Dieses Forum nutzt Cookies
Dieses Forum verwendet Cookies, um deine Login-Informationen zu speichern, wenn du registriert bist, und deinen letzten Besuch, wenn du es nicht bist. Cookies sind kleine Textdokumente, die auf deinem Computer gespeichert sind; Die von diesem Forum gesetzten Cookies düfen nur auf dieser Website verwendet werden und stellen kein Sicherheitsrisiko dar. Cookies auf diesem Forum speichern auch die spezifischen Themen, die du gelesen hast und wann du zum letzten Mal gelesen hast. Bitte bestätige, ob du diese Cookies akzeptierst oder ablehnst.

Ein Cookie wird in deinem Browser unabhängig von der Wahl gespeichert, um zu verhindern, dass dir diese Frage erneut gestellt wird. Du kannst deine Cookie-Einstellungen jederzeit über den Link in der Fußzeile ändern.


and in the middle of my chaos there was you
16.09.1016 - 10:15
Wintergard und Umgebung

Winterland
Lindgard Stelhammer
Winterland
Alter 21
Beruf Prinzessin von Norsteading
Wohnort Wintergard
Stand Verheiratet
User Lia
#1
»Lass nur, ich erledige das, er ist ein bisschen sensibel beim Nachgurten.« Der Stallbursche, der Atlas bereits vor die königlichen Stallungen geführt hatte, wich mit einem devoten Nicken zurück von dem großem Schimmel, der längst warnend die Ohren anlegte, als der junge Mann die Hände in Richtung der Sattelgurte ausstreckte. Beruhigend strich Lindgard dem großrahmigen Hengst über die bebende Flanke und beobachtete erleichtert, wie dieser sogleich entspannt abschnaubte. Atlas fiel auf in der Riege königlicher Rösser, die die Stelhammers ihr Eigen nannten. Mit seinem Stockmaß blieb nicht mehr viel Platz zur Stalldecke, er wirkte in seinen Bewegungen stets ein wenig behäbig, sein Kopf war nicht so edel gewachsen wie die seiner Stallnachbarn und seine raumgreifende, donnernde Galoppade machte dem eines Elefanten alle Ehre, und doch würde Lindgard ihn um nichts in der Welt eintauschen wollen. Denn der starke Charakter dieses Tieres, die wachen, klugen Augen und die unerschütterliche Loyalität seiner Herrin gegenüber machten es zu etwas Besonderem für sie.

Ein letzter, prüfender Blick glitt über das glänzende Fell und die geölten Hufe. Auch die Eisen sahen gut aus und Lindgard musste wieder einmal feststellen, dass der Stallmeister Wintergards hervorragende Arbeit leistete. Zwar hatte sie sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass es nicht gern gesehen war, dass sie Atlas selbst zäumte und sattelte, wie sie es in Wolfsmark zu tun gepflegt hatte, doch sie fügte sich den neuen Regeln. Als Ehefrau des Zweiten in der Thronfolge konnte sie von Glück sagen, dass sie noch ihre geliebten Reithosen tragen durfte und nicht im Kleid in den Damensattel genötigt wurde.

Als sie sich anschickte aufzusteigen, übersah sie geflissentlich die unbeholfene Bewegung des Stallburschen, der instinktiv behilflich sein wollte. So, wie er abrupt erstarrte, war sich die Prinzessin sicher, dass er detailliert über ihre Gewohnheiten unterrichtet worden war. Und diese beinhalteten auch, dass hierbei keinerlei Hilfe benötigte – schon gar nicht von Menschen, die ihr nicht nahestanden. So geschickt wie routiniert erklomm sie ihr Pferd und grub schließlich ihre linke Hand tief unter das fellbedeckte Sattelleder, um die Gurte ordentlich nachzustellen, während ihre Rechte die Zügel locker aufnahmen. Atlas indes ließ all dies lammfromm über sich ergehen und spielte lediglich aufmerksam mit den Ohren, als der ebenso ein wenig zu groß geratene Rüde mit dem struppig-dichten Fell in einem gemächlichen Trab den Innenhof betrat. Lindgards Miene hellte sich merklich auf. »Und ich dachte schon, du lässt mich im Stich«, kommentierte sie Flokis Auftauchen und tätschelte indes ihrem Schimmel beruhigend die Schulter, da dieser vernehmlich zu grummeln begann, als ein weiterer Bediensteter den Rappen ihres Ehemannes aus der Stallgasse führte. Also konnte auch Jorin nicht weit sein.

Der Gedanke an ihren Ehemann, den glorreichen Sieger des Eisfeuerfestes, entfachte ein zartes Kribbeln in ihrer Magengrube. Bilder, wie er Runde um Runde des Axtkampfes überstand und es sie zum Schluss buchstäblich von ihrem Stuhl riss, um die letzten Augenblicke hautnah zu erleben, die schlanken Finger aufgeregt um die Holzbalustrade geklammert, tauchten vor ihrem inneren Auge auf und ein leises Lächeln zupfte an ihren Mundwinkeln. Heute hatte sie sich wieder besser im Griff als in jenem Augenblick, in dem sie voller Leidenschaft in den tumultartigen Jubel und die Anfeuerungen der Menschenmenge eingefallen war. Sie war den überraschten, wenn nicht sogar irritierten Blicken der Umstehenden erst ein wenig zu spät gewahr geworden und so mochte der ein oder andere Beobachter nicht umhingekommen sein, eine errötende Prinzessin zurück auf ihren Platz sinken zu sehen.

