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nightly order - Sebastian Cherrington - 05-05-2024

Die Sonne war bereits seit einiger Zeit hinter dem Horizont verschwunden und einzelne Fackeln an den Hauswänden oder gut befestigt in den Steinen erleuchteten einzelne Straßenzüge und Ecken der kleinen Stadt. Sebastian musste sich sehr auf die Pflastersteine vor ihm konzentrieren, auf dass ihm Veränderungen in den Konturen auffielen und er nicht womöglich über manch einen Höhenunterschied stolperte, denn für ihn wirkte alles gleich dunkel und hüllte sich in boshaftes Schwarz. Obwohl er absichtlich immer wieder die Abendstunden nutzte in dem kläglichen Versuch seine Augen zu stärken und diese so zu trainieren, wie es mit Armen und seinem Körper schließlich gelang, scheiterte er daran. Gefühlt wurde die Sehkraft trotz der zunehmenden Jahre nicht besser und es blieb eine zusätzliche Belastung sich zurecht zu finden. War dies in Springs Court weit weniger ein Problem, da er nach Jahren die Straßen beinahe auswendig kannte, machte ihm die noch unbekannte Struktur der Straßenverläufe und der Grundrisse Eastergolds ein wenig zu schaffen.

Doch auch hier beschwerte er sich nicht. Stattdessen blieb er an Seite von Willard auf diesem Rundgang durch die Gassen. Wachen wurden mit einem Nicken begrüßt, für eine Plauderei war wenig Zeit und Muße und ohnehin fand sich kaum eine verirrte Seele hier wieder. Stattdessen war es Stille, die nur von einem entfernten Geräuschpegel nahe der Taverne durchbrochen wurde, dass durch die Näherung immer weiter zunahm. Manches blieb in jeder Stadt gleich. Auch in der Hauptstadt wurde der Sold gerne zu späten Freizeitstunden in der Taverne auf dem Kopf gehauen, sei es beim Kartenspiel oder einer Reihe von Biergläsern oder aber man bog in jene Gassen ab, in denen das Licht aufgrund von roten Vorhängen in einer Farbe leuchtete, die ganz besondere Versprechen mit sich brachte.

Doch waren es schließlich ein wütender Schrei, Poltern und das Zerbersten von Glas, das ihn dazu verleitete einen Seitenblick auf seinen Mentor zu werfen. In Übereinstimmung sich das Ganze näher anzusehen, bogen sie in die Gasse ein. Sebastian dachte nicht daran das Schwert zu ziehen, denn selbst wenn es schlimmstenfalls zu einer Prügelei gekommen war, musste hier niemand mit dem Leben bedroht werden. Und oft genug hatte er es erlebt, dass die Anwesenheit von Soldaten für die Rückkehr zur Ruhe und Ordnung bereits ausreichte. Der Platz vor der Taverne war deutlich heller als alle anderen Bereiche, was ihm seine Arbeit deutlich erleichterte, und ihn auch erkennen zu glauben ließ, wer da gerade schwungvoll aus der Taverne ausgeladen worden war. „Euer Gnaden“, reichte er dem Ritter die Hand in einem Angebot Cedric beim Aufstehen zu helfen, während ihm die rot aufgeplatzten Äderchen an dessen linken Auge aufgefallen waren. Offensichtlich hatte er sich einen überzeugenden Hacken eingefangen. „Ihr scheint gestolpert zu sein. Lasst Euch helfen.“ Er war nicht der erste Fürstensohn, den er im Dreck liegend vorgefunden hatte, doch das änderte nichts daran, solche Aktionen wertend zu sehen. In Sebastians Wahrnehmung waren es immer die am reichest vom Schicksal Beschenktesten, die es am wenigsten zu würdigen wussten.



RE: nightly order - Cedric Alderford - 07-05-2024

Cedrics Blick schwamm, wie die trüben Fischlein im Brackwasser der Taverne. Ein schiefes Grinsen verzerrte sein Gesicht, als er die hübsche Maid an der Theke erblickte. Wie ein edler Pfau spreizte er seine Federn, stolzierte zu ihr hin und nuschelte ihr Unverständliches zu. Ein Lachen quoll aus ihm hervor, so üppig und feucht wie der Kellerpilz nach einem warmen Sommerregen.

