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10-09-2024, 22:59 - Wörter:
"Aber warum hat er gerade dich eingeladen und nicht mich?" hallte Larissas quengelige Stimme noch in Elitheas Gedanken nach, während sich die Sänfte in sanftem Auf und Ab durch die Straßen von King's Portal bewegte. Ja, die Frage konnte die junge Fürstentochter auch nicht beantworten, aber gestellt hatte sie sich diese selbst natürlich auch. Eigentlich wäre es doch viel anständiger, entweder Larissa - als Erstgeborene - oder zumindest sie beide gemeinsam anzusprechen. Warum nur sie einen Brief des Königsohns Orpheus erhalten hatte, konnte sie sich nicht erklären. Noch dazu so knapp vor der Hochzeit. Er musste doch sicherlich in den Vorbereitungen des prächtigen Festes ertrinken. "Wir sollten bald da sein." schlug Iulia, die Dienerin, den Vorhang der Sänfte ein wenig zurück und vergewisserte sich mit einem kundigen Blick, dass das Aussehen ihrer Herrin keinen Schaden genommen hatte. Schließlich sollten die letzten Stunden des Ankleidens und die Mühen, die sie in die Hochsteckfrisur und die Befestigung des Schleiers gesteckt hatte, nicht umsonst gewesen sein. Natürlich gäbe es hie und da noch Verbesserungsmöglichkeiten, das erkannte Iulia sofort. Aber in der Kürze der Zeit war das einfärbige, waldgrüne Kleid mit den bestickten Borten in Safrangelb und Herbstrot an den Säumen und die um den Leib geschlungene Stola aus tintenblauem Stoff mit eingewebtem Muster das einzige, das auf die Schnelle für den Besuch im Palast zu besorgen war. Es sah ganz annehmbar aus, das Gesamtbild, auch wenn die Familie noch an standesgemäßem Schmuck sparen musste. Iulia war zufrieden. So konnte sie den Trakassprössling präsentieren.
Elithea schwieg, lächelte nur und machte sich schon jetzt vermutlich viel zu viele Gedanken, welchen Grund und welche Folgen die Einladung zum Tee wohl haben könnten. Auch wenn die Worte in dem Brief freundlich klangen und beinahe unbeschwert, war es doch kaum ein reiner Höflichkeitsbesuch, ein auffrischen entfernter Bekanntschaften, wie man sie im Adel unter ungefähr Gleichaltrigen pflegte. Natürlich hatte sie Orpheus schon ein paar Mal getroffen, wenn man sich zu Festen oder Hoftagen in der Hauptstadt einfinden sollte oder der Großkönig samt Familie zu Besuch in Eastergold Meadow war, um zu sehen, wie es denn in den Städten der Königreiche so zuging. Selten, aber doch. Nut ehrlich gesagt, viele Worte hatte sie mit dem Königssohn nicht gewechselt. Larissa war mehr die gesprächige und anmutige von ihnen beiden. Elithea hatte sich im Hintergrund gehalten und hatte den jungen Castellanos von der Ferne beobachtet. Ein attraktiver Bursch, das war er schon immer gewesen, eine Partie, nach der sich alle Jungfrauen des Landes die Finger abschleckten. Und so manche Fürstenmutter war nicht gerade damit einverstanden, dass eine Sommerländerin der eigenen Tochter vorgezogen wurde.
Endlich machte die Sänfte Halt und die Männer, deren Körperbau deutlich davon zeugte, dass sie es gewohnt waren das schwere Gefährt samt Inhalt durch die Straßen zu schleppen, setzten selbige vorsichtig ab. Iulia half Elithea beim Aussteigen, gut so, denn ein wenig war ihr der Hintern eingeschlafen vom Unbequemen sitzen. Elithea hatte nicht gewagt viel hin und her zu rutschen, einerseits um die Sänfte nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen, andererseits um Iulias Ärger nicht auf sich zu ziehen, wenn sie ungewollte Falten im Gewand entdecken würde. "Durchatmen“ nahm Iulia Elitheas Hände und bannte ihren Blick in ihren Augen. Konzentration. Ruhe. Das würde hoffentlich gegen die Nervosität helfen. "Er ist ein höflicher, anständiger junger Mann, der sich vermutlich nur nach dem Wohlergehen eurer Familie erkundigen will, nicht wahr?“ schmunzelte die Dienerin. Und Elithea nickte. "Trotzdem wünschte ich mir, Larissa wäre an meiner Stelle. Sie hat eindeutig mehr Übung darin Konversation zu betreiben.“ - "Unfug, eure Schwester ist ein Plappermaul. Die würde nur von sich erzählen und maßlos übertreiben.“ auf diese doch sehr treffende Aussage hin mussten beide herzhaft kichern. "Nun dann, wir sollten den Königssohn nicht warten lassen.“ strich sich Elithea das Gewand gerade und straffte die Schultern. Iulia nahm ihren Platz zwei Schritte hinter ihrer Herrin ein.
Die Wachen am Tor waren natürlich darüber informiert, dass Orpheus Castellanos Besuch erwartete, und so wurden die beiden jungen Frauen von einem Palastdiener durch die verwinkelten Gänge und Wege des herrschaftlichen Gebäudes in die weitläufigen Gärten geführt. Augenblicklich erfasste Elithea ein Gefühl von Ruhe, umgeben von den buntblühenden Herbstblumen, deren zarter Duft von der sanften Brise getragen wurde begleitet vom gleichmäßigen Rascheln der lebhaft wogenden Blätter. Hie und da flatterte ein Schmetterling hungrig über die Pflanzen, ließ sich nieder und war im nächsten Augenblick auch wieder davon. “Wenn ihr wünscht, so seid ihr eingeladen hier Platz zu nehmen“ deutete der Diener mit einer höflichen Verbeugung auf ein Tischchen unter einem aufgespannten Sonnenschirm, an dem links und rechts ein gepolsteter Hocker stand. “Ich gebe seiner Majestät Bescheid, dass ihr eingetroffen seid.“ und immer noch in der Verbeugung verhaftet, tat der Diener ein paar Schritte zurück, ehe er sich des Weges machte. Interessanterweise behielt Iulia den jungen Mann länger als nötig im Auge. Und selbst Elithea war der verträumte Blick der Dienerin nicht entgangen. "Gefällt er dir etwa?“ neckte Elithea, was Iulia nur ein Schnauffen entlockte. "Na wenigstens beim Gebäck haben sie sich nicht lumpen lassen.“ wechselte sie das Thema und deutete mit einem Nicken auf das Tablett an kleinen Küchlein, süßem Gebäck und anderen Naschereien auf dem Tischchen.
