Facing the Storm
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you put a spell on me - Grace Ashmore - 12-08-2024

[Bild: tumblr_n2ymwi0RHm1qd8tz1o4_r1_250.gif]

Seit vorgestern war Grace nun in der Hauptstadt des Frühlingslandes angekommen, nur mit einem kleinen, kurzen Zwischenstopp bei ihrem Vater. Die Unterbrechung hatte ihr Herz glücklich gestimmt, denn ihr Vater erfreute sich weiterhin bester Gesundheit. Nach dem Tod ihrer Mutter war er in ein Tief gefallen, doch es schien, als hätten die grünen Hügel und der Weinanbau sein Herz wieder ein wenig geheilt. Er hatte sie fest in den Arm genommen, ihr Haar geküsst und sie die nächsten beiden Tagen über alles ausgefragt; zudem hatte er sie zu seinen geliebten Weinreben mitgenommen und all seinen Arbeitern vom Eintreffen seiner geliebten Tochter erzählt. Natürlich hatte er sich auch über Thomas erkundigt, und sie hatte in seiner Stimme gehört, dass er ihn wirklich gerne hatte. Immer noch glaubte ihr Vater, dass der Fürst von Penwick Town der beste Kandidat für seine Tochter gewesen war; und ja, vielleicht war das tatsächlich auch so, doch ihr Herz war da ab und an anderer Meinung. Es schlug viel zu kräftig, viel zu laut und leidenschaftlich, und manchmal fühlte sich Grace, als würde sie in einem zwar privilegierten, aber trotzdem goldenen Käfig leben. Es hatte Tränen gegeben, als sie sich von ihrem Vater verabschiedet hatte, doch er hatte ihr einen Brief für Charles mitgegeben und einige schöne Andenken von zuhause, speziell aus dem ehemaligen Besitz ihrer Mutter. Die Haarspange, die Grace am heutigen Abend trug, war aus genau diesem Besitz, und sie trug sie mit Stolz. Die letzten beiden Tage hatte sie also mit dem großen Wiedersehen ihrer Familie zu tun gehabt: Charles, seiner Frau und ihrem geliebten Neffen. Mit ihm hatte sie gelesen, getobt und gespielt, und mit Charles und seiner Frau jeden Abend zu Abend gegessen und lange über Heofader und die Welt gesprochen. Sie fühlte sich in der sogenannten Weißen Stadt heimelig, und Charles hatte ihr ein überaus großzügiges und schönes Gemach zugeteilt; sie könnte sich wirklich nicht besser oder gar willkommener fühlen.

Doch heute Abend hatte Grace nicht vor, früh schlafen zu gehen, einen Brief zu schreiben oder lange zu lesen. Eleonor würde sie noch besuchen, einen Brief an ihren Mann hatte sie schon gestern abgeschickt und Charles und seine Frau befanden sich schon in ihrem Teil des Anwesens. So gab es nur noch sie, und sie löste die Spange in ihren Haaren, sodass diese nun wallend und weich ihren Rücken hinab fielen. Ihr Kleid, etwas weniger pompös und schlicht hellblau, schlang sich dankbar um ihren Körper. Sie besah sich im Spiegel, bevor sie in ihre Schuhe schlüpfte, sich dann doch noch einmal umentschied und mit der hübschen, goldenen Spange ihre Haare nur zu einem kleinen Teil zusammenband. Der Rest ihrer hellen Haare fiel weiterhin hinab, und sie war mit sich zufrieden. Fröhlich summend schloss sie die Türe ihres Schlafgemachs hinter sich, sagte der Zofe, dass sie noch einen Spaziergang mache und sie nicht auf sie warten solle; diese schien etwas verwirrt zu sein, nickte aber geflissentlich und Grace dankte ihr herzlich. Glücklicherweise hatte Heofader ihr eine Art geschenkt, die es ihr erlaubte, nach vielem zu fragen und sich zu erkundigen - niemand würde sich dabei je etwas Böses denken. Man sah in Grace nur eine tugendhafte, liebevolle und gütige Frau, und deshalb hatte man ihr auch generös davon berichtet, wie ihr Cousin bewacht wurde und dass er eine eigene, königliche Garde hatte. Gewisse Ritter, die sich in diesem und jenen Teil der Stadt befanden, und zu genau diesem machte sich Grace nun auf.

Doch so weit kam sie nicht, denn gerade, als sie um eine Ecke bog, vor sich hin summend, in Gedanken schon viel weiter, stieß sie in eine männliche Person. Sofort erkannte sie in dieser Alden Sutherland, genau den Ritter, den sie gesucht hatte. Ihre Augen funkelten, als sie ihn schließlich erkannte, und eine weitere Strähne löste sich aus ihrem einfachen Knoten. “Mylord Sutherland”, grüßte sie ihn förmlich und knickste kurz, bevor sie ihm ihre Hand hinstreckte. “Ihr seid der Mann, den ich gerade besuchen wollte. Ein zuvorkommender Diener hatte mir erzählt, wo Ihr Euch mit Euren Freunden zumeist aufhält, und dorthin war ich gerade unterwegs.” Ihn zu sehen ließ ihr Herz schneller schlagen, und ihr Blick glitt unauffällig und doch sehr eindeutig über seine Gestalt. Er hatte sich die letzten Wochen nicht viel verändert, und doch entdeckte sie so viel Neues an ihm. Seine Weste schien gepflegter zu sein, sein überraschter Blick schien tiefer zu gehen. Grace atmete tief ein und aus. “Ich habe Euer Versprechen und unsere Verabredung nicht vergessen, wie Ihr seht. Den ganzen Abend habe ich deshalb nur für Euch reserviert, Mylord, und ich hoffe zutiefst, dass Ihr heute Zeit für mich findet.”



RE: you put a spell on me - Alden Sutherland - 12-08-2024

[Bild: SDuAO.gif]

In den vergangenen Wochen war der Ritter der Königsgarde, Alden Sutherland, ungewöhnlich still gewesen, was sogar seinen Freunden auffiel. Nicht nur das, er schien oft in Gedanken versunken, was so gar nicht seiner Natur entsprach. Normalerweise war er immer aufmerksam, aktiv und selten abgelenkt. Doch auf ihre Nachfragen hin erhielten sie keine Antwort, obwohl Alden genau wusste, was ihn so beschäftigte: Er konnte an nichts anderes mehr denken als an die Fürstin von Penwick Town.

Seit er das Anwesen der Ashmores vor gut vier Wochen verlassen hatte, fand er keine ruhige Nacht mehr. Ständig träumte er von Grace – ihrem Lachen, ihren ungewöhnlichen Augen, die ihn so unschuldig und doch wissend ansahen, ihrem weichen Haar, das ihr Gesicht umrahmte, ihren Lippen und den tiefgründigen Gesprächen, die sie führten. Tagsüber versuchte Alden, sich abzulenken, indem er die sommerliche Hitze nutzte, um mit dem Kronprinzen an den See zu reiten und ihm das Schwimmen beizubringen. Lester hatte inzwischen seine Angst vor tiefem Wasser überwunden und schwamm nun wie ein Fisch. Sie spielten Ball, führten Übungskämpfe mit Holzschwertern aus oder unternahmen gemeinsame Ausritte.

Während Lester im Unterricht war oder anderweitig beschäftigt, brachte Alden seine Ausrüstung in Schuss. Er flickte Hemden und Lederzeug, besserte Kettenhemden aus, polierte sein Schwert oder putzte die Stiefel. Wenn er damit fertig war, begann er von vorn, oder er stürzte sich in eine Trainingseinheit nach der anderen, bis er vor Erschöpfung kaum noch stehen konnte. Erst dann fand er einen unruhigen Schlaf.

Seine Freunde beobachteten ihn teils amüsiert, teils besorgt und ließen ihn schließlich in Ruhe, nachdem sie keine Erklärung für sein merkwürdiges Verhalten erhalten hatten. Sie waren sicher, dass Alden sich irgendwann wieder fangen würde.

Als er vor zwei Tagen erfuhr, dass die Cousine des Königs eingetroffen war, war Alden noch mehr neben der Spur, doch zumindest konnte er nun seinen Plan umsetzen, das versprochene Treffen vorzubereiten. Einige Tage zuvor hatte er eine Bekannte aus der Stadt, die als Magd arbeitete, um Hilfe gebeten, ihm eine Garnitur Kleidung zu besorgen. Gegen ein paar Münzen und das Versprechen, keine Fragen zu stellen, erhielt er die Kleidung am selben Tag, in der Hoffnung, dass sie der zierlichen Fürstin passen würde. Sollte dies nicht der Fall sein, würde im Notfall auch ein Umhang mit Kapuze reichen.

Die Magd übergab ihm mit einem breiten Grinsen das Kleiderpaket und nahm die Münzen entgegen. Alden fragte sich kurz, welche Gerüchte sie wohl verbreiten würde – vielleicht, dass er heimlich Frauenkleider trug? Doch das war ihm egal, solange nichts auf die Fürstin hinwies. Die Kleider verstaute er sicher in seinem Zimmer.

