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17.08.1016 - 17:30
Hodgsons Waffenschmiede
Dunstan Hodgson Helena Rathnell

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Dunstan Hodgson
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#11
“Daaaaa müssen wir nicht drüber reden.” Versuchte Dunstan sich rauszureden, immerhin war der Wein nicht ganz billig gewesen. Aber wer konnte schon wissen wie lange sie sicheinen solchen Luxus noch würden leisten können. Er hatte den Krieg aus allernächster Nähe mit angesehen, auch wenn er nur an einem der Stadttore eingesetzt worden war, und ohne zu wissen, was sein Freund genau plante, schaute er ziemlich verdrießt in die Zukunft. Der Handel würde als eine der ersten Stellschrauben die Folgen zu spüren bekommen, alles wurde knapper und teurer. Und genau so Luxusgüter wie dieser hier würde sich die Leute am ehesten verkneifen und stattdessen lieber auf die alltäglich notwendigen Dinge setzen. Wie Essen zum Beispiel. Dunstan strich sich durch den Bart, noch war alles gut, noch konnte er seine Familie ernähren. Der Sold des Feldzugs war beinahe mit seinen Einnahmen als Schmied gleichzusetzen gewesen, also hatte er kaum finanziellen Verlust gehabt und seine Kunden, bei Heofader, hatten ihm seine Abwesenheit verzogen. Ohne einen zweiten Schmied oder wenigstens einen Lehrling hatte die Schmiede still gestanden, ein kläglicher Anblick, das brauchte er nun wirklich nicht nochmal. Er prostete Helena zu und versuchte sich nichts anmerken zu lassen, ganz egal wie oft er in den letzten Tagen an die Folgen der Einnahme von Eastergold Meadow denken musste.

“Was soll das denn heißen, Frau Rathnell? Als wenn ich dich sonst nie loben würde!” Mit gespielter Empörung schlug Dunstan eine Hand vor seine Brust, als hätten ihre Worte ihn tief verwundet. “Nur weil du mich wie einen Ackergaul bearbeitest und ich hier ständig und überall aushelfe, heißt das doch nicht, dass ich mich nicht auch mal bedanken kann. Ohne dich...” Er schüttelte den Kopf, die Belustigung langsam aus seiner Stimme weichend. “Danke.” Helena lehnte sich gegen seine Schulter und Dunstan seufzte, sie verstand seinen Humor, auch wenn er damit manchmal übertrieb und ihr Kichern tat, vertrieb auch die letzten schweren Gedanken. “Gern geschehen.” Meinte er dann noch, immerhin sollte sie nicht glauben er hatte das mit dem Ackergaul ernst gemeint. Und auch ihr Murmeln entging ihm nicht, sondern zauberte ein leises, zufriedenes Grinsen auf seine Wangen. Es war eine fließende Bewegung, über die er selbst kaum nachdachte, als sein Arm sich erst nach oben und dann nach hinten bewegte, sodass sie sich halb in seiner Umarmung wieder finden würde. Angelehnt an die Bank, Helena angeschmiegt an seine Seite, einen leckeren Wein in der anderen Hand, so schlimm war das Leben wirklich nicht. Seine Finger strichen beiläufig über ihren Oberarm, während er einen Schluck trank und mit einem Brummen zustimmte, die Wäsche hatte er komplett vergessen. Helena war hier das kluge Köpfchen, passte immer auf alles auf und wusste genau, was als Nächstes zu tun war.

Und beim nächsten Thema, was sie so ganz geschickt einfließen ließ, wusste sie hoffentlich auch was zu tun war. Dunstan schnalzte abfällig mit der Zunge. “Hugh?? Hugh Petersen, der Bäckersohn?” Ein anderer Hugh fiel ihm gerade nicht ein, aber er meinte sich erinnern zu können die beiden aus einer lebhaften Diskussion zu reißen, als er Ida letztens von der Schule abgeholt hatte. “Sie ist erst zehn...” Meinte er dann kopfschüttelnd. “Ich finde wir warten damit noch mindestens zehn weitere Jahre!” Ein Schnauben unterstrich seine Meinung, auch wenn selbst ihm klar war, dass er das nicht umsetzen konnte. Und eigentlich wünschte er sich ja auch, das Ida glücklich wurde, aber warum denn jetzt schon!? Er war nicht bereit sie heulen zu sehen, weil Jungs in dem Alter einfach mal komplett dämlich waren, so wie er früher. Dunstan seufzte von Selbsterkenntnis getroffen und musste kurz lachen, was Helena so dicht an seiner Seite sicherlich genau spürte. “Wenn es soweit ist, darfst du ihr gerne zureden. Ich bin nicht gut in sowas. Sag ihr, sie soll sich wen vernünftiges aussuchen. Und wie wichtig es ist, dass er sie gut behandelt.” Das 'sonst behandel ich ihn nicht gut' blieb unausgesprochen, doch die Drohung würde sie in seiner Stimme hören können. Dafür kannten sie sich einfach zu gut, als dass er es verbergen wollte oder konnte. “Wie war das bei dir damals? Haben deine Eltern beschlossen wen du heiratest?” Fragte er dann, aus Neugier, aber auch weil das Thema so wirklich im Detail nicht aufgekommen war. Sie hatte lange um ihren Mann getrauert, tat es bestimmt auch jetzt noch, selbst wenn es nicht mehr so offensichtlich war. Seine Liebe dagegen war schnell entflammt, hatte lichterloh gebrannt und war dann ebenso schnell erloschen. Garantiert nichts, was man seiner Tochter wünschen würde.
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Helena Rathnell
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#12
Helena kicherte leise, als sich Dunstan so davor drückte mit dem Preis des Weines rauszurücken. Aber ganz ehrlich, es kümmerte sie nicht. Er konnte schließlich mit seinem Geld machen, was er wollte. Und solange sie ein bisschen davon auch profitieren konnte, wollte sie ihm seine spendable Art sicherlich nicht vorwerfen. Ganz im Gegenteil, lustvoll nahm sie gleich wieder einen ordentlichen Schluck und merkte dabei recht schnell, wie ihr der schwere Wein samtig zu Kopfe stieg. Genüsslich ließ sie die rote Flüssigkeit ihre Kehle hinab rinnen, ehe sie den Becher gleich nochmal ansetzte. So konnte es sich doch wahrlich leben. Ein lauer Sommerabend, die Sonne, die sich allmählich in bunten Farben dem Horizonte näherte, eine laue Brise, die die schwere Hitze des Tages vertrieb, das leiser werdenden Gemurmel der Straße vor den Mauern und dazu ein süßlich-weicher Duft der blühenden Blumen in den Töpfen und Bottichen verteilt. Herrlich. Bald mal würden sich auch die Sterne zeigen, vielleicht konnten sie sogar den Mond sehen zwischen dem Dächerwald der Nachbarschaft. Zufrieden seufzte Helena auf, lächelte wie eine Katze, die sich an warmer Milch satt getrunken hatte. Wenn sie die Augen schloß, konnte sie sich einbilden, dass es Edgar war, der an ihrer Seite auf der Bank saß, dass alles war wie früher, dass sie immer noch eine vollständige Familie waren.