Schwere Schritte und die volltönende Stimme ihres Gemahls ließen sie auftauchen aus den Erinnerungen an das vergangene Wochenende. Sie korrigierte ihren Sitz und nahm die Schultern zurück, während sie die hübschen Handschuhe aus seidenweichem Hirschleder überzog, die Jorin ihr zu ihrem Geburtstag geschenkt hatte. Sie war durchaus überrascht von seinem aufmerksamen Wesen gewesen, geschmeichelt davon, dass er bemerkt hatte, dass ihre alten Reithandschuhe ihren Zenit längst überschritten hatten. Doch ihm diese Dankbarkeit auch zeigen, das war ihr viel zu schwer gefallen. Frustration über die eigene Unzulänglichkeit ließ ihre Miene auch heute wie so oft abweisender werden, als es beabsichtigt gewesen war. Der gewohnt reservierte Gesichtsausdruck zierte ihre Züge, als Jorin schließlich den Innenhof betrat.

Ein leiser, aber scharfer Befehl holte Floki an ihre Seite, der in Gegenwart des Prinzen stets eine gewisse ... dominante Penetranz an den Tag legte und sich in aller Seelenruhe mitten in den Laufweg Jorins gelegt hatte, ohne zu beabsichtigen, von allein auch nur einen Zoll zu weichen. »Ich möchte gerne zum Fluss reiten«, wandte sie sich schließlich an ihren Gatten, gönnte ihm jedoch lediglich einen kurzen Blick, bevor sie sich um ihre Zügel kümmerte, die offenbar dringend sortiert werden mussten. »Ich möchte sehen, ob es die Lachse schon zu uns geschafft haben.« Sie liebte den Anblick der schillernden Fische, die in der Zeit der Ernte größte Anstrengungen auf sich nahmen, bis zur Entkräftung gegen den Strom schwammen, nur um in den eiskalten Gewässern Norsteadings ihren Laich ablegen zu können. »Solltest du jedoch etwas anderes geplant haben, ist das auch in Ordnung.« Und da war sie wieder, die mittlerweile so typisch gewordene Indifferenz.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Jorin Stelhammer
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#2
Es war gestern Abend noch spät geworden. Gerne hätte Jorin behauptet, dass das nur selten vorkam und er ein guter, verlässlicher Ehemann war, doch er hatte zu tief ins Glas geschaut und war beim Kartenspiel irgendwie abgesackt. Ein Wunder, dass sein Weib ihn nachts noch nicht erstochen hatte, er wusste, dass er schnarchte, weil er davon selbst oft wach wurde. Aber so war es nun mal, die Sitten und Bräuche Norsteadings besagten, dass man sich einem Humpen Met niemals abwenden durfte, vor allem nicht, wenn man einen wichtigen Kampf gewonnen hatte. Jorin hatte aber nicht nur einen Kampf gewonnen, sondern drei, und war beim diesjährigen Eisfeuerfest als strahlender Gewinner hervorgegangen. Strahlend mochte wohl im Auge des Betrachters liegen, denn Jorin hatte sich gegen Ende hin kaum auf den Beinen halten können und wie ein Schwein geblutet; trotzdem hatte er den Titel mit nachhause genommen und seine Familie und hoffentlich auch sein Eheweib ein wenig damit stolz gemacht. Jorin vermutete, dass nicht nur die gewonnen Kämpfe zum Rausch von gestern geführt hatten, sondern auch ein gewisses Gespräch mit seinen Geschwistern, aber darüber wollte er jetzt nicht nachdenken, es war ohnehin alles viel zu kompliziert.

Ein bisschen zu spät also kam er am Stall an, seine Schritte wie immer selbstbewusst und fast ein wenig donnernd, und ein automatisches Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er Lindgard erblickte. Sie war schön, aber das war es nicht, was ihn so an ihr faszinierte. Sie hatte einige interessante Gedanken, die sie ihm klug offenbarte, und manches Mal, wenn sie sich ganz bei ihm wohlfühlte, hatte sie dennoch eine gewisse Zärtlichkeit, die ihn um den Verstand brachte. Klug, gebildet, geschickt, liebenswert und höflich. Was hätte er je mehr von einem Eheweib erwarten können? Gerade er, wo er doch viel zu laut lachte, immer nur Flausen im Kopf hatte und für einen Stelhammer viel zu viel Gefühl in sein Herz ließ. Vielleicht war es Heofaders Art, Danke zu sagen, dass Jorin immer fleißig trainierte und geschickt seine Zweihandaxt zu führen wusste. “Schön, dich zu sehen, Lindgard”, drang seine Stimme laut und warm durch die kalte Luft, während sein Hengst, Bron, von einem Stallburschen zu ihm gebracht wurde. Er bedankte sich kurz und stieg dann behände auf, so wie alle Winterländer es wohl taten. Lindgards Blick traf kurz den seinen, und dann war der kurze Moment der Zusammengehörigkeit schon wieder weg. Jorin wusste, er musste sich weiter gut anstrengen. Bei ihren weiteren Worten lächelte er, strahlte wie die winterländische Sonne selbst, die manches Mal den Schnee zum Schmelzen brachte. “Dann wird es also ein Ausflug zum Fluss und zu den Fischen. Wollen wir eine Wette daraus machen?”