Doch die Maid war nicht an seinen plumpen Avancen interessiert. Ein eisiger Blick traf ihn, der so scharf war, dass er ihm den Atem raubte. Verwirrt blinzelte er, versuchte, seinen Fokus zu finden. Doch die Welt um ihn herum drehte sich, die Taverne schwankte wie ein Schiff im Sturm.

Plötzlich spürte er einen kräftigen Griff an seinem Kragen. Ein grimmiges Gesicht, von tiefen Narben durchzogen, starrte ihn an. "Lass die Dame in Ruhe, du Lümmel!", brüllte eine Stimme wie Donner in seinen Ohren.

Cedric versuchte, sich zu wehren, doch seine Glieder waren schwer wie Blei. Er lallte etwas Unverständliches, versuchte, seine Unschuld zu beteuern. Doch der Mann ließ ihn nicht los, zerrte ihn gnadenlos durch die Menge.

Stühle kippten, Bier ergoss sich auf den Boden, wütende Rufe hallten durch den Raum. Cedric versuchte, einen Halt zu finden, doch seine Beine versagten ihm den Dienst. Er stolperte, fiel hin, landete mit dem Gesicht im Dreck.

Mit einem letzten, ohnmächtigen Rülpser wurde er aus der Taverne auf die Straße gestoßen. Die kalte Nachtluft traf sein Gesicht, der Lärm der Taverne verblasste hinter ihm. Er versuchte aufzustehen, doch seine Beine trugen ihn nicht.

Cedric blinzelte, versuchte, seinen Blick zu klären. Ein Soldat kniete vor ihm, bot ihm seine Hand an. Langsam, schwerfällig, rappelte er sich auf, die Hand des Soldaten fest umklammernd. "Ich kenne euch", lallte er wenig verständlich. Er stammelte noch etwas Unverständliches und versuchte, sich zu erklären.


RE: nightly order - Willard Sutherland - 10-05-2024

Nächtliche Rundgänge waren für den neuen Hauptmann genauso wichtig wie die bei Tage. Zunächst sah im Dunkeln die Stadt vielerorts noch einmal ganz anders aus als bei Tageslicht und außerdem waren nun auch ganz andere Menschen auf den Straßen zu sehen. Gut, es waren großteilig dieselben Menschen und meistens Bürger dieser Stadt, aber ihre Intentionen waren in der Regel andere. Mit von der Partie war natürlich Sebastian, der Eastergold Meadow auch bald so gut wie seine Westentasche kennen sollte.

Willard wusste natürlich, wie schwer sein Ziehsohn es hatte, sich in seiner Umgebung zu orientieren, wenn (Tages-)Licht fehlte. Noch mehr als mit anderen hatte er damals also trainieren müssen, sich blind zu verteidigen und in einer fremden Umgebung zurechtzufinden. Auch Willard hatte gehofft, dass sich seine Nachtblindheit mit dem Älterwerden einfach verwachsen würde, da dies nicht der Fall war, war es natürlich optimal gewesen, dass er Sebastian öfter Blind oder im Dunklen trainiert hatte, so dass er hoffentlich erlernt hätte, seine Umwelt verstärkt mit seinen anderen Sinnen wahrzunehmen.

Es war auch für Willard nichts besonderes mehr, dass der ein oder andere zu tief ins Glas schaute oder einfach nur ärger suchte und aus der Wirtschaft geworfen wurde und auch wenn der Vierzigjährige in seiner Laufbahn schon genug Söhne aus angesehenen oder adeligen Familien betrunken gesehen hatte und in ihre Schranken gewiesen hatte, war er überrascht, wer da nun vor ihm am Boden lag.

„Cedric Alderfort.“, grüßte er den ehemaligen Zögling weitaus strenger als Sebastian und außerdem in der Tonlage, die jedem seiner Knappen und Pagen sofort bewusst gemacht hatte, dass mächtig Ärger in der Luft lag. Für den Betrunkenen war es dabei Fluch und Segen zugleich, dass er letztes Jahr in Willards Beisein seinen Ritterschlag erhalten hatte. Willard konnte ihm jetzt kein Ausgehverbot mehr erteilen und ihm seinen morgendlichen Kater bei einem harten Zusatztraining spüren lassen. Das war gut für Cedric. Aber vor einem Jahr, hätte man jetzt noch über die Knappen am Königshofe geschimpft und Willard hätte sich dazu äußern müssen, doch seit dessen Ritterschlag war Cedrics – und damit auch der seiner Familie – Ruf, der unter solchen Eskapaden leiden musste. Und auch einen Fürstensohn würde Willard zum Ausnüchtern in die Garnison schleifen. Darüber, dass Cedric ein Mitglied der King’s Guard war und somit auch noch dem Ruf der Eliteeinheit schaden könnte, wollte Willard gerade nicht nachdenken und doch ließ es seinen Blick noch eiserner werden.