Aber es war Dunstans Stimme, die die Stille durchbrach. Bitte nicht falsch verstehen, sie freute sich über die Nähe des Schmieds sicherlich ebenso, dennoch schmerzte der Verlust des Ehemannes immer noch ein wenig in der Seele. “Ackergaul?“ verschluckte sie sich fast an dem Wein, der allmählich bald leer werden würde in ihrem Becher. “Also ich bitte dich, so sehr spann ich dich auch nicht vor den Pflug!“ echauffierte sie sich nun auch ein wenig. “Das bisschen Reparaturhilfe… pf, das könnt ich auch allein, aber ich wollte dir nicht das Gefühl geben, dass ich dich ni….“ ups. Jetzt hätte sie sich fast verraten, dass sie hin und wieder auch mal eine Aufgabe ‚erfand‘, um sie an ihn auszulagern, nur damit sie ein wenig Zeit miteinander verbringen könnten. Also, anfangs brauchte sie ihn wirklich, weil sie einfach nicht fähig war manche Ausbesserungsarbeiten zu erledigen, sowohl psychisch als auch physisch. Dann war es ihr nur Recht, dass ein Mann wieder in ihrer Nähe war, weil sie ganz unbewusst Edgar auf den benachbarten Schmied projizierte und zumindest so tun konnte, als hätte sie noch einen Ehemann. Doch der Geist Edgars, der durch das Haus und ihr Herz spukte, wurde immer weniger und weniger. Und Dunstan wurde ein fixer Bestandteil in ihrem Alltag, nahm einen leeren Platz ein, den sie ihm nur all zu gern bereitete. Hastig trank die Witwe den restlichen Wein aus und hüstelte ertappt. “Hast du noch?“ während sie ihm den leeren Becher vor der Nase herumwedelte und darauf wartete, dass er ihn wieder füllte.

Zum Glück war er ihr nicht böse, als sie sich an seine Schulter lehnte. Die Sommerschwüle ließ den flugs getrunkenen Wein gleich schneller wirken, machte Helena ein wenig leichtsinnig, im wahrsten Sinne des Wortes. Ihre Gedanken tanzten, erfreuten sich des Seins und ließen ihr einen zufriedenen Schauer durch den Körper rieseln. Das Ganze wurde natürlich noch angeheizt, als Dunstan – völlig unauffällig natürlich – seine Arme um sie legte und ihr gedankenverloren über den Oberarm strich. Das vermisste sie sehr. Diese kleinen körperlichen Zuneigungsbekundungen, die einem Geborgenheit und Wärme gaben und das Gefühl von Vertrautheit. Gerade diese aber, war jäh wieder dahin, als Dunstan empört aufbrauste. “Ja, der Bäckerbursch.“ schmunzelte Helena, jetzt konnte sie sich erinnern. Ida hatte ihr doch erzählt, dass ihr Hugh oft ein selbst gebackenes Brötchen oder Süßgebäck mitbrachte. “Na und? Als hättest du dir mit zehn nicht allmählich auch deine Schulkameradinnen etwas genauer angeschaut. Das heißt doch noch gar nichts.“ ließ Helena den Wein im Becher herum schwappen und trank dann wieder einen Schluck. “Noch zehn Jahre warten? Ich bin mir nicht sicher, ob du das so bestimmen kannst, mein Guter!“ witzelte sie ob seines Schnaubens. “Wenn sie sich mit großen Augen anhimmelt und dir erklärt, wie toll nicht der eine oder andere Bursch ist, dann möchte ich sehen, dass du da hart bleiben kannst.“ Möge es nur so sein. Das wünschte sie der kleinen Ida, dass es ihre Entscheidung war, die Wahl des Ehemannes, und nicht irgendein Zwang. Natürlich konnten die Eltern Vorschläge machen und nicht immer musste es rosaäugige Liebe sein, die die Wahl traf, aber sie sollte zumindest ein Mitspracherecht haben. So versuchte sie es auch bei ihren Kindern. Apropos, sie sollte Anne auch mal nach ihren Herzensangelegenheiten fragen. Oder mal bei den Brüdern nachfragen, ob ihre Söhne denn ein Liebchen schon hatten. Ohje, nein, da nahm sie lieber noch einen großen Schluck Wein.

