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I'll be there
21.08.1016 - 20:00
Taverne und Reiseposten
Trigger: Trauer | emotionale Gewalt | Krieg | Konflikt
Belisarius Caderitor Elithea Trakas Ariadne Trakas

Eine Taverne am Rande der Hoffnung
Unregistered
Belisarius Caderitor
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User
#1
Fortsetzung aus: windmills of your mind (die Reise)

Belisarius konnte den Gedanken nicht verlieren, dass diese wunderbare junge Frau an Bestimmung glaubte. Sie glaubte wahrlich an etwas und sah sich selbst geführt durch manche Lebenslage. Der Kriegsherr war überrascht, denn er selbst glaubte nicht wirklich an etwas aus Überzeugung. Er war selten von etwas wirklich überzeugt und stritt nur für seine eigenen Interessen oder die Interessen, die er anderen vertraglich zusicherte. Selten hatte er wirklich eigene große Wünsche oder Ideale, die ihm wichtig genug waren, daran zu glauben. Umso wertvoller schien es ihm, dass dieser schützenswerte Mensch neben ihm, aus Überzeugung und einer verfolgbaren Erklärung, sich entschieden hatte, an Bestimmung zu glauben und damit den Dingen deutlich mehr Sinn gab, als bloße Existenz. Doch er wäre er nicht der Teufel, der er nun einmal war, wenn er diese Position nicht herausfordern würde. Nicht aus bösem Interessen, sondern viel mehr aus einem Gemüt des Zweifels heraus, das ihm nun einmal gegeben worden war. "Menschen verändern sich selten vollständig, Prinzessin. Vielen ist die Gabe der Bestimmung fremd und mit ihr die Wandlungsfähigkeit mit der Zeit zu gehen," meinte er freundlich herausfordernd, als er der Prinzessin auf beim Aufstehen half, um die Reise fortzusetzen und das Gespräch gleichsam wieder aufzunehmen, obwohl er eine gewisse tiefe Müdigkeit spürte. Seine Knochen fühlten sich schwer an und so erahnte bereits, dass etwas nicht stimmte. Er fühlte sich krank, nicht auf seine gewohnt Art, sondern viel mehr anders krank. Belisarius war klug genug, zu wissen, dass es die Seuche sein konnte, die er anderen antun wollte. Eine gewisse Ironie lag darin, dass seine boshafte Idee auf ihn zurückfiel und jetzt Heimsuchung war. Das Schicksal war wahrlich ein Spieler und Komödiant. Belisarius wollte dennoch stark sein, um diesen Moment der gemeinsamen Gnade nicht zu verlieren. Elithea weckte in ihm einen Wunsch nach Vergebung. Nicht durch einen Gott oder eine höhere Person, sondern allein durch ihre Güte. Güte war so selten geworden, so denn Belisarius diesen Schatz sah, bewunderte und dessen Wärme nur schwerlich leugnen wollte. Elithea hatte eine Macht entfaltet, die ihm fremd schien und doch spürbar war. Ihre Worte und Fragen durchbrechen seinen Eispanzer aus Erfahrungen aus Niedertracht, menschlichem Versagen und Gewalt. Herrschaft schien in ihren Augen bedeutungslos, das weltliche Chaos erhielt einen Sinn und in ihren Augen lag Hoffnung, trotz ihrer geteilten Traurigkeit, dass es immer einen Weg gab, Güte zu finden und zu erhalten. Es war eine ferne Erinnerung, die sich aufraffte, sich mutig machte und tapfer in seinen Verstand drang. Elithea war eine Möglichkeit für diese Welt, eine Entscheidung für etwas Gutes und Bewahrenswertes, fern von allem, was hier schlecht war und schlecht bleiben würde.

