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Tonight is the night - Leander Prudenius - 28-03-2025

Am Abend beginnen die Laternen zu leuchten. Wie einzelne Tropfen hängen sie an diversen Haken, tauschen sich mit Fackeln und Feuerschalen ab. Schatten tanzen über die Hauswände, in einem eigenen Takt, den kein Mensch zu hören scheint. Und die Straßen… sind voll, denn es ist Feierabend.

Leander lief seit Stunden einfach umher, ließ sich treiben.
„Geht, Sie brauch Ruhe“ Tyra war in Sicherheit und versorgt worden. Sie war ein paar Mal wach gewesen; man sagte, sie würde es schaffen. Doch in Leander nagte es. Es war etwas geschehen… Seine Sorge um Tyra war präsent wie nie und so im Vordergrund, dass es mehr sein musste als die reine Kameradschaft. Wie hatte das passieren können? Vielleicht war es dieser eine Blickkontakt, den sie hatten, als Tyra die Augen öffnete und ihn ansah. Die Verletzlichkeit in diesem Augenblick hatte etwas in ihm entfacht… und nun tanzte seine Flamme in ihm in einem Takt, den er nicht verstand.

Spring’s Court verstand es allerdings hingegen prächtig, selbst am Abend noch voll Leben, Lachen, Tanz und Musik zu sein. Es war einer dieser Abende, an denen es keinen Grund geben musste für die Menschen, um auf der Straße Musik zu machen und zu tanzen. Sie feierten das Leben, ihre wunderschöne Stadt, die am Abend hellrot-orangen schimmerte an den sonst so weißen Mauern und feierten einfach sich selbst. Zwischen ihnen lief Leander, wie ein Fremdkörper, der in diesem Augenblick nicht dahin gehörte. Seine Gedanken weit weg von Musik und Tanz, von Kinderlachen und Lebensfreude. Nein, er forschte in sich, was los war. Doch so oft er es auch hin- und her wälzte, er kannte die Antwort eigentlich schon und wollte nur auf Heofader-komm -raus eine alternative Lösung finden. Um es nicht kompliziert zu machen, um die Situation so zu lassen, wie sie ist…

Es war fast absurd, wie viele Tavernen es hier gab, so oft reihte sich eine nach der anderen an jeder Straßenecke. Leander ließ immer mal den Blick über die Eingänge und Schilder schweifen, als suchte er nach einer bestimmten. Doch was er suchte, war die Möglichkeit, irgendwo zu sitzen und zu grübeln… und als er eine Tür fand, vor der keine riesen Menschenmenge stand, ging er in diese hinein.
So leer es von außen aussah, so trubelig und gesellig war es dann doch drinnen. Jede Menge Menschen saßen, schnatterten, tranken, lachten. Krüge klirrten gegeneinander, eine Bardin spielte auf der Bühne Lieder, bei denen man eigentlich nicht ruhig sitzen bleiben konnte. Irgendwo kreischte eine Frau in amüsierter Weise, irgendjemand rülpste und ein anderer lachte. Das Lachen… war so dreckig und einzigartig, dass Leander es sofort erkannte. Sein Blick musste nur kurz suchen und er fand, was er geahnt hatte: Ivar. Quicklebendig, gar nicht irgendwo gefangen, sondern umrundet von einem Grüppchen an Leuten. Zwei junge Frauen, die Ivar vermutlich als „abschleppbare Schlampen“ bezeichnen würde, saßen bei ihm, eine auf dessen Schoß. Auf dem Tisch mehr als genug Krüge, in denen sonstwas war an kräftigem Alkohol. Leander atmete durch… vielleicht würde es ihn ablenken, einem alten Freund Hallo zu sagen. Mit aller Ruhe, die er hatte, drängte er sich durch die Menge, bis zu dem Tisch. „Dachte du bekommst derzeit nur Wasser und Brot… aber anscheinend hast du dich aus dem Mist selbst herausgeholt.“ Die Hand wird angereicht zum Einschlagen und Begrüßen. „Schön dich zu sehen Ivar.“


