Facing the Storm
It's been a while, but I'm finding my faith - Druckversion

+- Facing the Storm (https://facingthestorm.de)
+-- Forum: Was einst geschah (https://facingthestorm.de/forumdisplay.php?fid=24)
+--- Forum: Was längst vergessen war (https://facingthestorm.de/forumdisplay.php?fid=32)
+---- Forum: Inplay (https://facingthestorm.de/forumdisplay.php?fid=37)
+----- Forum: August 1016 ndV (https://facingthestorm.de/forumdisplay.php?fid=87)
+------ Forum: Walleydor - Das Frühlingsland (https://facingthestorm.de/forumdisplay.php?fid=112)
+------ Thema: It's been a while, but I'm finding my faith (/showthread.php?tid=355)



It's been a while, but I'm finding my faith - Aleena Stelhammer - 25-05-2024

It's been a while, but I'm finding my faith
If everything's good and it's great

Mit einem Leinentuch tupfte sich die junge Frau die spröden Lippen ab, nachdem sie ihr Frühstück leider gerade wieder erbrochen hat. Es war nun schon der fünfte Tag in Folge, an dem sie sich übergeben musste. Sie fühlte sich schwach und war nach einem kurzen Spaziergang schon total erschöpft. Vor zwei Tagen war sie mitten in der Nacht wach geworden, schweißgebadet und völlig außer sich vor Sorge um ihren Mann. Unsicher, ob sie fieberte, versuchte sie sich wieder in die Laken zu schmiegen und weiter zu schlafen, doch die Wochen der Unklarheit zerrten an ihren Nerven. Als sie sich das erste Mal übergeben musste, schob Aleena das auf den Stress. Es war nicht das erste Mal, dass die geborene Stafford körperliche Symptome bekam, wenn sie sich nicht vollends wohlfühlte. Denn obwohl sie die Zeit in ihrer Heimat sichtlich genoss, ihre Wangen sogar mittlerweile wieder diesen leichten Rotschimmer bekommen haben, fühlte Aleena sich merkwürdig. Mal war es ein mulmiges Gefühl im Bauch, dann wieder eine Nacht, die völlig kräftezehrend war. So ganz genau konnte sie ihre Beschwerden kaum in Worte fassen, waren das meiste doch nur sehr flaue Gefühle, die nicht als Schmerzen beschrieben werden konnten.

Die junge Frau redete sich selber ein, dass es die Belastung sein musste, die ihren Körper verrückt spielen ließ, doch nachdem nun der fünfte Tag angebrochen war und dieser genauso anfing wie die letzten vier, schicke sie nun doch einen Diener nach einer Wanderheilerin Ausschau zu halten. Sie sendete ein stummes Stoßgebet zum großen Vater Heofader, dass @"Lovis Winters" in der Stadt war, doch sie würde auch mit einer anderen Heilerin vorlieb nehmen. Sie brauchte einen Kräutertee oder einen lindernden Badezusatz, damit sie sich erholen konnte. Vielleicht hatte sie sich auch ein Fieber eingefangen und brauchte Wurzeln, die sie zerkauen konnte, um der Krankheit Einhalt zu gebieten. Immer ängstlicher werdend setzte sich die Kronprinzessin auf einen der mit Gold verzierten Stühle und stützte die Ellenbogen auf den angrenzenden Holztisch. Es war anstrengend, kaum Essen bei sich zu behalten. Immer wieder wurde ihr schwarz vor Augen, sodass sie eine Pause machen musste. Ihr Körper war schon immer eher schwächlich gewesen, schnell angegriffen von diversen Wehwehchen, doch eigentlich hatten die letzten vier Jahre im Winterland sie etwas stärker werden lassen - hatte sie zumindest gedacht. Dass es nun einen solchen Rückschlag gab machte sie traurig. Sie hatte sich so viel Mühe gegeben eben nicht mehr die zerbrechliche Frau hinter einem so starken Krieger wie @Leif Stelhammer zu sein, doch offenbar war sie noch nicht am Ziel ihres Weges angekommen.

Obwohl sie immer häufiger nachts wach lag und sich in Sorge um ihren Ehemann von einer auf die andere Seite drehte, war sie in diesem Punkt dankbar, dass er noch nicht wieder zurück war. Sie wollte nicht, dass er sie so sah. Bis er zurück sein würde, wollte Aleena wieder auf den Beinen sein, so viel stand fest.