Belisarius nahm ihre Hand mit einer vorsichtigen Gnade entgegen, während er ihr weiter auf den Weg half. Sie fühlte sich richtig an, so warm und zutraulich, dass sein eigenes Vertrauen wuchs. Belisarius war kein Ritter, hatte nicht ansatzweise irgendein Ideal zur Schau gestellt, doch war er in diesem Augenblick mehr ritterlich als die vielen Ritter in Prunkrüstungen. Er bewahrte Güte vor dem Ungemach der Welt, gebot jemanden Schutz, der unschuldig war und hatte keinerlei Bedürfnis mehr zu wollen und zu dürfen, außer seiner eigenen Selbstaufgabe aus Mitgefühl für einen Menschen. Es war die Definition von Ritterlichkeit, die er zeigte, ohne es zu beabsichtigen. Es war ihm ein Bedürfnis geworden, dass diese junge Frau ihren Weg im Leben fand und vielleicht etwas Glück erlauben konnte. "Aber manchem Menschen ist die Fähigkeit in einem besonderen Moment gegeben, so dass sie erkennen können, wer oder was sie sind. Manche Lebensnacht, die sich herabsenkt, hat schon manches Licht erlaubt, was darauf folgte," schränkte er sich selbst ein und erlaubte auch sich selbst an der Güte der Bestimmung teilzuhaben. Eine Teilhabe, die er nicht verdiente, noch erbeten hatte und doch war sie hier; Elithea war bei ihm und zeigte jenes Licht, welches er erst jetzt sehen konnte. Gnade war eine Option. Auch sich selbst gegenüber. Leider war das menschliche Herz fragil und sein eigenes Herz - so oft zerbrochen - nocht fragiler. So viele zerbrochene Hoffnungen, so viele Enttäuschungen und auch der Verrat wogen schwer in ihm, und doch nahm sie ohne Absicht und ohne Erklärung seine zerbrochenen Ideen eines Menschen und fügte sie mit einer Berührung ihrer Hände zusammen. Nicht mehr. Elithea fügte die zersplitterte Seele zusammen, die stets unruhige Kreise zog und sich im Dunkeln verlor. Ein leiser Windhauch schob die Wolken bei Seite und gab den beiden Menschen in ihrer Gegenseitigkeit einen schwachen Lichtschein der untergehenden Sonne, die sich bereits mit dem Mond abwechselte. Das Licht fiel in sein Gesicht, zeigte eine göttliche Intervention von Wärme und ließ ihn fürsorglich-liebevoll Lächeln. Ihre liebgewonnene Hand wurde von seiner mit einer vergangenen Menschlichkeit umschlossen und eine Aura der Fürsorge und Verständnisses wogte zwischen beiden. "Geht ruhig. Es macht keine Umstände. Ihr seid die Herrin eurer Wege, immer gewesen," meinte er antwortend als sie freundlich ihre Frage nach einem Weg zu Fuß stellte. Belisarius fiel es schwer sich von ihrer Hand zu trennen, aus jener Angst, sie für immer zu verlieren und sie in diese Welt des Chaos zu entlassen, was ihre Güte verdunkeln konnte. Der Kriegsherr kannte nun eine menschliche Sorge mehr. Sein Herzschlag hatte sich dem ihrigen angeglichen, wollte weiter kräftig schlagen, damit ihr Herz niemals vergaß, dass es gut war und gut bleiben konnte.

Ein Teil wollte von ihm erinnert werden, gehalten werden und nicht einfach weggeworfen von der Zeit, wie so vieles von ihm bisher. Belisarius wollte mehr sein als der Teufel, der aus seinem Paradies verbannt worden war. Doch dieser Wunsch war einem Dämon, wie ihm, nahezu unerfüllbar. Selbst mit einem Engel an seiner Seite, der für kurze Zeit in seiner unsichtbaren Strahlkraft, alle Güte für ihn bereit hielt. Denn Belisarius vergaß einen wichtigen Grundsatz der Gnade. Sie musste erbeten und erwünscht sein. Der Teufel erbat keine Gnade und fand auch keine Absolution, denn er war sein eigener Henker und Richter. All seine Taten, die Elithea sicherlich verstören würden, verboten ihm - in der letzten Würde seiner menschlichen Erinnerung - eine Gnade und doch wusste er, was Güte war, denn Elithea hatte sie ihm mit einer winzigen Aussage und einer liebevollen Hand gezeigt. Er ließ sie ziehen, sie wollte ein Stück gehen und sich finden, so nahm er an. Belisarius sorgte sich in der Tat um ihre Sicherheit aber noch viel mehr um ihre Seele. Sie würde an einen Ort gelangen, der voller Fallen und Widersprüche war. Ein Ort, der fern von Vernunft und Liebe sein konnte. An jenen Ort, an dem er Zuhause war und auch er nur ein Höllenfürst unter vielen war. Elithea war nicht bereit dafür, sich diesen falschen Blicken, diesen Gedanken und diesen verstümmelten Seelen auszusetzen, die sich in Kings Portal um die Macht sammelten. Belisarius legte seinen Kopf leicht schief, um ihre Schritte zu beobachten, während er sich wieder nähe an den Wagen bewegte. Er bat zu allen unheiligen Mächten, dass er nicht ruhen würde, um sie zu schützen. Es war ihm egal, was er anbieten musste, von dem kümmerlichen Rest seiner Menschlichkeit, so lange Elithea glücklich leben konnte. Alle unheiligen Mächte beschwor in sich, ewige Verdammnis erwünschend, so dass diese Prinzessin ihre Wege finden konnte. Unbemerkt von seinen zornigen Stürmen, lag die Fontäne der Vergebung und sie sprudelte bereits hörbar und die fernen Gesänge einer geteilten Geschichte wurden hörbar. Belisarius blickte sich um, was war dort? Ein Windhauch, der sein Ohr streifte oder war es eine Aufforderung vom ewig Guten, sich zu stellen? Elithea war nun in seinem Leben und veränderte alles.

Der Kriegsherr war unsicher, denn all seine dämonischen Mächte und alle Spiele, der er spielte, zerbrachen zu tausend Scherben, denn Elithea war einfach hier und sah ihn als Mensch an. Nicht als Kriegsherren, nicht als Teufel und nicht als nützlichen Willfährigen, sondern einfach als Mensch und gab ihm damit eine echte Seele. Der Teufel konnte damit nicht geeignet umgehen und war unsicher, was er fühlen und denken sollte, außer das er jene Güte spürte und sich etwas darstellte, was er nicht beschreiben konnte. Warum war sein Herz so furchtbar zerbrochen? Es fühlte sich in diesem Augenblick so unendlich schwer an, dass jeder Gedanken langsamer wurde. Es beschwerte nicht nur seine Sorgen. Belisarius fühlte das erste mal seit langem, dass es Möglichkeiten gab, die er immer wieder ausgeschlagen hatte, um seiner bösen Vernunft zu folgen. Ambition war ein schlechter Ersatz für Gnade. Die hereinbrechende Angst fürchtete er nun mehr, weil er nicht um sich fürchtete. Sein eigenes Leben kümmerte ihn weniger, da er sich immer um viele Gefahren gewunden hatte und viele Situationen gemeistert hatte aber jetzt galt es einen echten Menschen vor Unheil zu bewahren.

