Jeder Mensch lässt sich von anderen Dingen leiten. Ailean Cranstoun ist ein Mann der sein Leben dem Glauben an die alte Religion verschrieben hat. Die große Mutter leitet ihn und seine Handlungen. Nach seiner Ausbildung zog es ihn in Cerdiwen's Heiligtum zurück. Dort kam er seiner Bestimmung nach und wurde ein Druide. Zurecht kann er Farynn seine Heimat nennen. Kaum zu glauben aber wusstet ihr dass er einer Fürstenfamilie entstammt? Jedoch lehnt er es ab als Prinz bezeichnet zu werden. Denn das spielt für ihn keine Rolle. Im Laufe seiner 38 Jahre hat er ein paar Kinder in die Welt gesetzt und ist derzeit verpartnert mit Alys Flachnàn. Sein Geburtsname ist Ailean. In der Gemeinsprache nennt man ihn jedoch Alen und darauf regiert er genau so.

Eine zarte Frühlingsblume, die aktuell darum kämpft wachsen und gedeihen zu können. Im Jahr 1015 im ersten Monat der Sonne wurde Aleena Stafford, die sanfte Prinzessin des Frühlingslandes, an Leif Stelhammer verheiratet, der Kronprinz von Norsteading. Der Umzug in das Winterland und die neue Rolle der Ehefrau haben der jungen Frau in den letzten Wochen und Monaten einiges abverlangt. Sie fühlt sich fehl am Platz und wünscht sich kaum etwas sehnlicher, als wieder zurück zu ihrer Familie zu kommen. Eine Option ist das allerdings nicht. Sie muss sich an den Winter anpassen, muss lernen hier zu leben und zu wachsen, ihren eigenen Weg zu finden und ihre Flügel endlich ausbreiten.

Es war einer schicksalhaften Fügung zu verdanken, dass Amira in Kindesjahren unter Obhut des Königshauses geriet und von dem dortig residierendem Medicus standesgemäß ausgebildet worden war. Ihr ausgezeichnetes Gedächtnis Gesagtes und Gehörtes nachträglich wortgetreu wiedergeben zu können, hob sie aus der diebischen Kindergruppe hervor und verschaffte ihr ein neues Leben. Jahrelang war sie als Gesellschafterin präsent und erfüllte besuchenden Diplomaten oder Kaufleuten jeden Wunsch der Unterhaltung, bevor sie zu der engen Vertrauten der Königin geworden war. Amira hatte ihre Loyalität dem Königshaus gegenüber bewiesen und sich trotz mangelhafter Abstammung als wertvoll erwiesen, so dass sie unlängst Ilyas El Mansouri als Ehefrau gereicht wurde. Diese Vermählung am Ende der ersten Septemberwoche führte auch dazu, sich mit ihm gemeinsam und der Prinzessin Naila zu derer Hochzeit temporär in Kings Portal aufzuhalten. Erst die Nachricht über den schändlichen Angriff auf den Königspalast veranlasste ihren Mann und sie eilend nach Dharan al-Bahr zurückzukehren.

Im Haus soll es spuken. Der Schmied sucht seine Tochter, die mit ihrer Jugendliebe durchgebrannt sein soll. Der Gelehrte sucht noch Verstärkung für seine nächste Expedition auf die sommerländischen Inseln. Geschichtsfetzen wie diese werden von Mund zu Mund weitererzählt und landen schließlich im Dragon's Den, dem bekanntesten Wirtshaus am Hafen von King’s Portal. Abenteurer, Seemänner und Handwerker finden sich jeden Abend zuhauf an den rustikalen Tischen wieder und lassen sich gerne von den beiden Töchtern des Wirtes bedienen; vor allem, wenn man es hier mit der Keuschheit nicht so ernst meint. Mit ihren 23 Jahren weiß Aurelia Marsili nicht nur mit solchen Gestalten der Nacht umzugehen, sie kann sich diese betrunkenen, aufgelockerten Zungen auch noch zu eigen machen. Als Wirtstochter, gelegentliche Sängerin und Informationshändlerin verdient sie sich ihr eigenes Kupfernäschen an dem Vergnügen der Menschen. Wer den neusten Tratsch aus der Hauptstadt erfahren möchte, der muss ihr dafür auch etwas bieten - das geht von kleinen Gefälligkeiten bis hin zu Geschenken und waschechten Silbermünzen. Ob sie sich mit dem Geld tatsächlich einmal den Wunsch erfüllen kann, die große, weite Welt zu sehen, bleibt abzuwarten. Wenn sie es sich bis dahin nicht mit den mächtigen und weniger mächtigen Kunden verscherzt, die ihr noch aus der Hand fressen.