RE: It's been a while, but I'm finding my faith - Asleif Sjöberg - 09-06-2024

„Und vergesst nicht, Respekt zu zeigen! Prinzessin Aleena ist...“

„Ja ja, sie ist von Adel. Trotzdem kotzt sie sich gerade wie jeder andere die Seele aus dem Leib. Und deswegen bin ich hier und nicht, um ihr Näschen zu pudern.“ Erschrocken sah die Dienstmagd zur Seite und bereute vermutlich genau in diesem Augenblick, Asleif mit hergebracht zu haben. Die Heilerin hingegen schenkte dem Mädchen ein zuckersüßes Lächeln. „Keine Sorge, ich werde deiner Prinzessin schon keinen Schreck erteilen.“ Beide hatten schließlich einen etwas weiteren Weg hinter sich. Bis zur Hütte war das Mädchen geeilt, in den Wald hinein, um Asleif zu holen. Anscheinend war gerade keine Wanderheilerin in der Stadt oder das Mädchen hatte nicht gut genug herumgefragt. Für Asleif war es nicht relevant; alles was zählte, war die Einhaltung ihres Kodexes und dass sie mitkam, wenn um Hilfe gebeten wurde. Sie hatte sich die ersten Symptome beschreiben lassen, ihren Umhängebeutel mit allerlei Dosen und Fläschchen gefüllt und sich dann mit auf den Weg nach Spring's Court gemacht.

Es war eine der wenigen Male in ihrem Leben, in denen Asleif wirklich mit so viel Prunk und Reichtum konfrontiert wurde. Der Palast in Spring's Court war von außen schon ein markantes Gebäude, doch innen... war es eine ganz andere Welt. Wandteppiche, große und vermutlich sehr teure Ölgemälde, schwere samtene Vorhänge. Hier und da hingen Geweihe an den Wänden und auf gefühlt jedem Regal stand irgendein teures Stück Porzellan. Asleifs Brauen zogen sich immer weiter zusammen, je mehr sie in dieses Bollwerk an Reichtum hineingingen und sich irgendwann in den Fluren verloren. Sie war fasziniert, wie das Dienstmädchen sich mit der größten Sicherheit hier bewegte. Sie wollte gerade nachfragen, wie viele Wochen es gedauert hatte bis das Mädchen sich hier jede Abbiegung merken konnte, als sie vor einer schweren Holztür anhielten. Selbst die Türen hier waren aus dem gefühlt teuersten Holz verarbeitet worden; schwer, dämmend und mit den schönsten Gravuren verziert. Asleif rümpfte die Nase, verbat sich aber jeglichen Kommentar. Sie war hier, um zu helfen und nicht, um Kopf und Kragen zu riskieren. Das junge Mädchen vor ihr klopfte und trat erst ein, als eine leise Stimme zum eintreten aufforderte. Asleif wartete einige Momente, in denen sie angekündigt wurde und trat dann erst ein. Die Perlen in ihrem Haar klimperten kurz, als sie sich in Bewegung setzte, eintretend in den Raum, der wohl einer der privatesten jedes Menschen war. Asleif ließ den Blick nur kurz schweifen, um diesen gen der Prinzessin zu lenken. Sie nickte respektvoll der jungen Frau zu, deren Blässe alles andere als vornehm aussah und für die Heilerin bereits ein erstes Zeichen auf eine Erkrankung war. Das Dienstmädchen huschte einem Schatten gleich rasch aus dem Zimmer und schloss die Türe hinter sich, nachdem es noch einmal erschrocken Asleif angesehen hatte aufgrund ihres Nickens, das wohl ihr zu wenig war.

Ungefragt näherte sich Asleif dann auch direkt und kam auf die Prinzessin zu.„Mein Name ist Asleif, ich wurde von eurem Mädchen hergeholt. Sie sagte, euch sei übel und ihr hättet euch schon mehrfach übergeben? Könnt ihr mir noch weiteres erzählen?“ Ganz in ihrem Metier nun suchte der Blick fachmännisch nach möglichen Ursachen zunächst äußerlich ab, während sie die Umhängetasche abstreifte und auf den Tisch legte, auf den sich die junge Frau gestützt hatte.„Habt ihr Fieber?“, die Frage wurde direkt unterlegt mit der eigenen Handlung, einen Handrücken auf die Stirn der Prinzessin zu legen. Die Spurensuche hatte begonnen...