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| Orpheus Castellanos |
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17-09-2024, 21:08 - Wörter:
Inmitten der hektischen Hochzeitsvorbereitungen und dem lähmenden Schock, den der Angriff auf Eastergold Meadow hinterlassen hatte, wirkte die Einladung zum Tee wie ein Moment des Aufatmens – fast schon zu idyllisch in einer Zeit, die von Unsicherheit und Angst geprägt war. Orpheus' Mutter, Königin Kosma, hatte die ehemalige Fürstin Ariadne Trakas zu einem höflichen Besuch eingeladen, was seine Schwestern sofort als Gelegenheit nutzten, auch Larissa und Endymion Trakas einzuladen. Doch Orpheus war verwundert, dass seine Schwester Euphemia die zweitgeborene Elithea nicht in die Pläne mit einbezogen hatte. Es war für ihn kaum nachvollziehbar, warum gerade Endymion und nicht Elithea eingeladen wurde. Er hatte das Bedürfnis, diese vermeintliche Unachtsamkeit auszugleichen, und beschloss kurzerhand, selbst eine Einladung an Elithea zu schicken.
Orpheus empfand tiefes Mitgefühl für das tragische Schicksal der Trakas-Familie. Dennoch war es nicht nur das Mitleid, das ihn quälte, sondern auch ein schweres Schuldgefühl. In Gedanken kehrte er oft zu jenem Gespräch mit Zephyr zurück, in dem er sich so leidenschaftlich für Friedensverhandlungen mit Charles Stafford eingesetzt hatte. Er hatte gehofft, dass ein diplomatischer Weg den Krieg verhindern könnte. Doch Zephyr hatte ihm klargemacht, dass mit der brutalen Hinrichtung von Fürst Trakas eine Grenze überschritten worden war, die keine Verhandlungen mehr zuließ. Es hatte lange gedauert, bis Orpheus diese bittere Wahrheit akzeptieren konnte. Trotz allem hielt er weiterhin an der Hoffnung fest, dass es irgendeinen Weg geben würde, den drohenden Krieg abzuwenden – wenn auch nur durch ein Wunder durch Heofader selbst.
Seit diesem Tag verfolgte ihn ein schlechtes Gewissen den Trakas gegenüber. Daher kam ihm die Gelegenheit, Elithea persönlich einzuladen, gerade recht. Es war für ihn mehr als nur eine höfliche Geste. Es war ein Versuch, der Familie, die so viel verloren hatte, auf eine leise und respektvolle Weise beizustehen. Orpheus fühlte, dass es wichtig war, eine Hand auszustrecken, besonders in Zeiten wie diesen, in denen Elithea, ihre Mutter und ihre Geschwister jede Form der Unterstützung gebrauchen konnten. Auch wenn es nur eine Einladung zum Tee war, so brachte sie doch ein wenig Abwechslung, einen Hauch von Normalität – so flüchtig dieser Moment auch sein mochte.
Als es an der Tür zu seinen Gemächern klopfte, holte ihn die Realität zurück. Ein Diener informierte ihn, dass sein Besuch eingetroffen sei. Orpheus legte das Buch zur Seite, in dem er soeben gelesen hatte, und machte sich auf den Weg in die Gärten des Palastes – ein Ort, den er besonders schätzte. Die Gärten waren für ihn ein Rückzugsort, eine Oase der Ruhe inmitten des politischen Chaos und der zunehmenden Spannungen, die die Atmosphäre im Königreich vergifteten. Hier, umgeben von den lebhaften Farben der Herbstblumen und dem sanften Rauschen der Blätter, konnte man für einen Moment vergessen, was draußen in der Welt geschah.
Als Orpheus den Garten betrat, erblickte er Elithea, die an einem der liebevoll gedeckten Tische unter einem aufgespannten Sonnenschirm saß. Sie wirkte ruhig, doch er konnte die leichte Anspannung in ihrer Haltung erkennen. Mit einem warmen, höflichen Lächeln trat er auf sie zu. Sein Schritt war gemessen, seine Haltung aufrecht, wie es sich für einen Prinzen gehörte.
„Euer Gnaden“, begrüßte er sie respektvoll, indem er ihren alten Titel verwendete. Seine Stimme war ruhig und weich, als er sich leicht verneigte. „Es ist mir eine große Freude, dass Ihr meiner Einladung gefolgt seid. Ich hoffe, der Weg war nicht zu beschwerlich.“ Er hielt einen Moment inne und ließ sich dann auf dem freien Stuhl links von ihr nieder. Kaum hatte er Platz genommen, eilte ein Diener herbei, um Tee einzuschenken. Die schlichte Eleganz der Szene schien in starkem Kontrast zu den ernsten Gedanken zu stehen, die Orpheus in diesen Tagen begleiteten.
Orpheus nahm die Tasse und trank einen kleinen Schluck. Dann hob er den Blick und musterte Elithea mit einem sanften Lächeln. „Darf ich mir erlauben zu sagen, dass Ihr bezaubernd ausseht, Elithea? Aber bitte, fühlt Euch hier ganz ungezwungen. Greift doch zu, die Auswahl an Gebäck ist recht vielseitig.“ Mit einer einladenden Geste deutete er auf die kunstvoll arrangierten Teller mit kleinen Leckereien, die auf dem Tisch standen. Er lehnte sich zurück, um Elithea Raum zu geben, sich wohlzufühlen.
Obwohl Orpheus oft als zurückhaltend galt, war er doch ein Meister der höfischen Etikette. Er verstand es, mit Höflichkeit und freundlichen Gesten ein Gespräch zu führen, ohne dass es gezwungen wirkte. Doch hinter dieser Fassade der perfekten Etikette verbarg sich ein junger Mann, der tiefer dachte als die meisten, die ihm je begegneten. Während er Elithea beobachtete, dachte er darüber nach, wann sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Es musste auf der Geburtstagsfeier seines Vaters im Frühling gewesen sein. Damals hatte niemand geahnt, wie sehr sich die Welt in so kurzer Zeit verändern würde. Niemand hatte damit gerechnet, dass Elithea und ihre Familie sich bald auf der Flucht befinden würden, vertrieben von den Schatten eines heraufziehenden Krieges. "Nun, erzählt mir, wie es Euch und Eurer Familie ergangen ist in den letzten Wochen. Konntet Ihr ein wenig zur Ruhe kommen nach den schrecklichen Ereignissen?"