Einst war die Familie Valerius ein erhabenes Fürstengeschlecht. Doch im Laufe der Jahrhunderte verblasste ihr Ruhm wie ein vergilbtes Banner im Wind, und der strahlende Glanz, der sie einst umgab, erlosch. Heute gehören sie dem Volk an und sie spielen keine Rolle mehr im Spiel der Throne. So ist Caeus' Geschichte fern von Größe und Herrlichkeit, sie ist schlicht, gezeichnet von Dunkelheit, Wut und Kampf. Sein Leben ähnelt mehr dem eines heimatlosen Söldners als dem eines Adelsmannes und nur selten findet er seinen Weg zurück zu seiner Familie, deren Ansehen in Eastergold Meadow dennoch ungebrochen ist.
In den blutigen Jahren, die hinter ihm liegen, hat Caeus Narben der Vergeltung in seine Seele geschlagen. Der Name Valerius, einst ein Synonym für Macht und Ansehen, ist für ihn heute mehr ein flimmerndes Echo in einem weit entfernten Traum. Statt in glänzenden Hallen über die Leben anderer zu entscheiden, zieht er durch die Welt, ein Söldner, gebunden an Bündnisse, die ihm ebenso viel drohen wie sie ihm Nutzen bringen.
Caeus ist der Anführer der schwarzen Bruderschaft, einer Söldnergruppe, deren Zeltlager an den rauen Gebirgen zu Farynn aufgeschlagen ist. Hier, an der Grenze des Bekannten und des Unbekannten, führt er seine Männer durch die Unbeständigkeit einer Welt, in der Vertrauen ein flüchtiges Gut ist und der Klang von Schwertern die einzige Sprache, die zählt. Ein Mann, dessen Name nicht mehr in Gold gegossen, sondern in Blut geschrieben wird.

Cathal Fraser – der Name sollte einst auf den Thron von Kenmara führen. Der Erstgeborene eines stolzen Fürsten, von edlem Blut. Doch Cathal kam blind zur Welt – geboren in völliger Dunkelheit, in eine Welt, die sich ihm verweigerte, bevor er sie je begreifen konnte. Was andere als Makel betrachteten, wurde schnell zum Fluch: Missachtung, Mitleid, herablassende Worte – sie säumten seinen Weg wie scharfe Steine, auf denen er von Kindheit an barfuß gehen musste. Was ihn in jungen Jahren noch verletzte, schürte mit den Jahren ein inneres Feuer. Kein Mitleid mehr. Keine Schwäche. Cathal wuchs nicht nur heran – er formte sich selbst, mit einer Willenskraft, die kein Augenlicht je ersetzen konnte, und einem Verstand, der seine Umgebung schärfer zu erfassen schien als der Blick eines Sehenden. Heute, mit fünfundzwanzig Herbsten hinter sich, ist er eine feste Gestalt – unbeugsam, klarsichtig in seiner Dunkelheit, und mit dem unerschütterlichen Willen, sich seinen Platz in der Welt zu nehmen. Doch das Schicksal, launisch wie der Sturm über Kenmaras Küsten, wandte sich erneut gegen ihn: Vor vier Jahren kam ein zweiter Sohn zur Welt – gesund, sehend, von den Adligen gefeiert. Mit einem Schlag verlor Cathal nicht nur seinen Anspruch auf das Fürstentum, sondern auch den Platz, für den man ihn geformt hatte. Nun steht er zwischen zwei Leben – jenem, das ihm versprochen wurde, und jenem, dass er sich selbst erst noch schaffen muss. Und niemand weiß, ob er der verlorene Erbe bleibt – oder zu etwas Größerem bestimmt ist.