RE: Tonight is the night - Ivar Lorenson - 15-04-2025

Wenn einen die Schatten der Vergangenheit einholten, dann… machte man genauso weiter wie zuvor, genau. Am besten mit den warmen Schenkeln einer Schlampe auf dem Schoß und dem honigsüßen Lachen einer anderen in seinem Ohr. Ob Ivar ihre Namen kannte? Er hatte schon aufgehört, ihnen zuzuhören, als sie angefangen hatten, ihre hübsch geschwungenen Lippen zu öffnen, und ihnen lieber einen Krug gereicht, womit sie besagte Lippen beschäftigen konnten. In der Schankstube war die Luft abgestanden und roch nach süßem Met, gerade so, dass er fast davon kotzen konnte, hätte er nicht schon so viel von dem süßen Gesöff in seinen Magen gekippt. Und wofür das alles? Weil er es konnte. Weil Ivar frei war, von Ketten, Armeepflicht, von den scheiß Verpflichtungen in dem Kaff, weil er das Geld gebraucht hatte, von Gefährten und jemandem, der sich kümmerte, wenn er an Met erstickte oder seiner eigenen Kotze. Kein warmer Schenkel einer Hure würde ihn vermissen, wenn ein Drache in absehbarer Zeit entscheiden würde, ihn gar zu grillen und als Nachspeise zu verzehren. Dass ausgerechnet Sanna ihn gestern gefunden und für lebendig erklärt hatte, das… Nun, das war ein Problem, dem er sich nicht zu stellen gedachte, solange er seine Birne mit Alkohol und dem süßen Duft einer Frau füllen konnte.
Ivars Nase grub sich in den Nacken der Dirne, bestimmt Mary, und sein Bart kratzte über die weiche Haut, als er einen verschmitzten Kuss genau dort platzierte, wo sie Tonnen von Rosen-Parfüm aufgetragen hatte. Mary kicherte im Gegenzug, lehnte sich im Genuss des Alkohols aber noch weiter in die Berührung rein und drückte ihre Kurven in den Oberkörper des Söldners. “Ivaaaar”, beschwerte sie sich, die Stimme rauer als die von, hm, Anne, bestimmt heiser vom Lachen oder der anderweitigen, sicher sehr geübten Beanspruchung ihrer Lippen. Was Anne dann auch als Anlass nahm, eine Hand auf Ivars freien Oberschenkel zu legen und seine Aufmerksamkeit damit zu stehlen. Hatte sie schon immer so grüne Augen gehabt? “Erzähl uns nochmal, wie du Augustos Schergen entkommen bist, bitteeeeee.” Die Lippen noch immer knapp über der Haut von Mary, dass er ihre Wärme spüren konnte, verzog sich Ivars linker Mundwinkel zu einem unterschwelligen Grinsen. “Was bekomm ich dafür?” “Mir fällt da einiges ein…” Annes Stimme verlor sich, als sie mit dem Zeigefinger Muster in seinen Oberschenkel zeichnete, und das Grinsen des Blonden vertiefte sich. Als würde er sich was vormachen, Huren waren doch alle gleich. Sie waren sich der Schwere seines Münzbeutels bewusst, den er gedachte, heute zur Hälfte auf den Kopf zu hauen, bevor er sich auf den Weg ins Herbstland machen würde. Dass der Austausch von Silber gegen Gefälligkeiten von ausgeschmückten Geschichten begleitet wurde, das machte den Abend doch nur geselliger.