Beim Frühstück überbrachte ihm der Hauptmann eine Nachricht von einem Diener, in der stand, dass die Fürstin ihn am Abend bei den Ritterunterkünften treffen wollte. Fast hätte Alden sich an seinem Frühstück verschluckt, schwankend zwischen Freude und Unruhe. Grace wollte ausgerechnet hierherkommen, wo alle versammelt waren, anstatt sich an einem abgelegenen Ort zu treffen. Der Pavillon in den Gärten, der vom Palast nicht einsehbar war, wäre ihm da spontan eingefallen. Doch offenbar war Grace fest entschlossen, Aldens Freunde kennenzulernen und wollte sich in der Garnison vorstellen.

Kurz vor der vereinbarten Zeit machte er sich auf, um sie abzufangen, denn es lag auch in ihrem Interesse, dass nicht der ganze Palast erfuhr, dass die Cousine des Königs in den Ritterunterkünften unterwegs war. Alden bevorzugte Diskretion, um zu vermeiden, dass am nächsten Tag halb Spring's Court darüber tuschelte.

Kaum hatte er die Unterkünfte verlassen und bog um eine Ecke, stieß er fast mit der Person zusammen, mit der er verabredet war. Sein Herzschlag setzte einen Moment lang aus, als er Grace erkannte, nur um dann umso heftiger weiterzuschlagen. Sie sah genauso bezaubernd aus wie beim letzten Mal, und für einen Augenblick war Alden versucht, sie einfach in seine Arme zu ziehen. Doch er beherrschte sich und die freundliche, aber formelle Begrüßung der Fürstin holte ihn zurück in die Realität.

„Euer Gnaden“, erwiderte Alden, ergriff ihre Hand und küsste sie mit einer Verbeugung. „Ich freue mich sehr, Euch wiederzusehen.“ Er lächelte bei ihren Worten, griff sie leicht am Arm und zog Grace um die Ecke, damit sie vom Palast aus nicht mehr zu sehen waren. „Ihr ahnt nicht, wie sehr ich mich nach diesem Moment gesehnt habe.“ Seine Stimme war leise, fast ein Flüstern, als er sie in eine abgelegene Nische führte, wo sie ungestört sprechen konnten.

Alden ließ ihren Arm los, trat einen Schritt zurück, um sie anzusehen, und konnte nicht verhindern, dass sein Blick über ihr Gesicht glitt, als wolle er sich jedes Detail einprägen. Seine Augen ruhten auf ihr, während er sich bemühte, die Aufregung zu verbergen, die in ihm aufstieg. Die Art, wie ihr Kleid ihre Gestalt umschmeichelte und die lose Strähne ihres Haares, die sich aus dem Knoten gelöst hatte, machten sie noch bezaubernder. Es fiel ihm schwer, den Blick abzuwenden, doch er zwang sich, eine höfliche Distanz zu wahren.

„Verzeiht, wenn ich zu aufdringlich wirke, Euer Gnaden“, begann er schließlich, „aber ich musste sicherstellen, dass uns hier niemand sieht. Ihr wisst, wie schnell Gerüchte sich verbreiten, besonders in einem Palast wie diesem.“ Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, doch in seinen Augen lag ein ernsthafter Ausdruck. „Aber ich habe mein Versprechen nicht vergessen und passende Kleidung besorgt. Wenn Ihr möchtet, könnt Ihr Euch in meinem Quartier umziehen.“ Er nickte ihr zu und ging voraus in das benachbarte Gebäude, in welchem die Unterkünfte der Ritter untergebracht waren. Glücklicherweise waren die meisten Ritter noch im Palast oder bereits ausgegangen. Er führte Grace die Treppe hinauf, durch einen Gang bis zur letzten Tür, die er öffnete und die Fürstin eintreten ließ. Ein schlichtes, aber sauberes Zimmer erwartete sie. Alden deutete auf das Kleiderpaket, das auf dem Bett lag. „Ich warte vor der Tür, bis Ihr umgezogen seid, Euer Gnaden.“ Mit diesen Worten schloss er die Tür und ließ Grace in seinem Zimmer allein.


RE: you put a spell on me - Grace Ashmore - 13-08-2024

Es war erstaunlich, wie schnell Briefe in der Hauptstadt ihren Empfänger fanden, aber es war wohl nur ein kurzer Fußweg vom Palast zu den Unterkünften der Ritter gewesen. Grace hätte erst mittags mit dem Empfang des Briefes gerechnet, aber der Diener war eine Stunde später schon wieder bei ihr gewesen und hatte ihr die erfolgreiche Zustellung zugesichert. Sie hatte ein wenig Furcht davor gehabt, was passieren würde, sollte Alden heute Abend doch keine Zeit finde, aber sie war grundlegend doch ein positiver und optimistischer Mensch. So hatte sie sich vor wenigen Minuten frisch gemacht und war nun auf dem Weg zu ebendiesen Ritterunkünften; doch Alden kam ihr zuvor, indem sie einfach in ihn hinein rannte. Grace sah ihn sofort entschuldigend an, legte besorgt eine Hand an seinen Arm und schüttelte den Kopf. “Es tut mir wahnsinnig leid”, waren die ersten Worte, und ihre Augen suchten ihn nach etwaigen Verletzungen ab. Doch er war stark und kräftig, anders als sie selbst, und so ging von ihr wohl keine Gefahr aus. Als er sie förmlich ansprach und ihre Hand ergriff, war sie hin- und hergerissen. Sie wollte diese Förmlichkeit nicht und sehnte sich nach der Ungezwungenheit vom letzten Treffen, doch sie wusste, dass diese Förmlichkeit hier unumgänglich war. “Sobald wir alleine sind, hoffe ich, dass wir dieses förmliche Geplänkel wieder ablegen können”, sagte Grace mit sehr leiser, aber ernster Stimme. Als Alden ihr gestand, wie sehr er sich nach diesem Treffen gesehnt hatte, schlug ihr das Herz bis zum Hals. Mehr noch, es kribbelte überall und sie konnte nur ein echtes, fröhliches Lächeln nicht unterdrücken. “Oh Mylord, diese Worte kann ich nur ganz genau so zurückgeben. Ich habe dieses Treffen herbeigesehnt, seitdem Ihr es mir versprochen habt.” Es war spannend, aber Grace fühlte sich hier in der Hauptstadt sicherer als Zuhause in Penwick Town; hier war sie einfach die entfernt wohnende Cousine des amtierenden Königs, und niemand achtete gut genug auf sie, als dass sie nicht einfach für einen Abend untertauchen könnte. Das Augenmerk lag auf der Königsfamilie und das war gut so. Es machte sie freier und ungezwungener.

Alden führte sie indes weiter in eine ruhige Nische, und Grace sah sich beinahe besorgt um, aber glücklicherweise war dieser Teil des Anwesens abgeschieden. “Denkt Ihr wirklich, dass es sich dermaßen herumsprechen würde, wenn ich mir die Unterkünfte der Ritter näher ansehe?”, fragte sie wahrscheinlich sehr naiv. “Aber was, wenn ich mich einfach um die Sicherheit meiner Familie sorge und mir deshalb die Ritter genauer ansehen möchte?” Sie musterte ihn fragend, doch dann stahl Alden´s Lächeln sämtliche ihrer Gedanken. Es war viel zu frech, viel zu verzückend und viel zu… gefühlvoll. Grace konnte es nur erwidern und sich schüchtern durchs Haar streichen. “In Eurem Quartier?” Das war so grotesk und unerwartet, und doch hatten sie doch genau DAS geplant! Und Grace gab sich dann einen innerlichen Schubs und nickte grinsend. “Dann auf, mein lieber Freund, zeigt mir Eure Unterkunft.” Sie ging vertrauensselig mit ihm mit, in dem vollkommenen Wissen, dass Alden ihr nie etwas tun würde; dafür war er viel zu edel und gut. Als sie schließlich in Alden´s Gemach vorstießen, war es nur ein sauberes und ordentliches Zimmer, das sie erwartete. Oh, das war durchaus eine neue Erfahrung. Als Alden auf das Kleiderbündel zeigte, lächelte sie ihn erneut an. “Nennt mich bitte Grace, Euer Gnaden bin ich in Penwick Town oder wenn uns jemand von der Königsfamilie sieht.” Dann nickte sie, während Alden nach draußen ging und zog sich schließlich um. Ihr helles, blaues Kleid wurde durch ein unscheinbares weißes ersetzt, doch ihre Haare ließ sie weiterhin offen, nur, dass es jetzt eine Haube zierte. Trug man das so? Grace betrachtete sich im Spiegel, sah sich dann ein wenig im Zimmer um und legte einige Kupfermünzen auf eine kleine, hölzerne Kommode. “Ihr könnt herein kommen”, rief sie dann nach draußen und präsentierte sich dem Ritter. Sie schmunzelte, als sie sich für ihn im Kreis drehte. “Na, bin ich unscheinbar genug für diesen Ort, an dem Ihr mich heute Abend bringen wollt? Und lasst mich Euch sagen, dass Euer Zimmer sehr löblich aufgeräumt ist. Aber wo nur befinden sich all Eure persönlichen Dinge?”