RE: It's been a while, but I'm finding my faith - Aleena Stelhammer - 22-06-2024

It's been a while, but I'm finding my faith
If everything's good and it's great

Wieder wurde der schlanke Körper der Kronprinzessin durchgeschüttelt, als sich ihr Magen auf links drehte. Dabei war schon längst kein Essen mehr darin, welches Aleena hätte erbrechen können. Ging das nun doch schon seit einigen Tagen so, dass ihr immer wieder übel wurde und sie sich übergeben musste. Es war nur ein Tee, an den sie sich vor wenigen Stunden gewagt hatte, er nun auch wieder fluchtartig ihren Körper verließ. Tief durch die Nase atmend richtete die Blondine sich nach einigen Minuten wieder auf und seufzte leise. Es war anstrengend. Mal abgesehen davon, dass sie sowieso nicht besonders muskulös war, geschweige denn, dass sie besonders viel Fett unter den vielen Schichten ihrer Gewänder versteckt hielt, war es auch emotional ein reinster Spießrutenlauf. Viele ihrer geplanten Termine konnten sie nicht wahrnehmen und wenn doch, dann wollte sie immer in der Nähe ihrer eigenen Gemächer sein. Außerdem machte sie sich langsam Sorgen, dass ihr Körper von einer verheerenden Krankheit befallen wurde. Die Wanderheilerin, die sie damals in Wintergard aufgesucht hat, hat ihr schon gesagt, dass sie zu zerbrechlich sei, um ein Kind auf die Welt bringen zu können. Vielleicht war sie dann auch zu zerbrechlich, um selbst unbeschadet durchs Leben gehen zu können?

Entmutigt ließ die junge Frau die Schultern hängen, wurde sich ihres Standes jedoch wieder schmerzhaft bewusst, als es plötzlich an der Tür klopfte. Auch wenn sie sich überhaupt nicht so fühlte, versuchte sie stolz den Rücken durchzudrücken und den Kopf zu heben. Auch in ihren privaten Gemächern war sie immer noch eine Prinzessin. Eine Prinzessin, die irgendwann einmal die Königin des Winters sein würde. Eine Herrscherin über ein ganzes Land, an der Seite ihres Mannes, der einen konsequenten, strengen, aber sicherlich sehr fairen König abgeben wird. Es gehörte einfach nicht zu ihren Möglichkeiten den Kopf hängen zu lassen. Im wahrsten Sinne des Wortes.
"Herein", rief sie leise in Richtung der schweren Eisentür und hoffte, dass man sie gehört hatte. Für viele Worte hatte sie keine Kraft, schon gar nicht sie besonders laut heraus zu schleudern. Nur wenige Augenblicke später verriet ihr das Knarzen der Holztür jedoch, dass es ausgereicht hat. Wieder ein leises Seufzen. Ceridwen sei Dank, ihre Zofe hatte offenbar eine Heilerin auftreiben können. Für den Bruchteil einer Sekunde fragte sie sich, wo genau das junge Mädchen hingelaufen war, denn die Frau, die nun an ihrer Seite in die privaten Gemächer Aleenas trat, sah nicht so aus, als würde sie hier in der Stadt wohnen.

Obwohl es das vermutlich komplette Gegenteil zu Aleena darstellte, mit ihren langen Haaren, die von keiner Frisur zurecht gehalten wurden, den Schmuckperlen in den einzelnen Strähnen und dem wettergegerbten Gesicht, fühlte sich die Blondine augenblicklich wohl in ihrer Gegenwart. Sie hatte das Gefühl, dass diese Frau wusste, was sie zu tun hatte. Fast hätte sie sie in ihren Gedanken als Art Kräuterhexe bezeichnet - im absolut positiven Sinne! - verbat sich jedoch selbst diesen Gedanken.
Aleena versuchte sich an einem Lächeln - sicher auch, um das selbst heraufbeschworene schlechte Gewissen wieder wett zu machen, dass sie nach diesen unangebrachten Gedankengängen plötzlich heimsuchte.

"Willkommen, Asleif. Ich bin Aleena Stelhammer", stellte sie sich leise vor und neigte respektvoll den Kopf. Ohne Umschweifen kam die Ältere jedoch direkt zum Thema. Sie war ganz anders als die Heilerin damals in Wintergard. Viel verschrobener und direkter. Obwohl Aleena den Namen der jungen Frau vergessen hatte, wird sie nie vergessen, wie diese Heilerin ihr die Augen geöffnet hatte, weil sie sich offenbar als einzige getraut hat, ihr die Wahrheit ins Gesicht zu schleudern. Wie sie mit ihrem Weidenkorb auf dem Rücken, der gefühlt fast so groß war wie sie selbst in ihr Zimmer kam und augenblicklich diese Ruhe verströmte. Aleena war beinahe ein kleines bisschen enttäuscht, dass es nicht wieder die selbe Wanderheilerin wie damals war, doch sie hatte auch schon vorher gewusst, dass es sehr unwahrscheinlich war sie noch einmal zu sehen.