“Also gut, aber prägt euch die Geschichte gut ein. Wenn ihr gefangen werdet, ergeht es euch schlimmer als mir.” Ein unbehaglich dunkler Ton schwenkte in seiner Stimme, der sein Grinsen eine Spur zu gefährlich wirken ließ, während der Glanz in Annes grünen Augen ein wenig abnahm. Um ihr etwas zutun zu geben, drückte Ivar ihr seinen halbvollen Krug in die Hand, während er Marys füllige Taille mit seinem Arm umschloss. “Krieg ist nichts für Frauen. Eine sommerländische Hure wurde im Lager so schlecht behandelt, dass sie darum gebettelt hat, mitgenommen zu werden. Matariyya ist arm dran, aber stellt euch vor, ihr seid allein in einem fremden Land, müsst im Dreck schlafen und ständig fürchten, dass ein Mann in euer Zelt kommt und ein mickriges Kupferstück für euren Körper bietet. Und das nur, weil ihr gezwungen worden seid, eure Heimat zu verlassen.” Natürlich legte Ivar dick auf, allein seinem eigenen Nutzen wegen, um die dünne Haut der Frauen weich zu kochen und selbst als Held dazustehen. Dass die Hure, von der er sprach, sich ein goldenes Näschen verdient hatte und in einem sehr viel besseren Zelt gelebt hatte als er, musste ja niemand wissen. Die wenigen Soldaten, die mit halbem Ohr an seiner Geschichte hingen, machte er glücklich, weil er das castandorische Heer in ein schlechtes Licht rückte, und die Frauen machte er glücklich, weil er sich selbst in ein besseres Licht rückte.
“Aber hast du ihr nicht auch nur ein Kupfer geboten?”, fragte Mary, die etwas auf Ivars Schoß hin und her rutschte - ob das nun den neuen fröhlichen Klängen der Laute zu verschulden war, welche die Bardin anstimmte, oder dem Lachen ihres Mann gewordenen Stuhls, das dank Alkohol noch dreckiger und rauer klang als sonst. “Ich hab sie nicht angerührt.” Das war immerhin nur eine halbe Lüge, die er ebenso wenig gedachte zu teilen, wie das Bild von ihr, das verdammt lebendig dafür war, dass er sie über einen Monat nicht mehr gesehen hatte. Menschen, die einem nicht am Arsch vorbeigehen, wollen einen nichtmal in Ruhe furzen lassen, dachte er mürrisch, während er in die Fratze von Eneas blickte.
Tatsächlich musste Ivar zweimal blinzeln, bis er verstand, dass die Fratze sich auch noch bewegte und mit ihm sprach, als würden zwischen ihrem letzten Abschied nicht scheiß vier Monate liegen; das halbe Leben eines Söldners, wenn man den Winterländer fragte, der in den vier Monaten mehr durchgemacht hatte als die letzten fünf Jahre. Wer eben noch gedacht hatte, Ivars Lache wäre dreckig, der wusste nicht, wie rau und roh er lachen konnte, wenn er in Gesellschaft war, die sich vertraut anfühlte. Alkohol oder nicht, der verstärkte nur das Bedürfnis, Eneas auf den Arm zu schlagen und ihm zu versichern, dass seine Sprüche nicht witzig waren. “Was, hätte ich etwa warten sollen, bis du holder Speichellecker mich rettest?” Mit einem deutlichen Zucken seines Oberschenkels gab er Mary zu verstehen, dass sie jetzt besser seinen Schoß freigab, bevor er sich schwerfällig hob und in die angebotene Hand einschlug, Eneas an sich zog und seine Schulter mehr rammte, als ihm brüderlich auf den Rücken zu klopfen. “Woher weißt du das überhaupt?” Hinter Ivars Augen brannte der Funken, angeheizt von Gesellschaft, Alkohol und dem betörenden Duft von Mir-gehört-die-Welt, den er so vermisst hatte, als er in dem Dorf festgehangen und seinen leeren Geldbeutel aufgestockt hatte. Auch Anne schien angetan von Eneas Ankunft, stand sie doch selbst auf und bat ihm ihren Stuhl an, mit der Absicht, sich dann natürlich auf seinem Schoß niederzulassen.