RE: you put a spell on me - Alden Sutherland - 13-08-2024

Als die Fürstin und Alden praktisch ineinander hineinrannten, war das Erste, was sie tat, sich zu entschuldigen. Doch Alden schüttelte nur den Kopf, denn auch er war ebenso hastig um die Ecke geeilt. Es war bemerkenswert, wie die junge Frau stets die Schuld bei sich suchte, besonders in ihrer Position. Andere Damen ihres Standes hätten sich vermutlich über den ungehobelten Kerl empört, der sie angerempelt hatte, unabhängig davon, wer tatsächlich schuld war. Doch Grace war offensichtlich darauf bedacht, keine Fehler zu machen.

Alden begrüßte sie mit tadelloser Höflichkeit, obwohl er sehen konnte, dass die junge Fürstin diese Förmlichkeit nicht mochte. Er hielt sich jedoch an die Etikette – schließlich befanden sie sich am Hofe, wo nicht nur die Wände Ohren hatten. Die Zurechtweisung ihres Mannes hatte an Aldens Stolz gekratzt, da er es besser hätte wissen müssen. Der Fauxpas, den Fürsten mit dem falschen Titel angesprochen zu haben, lastete immer noch auf ihm.

Leise schlug Grace vor, das formelle Geplänkel abzulegen, sobald sie alleine waren, was Alden nicken und schmunzeln ließ. Spätestens in der Taverne würden sie beide darauf achten müssen, sich nicht versehentlich mit einem Titel anzusprechen. Es freute ihn zutiefst, dass Grace das Treffen genauso herbeigesehnt hatte wie er selbst, und in ihrem Lächeln fand er eine Wärme, die ihn auf eine Weise erfüllte, die er lange nicht mehr erlebt hatte. Die Luft zwischen ihnen war förmlich elektrisiert, und die Spannung war beinahe unerträglich. Alden musste sich stark zusammenreißen und sich an seine ritterliche Ehre erinnern, um nichts Unüberlegtes zu tun, was das Vertrauen der jungen Fürstin missbrauchen oder sie beide in Bedrängnis bringen könnte.

Alden sorgte dafür, dass sie sich abseits des Palastes unterhielten, wo sie nicht gesehen werden konnten. Die Fürstin schien unbekümmert zu sein, was das Umherspazieren in den Ritterunterkünften anging und sprach ihn auf seine Vorsichtsmaßnahmen an. Ihr naiver Glaube daran, dass niemand sich um ihren Besuch bei den Rittern kümmern würde, brachte ihn kurz zum Schmunzeln. „In einem Palast wie diesem verbreiten sich Gerüchte leider schneller als man glaubt“, antwortete er sanft. „Und selbst wenn Ihr Euch nur um die Sicherheit Eurer Familie sorgen würdet, würden die Leute etwas anderes hineininterpretieren. Was glaubt Ihr, würde geschehen, wenn jemand im Palast verbreitet, dass die verheiratete Cousine des Königs sich in den Unterkünften der unverheirateten Ritter umschaut? Was würde Euer Gemahl wohl sagen, wenn er davon erfährt? Würde er Euch jemals wieder erlauben, alleine hierher zu reisen?“ So unbefangen Grace auch war, was die Betrachtung der königlichen Ritter anging, so schüchtern wirkte sie, als Alden das Thema auf die Kleidung in seinem Quartier lenkte.

„Eigentlich hätte ich einen Treffpunkt etwas abseits der Gebäude vorgeschlagen, aber Ihr wart schneller, und so ist die Kleidung nun hier.“ Er zwinkerte ihr zu, um ihr zu zeigen, dass sie keine Angst haben müsse. „Oder traut Ihr mir nicht?“ Grace besann sich darauf, dass sie dem Ritter vertrauen konnte, nickte und lächelte. Dass sie ihn „mein lieber Freund“ nannte, war für Alden wie Musik.

Das Quartier war schnell erreicht, und die Fürstin erklärte sich bereit, sich dort umzuziehen. Auf ihre Bitte hin, sie Grace und nicht Euer Gnaden zu nennen, nickte Alden und schlug nachdenklich vor: „Wenn wir in der Stadt sind, seid Ihr meine Cousine Charlotte, falls jemand fragen sollte, einverstanden?“ Dann ließ er sie alleine, damit sie sich umziehen konnte. Während er draußen wartete, dachte er über all die Emotionen nach, die in ihm aufgestiegen waren, seit sie ihm zum ersten Mal begegnet war. Es war nicht nur ihre Schönheit, die ihn so faszinierte, sondern auch ihre Intelligenz, ihr Witz und ihre innere Stärke.

Als er schließlich ihre Stimme hörte, die ihm signalisierte, dass sie fertig war, atmete er tief durch, bevor er die Tür öffnete und das Zimmer betrat. Das weiße Kleid, das Grace nun trug, ließ sie noch zierlicher wirken, fast wie ein unschuldiges Mädchen an einem fremden Ort. Doch es war die Art, wie sie ihn ansah, wie sie sich im Kreis drehte und ihn mit einem verschmitzten Lächeln herausforderte, die Alden sofort klarmachte, dass sie keineswegs unschuldig war – zumindest nicht in dem Sinne, dass sie nicht wusste, was sie tat.

Wie verzaubert beobachtete er die junge Frau, wie sie sich im Kreis drehte, und sein Herz raste. Alle Gedanken an Vorsicht und Grenzen, die sie längst überschritten hatten, lösten sich in Luft auf. Es war, als wäre der Ritter nicht mehr er selbst, als er auf die Fürstin zuschritt, sie an der schlanken Taille fasste und zu sich zog. Ihre Lippen zogen ihn magisch an, er legte seine Hand an ihre Wange und beugte sich etwas vor ...

Plötzlich knallte irgendwo im Gebäude eine Tür, Schritte und laute Stimmen waren zu hören. Alden fuhr zusammen, löste sich von der jungen Frau, als hätte er sich verbrannt und eilte zur offenen Tür, um sie zu schließen. Tief ein- und ausatmend versuchte er, wieder einen klaren Kopf und seine Gefühle in den Griff zu bekommen, bevor er sich zu Grace umdrehte. „Verzeiht mir, ich weiß nicht, was über mich gekommen ist.“ Der Ritter wagte kaum, die Fürstin anzusehen, sondern musterte nur das Gewand, das sie trug. „Ich denke, das wird so gehen. Aber Euer Haar müsstet Ihr hochstecken oder flechten, damit es unter der Haube nicht hervorschaut. Ihr wollt doch nicht, dass man Euch für eine Dirne hält, Grace.“ Entschuldigend blickte Alden sie an, sowohl wegen seines Verhaltens als auch wegen seiner Worte.

Als Grace die Ordnung seines Zimmers lobte, grinste er. Während seiner Ausbildung hatte Alden, wie alle Ritteranwärter, gelernt, seine Ausrüstung und sein Zimmer stets in tadellosem Zustand zu halten. Der Hauptmann hätte ihnen die Ohren langgezogen, wenn sie es versäumt hätten. „Danke, aber das gehört hier dazu. Ihr werdet kein unordentliches Zimmer finden.“

„Meine persönlichen Dinge?“ Er lachte leise und schüttelte den Kopf. „Nun, das Leben eines Ritters lässt nicht viel Platz für persönliche Gegenstände. Alles, was ich besitze, ist auf das Nötigste reduziert. Meine Rüstung, mein Schwert, Kleidung, ein paar Bücher – mehr brauche ich nicht.“ Alden zuckte mit den Schultern, als wäre das selbstverständlich. „Außerdem verbringe ich die meiste Zeit im Dienst oder beim Training, wie Ihr wisst, da bleibt wenig Raum für anderes. Zu Hause in Hazelbrook habe ich natürlich meine anderen Sachen, die ich hier nicht brauche.“

Für einen Moment dachte er an das Anwesen in Hazelbrook, an seine Eltern, die er viel zu selten besuchte, und an seinen Halbbruder Willard, der seit der Eroberung der Stadt in Eastergold Meadow dort als Hauptmann die Truppen befehligte. Es war an der Zeit, dass er seiner Frau und den Kindern mal wieder einen Besuch abstattete. Doch heute hatte er andere Pläne, sodass er seine Aufmerksamkeit wieder auf die junge Frau lenkte, die in seinem Zimmer stand. „Seid Ihr bereit?“


RE: you put a spell on me - Grace Ashmore - 13-08-2024

Penwick Town war ihr Metier gewesen, die Hauptstadt seines. Man merkte mit jeder Silbe und jedem Wort, dass Alden sich hier besser auskannte als sie es je können würde; dabei war sie früher hier öfter gewesen als Zuhause. Als junges Mädchen mochte man die Möglichkeiten, die eine Hauptstadt wie Spring´s Court bot, und Grace war dabei keine Ausnahme gewesen. Natürlich hatte sie sich nie etwas zuschulden kommen lassen, doch mit Eleonor hatte sie dennoch ziemlich viel Unsinn getrieben. Doch Alden kannte die Geschichten hinter den Vorhängen, die, von denen adelige Personen meist nichts mitbekamen. Grace mochte wetten, dass er die Stadt ganz anders kannte und aufnahm als sie und genau diese Erfahrung wollte sie heute erleben, immer zusammen mit Alden. Sie vertraute ihm, sie wusste, er würde nichts tun, was sie nicht wollte und er würde sie mit seinem Leben beschützen. Das war die ritterliche Ehre, aber auch… mehr. Grace konnte es spüren, auch tief in sich selbst. Vielleicht würde Alden darüber lachen, doch auch sie wollte ihn beschützen und bewahren; als junge, im Kampf nicht ausgebildete Frau konnte sie nicht viel tun, aber sie würde ihres Lebens nicht mehr froh werden, würde sie nicht für Alden kämpfen. Sie hörte aufmerksam Alden´s sachlichen und schlauen Worten und nickte immer wieder betreten. “Mylord, Ihr habt Recht. Wo waren nur meine Gedanken?” Natürlich wäre es fatal, würde man sie als verheiratete Frau in den Gemächern der unverheirateten Rittern sehen; sie hätte eine kleine Notlüge verwendet, aber Alden hatte wohl Recht, wenn er sagte, dass die nicht lange ziehen würde. “Ich kenne mich mit derlei Gepflogenheiten nicht so gut aus. Meist glauben mir Menschen, wenn ich etwas sage, und man vertraut mir meist blind.” Bis heute wusste die junge Fürstin nicht, ob das eine gute oder schlechte Sache war.