Jorin nickte auf den Weg, den sie entlang reiten würden, und ihre beiden Pferde trabten gemütlich los. Diese Ausritte waren eine schöne Gemeinsamkeit geworden, eine kleine Tradition in ihrer noch kurzen Ehe. Jorin mochte das sehr. “Ich sage, sie haben es noch nicht geschafft, die Sonne ist noch nicht ganz so stark wie sonst um diese Zeit. Über den Einsatz können wir gerne diskutieren.” Dann hob er nach einer Weile seinen Arm und deutete auf eine Stelle unweit vom Pfad. “Das hier ist der Lieblingsplatz meiner kleinen Schwester. Wenn es ein bisschen wärmer wird, entsteht dort eine schöne Lichtung, wo sie immer mit ihren Freundinnen spielt. Ich wurde einmal dazu gezwungen, verstecken mit ihnen zu spielen, und war immer der erste, der gefunden wurde. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie grausam verspottend ein paar junge Mädchen sein können.”
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Winterland
Lindgard Stelhammer
Winterland
Alter 21
Beruf Prinzessin von Norsteading
Wohnort Wintergard
Stand Verheiratet
User Lia
#3
Sein breites, strahlendes Lächeln, das ihrer Bitte folgte, weckte einen Schwarm Schmetterlinge in ihrem Bauch und das sanfte Kitzeln in der Magengrube sorgte dafür, dass Lindgard unwillkürlich eine Hand darüber legte. Die eigene Freude über die seine war stets eine willkommene, wenn auch immer wieder überraschende Abwechslung in ihrer derzeitigen Gefühlswelt, die sie tagein, tagaus begleitete, gedämpft und schützend, wie in dichteste Felle geschlungen. Sein Vorschlag wiederum füllte ihre zuvor noch allzu ernste Miene mit Leben. Eine Wette! Die Prinzessin liebte Wetten, Wettkämpfe und Herausforderung jeder Art, ein typisches Erbe ihrer Ahnen, das vermutlich jeder andere Winterländer ebenfalls besaß. Doch Lindgard selbst brachten diese Dinge nicht nur Abwechslung, nein, sie ließen sie nachfühlen, was es hieß, zu leben. Und so ging ein Ruck durch ihren Leib, als sie sich instinktiv noch ein wenig mehr aufrichtete, während sie die Zügel aufnahm.

Der Hengst unter ihr registrierte die Veränderungen seiner Reiterin und spitzte aufmerksam die Ohren, bevor er es dem Rappen des Prinzen gleichtat und in einen entspannten Trab verfiel. Die beschlagenen Hufe der beiden Rösser bildeten einen angenehmen Rhythmus, wie sie die unterschiedlichen Untergründe überwanden, die im immerwährenden Winter Norsteadings trotz der Zeit der Ernte von vereisten Pfützen und laubbedeckten Flächen, bis hin zu lockerem Neuschnee alles boten. »Eine gute Idee.« Das ehrliche Lächeln, das ihre Worte untermalte, galt ganz allein Jorin. Und nur ihm, auch wenn sie es in diesem Augenblick eher ihrem Sattelknauf zu schenken schien, denn die verräterische Röte, die seine letzten Worte in ihre Wangen trieb, ließ durchaus Spekulationen über ihre Gedanken bezüglich jenes Wetteinsatzes zu. Und trotz jener Leichtigkeit unter Frischvermählten überwog in der Prinzessin die nagende Schuld. Ihr Ehemann war es, der immerwährend bemüht war, ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Und sie blieb stets diejenige, die ihm nur so wenig zurückgeben konnte.

»Ich sage, sie haben es geschafft. Die Strömung scheint mild genug zu sein, da der Wasserfall zur Quelle schon beinahe gefroren ist. Und die Stürme hielten sich bisher auch in Grenzen«, fuhr sie schließlich fort, ohne auf sein Angebot der Diskussion des Einsatzes einzugehen. Das Schweigen, das nun folgte, war angenehm. Wieder kitzelten zarte Schmetterlingsflügel ihre Magengrube. Mit niemandem ließ es sich so schön schweigen wie mit dem Mann, der gemeinhin dafür bekannt war, niemals den Mund zu halten. Als er schließlich in seinem rauen Timbre die Geschichte seiner jüngsten Schwester begann, nahm sie allen Mut zusammen und beobachtete ihr Gemahl, statt seinem Fingerzeig zur Lichtung hin zu folgen.

Verhangenes Blaugrün glitt so unauffällig wie möglich über jede seiner Blessuren und Prellungen, streifte die scharfen Konturen seiner Wangenknochen und sie kam nicht umhin, trocken zu schlucken, während sie sich bemühte, seinen Worten zu lauschen. »Doch, das kann ich mir durchaus vorstellen. Einst war ich Eines von ihnen. Oder hast du es etwa verdrängt, wie Reinka und ich dich während des Erntefestes im Schweinestall eingesperrt haben und du warten musstest, bis deine Mutter sich auf die Suche nach dir gemacht hat, weil wir unglücklicherweise den Schlüssel verloren hatten?« So nüchtern sie ihm dieses Erlebnis wieder in Erinnerung gerufen hatte, so herzhaft entglitt ihr jetzt das glucksende Kichern. Unwillkürlich schlug sie sich eine behandschuhte Hand vor den schockiert geöffneten Mund und starrte Jorin mit weit aufgerissenen Augen an. Beinahe hatte sie ... gegrunzt? Erneut tauchte sich das Alabaster ihrer Wangen in tiefes Rot, also nahm sie kurzerhand die Zügel auf, gab Atlas die Sporen und rief nur noch ein »Wer als Erstes bei der Brücke ist, darf sich etwas wünschen!« über die Schulter, bevor sie in einem ordentlichen Tempo davon galoppierte, dass der Schneematsch nur so spritzte.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Jorin Stelhammer
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#4
Jorin hatte doch keine Ahnung von der Liebe oder Ehe. Er wusste, dass er ein guter Ehemann sein wollte und dass er, als er erfahren hatte, wer seine zukünftige Ehefrau sein würde, eine schiere Aufregung und Nervosität in seinem Magen verspürt hatte. Und diese sanfte Vernarrtheit war etwas Tieferem gewichen, doch Jorin wusste nicht, ob er Lindgard das je würde sagen können. Er, dessen Mund schneller arbeitete als der eigene Kopf, wusste nicht, ob seine Gefühle ihr gegenüber richtig waren. Es war Liebe, aber Lindgard war viel zu schreckhaft und vielleicht hätte sie wirklich eher seinen Bruder ehelichen wollen? Es war ein kompliziertes Spiel und Jorin kannte die Spielregeln nicht. Wusste nicht, was richtig und was falsch war; er konnte nur tagtäglich sein bestes versuchen. Er wollte Lindgard glücklich sehen, das war das oberste Ziel. Und vielleicht… vielleicht durfte er träumen; von gemeinsamer Zweisamkeit, von vertrauter Liebe und irgendwann einer eigenen Familie. Bis dahin war es ein langer Weg, aber er würde sich anstrengen. Eine Wette war doch schon mal ein guter Anfang dafür, nicht wahr? Jedenfalls dachte Jorin das, denn das Lächeln Lindgards bezeugte es. Fast automatisch erwiderte er ihr Lachen, welcher Winterländer konnte schon Nein sagen zu einer guten, einfachen Wette? Er war gesegnet worden, indem er ein Weib aus dem eigenen Land bekommen hatte; er wusste durch Leif und Aleena nur zu gut, dass es anders auch sehr schwierig sein konnte. Die Prinzessin wurde also den genauen Wettinhalt los und Jorin kam mit seinem Ross ihr ein wenig näher. Immer noch lag ein Schmunzeln auf seinen Lippen. Wie akkurat und bravourös sie sich artikulierte! Sie war eine Wucht, denn sie wusste eindeutig zu beobachten und die heimlichen Spuren des Winterlandes zu erkennen. “Du darfst aber nicht diesen einen, starken Sturm vor wenigen Tagen vergessen, Liebste. Der alleine hätte dafür sorgen können, dass wir die Fische heute noch nicht zu Gesicht bekommen. Aber wir werden sehen.”