Der einprägsame Name Charles Stafford sollte Einigen ein Begriff sein. Falls ihr euch nicht daran erinnert helfe ich gerne auf die Sprünge. Wir reden hier vom König von Walleydor. Richtig. Der Typ aus Spring's Court der einen Krieg mit dem Großkönig angefangen hat. Ob sich dieser 32 jährige Mann etwas dabei gedacht hat? Sicherlich. Denn schließlich ist er verheiratet und setzt eine Menge aufs Spiel. Hoffen wir einfach mal dass er nicht seinen Kopf verliert. Bei seinem strategischen Talent sollte das doch kein Problem sein oder? Oh und solltet ihr ihn euch vom Hals halten wollen, dann füllt ihn einfach ab oder noch besser...nutzt seine Blutphobie aus und findet den Punkt an dem er bröckelt. Vielleicht erreicht ihr da ja was.

Wer den Mythos um seine Person nicht ernst nimmt, beginnt den ersten, folgeschweren Fehler. Als Teil der Amra Alzili, der mächtigsten Untergrundorganisation, die sich in den letzten Jahren mit Schweiß, Blut und Erpressung ein festes Standbein in der matariyyanischen Gesellschaftsform erarbeitet hat, gehört Devan Naharis zu den gefürchtetsten und gepriesensten Gefahren der heutigen Welt. Bereits als Kind gestorben, gab er seine Seele in die Hände seiner Mentorin, die ihn auf den Straßen auflas und ihn zu dem Werkzeug ausbildete, das er heute mit seinen 31 Jahren gedenkt zu sein. Es gibt nur einen Gott, dem man sein Leben verdankt, und das ist der Tod. Als Assassine ist Devan seine rechte, blutige Hand, und jeder, der einmal den Fehler beging, ihn nicht als solche anzusehen und in den Genuss kam, diesen Fehler zu überleben, der überlegt kein zweites Mal.

Hart ist das Wort, das Männer gebrauchen, wenn sie von Eanruig sprechen und hart ist er. Seine Gestalt erscheint wie ein Fels, wenn er am Rande der Klippen von Kenmara steht und seinen Blick in die tosenden Wellen unter sich richtet oder dorthin, wo der Horizont vom Meer verschlungen wird. Der Herr über Kenmara und diejenigen, die unter seinem Schutz stehen, die ihm Schild und Schwert und Leben geschworen haben, ist kein einfacher Mann, kein gesprächiger oder sanftmütiger. Er ist ein Mann, der vom Leben geformt wurde, von Schicksalsschlägen und der den Taten die Worte vorzieht. Ein Mann, der vielleicht mehr Krieger als Diplomat ist und der in der Familie seinen Frieden findet und im tosenden Meer, das an Kenmaras Klippen schlägt und alles zu verschlingen scheint. Seit 52 Jahren nennt er Kenmara seine Heimat und auch wenn es nicht vorgesehen war, so ist er vor wenigen Jahren erneut Vater eines Sohnes geworden. Ein Sohn das ihm seine zweite Frau schenkte, die er, getrieben von Pflicht und Schuld, heiratete und die ihn vielleicht glücklicher machen kann als jede andere. Dann wenn er über sein Pflichtbewusstsein hinaus das Leben nicht vergisst und das Glück das darin zu finden ist.