Da Sebastian später einmal seinen Posten übernehmen sollte und eigentlich sogar mehr Erfahrung in diesen Belangen hatte, überließ er ihm den Vortritt. Außerdem versuchte dieser es auf die freundliche Art. Das war auch sehr gut, denn sebastian war kaum älter als Cedric und hatte dadurch ein ganz anderes Verhältnis zu ihm wie Willard.



RE: nightly order - Sebastian Cherrington - 11-05-2024

„Sebastian“, antwortete der junge Mann geduldig, während er die Muskeln im Arm anspannte um dem Gefallenen wieder auf die Beine zu helfen. Das mochte zwar geschafft sein, aber es schien fraglich zu bleiben, ob er sich auch auf diesen würde halten können. „Cherrington.“ Vermutlich hätte er ganz auf seinen Vornamen verzichten können und stattdessen gleich den Namen seines Rittervaters nennen sollen, der in diesen Kreisen kein unbeschriebenes Blatt war. Wer wusste schon, ob sich Cedric überhaupt an ihn erinnerte, waren sie sich nicht allzu häufig begegnet. Anhand der Szenerie tippte Sebastian darauf, dass es mit dessen Vorliebe für Tavernen zutun haben möchte, denn er selbst war sehr selten darin anzutreffen. Meist nur aus dem Grund eines vorab ausgemachten Treffens, das einen anderen Zweck bediente als dem Alkohol zu frönen.

Und das hatte Cedric. Wie eine Dunstwolke hing der Geruch in der Luft, als er zwangsweise in Reichweite seines Atems gekommen war, als er ihn auf die Beine gezogen hatte. Die Hand hatte ihn wieder los gelassen, wenn auch noch die Arme ein Stück weit erhoben wie um bereit zu sein, ihn wieder aufzufangen, sobald er sein Gleichgewicht verloren hatte. „Ihr solltet eine Wanderheilerin aufsuchen. Vorne am Hauptplatz haben sich zwei niedergelassen“, nachdem die anderen einige Tage nach Kriegsende die Stadt wieder verlassen hatten, als die Verletzten versorgt schienen. „Gleich neben der Kirche. Ihr habt da“, Sebastian deutete auf sein eigenes rechtes Auge, das wie eine Spiegelreflexion für dessen linkes stehen sollte, „eine Verletzung davon getragen.“

Vermutlich würde das Veilchen noch einig Tage seine Farbenpracht in alle Welt hinaus tragen wollen, aber sicher wussten die Heilerinnen eine besondere Salbe anzurühren, die das Schlimmste zu verhindern mochte. Nun, da er stabil zu stehen schien, wich Sebastian einen Schritt zurück und warf einen Blick auf Willard, der schließlich den jungen Fürst unter seinen Fittichen gehabt hatte. Es würde ihn sehr wundern, wenn er nichts zu den offensichtlichen Eskapaden zu sagen hätte, die nicht gerade von ruhmreicher Standesehre sprachen, und über kurz oder lang eines jeden Rittersansehen hinab zogen. Sobald man zu einer Gemeinschaft gehörte, repräsentierte man diese auch, und sollte sich dieser Verantwortung doch eher bewusst sein. Aber wer wusste schon, welche Probleme oder Sorgen womöglich auf den Sorgen des Alderfords lagen, wenn auf einmal das Schwert zeremoniell auf die Schultern gelegt worden war.



RE: nightly order - Cedric Alderford - 12-05-2024

Cedric Alderforts Kopf wirbelte, als er auf dem Pflaster der Straße ausgestreckt lag. Die Nachtluft war dick vom Geruch von Bier und den fernen Echos ausgelassener Lacher.

Die strenge Stimme von Hauptmann Willard Sutherland durchbrach den Nebel der alkoholbedingten Verwirrung. “Cedric Alderfort”, intonierte er, die Last der Missbilligung schwer in seiner Stimme. Cedrics Magen krampfte sich zusammen. Er kannte diesen Ton und er bedeutete nie etwas Gutes. Cedric spürte dessen Enttäuschung wie einen bleiernen Mantel.