Tatsächlich musste Grace leise lachen, als Alden ihr sagte, dass sie schneller als er gewesen war. “Wollt Ihr mir damit sagen, dass meine Reflexe besser sind als Eure?” Sie grinste herausfordernd, doch winkte dann leichtfertig ab, so, wie sie es bei Thomas wohl nie gemacht hätte. “Ich habe die letzten beiden Abende mit meiner Familie verbracht und dachte, heute sollte endlich unser Treffen stattfinden. Deshalb konnte ich einfach nicht warten und musste Euch gleich frühmorgens schreiben. Ich hoffe wirklich, der Bote hat Euch nicht aufgeweckt.” Mit entschuldigender Miene blickte sie in seine Augen, doch da war nur Wärme, Zuneigung und ehrliches Interesse. Konnte sie in den Augen dieses Mannes je etwas Falsches machen? Er gab ihr so viel Sicherheit und das war so eine schöne Sache. “Mylord Sutherland”, fuhr Grace dann weiter vor, diesmal fast betroffen vor Entrüstung. “Ich vertraue Euch mein Leben an, was also soll da ein Stück Kleidung ändern?” Alden ging dann brav vor die Türe, und sie nahm sich ein wenig Zeit, um sich nicht nur umzuziehen, sondern auch ein wenig das Zimmer des Ritters zu mustern. Natürlich berührte sie nichts, legte nur ein paar Münzen auf eine Kommode, und als er zurück kam und einige Instruktionen gab, nickte sie. “Ich freue mich schon sehr, Cousin Alden.” Grace zwinkerte ihm zu.

Als sich die junge Fürstin schließlich drehte, ganz in der Kluft einer Hausmagd, lachte sie befreit und ihre weichen Haare fielen nur so an ihr herab; die Spange hielt nicht viel, weil sie mehr Zierde als sonst etwas war, doch ihr gefiel es so. Plötzlich waren da jedoch die Hände Alden´s, die sich an ihrer Taille festhielten. Gebannt konnt sie nicht anders, als Alden anzusehen, diese warmen Augen, die so viel Freude und Abenteuer versprachen. Aber noch mehr… Leidenschaft und Liebe und pures Verständnis. Was war das nur mit diesem königlichen Ritter? “Alden”, flüsterte sie leise, als ihr Blick zu seinen Lippen glitt, doch der Zauber endete, als eine Tür unweit von ihnen knallte und sie abrupt losgelassen wurde. Verwirrt stand sie inmitten des Raumes, die Zunge leckte über die Lippen, und sie wusste nichts mit sich anzufangen. “Ich denke nicht, dass es etwas zu verzeihen gibt.” Ihre Stimme war nur leise, doch die Worte dahinter stark und laut. Während sie ihre Haare unter die Haube stopfte, was keine einfache Sache war, sah sie ihn überrascht an. Niemand hatte es je gewagt, sie mit einer Dirne zu vergleichen oder gar dieses Wort in ihrer Gegenwart zu erwähnen… doch dann lachte sie. “An solche Worte werde ich mich heute Abend wohl gewöhnen müssen, oder?Aber sagt, was soll ich antworten, wenn mich jemand nach dem Status meiner Ehe fragt? Ist Eure Cousine Charlotte verlobt, verheiratet oder frei und ungebunden?” Sie kam ihm näher, schmunzelte und ging dann weiter zur Türe, fast so, als wäre nichts geschehen. sie horchte, doch es war kein Laut mehr zu erkennen. “Ich bin bereit, aber erwarte von Euch, dass Ihr mir auf dem Weg zur Taverne alles über Euer Zuhause in Hazelbrook erzählt. Ich sehne mich nach jedem kleinsten Detail Eures Lebens, Alden.” Dann schnappte sie sich seine Hand und zog ihn durch die Türe seines Zimmers.



RE: you put a spell on me - Alden Sutherland - 14-08-2024

Als Alden die Schritte und Stimmen der anderen Ritter hörte, war er abrupt zurückgeschreckt. Der Augenblick, der zuvor von Spannung und unausgesprochenen Gefühlen geprägt war, löste sich auf. Er konnte Verwirrung und eine Spur von Enttäuschung auf Graces Gesicht erkennen. Ihr Atem beschleunigte sich, und für einen kurzen Moment schien es, als wolle sie etwas sagen. Doch stattdessen befeuchtete sie nur ihre Lippen, die gerade noch so nah an seinen gewesen waren.

Während er zur Tür schritt, um sie zu schließen, nutzte er die Gelegenheit, um sich wieder zu sammeln und den Aufruhr in seinem Inneren einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen, bevor er zu der Fürstin zurückkehrte. Bei ihren Worten lächelte er schwach. Ihre Reaktion ließ ihn glauben, dass sie ihm sein Verhalten nicht übelnahm. Das Letzte, was Alden wollte, war, das Vertrauen, das so schnell zwischen ihnen entstanden war, durch mangelnde Selbstbeherrschung zu missbrauchen. „Eure Nachsicht bedeutet mir viel, Grace“, ⁣ antwortete er leise, seine Stimme ungewohnt rau. Sie versuchte, ihre Haare unter die Haube zu bekommen, und sah ihn überrascht an bei seinen direkten Worten. Doch es war eine Tatsache, dass Frauen mit offenem Haar entweder unverheiratete Jungfrauen oder Prostituierte waren. Alden wollte vermeiden, dass es zu unangenehmen Missverständnissen kam, die Grace in ein fragwürdiges Licht rücken könnten. „Vertraut mir, es ist besser so. Ich möchte nicht, dass Ihr in Schwierigkeiten geratet, nur weil jemand etwas falsch interpretiert.“

Als sie sich der Tür näherten, dachte Alden kurz über Grace' Frage nach. „Cousine Charlotte ist selbstverständlich verheiratet, daher trägt sie die Haube“, erklärte er ruhig und lächelte leicht. „Ihr Ehemann ist ein viel beschäftigter Mann, der oft auf Reisen ist. Das ist eine Geschichte, die nicht viel Aufmerksamkeit erregt, denke ich. Sie erklärt auch, warum Ihr in Begleitung eines entfernten Verwandten durch die Stadt und in eine Taverne geht und nicht in der Gesellschaft eines Ehemanns.“

Als sie schließlich seine Hand ergriff und ihn durch die Tür zog, folgte er ihr bereitwillig. Ihr Enthusiasmus und die Leichtigkeit, mit der sie dieses verbotene Abenteuer anging, faszinierten ihn immer wieder aufs Neue. Es schien, als ob sie entweder die Gefahren des Spiels, das sie spielten, nicht erkennen konnte oder sie bewusst ignorierte. Vielleicht war es genau diese Mischung aus Naivität und Mut, aus Unschuld und Entschlossenheit, die ihn so unwiderstehlich zu ihr hinzog.

Doch während sie den Gang entlang und die Treppe hinunterliefen, das Gebäude verließen und den Hof der Garnison überquerten, konnte Alden den flüchtigen Moment von zuvor nicht aus seinem Kopf verdrängen. Er hatte die junge Fürstin beinahe geküsst und die Grenze überschritten, die er sich selbst so streng gesetzt hatte. Doch Grace schien nicht beunruhigt oder wütend zu sein. Ganz im Gegenteil – ihre Reaktion hatte ihm gezeigt, dass auch sie ähnliche Gefühle ihm gegenüber hegte. Ein Anflug von Schuldgefühlen überkam ihn. War es wirklich richtig, was er tat? Er, der Ritter, der dem Kodex der Ehre und Treue verpflichtet war, riskierte alles für eine Frau, die er nicht haben konnte. Doch als er in Graces strahlende Augen sah, als sie ihn anlächelte, wusste er, dass er keine Wahl hatte. Es war, als ob er in einem Strudel von Gefühlen gefangen war, aus dem es kein Entkommen gab. Und vor allem fühlte er tief in seinem Inneren, dass dies genau das war, was er wollte.

