, und ließ ihn, den einfachen Arbeiter des Kriegs eintreten, wie einen alten Freund. Er reichte ihm sogar die Hand, so dass Belisarius diese ebenso ergriff und fest zudrückte. Es war ein starker Händedruck, mit einer Hand, die zu viel Gewalt erlebt und angetan hatte. Zephyr sollte wissen, wessen Hand er schüttelte: die eines Soldaten. "Erlauchte Grüße," entgegnete er mit einem salzigen Ausdruck auf den Lippen. Hier trug Belisarius keine notwendig freundliche Masquerade, sondern war das, was er eben für Zephyr war. Er nickte nüchtern auf die Frage nach dem Wein und gab deutlich zu verstehen, dass er dieses Getränk wünschte, auch ohne ein Wort zu sagen. Dennoch würde er es nicht sofort trinken, da es vergiftet sein konnte und so würde er abwarten, bis die Hand selbst trank, einen Moment abwarten und dann einen großen Schluck nehmen. Vorsicht war im Palast immer angebracht, denn er würde hier auch mit Gift morden, da war er sich recht sicher. Inzwischen hatte sich Belisarius gesetzt, zog das Schwert, mitsamt Scheide, von seinem Waffengurt, um es neben den Sitz zu stellen. So war es bequemer - und griffbereit war es immer noch, doch rechnete er nicht mit einem sofortigen Angriff an diesem Ort. "Es überrascht mich nicht," sagte er mit seiner eleganten Stimme, die gar nicht zum salzigen Gesicht passen mochte. "... es ist zu viel geschehen," meinte er und lächelte bitter, da die Geschehnisse für seine Familie durchaus positiv waren. Krieg bedeutete Gewinne und mehr Einfluss, so denn er sehr genau beobachtete, was passierte aber er musste der Hand ja nicht alles mitteilen, was seine Spione und Boten wussten. Lieber war es ihm, abzuwarten, was Zephyr wusste oder auch nicht wusste, um entsprechend zielgerichtet zu agieren. "Vorweg." Er hob die Hand fast beschwichtigend. "Mein Vater lässt seine Grüße ausrichten und lässt anfragen, warum einige Zahlungen für die letzten Kredit im Rückstand sind," sprach er und beugte sich leicht vor, um die eigentlichen Machtverhältnisse aus seiner Sicht gerade zu rücken. "Der Unterhalt unseres Geschäfts und des gemeinsamen Vertrages beruht auf regelmäßigen Zahlungen. Der Meister der Münze konnte mir auch keine Antwort geben," erklärte sich Belisarius und legte ein unschuldiges Gesicht auf, so als ob er es tatsächlich nicht wissen konnte. "Trotz dieser sicherlich vernachlässigbaren Verfehlung, habe ich ein paar Fehler in Farynn beseitigen können und ich denke, dass unserer zukünftigen gemeinsamen Arbeit nichts im Wege steht, wenn entsprechend sichergestellt ist, dass die Zahlungen gemäß unserer Absprachen erfolgen," mahnte er an und berichtete nicht vollständig über sein Arbeitsinteresse in Farynn, so dass Zephyr ahnen konnte, was vor sich ging. Belisarius lehnte sich und senkte seine Hand wieder, um Zephyr wieder Raum zu geben. "Die Aufgaben werden ja nicht kleiner...", sagte er mit einem bittersüßen Lächeln, was nicht aufdringlich aber dennoch deutlich war. RE: wars are won before the first battle is fought - *Zephyr Athanas - 29-02-2024 Auf seinem Weg durch den Trakt, der Zephyr als Hand des Königs zustand, mochte Belisarius möglicherweise aufgefallen sein, dass dort nicht nur Wachen aus seinem eigenen Hause zur Verfügung standen. Auch fremde Gesichter blickten ihm wissend entgegen und neugierig hinterher. Zephyrs Devise war es noch nie gewesen, sein Vertrauen komplett in einen einzelnen zu legen. Das war organisatorisch vielleicht einfacher. Aber auch unendlich viel gefährlicher. Einzelne konnten sich gegen einen wenden - aber wenn man dann noch Weitere zur Verfügung hatte, konnte die Sache noch gut für einen ausgehen. Ein fester Händedruck machte auf Zephyr immer Eindruck, denn er stand für Selbstbewusstsein und -vertrauen. Beides wertvolle Eigenschaften, die Zephyr an anderen Leuten zu schätzen wusste. Sein eigener war ebenso verbindlich. Verbindlichkeit gehörte möglicherweise zu den Tugenden, die Zephyr am höchsten hielt. Es gehörte zu seinen Aufgaben, die Verbindlichkeit auszustrahlen, die man bei Augusto immer mehr vermisste. Oder bei seinem Sohn Leandros. Belisarius nickte die Frage nach dem Wein ab und ein Blick in die Richtung seines Mundschenks genügte schon, damit eben jener vielleicht vierzehnjährige Bursche näherkam und einen Kelch für den Gast auffüllte. Als der Jüngling fragend schaute, schüttelte Zephyr nur den Kopf. Nein, er hatte noch. Nachdem sie beide getrunken hatten - und glücklicherweise keiner von ihnen röchelnd zu Boden ging - konnten sie sich ja dem Geschäftlichen widmen. Auch Zephyr war kein Freund großen Geplänkels. Zumindest nicht, wenn es sich vermeiden ließ. Mit jemandem wie Belisarius musste er nicht über das Wetter oder die jungen Debütantinnen plaudern. Bevor sie ernsthaft in das Gespräch einsteigen konnten, hob sein Gegenüber die Hand - woraufhin der Fürst gleichsam eine Augenbraue hob. Die Grüße des Alten nickte er besänftigt ab, doch es ging noch weiter. Warum die Zahlungen für die letzten Kredite im Rückstand seien? Zephyr ließ sich seine innere Reaktion nicht anmerken. Nur eine weitere Angelegenheit, bei der seine Vertreter offenbar geschlafen hatten. Zephyr betrachtete sein Gegenüber abschätzend, aufmerksam und ruhig. Er hörte sich die Klage an, empfand es aber fast schon als lächerlich, wie der Alte seinen Sohn her geschickt hatte um an ausgebliebene Zahlungen zu erinnern. Die Maske an Unschuld bei Belisarius ärgerte Zephyr fast ein wenig, doch er ermahnte sich, weiterhin ruhig zu bleiben. Man durfte sich nicht auch noch die letzten Verbündeten verspielen. Allerdings... waren das Geldhaus und die auf Krieg ausgerichteten Betriebe der Familie Caderitor ebenso auf Kooperation angewiesen. Wenn Zephyr wollte, konnte er die Betriebe sofort schließen. Einfach so. Ohne sich weiter erklären zu müssen. Er konnte einfach behaupten, es sei der Wunsch des Großkönigs. Insofern ... sollte Belisarius sich seiner Sache vielleicht auch nicht ZU sicher waren. In Monarchien war man der Willkürherrschaft eines wahnsinnigen, besoffenen Monarchen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Und wenn man zu hoch strebte und nur noch auf Zehenspitzen stand, konnte das böse Folgen haben. "Betrachtet die Zahlungen als erledigt, Belisarius. Ich bin nun wieder in King's Portal und werde mich persönlich darum kümmern...", antwortete er schließlich nur und überging alles, was Belisarius zu seinen Geschäften in Farynn berichten wollte. Zephyr hatte eine eigene Agenda, der er folgen