Sebastian streckte eine helfende Hand aus. Cedric ergriff sie und kämpfte darum, wieder auf die Beine zu kommen. “Sebastian”, antwortete dieser, der wohl Cedric betrunken Scherz falsch verstanden hatte. Natürlich wusste er, wer Sebastian war. Der junge Alderford war zwar oft ein Arsch, wenn er getrunken hatte, aber nüchtern war er eigentlich umgänglich und freundlich.

Die Schlägerei in der Taverne war ein dummer Fehler und er wusste selbst nicht mal, warum er sich hat schon wieder zu laufen lassen. Aber hier, in den engen Gassen der Stadt, gab es kein Entkommen vor den Konsequenzen.

Sebastians Blick verharrte auf Cedrics gequetschtem Auge. “Ihr solltet eine wandernde Heilerin aufsuchen”, riet er. Verwundert fuhr Cedrics Hand zu seinem Auge, um sogleich zusammen zu rucken. Diese Verletzung hatte er noch gar nicht bemerkt. Wie als hätte der Schmerz nur auf ein Zeichen gewartet, begann er in seinem Auge pochen.

Als Sebastian einen Schritt zurücktrat, schwankte der junge Ritter unheilvoll. Er hatte sich lange nicht mehr so zu laufen lassen. Unnachgiebigen Blick des Hauptmanns traf den von Cedric. Die Enttäuschung des Hauptmanns war eine stumme Zurechtweisung, eine Erinnerung daran, dass die Ritterschaft Verantwortung über das Schwert hinaus trug.


RE: nightly order - Willard Sutherland - 15-05-2024

Sebastian hatte damit recht, dass das Auge ihres betrunkenen Gegenübers den Blick einer Heilkundigen durchaus wert war. Letzen Endes war es aber wohl nur ein Veilchen, das sich der junge Alderford mit Sicherheit auch verdient hatte, so wie er den beiden Offizieren entgegentrat. Willard schüttelte den Kopf.

„Ich nehme…“, setzte der Hauptmann dann an seinen Adjutanten gewandt an, als der Betrunkene ins schwanken kam und Willard zunächst dazu verleitetet, diesen von der Seite am Oberarm zu fassen, um ihn zu stabilisieren. Ein Ritter – und schon gar kein Prinz – sollte auf der Straße im Dreck liegen, das galt auch für diejenigen, die über den Durst getrunken hatten. Natürlich hätte Willard ihn auch sich selbst überlassen können, doch würde dies die so schon befleckte Ehre des Halbstarken nur noch mehr in Gefahr bringen.

„Ich nehme ihn mit in die Garnison.“, setzte Willard noch einmal an, als der benebelte Prinz nicht mehr zu fallen drohte, „Geh du zu den Wanderheilerinnen, vielleicht ist eine abkömmlich. Ansonsten lass dir eine Salbe geben. Ein blaues Auge bekomme ich auch allein versorgt.“

Das geklärt, nahm Willard auch noch den zweiten Arm dazu, um Cedric auf dem Weg in Richtung der Quartiere zu Unterstützen. "So, wir gehen jetzt nach Hause.", teilte er dem Betrunkenen mit, der in seinem Zustand wohl eh nicht mehr zwischen Schankraum, Wohnzimmer oder Dienststube unterscheiden konnte. Vielleicht watschelte der Betrunkene nun wie ein kleines Küken durch die Straßen, aber immerhin nicht über lange Wege, auf denen ihn noch mehr Menschen so gesehen hätten. Es galt nur zu hoffen, dass der Alderford in seinem Rausch nicht auf die Idee kam, Unfug anzurichten. Noch könnte die Sache für ihn glimpflich ausgehen. Eine Nacht in der Garnison und dann würde Willard ihm mächtig die Birne waschen. Noch waren sie aber nicht da.



RE: nightly order - Cedric Alderford - 16-05-2024

Cedrics Welt drehte sich. Die Straßen, die Häuser, die Laternen – alles verschwamm vor seinen Augen zu einem wirbelnden Strudel aus Farben und Formen. Sein Kopf dröhnte, als hätte eine Armee von Zwergen darin Krieg geführt. Mit jedem Schritt taumelte er bedenklich, unfähig eine gerade Linie zu halten.