"Seit einigen Tagen stehe ich jeden Morgen mit dieser Übelkeit auf und behalte kaum Essen bei mir", flüsterte sie leise. Es war ihr unangenehm so ungeniert vor jemandem zu sprechen, den sie überhaupt nicht kannte, aber sie wusste um das Prozedere. Die Hoffnung, dass diese Frau ihr etwas geben konnte, was dieses Erbrechen endlich stoppen würde, war größer als jede Scham. "Egal, was ich esse oder trinke. Ich kann nichts bei mir behalten. Aber Fieber habe ich keins", antwortete sie wahrheitsgetreu und spürte wenige Sekunden später schon die Hand auf der Stirn. Okay okay, dann waren sie nun also auch über die 'wir fassen uns nicht an'-Beziehung hinaus. So war das wohl mit Heilerinnen. Gut, dass es immerhin meistens Frauen waren, die dieser Berufung nach gingen, sonst hätte Aleena vermutlich ein Problem bekommen. "Bitte", murmelte sie leise und hielt sich mit einer Hand den Bauch. "Könnt Ihr mir irgendwelche Kräuter geben, die mir helfen?".



RE: It's been a while, but I'm finding my faith - Asleif Sjöberg - 18-07-2024

Direktheit war eine Sache, die Segen und Fluch gleichzeitig war. In gefährlichen Situationen, lebensbedrohlichen Umständen, war Direktheit und Ruhe zugleich ein Segen. Denn dann hatte man die Kontrolle und direkte Fragen brachten immer auch direkte Antworten… nunja, meistens. Doch manchmal war ein zielgerichtetes Vorgehen auch nicht von Vorteil; vor allem wenn der Gegenüber solches nicht gewohnt war.
Es war dieses ganz leichte Zucken, das Asleif zu bemerken meinte, als sie die Hand auf die Stirn der Prinzessin gelegt hatte. Eine dezente Bewegung, klein und unscheinbar und vielleicht auch pure Einbildung; doch für Asleif war es ein eindeutiges Zeichen. Sie zog die Brauen grübelnd zusammen, während sie die Temperatur prüfte, die normal schien. Der leichte Schweißfilm auf der Stirn war von der Anstrengung und den Schmerzen, die Aleena zu haben schien. Asleif trat von ihr zurück und ließ ihr Augenmerk nochmals über das Gesicht wandern. Wenig geschlafen hatte die Prinzessin und die kränkliche Blässe, die sie bereits wahrgenommen hatte, war wirklich eine fahle Abbildung dessen, was bei gesundem Aussehen durchaus sicher hübsch anzusehen war.

„Ich verstehe, dass das Angst macht. Aber keine Sorge, wir finden schon die Ursache.“ Asleif lächelte sacht auf. Sie vermutete neben der Sorge auch ein wenig Angst hinter der Fassade der Prinzessin und entschloss sich, das eigene Tempo zu drosseln und die Sache langsamer anzugehen. Im Kopf hatte sie bereits einige Mittelchen sich zurechtgelegt, die eventuell helfen konnten, so schnell war sie vorangetrabt. Aber damit hätte sie sicher keinen guten Eindruck gemacht, wenn sie nach einmal Temperatur prüfen direkt die Flaschen hingeknallt hätte und weggegangen wäre. Und auch wenn sie sich in diesem Gebäude alles andere als wohlfühlte, blieb sie ruhig und professionell.
„Sind Bauchschmerzen auch dabei? Oder nur die Übelkeit und das Erbrechen? Wie sieht es mit Durchfall aus?“ Asleif lehnt sich leicht an den Tisch neben sich, die Hüfte spürte das schwere Holz dessen und den Halt dadurch. „Die Fragen sind unangenehm, ich weiß, aber ich muss genau wissen, was da los ist. Dann können wir auch das ganze behandeln.“ Versöhnlicher das Lächeln, das sie nun zeigte. Die junge Frau vor ihr konnte schließlich wenig dafür, dass sie in all den Prunk und Protz hineingeboren worden war. Vielleicht wäre der Lohn auch so ausreichend, dass Asleif nicht nur ihre Vorräte, sondern auch einiges davon in den Straßen verteilen konnte. Sie kannte einige Familien, die nicht allzu viel Geld hatten und daher über eine extra Portion an Ration glücklich wären.