Die meisten Ritter waren entweder bereits ausgegangen, hatten sich in ihre Quartiere zurückgezogen, oder ihre Wachen im Palast übernommen, sodass der Hof in friedlicher Stille lag. Nur der diensthabende Ritter war noch zu sehen, an dem sie vorbeimussten, um durch das hintere Tor zu gelangen, welches direkt in die Gassen von Spring’s Court führte. „Überlasst das Reden mir, dann sind wir schneller draußen als wenn wir den offiziellen Weg am Palast vorbeigehen würden“, sagte Alden. Als sie sich der bewachten Tür näherten, musterte der diensthabende Ritter Alden und Grace mit einem prüfenden Blick. Der Mann, der von Aldens Ruf und seinen Frauengeschichten wusste, schmunzelte leicht, grüßte aber höflich.

„Lord Alden, wieder auf einem besonderen Ausflug?“ Die Andeutung war klar, doch Alden ließ sich nichts anmerken.

„Es gibt Dinge, die man besser nicht kommentiert“, entgegnete Alden mit einem knappen Lächeln. „Öffnet die Tür.“

Der Ritter nickte, sein Blick verweilte kurz auf Grace, bevor er das Tor entriegelte. Im nächsten Moment standen sie in der Gasse, und Alden atmete erleichtert aus, als der Ritter das Tor wieder hinter ihnen schloss. Die Gasse war sauber und bot einen diskreten Ausgangspunkt für ihre Erkundung. Alden bot Grace seinen Arm an und sprach leise zu ihr: „Dieser Weg ist weniger auffällig. Von hier gelangen wir relativ ungesehen zur Taverne.“

Er fühlte sich tatsächlich geschmeichelt, dass die Fürstin ihn nach seinem Zuhause fragte, und schmunzelte, als sie meinte, sie würde sich nach jedem kleinsten Detail seines Lebens sehnen. Zwar war sich Alden sicher, dass es Dinge gab, die Grace nicht gefallen würden, doch darüber musste er ja nicht unbedingt sprechen. „Hazelbrook ist ein Ritterlehen, nur einige Meilen außerhalb von Spring's Court, umgeben von Hügeln und Wäldern“, begann er weiterhin im gedämpften Tonfall, als sie den Weg zur Taverne fortsetzten. „Es ist ein ruhiger Ort, verglichen mit der Hauptstadt, und das Anwesen selbst ist nicht besonders groß, selbstverständlich nicht so groß wie das Eure.“ Er lächelte Grace an. „Mein Vater, Alton, ist ein erfahrener Ritter, der sein ganzes Leben dem König gedient hat und dafür das Lehen erhielt. Also noch von dem Großvater von Charles. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er meine Mutter, die ursprünglich aus Matariyya stammt. Ich habe einen älteren Halbbruder, der in Eastergold Meadow als Hauptmann dient, eine ältere Halbschwester und eine jüngere Schwester.“

Alden blickte seine Begleitung fragend an. „Gibt es sonst noch etwas, das Ihr über mich oder Hazelbrook wissen möchtet, Grace?“


RE: you put a spell on me - Grace Ashmore - 14-08-2024

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Dieses Unterfangen mochte auf den ersten Blick wirklich undurchdacht, naiv und töricht sein, doch Grace hatte es sich so oft vorgestellt, dass sie meinte, das alles schon einmal erlebt zu haben. Es war doch Wahnsinn, dass sie als junge, adelige Dame noch nie das Innere einer einfachen Taverne gesehen hatte, oder? Und dass sie noch nie fast alleine, ungezwungen und frei durch die Hauptstadt gestreift war? Man nahm ihr so viel an Erfahrungen, nur, weil sie eine Frau war, und das konnte und wollte sie nicht mehr länger so hinnehmen. Es war eine Offenbarung gewesen, in Alden einen verwandten Geist gefunden zu haben, und sie wollte diese Verbindung nichts aufgeben. Stattdessen musste sie gefeiert und geehrt werden, wenn auch im Geheimen und Stillen. “Ich bin mir sicher, Ihr seid auch oft genug nachsichtig mit mir, Mylord”, musste Grace loswerden und sah ihn dann ungewohnt ernst an. “Ihr entschuldigt meinen unmöglichen Wunsch nach dem Besuch einer Taverne und gebt mir Schutz und Kleidung. Zudem möchte ich mit Euch noch einen Gedanken teilen, bevor wir nach draußen gehen. Einen, der ziemlich auf mir lastet.” Sie ging kurz auf und ab, das ungewohnte Kleid musste sie immer wieder oben halten, damit es nicht auf dem Boden aufkam und schmutzig wurde. Doch dann blieb sie stehen und sah ihn sorgenvoll an. “Ich weiß, dass Ihr Euch in Gefahr begebt wegen allem, was mit mir zu tun hat”, ließ sie die ersten Worte nach draußen dringen, und sie hoffte, er verstand, was sie damit andeuten wollte. “Und ich möchte, dass Ihr Euch das wirklich überlegt. Nicht, dass ich Euch nicht zutraue, dass Ihr Euch das schon alles wohl überlegt habt, aber wenn man uns zusammen sieht, ich meine… ich möchte nicht, dass Ihr Euch nur wegen mir in Gefahr begebt.” Nun war es ausgesprochen und sie atmete schwer aus. Noch konnte Alden einen Rückzieher machen, denn SIE würde keinen machen. Grace war sich noch nie so sicher gewesen wie jetzt. Sie wollte das Leben und die Liebe spüren.

Auf die Erklärung von Alden hin nickte Grace dankbar, ihr war noch nie wirklich aufgefallen, dass verheiratete Mägde Hauben trugen, während das unverheiratete nicht taten. Wie privilegiert konnte man nur sein? Sie schwor sich in diesem Moment, besser aufzupassen und auch die Angestellten zuhause näher unter die Lupe zu nehmen. Mit Elisa, einer Küchenmagd, hatte sie schon oft einige Worte ausgetauscht, und vielleicht konnte daraus eine kleine Freundschaft entstehen? “Ich habe mir alles gemerkt, Mylord, ich bin Charlotte und mein Mann ist aufgrund seiner Händlertätigkeit viel unterwegs." Sie beide gingen also nach draußen, und ein letztes Mal sah sich Grace in dem lieblichen Zimmer um. Während sie zu dem Hinterausgang gingen, nahm sie Aldens Hand kurz in ihre, und drückte ihm ein kleines Stück Pergament in die Hand. “Das ist für Euch, Mylord Alden, damit es in Eurem Zimmer ein bisschen persönlicher wird.” Es war zwar nur eine kleine Zeichnung auf dem quadratischen Pergament, aber es zeigte eine grüne Wiese und viele bunte Flecken, die Blumen darstellen sollten. Die Sonne nährte sie, und die Zeichnung strotzte nur vor Leichtigkeit und Leben. “Ich habe es selbst gezeichnet, entschuldigt also anfängliche Unzureichlichkeiten.”

Eigentlich wollte Grace den ganzen Weg Alden´s Hand in ihrer halten, und sie musste wirklich stark den Drang dazu zügeln, denn hier war das gefährlich und einfach nur naiv und dumm. Aber wie es sich wohl anfühlen würde…? Als sie beim wachhabenden Ritter ankamen, sah sie sofort den abschätzigen Blick, mit dem sie gemustert wurde. Es gefiel ihr nicht, und obwohl sie Alden versprochen hatte, nichts zu sagen, musste sie einfach eingreifen. “Mir gefällt nicht, worauf Ihr anspielt”, sagte sie fast brüskiert und stellte sich beschützend vor Alden. “Dieser Mann hier ist mein Cousin und ein ehrenvoller und tugendhafter Mensch.” Grace konnte nicht sagen, woher diese Unverfrorenheit kam, aber sie mochte wirklich nicht, was dieser Ritter von sich gab. Brachte Alden viele Frauen mit hierher? War sie doch nur eine von vielen? Glücklicherweise wurde ihnen dann die Türe geöffnet und sie kamen draußen an, auf einem Weg, den sie zuvor noch nie beschritten hatte. Sie vertraute Alden und allem, was er heute sagte und tat, und sie fragte sich wiederholt, woher so viel Vertrauen in so kurzer Zeit kam. Erkannten sich Herzen, wenn sie im selben Takt schlugen? War das bei ihnen der Fall? Grace lächelte Alden heimlich etwas gefühlsduselig an, und hörte dann seinen Erzählungen zu. Irgendwie erkannte sie den Namen von Hazelbrook, aber sie konnte wahrlich nicht sagen, in welchem Zusammenhang sie ihn schon einmal gehört hatte. Wahrscheinlich hatte Charles mal davon erzählt und sie hatte sich nichts weiter darunter vorstellen können. “Also habt Ihr eine Familie voller Ritter, Mylord?”, fragte sie noch einmal genauer nach. “Ein Anwesen muss nicht groß sein, nur glücklich.” Alden verwunderte sie dann mit der Aussage einer matariyyanischen Mutter, und sie sah ihn ungläubig an. “Das hätte ich nicht erwartet! Wie schön, Alden. Ich habe einmal das Sommerland besucht und diesen Besuch nie vergessen. Habt Ihr zu all Euren Geschwistern Kontakt? Ich bin leider Einzelkind, mir war das Glück von Geschwistern nie vergönnt. Und natürlich möchte ich noch mehr wissen, Alden, denn Ihr müsst wissen, dass Ihr in mir eine neugierige Gefährtin habt.” Ihr fiel nicht auf, was sie da genau gesagt hatte, weil sie schon eine weitere Frage stellen wollte. “Wie hat Euch das Leben in Hazelbrook gefallen? Umgeben von Hügeln und Wäldern, das klingt wahrlich wundervoll. Seid Ihr noch oft dort? Und verzeiht, natürlich könnt Ihr auch jederzeit Fragen an mich richten, ich werde sie heute in aller Sorglosigkeit beantworten.” Sie drückte kurz seine Hand, weil sie anders einfach nicht konnte.