wollte. "Ganz recht - es gibt viel zu tun und ich möchte, dass Ihr mir in den nächsten Tagen ein schriftliches Angebot unterbreitet und dann umgehend mit der Abarbeitung meiner Agenda beginnt", versuchte Zephyr, die Gesprächsführung wieder an sich zu reißen. "Zunächst einmal will ich, dass Ariadne Trakas gemeinsam mit ihrer Familie von Bardon Pass nach King's Portal eskortiert wird. Walleydor kann sich denken, dass Castandor diesen anmaßenden Angriff auf Eastergold Meadow nicht akzeptieren wird. Sie könnten daher versuchen, Prinz Endymion ebenfalls zu töten, nachdem sie schon den ehemaligen Fürsten ermordet haben. Ich will, dass er unbeschadet die Hauptstadt erreicht und dort gut untergebracht wird. Um die Unterbringung hier kann ich mich dann kümmern...", begann Zephyr mit seinen Ausführungen. Nun, das war sicherlich nicht der größte Auftrag, den er heute in petto hatte, aber definitiv der wichtigste. Endymion Trakas war nach dem Tod seines Vaters neuer Fürst von Eastergold Meadow, daher musste man ihn schützen und nach Möglichkeit wieder in seiner Stadt einsetzen, sobald sie zurückerobert war. "Achtet darauf, dass Eure Männer den jungen Trakas als neuen Fürsten ansprechen. Das wird seine Moral heben. Und die seiner Familie. Außerdem möchte ich, dass ihr prüft, wie gut er sich in den letzten Jahren gemacht hat. Ich kenne ihn nur als Heranwachsenden.", erklärte er weiter. RE: wars are won before the first battle is fought - Belisarius Caderitor - 03-03-2024 Wer war schon wirklich jemand, wenn man ständig seine persönliche Fassade wechselte. Belisarius hatte in diesem Augenblick des Gesichts eines Jedermanns, einer wenig besonderen Person, die man schnell vergaß. "Ein Geschäft basiert auf Vertrauen und Verpflichtung", sagte er nüchtern und gab den Sinn eines Vertrages wieder. "Ich bin bereit euch zu vertrauen," log er jedoch und lächelte halbseitig, wobei ersichtlich wurde, dass dieses Lächeln weniger wohlwollend gemeint war. Er vertraute keiner Person - und erst recht keiner staatlichen Autorität mit eigenen Abhängigkeiten und notwendigen Machtinteressen. Die Machtverhältnisse in Castandor waren kompliziert und gleichsam komplex, trotz noch gefestigter Herrschaft eines Großkönigs. Es gab Familien von Stand, es gab Familien ohne Titel, es gab Reichtum an Geld und es gab auch Reichtum an Ansehen oder politischer Macht; alles verzahnte sich über Verträge, Absichten und Interessen. Castandor war wahrlich kein leichtes Gefüge und doch war es in sich besonders, da es Familien, wie den Caderitors, immer mehr Macht einräumte, weil die Zentralgewalt des Reiches nicht mehr vollends durchsetzungsfähig war und der Zeitgeist seine eigenen Regeln setzte. Manchmal war der Zeitgeist auch ein unruhiger Geist, der stetige Veränderung verlangte, die eine dynastische Herrschaft kaum vermitteln konnte. Belisarius war sich bewusst, dass Castandor die Bank- und Kaufleute mehr brauchte, als jenen König oder die Hand, und war sich recht sicher, dass alsbald das Geld Herrschaft allein bestimmte und eine Erbfolge und mit ihr verbundene Ansprüche bedeutungslos waren. Doch musste man langsam spielen, die gegenseitigen Interessen und Abhängigkeiten erkennen sowie steuern. Macht war etwas, was stets errungen wurde, indem man sie verkaufte und wirksam schmiedete. Ansprüche schufen noch keine Macht, sondern mochten vielleicht ein Grundstein sein, um einen Weg gangbar zu machen aber es gab viele Wege zur Macht. Und fast alle waren kalt, grausam und selten gutherzig. Denn alles hatte seinen Preis. Belisarius war inzwischen sehr gut darin, den Preis fest zu legen und - sofern notwendig- auch selbst zu entrichten. In jeglicher Form tat er das, was notwendig war. Doch war diese Notwendigkeit oft nur belangloser Selbstbetrug, denn allzu oft, war der Preis zu hoch für eine einzige Seele und so kostete es beständig Menschlichkeit, Macht zu erringen und Macht zu erhalten. Zephyr schien auf seine Position zu vertrauen, auf seine Geburt und sein Haus, und doch war auch er nur ein politischer Kaufmann, der mit seinen Spielsteinen spielte, wie es auch Belisarius tat aber Belisarius vertraute nicht auf sein Haus, nicht auf seine Geburt, sondern auf realweltliche Tatkraft und skrupellose Klugheit. Denn seine Familie hatte ihn eines gelehrt: Aufstieg oder Abstieg. Es gab keine verlässlichen Zusammenhänge, keine Rückfallebene und keine echten Sicherheiten. Belisarius war allein, vollkommen im Bewusstsein, nichts zu haben, außer jener Ambition und seinen eigenen Handlungen. Es war eine kalte Perspektive, doch hatte sie ihm gut zur Seite gestanden und ihn jetzt in eine Position gebracht, die einen König und seine Hand, zu einem Bittsteller für Dienstleistungen machte, die sie selbst nicht mehr erheben konnten. Dies wurde umso deutlicher, dass sich die Hand nicht einmal für Farynn interessierte und was er dort getan hatte. Es war egal, weil Belisarius anderswo gebraucht wurde. Eine Herrschaft ließ ihn frei gewähren, gab ihm nahezu Autorität über seine eigenen Wirkungskreise, egal, was er tat und ließ zu, dass er mit einer Waffe und Bewaffneten sein Handwerk verrichtete, ganz nach seinem Belieben, weil die Herrschaft glaubte, dass dies in ihrem Interesse war. Dabei war der Vertrag nur gut leserlich aber sicherlich nicht zu Gunsten des Großkönigs, denn eines machte er sicher: staatliche Gewalt ging an einen Kaufmann des Kriegs über. Ritter, gebunden durch Eid und Treue, verloren an Bedeutung gegenüber bezahlten Kriegern, die sich Söldner nannten. Belisarius akzeptierte dies, nutzte es kühl aus und machte sich augenscheinlich dienstbar, da die Verhältnisse nicht benannt werden mussten. "Ein Angebot sollt ihr erhalten," sprach er sehr langsam aus und überlegte bereits, was er vorschlagen musste und vielleicht sollte. "Die Vergrößerung der Kompanie und insbesondere der verfügbaren Gardetruppen für den Palast, wird jedoch durch Kurzfristigkeit teurer werden müssen, da unsere Manufakturen auch auf schnelle Lieferung an Rohstoffen angewiesen sind. Die Handlungsfähigkeit der gewünschten Dienstleistungen und Aufträge verlangt deutlich mehr Arbeitskraft und erhöht gleichzeitig den Bedarf an Menschen," erklärte er noch, um Zephyr nicht unvorbereitet in ein zukünftiges Angebot zu entlassen. Krieg war teuer, sehr teuer sogar und die sicherlich gute Dienstbarkeit der Caderitors kostete vielleicht sogar etwas mehr. "Wir sind aber, wie bereits bekannt, auch zu Krediten und Stundungen bereit, da wir wahrlich