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| Elithea Trakas |
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22-09-2024, 19:39 - Wörter:
Iulia nahm sich die Freiheit, die umliegenden Beete zu inspizieren. Mal hie und mal da steckte sie neugierig ihre Nase in die Blüten und versuchte jede Pflanze bei ihrem Namen zu nennen. Was denn keiner wusste, nämlich nicht mal ihre Herrin Elithea, war, dass sich die gute Dienerin eingehend für den Garten und seine Blumen interessierte. Wenn sie könnte, dann würde sie gar selbst ein kleines Stückchen Garten ihr Eigen nennen wollen, um das sie sich kümmern dürfte. Hauptsache bunt und duftig, Anziehungspunkt für viele schwirrende Schmetterlinge und geeignet dafür, immer wieder schmucke Sträuße für den Innenraum abschneiden zu können. Elithea hingegen saß ruhig und anständig auf ihrem Hocker unter dem Sonnenschirm, die Hände in ihrer Schoß gefaltet. Sie hatte einfach nur die Augen geschlossen und ergab sich der Ruhe, die dieser wunderbare Ort auf sie ausstrahlte. Umwoben von zarten Gerüchen und fröhlichem Vogelgesang, vertiefte sie sich in ihre eigene Gedankenwelt, ließ sich davon treiben von der Erinnerung an das Geschehene und den vagen Bildern einer unbekannten Zukunft. In beidem, sowohl dem Blick zurück als auch dem Blick nach vorn allerdings drängte sich immer wieder eine Gestalt in den Vordergrund. Immer dann, wenn sich die Bilder zu düster färbten und ihr Herz sich mit Schrecken und Verzweiflung füllte, trat ein dunkle Schattenfigur in den Fokus, beruhigte sie und gab allein durch seine Präsenz ein Gefühl von Stabilität und Sicherheit. Und genau das zauberte ihr dann ein sanftes, mildes Lächeln auf die Lippen.
"Herrin, er kommt.“ rief Iulia so unauffällig wie möglich ihrer Herrin zu als sie den sich nähernden Königssohn in der Ferne erkannte. Zum Glück, so geistesabwesend beide junge Frauen gerade waren, wäre es wirklich ein peinlicher Fauxpas gewesen, hätten sie ihn gar noch ‚vergessen‘. Allerdings hatte sich die gute Dienerin zu weit von ihrer Herrin entfernt gehabt und musste nun an einigen Beeten vorbei, am Besten ohne dabei zu stolpern. Elithea sah mit ruhigem Blick dem jungen Prinzen entgegen und erhob sich vom Hocker, wie es sich gehörte. "Gehst du weg!“ wachelte Iulia eine besonders lästige Wespe davon. "Iulia, reiß dich zusammen.“ atmete Elithea tief durch. Nun hieß es Haltung bewahren. Doch Orpheus offenes, herzliches Auftreten, machte es Elithea leicht, sich ein wenig zu entspannen. Mit gleicher Miene trat sie ihm also mit einem anmutigen Knicks entgegen, den Kopf in höflichem Respekt geneigt. "Eure Majestät.“ wartete sie, bis er sich gesetzt hatte und nahm dann auch wieder Platz. Iulia blieb im Schatten, in gehorsamen Abstand. "Habt vielen Dank, mein Prinz, dass ihr trotz eurer anstehenden Hochzeit Zeit für eine Einladung gefunden habt.“ betrachtete sie den jungen Mann aufmerksam. Hübsch war er immer schon gewesen, eine eher intellektuelle Attraktivität, die nicht von vielen Muskeln gespeist war, sondern von einem wachen Geist und tiefgründigen Augen, in denen ein gewisser Schwermut zu erkennen war, in dem sich Elithea selbst wieder fand.
Der goldgrüne Tee, den der Diener in zwei goldgeränderte Tassen aus feinstem Porzellan fließen ließ, strömte einen warmen, blumig-fruchtigen Duft aus, der ein wenig von Ferne träumen ließ. Gerade, als Elithea nach einer Tasse greifen wollte, überraschte sie das freundliche Kompliment des jungen Castellanos. Sie war es nicht gewohnt, dass jemand sie mit ernster Ehrlichkeit als ‚bezaubernd‘ bezeichnete, ohne dass darin irgendwelche Hintergedanken verpackt waren. "Vielen Dank“ wiederholte sie sich mit dem Bedanken. Und musste neuerlich verstohlen Lächeln. Irgendwie war sie noch immer nicht ganz sicher, wie sie die Situation einschätzen sollte, welchen Grund denn die Einladung hatte, oder ob es wirklich nur reine höfliche Freundlichkeit war, die den jungen Orpheus bewegt hatte. Vorsichtig nahm sie einen Schluck des Tees, stellte anschließend die Tasse wieder auf den Tisch. Mit den Leckereien hielt sie sich allerdings noch zurück. Sie wollte ja nicht gierig oder verfressen wirken.
Seine nächste Aussage aber erklärte dann alles. Natürlich interessierte er sich für das Geschehene, dass die Familie aus Eastergold Meadow in die Hauptstadt getrieben hatte. Elitheas Miene wurde für einen Moment von einem Schleier der Trauer überschattet, ehe sie sich wieder fasste und versuchte seinem Blick entgegenzuhalten. "Es ehrt euch, dass ihr danach fragt, eure Majestät. Mittlerweile haben wir uns ein durchaus einleben können in der Villa, die eure Familie uns dankenswerterweise zur Verfügung gestellt habt. Das Leben in King’s Portal und eure bevorstehende Hochzeit sind eine willkommene Abwechslung.“ lächelte sie dem Prinzen zu, versuchte abzuschätzen, in wie weit sie ehrlich und offen sein konnte ihm von den Sorgen und Nöten der Familie zu erzählen, die nicht einmal unter den Geschwistern oder mit der Mutter bisher angesprochen wurden. "Es tut gut sich unter dem Schutze eurer Familie wieder sicher fühlen zu können.“ beließ sie es vorerst bei oberflächlichen Floskeln. Sollte sie das Thema wechseln? Ihn vielleicht auf die Hochzeitsvorbereitungen ansprechen? Ihre Hilfe anbieten? Ach, wie gern hätte sie einfach frei von der Seele gesprochen und doch war es wohl nicht angemessen, den Kronprinzen mit zu innigen Details zu belästigen.
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| Orpheus Castellanos |
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05-11-2024, 22:45 - Wörter:
Der junge Prinz bemerkte sehr wohl die Dienerin, die zwischen den Beeten umherwandelte, als er sich Elithea näherte. Obwohl man Orpheus dies oft nicht ansah, entging ihm kaum etwas – sein scharfer Blick registrierte selbst die kleinsten Details, ohne dass sich sein Ausdruck veränderte. Erst als die Dienerin ihn erblickte und rasch zu ihrer Herrin zurückeilte, um sie dezent auf seine Ankunft hinzuweisen, schien ein winziger Anflug von Schmunzeln seine Lippen zu umspielen.
Nach der standesgemäßen Begrüßung nahmen die beiden jungen Adligen Platz, und der Tee wurde serviert. Orpheus nickte freundlich, als Elithea ihm für die Einladung dankte, und lauschte aufmerksam auf seine Frage zu ihrem Befinden. Sein leichtes Vorbeugen und die sanfte Neigung des Kopfes unterstrichen sein echtes Interesse, das über bloße höfliche Erwiderungen hinausging.
„Es freut mich sehr, zu hören, dass Ihr und Eure Familie in der Villa Ruhe finden konntet“, begann er, seine Stimme ruhig und warm. „Ich kann mir gut vorstellen, wie schwierig es ist, sich in einer neuen Umgebung einzuleben, besonders nach den Ereignissen in Eastergold Meadow.“
Als Elithea die Sicherheit erwähnte, die ihre Familie nun unter dem Schutz der Castellanos genoss, nickte Orpheus mit einem Ausdruck stillen Mitgefühls. Er spürte die höfliche Distanz in ihren Worten, die die Etikette vorschrieb, doch zugleich nahm er die unausgesprochene Last wahr, die sie beide verband – Elithea, die ihre Heimat verloren hatte, und er selbst, der sich zunehmend als Gefangener der politischen Umstände empfand.
„Ich habe oft über die Geschehnisse nachgedacht, die Euch und Eure Familie hierher gebracht haben. Es tut mir leid, dass ich nicht schon früher die Gelegenheit genutzt habe, um meine Anteilnahme auszudrücken.“ Seine Augen ruhten einen Moment lang auf seiner Teetasse, als suchte er nach den passenden Worten. „Es ist manchmal schwer, das ganze Ausmaß hinter diesen Ereignissen zu verstehen. Doch Ihr seid nun hier, und ich hoffe, dass King’s Portal Euch wenigstens einen Hauch von Frieden schenken kann – auch wenn er vielleicht nur vorübergehend ist.“
Der Prinz machte erneut eine kurze Pause, um den richtigen Ton zu treffen. „Ihr müsst wissen, Elithea, dass Ihr nicht allein seid. Sollte es etwas geben, das Euch hilft, Euch hier heimischer zu fühlen, zögert bitte nicht, es mich wissen zu lassen.“ Einen Augenblick lang traf sein Blick den ihren, und ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen, bevor er seine Augen abwandte und sie kurz über den Garten schweifen ließ.„Ich hoffe, dass meine Einladung Euch nicht nur als formelle Geste erscheint, sondern auch als Zeichen dafür, dass Ihr und Eure Familie hier immer willkommen seid. Falls Ihr jemals das Gefühl habt, dass Euch etwas bedrückt, oder dass Ihr jemanden zum Sprechen braucht, bin ich hier. Manchmal hilft es, die Lasten zu teilen – selbst wenn es nur für einen kurzen Moment ist.“
Orpheus nahm einen langsamen Schluck aus seiner Teetasse und ließ die Pause nicht als bloßes Schweigen stehen, sondern als eine stille Einladung, die Elithea füllen durfte, wenn sie es wollte. Er wusste nur zu gut, wie schwer es sein konnte, eigene Ängste und Kummer stets hinter Höflichkeit zu verstecken, und er wollte ihr einen Ausweg bieten, ohne sie dabei zu drängen.
Als er seine Tasse mit einem leisen Klirren auf der Untertasse abstellte, glitt sein Blick in die Ferne, bevor er mit einem leisen Seufzen hinzufügte: „Und was meine Hochzeit betrifft – sie steht bald bevor, das ist wahr, aber sie beansprucht mich weit weniger, als man vielleicht von mir erwartet. Die Vorbereitungen überlasse ich fast gänzlich meiner Verlobten – ich fürchte, ich bin darin nicht besonders talentiert.“ Ein fast scheues Lächeln spielte um seine Lippen. „Manchmal ist es erfrischend, eine Pause von all den ach so wichtigen Dingen, die bevorstehen, zu nehmen und einfach nur im Moment zu verweilen. So wie jetzt.“
Der junge Prinz sah Elithea an, seine Augen offen und einladend, als wollte er ihr versichern, dass sie in seiner Gegenwart keine Maske tragen musste. Dann wandte Orpheus sich kurz an ihre Dienerin, die im Schatten stand. „Du darfst dir gerne die Blumenbeete weiter ansehen, wenn sie dir gefallen. Sie sind wirklich bezaubernd.“ Er schenkte Iulia ein freundliches Lächeln, bevor er sich wieder seinem Gast zuwandte.
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| Elithea Trakas |
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20-11-2024, 22:02 - Wörter:
Der Tee schmeckte herb und hatte doch auch eine blumige Note, die sich mit den Gerüchen der Blüten in den Gartenbeeten vermischte. Elithea genoss den kleinen Schluck, der ihre Zunge wärmte und wohlig ihre Kehle hinabrann. Man konnte fast glauben, alles war wie immer, ein ganz normaler Tag wie jeder anderer, als hätte sich nichts verändert, ein einfacher Besuch unter Adeligen. Der idyllischen Szene sah man mit keinem Bisschen an, dass sie nur wegen eines furchtbaren Erlebnisses zustande gekommen war. Nichts deutete auf das verwüstete Seelenleben der jungen Fürstentochter hin, das sie geschickt und wohl geübt hinter einer stillen Fassade zu verstecken versuchte. Ehrlich gesagt war es ja auch nicht angemessen den Prinzen, dessen Gedanken sicherlich um andere, wichtigere Dinge kreisten, als um eine entwurzelte Adelsfamilie, damit zu belasten, wenn sie doch nicht einmal innerhalb der Familie darüber geredet hatten.
“Zugebenen, die Wege und Räumlichkeiten sind noch etwas gewöhnungsbedürftig. Aber das soll alsbald keine Schwierigkeit mehr sein. Auch die Dienerschaft, die ihr ausgewählt habt, sind sehr hilfreich und aufmerksam.“ Aus dem Hintergrund kam nur ein kleines Schnauben, kaum zu hören und doch ein deutliches Zeichen davon, dass die gute Iulia über dieses Thema eine ganz eigene Meinung hatte. Nunja, kein Wunder, auch sie musste sich an neue Rangordnungen und Abläufe anpassen, die ihr nicht immer gefielen. “Eure Umsicht macht uns das Einleben wahrlich leicht.“ beruhigte die junge Trakastochter den Königssohn und doch lag in ihren Worten eine gewisse Frage, oder Unsicherheit, die weniger mit dem aktuellen Zustand, sondern eher mit zukünftigen Auswirkungen zu tun hatte. Und dabei dachte sie nicht an den aufkeimenden Krieg. All die Ausgaben, angefangen von der Unterkunft über die Angestellten, das Essen, neue Kleidung und Schmuck oder andere Annehmlichkeiten. Das waren doch alles Kosten, die von ihrer Familie niemals beglichen werden konnten. Nicht nur, dass sie ihre Schätze und Geldreserven in Eastergold Meadows zurücklassen mussten, auch waren sie von allen Einnahmequellen der Stadt und ihres Fürstentums abgeschnitten worden. Und ob sie diese jemals wieder zurückbekommen würden, stand in den Sternen. Oder wann. Bis dahin standen sie bei der Familie Castellanos in der Kreide, angewiesen auf ihre Gutmütigkeit, abhängig von ihrem Wohlwollen. Und dadurch ein Spielball der Politik des Großkönigs, der ebenso schnell auch ins Aus geschossen werden könnte.
“Macht euch doch deswegen keine Vorwürfe, Eurer Hoheit. Ihr habt doch eure eigenen Aufgaben, die eure Zeit binden. Ich kann doch nicht erwarten, dass ihr euch selbst um unsere Eingewöhnung kümmert. Eure Einladung kam just im rechten Moment. Wobei ich zugeben muss, dass meine Schwester ein wenig neidisch war, dass sie nicht selbst eure Gegenwart genießen darf.“ schmunzelte Elithea ein wenig und versuchte die Stimmung durch eine geschwisterliche Anekdote zu lockern. Aber wie sooft in letzter Zeit ließ sie sich einfach nicht vertreiben, diese dunkle Wolke, die wie ein drohender Dämon über dem Kopf der sanften Fürstentochter hing, sie zu verschlingen drohte. “Ich befürchte, wir werden nie das ganze Ausmaß erfahren, nie wirklich verstehen können, was diesen Frevler Stafford dazu getrieben hat meine Heimatstadt anzugreifen und…“ Elithea presste fest die Lippen zusammen, schluckte schwer, ehe sie fast aggressiv noch einen Schluck Tee nahm, nur um den Satz nicht vollenden zu müssen. Es war das eine, in ihren Augen, einen Angriff gegen den Großkönig zu starten, aber ganz etwas anderes einen unschuldigen Fürsten willkürlich zu ermorden, nur weil er seinem Lehnsherrn treu ergeben war. Seinen Unmut gegen den Großkönig, so er denn einen hegte, hätte man doch auch anders Luft machen können, als mit einem Mord.
Ihr Kinn zitterte ein wenig, als sie in die leere Tasse starrte und mit aller Macht ihre Trauer zurück in die Tiefen ihrer Seele zwang. Hier war kein Platz dafür, keine Zeit dafür. Vielleicht würde es nie einen Platz geben, eine Zeit, sie freizulassen. Sie spürte den Knoten in ihrer Kehle, den schweren Batzen in ihrem Magen, der gärte und faulte und vergiftete. “Vielen Dank, eure Hoheit.“ wisperte sie leise, ehe sie wieder an Stimme gewann. “Wir werden gerne auf euer Angebot zurück kommen, sollte es Bedarf geben.“ Doch auch ihr habt nicht die Macht mir meinen Vater wieder zu bringen. wollte sie anfügen und schämte sich gleichwohl für ihre schnippischen Gedanken. Er meinte es doch nur gut. “Gleichsam möchte ich euch anbieten, und ich hoffe ich spreche da im Namen meiner ganzen Familie, dass wir uns gerne nützlich machen wollen, um uns für eure Großzügigkeit erkenntlich zu zeigen. Deshalb scheut auch ihr euch nicht davor uns Aufgaben anzutragen, so wir denn dienlich sein können, um unsere Dankbarkeit auszudrücken.“ und um die Schulden zumindest ansatzweise begleichen zu können.
Die Pause, die der junge Prinz so wohlwollend anbot, blieb ungenutzt, gefüllt von nichts mehr als fröhlichem Vogelgezwitscher und leisem Blätterrauschen. Sie konnte es einfach nicht, so sehr sie es auch wollte, so sehr es auch drängte in die Welt geschrien zu werden, so sehr sich die Tränen auch einen Weg bahnen wollten, sie konnte es einfach nicht. Er war, trotz allem, ein Fremder, ein ihr Höhergestellter, dem sie mit ihren schnöden Trauersorgen nicht zur Last fallen sollte, durfte. Vielleicht irgendwann. Später. Und doch nickte sie langsam, sachte, kaum merklich, als stille Anerkennung seiner Offenheit sich ihrer Nöte zu öffnen. Das rechnete sie ihm hoch an, denn in seiner Position, nicht nur als Königssohn sondern auch als baldiger Bräutigam, musste er dies nicht tun. Und auf eben jene Hochzeit kam er alsbald zu sprechen. “Ist das nicht ein wenig die übliche Aufteilung? Die Braut gestaltet nach ihren Geschmäckern und der Bräutigam akzeptiert?“ versuchte sie wiederum die Stimmung zu heben. “Seid ihr denn zufrieden mit eurer Braut?“ nur war es an ihr eine doch recht persönliche Frage zu stellen, doch ging es hier sicherlich nicht um Liebe oder Zuneigung. Nein, in ihren Kreisen waren andere Dinge wichtiger, politische Vorteile, vor allem. “Sie ist sicherlich eine Zierde und ein Gewinn für eure Familie. Und sie wird sich mit eurer aufmerksamen Zuwendung sicherlich ebenso schnell hier zurechtfinden und King’s Portal als Heimat ansehen.“ Den kleinen Nebensatz konnte Elithea nur all zu gut verstehen. “Es ist verlockend, nicht wahr, sich dem Moment hinzugeben, einfach nur zu sein, nicht zu denken, nicht zu fühlen. Und doch ist es nur ein Trugbild, das wir uns selbst vorgaukeln, um einen Augenblick nicht mit dem Schwermut des Alltags konfrontiert zu werden. Eine Erholung, sicherlich, aber keine Lösung.“ Nur war es an Elithea kurz mit der Teetasse zu klirren, was Iulia dazu veranlasste hinzuzutreten und die beiden leeren Tassen aufzufüllen. "Vielen Dank, eure Hoheit. Ja, eure Blumenauswahl ist wirklich exquisit.“ wagte die Dienerin ein paar Worte, ehe sie sich wieder zurückzog.
Ganz ließ Elithea das Thema aber dann doch nicht los, das wohl oder übel sie immer begleitete. “Eure Hoheit, ich weiß, dass Politik nicht unbedingt ein angenehmes Sujet für ein Gespräch ist, schon gar nicht für Frauen, aber darf ich euch etwas fragen?“ Sie wartete nur einen Augenblick, wohl hoffend, dass ihr die Frage nicht verwehrt werden würde. “Ein Krieg ist unausweichlich, das ist mir wohl bewusst.“ Auch wenn dem sehr ambivalent gegenüberstand. Ohne Frage musste der verräterische König ob seiner Gräueltaten bestraft werden, da gab es keine Widerworte, aber musste es gleich ein Krieg sein, der alle Länder ins Verderben reißen würde? “Doch wie steht es um die Wahrscheinlichkeit, dass wir diesen auch gewinnen? Dass der treulose Stafford einer gerechten Strafe vorgeführt werden kann?“
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| Orpheus Castellanos |
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19-12-2024, 18:20 - Wörter:
Orpheus nickte höflich, obwohl seine Gedanken abschweiften. Die Worte der Trakastochter, insbesondere ihre unterschwellige Unsicherheit, blieben ihm nicht verborgen. Er war sich bewusst, dass ihre Familie sich in einer prekären Lage befand und dass vieles von der Gunst der Castellanos abhing. Doch was sollte er darauf sagen? Trost spenden? Es fühlte sich an, als sei das nicht genug. „Ich bin froh, dass ihr euch gut einlebt“, erwiderte er mit ruhiger Stimme, während er den Blick kurz senkte, um die Worte zu sammeln, die er als richtig empfand. „Mein Vater... der Großkönig... sieht es als seine Pflicht an, euren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten.“
Eine vage Formulierung, die er gewählt hatte, um einer tieferen Auseinandersetzung auszuweichen. Insgeheim fragte er sich, wie lange diese Arrangements Bestand haben würden, ob der Großkönig tatsächlich an einer langfristigen Unterstützung interessiert oder ob das Ganze nur eine taktische Geste war. Die Politik seines Vaters, gelenkt durch die Hand des Königs, erschien ihm oft wie ein Schachspiel, und er selbst fühlte sich dabei häufig wie ein Bauer, der nur von einer Position zur nächsten geschoben wurde. Dann fügte er mit einem kleinen Lächeln hinzu: „Bitte nennt mich Orpheus, wir sind doch unter uns.“
Der Prinz senkte den Blick kurz auf seine Hände, als Elithea von ihrer Schwester sprach. „Es freut mich, dass ihr meine Einladung als rechtzeitig empfandet“, begann er leise und zwang sich, das leichte Erröten bei ihrer Bemerkung über die vermeintliche Eifersucht ihrer Schwester zu ignorieren. „Vielleicht… wird es ja noch Gelegenheiten geben, sie ebenfalls einzuladen.“ Als Elithea jedoch plötzlich verstummte, ihre Stimme von dem Schmerz und der Wut über das Geschehene erstickt, fühlte Orpheus sich unvorbereitet. Er konnte ihren Kummer nicht einfach beiseiteschieben, noch weniger konnte er die Tragweite dessen, was ihre Familie erlitten hatte, vollständig begreifen. Dennoch spürte er, dass er etwas sagen musste – auch wenn er nicht sicher war, ob seine Worte Gewicht tragen würden. „Was Stafford getan hat…“ Er hielt kurz inne, seine Finger spielten nervös mit der Tischkante. „Es war ein Verrat von unvorstellbarer Tragweite. Ein Frevel, wie Ihr sagt. Es fällt schwer, zu verstehen, was Menschen zu solchen Taten treibt.“ Seine Stimme wurde etwas fester, als er weitersprach. „Aber eines bin ich mir sicher: Die Gerechtigkeit wird ihren Weg finden. Mein Vater, der Großkönig, wird nicht zulassen, dass solch ein Verbrechen ungesühnt bleibt. Ich weiß, es ist kaum ein Trost für Euch. Aber bitte glaubt mir, Euer Schmerz wird nicht unbeachtet bleiben. Ihr und Eure Familie seid nicht allein in diesem Dunkel.“ Seine Worte waren nicht perfekt, und er wusste, dass sie den Verlust nicht heilen konnten. Doch er hoffte, dass seine ehrliche Bemühung, Verständnis und Anteilnahme zu zeigen, vielleicht einen kleinen Funken Trost spenden konnte – oder zumindest den Eindruck hinterließ, dass sie in ihrem Kummer nicht vergessen waren.
Ihr Angebot, sich im Gegenzug nützlich zu machen, überraschte Orpheus ein wenig. Er nickte freundlich. „Wir werden sicherlich eine Aufgabe finden, die Euch Freude bereitet. Ich werde das Angebot an meine Mutter weiterleiten. Bis dahin seid bitte gewiss, Elithea, das ist keine Schuld, die Ihr begleichen müsst. Das ist das Mindeste, was wir für Euch tun können.“ Er hoffte inständig, dass er auch im Namen des Großkönigs sprach.
Die Pause, die er ihr anbot, wurde von fröhlichem Vogelgezwitscher und dem sanften Rauschen des Windes in den Blättern gefüllt, als ob es kein Übel auf der Welt gäbe. Orpheus wusste, dass er wahrscheinlich nicht die Vertrauensperson war, die Elithea brauchte, um sich zu öffnen, aber es war in Ordnung. Es lag ganz bei ihr, was sie mit seinem Angebot anfing und ob sie es überhaupt annehmen würde. Sie nickte, und Orpheus nahm einen weiteren Schluck aus seiner Teetasse.
Als das Gespräch auf die bevorstehende Hochzeit und seine Braut kam, gab er zu, dass ihn die Vorbereitungen der Feierlichkeiten weitaus weniger tangierten, als vielleicht von ihm erwartet wurde. „Es ist in gewisser Weise die übliche Aufteilung, ja. Die Braut bringt ihre Wünsche und Vorstellungen ein, der Bräutigam akzeptiert.“ Er setzte die Teetasse ab und sah Elithea einen Moment lang nachdenklich an. „Mit meiner Braut bin ich zufrieden, in dem Sinne, dass sie eine würdige Verbindung für unsere Familie ist. Ich bin sicher, sie wird sich einleben und sich hier wohlfühlen. Aber wie Ihr wisst, geht es weniger um Zuneigung als um das, was für alle Beteiligten von Nutzen ist.“ Ein leichtes Seufzen entglitt ihm. „Es ist eine pragmatische Entscheidung, keine romantische.“
Bei ihren tiefgründigen Worten über den Trugbild-Charakter des Moments trat ein sanftes Lächeln auf seine Lippen. „Ihr habt eine bemerkenswerte Sicht auf die Dinge, Elithea,“ sagte er mit aufrichtiger Bewunderung. „Vielleicht ist es genau diese Erkenntnis – das Akzeptieren der Vergänglichkeit und die Suche nach einem Weg durch den Schwermut –, die uns stark macht. Auch wenn ich gestehen muss, dass ich manchmal der Versuchung erliege, für einen Augenblick einfach nur zu vergessen.“
Als Iulia die Tassen nachfüllte und ihr höfliches Kompliment über die Blumenauswahl machte, nickte Orpheus ihr freundlich zu. Dann richtete er sich ein wenig auf, seine Haltung immer noch von Zurückhaltung geprägt, aber auch von dem Wunsch, den richtigen Ton zu treffen. „Ich kann mein Angebot nur widerholen, Elithea... Sollte Euch der Schwermut einmal zu sehr bedrücken, und sei es nur für einen Spaziergang oder ein Gespräch über belanglose Dinge, ich würde mich freuen, Gesellschaft zu leisten.“ Er wusste, dass er mit diesen Worten vorsichtig ihre Grenzen ansprach, ohne zu drängen, aber doch signalisierend, dass er bereit war, zuzuhören, wenn sie irgendwann mehr sagen wollte.
Orpheus neigte leicht den Kopf, um zu zeigen, dass Elithea ihre Frage stellen durfte, und lauschte ihren Worten mit wachsender Ernsthaftigkeit. Seine Hände ruhten still auf dem Tisch, die Augen auf ihr Gesicht gerichtet, während er die Tiefe ihrer Sorge erkannte. „Ich verstehe Eure Sorge,“ begann er nach einer kurzen Pause, „Ihr stellt eine sehr kluge und zugleich schwere Frage, eine, die mich selbst oft beschäftigt.“ Seine Stimme war ruhig, aber ein Hauch von Anspannung verriet, dass auch er keine leichte Antwort darauf hatte. Zumal er selbst die Tatsache, dass ein Krieg unvermeidlich sei, lange nicht hatte akzeptieren wollen. Jetzt, da der Prinz verstanden hatte, dass es unausweichlich war, klammerte er sich an die Hoffnung, dass das Heer, das Belisarius aufgestellt hatte, in der Lage sein würde, ihnen den Sieg zu bescheren.
„Der Ausgang wird von vielen Faktoren abhängen: den Kräften unserer Verbündeten, der Stärke unserer Armeen und – vielleicht am wichtigsten – der Moral unseres Volkes. Stafford hat vielen geschadet, und trotz seines Verrats hat er auch Unterstützer, und das dürfen wir nicht unterschätzen.“ Ein Schatten glitt über sein Gesicht, als er weitersprach. „Ich glaube, wir können siegen, nicht nur, weil wir es müssen, sondern weil ich, wie gesagt, daran glaube, dass Gerechtigkeit letztlich obsiegen muss. Doch wir dürfen nicht vergessen, welchen Preis wir für diesen Sieg zahlen werden.“ Sein Blick wurde sanfter, als er sie ansah.
„Ich wünschte, ich könnte Euch eine einfachere, klarere Antwort geben. Aber in solchen Zeiten ist Gewissheit oft ein seltener Gast.“
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| Elithea Trakas |
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16-01-2025, 00:28 - Wörter:
Elithea konnte nicht anders als ein wenig zu schmunzeln, als sie mit dem Henkel der Tasse spielte. Sie waren sich schon sehr ähnlich, in gewisser Hinsicht, der Prinz und sie. Beide waren sie unsicher, maßen ihren Worten viel zu viel Gewicht zu und haderten mit Sätzen, deren Bedeutung doch niemanden anderen zu interessieren hatte als nur sie beide, so wie sie hier an dem Tischchen im lauen Garten saßen. Und doch drucksten sie herum, brachten das Gespräch immer wieder zum Stolpern und zwangen sich dazu freundlich die Gegenwart des anderen für eine angemessene Zeit zu erdulden. Wobei, das war vielleicht zu harsch. Sie mochte Orpheus. Er hatte ihr nie etwas Unrechtes getan, war immer höflich zu ihr gewesen und aufmerksam, so wie eben mit dieser Einladung. Er war nicht aufdringlich, nicht arrogant oder herablassend, wenn gleich ihm seine Stellung als Sohn des Großkönigs ihm das durchaus ‚erlauben‘ würde.
Sie spitzte die Ohren, als Orpheus sich fast ein wenig zu verschlucken schien an der Erwähnung seines Vaters. Dass es in der Familie, so wie wohl in jeder, Spannungen gab, das war nicht weithin bekannt, aber doch ein wenig ein offenes Geheimnis, das man lieber nicht zu laut ansprach. Aber wenigstens hatte er noch einen Vater. Elithea presste ein wenig die Lippen zusammen, immer noch tief in ihrem Inneren gebeutelt bei jeder Erinnerung an den verlorenen Fürsten. “Bitte sprecht auch ihm, dem Großkönig, meinen Dank aus, so ihr Gelegenheit habt.“ Sie bezweifelte, dass es je zu einer Audienz mit König Augusto selbst kommen würde, wenn, dann würde wohl eher ihre Mutter in den Genuss kommen, aber sicherlich nicht sie selbst. Eine Pflicht also, sehr wohl, doch wie lange würde dieses Pflichtbewusstsein wohl anhalten? Sie könnten sich als Familie nicht ewig auf die Gnade anderer verlassen und doch hatte Elithea keinerlei Idee, wie sie denn selbst wieder zu Einkünften kommen sollten. Ein Beruf war ihnen allen fern und ohne eine Mitgift wäre auch eine lukrative Hochzeit wohl eher unmöglich, da sie nicht einmal einen Titel anbieten konnten.
In ihrem Fall, nun, ihre Gedanken waren seit der Reise aus Bardon Pass mit dem Caderitor verwoben und ganz praktisch gesehen, wäre eine solche Verbindung keine schlechte Chance. Er legte keinen Wert auf Macht oder Namen und Geld hatte seine Familie genug. Er wäre die Rettung aus all ihren tiefen Sorgen. Ein Lichtblick nach so viel Dunkelheit. Verklärt wanderte der Blick der jungen Fürstentochter an den Horizont und musste doch bald wieder ihre Träumereien verlassen. “Macht euch keine Gedanken um Larissa, Orpheus. Ihre Launen sind wechselhafter als das Aprilwetter. Was sie heute zu ärgern scheint, ist morgen schon längst wieder vergessen und alsbald ausgetauscht gegen die nächste Neuigkeit. Wenn ich sie nur ein wenig mit Tratsch versorgen kann, ist ihr Neid auch schon gestillt.“ konnte sich Elithea ein breites Schmunzeln nicht verkneifen und selbst aus Iulias Richtung war ein keckes Prusten zu vernehmen, das sie etwas unglücklich zu verbergen versuchte. Doch dann kam schon der nächste Themenwechsel und Elithea selbst fühlte sich hin und her geworfen in den Wogen ihres aufgewühlten Lebens. Sie spürte tief in ihrem Magen die Trauer um den Vater giftig gären, denn noch immer nicht war ihr die Gelegenheit gegeben, sich ihr wirklich stellen zu können. Gab es denn wirklich einen Grund für das Vorgehen des Frevlers? Welche Erklärung könnte jemals genügen zu rechtfertigen, was er getan hat? Was er nicht nur dem Land, der Stadt, nein ganz besonders ihrer Familie angetan hat. Wie konnte ein Mensch nur so gefühllos und brutal sein? Orpheus‘ Worte waren bemüht und wohl auch ernst gemeint, doch waren es trotzdem nur Floskeln, die kaum die Wunde heilen konnten, die in ihre Seele gerissen wurde. Sie taten gut, ohne Frage, aber Worte allein waren nicht genug. “Lieber wäre mir kein weiteres Blutvergießen, aber Staffords Verrat ist unverzeihlich und auch ein König muss die Konsequenzen seines Handelns zu spüren bekommen. Jede Handlung hat Folgen. Das muss ihm doch bewusst gewesen sein.“ hastig und so verborgen wie möglich wischte sie sich mit dem Ärmel über die tränenden Augen, was Iulia hinter ihr nur ein dezentes Räuspern entlockte. Erstens gehörte sich das nicht und zweitens durfte sie die Flecken dann wieder aus dem Gewand waschen, vielen Dank.
“Ich weiß, aber wenn ich nun nur untätig herumsitze, dann werden mich meine eigenen Gedanken irgendwann auffressen. Mit Haut und Haar, Orpheus. Ich muss etwas tun, dass mich ablenkt und mich mit anderem beschäftigt, als daran was passiert ist oder was nun noch vor uns liegt.“ brach es offen und unverblümt aus ihr hervor. Und fast, als würde sie ihren Worten mehr Ausdruck verleihen wollen, stellte sie die leere Tasse fast schon etwas zu abrupt auf das Tischchen ab. “Das soll jetzt nicht aufdringlich wirken, bitte, und es liegt auch nicht an euch allein mir meine Tage sinnvoll zu gestalten. Ich finde mir schon auch selbst eine Beschäftigung.“ ruderte sie gleichsam wieder mit scheuer Stimme zurück. Das wäre es ja wirklich, dass der Prinz nebst seinen Hochzeitsvorbereitungen sich auch noch um Elithea kümmern sollte! So war das nun nicht gemeint. Wie gut, dass nun eine Stille einkehrte zwischen ihnen, ein paar ruhige Momente, in denen kein Laut die Szenerie störte, außer das muntere Trällern der Vögel. Sie hatte sich in Rage geredet, ganz ungewohnt für das Mädchen, das sonst kaum ihre Fassung verlor, sondern meist von Bedacht und Besonnenheit gelenkt wurde. Da war es ihr schon lieber, dass das Thema wieder auf die Hochzeit zurückkam, die ja wahrlich ein freudiges Ereignis sein würde, das wohl jedem willkommen war. Den Sommer mit einem üppigen Fest zu beenden, bevor die nüchterne Kriegsmaschinerie ihr Werk aufnahm, kam gerade recht. “Ihr habt natürlich recht, dass die Politik immer vor der Zuneigung kommt, doch schließen sie sich nicht unweigerlich gegenseitig aus. Egal ob Pragmatismus oder Romantik zu Anfang im Vordergrund stand, ist es doch in beiden Fällen möglich eine harmonische Ehe zu führen. Weder das eine noch das andere ist ein Garant für eine glückliche Zukunft, wenn sich niemand darum bemüht.“ aber was wusste sie denn schon? Vermutlich hatte Orpheus weit mehr Erfahrungen in romantischen Dingen als sie. Aber es stimmte schon, egal warum und wie eine Ehe zustande kam, ob sie viele Jahre anhalten würde, konnten weder Liebe noch Vernunft zusichern.
“Bitte sagt mir nur, wenn ich zu viel rede.“ lief sie nun wahrlich rot an, als der Prinz sie ob ihrer Meinung sogar noch lobte. Eigentlich hielt sie sich mit einer solchen ja lieber zurück, schließlich wurde sie nicht immer gern gehört, aber mehr noch fühlte sich Elithea viel zu oft unerfahren und unwissend, als dass sie mit ihrer Meinung wirklich hausieren gehen könnte. Nun, vielleicht war Belisarius‘ Einfluss schon deutlicher in ihr aufgegangen, als sie ahnte. Wieder legte sich für einen Herzschlag ein liebevoller Ausdruck in ihren Blick, als sie an den Heermeister dachte. “Glaubt mir, je länger man versucht zu vergessen, verdrängt was einen bewegt, je mehr man es sich von sich schiebt, desto härter und vernichtender bricht es wieder über einen herein und verschlingt einen, da hilft keine Gegenwehr.“ nun, zumindest davon konnte sie wissend sprechen. Sie erlebte es gerade jeden Tag, verdrängte, vergaß, verschob und fürchte sich doch vor dem galligen Morat in ihrer Magengrube, die ihr die Kehle zuschnürte und irgendwann, dann, wenn sie am wenigsten daran dachte, sie wohl mit voller Wucht erschlagen würde, wenn sie sich denn endlich den Weg an die Oberfläche bahnen wollte. Sanftmild lächelnd sah sie zu dem Prinzen, die Dankbarkeit über sein Angebot stand ihr gut leserlich ins Gesicht geschrieben. “Ich werde sehr gern darauf zurückkommen, wenn es eure Zeit und eure zukünftige Gemahlin es erlauben.“ nicht, dass sie gleich Schuld an der ersten Ehekrise sein würde!
Bei jeder Silbe der Erklärungen des Prinzens über die Siegeschancen stellte es Elithea nach und nach noch mehr Härchen im Nacken auf. Sie konnte kaum verhindern, dass ihr ein kalter Schauer über den Rücken rieselte. Nachdenklich kräuselte sich ihre Stirn. An Verbündeten fehlte es ihnen wohl kaum und doch schien nur die Verbindung zum Sommerland wirklich sicher und dieses Wüstenreich war fern weg, getrennt durch einen ganzen Ozean, während Winter und Frühling Nachbarn waren, die noch dazu wie eine Mauer an mehreren Seiten sich um das Königsland schlossen. Keine gute Ausgangslage. Ja, sie konnten wahrlich nur auf die Kampfesstärke des Caderitor-Heeres hoffen, das gut ausgebildet und streng diszipliniert war. Doch auch die anderen Herrschaftsbereiche hatten ihre schlachtenhungrigen Männer, die für ihre Sache stritten. Wer konnte wirklich sagen, wer auf der ‚richtigen‘ Seite am Ende stehen würde. Sollte der Verräter Stafford wirklich auch unter den Bewohnern Castandors Zuspruch erhalten? Elitheas Schaudern wurde nicht weniger. “Wir haben den Konflikt nicht begonnen und doch müssen wir nun mit den Folgen leben und tun, was getan werden muss. Wie all das am Ende ausgehen wird, das weiß wohl nur Heofader. Uns bleibt nichts anderes übrig als darauf zu vertrauen, dass wir in seiner Gunst stehen und siegen werden.“ Elithea konnte dennoch kaum ertragen, dass ihre Familie unschuldig und ungefragt im Zentrum dieser Auseinandersetzung stand. Der Tod ihres Vaters, Heofader hab ihn selig, würde einst in den Geschichtsbüchern als Auslöser einer wohl zukunftsweisenden Konfrontation Erwähnung finden. Sie spürte, dass sie an der Schwelle zu einer Neuordnung der Welt stand, die ihr Angst und Bang werden ließ.
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