Eine kleine, unbedachte Bewegung, und Jorin biss die Zähne zusammen. Der Kampf beim Fest setzte ihm immer noch zu und Leif war ein Trottel, dass er das nicht zugeben konnte. Drei harte Kämpfe in so kurzer Zeit forderten eben ihren Tribut. Er fing plötzlich Lindgards Blick auf und sein Gehirn versuchte diesen zu deuten: machte sie sich wohl Sorgen um ihn? Er wusste, dass sein Gesicht und sein ganzer Körper in den verschiedensten Blau- und Violetttönen strahlte. Durfte er hoffen? Doch wie ein scheues Reh wollte er sie auch nicht vor den Kopf stoßen und verscheuchen; Heofader stehe ihm bei, er war wirklich schlecht in solchen Dingen! “Die Blessuren werden bald verschwinden”, ließ er also seine Intention offen und lachte dann kurze Zeit später, als Lindgard ihm eine gemeinsame Erinnerung schenkte. “Ihr ward absolut bösartige Kreaturen!” Doch sein freudiges Lachen und seine funkelnden Augen milderten die bösen Worte ein wenig ab, er nahm es ihnen ja doch nicht krumm. “Womit hatte ich das eigentlich verdient? Das habt ihr mir nie beantworten können!”

Und urplötzlich galoppierte Lindgard dann los, und das, obwohl sie gerade noch im Gespräch gewesen waren. Aber sie hatte Recht: ein Winterländer musste allzeit bereit sein. Lindgards schöne Stute stürmte los und Jorin lachte tief, als er Bron ebenfalls zum Losreiten bewegte. Aber wem machte er was vor? Er war ein geübter Kämpfer und Reiter; er hatte keinerlei Chance gegen Lindgard, weshalb er auf der Hälfte des Weges langsamer wurde und dazu überging, Lindgard einfach zu beobachten. Sie war so geschickt und lebendig; er mochte sie wirklich sehr gerne. “Du bewegst dich sehr geschmeidig”, schenkte Jorin ihr ein ernstgemeintes Kompliment und kam irgendwann bei der Brücke an. “Ich habe das dumpfte Gefühl und eine böse Ahnung, dass ich noch sehr oft gegen dich verlieren werde.” Und es könnte ihm nicht egaler sein, solange sie glücklich war. “Aber es war eindeutig unfair gespielt, Mylady. Aber wo wir schon dabei sind, hast du über deinen Wetteinsatz nachgedacht?”
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Winterland
Lindgard Stelhammer
Winterland
Alter 21
Beruf Prinzessin von Norsteading
Wohnort Wintergard
Stand Verheiratet
User Lia
#5
Das Rauschen des Windes übertönte beinahe seinen Kommentar über bösartige Kreaturen, aber der überraschte Laut, der ihm entwich, als sie davonpreschte, der kam durchaus bei ihr an und war Musik in ihren Ohren. Ihr Mund formte eines jener seltenen, strahlenden Lächeln, für die die Prinzessin einst bekannt gewesen war. Die Eiseskälte der klaren Herbstluft, die in ihre Wangen schnitt und ihnen und auch ihrer Nasenspitze eine gesunde Farbe verlieh, das rhythmische Dröhnen beschlagener Hufe auf unebenem Waldboden, die Sonne, die sich mit schattenspendenden Baumkronen abwechselte und mit zauberhaften Mustern den Weg zur Brücke verschönerte und nicht zuletzt die Gewissheit ihres nahenden Ehemannes, der irgendwann sicherlich aufschließen würde, all das ließ sie für einen seltenen Augenblick all den Kummer und die innerliche Taubheit vergessen und Lindgard spürte endlich wieder, was es hieß, glücklich zu sein. Doch als schließlich die als Ziel auserkorene Brücke in Sicht kam und sie immer noch allein vorne war, zügelte sie den Schimmelhengst, der nur widerwillig das Tempo drosselte und blickte über ihre Schulter zurück.