treu zu Castandor stehen," fügte er an und war etwas unehrlich. Sie waren nicht nur bereit, sondern wollten Castandor und seine Herrschaft nahezu in die Kredite zwingen, da diese langfristige Machtverhältnisse schufen und der Familie Caderitor dauerhaft Zugang bescherten. Es war ein Geschäft; noch dazu ein sehr gutes, da das Gegenüber in der aktuellen Lage kaum ablehnen konnte. "Die Eskorte stellt kein Problem dar. Reiter stehen bereit," antwortete er die erste vorgeschlagene Mission und als Generalissimus war er in gewisser Hinsicht auch zur sofortigen Gefolgschaft verpflichtet. Immerhin war es auch seine eigentliche Arbeit. "Ariadne Trakas werde ich persönlich Schutz gewähren. Gleiches gilt für Prinz Endymion," versicherte er und gab damit eine vertragsgemäße Dienstpflicht ab, die er zu erfüllen gedachte. "Zur politischen Aufgabe kann ich sagen, dass dies kein Problem darstellt. Eine Ansprache wird meinen Männern leicht fallen. Ich gebe auch gerne eine umfassende Bewertung der Eignung des jungen Trakas ab, ob dieser sich als Fürst eignet und inwieweit er für unsere Interessen brauchbar ist," machte er sich zum Gehilfen von Zephyr und gab sogar offen zu, dass er sich auch als manipulativer Spion dienstbar machte. Es war ja kein Geheimnis, dass Macht immer auch eine gewisse Manipulation brauchte. Nicht jeder war dazu geeignet, in einer Hierarchie von Interessen unterworfen zu werden und manchmal war es besser, dies vorzeitig zu wissen, um die Pläne entsprechend anzupassen. Belisarius verstand da Zephyr nur zu gut. Der Wein in seiner Hand war recht verdünnt, schmeckte aber dennoch und Belisarius genoss ihn, da er doch etwas durstig war. Gespräche trockneten seine Zunge schnell aus. "Weiteres?" - fragte er, indem er sich erneut leicht vorbeugte und das Schauspiel unterstrich, sehr dienstbar und loyal zu sein, indem er Zephyr das Zepter der Agenda vollständig überließ. RE: wars are won before the first battle is fought - *Zephyr Athanas - 10-03-2024 Zephyr beobachtete sein Gegenüber und glaubte, es hinter seinen Augen rattern zu sehen. Dann kam auch schon die Antwort. Er würde ein Angebot erhalten. "Sehr gut", entgegnete er und nahm dann zur Kenntnis, dass die bisherigen Leistungen des Hauses Caderitor im Preis steigen würden. Nun, das hatte er kommen sehen. Durch den Krieg würde es für Castandor unangenehm schwieriger werden, bestimmte Waren zu bekommen. Und vermutlich musste Haus Caderitor größere Anstrengungen unternehmen oder Lieferungen umfangreicher schützen müssen, um selbst handlungsfähig zu bleiben. "Dafür hat unser Großkönig Verständnis...", erwiderte er bedachtsam nickend. Während Belisarius die Möglichkeiten in Bezug von Krediten und Stundungen aufführte, trank Zephyr noch einen Schluck seines verdünnten Weins - zur eigenen Beruhigung. Doch schätzte Belisarius die Situation leider sehr, sehr richtig ein. Castandor waren ganz massiv die Bündnisse ausgegangen. Aktuell stand es allein mit Matariyya auf weiter Flur gegen das ebenfalls sehr reiche Walleydor und das mannstarke Norsteading. Farynn hatte ihnen die Tür direkt vor der Nase zugeschlagen und verhinderte somit ein Machtgleichgewicht auf dem Kontinent. Geld spielte insofern für Zephyr keine Rolle (mehr). Sie mussten diesen Krieg einfach gewinnen. Das war im Grunde alternativlos. "Ich werde mich mit dem Finanzminister besprechen, sobald Ihr uns Euer schriftliches Angebot habt zukommen lassen. Doch ich habe noch weitere Aufträge zu vergeben, für die Euer Haus bekannt und prädestiniert ist", erklärte er während sein rechter Zeigefinger vollkommen ruhig über den Rand seines Weinglases glitt. Nachdem sie das Thema Endymion Trakas und dessen Zukunft als Fürst von Eastergold Meadow besprochen hatten, fuhr Zephyr weiter fort, denn er hatte tatsächlich noch mehrere Aufträge für Belisarius; respektive für dessen Familie. "Euch ist bekannt, dass der Großkönig Matariyya aufgefordert hat, ihm im Kampf gegen Walleydor beizustehen. Seither haben bereits einige sommerländische Schiffe unsere Häfen erreicht und die jungen Männer aus Matariyya strömen ungehindert und willkürlich durch unsere Straßen." Es ärgerte Zephyr, dass er selbst erst seit Kurzem wieder hier war und es an ihm war, diese Fehlplanungen zu korrigieren. Wer wusste schon, welchen Schaden diese Männer, die hungrig auf alles waren, bereits angerichtet hatten. Es wurde Zeit, dass man sie an die kurze Leine nahm und aus der Stadt führte. "Ich möchte, dass eure Männer schnellstmöglich eine Zeltstadt vor den Stadttoren errichten. Ein Lager. Die Männer aus Matariyya müssen schnellstmöglich registriert und aus der Hauptstadt gebracht werden. Man wird prüfen müssen, ob und inwieweit sie überhaupt kampffähig sind. Und dann sind sie an das Führen einfacher Waffen heranzuführen. Weiters müssen sie mit Nahrung und Ausrüstung versorgt werden. Das Lager muss außerdem von Marketendern, Huren und Wanderheilerinnen besucht oder besser noch bewohnt werden... Alles, damit sie die Weiber von King's Portal in Frieden lassen. Ich möchte nicht, dass es zu Übergriffen in der Stadt kommt, die die Lust auf den Krieg schmälern könnten", erklärte Zephyr weiter. Ohne zu seinem Gegenüber aufzublicken, nahm er eine Feder von seinem Schreibtisch, tauchte sie in ein Fass blauschwarzer Tinte und hakte zwei Punkte auf seiner Liste ab. Einer Liste, die noch aus einigen weiteren Punkten zu bestehen schien. Aber eines nach dem anderen. Nun wollte er erst einmal hören, was Belisarius zu diesen Dingen zu sagen hatte. RE: wars are won before the first battle is fought - Belisarius Caderitor - 11-03-2024 Das war zu einfach. In letzter Zeit gelang vieles zu einfach. Belisarius war sich unsicher, ob dies gut oder schlecht war. Zeiten, die seine Geschäfte begünstigten, bedeuteten auch größere Probleme für andere und mehr Probleme in Verkettung konnten noch größere Probleme für ihn bedeuten; Chaos war nicht seine erste Wahl. Doch noch schienen die Probleme beherrschbar, sogar nützlich für die eigene Planungen. "Dafür danke ich," entgegnete er ein wenig nachdenklich mit einer gewissen Skepsis. Er war nicht skeptisch gegenüber Zepyhr, sondern gegenüber der Aussage, dass der Großkönig überhaupt Verständnis zeigte. Man hätte diese Lage nicht, wenn er sich verständnisvoller um die Belange des Reichs gesorgt hätte. Doch wollte Belisarius nicht nach zu viel Interesse des Königs verlangen, so denn dies auch eine nachteilige Einmischung bedeuten konnte. Zepyhr in seiner