Dieser schweigsame und unnahbar wirkende Mann trägt den Namen Ekene Harun. Sein ganzes Leben verbrachte damit sich die Finger schmutzig zu machen. Etwas anderes kennt der 25 Jährige nicht. Ausgebildet für den Kampf ist er jetzt allerdings für die sommerländische Prinzessin zuständig. Als ihr Leibwächter ist eine sehe Pflicht auf sie Acht zu geben. Nun ja. Seine Lust hält sich in Grenzen da er lieber kämpfen möchte, aber immerhin bekommt er gutes Geld dafür. Schon seit einiger Zeit hat er ein Auge auf seine Freundin Imani Silk geworfen und weiß mit seiner Verliebtheit nicht wirklich umzugehen. Wundern sollte es niemanden, denn er war nur ein einfacher Mann aus Yalewdal der zu einem Mitglied der Königsgarde aufgestiegen ist. Der ganzen politischen Lage steht er kritisch gegenüber und möchte Veränderung in der sommerländischen Regierung, worüber er aber schweigt.

Seine lose Zunge ist ebenso bekannt wie gefürchtet. Kein Festmahl, kein Turnier vergeht, ohne dass er mit einer spitzen Bemerkung oder einem frechen Flirt die allgemeine Aufmerksamkeit – oder die Fäuste mancher Ehemänner oder Brüder - auf sich zieht. Es ist ein Spiel für ihn, ein amüsantes Ränkespiel, das er mit einer Verwegenheit betreibt, die ihn selbst in den gefährlichsten Momenten nie die Fassung verlieren lässt. Doch hinter der scharfsinnigen Zunge verbirgt sich eine Ehrlichkeit, die ebenso erfrischend wie schmerzlich sein kann. Er sagt, was er denkt, ohne sich um Konventionen zu scheren, und das ist sowohl ein Fluch als auch ein Segen.
Er lacht über solche Dinge, wie er über fast alles lacht: leicht, charmant und mit einer ansteckenden Unbeschwertheit, die niemanden in seiner Nähe kalt lässt. Aber auch in der Hitze des Gefechts, wenn die Axt in seiner Hand brennt und der Staub des Kampfes die Luft erfüllt, ist er ein guter Kämpfer – ein Mann, der in den entscheidenden Momenten ebenso präzise zuschlägt wie sein unverschämtes Mundwerk.
Manche nannten ihn bereits ein wandelndes Ärgernis, andere einen begabten Verführer, doch in Wahrheit ist er beides – und noch viel mehr. Doch nicht einmal seine freche Art oder seine charmanten Avancen können darüber hinwegtäuschen, dass er seine frisch angetraute Frau vergöttert. In ihren Augen findet er mehr, als er je in goldenen Hallen oder in den wärmenden Schößen fremder Frauen finden könnte. Diese Liebe ist das einzige, was er nicht für einen flüchtigen Spaß hält.

Zu der Familie seiner Frau führt er ein besonderes Verhältnis. Sein Waffenbruder ist niemand Geringeres als der Thronfolger, sein größter Respekt gilt dem König und während er sich in Friggas Gesellschaft tatsächlich zu benehmen weiß, haben auch alle anderen Kinder von Frigga und Ariald Stelhammer, einen Platz in seinem Herzen. In ihrer Gesellschaft – und in der seiner eigenen Familie – zeigt sich ein ganz anderer Erik. Ein sanfter, aufopferungsvoller Mann, der mit bedingungsloser Hingabe für das Wohl dieser Menschen lebt. Er würde alles für sie tun, ohne einen Moment zu zögern, sei es mit Worten, Taten oder seinem Leben.