RE: you put a spell on me - Alden Sutherland - 15-08-2024

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Der Ritter erkannte sofort, seitdem er die junge Fürstin kennengelernt hatte, dass sie mit der ihr zugedachten Rolle als verheiratete Frau unzufrieden war. Sie strebte danach, ihr Leben in vollen Zügen zu genießen, sich mit offenen Haaren und in einem luftigen Kleid durch die Gassen zu bewegen, in eine Taverne zu gehen, mit den Menschen zu plaudern und einfach so zu sein, wie sie war: voller Leben, Liebe und Leidenschaft. Doch während man einem jungen Mädchen ihren jugendlichen Freiheitsdrang vielleicht noch nachsehen konnte, war das für eine verheiratete Frau von hohem Stand absolut verboten. Sie hatte sich sittsam zu verhalten, ihrem Ehemann folgsam und in jeder Hinsicht keusch gegenüber allen anderen Verlockungen zu sein. Gegenüber anderen Menschen musste sie unnahbar, ja sogar ein wenig hochmütig und arrogant erscheinen, um ihre Position zu verdeutlichen: eine Fürstin.

In seiner Rolle als Ritter der Königsgarde hatte Alden zahlreiche Stunden damit verbracht, sich im Hintergrund aufzuhalten und genau solche Damen zu beobachten. Sie waren gefangen in einem goldenen Käfig, einem Korsett aus Regeln und Vorschriften, das ihnen genau vorschrieb, wie sie sich zu verhalten hatten. Er konnte mittlerweile hinter die Fassade von Arroganz und Unnahbarkeit blicken und sah oft einsame, unglückliche Frauen, die wie verkümmernde Pflanzen eingingen, wie Grace es treffend beschrieben hatte. Ein freundliches Wort, ein Lächeln aus hübschen braunen Augen, und die Damen waren Wachs in seinen Händen. Trotz ihrer Sehnsucht nach Freiheit fügten sie sich aber letzendlich doch wieder in ihr Korsett und wagten es nicht, aus dem Käfig auszubrechen.

Doch Grace war anders. Alden spürte die unbändige Lebenslust und den Drang nach Freiheit, der in ihr brodelte und darauf wartete, freigelassen zu werden. Es schien, als wäre er derjenige, der ihr diesen Wunsch erfüllen konnte. Er sah ihr tief in die Augen, als sie von der Möglichkeit sprach, sich in Gefahr zu begeben. Ihre Sorge um ihn berührte ihn zutiefst, doch gleichzeitig wusste er, dass es für ihn kein Zurück mehr gab. Er hatte sich längst entschieden. „So unmöglich ist der Wunsch gar nicht, Mylady. Ich kann mir vorstellen, dass sich viele Damen in Eurer Stellung nach mehr Freiheiten sehnen, doch nur Ihr seid bereit, dies auszusprechen und das Risiko einzugehen. Das bewundere ich wirklich an Euch, Grace. Und ich stehe an Eurer Seite, komme was wolle. Ich habe es versprochen, und ein Ritter hält seine Versprechen.“ Er legte eine Hand auf sein Herz und blickte die junge Frau aufrichtig an. „Wisst Ihr, was mein Motto ist? Zu lieben bedeutet, alles zu riskieren, aber die Belohnung ist ein Leben, das es wert ist, gelebt zu werden.“

Grace bestätigte ihm lächelnd, dass sie sich alles gemerkt hatte, und zusammen verließen sie das Zimmer und dann das Gebäude. Als die Fürstin ihm ihre Hand reichte und er kurz darauf raues Pergament spürte, blieb er überrascht stehen und sah auf das, was sie ihm gegeben hatte. Eine Zeichnung von ihr? Der Ritter faltete das Pergament auseinander und betrachtete die kleine Zeichnung, die sein Herz erwärmte. Er nahm ihre Hand, küsste sie sanft und blickte ihr erneut tief in die Augen, die vor Zuneigung strahlten. „Ihr habt mir eine große Freude damit gemacht, Grace. Meinen aufrichtigsten Dank.“ Alden faltete das Pergament wieder zusammen und steckte es in seine Brusttasche.

Als sie den wachhabenden Ritter erreichten und Alden um Öffnung des Tores bat, konnte sich dieser eine Bemerkung nicht verkneifen, die Alden mit einem knappen Kommentar quittierte. Damit wäre für ihn die Sache erledigt gewesen, doch plötzlich schien Grace der Meinung zu sein, Aldens Ehre verteidigen zu müssen. Sie stellte sich mutig vor ihn und beschwerte sich über die Anspielung des Ritters. Alden war einen Moment lang sprachlos, als er sah, wie Grace den wachhabenden Ritter mit Entschlossenheit konfrontierte. Dann verdrehte er leicht die Augen. So viel zum Thema „überlasst mir das Reden“.

Der andere Ritter hob seine Augenbrauen, als die junge Dame ihn über die Tugendhaftigkeit ihres Cousins aufklärte, entschied sich jedoch, nichts darauf zu erwidern. Vielleicht erkannte er auch den warnenden Blick, den Alden ihm zuwarf – immerhin hatte der Ritter der Königsgarde einen höheren Rang als er. So neigte er respektvoll den Kopf. „Verzeiht meine unbedachten Worte, meine Dame.“ Alden nickte gnädig, ergriff Grace am Arm, um sie davon abzuhalten, dem Ritter noch mehr Vorhaltungen zu machen, und sagte etwas ungeduldig: „Schon gut, öffnet das Tor.“ Der Ritter folgte seiner Aufforderung, und Alden zog die Fürstin nach draußen.

Als sie in der Gasse standen, lächelte Grace ihn an, und Alden fand es beinahe unmöglich, ernsthaft mit ihr zu sprechen, während sie ihn so ansah. Dennoch war es zu ihrem eigenen Schutz wichtig, also griff er nach ihren beiden Händen, zog sie etwas näher zu sich und sagte: „Grace, meine Liebe, es freut mich, dass Ihr so zu mir steht, aber Ihr müsst bitte achtsamer sein, was Ihr sagt und zu wem. Der Ritter hätte Euch erkennen können, auch wenn er kein Mitglied der King’s Guard war. Bitte seid vorsichtiger, wenn Ihr das Wort ergreift.“

Alden begann, von Hazelbrook zu erzählen, während sie die Gasse entlangliefen, und die Fürstin hörte ihm aufmerksam zu. Er nickte, als sie fragte, ob er eine Familie voller Ritter hätte. Grace stellte Fragen über seine Familie und das Anwesen Hazelbrook, auf dem er aufgewachsen war. Als sie bemerkte, dass ein Anwesen nicht groß, sondern glücklich sein muss, stimmte Alden zu. „Das stimmt. Es geht nicht um Größe oder Reichtum. Es geht darum, ob man sich dort geborgen und geliebt fühlt. Hazelbrook mag vielleicht nicht das prächtigste Anwesen sein, aber es ist unser Zuhause, und das zählt am meisten.“

Für einen Moment dachte der Ritter nach, und vor seinem inneren Auge tauchte ein Bild seines Zuhauses auf. Alden spürte, wie sehr er seine Heimat tatsächlich vermisste. „Es ist dort sehr ländlich. Das Anwesen ist, wie gesagt, nicht riesig, aber es ist gemütlich, mit einem Kräutergarten, den meine Mutter liebevoll pflegt, und einem kleinen Teich, an dem wir Kinder oft gespielt haben. Außerdem gibt es einen alten Apfelgarten. Im Herbst ist der Boden dort voll reifer Früchte, und die Luft riecht süß und würzig. Das ist vielleicht mein Lieblingsort auf der ganzen Welt.“ Er machte eine kurze Pause und sein Gesicht nahm einen nachdenklichen Ausdruck an. „Mein Vater ist ein strenger, aber gerechter Mann. Er hat uns Disziplin beigebracht, aber immer auch darauf geachtet, dass wir den Wert von Ehrlichkeit und Loyalität verstehen. Es war nicht immer einfach, seinen hohen Anforderungen gerecht zu werden, aber er ist ein guter Mann, der immer nur das Beste für seine Familie wollte.“

Ein leichtes Schmunzeln huschte über Aldens Gesicht, als er an seine Mutter Fatima dachte. „Meine Mutter ist... nun ja, sie hat ihre Launen. Manchmal spielt sie gerne die Dame und erwartet, dass alle um sie herum nach ihrer Pfeife tanzen. Sie kann sehr temperamentvoll sein. Aber sie hat auch eine weiche Seite, die sie nicht oft zeigt. Man könnte sagen, ich habe mein wildes Herz und meine Leidenschaft von ihr geerbt. Und vielleicht meine dunklen Augen und die Locken. Sagt man zumindest.“

Langsam näherten sie sich der Innenstadt. Die Stadt war lebendig und in den Straßen herrschte geschäftiges Treiben, obwohl es bald dämmerte. Dann würde das Nachtleben erwachen und man musste besonders aufpassen, da es auch das lichtscheue Volk hervorlockte. Alden führte Grace geschickt durch die verwinkelten Gassen, weg von den belebten Straßen, um sie vor neugierigen Blicken zu schützen.