berechnenden Sicht und der klaren Machtpolitik war durchaus gut und mitunter sogar besser als ein König, der willkürlich und spontan Dinge entschied. Sicherheit lag auch in der tumben Verlässlichkeit der kalten Machtpolitik, die für ihn selbst klaren Regeln folgte, die man einhalten konnte. Regeln, die vielleicht sogar einen Spielsieg erlaubten, wenn man das Spiel nur lange genug spielte. "Das Angebot ist bereits soweit geschrieben und wird nach meiner letzten Bearbeitung sofortig übermittelt," versicherte er mit einer kalten Regung in seinem Gesicht. Kurz zuckten seinen Wangen, die Mundwinkel und seine frostigen Augen weiteten sich. Dieses Angebot würde weitreichende Folgen für ihn aber auch das Reich haben. Belisarius wusste um die Vorteile, die Gewinne aber auch um die Verpflichtungen, die sich daraus ergaben. Ein Feigling war Belisarius nicht aber vorsichtig, so dass dieses Angebot für ihn mehr bedeutete, als nur eine geschäftliche Beziehung. Sein Schicksal lag eng verknüpft damit. "Weitere Aufträge?" Belisarius schmunzelte salzig. Die Arbeit hörte nie auf, eigentlich war dies gut aber er hatte sich mit der aktuellen Ausstattung und seinen bescheidenen Möglichkeiten etwas Zeit erbitten wollen, um seine Kräfte nicht zu überdehnen. Gute Kämpfer, gute Handlanger, wuchsen nicht auf Bäumen, sondern brauchten vor allem Ausbildung und Auswahl, was wiederum Zeit als zentrale Ressource benötigte. Zepyhr sah sich ohne Zweifel großen Aufgaben gegenüber und doch konnte er nicht einfach jedwede unliebsame Aufgabe weiterleiten, in der blanken Absicht, dass sie schon erfüllt werden würden. Belisarius konnte keine Wunder wirken, besaß keine Magie, und war auch ansonsten ein pragmatischer Geschäftsmann. Dinge brauchten Zeit und Willen. Den Willen mochten sie alle haben aber ihnen ging schlicht die Zeit aus. "Aha," schloss er an und hörte zu. Belisarius hatte ohne keine Wahl, da die Verträge in beide Richtungen eindeutig waren. Die umfassenden Privilegien und Geldzahlungen gegen Dienstpflicht und Treue. Gerne hätte er sich auf einen Passus im Vertrag berufen, dass er auch Aufträge ablehnen konnte aber dieser Passus war nur für absolute Ausnahmen vorgesehen und würde jedweden weiteren Vertrag terminieren. Belisarius musste also widerwillig zuhören, sich Gedanken machen und diese Aufträge in seinen vollen Plan einbeziehen. Macht machte Arbeit. "Das ist bekannt," antwortete er auf die versichernde Frage der Hand des Königs. Natürlich kannte er diesen Fakt und war durch seine Spione reichlich informiert; vielleicht sogar mehr als die Hand aber man musste ja nicht alles preisgeben und so tat er so, als ob die Hand die derzeitig einzige Quelle von bestätigten Erkenntnissen war. Manchmal war es einfach gut, den Teil-Wissenden zu spielen und nur Vorhandenes zu bestätigen. Letztlich war in diesem Spiel Information der entscheidende Vorteil, um einen schnellen Zug galant zu gestalten. Selten war es nützlich, eine andere Person ganz in die eigenen Pläne einzuweihen und sie nur im Rahmen ihrer ausführenden Handlung in Kenntnis zu setzen. Zu viel geteiltes Wissen konnte mehr schaden als nützen und sogar Handlungen zur Abweichung bringen, da Menschen mit zu vielen eigenen Kenntnissen sich oft auf ihren Verstand und manchmal auch Gewissen verließen, was den Plan beschädigen konnte. Eigenständiges Handeln war nur in festen Rahmenlinien nützlich. Menschen mussten sanft benutzt werden und ihre brüchigen Moralvorstellungen, Gewissen und Herzen dürften nur elegant behandelt werden. So manches Unwissen machte die Lüge leichter, den Selbstbetrug und erlaubte jene ambivalente Kontrolle von Menschengruppen. Belisarius kannte sich leider zu gut damit aus, da er auch selbst Opfer jener Politik geworden war. Sein Vater war ein guter Lehrer in dieser Form der Kontrolle und konstruierten Abhängigkeit. Die Aufgabe war nicht politisch schwierig aber zeitintensiv und brauchte Organisation. Zeit hatte er nicht. Organisation konnte er. Belisarius prüfte seine Möglichkeiten durch, dachte hektisch nach, denn alles konnte furchtbar scheitern. Große Lager bedeuteten immer Unruhe, wenn man keine strenge Disziplin einsetzte und für genau jene Disziplin brauchte er Wachtmeister. Nur hatte er nicht genügend Männer für diese Rolle. Noch dazu die Versorgung, die Waffen und die Koordination, was das alles kosten würde. Belisarius seufzte fast unhörbar. Er würde in Vorkasse gehen müssen, um dann entsprechend die Kosten mit einem erheblichen Aufschlag von der Reichskasse einzufordern. - Und die Kasse war sehr langsam und zahlte nur sehr unwillig, da das Gold vom Großkönig für seine Späße und Lebenswandlungen gebraucht wurde. Doch die erheblichen Aufschläge und die Schuldpflichten der Krone gegenüber ihm, würden langfristig ein großes Geschäft sein. "Bekomme ich alle notwendigen Freiheiten? Ich brauche eine Urkunde, die mir entsprechende Rechte zur Bestallung eines Heeres vor der Stadt erlaubt, weiterhin Rechte zur Requirierung und Disziplinierung," sagte er und überlegte bereits, wie er dieses Lager gestalten wollte. Zephyr sollte wissen, dass er nicht ohne hoheitliches Recht agieren würde. Ohne entsprechende Vorrechte war ein solches Lager nicht zu gestalten, noch ein Heer auszuheben, denn die Menschen brauchten eine Rechtsfiktion für eigene Handlungen. Niemand Gesundes wollte freiwillig auf der Seite des Unrechts stehen. "... auch brauche das Gerichtsrecht für das Heer, ein Patentrecht für weitere Hauptleute und Offiziere und das verbriefte Recht im Namen des Königs Befehle über das Heer zu richten," ergänzte er und blickte Zephyr ernst an. Es lag keinerlei menschliche Regung mehr in Belisarius Gesicht. "Dann könnt ihr euer Problem als gelöst betrachten," offenbarte er mit einer teuflischen Zuversicht jene Lösung und er war wahrlich gewillt, dieses Heereslager zu errichten und die Hand würde ihr Heer erhalten, was jeder grausamen Politik dienen würde, da Belisarius sehr gut darin war. RE: wars are won before the first battle is fought - *Zephyr Athanas - 17-03-2024 Zephyr blickte kurz von seinen Papieren auf, als Belisarius ihm mit einem Aha antwortete. Natürlich hätte er den Condottiere nach dessen Meinung fragen können, nach seinen Befindlichkeiten, danach, warum seine Antwort nicht ein wenig überschwänglicher, ... oder besser verbindlicher hatte ausfallen können. Doch es reichte ihm schon, sich hier und in Bardon Pass und mit seinen Schwestern um alles kümmern zu müssen. Da hatte er