“Glaubst du sie hört auf mich?“ Ohne Frage mochte sie die kleine Schmiedstochter, als wäre es ihre eigene. Und trotzdem spielte sie sich nicht als Stiefmutter auf oder wollte gar in die Erziehung des Nachbarns hineinpfuschen. Das war seine Sache. Sie half gern, natürlich, aber nur, wenn man sie darum bitten würde. “Ich bin mir sicher, dass sie schon Verstand genug hat, nicht auf einen trotteligen Aufreisser reinzufallen oder einem arroganten Tunichtgut aufzusitzen. Sie muss sich ja nur dich als Vorbild nehmen, dann findet sie schon den Ri….“ verdammt, nicht schon wieder. Erneut stoppte sie sich mitten im Satz, als sie bemerkte, dass der Alkohol ihre Zunge viel lockerer machte, als ihr lieb war. Und wieder versteckte sie das Fettnäpfchen hinter einem ordentlichen Schluck. “Also ich glaub da brauchst du keine Sorgen haben, aber ich bin gern da, wenn ich mit ihr reden soll“ versuchte sie die Kurve zu kratzen. Zum Glück wechselte er das Thema, wobei nicht gerade zum Angenehmeren. Ehrlich gesagt hatte sie noch nicht wirklich mit einem Fremden über ihre Trauer geredet. Ja, sicherlich, mit ihren Schwestern, ohne Frage, ein wenig auch mit ihren Schwägerinnen, schließlich standen sie sich alle nahe in der verknüpften Familienstruktur. Aber sonst… nicht einmal mit ihren Freundinnen. Die hatten doch alle ihre eigenen Sorgen. Anfangs gab es schon ein paar Gespräche, aber irgendwann war man des themas überdrüssig, ganz gleich, ob Helena vielleicht nicht doch noch das Bedürfnis hatte, Edgar durch Worte am Leben zu erhalten. Mittlerweile hatte sie fast die Angst ihn zu vergessen, sich nicht mehr an ihn zu erinnern, seinem Leben nicht angemessen Respekt zu zollen als seine Ehefrau, nun Witwe.

Unruhig rutschte Helena auf der Bank herum ein wenig weg aus der Umarmung des Schmieds, die ihr auf einmal ein wenig zu intim wirkte, nun, da ihr Edgar wieder durch die Gedanken geisterte. Tief seufzte sie auf und richtete sich gerade, die Gefühle vom Alkohol viel näher an der Oberfläche, da wurde sie ganz wehmütig und emotional. “Nein.“ wisperte sie leise und sah in den Becher. “Sie haben mir Edgar nicht aufgedrängt, aber vielleicht war es indirekt ihr Plan, als sie mich zu den Rathnells in die Lehre gegeben haben. Die waren lang ja schon befreundet mit meinen Eltern, weißt du?“ kein Wunder, als Weber kannte man die anderen Familien in der Tuchhandwerksszene. Und Verbindungen untereinander waren natürlich gewünscht. “Wir haben einfach viel Zeit miteinander verbracht und so hat man sich kennen gelernt und dann… dann ergab eben einfach eines das andere und er hat mich gefragt.“ zuckte sie mit den Schultern und trank sich Mut an weiter zu reden. “Er war keine schlechte Wahl, witzig und aufmerksam, aber auch fleissig und ein Familienmensch.“ Ganz ähnlich wie Dunstan eben auch. Noch ehe ihr die Tränen in die Augen schoß, stoppte sie lieber die Erzählung. Es tat doch ein wenig weg, daran zu denken, was sie verloren hatte. “Hast du noch?“ wiederholte sie sich, drehte sich ein bisschen zu ihm und streckte ihm neuerlich den Becher entgegen. “Wie war es bei dir?“ von seiner Frau, seiner Ehe, hatte Helena absolut keine Ahnung, das war vor ihrer Zeit gewesen. Natürlich kursierte irgendwelcher Klatsch und Tratsch, der manchmal gar übertrieben sich anhörte und zumeist einfach nur widersprüchlich war.
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Dunstan Hodgson
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#13
Natürlich schenkte Dunstan ihr nach, wann immer sie danach fragte, vor allem da ihre Miene so herrlich fordernd aussah, wenn sie mit dem Becher wackelte. Als ob sie befürchtete, er würde ihr den Wunsch ausschlagen, was totaler Quatsch war. Dunstan, vielleicht sogar noch ein wenig mehr als sie, genoss diesen Abend in vollen Zügen, die Ruhe nach einem erfolgreichen Arbeitstag, die Gewissheit mit seiner Tochter gespielt und ihr einen schönen Nachmittag gestaltet zu haben, jetzt, Helena im Arm, leckeres Essen und guten Wein im Bauch. Es gab absolut nichts, was ihm jetzt noch zu seinem Glück fehlte und wenn er für dieses Gefühl etwas mehr Wein abdrücken musste, dann war das eben so. Der Schmied erkannte einen guten Handel.