Plötzlich spürte er einen festen Griff an seinem Oberarm. Eine vertraute Stimme drang an sein Ohr, doch die Worte ergaben keinen Sinn. Cedric blinzelte verwirrt, als eine weitere Hand unter seine Achsel griff und ihn nach vorne schob. Widerwillig setzte er einen Fuß vor den anderen, mehr stolpernd als gehend.
"Aber ich will noch nicht nach Hause!", lallte Cedric und versuchte sich halbherzig aus dem Griff des Kommandanten zu winden, was ihm aber nicht wirklich gelang.

Die kühle Nachtluft strömte ihm ins Gesicht, während er durch die dunklen Gassen geschleift wurde. Gelegentlich schlurften seine Stiefel über Pflastersteine, die ihn beinahe aus dem Gleichgewicht brachten. Nur die starken Arme, die ihn festhielten, bewahrten ihn vor einem schmerzhaften Sturz.

Aus den Augenwinkeln erhaschte Cedric Blicke die missbilligen Blicke des Kommandanten , der den derangierten Prinzen beäugten. Doch in seinem betrunkenen Zustand schien es ihm gleichgültig. Ein dumpfes Gefühl der Scham regte sich in seiner Magengegend, wurde aber von den Nachwirkungen des Alkohols übertönt.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erblickte er die Garnison. Cedric stöhnte unmerklich auf, als er über die Schwelle geleitet wurde. Gedämpfte Stimmen und vereinzelte Fackeln tauchten den langen Korridor in ein unwirkliches Licht, als Cedric über die Schwelle geleitet wurde. Der strenge Geruch von Pferden, Leder und altem Stein stieg ihm in die Nase, während seine Füße über die rauen Steinplatten schlurften.

Eine schwere Holztür quietschte in den Angeln, als sie sich vor ihnen öffnete. Ein karger Raum mit einem schmalen Bett an der Wand und einem wackeligen Tisch in der Mitte kam in Sicht. Willard, immer noch Cedrics schwankendem Körper zur Stütze, bugsierte ihn in die provisorische Zelle hinein.

Mit einem dumpfen Plumps landete Cedric auf der Pritsche, sein Rücken knallte gegen die kalte Mauer.


RE: nightly order - Willard Sutherland - 23-05-2024

Willard war innerlich – milde ausgedrückt – überhaupt nicht begeistert davon, wen er da in welchem Zustand vor der Taverne angetroffen hatte. Er war entsetzt über dieses Ausmaß an Dummheit, das ein geschlagener Ritter zum Besten zu geben vermochte. Und dann war dieser Jungspund ja noch nicht mal irgendein Ritter, er war einer des Königs. Selbst Cedrics Prinzendasein hatte ihn nicht davon abgehalten vernünftig zu sein.

Auch wenn auf seine Taten Konsequenzen folgen würden, war es nicht Willards Ziel, den Trunkenbold öffentlich bloßzustellen. Das hatte niemand verdient, der einem anderen kein Leid zugefügt hatte und auch wenn man darüber diskutieren konnte, ob Cedric an diesem Abend wirklich niemand auf seine Kosten litt, war er noch immer ein Prinz. Ein ziemlich flegelhafter vielleicht, aber ein Prinz. Da Cedric, zu seinem großen Vorteil, nicht aggressiv war, hatte Willard sein Bestes geben können, den Mann ohne großes Aufsehen in die Zelle zu bugsieren. Jene Zelle war außerdem keine richtige Zelle, sondern mehr ein Verhörraum. Der Hauptmann hoffte nur, dass niemand hier das Gesicht des Prinzen kannte.

Nachdem der Hauptmann die Tür geschlossen hatte, dauerte es nur einen Augenblick, bis er mit einem hölzernen Krug in der Hand zurückkam und dem Betrunkenen in die Hand gab. „Trink, das hilft.“, wies er ohne große Umschweife an und hielt etwas Abstand, sollte der Trunkenbold den eigenen Mund nicht treffen.

„Jetzt ganz in Ruhe und ganz langsam.“, begann Willard ein wenig später, „Was ist in der Taverne passiert?“ Auch wenn Cedric kein Pardon zu erwarten hatte, war Willard kein Arsch und hoffte, dass der junge Ritter sich irgendwie rechtfertigen konnte, für das, was er getan hatte. Umso schneller er das tun konnte, umso besser.