Die Frage nach seinen Geschwistern beantwortete der Ritter ebenso bereitwillig. „Mein älterer Halbbruder Willard ist fünf Jahre älter als ich und dient, wie bereits erwähnt, als Hauptmann in Eastergold Meadow. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne. Während er fort ist, schaue ich hin und wieder nach ihnen. Meine Halbschwester Holly ist ebenfalls verheiratet und hat zwei Kinder. Meine jüngere Schwester Lily lebt noch in Hazelbrook. Sie würde Euch sicher gefallen, Grace. Sie hat auch ein wildes Herz.“ Er zwinkerte der Fürstin zu, als sie um eine Ecke bogen und sich der Taverne näherten. „Leider bin ich viel zu selten dort, um sie zu besuchen.“

Als Grace ihm anbot, ebenfalls Fragen zu stellen, überlegte Alden kurz. „Erzählt mir von Euren Eltern, Grace, und dem Zuhause, in dem Ihr aufgewachsen seid.“


RE: you put a spell on me - Grace Ashmore - 15-08-2024

Die Sorgen und Bedenken waren ausgesprochen worden, und so sehr sich etwas in Grace vor den Konsequenzen ihres Tuns fürchtete, so hoffte sie gleichermaßen auch, dass Alden jetzt keinen Rückzieher machte. Sie hatte sich das alles mehr als gut überlegt, auch, wenn es vielleicht nicht den Anschein machte. Doch Alden? Sie wollte ihm Zeit und Bedenken geben, und so stand sie mit angehaltenem Atem da, während er zu sprechen begann. Erst, als er geendet hatte, atmete sie tief ein und aus und wünschte nun, er hätte sie zuvor doch geküsst. Zumindest auf die Wange. Ihr Herz war so voll, dass sie nicht wusste, was sie tun sollte, also nahm sie nur seine Hand und drückte sie fest, in der Hoffnung, dass er verstand. Ihre hellen, auffälligen Augen musterten ihn gefühlvoll, und sie konnte ihren Blick nicht von ihm nehmen. “Ich danke Euch, Alden. Meine Entscheidung hierfür fiel, sobald ich Euch in Penwick Town besser kennenlernen durfte. Ein verwandtes Herz darf man nicht mehr so leichtfertig gehen lassen.” Dann lächelte sie ein letztes Mal, ließ seine Hand los und nickte. “Solch ein schönes Zitat, Mylord, es erwärmt mein Herz. Woher habt Ihr es?” Und sagte es das aus, was sie glaubte…? Sie musste ihre Hände kurz vors Geschicht halten, so glückselig war sie, und sie wusste nicht, wann sie zuletzt so gefühlt hatte. Das hier war alles so aufregend, so lebendig und echt, und ihr Herz ging schier über vor Gefühlen.

Als sie sich schließlich in Bewegung setzten, nahm Grace all ihren Mut zusammen, um Alden das kleine Geschenk zu überreichen. Keine große, teure Sache, aber eine, die von Herzen kam. Sie lächelte ihn an, als er sich bedankte, und konnte nur hoffen, ihm damit wirklich eine Freude gemacht zu haben. “Ich bin keine große Meisterin der Malerei, aber ich mache es gerne und wollte Euch daran teilhaben lassen.” Wie gut, dass es Frauen gestattet und von ihnen sogar erwünscht war, denn dies war eine der wenigen Dinge, die Grace wirklich gerne und aus vollstem Herzen machte. Was sie jedoch überraschte, war die Inbrunst, mit der sie Alden vor seinem wachhabenden Kollegen schützen wollte. Normalerweise kannte sie ihren Platz und wählte ihre Worte mit Bedacht, doch bei den Worten des Ritters konnte sie nicht still sein; sie bereute es ein wenig, als sie Alden danach ins Gesicht blickte, doch gleichzeitig auch gar nicht. Niemand sollte so mit oder über ihn reden. Jeder hatte eine Vergangenheit und vielleicht hatte genau dieses Wissen sie ja irgendwie verletzt… doch das wollte sie sich nicht eingestehen. Grace wusste, dass sie dafür keinen Grund und noch weniger Erlaubnis hatte. Sie war diejenige, die verheiratet war und sie durfte eigentlich gar keine Ansprüche stellen.

Alden sprach dies natürlich auch an, und Grace nickte. Sie verstand es ja, aber sie war wahrlich nicht perfekt. Sie musste dringend lernen, ihre Zunge zu hüten, wenn sie mit Alden unterwegs war. “Ich schwöre Euch, dass ich von nun an besser auf uns aufpassen werde, Mylord”, versprach sie und sah ihn dann grinsend von der Seite her an. “Ich bin also Eure Liebe, ja?” Sie zwinkerte und zwängte eine verirrte Strähne zurück unter die Haube. Es war seltsam, diese zu tragen, weil sie ihre Haare gerne offen oder in schicken Flechtfrisuren trug, doch so? Der Gedanke war seltsam, aber es tangierte sie schon, was Alden über sie dachte und was ihm dabei so durch den Kopf ging.

Als es um Hazelbrook und Alden´s Familie ging, war Grace eine aufmerksame und liebevolle Zuhörerin, denn sie wollte alles von diesem edlen Ritter wissen. Dies war auch der Grund, warum sie so viele Fragen stellte und sie konnte nur hoffen, dass er davon nicht schnell müde wurde. Und während sie ihm zuhörte, stieß sie immer wieder leicht mit ihrem Körper an seinen, denn die Straßen waren eng und tatsächlich gut gefüllt. Grace sog alles auf, die veränderte Luft, die veränderten Menschen und Gerüche. Das war… ganz und gar anders. Auch sie wurde hin und wieder angestupst, unfreiwillig, und niemand entschuldigte sich hastig und beugsam, und das war eine wahre Wohltat. “Die Stadt ist nachts so anders, Mylord, ist das immer so?”, fragte sie ihn vorsichtig, und merkte dann ihren Fehler. “Ich meine… Cousin Alden.” Entschuldigend blickte sie ihn an. “Ihr erzählt von Eurem Zuhause so ausführlich und interessant, dass ich es unbedingt besuchen möchte. Vor allem der Kräutergarten, der Teich und die Apfelbäume haben es mir angetan.” In Erinnerungen und Gedanken versunken lächelte sie glücklich. “Es klingt nach einer schönen, wenn auch manchmal harten Kindheit. Ich bin mir sicher, Eure Eltern haben stets ihr Bestes versucht. Jedenfalls hoffe ich das.” Als Alden seine lockigen Haare und dunklen Augen bemerkte, kam sie nicht umhin, diese schmunzelnd zu begutachten. “Heofader hat es sehr gut mit Euch gemeint, Alden.” Sie gingen weiter und Grace wusste, sie würde den Rückweg nie mehr alleine finden, so verwinkelt war hier alles. Und diese Straßen war sie noch nie langgegangen, schon gar nicht zu Fuß und nachts. “Dann wünsche ich mir herzlichst, Eure Schwester Lily einmal kennenzulernen. Ist sie es auch, mit der Euch am meisten etwas verbindet?” Als sie hörte, dass er sein Zuhause nur zu selten besuchte, tätschelte sie seine Schulter. “So geht es mir ebenfalls. Bevor ich in die Hauptstadt gereist bin, habe ich meinen Vater am Rande der Stadt besucht. Ich war wenige Tage bei ihm, und es hat ihn sehr gefreut.”

Bei seiner Gegenfrage wurde Grace direkt in die Vergangenheit katapultiert, übermannt von Gefühlen. “Meine Eltern waren stets gut zu mir, müsst ihr wissen. Ich wurde zwar ebenfalls sehr streng und fromm erzogen, aber ich hatte auch viele Freiheiten, die jungen, adeligen Damen vielleicht nicht immer zuteil werden. Ich durfte durch unseren Weingarten laufen, den mein Vater betreibt, barfuß, und Insekten studieren. Ich durfte draußen malen, meine nackten Füße im Teich baden und mit den Jungen vom Nachbarshof spielen.” Sie sah ihn dann an, ein wehleidiges Lächeln im Gesicht. “Meine Mutter wurde dann krank, und alles veränderte sich… und als sie schließlich verstarb, war es meinem Vater wichtig, mich schnellstmöglich zu verheiraten. Ich glaube, er konnte mich lange nicht ansehen, weil ich meiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten bin. Thomas war eine gute Partie, zumindest in seinen Augen, und so heirateten wir. Ich habe ihm mittlerweile verziehen, aber es ist nicht immer einfach.”