Wenn man im Dorf von Eydís spricht, tut man es leise. Nicht aus Respekt – sondern weil man nie weiß, ob sie vielleicht ganz in der Nähe auf die nächste Geburt wartet. Sie ist keine Frau, deren Name auf den Lippen liegt, wenn man über Einfluss spricht, keine, an deren Tür man um Rat fragt. Doch wenn ein Kind nicht kommt, wenn das ungeborene Leben oder das der Mutter auf Messers Schneide steht, ruft man sie. Und sie kommt. Immer. Eydís Vigdal war nie von Bedeutung – nicht als Tochter, nicht als Ehefrau, nicht als Mitglied der Gesellschaft. Sie lebt am Rand, schweigend, unauffällig. Und doch weiß jeder, wer sie ist. Die Hebamme. Die mit dem Blick, der durch einen hindurchgeht. Die mit den Händen, die Leben bringen – und selbst nie gehalten wurden. Die, deren Ehemann zu viel trinkt, zu laut wird, zu oft verschwindet. Und die trotzdem bleibt. Für ihre Kinder. Für das, was noch von ihr übrig ist. Man erzählt sich, sie sei einst schön gewesen. Eine Kriegerstochter, eine, die lachte, ritt, sang. Doch das ist lange her. Heute trägt sie grobes Leinen und ernste Miene. Ihre Augen sind grau, beinahe farblos – außer, wenn sie ein Neugeborenes anschaut. Dann flammt etwas auf. Ganz kurz. Dann ist da Wärme. Wer genau hinsieht, bemerkt den Anhänger an ihrem Hals – verborgen unter Stoffen und Fellen. Ein alter Knoten aus Eisen. Ein Geschenk. Von ihm, dem, über den sie nie spricht. Dem, der nicht zurückkam. Nur sie weiß, was sie in jener Nacht verlor, was sie in den Bergen suchte, was sie in der Stille der Einöde zerbrach. Und was nie ganz aufhörte, in ihr zu brennen. Heute lebt sie wie der Nebel über den Feldern: leise, unbeachtet, überall. Sie singt, wenn sie denkt, dass niemand zuhört. Ihr Leben ist kein Lied, kein Ruhm, kein Aufbegehren. Aber es ist echt. Und getragen von einer Kraft, die nicht lärmt, sondern trägt. Eine Kraft, die sich nicht mit Worten rühmt – sondern in jeder Tat, jedem Schritt, jeder Geburt weiterlebt. Und manchmal, wenn der Wind aus Nordosten weht und Sicht klar ist, sieht man sie am Waldrand stehen. Den Blick weit, den Anhänger fest umschlossen. Als würde sie auf jemanden warten. Oder auf etwas, das endlich zurückkehrt.

Zwei Herzen in einer Brust. Gegensätzlicher könnte das Innere dieser jungen Frau kaum aussehen: die Wurzeln liegen ganz klar im Sommerland, die schwarzen Haare und mandelförmigen braunen Augen sprechen eine ganz eigene Sprache, doch aufgewachsen ist sie im kalten Magnushaven, bei einer Familie, die sie als Findelkind aufgenommen hat. Einen Familiennamen hat sie nicht, daher trägt sie den Namen 'Winter', der allen winterländischen Kindern zuteil wird, die das Pech haben, keiner Familie anzugehören. Es ist wie verloren sein, nur so viel größer. Es ist, als kenne sie ihren Platz nicht. Vielleicht auch so, als gäbe es keinen Platz für sie. Im Winterland fühlt sie sich fehl am Platz und mit dem Sommerland verbindet sie rein gar nichts - außer ihr eigenes Äußeres. Auf der Suche nach sich selbst hat sie vor kurzem erst ihre Pflegefamilie verlassen und den Schritt in die weite Welt hinaus gewagt. Sie muss etwas finden, denn ansonsten wird sie irgendwann verrückt werden. Sie muss ihren Platz für sich finden.

Halger Olesen ist der Sohn des Kriegsberaters des Königs. Doch darauf hat der 35 Jährige nie Wert gelegt. Seit Kinderschuhen an lebt er in Wintergard und hat auch nicht vor diesen Ort so schnell zu verlassen. Dafür leben dort zu viele Menschen mit denen er sich verbunden fühlt. Seit geraumer Zeit ist er verliebt in eine Winterländerin und versucht genauso lange ihr Herz zu erobern. Halger ist ein Krieger durch und durch der auch nichts dagegen hat als Abenteurer die Welt unsicher zu machen. Seiner Heimat dem Winterland ist er treu ergeben und er würde seine Brüder und Schwestern niemals im Stich lassen, denn er ist vieles aber kein Feigling. Man kann nicht sagen dass er talentiert im Umgang mit Worten ist, aber er ist ein Mann von Taten und er lässt auch Taten sprechen wenn es erforderlich ist.