Die Prinzessin beendete ihren kurzen Spaziergang und trat in die Nähe des Ochsens, nachdem Belisarius den Wagen vorbereitet hatte, um die letzte Strecke zu fahren. Ihr Bruder saß bereits etwas missmutig auf seinem Platz. Die Prinzesinn sprachen mit dem Tier mit einer mitfühlenden Art, die Belisarius sein Herz erwärmte. Auch ein Teufel war nicht zwingend ein reines Monster ohne jedweden Sinn. Belisarius vernahm. wie Elithea dem trägen Vieh zu sehr fürsorglich zu säuselte und es aufmunternd am Hals kraulte. Ein Schnauben kam als Antwort und dann setzte sich das Rindvieh mit dem Wagen gemächlich in Bewegung. "Wir dürften bald eintreffen," sagte er in vorgeblicher kühler Ruhe und deutete auf ein Licht in kurzer Entfernung, welches einen königlichen Posten markierte, welcher an der Fernstraße errichtet worden war, um Boten und anderen einen Pferdewechsel, Rast oder Versorgung zu gewähren. Noch dazu gab es einen kleinen Hufschmied und diverse Lagermöglichkeiten, nebst einer kleinen Zollstation mit zwei Bewaffneten als Vertreter des Königs.

"Hopes End," murmelte Belisarius nüchtern den Namen des Postens und der Station in die Richtung von Elithea, während er selbst seine Gedanken antrieb, wachsam zu bleiben. Die Zügel hatte er nun fest umschlossen, obwohl es nicht nötig war, da der Ochse gemütlich und sehr zielsicher seinen Weg fand. Doch Belisarius wollte gewappnet sein, denn nun veränderte sich etwas und die Reise wandelte sich. Jetzt galt es die Wege zu verschleiern, die Familie zusammen zu führen und den letzten Teil der Mission anzutreten, nachdem man hier wenige Tage zugebracht hatte. Seine Pläne waren deutlich und klar. Er würde die Pläne umsetzen, sofern es ihm möglich war. Dieses aufkommende Unwohlsein machte sich deutlicher bemerkbar aber der Kriegsherr gestand sich noch keine Schwäche zu, bis zumindest eine grundlegende Sicherheit für die Mission und insbesondere Elithea hergestellt worden war. "Das ist der Name der Station. Dort erhalten wir alles Notwendige und eure Famile wartet dort auf euch," meinte er und ließ dann seinen zeigenden Arm absinken, um sich ein wenig zu strecken, da auch sein Rücken durch die unbequeme Sitzpostion erste Anzeichen sandte.

Der Posten war von einer kleinen Palisade umgeben, welche mit einem einfachen Holztor bewehrt war und dahinter lagen kreisförmig angeordnete Gebäude, die mit Lehm verkleidet waren. Der Lehm war weiß verputzt, die Bodenlinie rot abgesetzt und ein großes Holzschild am Eingang verwieß auf die Autorität des Königs und das dies ein königlicher Posten sei, der von der Familie Illios betrieben wurde. Daneben prankte der Name mit einem kreisrunden Symbol, welches das allgemeine Zeichen für Schutz und Posten für Analphabeten und Wortunkundige war. Diese Posten waren unter besonderen Schutz gestellt und sollten die Reisen für viele sicherer machen, so dass ein Angriff auf diesen Ort als ein Angriff, wie auf den König selbst galt. Insofern war der Ort sicherer als manche freie Nacht. Doch eine Nacht hier war etwas kostspieliger und kostete eine Gebühr, die beim Zollhaus entrichtet werden musste. Hinzukamen kosten für die Versorgung der Tiere, Speisen und Getränke und die Nacht in einem möglichen Zimmer der verbundenen Taverne. Unbenommen blieben auch die Zollkosten und Steuern auf manche Waren, die selbstverständlich geprüft werden würden. Der Wagen näherte sich bereits derart, dass die beiden Wachen heraustraten, um sich am Tor für die Zollkontrolle bereit zu machen und die Einreisegebühr zu verlangen, um den Posten betreten zu dürfen. Es war ihnen klar, dass der Ochse sicherlich nicht weiterfahren würde, da die Strecke bis Kings Portal dafür zu lang war und die Nacht bereits hereinbrach. Eine der beiden Wachen winkte freundlich und rief bereits: "Willkommen, ihr da!" Belisarius hob die Hand zum Gruße und erwiderte den Gruß winkend. Er wollte sich freundlich geben, um kein Aufsehen zu machen. Mit aller Wahrscheinlichkeit würde die Familie Trakas, insbesondere Ariadne, die Mutter der beiden, mit der Schwester, dort warten. Wie die Stimmung der Familie war, konnte er nicht abschätzen aber er ging auf Basis seiner bisherigen Erfahrung davon aus, dass die Mutter in einer gewissen adeligen Arroganz unnötig viel verlangen würde und die Situation deutlich anders wahrnahm, als Belisarius und Elithea es derzeit taten.
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Land des Königs
Ariadne Trakas
Land des Königs
Alter 47
Beruf Fürstin
Wohnort Bardon Pass
Stand Verwitwet
User Dominique
#2
Die Fürstin hat mit ihrer Tochter Larissa bereits einige Stunden vor dem Rest der Familie das Ziel der nächsten Etappe auf dem Weg nach King's Portal erreicht. Eine Taverne mit dem wenig vertrauenserweckenden Namen "Hopes End". Tatsächlich hatte sie diesen Namen nicht unbedingt verdient, bot sie doch immerhin mehr Annehmlichkeiten als die Herbergen, bei denen sie bisher untergekommen waren. Es war ein königlicher Posten verwaltet von der Familie Illios, das bedeutete mehr Sicherheit für Reisende als in einer beliebigen Absteige am Straßenrand und ein wenig mehr Platz und Komfort. Dadurch war die Unterkunft hier allerdings ein wenig kostspieliger, was sich auch in der Klientel entsprechend niederschlug. Es waren hauptsächlich Kaufleute auf Reisen, wahrscheinlich nicht die erfolgreichsten ihrer Zunft aber zumindest solche, die es sich leisten konnten, nicht jede Münze zwei Mal umzudrehen. Arme Pilger sah man hier seltener, die würden sich wohl eher auf die Gastfreundschaft eines nahegelegenen Klosters verlassen. Klöster und Kirchen waren durch alte Sitte und Herkommen verpflichtet, Reisenden für mindestens eine Nacht Unterschlupf zu gewähren und dies galt besonders für Pilger. Speis und Trank waren zumeist nicht inbegriffen, so dass jeder, der es sich leisten konnte, die kommerzielle Gastlichkeit vorzog, die gerade an den Hauptverkehrsstraßen einen immer größeren Aufschwung erlebte.