Für einen Moment verfinsterte sich ihre Miene, als sie aufgrund des auffälligen Abstands befürchtete, der Prinz offenbar keinerlei Absichten besitzen, sie wirklich und ehrlich herauszufordern. Doch würde er ihr wirklich diese Schmach zumuten und sie einfach gewinnen lassen? Tief in ihrem Innern wusste Lindgard, dass ihr Gemahl ihre winterländische Ehre nicht derart torpedieren würde. Ein Wettkampf war ein Wettkampf und hatte mit aller Kraft und Leidenschaft ausgetragen zu werden. Daran gab es in diesem Land absolut nichts zu rütteln, weswegen die Züge der Prinzessin auch rasch aufklaren, und ein siegestrunkenes Lachen entkam ihrer Kehle, rau von der kalten Luft und doch durchaus angenehm aufgrund seiner Seltenheit. »Und du bewegst dich ziemlich steif, mein Prinz. Und ich hoffe inständig, dass du bei unserem nächsten Wettreiten in einer besseren Verfassung bist, um mir endlich ein ebenbürtiger Gegner zu sein«, rief sie ihm konternd zu. Die Prinzessin hatte längst ihr Gesicht abgewandt, um die erneute Schamesröte zu verbergen, die sein unbefangenes Kompliment in ihr auslöste. Auch wenn sie allgemein als durchaus schlagfertig bekannt war, so war ebenjene Reaktion einzig und allein Jorin vorbehalten. Seine Worte kitzelten etwas in ihr hervor, was man durchaus als Verliebtheit bezeichnen könnte, würde Lindgard diese denn endlich einmal zulassen können.

Doch stattdessen ließ sie sich nun geschickt aus dem Sattel gleiten, schenkte Atlas einen zärtlichen Klopfer auf den muskulösen Hals und gab ihm so zu verstehen, sich in der näheren Umgebung nach saftigen Gräsern umzuschauen, die aufgrund der durchaus beeindruckenden Schneefälle um diese Jahreszeit längst Seltenheitswert haben durften. Seine Herrin indes begab sich entschlossenen Schrittes auf die Brücke, um mit konzentrierter Miene die reißende Strömung unter sich zu beobachten. Deswegen mochte es auch so wirken, als habe sie seine letzte Frage nicht vernommen. Doch vielleicht würde man es vielmehr als überhört bezeichnen. »Da! Schau!« Ein Ausruf, getätigt mit beinahe kindlicher Freude, mitsamt eines gereckten Zeigefingers in Richtung der Stromschnellen flussaufwärts, wo silbrig glänzende Schuppen im Sonnenlicht reflektierten. Lindgard hüpfte auf der Stelle, ein triumphierender Laut entkam ihren Lippen und das Klatschen ihrer Hände wurde nur durch das edle Handschuhleder gedämpft.

Siegestrunken wirbelte sie herum und warf sich in einem Ausbruch überbordender Freude in die Arme ihres Gemahls, der in diesem Augenblick zu ihr getreten war. Als sie schließlich seine riesigen, warmen Hände an ihren Hüften spürte, verstummte ihr Siegestaumel schlagartig und sie verharrte regungslos in seinen Armen. Schweigend legte sie den Kopf in den Nacken, ließ einen undeutbaren Blick über seine Brust hinauf zu seinem Gesicht wandern, woraufhin ihre Hände folgten. Federleichte Berührungen fanden schließlich den goldblonden Bart ihres Gemahls, überfuhren vorsichtig all jene sichtbaren Blessuren, ihre Miene wirkte urplötzlich schmerzerfüllt und perlweiße Zähne nagten an kältespröde Lippen. »Du hast tapfer gekämpft und deinem Haus alle Ehre gemacht«, murmelte Lindgard leise, so konträr ihre stolzerfüllten Worte zu ihren mitfühlenden Augen, während ihre Finger weiterhin sanft über Jorins Züge reisten und schließlich an seinen Wangen innehielten. »... und du hast mir alle Ehre gemacht. Das soll mir Wetteinsatz genug sein.«
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Jorin Stelhammer
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#6
Es war ein fantastischer Tag, so voller Klarheit und Eiseskälte, dass es Jorin innerlich Feuer fangen ließ. Genau das liebte er an seiner Heimat. Die klirrende Kälte, das dichte Eis auf den Gewässern und das Gefühl von Ankommen und absoluter Ruhe. Für jemanden wie Jorin, der immer nur Flausen im Kopf und viel zu viel Energie im Körper hatte, war dies der richtige Ort. Hier konnte er sein, denn die Eiswüste würde ihn immer aufnehmen und auffangen. Er lachte im tiefen Bariton, als seine Braut davon ritt und ihn wie eine junge, fähige Kämpferin stehen ließ. Und da wusste er wieder einmal: Lindgard war sein größter Sieg. Das, war er nie hatte kommen sehen und was er immer gebraucht hatte. Sich herbeigesehnt hatte. Sie war eine von ihnen und sie war die Spitze des Eisberges. Einfach nur göttlich. Der Weg zur Brücke war nicht lange, und doch schnitt die Kälte ihnen beiden so in die Gesichter, dass sie beide rote Wangen hatten, als sie wieder aufeinandertrafen. Auch das war etwas Schönes: nach eisiger Kälte ins warme Innere der Burg zurückzukommen. Ein warmes Feuer, gutes Essen und noch bessere Kompanie. “Ich bewege mich nur deshalb steif”, grinste er über beide Backen. “Weil ich erst vor Kurzem ein Turnier gewonnen habe, meine Braut.” Jorin war eigentlich kein angeberischer Mensch, und er bildete sich nichts auf Siege ein, aber dieses Turnier hatte er nur für Lindgard gewonnen, also war er doch ein wenig stolz und eitel. “Ich verspreche dir, dass ich die nächsten Wochen noch härter trainieren werde, um dir zu einem ebenbürtigen Gegner zu werden.” Das war ein eisernes Versprechen und er würde sich daran halten, egal, was passieren würde.