wirklich keinen Nerv, sich auch noch danach zu erkundigen, wie der Caderitor derzeit emotional aufgestellt war. Daher fuhr er einfach in seinen Ausführungen fort. Nachdem er seine nächsten Aufgaben formuliert hatte, gab es kluge Rückfragen von Seiten Belisarius. Ob er Formulare und Urkunden haben konnte, um seine Ordnung durchsetzen zu können. Zephyr nickte dies ab und machte sich sogleich einen Vermerk auf seinem Papier, das ganz offenbar den vordringlichen Bedarf beschrieb. "Ich werde ein entsprechendes Dokument aufsetzen. Ihr werdet ganz in meinem Namen handeln können...", sagte Zephyr ihm zu. Dies hieß aber auch, dass Zephyr dem ganzen dem Namen nach vorstand. .Es war klar, dass er selbst die Oberhand über alles würde haben wollen. Doch dieses "Zugeständnis" konnte Belisarius vermutlich leicht geben. Wann würde Zephyr schon Zeit haben, dieses Lager überhaupt zu besuchen? Er hatte genug damit zu tun, Handlanger zu finden und diese an der Leine zu behalten. Ganz zu schweigen vom Großkönig, einer Ehefrau und einem eigenen Fürstentum, das ebenfalls nicht vernachlässigt werden durfte. Bardon Pass war über Nacht zur neuen "Grenzstadt" von Walleydor geworden. Es gab nichts mehr, was zwischen der frühlingsländischen Horde und Bardon Pass stand, wenn es hart auf hart ging. "Gerichtsrecht und Patentrecht werde ich ebenfalls vorbereiten. Selbstverständlich wird der Großkönig selbst entscheiden, wann er mit seinem Heer dann in die Schlacht ziehen wird. Insofern kann ich Euch lediglich zusichern, als langer Arm des Großkönigs dessen Befehle durchsetzen zu dürfen... Habt Ihr Euch dies so vorgestellt?" Zephyr trank einen Schluck und warf einen Blick auf sein Papier, kniff die Augen zusammen und nickte dann bedächtig zu sich selbst. "Nun, ein weiteres Anliegen habe ich. Diesmal glücklicherweise keines, das uns unmittelbar betrifft. Dennoch eine wichtige Sache, von der ich noch nicht weiß, wie ernst ich sie nehmen muss...", teilte er ihm seine weiteren Gedanken mit. "Mir ist bewusst, dass Ihr euch nicht Vierteilen und überall sein könnt, doch Männer mit Euren Fähigkeiten ist schwer beizukommen. Vielleicht habt Ihr ja jemanden, der in meiner nächsten Angelegenheit die Augen und Ohren offen halten kann. Ridvan ben Sahid hat sich mit seiner Sorge an uns gewendet, das Volk könne sich gegen ihn wenden. Er fürchtet ein Attentat auf sein Leben. Tja, da ich ihn schon seit Jahren nicht mehr persönlich gesprochen habe, bin ich nicht sicher, ob es sich da um einen heißen Fiebertraum handelt, oder wirklich etwas dran ist. Da er unser Land aber mit seinen Landsleuten unterstützt, können wir die Sache nicht vollkommen ignorieren. Seine Tochter wird sich demnächst hier einfinden um mit Prinz Orpheus den Bund fürs Leben zu schließen. Möglicherweise kann man von ihr und ihrem Gefolge mehr erfahren", endete er schließlich seine Ausführungen. RE: wars are won before the first battle is fought - Belisarius Caderitor - 20-03-2024 So mancher starb für die Ehre, so mancher starb nur für sich und Belisarius dachte nicht daran für irgendetwas wirklich sterben zu wollen. Sollten doch andere wirklich an etwas glauben, ihre Leben wegwerfen und sich an ihrer Ehre festhalten. Ein niedriger Titel half dem eigenen Tod zu entgehen, auch Verantwortung abzugeben, denn ein vergebener Funktionstitel und mit ihm verbundene Aufgaben mochten stets eine willkommene Absicherung sein, sofern dieser in der sozialen Hierarchie nicht zu hoch aber auch nicht zu niedrig angesiedelt war. Belisarius kannte sehr wohl die Spielregeln und wusste darum, dass so mancher König fiel aber selten seine benannten Hofschreiber, die einfach ihren Herren wechselten. Sollte doch der König dafür hinhalten - oder Zephyr. Letztlich war es Belisarius vollkommen egal, welcher die Verantwortung für seine Handlungen trug, solange er es selbst nicht war. Die Geschichte konnte grausam sein und manchmal war es besser, nicht in die Geschichte einzugehen und glorreichen Persönlichkeiten dieses Feld zu überlassen. Das machte es leichter. "In der Tat. Ich habe es mir so vorgestellt," erklärte er also und lächelte dabei freundlich-böse. Dies war wahrlich eine goldene Stunde für Menschen, wie ihn selbst. "Ich bitte nur darum als Heermeister bestellt zu werden, damit ich als euer Generalissimus fungieren kann. Es hilft auch, wenn dies per Urkunde und Ernennung besiegelt ist," ergänzte er und deutete dann auf Zephyr. "Es ist mir gleich, ob ihr diese Ernennung ausführt oder seine erlauchte Majestät." Das war es wahrlich. Ihn kümmerte der König nur insofern, dass er die Möglichkeit zum Aufstieg und weiterer Politik bot, doch auch dieser war nur eine Spielfigur in einem endlosen Spiel. "Natürlich muss er über Krieg und Frieden befinden, dafür ist er ja schließlich König, nicht wahr?" Belisarius beugte sich leicht vor und schmunzelte wissend. Beiden Männern musste längst klar sein, dass andere über diesen Krieg befanden und der König nur das ausführte, was man ihm ins Ohr flüsterte, sofern man die richtige Ansprache verstand. Bei den Himmeln, das gesamte Reich wusste um die unfähige Politik dieses Königs, so dass es ja erst zum Überfall gekommen war. Belisarius war froh darüber, dass dieser verteufelte und unheilige Frieden bald enden würde. Denn Frieden bot nur Stillstand, keine Bewegung für Menschen, die sich mehr erhofften, als bloße Existenz. Doch, dass der König keine reale Macht besaß, dies sprach man nicht aus, da die eigene Machtfülle von dieser geteilten Illusion der Königsmacht abhängig war und die Fassade derzeit noch sehr dienlich war. Zusätzlich einen König zu haben, der im Falle des Falles, seinen Kopf zum Rollen anbieten konnte, war durchaus akzeptabel für Menschen, die nie die Absicht hatten, für ihre Handlungen haften zu wollen. Leider taten sie dies in diesen Zeiten auch sehr selten. Belisarius hatte seine Karten in diesem Augenblick sehr bereitet und ausgespielt. Er lehnte sich zurück, griff erneut nach dem Becher, trank einen ausgiebigen Schluck und sein Gesicht fand wieder jene kalte Berechnung, die wiederum andere als unangenehm beschreiben würden. Seine Augen beobachteten akkurat, was Zephyr tat, ließen ihn nicht los und die Aufmerksamkeit des Machthandwerkers lag ganz bei der Hand des Königs. Immerhin waren beide von Natur aus Verbündete, da sie ein wesentliches Interesse teilten: Machterhalt und Machtgewinn. Ein Reich machte sich schließlich nicht aus Liebe und Vertrauen, sondern viel mehr aus Willen und