All diese Informationen hatte sich die Fürstin erst durch ihre erzwungene Reise selbst angeeignet. Im Adel und der bürgerlichen Oberschicht war man für gewöhnlich weder auf die Wohltätigkeit der Kirche noch auf kommerzielle Gasthäuser angewiesen. Wenn man in die Verlegenheit kam, eine Reise unternehmen zu müssen, konnte man sich immer auf die Gastfreundschaft befreundeter Familien verlassen. Das Geflecht sozialer Beziehungen war im Adel traditionell sehr eng und ein reicher Fernkaufmann würde alleine schon von Berufs wegen in ganz Arcandas persönliche Kontakte pflegen. Selbst wenn man einmal in eine Gegend kam, in der man niemanden kannte, galten ungeschriebene Regeln der Gastfreundschaft, die älter waren als selbst die Kirche von Heofader.

Inzwischen hatte sie sich beinahe wohl oder übel an diese Art von Unterkünften gewöhnt. Anders sah es bei Larissa aus. Sie beschwerte sich unaufhörlich. War es in der letzten Herberge der Eintopf, der ihr wahrscheinlich nicht völlig unbegründetes Misstrauen geweckt hat, so war es jetzt das Bett, das angeblich steinhart sei. Dabei stand die erste Nacht in diesem Bett erst noch bevor. Endymion war ebenfalls nach wie vor in einer permanent unleidlichen Stimmung, wobei diese anders als bei seiner Schwester eher grundsätzlicher Natur war und sich weniger an konkreten Unannehmlichkeiten festmachte sondern mehr an der allgemeinen Situation, in der sich die Familie befand. Sie konnte beides sehr gut nachvollziehen, sie selbst hatte den ersten Teil dieser Reise zurückgezogen im Gebet verbracht. Doch mittlerweile war sie zu der Erkenntnis gekommen, dass durch permanentes lamentieren sich ihre Situation keinen Deut verbessern würde. Die einzige Person in der Familie, die sich angesichts der Katastrophe von Anfang an durch innere Stärke und stoische Ruhe auszeichnete war Elithea. Woher nahm sie nur diese Kraft? Natürlich wusste die Fürstin nichts von der besonderen Beziehung ihrer Tochter zu dem Condottiere. Hätte sie auch nur die leiseste Ahnung, würde sie Belisarius Caderitor wahrscheinlich nicht mehr nur als den tüchtigen Mann sehen, der sein Kriegshandwerk verstand und ihre Familie sicher nach King's Portal eskortierte.
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verlorene Fürstentochter
Elithea Trakas
Land des Königs
Alter 18
Beruf Fürstentochter
Wohnort King's Portal
Stand Ledig
User Rike
#3
Wie sicher doch ihre Hand in der Seinen lag, als sie zu ihm hochsah und sich auf ihn stützend erhob. Zart verschränkten sich ihre Finger in den seinen, hielten sich an ihm sicher fest. Dankbar nahm sie seine Hilfe an, wollte am Liebsten ihr ganzes Sein in seinen Schutz stellen. So wie sie war, mit allen Sorgen und Nöten, allen Freuden und Strahlen. So verloren war sie, allein und verlassen, bis er in ihr Leben getreten war und all dem Schwindel und Chaos einen unumstößlichen Ankerpunkt gab. In ihrer Miene funkelte die aufkeimende Hoffnung der Zuversicht, die sein Schatten nur noch heller glänzen ließ. Mit einem liebevollen Lächeln nickte sie seinen Worten zu, deren Schwermut sie nicht widerspiegeln konnte. “Nicht immer ist vollkommene Veränderung notwendig. Auch die Beständigkeit ist ein wichtiger Faktor, die erst Möglichkeit für Entwicklung gibt. Der Schlüssel zur Wandlungsfähigkeit liegt in einem unwandelbaren Gefühl dafür, wer wir sind und was wir schätzen. Denn erst wenn wir wissen, was wir bewahren wollen, wissen wir, wo Wandlung nötig ist. In uns selbst und in der Welt.“ drückte sie beherzt seine Hand, ließ sie nicht los, wollte sie auf ewig in der Ihren wissen. Manchmal überraschte es sie selbst, zu welch tiefen Gedanken sie fähig war und sie fragte sich, ob diese schon seit jeher in ihr schlummerten oder sie erst durch seine Fragen in ihr gepflanzt wurden. Wie auch immer, seine herausfordernden Worte waren es, durch die sie ganz neue Gedankenexperimente entdeckte. Auf einmal sah sie die Welt in einem ganz neuen Licht. Wo sie noch vor einigen Tagen in verzweifelnder Trübnis versunken war, machten sich auf einmal neue Wege auf, die zu beschreiten ihre Neugier, aber gleichsam auch ihre Scheu weckte. Solang ihr Belisarius allerdings an ihrer Seite war, strotzte sie vor Zuversicht, dass nichts Böses sie je erreichen könnte. In seinem Schatten sah sie klarer, in seiner Dunkelheit fühlte sie sich beschützt, in seiner Kälte war sie sich ihrer Wärme nur noch bewusster. Wobei… seine Hand fühlte sich unnatürlich heiß an, fast ein wenig verschwitzt. Sollte sie sich Sorgen machen oder war es auch für ihn einfach nur ein anstrengender Tag unter sengender Sonne?