Lindgard verließ den Rücken ihres Pferdes, und auch Jorin tat es ihr gleich und ließ sich nach unten fallen; weniger galant als sonst, weil ihm tatsächlich so ziemlich alles weh tat. Sein gesamter Körper war immer noch in den verschiedensten Blau-, Violett- und Grüntönen geschmückt, und er konnte nur hoffen, dass sein Eheweib ihn gestern Abend nicht zu lange angesehen hatte. Sein Körper war wirklich in einem miserablen Zustand, doch er war jung und stark und wusste, dass sich sein Körper aber immer wieder schnell erholen würde. Ein plötzlicher Ausruf von Lindgard ließ ihn aufsehen, als er gerade über das weiche Fell seines Pferdes streichelte, und er eilte zu ihr, um zu sehen, was sie entdeckt hatte. Und tatsächlich deutete sie auf glänzende Schuppen und glückliche Fische, die sich im Fluss tummelten. “Das gibt es doch nicht”, sagte er fast ehrfürchtig und lachte dann mit ihr. “Jetzt schlägst du mich schon beim Wettlauf mit dem Pferd UND in der Vorhersage der Fische. Vielleicht sollten wir einmal wetttrinken, das ist so das Einzige, wo ich noch gegen dich gewinnen kann.” Das war natürlich nur ein Scherz gewesen, aber in viel mehr konnte er Lindgard wohl wirklich nicht schlagen. Sie war so klug und liebreizend, dass er sich neben ihr manchmal wie ein Tölpel vorkam. Nun ja, zumindest war er stark und bei bester Gesundheit. Und er hatte ein großes Herz und ein schönes Lächeln, zumindest sagten das seine besten Freunde. Stolz grinste er Lindgard an, und als sie in die Hände klatschte, wollte er nichts lieber tun als sich zu ihr zu bewegen und sie zu küssen. Er liebte sie. Wahrlich.

Keiner war überraschter als er selbst, als sein Weib dann in überschwänglicher Freude zu ihm kam, um ihre Arme um ihn zu schlingen. Doch er würde alles nehmen, was sie zu bieten hatte, immer und jederzeit. Ihre hellen Haare wurden von der warmen Sonne gestreichelt und er fuhr mit seinen kräftigen, großen Händen vorsichtig über ihren Rücken, der von dickem Gewand bedeckt war. Als er ihre Worte vernahm, war das wie Balsam für seine Seele, wie Honig in seinem geliebten Met und wie ein Heimkommen nach einer langen, einsamen Reise. Er reckte sein Gesicht in Richtung Himmel, lachend und so glücklich, und als er sie wieder ansah, strahlten seine Augen. “Du bist mir ja eine”, murmelte er und näherte sich ihrem hübschen Gesicht. “Ich will dir etwas verraten. Dieses Turnier habe ich nur deinetwegen gewonnen. Ich wollte dich stolz machen und glücklich sehen. Wie du mir zugejubelt hast, Lindgard… das hat mir wirklich Kraft gegeben, das ganze Turnier über.” Dann legte er einen behandschuhten Finger unter ihr Kinn. “Darf ich?” Sein Blick lag auf ihren einladenden Lippen.

Ein wenig später sah Jorin erneut zum Fluss, und er beobachtete zufrieden die Fische darin. “Jedes Jahr nehmen sie eine lange Reise auf sich”, begann er dann nachdenklich und wandte sich wieder seiner Frau zu. “Weißt du, das Ganze hier erinnert mich an den kommenden Krieg, der bestimmt ausbrechen wird. Ich werde höchstwahrscheinlich auch für längere Zeit weg sein, und ich frage mich, welche Vorbereitungen wir für meinen Weggang treffen müssen. Soll ich Reinka oder Aleena bitten, dir immer wieder Gesellschaft zu leisten? Du sollst dich wohlfühlen und dir nicht zu viel Kopf um den Krieg machen.” Jorin wusste, dass er als zweiter Sohn des Königs eine ganze Fraktion anführen würde, und er war sich niemals zu schade, ganz vorne mitzukämpfen. Die Chance war nicht gering, dass es auch auf ihren Seiten Verluste geben würde und er wollte Lindgard zumindest gut versorgt wissen.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Winterland
Lindgard Stelhammer
Winterland
Alter 21
Beruf Prinzessin von Norsteading
Wohnort Wintergard
Stand Verheiratet
User Lia
#7
Lindgard fühlte sich für einen Moment fast in eine andere Welt versetzt, als Jorins Finger unter ihrem Kinn glitten, und seine Frage, ob er sie küssen dürfe, ließ ihr Herz schneller schlagen. Ein zartes, aber eindeutiges Lächeln zog sich über ihre Lippen, und sie nickte langsam, bevor sie ihre Augen schloss und ihm den Weg zu ihrem Kuss frei gab. Seine schützende Umarmung war wie ein Versprechen – ein Versprechen, das nicht nur in diesem Augenblick bestand, sondern das auch die Zukunft umfasste, die vor ihnen lag. Der Kuss war sanft, und trotzdem konnte Lindgard all die Emotionen spüren, die sich dahinter verbargen. Sie hatte nie gedacht, dass sie sich in dieser Weise zu jemandem hingezogen fühlen würde, nicht so intensiv, nicht so verwirrend. Doch Jorin war anders. Er war ihr Fels in der Brandung, der so viele Facetten in ihr hervorrief, die sie nicht kannte. Ihr Anker, von dem sie nicht ahnte, dass sie ihn je brauchen könnte. In seiner Nähe fühlte sie sich nicht nur geliebt, sondern auch verstanden, und das war etwas, das sie mit niemandem zuvor erlebt hatte.