Tat. Belisarius machte sich keinerlei Illusionen darüber, was er noch tun musste und auch tun würde. Aus Sicht von diesen Gestalten, beschränkte sich nur ein Narr durch Moral und Ethik. Ein korrumpierter Mensch, wie Belisarius, folgte er einer überaus frostigen Vernunft und einem berechnenden Streben. Weitaus mehr war zu erwarten, zu erwünschen und der baldige Heermeister - er war sich sicher alle Truppen unter sich zu vereinigen - war bereit Tausende in den Untergang zu führen, um seine eigene Position zu verbessern. Macht um der Macht willen. Dabei wusste er nicht einmal genau, was er mit dieser Macht anfangen sollte. Er wusste nur, wie man sie erlangt, was man für sie tun muss aber er wusste nicht, was er Gutes damit tun konnte. Nie war auch nur eine Überlegung dahin geflossen, was man für ein Reich errichten konnte; was man tun konnte, um wahrlich eine Zukunft zu haben. Seine Familie und er waren schlichte Ambition, böser Eifer und böswilliger Verwaltungswahn aber keine echten Visionäre. Doch Belisarius wollte mehr sein und würde auch alles dafür tun, vielleicht mehr sein zu können. "Wir alle setzen nur Befehle um," schloss er an und nickte abermals, zog dann gleichgültig die Schultern hoch, da diese Entschuldigung immer funktionierte. Man hatte immer nur Befehle befolgt, trug keine Verantwortung und die Hierarchie gab vor, so dass niemand am Ende Schuld tragen konnte. Es war die billigste Rechtfertigung und weil sie so billig war, wiederholte sie Belisarius nicht abschätzig aber eher gelangweilt. Natürlich würde er Befehle befolgen, was auch sonst? Wenn der König eine Stadt brennen sehen wollte, dann brannte sie eben, auch wenn er dies selbst gerne anders gesehen hätte. Wer lenken wollte, musste eben auch den persönlichen Irrsinn einer Hierarchie ertragen. Belisarius war vieles, was andere bekümmerte, schlicht egal. Er hatte keine positive Beziehung zur Grausamkeit aber auch keine negative. Er tat das, was notwendig war und die Reue konnte immer noch mit Ambition ertränkt werden. Belisarius verglich in seinen Gedankenwelten die Daten, Informationen und Fakten, wählte die beste Möglichkeit aus. Dies tat er auch in diesem Fall. Die Anliegen endeten nicht. Wie sollte er dies nur schaffen? Möglich war es aber nicht mit den bereits vorhandenen Mitteln. Belisarius kratzte sich am Kinn, blickte Zephyr weiterhin an und hörte aufmerksam zu. "Attentate und insbesondere politische Attentate sind in diesen Zeiten durchaus eine Möglichkeit," deutete er an und wusste sogar darum, da er selbst welche in Auftrag gegeben hatte. Diese waren zwar noch nicht gegen ein großes Haus gerichtet gewesen aber in seinem bescheidenen Rahmen seines Netzwerks hatte es diese gegeben. "Wir sollten es soweit ernst nehmen, da, wie ihr bereits richtig erkannt habt, ein Verbündeter ist," sagte er und räusperte sich dann, um einen Gedanken zu finden. "Ich kann mich nicht aufteilen aber ich habe schon eine Lösung. Ich werde entsprechende Träumer finden, rekrutieren und als Eskorte ausbilden lassen. Eine schicke Rüstung und die Zuversicht zu den Guten zu gehören, hat so manchen Mann aus der Gosse geholt. Ich werde aber keine echten Kämpfer entbehren können, da diese mehr als ein paar Tage Ausbildung benötigen. Ich denke aber, dass dieses Theater, welches ich schnell zusammenrufen kann, genügend Darstellung für Ridvan ben Sahid liefern wird, so dass er sich sicherer fühlt. Noch dazu werde ich selbst zwei meiner Tauben entsenden, die sich umhören werden," formulierte Belisarius eine Idee und war sich recht sicher, dass er diese schnell umsetzen konnte, da sie vorallem nur Gold kostete und keine Zeit. "Ich werde mit dem Gefolge und dieser Prinzessin sprechen," versicherte er und es war in der Tat eine gute Sache sich unmittelbar ins Geschehen zu begeben. "Ich empfehle auch, dass sich der werte Herrscher von Sand und Wüsten nur noch mit fremden Gefolgsleuten umgibt. Es sind nämlich immer die Personen, denen man am meisten vertraut, die einem Gift verabreichen. Ich werde diese Männer natürlich selbst auswählen und dies gäbe uns selbstverständlich einen direkten Zugriff zum Sommerland. Wir können die Angst des armen Mannes durchaus für uns nutzen, werte Hand. Wenn er uns ausgeliefert ist, können wir diesem Land nicht nur seine Männer als Verpflichtete entlocken, sondern auch Gold und andere Ressourcen. Krieg ist teuer und es sollen ruhig erstmal andere zahlen, auch im Anbetracht der Schulden, die die Krone bereits bei uns angehäuft hat." Ein böser Plan aber durchaus zielführend, wenn man die Welt als strategisches Spiel verstand, das man gewinnen musste. Belisarius faltete seine Hände ineinander und wartete auf die Reaktion seines Gegenübers. RE: wars are won before the first battle is fought - *Zephyr Athanas - 23-03-2024 Zephyr lächelte dünnlippig, als Belisarius feststellte, dass der König selbstverständlich über Krieg und Frieden zu befinden hatte, denn dafür sei er ja schließlich der König. Die Hand nickte dies amüsiert ab. Genau... so einfach konnte es manchmal wohl sein. Und gleichzeitig machte es das aber auch so schwierig. Nämlich genau dann, wenn besagter König ein launenhafter alter Säufer war, von dem man morgens noch nicht zu sagen vermochte, welche Laus ihm am Nachmittag über die Leber laufen würde. Manchmal machte es Zephyr wahnsinnig... an anderen Tagen jedoch war der Großkönig geradezu brav und handzahm, nämlich genau dann, wenn er genug getrunken hatte. Zephyr kam nicht umhin sich zu fragen, ob es sich bei Ridvan ben Sahid ähnlich verhielt. Wurde er von Jemandem ruhiggestellt, damit dieser jener selbst die Geschehnisse im Land kontrollieren konnte? Wenn ja, wie hatte es dann geschehen können, dass des Königs persönliche Botschaft außer Landes hatte geraten können? Sicher hätte ein gewisser Jemand versucht, Aufmerksamkeiten zu verhindern. Ganz zu schweigen ausländische Nachforschungen und Einmischungen. Noch fehlten Zephyr zu viele Puzzleteile, um das große Ganze erkennen zu können. Dann fingen sie an, ihre Meinung über Ridvan ben Sahid auszutauschen und Zephyr lauschte sehr, sehr aufmerksam. Ihn interessierte die Meinung eines neutralen Beobachters, der vermeintlich still und unbedarft in einer Ecke hockte. Belisarius kam ihm wie so jemand vor. Kalt, berechnend, aufmerksam. Ja, so schätzte er ihn ein. Er hielt politische Attentate durchaus für möglich. In diesen Zeiten - Zephyrs Augen verengten sich, denn er fragte sich, worauf sein Gegenüber mit dieser Aussage hinaus wollte. Attentate waren aus seiner Sicht immer möglich; wann immer es Neider gab, die glaubten, eine bessere Position zu haben. Es war gut, dass Belisarius eine Lösung zu haben glaubte und Zephyr nickte, während er lauschte. "Falls etwas an der Sache dran ist, wäre es gut, wenn ben Sahid sich nicht nur sicher fühlt - er soll es auch bleiben, solange wie möglich..." Zephyr mochte sich nicht ausdenken, welche Auswirkungen es auf Castandor haben würde, wenn der König von Matariyya durch ein Attentat abgesetzt - und in der Folge vermutlich rasch ersetzt - würde. Noch war nicht abzusehen, mit wem oder was man es zu tun hatte. Sicher war, dass diese Leute sich vermutlich nicht um die Befindlichkeiten Castandors scherten - sondern um die im eigenen Land. Und was das anging, waren die Zustände - dem Vernehmen nach - katastrophal. Die Flut hatte scheinbar vielen Menschen das Leben gekostet. Ganze Stadtteile waren verwüstet und Ridvan ben Sahid verschiffte trotzdem tapfer seine Landsleute. Auch gegen deren Willen. Was zurück blieb, waren die Schwächsten der Schwachen und vermutlich gleichsam die Stärksten der Starken - keine gute Ausgangslage. Belisarius empfahl derweilen, der König möge sich vornehmlich mit fremden Gefolgsleuten umgeben. Dies leuchtete Zephyr ein - und er nahm sich vor, selbst ein paar Abgesandte nach Dharan al-Bahr zu schicken um dort nach dem Rechten zu sehen. Und natürlich, um die Arbeit des Caderitor ein bisschen zu überwachen. Vertrauen war gut. Kontrolle war besser. Auf jeden Fall. "Ich werde König Ridvan über unsere geplanten Maßnahmen informieren. Und eine gleichlautende Schrift auch Euren Männern übergeben - falls erstere abgefangen wird. Das wird ihn sicherlich für eine Weile zufriedenstellen", schätzte Zephyr. Die weiteren Ausführungen seines Gegenübers ließen die Hand verschmitzt grinsen. Belisarius Caderitor hatte ganz und gar ähnliche Gedanken wie er selbst - was ihm gefiel und ihm imponierte. "Nun, derart solltet Ihr euch außerhalb dieses Zimmers vermutlich besser nicht äußern. Aber ja, ich stimme mit Euch überein. Wir müssen Matariyya so lange und unauffällig melken, wie wir nur können. Viel haben sie an Milch und Honig ja nicht zu bieten. Die Säfte der Wüste könnten schnell und abrupt versiegen." Damit war dieser Teil des Gesprächs wohl ebenfalls beendet. "Sollten all' unsere Anstrengungen seinerzeit die gewünschten Früchte tragen, wird die Krone sich bei Euch erkenntlich zeigen - weit über das vereinbarte Gold hinaus. Gibt es etwas, das Eure Familie besonders interessiert? Verbindungen? Titel?", erkundigte er sich. Wer wusste schon, wie weit dieser Krieg gehen würde?! Und wenn man dem Beispiel von Walleydor folgte - Ländereien einnahm und eigene Fürsten dort einsetzte - dann würden sicherlich bald zahlreiche neue Titel zur Verfügung stehen. Außerdem interessierte Zephyr sich dafür, womit man einen Caderitor locken konnte. Blanke Münze konnte es nicht sein - davon hatten diese Leute schließlich mehr als ausreichend. Ihn wunderte, dass Belisarius noch immer nicht verheiratet war - dabei hätte es sicherlich genügend Kandidaten gegeben. Nicht mal eine Fürstentochter wäre zu schade gewesen, in ein derart reiches Haus einzuheiraten. Auch Castandor hatte schließlich noch Bräute anzubieten. Desdemona vielleicht nicht... aber es gab immer noch Euphemia, die ebenfalls jung und schön war. Naja, wenn es danach ging, hatte auch Zephyr noch ein paar Schwestern herzugeben. RE: wars are won before the first battle is fought - Belisarius Caderitor - 27-03-2024 Die entscheidende Antwort blieb die Hand ihm schuldig. Immer noch konnte sich Belisarius nur in den Schatten verstecken, seine Handlungen durch Unwissen der anderen verbergen und musste beharrlich darauf achten, dass niemand so genau wusste, was er eigentlich tat. Er brauchte diese Ernennung. Nicht, weil er begierig nach Titeln war, sondern als laufende Entschuldigung, als mögliche Rechtfertigung und auch als Galgenerlass, sofern das Schicksal sich gegen seine Pläne verschworen haben sollte. All die Grausamkeit, die Skrupellosigkeit und die verbundene Zielstrebigkeit mussten eine Absolution verlangen, da sie ansonsten schlicht nur Verbrechen waren, die in dieser Zeit üblich, am Galgen oder auf dem Schafott enden würden. Manchmal glaubte er sogar daran, dies vielleicht zu verdienen. Doch noch gab es keinen Richter, der sein Urteil fällen würde. Belisarius würde dies auch zu verhindern wissen. "Ich nehme also an als Heermeister bestellt zu werden?" - fragte er also nach, nicht, dass die politisch begabte Hand ihn über den Tisch ziehen wollte und dieses Amt schlicht an einen anderen vergab. Bewusstes Vergessen war eine beliebte Strategie, um keine klare Auskunft geben zu müssen. Manche Politik basierte zu weiten Teilen auf diesem strategischen Vergessen. Belisarius würde diesen Punkt jedoch nicht aufgeben, da er plante, seine üblen Taten im Namen der Krone zu begehen, um nicht zwingend selbst dafür haften zu müssen. Dies war ihm sogar so wichtig, dass er alle weiteren Verträge daran zu knüpfen gedachte, sofern Zephyr nicht darauf einging. Er räusperte sich einmal, blickte sich für eine Sekunde um und lehnte sich dann wieder entspannt zurück. Die Hand sollte antworten. Jetzt, damit dieses Ungemach abfiel und seine Arbeit gesichert war. Es war nun einmal ein Fakt, dass Belisarius selten etwas ohne Gegenleistung tat und oft war diese Gegenleistung vergoldet aber auch nicht selten eine Gefälligkeit. "Dieser Wüstenkönig wird, sofern wir nicht gegen einen Aufstand oder eng verschworene Mächte kämpfen, sicher sein," versicherte Belisarius schließlich. Doch dann dachte er nach, hob die Hand für eine gedankliche Pause und sagte dann: "Ich befürchte, dass es einen Aufstand tatsächlich geben könnte. Das Sommerland ist ohnehin durch die Katastrophe instabil, die Verpflichtung wird ihren Beitrag leisten und auch ansonsten ist eine Gesellschaft, die nicht zwingend eine gleichgelagerte straffe Administration, wie unsere, aufweist, anfällig. Gewinnler könnten nun ihre Gelegenheit sehen. Ich befürchte auch, dass unsere Arbeit dort komplexer, wenn nicht sogar kompliziert, wird." - und damit kostenanfällig und arbeitsintensiv. Belisarius ging im Kopf bereits einige Planstellen durch, berechnete mögliche Folgekosten und war sichtlich unzufrieden, da ihm kurz sein Gesicht in einen ungehalten Zustand entglitt. Doch das Gesicht fing sich schnell wieder. Krieg war für ihn eine