RE: you put a spell on me - Alden Sutherland - 16-08-2024

Obwohl der Ritter Alden Sutherland durchaus den einen oder anderen Zweifel an der Richtigkeit ihres Vorhabens hegte, war er entschlossen, jetzt keinen Rückzieher mehr zu machen. Das Risiko war groß, sowohl für ihn als auch für die Fürstin, doch genau darin lag der Reiz. Über Abenteuer zu reden, war das eine; sie mit all ihren Konsequenzen zu erleben, etwas ganz anderes. Und Alden wäre nicht er selbst, hätte er sich zurückgezogen, nur weil die Unternehmung gefährlich war. Außerdem hatte er Grace sein Wort gegeben.

Grace nahm seine Hand und drückte sie sanft. Ihre Augen strahlten so viel Zuneigung aus, dass Alden sich in ihnen verlor. Diese Frau machte es ihm schwer, die Kontrolle zu behalten. Er erwiderte ihr Lächeln und sagte: „Auch ich habe diese Verbundenheit sofort gespürt, Mylady. Es ist etwas ganz Besonderes, so wie Ihr es seid. Und erinnert Ihr Euch an unser Gespräch in Penwick Town? Was wäre das Leben ohne ein wenig Gefahr und Abenteuer?“ Mit einem Zwinkern versuchte er, ihre Zweifel zu zerstreuen—und vielleicht auch seine eigenen. „Das Zitat ist von mir, das ist es, was mein Herz höher schlagen lässt.“

Das Geschenk von Grace erfreute den Ritter sehr, nicht zuletzt, weil es von Herzen kam, das fühlte er. „Es ist von Euch, das ist es, was zählt, Grace. Es ist für mich wertvoller als ein Gemälde eines Meisters.“

Alden war froh, dass die Fürstin verstand, was er ihr bezüglich ihrer unüberlegten Worte gegenüber dem anderen Ritter mitteilen wollte. Es war liebenswürdig, wie sie ihn verteidigte, auch wenn der andere Ritter in gewisser Weise recht hatte. In einer anderen Situation hätte er das sicher geschätzt, doch hier war es ratsamer, zurückhaltend zu sein. Als Grace versprach, in Zukunft vorsichtiger zu sein, nickte Alden. Er hob die Augenbrauen, als sie ihn mit einem Grinsen ansah. Ihre Fröhlichkeit war ansteckend, und es fiel ihm schwer, ernst zu bleiben. Doch er wollte, dass sie verstand, dass ihr kleiner Ausflug im Verborgenen stattfinden musste. Die wilden Herzen konnten sich austoben, solange keine neugierigen Augen in der Nähe waren. In einer Stadt wie Spring’s Court, wo die Gefahr bestand, dass ihre Tarnung aufflog, war es entscheidend, sich an bestimmte Regeln zu halten.

Als Grace sich von ihm löste, um eine Strähne unter ihre Haube zu stecken, griff Alden erneut nach ihren Händen, um sie festzuhalten. „Ja, das seid Ihr, meine Liebe, und noch viel mehr.“ Wieder versank er in ihren unwiderstehlichen Augen. Alden atmete tief ein und aus, ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen.

Je näher sie der Innenstadt kamen, desto voller wurden die Straßen. Dies ließ sich nicht vermeiden, wenn sie eine der Tavernen aufsuchen wollten. Langsam wurde es Zeit, dass sie in ihre Rollen als Cousin und Cousine schlüpften. Dies wurde Alden klar, als Grace ihn fragte, ob die Stadt bei Nacht immer so anders sei, und ihn dabei weiterhin „Mylord“ nannte, bevor sie ihren Fehler korrigierte. „Die Stadt erwacht erst bei Nacht wirklich zum Leben. Deshalb ist es wichtig, dass wir nah beieinanderbleiben, Cousine.“

Der Ritter der Königsgarde hakte seinen Arm bei ihrem ein, als immer mehr Menschen an ihnen vorbeihasteten. Während sie durch die Gassen gingen, erzählte Alden von seinem Zuhause und seiner Familie. Er freute sich über das Interesse der Fürstin. „Ich hatte eine wunderbare Kindheit. Mein Halbbruder hingegen hatte es schwerer, da seine Mutter starb, als er noch jung war, und meine Mutter ihn nie als Sohn akzeptierte. Ich war der verwöhnte kleine Bruder.“

Er lächelte bei ihrem Kommentar über seine Haare und Augen und fuhr sich mit der freien Hand durch seine Locken, sodass sie noch wilder abstanden. „Das Kompliment kann ich nur zurückgeben.“ Als Grace erwähnte, dass sie gerne seine Schwester Lily kennenlernen würde, wurde sein Lächeln noch breiter, und seine braunen Augen funkelten. „Das lässt sich sicherlich einrichten. Warum machen wir nicht einen Ausflug nach Hazelbrook, wenn Ihr noch ein wenig Zeit findet? Dann zeige ich Euch gerne meine Lieblingsplätze. Meine Mutter backt den besten Apfelkuchen in ganz Walleydor.“

Der königliche Ritter hörte aufmerksam zu, als die junge Fürstin von ihren Eltern und ihrer Heimat erzählte, von einer schönen, wilden und sorgenfreien Kindheit. Er ließ ihre Worte ein wenig nachklingen, während sie weiter durch die schmalen Gassen gingen. Die Geräusche der Stadt umgaben sie, doch für einen Moment schienen sie weit entfernt. Die Vorstellung von Grace als junges Mädchen, barfuß durch den Weingarten laufend—ein Bild der Unschuld und Freiheit—ließ Alden lächeln. Ein kleines Stück dieses wilden Kindes schien in ihr weiterzuleben, auch wenn die Welt der Erwachsenen sie in das enge Korsett zwängte, das einer verheirateten Dame aus adligen Kreisen auferlegt war.

„Ihr hattet wohl eine wunderbare Kindheit, Grace. Diese kleinen Freiheiten, die Euch gewährt wurden, sind wertvoller, als man oft denkt. Ich verstehe, warum Euer Vater das Beste für Euch wollte, auch wenn es vielleicht nicht das war, was Ihr Euch gewünscht habt. Es muss schwer gewesen sein, Euren eigenen Weg zu finden, wenn so viele Entscheidungen über Euer Leben von anderen getroffen wurden.“

Er machte eine kurze Pause und zog sie sanft an den Rand der Straße, um einem Mann mit einem Handkarren Platz zu machen. „Es tut mir leid, dass Ihr Eure Mutter so früh verloren habt. Das muss ein unermesslicher Schmerz gewesen sein. Und die Erwartungen, die danach an Euch gestellt wurden, waren sicherlich eine zusätzliche Bürde. Aber es hat Euch auch stark gemacht, Grace. Ihr habt die Kraft gefunden, trotz allem nach dem Leben zu streben, das Ihr wirklich wollt. Das bewundere ich an Euch.“

Alden sah sie an, seine braunen Augen voller Wärme und Verständnis. „Vielleicht war es nicht einfach, Eurem Vater zu vergeben, aber es zeigt, wie viel Herz und Mut in Euch steckt. Vergebung ist nicht immer leicht, doch sie bringt Frieden. Ich bin sicher, dass Eure Mutter stolz auf die Frau wäre, die Ihr geworden seid. Und das wilde Herz habt Ihr Euch ja bewahrt.“

Sie bogen um eine Ecke, und die Taverne kam in Sichtweite. Bevor sie den Eingang erreichten, griff Alden nach dem Arm seiner „Cousine“, zog sie näher zu sich und raunte ihr zu: „Und du wirst ab sofort auf das hören, was ich sage, liebste Cousine, sonst werde ich deinem Mann erzählen, dass du nicht brav warst. Hast du verstanden?“ Er grinste frech, ließ ihren Arm los und klopfte ihr leicht mit der flachen Hand auf den Allerwertesten. Das Spiel konnte beginnen.

Der Ritter öffnete die Tür, betrat den Schankraum und zog seine "Cousine" hinter sich her. Obwohl die Taverne noch nicht so gefüllt war, wie sie es in ein oder zwei Stunden sein würde, war es wichtig, zusammenzubleiben. Zielstrebig führte er sie zu einem Ecktisch im hinteren Bereich, wo man weniger Aufmerksamkeit auf sich zog. Er ließ die junge Frau Platz nehmen und setzte sich dann ebenfalls. „Was möchtest du trinken, Cousine? Der hiesige Wein ist ungenießbar, aber vielleicht hat Margy noch etwas von dem castandorischen Hypocras im Keller—der ist ganz passabel. Oder lieber Met? Cider? Und was das Essen angeht: Der Eintopf der Wirtin ist wirklich köstlich. Oder lieber einen Pie?“ Fragend sah er seine Begleitung an, während sie auf die Bedienung warteten.