“Hast du!?” Dunstan hob fragend eine Augenbraue und unterbrach ihre Antwort kurz, als es darum ging mit zehn Jahren bereits das erste Interesse am anderen Geschlecht zu zeigen. Er schüttelte amüsiert den Kopf und begann seine Streicheleinheiten an ihrem Arm erneut. “Ich nicht.” Behauptete er einfach, auch wenn er sich selbst kaum daran erinnern konnte, wann er damit angefangen hatte. Meistens war er, in dem Alter, mit seinen Freunden irgendwo herumgerannt, hatte Unsinn angestellt und sich eher darin versucht höher auf Bäume zu klettern als Charles. Oder schneller zu rennen als Sandy. Mädchen waren erst viel später ein Thema in ihrer Clique gewesen und deswegen schnaubte Dunstan noch einmal, als Helenas Worte seine Tochter in einem viel zu niedlichen Licht malten. Er zuckte die Schultern, weil er selbst auch keine Ahnung hatte ob er hart bleiben könnte, er es sich aber in diesem Moment auf jeden Fall vornahm. “Ich will keiner dieser Väter sein, die ihre Töchter zwingen einen alten, reichen Sack zu heiraten. Aber man wird ja wohl noch hoffen dürfen, dass sie sich einen talentierten Schmied aussucht, der sie auf Händen trägt und ihr jeden Wunsch von den Lippen abliest, oder?” Es war eine ruhige Frage, mehr eine Überlegung, als das es einer Antwort bedurfte. Wunschträume waren nicht wirklich etwas, mit dem er sich oft beschäftigte, aber wenn, dann in Bezug auf Ida. Ohne einen Sohn würde er ihr die Schmiede vermachen und wenn Ida sie verkaufte … dann hoffentlich erst, nachdem er Tod war und die Schande nicht mehr miterleben musste. Sieben Generationen und nun hatte er keinen Sohn. Dunstan nahm einen Schluck von seinem Wein, spülte den fahlen Geschmack seiner Gedanken hinunter und konzentrierte sich lieber auf die nächsten Worte seiner Nachbarin. Sie bot ihre Hilfe an und er nickte dankbar, beugte sie zu ihr und drückte einen kleinen Kopf an ihre Schläfe. Anscheinend stieg nicht nur ihr der Wein zu Kopf, wie er grinsend feststellte. Ihr Angebot, ihm auch dabei zu helfen, beruhigte seine dunklen Gedanken sehr und er folgte dem Gespräch wieder mit voller Aufmerksamkeit.

Edgar war jahrelang sein Nachbar gewesen, auch wenn der enge Kontakt erst nach dessen Tod entstanden war, hatte man sich gemocht und ausgeholfen und mal in den Tavernen oder Stadtfesten getroffen und einen Humpen oder zwei zusammen vernichtet. Er war ein angenehmer Zeitgenosse gewesen und, soweit man das als Nachbar überhaupt beurteilen konnte, liebevoll genug um gleich einen ganzen Stall von Kindern zu zeugen. Helenas Familie kannte Dunstan dagegen weniger, aber es machte Sinn. Zwei Fliegen mit einer Klappe und all das, sie lernte ein Handwerk und hatte ein gesichertes Einkommen und die Familie, die sie ausbildete bekam eine Tochter gleich dazu. Von Liebe hörte er allerdings weniger in ihrer Erzählung, es klang so … geschäftlich, es hatte sich einfach ergeben, so so. Dunstan schenkte ihr nach, dann sich, den Arm weiterhin um sie gelegt. Ein Brummen ertönte, als er nickte und ihre Worte nicht weiter in Gedanken auseinander nehmen wollte. Es war an ihm zu erzählen und er schnaubte, denn die Gerüchte über ihn und Ebba zeichneten eigentlich ein ziemlich treffendes Bild. “Ich war 21...” Er warf ihr einen Blick zu, soviel zu dem noch zehn Jahre warten! “Hab voll in der Schmiede gearbeitet, mit meinem Vater, und mir die nächste mit meinen Freunden um die Ohren geschlagen und Ebba... Ebba war eine Vision, lustig und ausgelassen, sie hat jeden Streich mitgemacht und konnte Becher für Becher mit uns mithalten. Es gab damals Bedenken ob ihrer … Tugend, aber mir machte das nichts aus und wir haben den ganzen Sommer miteinander verbracht.” Er grinste schuldbewusst und trank einen Schluck.