Statistik und Politik eine Berechnung, so denn Belisarius überschlug, dass die Kosten derzeit noch im Rahmen waren. "Wir brauchen dringend Aufklärung. Ich werde meine Tauben priorisiert anweisen, einen Fokus auf das Sommerland zu legen," nickte er ab und blickte Zephyr dann kalt an. "Wir müssen mit Verrat am Hofe rechnen. Nicht nur an unserem. Wir wären nicht in dieser Lage, wenn sich unsere Gegner nicht sicher fühlen würden. Verräter in fremden Reihen verleihen Sicherheit," sagte er und stimmte damit der Abschrift zu, da es durchaus angebracht war, mit allem zu rechnen. Überall lauerten nun Gefahren, da dieses Spiel nun vollends erwacht war. Belisarius legte seine Hände ineinander. "Ihr kennt meine Verschwiegenheit. Wie oft habe ich für die Krone geschmeidig Probleme gelöst, ohne das jemand jemals davon erfahren hat?" Dies konnte er betont selbstgerecht sagen, da er in der Tat jedwede Aufgabe erledigte und nach Außen nie ein Wort darüber verlor. Manche Dinge tat man einfach und so gab sich so auch dem Geheimnis hin. Das Geheimnis war ohnehin leichter, da die meisten Dinge, die er getan hatte, nichts waren, was man jemandem frei erzählte. "Matariyya wird sich unterordnen. Lasst mir etwas Zeit, so dass ich einen Plan entwickle, der uns auch in einer Zeit nach Ridvan Zugang zum Reich erlauben wird," erklärte er wissend. Ihm schwebten bereits zwei Ideen im Kopf, um dieses Reich mehr oder minder unauffällig durch die Schatten zu regieren. Doch diese Ideen waren noch nicht ausgereift und bedurften noch Vorbereitung. Menschen waren dann zu kontrollieren, wenn sie die Kontrolle wünschten. Macht lag nicht darin, mit Ketten Menschen zu zwingen, sondern sie dazu zu bringen, diese Ketten auch zu akzeptieren. Belisarius wusste um den menschlichen Geist, der sich in der Regel, gerne genügsam fügte, solange der eigene Alltag bestimmt und sicher war. Wie schaffte man es Männer dafür zu finden, in den Tod zu gehen? Schlicht durch Wunsch und Betrug. Halbwahrheiten, Gewährleistungen und Absichten, vermengt über Zeit mit Angst. Jeder Mensch fürchtete etwas, doch diesen Ängsten war gemein, dass man sie nur tief genug in den menschlichen Geist schmieden musste, um sie zu bewegen. Sei es Angst vor Abstieg, vor Hunger oder auch dem anderen. Auch das Sommerland wäre darüber zu spalten, zu verwalten und im Wissen, dass sie lieber eine Zukunft in Abhängigkeit als einen Untergang wählen würden, machte ihn sicher darin, dass er Erfolg haben würde. Er hatte immer Erfolg, sofern die Zahlen stimmten. "Das Sommerland kann uns auch noch anders nützen. Derzeit brütet es auch Krankheiten aus. Wir haben bereits hunderte von Erkrankten mit diversen Erscheinungen. Dies könnte auch eine bedeutende Kriegsverwendung finden," zeigte sich Belisarius erneut skrupellos. "Wir haben ja derzeit Interesse am Frühlingsland und dessen Bestrafung, nicht allein an den Menschen dort und nach einer Seuche und deren Behandlung, werden sie uns viel wohlgefälliger sein. Ich denke, dass wir den Krieg gegen das Frühlingsland durchaus damit vorbereiten können. Wir schicken und transportieren Kranke nach Spring's Court, lassen sie dort an die Tore klopfen und mit etwas Glück breiten sich dort auch Seuchen aus. Je mehr Kranke wir verbringen können, umso besser geht es dem Sommerland, dass die Versorgung nicht mehr tragen muss und gleichsam muss die Versorgung vom Frühlingsland übernommen werden. Wenn der dortige König es nicht tut, wird er sich als grausam offenbaren, allen zeigen, wer er wirklich ist und wenn er sie versorgt, schwächt er sich selbst und wir treffen empfindlich seine Versorgung. Egal, wie wir es anstellen, wir werden gewinnen und es erkauft uns Zeit für weitere Planungen," durchdachte eine naheliegende politische Ressource und schlug dies unverblümt Zephyr vor. Aus seiner Perspektive war dies eine ansprechende Vergeltung für die Handlungen des Gegners und verschaffte ihn allen deutlich mehr Gelegenheiten. Man dürfte in diesem Spiel keine gewöhnliche Moral anlegen, sondern musste mit dem arbeiten, was man vorfand. Zephyr sprach etwas an, was längst überfällig war. Es kümmerte Belisarius eigentlich nicht, was Zephyr anbieten konnte, doch in dieser Gesellschaft zählten Titel und Verbindungen. Nichts, was man in seiner Position als Handlanger verlangen konnte und doch war es längst überfällig, da die Caderitors ein ganzes Gewerbe am Laufen hielten; inzwischen unverschämt reich geworden waren und ihren politischen Einfluss bis in diesen Augenblick ausgedehnt hatten. Dass Belisarius hier saß, war der größte Beweis über den Einfluss, den sie erreicht hatten. Belisarius wollte sich offenbaren, zeigen, was er wirklich war, um zu beweisen, dass Zephyr mit einem Ebenbürtigen verhandelte, wenn nicht sogar gefährlich war. Doch tat man dies nicht. Man zeigte niemals seine wahre Absicht. "Wir sind bescheiden," log er. Sie waren nicht bescheiden, sondern nahmen sich alles, was sie kontrollieren konnten. Sie nahmen es sich nicht aus purer Gier, sondern aus Machthunger. Für die Caderitors gab es nur Macht als Währung. "Dass sich die Krone erkenntlich zeigen will, ehrt uns," schloss er an und war hier durchaus ehrlich, so dass die Lüge sanfter daherkam. Lügen waren delikate Konstruktionen, die auch immer etwas menschlich-wahres bedurften, um lebensfähig zu sein. Zumindest eine gute Lüge. Plumpe Lügen zerbrachen direkt. "Wir brauchen Verbindungen. Zugänge und Geschäftsfelder," erklärte er und verschwieg, dass sie eigentlich nur Kontrolle wollten. Ihre ganzen Wünsche destillierten sich in einem einzigen Wort: Kontrolle. "Jedoch werde ich noch nicht heiraten. Adelstitel sind für mich bedeutungslos," schloss er für sich aus und wollte auch keinen großen Titel. "Man kann Ländereien auch pachten, anders regieren, als über einen Thron. Ihr wollt nicht wissen, welche hohe Herren bei uns so verschuldet sind, dass sie faktisch nicht mehr Herren im eigenen Haus sind," erklärte er seine Gesinnung und seine Absicht, sich nicht an einen Adelstitel zu binden. "Unser Geschäft erledigt man anders, so dass wir Interesse an Kontakten, Verbindungen und Zugängen zu Personen und Kreisen haben. Wir planen, interagieren und besprechen uns. Wir dienen uns an," fügte er noch an und blickte Zephyr mit einem halb-toten teuflischen Schmunzeln an. Da war es wieder. Jene Unmenschlichkeit, die sich als menschliche Handlung tarnte. Belisarius war verdorben, nicht nur allein durch Absicht, sondern durch seine Lebensführung. |