Isabella wuchs in einer kleinen, behüteten Familie in einem fröhlichen, sauberen Viertel von Spring’s Court auf. Als Tochter eines Gelehrten war sie immer umgeben von Kodices, Schriftrollen und Folianten, sodass es ihr als nichts Natürlicheres schien, als selbst in seine Fußstapfen zu treten, auch wenn ihre Mutter sie vielleicht lieber verheiratet und mit vielen Kindern gesehen hätte. Aber das kann ja vielleicht noch werden. Mit ihren 26 Jahren fühlt sich Isabella aber noch nicht ‚bereit‘ dafür, zuerst möchte sie noch ihre Studien abschließen und endlich den Titel einer Maestra erlangen. Dafür fehlt ihr nicht viel, doch leider verzettelt sie sich gerne. So wie jetzt, da ihr die Möglichkeit eröffnet wurde, als Chronistin eine Gruppe Drachenjäger zu begleiten und dabei viel neues Wissen, neue Erkenntnisse und neue Eindrücke zu sammeln, die sie im Auftrag für die Bibliothek der Universität aufzeichnen soll.

Mörder. Barbar. Straßenköter. Auf welche Namen hatte Ivar Lorenson sich in seinen Jahren als Gesetzloser, Bandit und Söldner nicht bereits reduzieren lassen, obwohl er mittlerweile doch halbwegs ehrlich sein Geld verdient. Sie haben ja alle Recht. Er ist ein Mörder, der auch noch Geld dafür entgegennimmt. Er hält die Ehre ungefähr so hoch wie seine eigene Scheiße und setzt sich selbst keine moralischen Grenzen. Der mittlerweile 28-Jährige Winterländer hat schon viel von dem Loch gesehen, das die Menschen Welt nennen und muss sich von niemandem mehr erzählen lassen, nach welchen Vorstellungen man doch zu leben habe. Gott hier, Gott da, eigentlich folgt man doch den Regeln der Straßen. Den Regeln des Überlebens, wenn in der eigenen Heimat ein Kopfgeld wegen Vatermord auf einen angesetzt ist. Sei einfach stärker als dein Umfeld, dann kann dich auch nichts mehr in die Knie zwingen. Wäre Ivar nicht der, der er ist, nämlich der Sohn des größten Schwanzlutschers der Welt, dann wäre aus ihm vielleicht einmal was Ordentliches geworden. So nennt man ihn weiter Mörder, Barbar und Straßenköter, und das zurecht.

Jorin ist der zweitgeborene Sohn des Hauses Stelhammer und wuchs ohne den Druck der direkten Erbfolge auf, was ihm Raum gab, seinen eigenen Weg zu finden. Wo andere Winterländer den Ruhm suchen, schätzt Jorin die Verlässlichkeit. Er beobachtet, wägt ab, bevor er handelt und zeigt seine Entschlossenheit weniger mit lauten Worten als mit ruhigem Durchhaltevermögen. Besonders im Umgang mit der Streitaxt beweist er große Disziplin und Präzision, was ihn zu einem geschätzten Kämpfer macht.
Eine stille Zuneigung hegt er zu Lindgard, seiner Frau, die er noch aus Kindertagen kennt. Obwohl ihre Ehe politisch arrangiert wurde und Lindgard ihm gegenüber distanziert bleibt, hofft Jorin auf eine tiefere Verbindung.
In der Schlacht um Eastergold Meadow zeigte er sich als ruhiger und unnachgiebiger Kämpfer, dessen Kampfeswille nicht aus roher Wut, sondern aus innerem Feuer entspringt. Trotz des Sieges lastet auf ihm die Schwere der Verluste und während der große Krieg bevorsteht, kämpft er mit gemischten Gefühlen – zwischen Pflicht, Sorge, Entschlossenheit und Zweifel. Jorin ist ein Mann, der mehr innere Kämpfe austrägt, als es andere je sehen werden.