Enger verwob sie ihre Finger mit den seinen. Bestimmung oder Schicksal, sie wusste, dass es einen Grund gab, dass sich ihre Lebenswege gekreuzt hatten, dass sie beide aus dieser Begegnung anders hervorgehen würden. In ihrem Wesen hatte sich bereits ein Wunsch festgesetzt, nicht ihn zu verändern oder ihn zu einem anderen Menschen machen zu wollen, sondern ihn zu ergründen und zu verstehen. Und seine Hand nie wieder zu vermissen. Das zahme Streicheln seines Daumens über ihren Handrücken sandte Wonnestrahlen durch ihren Körper, erfüllte sie mit einer barmherzigen Stärke, die ihr die unsägliche Trauer aus den Gedanken verscheuchte. Fast mochte sie behaupten, sie wäre glücklich, doch zufrieden würde schon ausreichen. “Erst wenn einen die Dunkelheit zu verschlingen droht, lernen wir das Licht zu würdigen, das bedingungslos für jeden scheint und in uns den Funken der Ewigkeit erweckt. Jeder Schatten ist auch ein Wegweiser zum Licht.“ und wieder überraschte sie sich selbst, runzelte leicht beschämt die Stirn, unsicher woher so viel Weisheit auf einmal aus ihr sprudelte, die doch ganz untypisch ihrer jungen Jahre sein müsste. Und doch, er war es, Belisarius, der sie aufrührte und zum Nachdenken brachte, der sie herausforderte und aufforderte die Welt in Frage zu stellen. Fast übermütig keimte in ihr der Wunsch auf, ihn wieder zu umarmen, zurückzukehren in die innige Verschränkung ihrer Körper im Schatten des Wagenrades, in der sie so viel notwendige Ruhe und Geborgenheit gefunden hatte. Doch es gab kein Zurück, es gab nur ein voran. Ihre Reise war festgelegt auf einen einzigen Weg, der nur nach vorn strebte. Hinter ihr war nichts mehr als Verlust, Trauer und ein Leben, das der Realität entrissen wurde. Einzig und allein blieb die ewig wahre Geste ihrer Hände, die Versicherung der gegenseitigen Zuneigung und Verbundenheit war. Während sein Antlitz nun von den letzten Strahlen der untergehenden Sonne in eine himmlische Wärme getaucht wurde, so umgaben eben jene Strahlen Elithea wie ein demütig leuchtender Heiligenschein. Voller anmutiger Milde antwortete sie seinem Lächeln, umfingen ihn mit einer Sanftheit, die nur durch seine Härte gedeihen konnte.