RE: It's been a while, but I'm finding my faith - Aleena Stelhammer - 18-08-2024

It's been a while, but I'm finding my faith
If everything's good and it's great

Ein sanftes Nicken war die einzige Reaktion, als die nächsten Worte der älteren Dame ihre Lippen verließen. Obwohl Aleena genau wusste, dass diese Worte vermutlich jeder zweite Patient der Wanderheilerin zu hören bekam, musste sie zugeben, dass sie irgendwie beruhigend wirkten. Als sie von 'wir' und nicht 'ich' sprach bekam sie automatisch das Gefühl mit ihr an einem Strang zu ziehen - was tatsächlich eher selten der Fall war, wenn man sich die Gesellschaft der jungen Frau die meiste Zeit über ansah. Hier, in ihrer Heimat, in Walleydor, war zwar alles anders - sie würde sogar so weit gehen und sagen, dass es hier fast ein bisschen besser war - aber trotzdem blieb das Grundproblem das Gleiche. Ihre Familie, ihr Ehemann, Leif, war einfach das komplette Gegenteil von der geborenen Stafford. Wo sie ruhig war, war er laut. Wo sie sanft und zärtlich war, war er grobschlächtig und mit der Tür ins Haus fallend. Dort, wo ihre Empathie gefragt war, preschte er mit logischen Argumenten vor, die die Winterländer jeder unangenehmen Emotion entgegen zu setzen hatten. Sie waren wie Tag und Nacht. Wie Winter und Frühling. Doch das tat hier eigentlich gar nicht zur Sache und trotzdem blieb eine ganz leise Stimme in ihrem Kopf, die ein 'vielleicht doch' murmelte. Vielleicht schlug die emotionale Anstrengung diese Situation zu lösen ihr einfach auf die Gesundheit. Schon oft hat sie von Menschen gehört, die krank wurden, weil ihre Seele krank war. Vielleicht war es bei ihr genau das gleiche. Und mit diesem Gedanken befiel sie die Angst, dass es dafür dann kein Heilmittel von einer Heilerin gab, das ihr helfen würde.

Mit den nächsten Fragen schaffte es die junge Kronprinzessin sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Auf das Hier und Jetzt und ihre Behandlung. "Keine richtigen Bauchschmerzen, aber manchmal so ein unangenehmes Ziehen. Ich kenne das so gar nicht von mir", erklärte sie leise und schüttelte im nächsten Atemzug den Kopf, sodass die blonden Haarspitzen tanzten. "Nein, kein Durchfall", antwortete sie nuschelnd. Ihre Wangen bekamen eine sanfte Rötfärbung. Sie hatte keine Ahnung, wie es hinter verschlossenen Türen beim gemeinen Volk lief, aber unter den Adligen wurde über so etwas nicht gesprochen. Grundsätzlich musste sie in den letzten Jahren viele Dinge lernen, bei denen sie sich gewünscht hätte, dass ihre Familie sie besser darauf vorbereitet hätte, doch über unangenehme Dinge wurde einfach nicht gesprochen. Auch alles Wichtige über das Kinder kriegen wurde außen vor gelassen. Offenbar auch ein Thema, mit dem man entweder Glück hatte... Oder eben nicht. So wie Aleena und Leif.

"Ich hoffe wirklich, dass Ihr mir etwas geben könnt, das hilft", murmelte sie leise und schlang die Arme um den schlanken Körper. "Es ist anstrengend, wenn einem immer wieder schwindlig wird, man sich hinsetzen muss, weil einem sonst schwarz vor Augen wird und man selbst einen einfachen Spaziergang nicht mehr machen möchte, weil man Sorge hat andere zu beunruhigen", fasste sie die letzten paar Tage für die Heilerin zusammen und zuckte mit den Schultern. Die Frau mit den Kräutern im Gepäck war aber sicher nicht hier, um sich ihre Leidensgeschichte anzuhören, mahnte sich die junge Prinzessin. "Entschuldigt. Darum ging es gerade gar nicht. Habt Ihr noch weitere Fragen?", versuchte sie dann noch einmal die Kurve zu kriegen und sah sie aus tiefblauen Augen an.