“Sagen wir einfach, in dem Sommer hab ich kaum etwas anderes getan, mein Vater war stinke wütend. Und zum Herbst hin war sie schwanger und ich habe sie natürlich geheiratet! Hätte ich so oder so, Kind hin oder her, ich wollte sie heiraten. Aber dann kam Ida zur Welt und ich hab mich mehr auf die Schmiede konzentriert, wollte Geld verdienen, und Ebba war es zu langweilig, vielleicht, glaub ich.” Er zuckte mit den Schultern, das war alles so lange her und sie waren so verdammt jung gewesen. “Ein Jahr danach wurde Bostan geboren und ich war so verdammt glücklich, meine Eltern haben den kleinen Scheißer geliebt und ganz schrecklich verwöhnt. Er war … wäre die achte Generation Hodgson Schmied gewesen.” Wieder nahm Dunstan einen Schluck Wein, einen großen diesmal. “Meine Ehe war eher … wie Geschwister, wir haben selten gestritten, aber auch selten beisammen gesessen und einfach nur geredet. Ich war in der Schmiede, sie war im Haus und manchmal haben wir uns erst zum Abendessen gesehen. Sie ist ein Jahr nach dem Tod meines Vaters abgehauen und ich weiß bis heute nicht wieso.” Seine Hand verließ ihren Arm um sich müde durchs Gesicht zu streichen, bevor er sie doch wieder um ihre Schultern legte, der Körperkontakt war so beruhigend, das brauchte er jetzt. “Die Kinder waren krank und ich konnte sie nicht suchen, ich musste hier bleiben und mich kümmern. Bostan starb nur eine Woche nachdem sie weglief, und ohne eine Idee wohin sie gegangen sein könnte, blieb ich lieber hier und hab mich um meine Mutter und meine Tochter gekümmert.” Er schnalzte mit der Zunge und versuchte sich an einem Lächeln. “Der König hat vor zwei Jahren die Ehe annuliert.” Ganz so, als würde ihm das mit dem Schmerz des Verrates helfen, der immer noch tief in seinen Knochen steckte.
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Helena Rathnell
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#14
Die schwere Süße des Weines tat gut. Nicht nur auf der Zunge oder in der Kehle, nein sie erfüllte auch den ganzen Körper der jungen Rathnell-Witwe mit einer zufriedenen Wärme, lockerte die Laune und die Redefreudigkeit gleich noch dazu. Wohlig lehnte sie sich zurück, schmiegte sich ganz ungefragt in Dunstans Arm, der sich so verstohlen um ihre Schulter gelegt hatte. Leise glucksend grinste sie breit und nahm gleich noch einen großen Schluck des köstlichen Getränks. “Jetzt tu nicht so unschuldig, mein lieber Herr Nachbar.“ stubste sie ihm leicht in die Seite, bereute aber die Bewegung gleich, da der Wein in ihrem Becher gefährlich schwappte. Lieber gleich noch was davon runter trinken, bevor es noch auf ihrem Kleid landete. “Gut, zehn ist vielleicht ein wenig früh, aber du hast doch sicherlich auch in dem Alter schon angefangen Mädchen mit anderen Augen zu sehen. Vielleicht wolltet ihr sie noch nicht küssen, aber dennoch hast du mit deinen Freunden doch über irgendwelche Mitschülerinnen gelästert, oder nicht?“ seltsam, dass man selbst nach einem Jahr des engeren Zusammenlebens so wenig über das Gegenüber wissen konnte. Helena hatte selbst jetzt noch keine Ahnung über seine Kindheit oder sein Aufwachsen oder all das.

“Ich glaube als Eltern macht man sich immer Sorgen um die Zukunft der Kinder, dass sie einen guten Partner finden, eine liebevolle Ehe führen und einfach rundum glücklich sind. Aber ehrlich gesagt kann man das gar nicht so gut kontrollieren, oder? Und irgendwie müssen sie doch auch mal mit Rückschlägen und Frustration und Liebeskummer umzugehen lernen. Es kann ja nicht immer alles Friede, Freude, Sonnenschein sein.“ seufzte sie tief aus. Schon seltsam, dass sie selbst erst jetzt so wirklich mit Verlust zu kämpfen hatte. Bisher war ihr eigenes Leben recht unspektakulär gewesen, kleinere Problemchen und Sorgen, sicherlich, aber die großen Leiden sind ihr zum Glück recht erspart geblieben. Bis jetzt. An dem Tod ihres Mannes nagte Helena immer noch. Auch wenn es vielleicht nicht so wirkte, aber natürlich machte sie sich Gedanken, wie das Geschäft denn weiter laufen sollte, was aus ihren Kindern werden würde, ob sie irgendwann man ohne Geld dastehen würde. Noch konnte sie selbst den Laden führen, bis die Söhne erwachsen sein würden und etwa selbst die Leitung übernehmen könnten. Aber was, wenn ihnen das gar nicht in den Sinn kam? Irgendwann würde die Obrigkeit vielleicht doch darauf bestehen, dass der Familienbetrieb wieder unter einem männlichen Rathnell stehen sollte. Und dann? Vielleicht blieb ihr dann nichts anders übrig, als die Ehen der Kinder zweckmäßiger anzulegen als rein nur dem Herzen zu folgen oder selbst eine Vernunftehe einzugehen, damit sie nicht mittellos auf der Straße landen würde.

Die dunklen Gedanken legten sich beengend um ihr Herz. Auch dieser Effekt war leider dem zu eifrig genossenen Alkohol zuzuschreiben, der alle Gefühle noch viel intensiver aufkommen ließ. Da half es auch nicht, dass Dunstan sie nach ihrem Edgar gefragt hatte und sie nun wohl oder übel darüber reden musste. Dabei gingen ihr die Worte ohnehin viel loser über die gelockerte Zunge als in jeder anderen Situation. Zum Glück ließ der Schmied die Geschichte unkommentiert, oder, eigentlich, irgendwie hatte Helena schon erwartet, dass er vielleicht ein wenig nachfragen würde, wenn sie denn schon so freimütig zu erzählen angesetzt hatte. Männer, einfach nicht so feinfühlig, wie es manchmal notwendig war. Egal, nun war es an ihr, seinem Liebeschaos zu lauschen. Während er also mit seinem Bericht fortfuhr, trank sie neuerlich den Becher leer und wedelte auffordernd damit herum. Sie hatte aufgehört zu zählen, wollte mehr von dem einlullenden Gefühl, das der Wein in ihrem Inneren auslöste. Nur als Ebbas Tugend zur Sprache kam, schnofelte Helena kurz auf. Jaja, damit waren Männer immer leicht zu fangen. Einerseits wollten sie unberührte Jungfern haben, wenn es ums Heiraten ging, aber wenn ihnen ein freizügiges Luder über den Weg lief, konnten sie die Hosen auch nicht anbehalten. Schuld waren sie aber nie, was die Konsequenzen dann anging. War es also nur das Bettspiel, das ihn an Ebba fasziniert hatte? Scheinbar konnte er ja nicht viel mehr von ihr erwähnen als das.

Er war einfach ein guter, anständiger Kerl, der werte Herr Schmied. Selbst wenn er sich in Sachen Liebe einmal so richtig verrannt hatte. Er wollte immer das Richtige tun. Hellhörig wurde Helena aber dann bei der Erwähnung des Sohnemanns. Bostan, richtig, so hieß er. Und auf einmal wurde auch seine Geschichte schwermütig und trüb. Helena atmete tief durch und legte bestärkend eine Hand auf Dunstans Oberschenkel, als dieser sich durchs Gesicht fuhr. Wenn sie so nachdachte, konnte sie sich noch erinnern, an den winzigkleinen Sarg. Es war schon schlimm genug, dass man einen Ehepartner zu Grabe tragen musste oder seine Eltern. Aber ein Kind bestatten zu müssen, war ein vernichtendes Erlebnis, das sie selbst oft genug ertragen musste. Vier Kinder hatte sie der Erde übergeben, zwei kleine Mädchen und zwei Burschen. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie das wohl gewesen wäre, hätte sie nicht ihren Ehemann an ihrer Seite gehabt. In der gleichen Erkältungswelle wie Bostan, war auch ihr Sohn Nichol gestorben. Das war das erste Mal, dass sie den Schmied bewusst wahrgenommen hatte. Gleiche Erlebnisse verbanden nunmal. Und Edgar und sie hatten damals beschlossen, sich ein wenig um den Nachbarn zu kümmern, der nun ganz allein mit der Tochter zurückgeblieben war. Wer hätte gedacht, dass sie irgendwann einmal in der Umarmung des anderen im Garten bei einem Becher Wein sitzen würden.

Helena ließ die Worte ein Weilchen sacken, nahm lieber einen Schluck Wein. Allmählich hatte die Leichtigkeit auch ihren Kopf erfasst, machte die Gedanken schwummrig und fliehend. “Naja, das Eheleben ist vielleicht nicht für jedermann. Oder jederfrau.“ grummelte sie leise. “Bei Edgar und mir war es jetzt auch nicht unbedingt die allesverschlingende Liebe von Anfang an, die einen auf Wolken hebt und Schmetterlinge tanzen lässt. Aber…“ atmete sie tief durch, schluckte die aufkeimenden Tränen hinunter. “das hat sich dann entwickelt. Wir haben uns gut verstanden, haben uns aneinander angepasst und einander respektiert. Auch das ist Liebe, weißt du? Und dann ist es eben passiert, dass das Herz einen Hüpfer gemacht hat, wenn er in meiner Nähe war oder ich lächeln musste, wenn ich ihn gesehen habe. Und wenn er nicht da war, hab ich ihn wirklich vermisst. Es hat einfach gut getan ihn bei mir zu haben und seine Nähe zu spüren.“ Seltsam, dass es ihr jetzt wieder so ging. Aber nicht mit Edgar. Sondern mit, ja, mit Dunstan. Konnte das denn wahr sein? Wieder verstummte sie und wusste nicht, was sie davon halten sollte. Vorsichtshalber nahm sie lieber die Hand von seinem Oberschenkel. “Willst du noch einen Sohn? Als Erben für deine Schmiede?“ Vielleicht war es doch nicht so abwegig, dass sich Ida einen wohlgeratenen Schmied als Gatten aussuchen sollte. Dann sollte er mal anfangen, Gesellen auszubilden, so hatte es bei ihr ja auch geklappt. Helena grübelte eine Weile unterstützt von ein paar Schlucken Wein, bis ihr ein absurder Gedanke einschoss… Matthis, der trieb sich doch gern beim Nachbarn rum und wollte das Handwerk lernen. Was, wenn die beiden…. Ohje, da sollte sie lieber nicht weiterdenken.
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Dunstan Hodgson
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#15
Auch in Dunstan nistete sich immer mehr Wärme ein, und nur teils vom Wein. Der war herausragend, keine Frage, und jeden Groschen wert gewesen. Und doch war die Nähe zu Helena und nicht zuletzt auch das gesprächsthema der weitaus größere Grund, warum ihm die Hitze bis in den Nacken kletterte. Sie hatten selten über so wirklich privates gesprochen, so in der Länge und Tiefe wie jetzt, vor allem auch weil der Schmied immer angenommen hatte, die gesamte Nachbarschaft wußte eh schon über seine unglückliche Ehe Bescheid. Aber es tat trotzdem gut, diesen sanften Zuspruch von ihr zu erhalten, und sei es nur die vorwitzige Hand, welche sich auf seinen Oberschenkel legte. Eine liebevolle Geste, die Dunstan nervös blinzeln ließ, immerhin war die Stelle an seinem Körper nicht unbedingt eine, welche oft angefasst wurde. Und schon gar nicht von hübschen Nachbarinnen, die in seinem Arm lagen und längst verloren geglaubte Wunschträume von Nähe und Zweisamkeit aufleben ließen. Dunstand schluckte schwer und trank einen großen Schluck vom Wein, um seinen Kopf auf andere oder besser noch gar keine Gedanken in dieser Richtung zu bringen. Das einlullende Gefühl, hier gemeinsam zu sitzen und in Erinnerungen zu schwelgen, wollte er nicht durch den Vorwitz seines Körper ruinieren und so hoffte er einfach mal darauf, Helena würde ihre Hand nicht weiter bewegen. Nicht weg, das auf keinen Fall, aber eben auch nicht weiter.

Also konzentrierte er sich auf ihre Worte und nickte hier und da. Er wußte wovon sie sprach, wenn auch nicht aus seiner Ehe mit Ebba, die eher komplett gegenstätzlich verlaufen war. Es hatte mit einer allesverschlingenden Liebe begonnen und war in einer eisigen, geschwisterlichen Gleichmütigkeit geendet. Anders als bei Helena, die auf eine Freundschaft aufgebaut und hart daran gearbeitet hatte, es zu einer Liebe heranwachsen zu lassen. Was anscheinend der weitaus bessere Weg war diese Dinge anzugehen und er war froh, diese Blickrichtung aus ihren Worten herauszuhören. Im Alltag hatte der Schmied selten Zeit, sich solche Gedanken zu machen, aber jetzt und hier, mit einem Wein und einer Freundin im Arm, kam es ihm unglaublich leicht vor über die Liebe zu philosophieren. Moment mal... Dunstan blinzelte einen Moment und verscheuchte den aufgeregten, warmen Ball an Energie in seiner Magengegend. Sie war seine Freundin, oder nicht? Ja, schon. Das war das beste Wort, was ihm einfiel, wenn er Helena beschreiben müsste. Sie halfen einander, achteten einander und aufeinander, er kannte ihren Weingeschmack besser als seinen eigenen und hörte auf ihre Ratschläge, die sie ihm frei heraus und ohne falsche Scham geben konnte, weil sie wußte, wie sehr er sie wert schätzte. Jedenfalls hoffte Dunstan diesen Punkt deutlich genug zu machen, denn er hatte absolut keine Ahnung was aus Ida und ihm geworden wäre, hätte sich Helena seiner nicht angenommen. Sein Arm drückte sie enger an sich, als ihm diese kleine Erkenntnis beinahe nüchtern werden ließ, also trank er noch einen Schluck und brummte gemütlich vor sich hin, den kleinen Hüpfer in seinem Brustkorb ignorierend, als sie sich an ihm schmiegte.

“Ja, eigentlich schon.” Überlegte er laut. “Auch wenn mir dazu eine entscheidende Komponente fehlt, ein Sohn wäre doch was feines. Obwohl es noch Jahre dauern würde, bis der dann wirklich mitarbeiten und ich ihm alles beibringen kann.” Dunstan schüttelte den Kopf. “Ich hoffe nur meine Ahnen verzeihen mir, wenn ich die Schmiede nicht an mein eigen Leib und Blut vermachen kann.” Das war seine größte Sorge, tatsächlich, denn immerhin war er die siebte Generation eines wirklich langen und erfolgreichen Familienunternehmens, welche er vielleicht an einen Fremden vermachen musste. Eine gruselige Vorstellung. “Ich werde einen Lehrling einstellen oder zwei, denke ich. Dann braucht sich Ida nicht mehr um irgendwelche Bäckersöhne sorgen, sondern lernt jemanden mit einem gescheiten Handwerk kennen.” Beschloß er jetzt einfach mal so und grinste kurz, denn er hatte jede Hochachtung vor den Handwerkern der Stadt, selbst den Bäckern. Dunstan goß den letzten Rest Wein in ihre Becher, auch wenn Helena weitaus mehr getrunken hatte als er selbst, störte ihn das wenig. Seinen Becher dann zur Seite stellend, landete seine nun freie Hand auf ihrer in seinem Schoß und spielte sanft an ihren Fingern herum, während er die angenehme Abendluft genießerisch einatmete.
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Helena Rathnell
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#16
Helena ließ sich davontreiben von den sanften, warmen Wellen der Gemütlichkeit, die vom rauschenden Wein nur noch mehr angeheizt wurden. Allmählich begannen sich ihre Gedanken vor ihrem inneren Auge zu tanzend zu drehen und wirr durcheinander zu hüpfen, mal hierhin, mal dahin, sprangen wild auf und ab und wechselten flink und übermütig Sinn und Ziel. Kaum war eine Idee geboren, wurde sie schon von einer neuen ersetzt, sodass sich kaum ein befriedigender Zusammenhang erkennen ließ und doch wirkten sie in ihrem momentanen Gemütszustand wie die wichtigsten Erörterungen ihres Lebens. Abgelenkt von der Leichtigkeit in ihrem Kopf waren ihre nächsten Worte schneller ausgesprochen, als sie darüber nachdenken konnte, ob sie denn überhaupt gesagt werden sollten. “Warum hast du dir eigentlich keine neue Frau gesucht?“ kam es ihr ganz unverblümt über die Lippen und gleichzeitig aber merkte Helena, wie allein die Vorstellung, dass Dunstan eine andere Frau an seiner Seite hätte, also ernsthaft, ihr irgendwie einen Stich ins Herz gab, auf den sie sich noch nicht wirklich einen Reim machen konnte. “Ich mein… du hattest doch sicherlich Gelegenheiten, oder nicht?“ zumindest waren Helena so manche Geschichten zu Ohren gekommen. In ihrem Grüppchen von Freundinnen wurde gern mal hinter vorgehaltener Hand von den Vorzügen und Fertigkeiten diverser Männer im Viertel getratscht. Vielleicht nicht unbedingt aus erster Hand, aber auch von Dunstan waren so einige Episoden im Umlauf und so manche Freundin einer Freundin schien gar von seinen Zärtlichkeiten zu schwärmen. Kein Wunder, er war ein ansehnlicher, stattlicher Mann mit einem herzlichen und manchmal sogar lausbübischen Charakter. Eigentlich doch bestes Schwiegersohnmaterial. Helena rutschte unruhig hin und her, als ihr die eine oder andere Erzählung wieder einfiel, die sie damals eher belustigt aufgenommen, aber damals keine besondere Gewichtung beigemessen hatte. Aber jetzt, jetzt war da irgendwie ein Klumpen in ihrem Magen, der ganz unangenehm rumorte, je mehr sie darüber nachdachte. Warum eigentlich, warum störte sie sich an der Möglichkeit einer zweiten Mrs. Hodgson? Er war ungebunden, er konnte tun und lassen was er wollte.