Dankbar nickte sie ihm zu, zögerte jedoch sich aus der innigen Intimität zu lösen, wäre da nicht ein harsches Räuspern, das vom Kutschbock her schallte. Endymion, wie leicht es doch sowohl der Schwester als auch dem Kriegsdämon fiel, den Prinzen völlig zu vergessen, ihn auszublenden aus der Reinheit ihrer Begegnung. Elithea schmunzelte verlegen, ließ widerwillig ihre Finger aus seinem Griff gleiten und tat ein paar Schritte von dem Schattenfürsten weg. Doch je weiter sie sich entfernte, desto träger wurden ihr die Füße, desto schwerer das Herz. Sie brauchte immer wieder den versichernden Blick zu ihm, bis sie sich gewiss war, dass sie auch allein ihren Weg bestreiten könnte, immer in der Bestätigung seines Rückhalts. Die wenigen Momente des Alleinseins, etwas abseits des Wagens, nutzte sie um zu ergründen, wie es geschehen sollte, dass ein Mensch, den sie kaum kannte, ihr so wichtig werden konnte, ohne dass sie darum gebeten oder es erwünscht hatte. Es war, als hätte ein göttlicher Funke ihr einen Menschen über den Weg gehaucht, der jene lähmende Leere füllen sollte, die durch den Tod des Vaters in ihr Leben gerissen hatte. Seitdem sie Belisarius‘ Nähe spüren konnte, schlug ihr Herz in einem ganz eigenen Rhythmus, stärker und selbstbewusster und doch erfüllt von Hoffnung und dem Glauben an das Gute. Selbst wenn er sich mit Blut und Bosheit vorgestellt hatte, so war dem Heermeister doch viel mehr Tiefsinn und Ambivalenz zu eigen, als reine Finsternis, das erkannte selbst eine so behütete Seele wie Elithea. Sie wollte keine Zukunft erträumen, keinen Hirngespinsten nachhängen und keine Luftschlösser bauen, und trotzdem konnte sie sich nicht vorstellen, ihn nicht mehr in ihrem Umfeld zu wissen. Sie brauchte seinen Schatten, der sie wie ein schützender Mantel umgab. Und sie spürte, dass etwas in ihm ihr Licht brauchte, um nicht nur blind durch die Dunkelheit zu irren. Sie waren füreinander bestimmt. In welcher Art und Weise das auch sein mochte, aber es hatte einen Sinn, dass sie nun Teil der Gegenwart des anderen waren. Es musste einen Sinn haben, dass diese tiefsitzende Verbundenheit und dieses intime Verständnis füreinander sie aneinanderknüpfte. Doch jedes Nachdenken darüber schärfte nur die immer noch pochenden Kopfschmerzen, die sich nun, da sich die Reise eines Endes näherte, mit einer verzehrenden Müdigkeit paarten. “Können wir jetzt endlich weiter? Es wird bald dunkel.“ mahnte sich Endymion wieder in Erinnerung. Offensichtlich folgsam, doch mit einem wachen Funkeln im Blick, der von einem Feuer zeugte, das nun entzündet sich wohl kaum wieder löschen lassen würde, trat Elithea an den Ochsen heran und animierte das monotone Tier zu einem munteren Tritt.

Elithea ließ das Tier sie führen, verging sich in ihren Gedanken, die immer wieder durch die quälenden Blitze hinter ihren Schläfen aufblühten. Bald war ihr Ziel erreicht, bald konnten sie in der Taverne Rast finden und wären endlich mit dem Rest der Familie vereint. Die junge Prinzessin straffte die Schulter, passte ihren Schritt dem Gang des Rindviehs an, sehnte sie sich doch auch nach einer Mahlzeit und einem geruhsamen Bett. Wie treffend da doch der Name der Taverne war! Mit einem fast schon engelsgleich vergnügten Lächeln sah Elithea zurück zu Belisarius am Kutschbock. Hopes End… ja, fürwahr, am Ende aller Wege lag die Hoffnung! Über allem und hinter allem stand die Hoffnung. Nichts konnte sie aufhalten, niemandem war sie Untertan. Hoffnung war einem jeden ein Geschenk, selbst wenn man sich an die Verzweiflung verloren glaubte. Hoffnung war ewig und unerschütterlich. Jeder noch so kleine Hoffnungsschimmer konnte den Lebensmut neu entzünden und wankte selbst im Tode nicht. Doch Hoffnung brauchte auch Mut, ihr zu vertrauen und sich ihr gewiss zu sein, nicht der Angst zu gehorchen. Hoffnung war nicht nur ein belangloses Erwarten, sondern die Zuversicht in eine bessere Zukunft. Und manchmal war das Unvorhergesehene der Vorbote der Hoffnung. Hopes End… Ja, Belisarius war die Hoffnung am Ende einer erschütternd grausamen Zeit. Ungeduldig wartete das junge Mädchen neben dem Ochsen auf den Einlass, kraulte das Vieh am Ohr, während sich ihr Blick über die Gebäude und Mauern schlich. Lebhafte Geräusche drangen durch das Tor hinaus, zeugten von einer rege besuchten Taverne. Kaum dass der freundliche Gruß getauscht war, öffnete sich auch schon das schwere Tor und der stinkende Wagen fuhr hindurch. Den Mienen der Wachen war anzusehen, dass sie sich der neuen Kunden nicht unbedingt erfreuten. “Lass den Wagen da gleich ums Eck stehen, irgendwo weg von den Gebäuden. Den Gestank kann ja keiner lang aushalten!“ sprach einer der beiden Wachen die Anweisung in Belisarius‘ Richtung. Endymion wurde unruhig und auch Elithea streckte suchend den Hals, hielt Ausschau nach der Mutter und Schwester. Endlich erspähte sie die hochgewachsene Gestalt der Fürstin, die selbst in der Gewandung einer einfachen Dienerin eine gewisse Würde und Erhabenheit ausstrahlte. “Mutter“ wisperte Elithea erleichtert, unentschlossen, inwieweit eine freudige Umarmung die Charade verraten würde. Doch Endymion sprang behände vom Wagen, froh darüber dem elenden Gülleduft endlich entkommen zu können. Zielstrebig kam er auf die Mutter zu, die er auch sofort nüchtern und kühl begrüßte.