Jeder ambitionierte Verkäufer und erfahrene Händler kennt Keeran Neshat - den »Raben« - mit Namen, aber niemand würde behaupten, ihn gerne zu kennen. Der 42-Jährige macht sich keine Freunde mit der rücksichtslosen, menschenfeindlichen Taktik, die effektiv den matariyyanischen Markt penetriert und ihn zu einem der mächtigsten Händler und Schmuggler des Sommerlandes macht. Seit er in Abu Kabir durch einen Handel mit dem Fürstenhaus viele Freiheiten genießt, hat sich sein Augenmerk auf die Hauptstadt gerichtet, und das nicht ganz grundlos. Keeran riecht die Schwäche einer schwachen Regierung und sieht sie als Chance, höher zu greifen. Dass er dabei als Teil der Amra Alzili den gesamten Untergrund im Rücken hat und ihn gleichsam unterstützt, macht ihn zu einem gefährlichen Gegenspieler, der das politische Spiel aus Politik und Masken ganz hervorragend mit seinen Regeln spielt. Eine Ratte mit herbstländischen Wurzeln hat es vom tiefsten Loch bis an die Spitze geschafft, und nicht einmal der Himmel wird ihn in seine Schranken weisen können, wenn er erst einmal Fahrt aufgenommen hat.

Das winterländische Volk hat sich über die letzten Jahrhunderte der unbarmherzigen Mutternatur widersetzt und lässt sich nichts von einem König sagen, der Kilometer entfernt faul in seinem Stuhl sitzt und nichts von den Bräuchen und Traditionen der Winterländer versteht. Leif Stelhammer hingegen ist genau das Versprechen, hinter dem ein ganzes Land steht. Der 24-jährige Kronprinz von Norsteading hat für sein Alter und seinen Stand schon viel erlebt und wird vom Volk bereits als bester Krieger seiner Zeit besungen. Hier oben zählen nur raue, ehrliche Charakterwerte, die übrig bleiben, wenn der kalte Wind an ihnen nagt, und Leif scheut sich nicht, mit arm und reich am Tisch zu sitzen und Mann und Frau unter den Tisch zu saufen. Seine Frau Aleena, die er im Jahre 1012 aus politischen Gründen ehelichte, vergisst er dabei gerne mal. Die Eheleute könnten unterschiedlicher nicht sein und er macht keinen Hehl daraus, dass er mit der zarten Frühlingsblume nichts anfangen kann; lieber verschlägt es ihn gelegentlich in das Bett einer starken, unabhängigen Winterlandsfrau. Einer solchen Liaison entsprang auch seine dreijährige, uneheliche Tochter, die er entgegen seiner anfänglichen Proteste mittlerweile bedingungslos ins Herz geschlossen hat. Leif kann nur hoffen, dass sie ihm nicht zu ähnlich sehen wird, wenn sie heranwächst, während er ihr und dem Rest des Winterlandes eine bessere Zukunft verspricht, in der weniger abgehobene Castellanos vorkommen, die denken, sich mit ihren faulen Wulstfingern über den Rest der Welt stellen zu können…

Wenn das Volk Wintergards über das neueste Mitglied der Stelhammers spricht, schwingt immer ein wenig Irritation mit, denn das strahlende Lächeln, für das die Angetraute von Prinz Jorin einst bekannt gewesen ist, hat sie offenbar in ihrer alten Heimat Wolfsmark vergessen. Lindgard Stelhammer, geborene Norrholm, wirkt immer ein wenig zu reserviert, ein wenig zu steif und gar nicht wie der Quell winterländischer Lebensfreude, mit dem sie in den Geschichten verglichen wird. Als Fürstentochter wurde sie zwar auf ihre künftige Rolle vorbereitet und füllt diese auch pflichtschuldig aus, doch das innere Leuchten scheint erloschen. Aber vielleicht ist es auch ein wenig zu viel verlangt von der frisch gebackenen Prinzessin Norsteadings, die Familie und Heimat hinter sich lassen musste, um den Zweitgeborenen der Königsfamilie zu ehelichen. Spätestens, wenn die 21-Jährige guter Hoffnung ist, wird sie wieder sie selbst sein, so ist der allgemeine Tenor. Tragisch ist es nur, dass gerade diese Tatsache Teil des eigentlichen Problems ist.