Genau wie sie, übrigens, kam ihr ganz eiskalt in den Sinn. Auch sie war mittlerweile keine Ehefrau mehr. Sie war Witwe. Und selbst die Trauerzeit war schon längst vorbei. Wenn sie sich nun für einen Mann interessieren würde, natürlich im Rahmen aller angemessenen Anständigkeiten, wäre das nicht einmal ein Augenzwinkern wert. Vielleicht würden manche alten Godeln die Nase rümpfen und sich wünschen, dass sie für immer alleine bliebe in ehrhafter Erinnerung an ihren Ehemann. Aber eigentlich, eigentlich hatte es niemanden zu kümmern, mit wem sie ihre Zeit verbrachte. Was man wohl über sie und Dunstan so tratschte? Schließlich teilten sie viele Stunden und Tage miteinander. Kamen mal aus dem einen, mal aus dem anderen Haus, erleichterten sich gegensietig den Alltag, als wären sie ein altes Ehepaar. Selbst die Kinder fühlten sich in beiden Häusern zuhause. Mitten in diesem Kopfkino drückte Dunstan Helena noch enger an sich, ganz unerwartet, zumindest für die junge Mutter, die ja mit den Gedanken gerade ganz woanders war. Erschrocken und etwas aus dem Gleichgewicht gebracht, rutschte ihre Hand an seinem Oberschenkel noch etwas höher und griff beherzter zu, um sich abzustützen. Und doch lehnte sie sich ein wenig gegen seine Umarmung, wollte doch etwas Abstand zwischen sich und den Schmied bringen, als ihr bewusst wurde, dass diese Intimität vielleicht doch etwas zu schnell zu intensiv war. Edgars Geist war immer noch irgendwie präsent im Gewebe des Hauses, als würde er über seien Familie und besonders seine Ehefrau wachen und sie beobachten. Auf einmal gab es einen Stich in Helenas Herz, erfüllte es mit tiefer Trauer und unsicherer Scham, ob der viel zu innigen Haltung mit dem Nachbarn. Sie konnte doch nicht so schnell den Vater ihrer Kinder vergessen und beiseite schieben, sich einfach so in die Arme eines anderen Mannes werfen. Steif richtete sie sich etwas auf, dankbar darüber, dass er ihr den letzten Rest Wein einschenkte. “Du bist doch noch im besten Alter.“ versuchte sie das Thema wieder aufzugreifen und das Gespräch am Laufen zu halten. “Da ist doch noch genug Zeit für einen Sohnemann, dem du alle Feinheiten der Schmiede beibringen kannst.“ hastig nahm sie einen großen Schluck, ehe sie doch wieder wagte den Blick zu Dunstan zu richten. Sein Pflichtgefühl seiner Familie gegenüber schien ihm wirklich zu schaffen zu machen, das konnte Helena durchaus nachvollziehen. “Ich kann dir nur sagen, selbst ein Sohn ist kein Garant dafür, dass das Geschäft in Familienhänden bleibt. Weder Robert noch Philip interessieren sich groß für die Schneiderei und selbst Matthis ist lieber bei dir. Vielleicht solltest du einfach ihn als Gesell aufnehmen, er würde sich sicherlich furchtbar freuen.“ waren die Worte wiederum einmal schneller als die Vernunft und wurden schließlich von den letzten Tropfen Wein ertränkt.

Nicht wirklich widerwillig, aber doch etwas unentschlossen ließ sich Helena dann doch wieder in Dunstans Umarmung einfangen, abgelenkt und beruhigt von seiner Hand, die die ihre zart umspielte. Augenblicklich schmolz ihr Widerstand dahin, sie schmiegte sich an seine Seite, die Augen selig geschlossen. Es fiel ihr nicht schwer sich von diesem herrlichen Gefühl von Geborgenheit und Nähe verzaubern zu lassen. Das Tanzen seiner Finger erzeugte ein Kribbeln, das sich von ihrer Hand aus über ihren ganzen Körper ausbreitete, bis in die Haarenden und Zehenspitzen kroch und ihren ganzen Leib mit einer zufriedenen Wärme füllte, die sich alsbald zu einer lustvollen Hitze steigerte. Wie sehr fehlten ihr solche Zuneigungen. Alleine im großen Ehebett aufzuwachen, die zweite Hälfte kalt und unbenutzt zu wissen, das war ihr eine Qual. Mit dieser Art von Einsamkeit kam sie ganz und gar nicht zurecht, wo sie doch ehemännliche Berührungen und Zärtlichkeiten gewohnt war. Und sie vermisste sie. Schrecklich. So war es nur selbstverständlich, dass Dunstans Wärme und Nähe sie auf ganz eigene Gedanken brachte, die sich am offensichtlichsten in tiefen Atemzügen zeigten. Und in einem eindeutigen Kitzeln an Stellen, die bisher nur Edgar entdecken durfte. In all dem schwummrigen, wattewolkigen Zustand von Wohlgefallen und aufkeimender Aufregung kristallisierte sich auf einmal ein ganz neuer Gedanke heraus… Sie und Dunstan und ein kleiner, dunkellockiger Säugling an ihrer Brust, dem er voller Stolz die Stirn küsste. Helena bemerkte gar nicht, dass sie diese Szene in ihrem Kopf leise, doch hörbar, mit einem unverkennbaren Seufzen bedachte und nun auch ihre Finger nicht mehr nur still auf seinem Oberschenkel lagen, sondern fast beiläufig zu streicheln begannen.
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