Elithea aber war zwiegespalten, zerrissen zwischen der Vereinigung mit der Familie und der Nähe zu Belisarius, zwischen Vergangenheit und Zukunft, Trauer und Zuversicht, Adelsregeln und Selbstbestimmung. Ihr Blick wanderte von einem zum anderen, unschlüssig darüber, ob sie davoneilen oder auf ihren liebgewonnenen Beschützer warten sollte. Vorsichtige Schritte lenkten sie langsam zur Mutter, wollten sich nicht zu sehr entfernen von jenem Mann, dem sie alle ihre Sicherheit verdankten.
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Belisarius Caderitor
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Stand
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#4
Wie konnte er nur so naiv sein und wirklich glauben, dass sich diese Welt für sie verändern konnte. Die Welt blieb die Welt und folgte weiter ihren gleichen Gesetzen. Niemand war hier wirklich frei und doch, gerade jetzt, wollte Belisarius alle Gesetzmäßigkeiten verlassen. Die Monster ihrer Zeit hausten bereits in ihren Herzen, die Unschuld würde bald vergehen und Belisarius wusste das eine glorreiche Stunde für jene Menschen geschlagen hatte, die unentwegt ihren Vorteil sahen. Und doch bewies diese junge Frau mehr Weitsicht und Würde als jene Herren, denen er bisher gedient hatte. Leben für einen Mann, wie ihn selbst, war eine Abfolge von Agonie, die gleichgültig machte. Elithea hatte diese Gleichgültigkeit zerschmettert, nicht in böser Absicht, sondern in einfacher Tagesvernunft. Gerne hätte er ihr die Welt erklärt, ihre Mächte zu Füßen gelegt, damit sie diese Erde heilen konnte. Mit aller Macht, die ihm gegeben war, hätte er dafür gesorgt, dass sie jedem zeigen konnte, dass andere Gesetzmäßigkeiten gelten konnten und ihre dargelegte Harmonie wahrhaftig sein konnte. Sie glaubte wirklich an einen Sinn in den Dingen; suchte nach Zeichen, Faktoren und Erklärungen für all jenes, was ihnen widerfuhr und widerfahren würde. Doch Belisarius wusste schlicht darum, dass nicht alles einen Sinn im Leben hatte. Manchmal gab es Verknüpfungen, Erklärungen und auch Möglichkeiten aber letztlich blieb der leibhaftige Sinn verloren;- insbesondere für dunkle Gesellen, wie er selbst einer war. Wie sollte man Mord im Auftrag anderer mit Sinn erfüllen, wenn nicht mal Rechtfertigung ausreichend war? Elithea konnte sich diese Gnade erlauben, sie konnte frei darüber hoffen, was sie glauben konnte und wollte aber Belisarius hatte sich selbst nicht immer bereitwillig in viele Abgründe geworfen, um der einen Sache zu dienen, die er verstand: der Logik der Macht. Der Kriegsteufel wollte für Elithea anders in die Welt blicken aber scheiterte an ihrer Hoffnung, denn das Biest in ihm, welches brutal gemeuchelt und gemordet hatte, war nur schwerlich in Ketten der Hoffnung zu hüllen, sondern folgte nur der Peitsche der eigenen Ambition und Geltung. All die Jahrzehnte des eigenen Leids waren kurz davor zum Leid aller zu werden, um einen Preis zu erringen, der größer war als die kleine Ambition von einst. Sein Vater wollte immer mehr. Immer nur mehr. Doch Belisarius folgte nur, von niederträchtiger Vergangenheit zu einer niederträchtigen Zukunft voller Gewalt und Intrigen. Veränderungen verhießen ihm nur Gutes, denn wenn er stillstand, inne hiel, spürte er wieder die Schläge seines Vaters, die blutwarmen Händen nach jeder Schandtat und sah die Gesichter derjenigen, die durch ihn gefallen oder zu Leid gekommen waren.

Ein Teil war noch Mensch genug, sich selbst zu verachten. Verachtung war jene Agonie, der er entkommen wollte aber niemals konnte. Keine Ambition vermochte genug Bewegung schaffen, um zu entkommen. Kein Flehen, keine Gnade und keine Fürbitte konnte den kalten Hunger töten und ihn erretten. Belisarius war schon seit Anbeginn seines Lebens verdammt, genau jener Mann zu werden, der er nun war: ein Kriegsherr. Sein Vater bestimmte über Menschen; und er hatte bestimmt, dass Belisarius dieser Mann zu sein hatte. Elithea würde noch sehen, welche Gewalt er in die Welt bringen würde. Viele würden erschrecken, andere jubeln und sich daran ergötzen, welche Macht er mit Gewalt verbinden konnte. Augusto, seines Zeichens Herrscher, genoss den gezielten Gewaltakt und die Macht, die Belisarius ihm verheißen konnte. Er war der Teufel, der nach Kings Portal zurückkehren würde und in diesem Sinne war der Name dieser Station "Hopes End" durchaus passend für alle, die hier noch Hoffnungen konstruieren wollten. Elithea musste sich hüten, nicht in der gleichen Welt verloren zu gehen, die er für sich gefunden hatte. Er würde dies verhindern, für sie kämpfen, damit sie niemals ein solcher Dämon wurde, wie er selbst. Sie sollte ihre Gnade behalten, ihre Würde nicht verlieren und stets jene Gedanken weiterführen, die sie ihm gerade geteilt hatte. Mit traurig-schönen Augen blickte sie der Unhold an, wohlwissend, niemals gerecht und gut genug zu sein, um einen Platz neben ihr zu verdienen. Er konnte nicht mehr entgegnen, keine Worte mehr winden und sich erklären, sondern ließ ihre Sätze als jene letzte Hoffnung unwidersprochen stehen. Wieder das merkwürdige Gefühl, wie eine starke aufkommende Erschöpfung. Ein Verdacht kam ihm.

Belisarius war ein Stratege und erahnte bereits, dass er sich sehr wahrscheinlich mit der Seuche angesteckt hatte. Dies war nicht ungewöhnlich, denn Feldlager und seine Dienste setzten ihn häufig entsprechenden Milieus aus. Eine gewisse Genugtuung lag darin, dass in seiner Sünde, die Plage gegen Walleydor zu richten auch eine gewisse Erlösung darin lag, an der selben Plage zu leiden. Ein salziges Schmunzeln huschte über seine Lippen. Wenn dies sein Ende wäre, wäre er immerhin nicht allein und starb in Schweiß und Fieber, was ihm grausam genug für sein eigenes Ende erschien. Denn die meisten Enden waren nie würdevoll und warum sollte gerade er dies verdienen? Belisarius drückte Elitheas Hand noch etwas fester, so als ob er sie ob ihrer Hoffnung festhalten wollte. Doch Elithea entschied sich für wenige Momente zu gehen, bei sich zu sein und der dunkle Herold leistete dem Folge. Die wenigen Momente des Alleinseins, als die Prinzessin ihren Weg zu Fuß fortsetze, nutzte er um zu ergründen, wie es geschehen sollte, dass ein Mensch, den er kaum kannte, ihm so wichtig werden konnte, ohne dass sie beide darum gebeten oder es erwünscht hatten. Sie hatte ihm einen anderen Sinn gegeben, so dass diese Reise weitaus größer wurde. Belisarius war nicht mehr nur kalt und berechnend, sondern hatte eine echte Aufgabe gefunden.

Die Dunkelheit sollte für heute noch fern bleiben. Darum bat er nicht gegen die Göttlichkeit dieser Welt, sondern erbat es sich von sich selbst. Belisarius wollte kämpfen, Elithea sicher zu wissen. Sie musste sicher sein; egal, was aus ihm wurde. Diese Mission galt es zu erfüllen - und so mobilisierte er seine Kräfte und lenkte den Wagen mit einem Gruß in die königliche Station ein. Endymions Wehklage ignorierte er. Dieser Junge war nicht fähig, selbstgerecht und verdiente wenig. Belisarius nickte der Weisung zustimmend in Richtung der Wache und begann den Wagen gleichsam in die bestimmte Richtung zu lenken. Der Ochse war nun auch dankbar für eine baldige Pause.

In der Tat war die Mutter bereits hier und Belisarius ließ seine Augen umherschweifen. Alles schien nach Plan gelaufen zu sein. Nun hieß weiterhin warten, bis die Garde eintraf, um den letzten Teil der Reise zu begleiten. Belisarius nahm sich vor, den Wagen anzubinden, sich um den Ochsen zu kümmern und der kleinen Familie etwas Raum im Wiedersehen zu geben. Er würde später mit ihnen sprechen. "Geht ruhig," meinte er mit einem dankbaren Lächeln. Er umarmte Elithea kurz und sehr ungelenk aber er wollte ihr zeigen, dass sie gehen konnte und kein schlechtes Gewissen haben musste. Auch war er ihr dankbar für die aufschlussreichen Gespräche und die gute Unterhaltung. Endymion war bereits herunter gesprungen und bewegte sich auf die Mutter zu. Belisarius blickte Elithea fest in die Augen. "Geh' ruhig zu ihr. Ich bin in der Nähe und Ihr seid hier vorerst sicher," meinte er und nickte er versichernd zu. Er wollte sie nicht von der Mutter trennen und wusste darum, dass diese Familie nur noch sich selbst hatte. Elithea sollte sich nicht davon getrennt fühlen."Sorge bitte nur dafür, dass ihr nicht zwingend als Familie Trakas enttarnt werdet. Fürstin Trakas neigt zu einer gewissen Darbietung," erklärte er und gab Elithea damit eine Aufgabe, die sie befolgen konnte. Nun saß er selbst ab und trat zum Halsband des Ochsen, um diesem dankend über den Kopf zu streicheln. Elithea entfernte sich mit vorsichtigen Schritten, während er den Ochsen losband und diesen zu einer Futterstelle brachte; doch Belisarius Augen blieben wachsam und immer wieder blickte er zurück, um Elithea (und Familie) auch aus einer gewissen Distanz schützen zu können. Er würde sich anschließen, nachdem sich die Familie im Wiedersehen befunden hatte und sein Auftritt seinen Platz haben konnte. Er machte noch eine winkende Geste, um Elithea zu versichern, sich beeilen zu können und nicht zu zu zögern. Er war ja hier und würde gleich dazu kommen.
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