Als sie sich voneinander lösten, war es, als ob der allgegenwärtige Sturm in ihrer Seele sich beruhigt hatte, und auch der Fluss vor ihnen schien in diesem Moment stiller zu fließen. Doch dann brach Jorin das Schweigen, und seine Worte holten Lindgard wieder in die Realität zurück. Lindgard lauschte Jorins Worten, während ihr Blick über den Fluss glitt, die Schuppen der Fische glitzerten in der Sonne und forderten Aufmerksamkeit. Seine Sorge um sie war unüberhörbar, doch sie wusste, dass der bevorstehende Krieg nicht einfach eine Möglichkeit war, sondern eine unausweichliche Wahrheit. Als eine Fürstentochter des Winterlands war das Thema Krieg kein Tabu, sie hatte immer geahnt, dass ihre Lieben eines Tages in den Krieg ziehen würden, und doch fühlte sich die Last dieser Erkenntnis plötzlich viel schwerer an, als sie es je erwartet hätte. Ein Teil von ihr war stolz auf ihn, stolz darauf, dass er sich der Verantwortung stellte, die mit seiner Stellung als königlicher Zweitgeborener einherging. Jorin würde nie ein bedachter Mann sein, er würde kämpfen, er würde sich beweisen und er würde wenn nötig für sein Land sterben. Doch genau dieser Umstand, das Bewusstsein über die Rolle in dieser unausweichlichen Geschichte quälte sie sich innerlich, konnte die Wogen der Sorge und des Stolzes nicht wirklich voneinander trennen.

In ihrem Inneren mischten sich jene widersprüchlichen Gefühle zu einem verwirrenden Durcheinander. Ein Teil von ihr war erfüllt von einer tiefen Bewunderung; er hatte stets eine unerschütterliche, optimistische Entschlossenheit gezeigt, nicht nur für sein Volk zu kämpfen, sondern auch für sie. Und doch lag eine leise Angst in ihrer Brust, eine Unsicherheit, die sie nicht so leicht ablegen konnte. Sie wusste aus alten Geschichten und Legenden, wie leicht das Leben auf dem Schlachtfeld enden konnte, wie flüchtig Momente von Glück und Liebe waren, wenn der Krieg den Tag beherrschte. Jetzt, da Jorin ein Teil jener Erzählungen werden würde, fühlte sich der Krieg viel zu real an. Die Gedanken an seine Sicherheit, die vielen Gefahren, die auf ihn lauerten, ließen ihr Herz schwer werden. Was, wenn sie ihn nie wiedersehen würde? Was, wenn dieser Krieg ihm das Leben nahm, bevor sie ihm das größte Geschenk machen durfte, das sie einem Königssohn geben konnte – einen Erben?

Der Gedanke an Kinder war ein ständiger Begleiter in Lindgards Gedanken, seit sie verheiratet waren. Sie wollte ihm einen Sohn schenken, einen Erben, der das Erbe Norsteadings fortführen konnte. Jorin war einzigartig in seinem Wesen, aber ein Erbe würde ihn mit etwas verbinden, das noch viel wertvoller war als ein weiteres Abenteuer, das er für die Krone gewann. Würde ihn mit Lindgard verbinden. Es war der Gedanke, das Band zwischen ihnen auf eine noch tiefere, unaussprechliche Weise zu verfestigen, das Gefühl von etwas, das über den Moment hinausging. Doch die Zeit verstrich, und die Monate gingen ins Land, ohne dass sie schwanger wurde. Was nicht zuletzt an ihren Unzulänglichkeiten lag. Diese Tatsache peinigte sie, die Verzweiflung über die Enttäuschung seiner unausgesprochenen, aber schwelenden Hoffnung nagte an ihr. Wenn Jorin in den Krieg zog, wollte sie ihm wenigstens die Gewissheit geben können, dass er etwas von sich hinterließ, wenn er fort war. Doch auch wenn der Körper ihr durchaus gehorchen mochte, so tat es ihr Geist noch lange nicht. Seit ihrer Hochzeitsnacht hatte ihr Mann ihr nicht mehr beigelegen. Und ihre Gedanken verstrickten sich immer wieder in der Frage, ob Jorin nicht etwas Besseres verdient hatte.

Der Gedanke, Jorin vor dem Krieg keinen Erben schenken zu können, ließ einen Schmerz in ihr aufsteigen, der sich in ihrem Innern zusammenzog. Vielleicht war es zu viel verlangt. Vielleicht war es egoistisch von ihr, sich in solch einer Zeit auch noch mit solchen Gedanken auseinanderzusetzen. Aber ihre ganze Existenz als Frau des Prinzen war schließlich darauf ausgerichtet, ihm einen Sohn zu gebären, einen Nachfolger, der nach ihm kommen würde. Und während sie zu ihm aufblickte, mit seinem großen, warmen Lächeln und seiner Stärke, die sie von allen Seiten umgab, fühlte sie sich einmal mehr als nicht genug.

Die Reise, die vor ihnen beiden lag, war nicht nur eine von Jorins Stärke und Mut. Auch sie musste sich beweisen, musste stark sein. Aber die Vorstellung, dass sie ihm nicht die Sicherheit einer Nachkommenschaft bieten konnte, wenn er auf die Schlachtfelder zog, wog schwer auf ihrem Herzen. Sie konnte ihm nicht die Gewissheit geben, dass er sein Erbe sehen würde, bevor er fortging. Das Wissen, dass er vielleicht auch niemals einen Sohn sehen würde, war ein stiller Schmerz, der in ihr wuchs. Doch sie konnte ihre Zweifel nicht jetzt mit ihm teilen, nicht, während er so für sie da war. Ihre Miene verhärtete sich leicht, als sie zu ihm aufblickte. Ihre Worte blieben in ihrem Hals stecken, als sich ihre Sorgen für einen Moment in ihrem Inneren verstärkten, als sie versuchte, die aufkeimende Besorgnis zu verdrängen. In seinem Blick lag eine gewisse Wärme, die sie in diesem Moment brauchte – vielleicht war es der Blick eines Mannes, der für seine Familie sorgen wollte, der sie liebte. Und sie fühlte sich in seiner Nähe sicher, vielleicht sogar mehr als jemals zuvor.

»Ich werde es überstehen, auch ohne erzwungene Gesellschaft«, sagte sie leise, mehr zu sich selbst als zu ihm. Nicht wertend, vielmehr realistisch auf ihre zurückhaltende Art gemünzt. »Ich werde auf dich warten, mein Prinz, und mich hier sicher wissen, egal was passiert.« Ein kurzer Blick fiel auf ihre Hände, die sich unbewusst an seiner kräftigen Brust eingefunden hatten, sich dort zart in seinen Mantel krallten. »Ich weiß, dass du dir Sorgen um mich machst«, fuhr sie fort, „aber du musst dich auch um dich selbst kümmern. Und um das Land deiner Familie. Ich bin noch nicht sicher, wie ich ohne dich zurechtkomme... aber ich werde es, wenn es notwendig ist.«

Ein unbestimmtes Gefühl der Zerrissenheit durchzog sie, und sie atmete tief ein. In ihrem Inneren herrschte ein ständiges Ringen zwischen der Frau, die ihre eigenen Ängste unterdrücken wollte, und der Frau, die wusste, dass Jorin in den Krieg ziehen musste, um sein Volk zu verteidigen. »Aber vielleicht... vielleicht ist es ja gerade der Moment, in dem du mir wirklich zeigst, dass du der Krieger bist, den dieses Land braucht, Jorin. Und ich werde kämpfen, um dir zu zeigen, dass du der Richtige für mich bist – für uns. Alles, was du brauchst, werde ich dir geben. Aber ich brauche dich auch. Und ich... ich wollte dir etwas mehr geben.« Sie senkte ihren Blick, fast ein wenig verlegen, als sie die Worte aussprach. »Ich hoffe, dass wir bald einen Erben haben werden, einen, der in deine Fußstapfen tritt, Jorin. Etwas, das die Zeit überdauert. Etwas, das uns verbindet, selbst wenn du fort bist.«
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Jorin Stelhammer
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#8
Diese Momente mit seinem Eheweib waren selten und deshalb so unfassbar wichtig. Jorin sammelte sie wie heilige Erinnerungen, und er hielt sie in allen Ehren. Ehrlich, er wusste nicht, warum es so viele Männer gab, die in Ehen untreu waren, denn er war mit Lindgard einfach zufrieden und glücklich. Klar hatten sie auch ihre Probleme, und vielleicht sogar massive… aber Jorin hatte dennoch das Gefühl, dass sie diese zusammen irgendwie lösen konnten. Es war eine Millimeterarbeit, an Lindgard heranzukommen, doch diese Arbeit lohnte sich, das spürte der Stelhammer-Junge mit jeder Faser seines Körpers. Dann hatte er eben mehr Gefühl als die ganze verdammte Stelhammer-Sippschaft, das war ihm egal, denn wer mit Herz kämpfte, hatte schon gewonnen. Über diesen Sinnspruch musste er lachen, während er die Fische beobachtete, Lindgard an seiner Seite. Sie war so viel klüger und weiser als er, und natürlich hatte sie die Wette mit den Fischen deshalb auch gewonnen. Doch er hatte bei ihr nie das Gefühl, nicht genug zu sein, und das machte ihn sehr glücklich. “Es ist keine erzwungene Gesellschaft”, erklärte er dann inbrünstig und mit tiefer Stimme, die ihm so ganz eigen war. “Sowohl Reinka, als auch Aleena mögen dich, und das weißt du.” Dann wurde das Gespräch ernster und Jorin nickte. Er wusste ja auch, dass er sterben konnte… er war ein beliebtes Ziel im Krieg. “Ich werde wie ein Wahnsinniger für dich, meine Familie und mein Land kämpfen, Liebste.” Genau in dieser Reihenfolge. “Und ich werde dafür sorgen, dass du sicher bist, sollte mir etwas geschehen. Aber ich glaube, Heofader hat einen Narren an mir gefressen, sonst hätte er mich schon lange von einer Eisklippe geworfen. Ich bin eines seiner anstrengendsten Kinder, sagt Vater immer.”

Als Lindgard´s Stimme leiser und leiser wurde, sah er sie von der Seite her an. So gerne wollte er all diese Worte fortwischen, zunichte machen und ihr sagen, dass das nicht wichtig war. Es ging doch nur darum, dass SIE glücklich war, aber damit würde sie sich nie zufrieden geben, das wusste er. “Das hoffe ich auch”, sagte er also aufrichtig und ehrte sie damit, denn er wusste, sie hatte nur Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit verdient. “Und wir werden beschenkt werden, da bin ich mir so sicher. Diese Ehe wurde vom Himmel eingefädelt, was soll also schief gehen? Und vergiss nicht, dass wir bald durch ganz Norsteading reisen werden. Da haben wir genügend Zeit für etwas Zweisamkeit.” Nagut, er war manchmal doch nur ein grobschlächtiger Barbar ohne Manieren, wie man gerade merkt. Sogar sein Zwinkern wirkte fast schon wild. “Also ich meinte, falls… wir üben müssen. Ich bin vielleicht nicht der beste Liebh… ja, wir sollten dringend über etwas Anderes sprechen, Lindgard.”
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste