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Hail to the King, Hail to the One
20.09.1016 - 13:00
Arbeitszimmer des Großkönigs
Orpheus Castellanos *Augusto Castellanos

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Orpheus Castellanos
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#1
Hail to the King, Hail to the One
Kneel to the Crown, Stand in the Sun

Orpheus hatte die Nachricht seines Vaters am Morgen vor dem Training erhalten. Ein einziger, schlichter Satz, überbracht durch einen Diener: „Seine Majestät wünscht Euch zu sprechen, sobald es Euch möglich ist.“ Keine weiteren Erklärungen, keine Andeutungen, nichts. Doch diese wenigen Worte reichten aus, um seinen Geist in einen unaufhörlichen Sturm aus Gedanken und Vermutungen zu stürzen, der ihn den ganzen Vormittag nicht losließ.

Was will er von mir? Diese Frage hatte ihn durch das Training mit Belisarius begleitet, wie ein Stein, der in seinem Schuh drückte. Normalerweise half ihm das Kampftraining, den Kopf freizubekommen, doch heute war jeder Hieb, jede Abwehr, von einem flüchtigen Blick in die Leere begleitet. Seine Konzentration schwankte, und sein Lehrer hatte ihn mehr als einmal zurechtgewiesen. Doch die Ungewissheit nagte weiter an ihm. Warum ließ Augusto nach ihm schicken? War es eine Angelegenheit von Bedeutung oder einfach eine Laune? Würde ihn ein Gespräch erwarten, das ihm Halt gab – oder eines, das ihn zermürbte?

Sein Vater war selten ein Mann, der ohne Grund handelte. Zumindest hatte das früher einmal gegolten. In den letzten Jahren jedoch war Augusto schwer einzuschätzen geworden. Manche sprachen leise über den Einfluss des Weins, andere über die Schwere des Alters und die Verbitterung eines Mannes, der mehr verloren als gewonnen hatte. Orpheus vermutete, dass die Wahrheit irgendwo dazwischen lag. Es war schmerzhaft, den einst so strahlenden König in diesem Zustand zu sehen, und noch schmerzhafter, nicht zu wissen, was ihn in diesem Moment erwarten würde.

Nachdem er sich nach dem Training frisch gemacht und eine Kleinigkeit gegessen hatte – obwohl ihm jeder Bissen schwer im Magen lag –, machte er sich auf den Weg. Die langen Gänge des Palastes zogen sich endlos dahin. Orpheus ging mit festen, aber unruhigen Schritten, den Blick auf den Marmorboden vor sich geheftet. Die prunkvollen Wandteppiche, die majestätischen Säulen – einst Symbole des Ruhms seines Hauses – fühlten sich erdrückend an. Alles schien ihn daran zu erinnern, wie sehr das Gewicht der Erwartungen auf ihm lastete.

Sein Verstand drehte sich unaufhörlich um die Fragen und Sorgen: Ist er nüchtern? Hat er getrunken? Will er ein ernsthaftes Gespräch führen oder bin ich nur hier, weil er jemanden braucht, an dem er seine Wut auslassen kann? Er hatte die launischen Ausbrüche seines Vaters erlebt, seine unberechenbaren Wutausbrüche, ebenso wie die Momente seltener Klarheit, in denen Augusto noch einmal die Weisheit und Entschlossenheit seines früheren Selbst zeigte. Als Kind hatte Orpheus ihn bewundert – den strahlenden König, den weisen Herrscher, der in einer einzigen Audienz ganze Räume fesseln konnte. Doch diese Momente wurden seltener, und die Unsicherheit, in welchem Zustand er ihn antreffen würde, war fast unerträglich.

Als er schließlich die schwere Tür erreichte, die zum Arbeitszimmer des Großkönigs führte, schlug sein Herz schneller. Die Wache nickte ihm zu und zog mit einem kräftigen Zug die Tür auf. Ein süßlich-schwerer Geruch von abgestandenem Wein wehte ihm entgegen, bevor er einen Fuß in den Raum setzen konnte. Der Geruch verriet, dass Augusto bereits getrunken hatte. Das war keine Überraschung, aber es entlockte Orpheus dennoch einen stummen Seufzer. In gewisser Weise war das vielleicht sogar besser, als wenn sein Vater völlig nüchtern gewesen wäre. Der Wein brachte manchmal eine trügerische Milde mit sich, eine Art oberflächliche Nachsicht, die Gespräche weniger schneidend machte. Doch ebenso oft hatte der Alkohol das Gegenteil bewirkt – die Entfesselung eines Zorns, der unverhältnismäßig und unberechenbar war.

Orpheus konnte nicht wissen, welche Version von Augusto ihn heute erwartete. Das machte die Situation nicht einfacher. Es blieb zu hoffen, dass er bereits eine Phase gewisser weinseliger Zufriedenheit erreicht hatte.

„Prinz Orpheus, Eure Majestät“, verkündete die Wache, bevor sie sich zurückzog und die Tür hinter ihm schloss.

Der Raum lag im Halbdunkel, die Vorhänge halb zugezogen. Die Luft war stickig, die Bücherregale von einer feinen Staubschicht bedeckt. Der massive Schreibtisch, einst ein Sinnbild für Disziplin und Ordnung, war jetzt bedeckt mit Papieren, leeren Pokalen und einer halb entleerten Weinflasche. Dahinter saß Augusto, der Großkönig, ein Mann, dessen Präsenz immer noch Ehrfurcht gebot – auch wenn der Glanz in seinen Augen längst verblasst war.

Orpheus atmete tief ein, zwang sich zur Ruhe und trat näher. „Eure Majestät.“ Er verbeugte sich, wie es die Etikette gebot und blickte dann den König an.

„Ihr habt nach mir schicken lassen, Vater?" Seine Stimme war ruhig, kontrolliert. Doch in seinem Inneren tobte es.
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Land des Königs
*Augusto Castellanos
Land des Königs
Alter 56
Beruf Großkönig von Arcandas, König von Castandor
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#2
Samtrot schwappte der schwere Wein kreisend im goldglänzenden Kelch in der Hand des Königs, die träge auf der feingeschnitzten Armlehne des Stuhles ruhte. Irgendwelche verkopften Philosophen würden in der ewig gleichen Bewegung des Weines ein Sinnbild des beständigen Kreislaufes des Lebens sehen, ohne Anfang und ohne Ende, von Gott dazu erschaffen sich sich bis ans Ende aller Tage zu drehen. Idioten. Allesamt. Das Leben war einfach nur eine langweilige Abfolge von schnöden Ritualen und ermüdenden Sitzungen. Eines so sinnlos wie das andere, ohne Ziel und Ergebnis. Viele Worte, viel Rauch, viel Schall. Und dahinter verbarg sich einfach nur eine riesige Weite Nichts. Augusto war schon seit Langem dieses Lebens überdrüssig. Selbst Wein und (fremdes) Weib konnten ihn kaum noch erfreuen. Trägheit hatte sich längst in all seine Glieder ausgebreitet und selbst seinen Geist erfasst. Denn ehrlich gesagt, lief denn nicht alles auch wunderbar ohne ihn? Wann hatte er sich denn das letzte Mal so wirklich um ein grundlegend wichtiges Belangen kümmern müssen? Also etwas, das richtig lebensbedrohlich für sein Land und Volk war? Daran konnte er sich kaum noch erinnern. Gab es das denn überhaupt irgendwann?

So gesehen war er diesem Verräter Charles Stafford eigentlich fast dankbar, dass dieser Trottel in seinem jugendlichen Übermut Eastergold Meadow angegriffen hatte. Mal ehrlich, was hatte sich denn der Jungspund gedacht? Dass er mit dieser vollkommen aberwitzigen Situation selbst auf den Thron des Großkönigs kämpfen würde? Scheinbar nicht, denn Stafford war nicht weiter gezogen mit seinem Heer. Im Gegenteil. Nichts, absolut nichts folgte auf die Eroberung seiner Stadt. Was sollte der Blödsinn eigentlich? Was hatte der Knilch eigentlich wirklich vor? Wäre es nur beim Angriff auf Eastergold Meadow geblieben, hätte Augusto vielleicht noch irgendwie ein Auge zudrücken können. Blödsinn, natürlich nicht, aber dass der Stafford-Bube dann auch noch den Fürsten Trakas ohne eine wirkliche Anklage oder Verhandlung hatte hinrichten lassen, also bitte... da sagte man über Augusto er wäre willkürlich und unberechenbar!! Pah! Nein, diesen Verrat konnte Augusto nicht auf sich sitzen lassen! Die arme Familie! Was musste die alles mitgemacht haben? Das war Augusto vollkommen wurscht, ganz unter uns, aber es ließ sich doch ganz prächtig für seine Propaganda nutzen! Augusto war vielleicht besoffen, aber nicht blöd. Er wusste ganz genau, wie der politische Hase lief, welche haken er gerne schlug und wie man ihn vor sich hertreiben konnte. Es war ihm nur in den letzten Jahr(zehnt)en ziemlich wurscht gewesen. Nun aber nicht mehr.

Augusto rülpste und leerte den Becher mit einem zügig geübten Schluck. Ein tiefes Durchatmen folgte, dazu ein lautes "Prbrbrbrbr" der Lippen. Einziger Wehmutstropfen des neu sprießenden Enthusiasmus' des Großkönigs... seine Nachwuchs-Brut war dafür eigentlich gar nicht zu brauchen. Sein ältester war ihm eigentlich fast zu ähnlich, nicht wahr? Hurte sich durch die Bordelle und machte ihm auch beim Alkoholkonsum alle Ehre. Hätte er noch irgendwelche nützlichen Qualitäten, könnte Augusto fast stolz sein auf ihn. Zumindest mehr als auf den Zögling, den er zu sich bestellt hatte. Orpheus war eigentlich ein Witz. Jajaja, der Stilus war mächtiger als das Schwert. So ein absoluter Kack! "Nenn mir ein Beispiel, wo ein Schreibgriffel jemanden besser umgebracht hat, als ein Gladius!" Was sollte er bitte mit einem verweichlichten Kopfkind anfangen? Der an nichts anderes dachte als an Friede, Freude und Verse! Belisarius sollte den Burschen nur gut abhärten und den Pseudo-Intellektuellen Neffen Stavros gleich mit! Dem gehörte seine hochtrabende Fresse auch mal gehörig politiert, damit der mal erkennt, dass in Büchern nicht allein Weisheit verborgen war. War schon gut, dass die beiden mal ein wenig im Training vermöbelt wurden und ihre Körper trainierten. Achja, und dann gab es ja noch ein Paar Töchter, aber die waren so farblos, dass man sie gern mal vergaß. So farblos sogar, dass sie nicht mal den Kronprinzen von Farynn bezirzen konnten. Wie schwer war das bitte einem Burschen im besten Heiratsalter schöne Augen zu machen?

Noch ein tiefer Seufzer, als sich der Großkönig das schmerzende Hirn hinter der Schläfe massierte. Da wurde er auch schon von der Wache gestört, die die Ankunft seines Sohnes ankündigte. "Herein mit ihm! aber es bedurfte wohl keiner Aufforderung. Allein an den stillen, unsicheren Schritten erkannte er das Eintreten von Orpheus. Zimperlich. Wirklich. Festes Auftreten, das machte einen König aus!! Vielleicht sollte er seine Söhne selbst unter die Fittiche nehmen. Der stetige Einfluss der Mutter hatte sie wahrlich verwöhnt und verzogen. Das war ja nicht auszuhalten. Wo sollte das noch hinführen? Schwungvoll erhob sich Augusto aus dem Stuhl, drehte sich zu seinem Sohn um und leerte die Reste der Weinflasche in seinen Kelch. Hier wird nichts verschwendet. "Nana, nicht so förmlich, Sohnemann! Was soll das denn? Wir sind hier ja unter uns, da braucht es den ganzen Schnickschnack nicht." wie immer begleiteten seine Worte große Gesten, ohne dabei auch nur einen Tropfen zu verschütten, allerdings. Übung. "Komm, komm, kann ich dir was anbieten? Setz dich!" sprach er jovial und deutete auf eine Kline, die vor den Bücherregalen einer Wand stand. Gut, ein paar Pergamentrollen müsste man erst runterräumen, aber das würden wohl selbst die poetischen Arme des Prinzen schaffen, nicht wahr? "Na? Wie gehts dir, Orpheus? Hast du dir deine zukünftige Braut schon gut angeschaut? Ich muss ja sagen, da hat uns der alte Ridvan wirklich ein hübsches Vögelchen aus dem Süden geschickt, gell?" lachte er breit mit einem fast schon verschmitzten Funkeln in den sonst so alkoholtrüben Augen.
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Orpheus Castellanos
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#3
Mit leichtem Zögern trat Orpheus näher und musterte den Großkönig aufmerksam. Die Atmosphäre im Raum war von einer seltsamen Mischung aus Überschwang und Anspannung erfüllt. Augusto, der eigentlich für seine ständige Unruhe bekannt war, schien in einem Zustand weit entfernt von den gewohnten Ausbrüchen des Zorns. Doch diese überschwängliche, fast zu fröhliche Laune ließ Orpheus nur noch vorsichtiger und misstrauischer werden, denn die Stimmung konnte jederzeit kippen.
„Nein, danke, Vater“, sagte er leise und schüttelte den Kopf, als Augusto ihm etwas zu trinken anbot. Ein Blick auf das Tablett, das der Diener bereitgestellt hatte, ließ ihn erschaudern – die Flasche Wein war schon fast leer, er fragte sich, die wievielte es heute bereits war. Orpheus hatte wenig Lust, sich auf das alkoholgeschwängerte Niveau seines Vaters zu begeben.

Die Geräusche der Pergamentrollen, die er zur Seite schob, füllten die Stille, während er sich auf der Kline niederließ. Es war eine Kline von weichem Leder und feinstem Stoff, doch Orpheus nahm kaum wahr, wie angenehm sie sich anfühlte, so angespannt war er. Seine Hände ruhten verschränkt in seinem Schoß, die Finger leicht ineinander verschlungen, ein stiller Ausdruck seiner inneren Unsicherheit.

Der Kommentar seines Vaters über Prinzessin Naila ließ ihn unmerklich zusammenzucken. Die Formulierung war ihm unangenehm, fast abstoßend, doch wagte er nicht, dies direkt anzusprechen. Orpheus wusste nur zu gut, wie leicht sein Vater in solchen Momenten die Geduld verlieren konnte. Stattdessen wählte er seine Worte mit Bedacht, um nicht unnötig Öl ins Feuer zu gießen.„Ich… ich bin mir sicher, dass Prinzessin Naila viele Vorzüge hat“, begann Orpheus ausweichend. Er blickte dabei unaufhörlich auf den kleinen Beistelltisch vor sich, als könnte er dort eine Antwort auf die Fragen finden, die sich in seinem Inneren türmten. „Aber… Vater“, setzte er an, wobei er sich einen Moment nahm, um nach den richtigen Worten zu suchen, „ist es nicht ein wenig merkwürdig, dass Leandros als Thronfolger nicht derjenige ist, der mit Prinzessin Naila vermählt werden soll? Immerhin ist sie die Erstgeborene von König Ridvan. Wäre eine solche Verbindung nicht von größerem Nutzen für das Reich? Eine Heirat, die das Bündnis noch weiter stärken würde?“ Er hob vorsichtig den Blick, suchte in den Augen seines Vaters nach einer Regung. Er wusste nicht, ob er gerade etwas Ungehöriges gesagt hatte und ob sein Vater nicht im nächsten Augenblick losbrüllen würde. Doch er konnte die Frage nicht loswerden, die ihn schon so lange quälte, seit man ihm eröffnet hatte, dass er Naila heiraten sollte.

„Ich weiß, dass solche Entscheidungen nicht leichtfertig getroffen werden“, fügte Orpheus hinzu, diesmal mit ein wenig mehr Nachdruck in der Stimme, als wolle er sich selbst überzeugen. „Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich der Richtige für diese Rolle bin.“ Seine Stimme wurde immer leiser, als er den Satz beendete. Die letzten Worte klangen fast wie ein Flüstern, in denen sich die gesamte Unsicherheit und der innere Konflikt widerspiegelten, die ihn in dieser Situation quälten. Die Vorstellung, in naher Zukunft eine Frau zu heiraten, mit der er keinerlei Verbindung hatte, einer Prinzessin, die er kaum kannte – und dass er dies nicht aus persönlichem Wunsch, sondern aus politischen Erwägungen tun sollte – war ein Gedanke, den Orpheus kaum aushalten konnte. Er senkte den Blick wieder. Der sensible Prinz fühlte sich in diesem Moment einfach nur verloren, klein und unbedeutend, als stünde er in einem Labyrinth aus Erwartungen, das er selbst nicht betreten wollte. Alles, was er sich in diesem Moment wünschte, war, weit weg von all dem zu sein, vielleicht sogar in einer anderen Welt, in der diese politischen und familiären Verpflichtungen nicht existierten. Doch leider wusste er, dass es kein Entkommen gab.
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Land des Königs
*Augusto Castellanos
Land des Königs
Alter 56
Beruf Großkönig von Arcandas, König von Castandor
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#4
Meine Güte, es war ja gerade so, als würde der Vater dem Sohn ein Todesurteil überreichen! Wie, ja wie nur, könnte er Orpheus nur seinen steinharten Stock aus dem Arsch ziehen? Das war ja nicht auszuhalten! Gut, natürlich schätzte der Großkönig, dass wenigstens einer seiner männlichen Brütlinge ein wenig mehr Hirn hatte als der andere. Leandros war ja nur versoffen und hurte durch die Gegend. Jaja, schon gut, von wem hatte er das nur, mag man nun sagen, aber mal ehrlich, in seinem Alter war Augusto nicht derart unverantwortlich. Im Gegenteil. Leandros sollte erstmal was erreichen, dann konnte er sich gehen lassen. Das war die richtige Reihenfolge! Allerdings könnte sich Orpheus doch auch ein wenig von seinem Bruder abschauen. Das Leben war nicht nur Kopf und Denken und Zweifel und Zaudern. Ein wenig Spaß durfte er sich ruhig gönnen. Und ein Gläschen Wein. Vielleicht auch mal ein Mädchen. Aber vor allem ein Wein. Musste ja keine Flasche sein. Mit einem Gläschen ließe sich auch beginnen.

Aber der Sohn schüttelte anklagend den Kopf und runzelte nur noch mehr die Stirn. Der Blick zu den Weinflaschen war mehr als offensichtlich und veranlasste Augusto nur zu einem ausgedehnten Augenrollen gepaart mit einem tiefen Seufzen. "Herrgott, Orpheus, ich muss mich wirklich nicht vor dir rechtfertigen, oder?" knurrte er "Lalle ich? Wanke ich? Speib ich? Nein, also kannst du wohl annehmen, dass ich ein normales Gespräch mit dir führen kann. Oder denkst du, ich bin nicht so intelligent wie du?" ließ er sich schwungvoll und doch recht schwer auf einen gepolsterten Sessel nieder. Seine Worte begleitete er dann doch mit einem offenherzigen, fast schon verschmitzten Grinsen, dass ihn beinahe spitzbübisch wirken ließ. "Geh bitte, jetzt entspann dich, das ist ja nicht auszuhalten! wackelte Augusto schwungvoll mit dem Weinglas. Sein Blick wich keinen Augenblick vom Sohn, der auf der Kline wirkte wie ein bis aufs Äußerste angespannter Bogen, bereit jeden Moment loszugehen. "Ich fress dich schon nicht. Das würd ich deiner Braut doch nicht antun wollen, wo sie doch die mühevolle Reise zu uns auf sich genommen hat." außerdem sollten sie beide Erben produzieren. Wobei selbst da hatte Augusto Bedenken, ob Orpheus wusste, wie er das anstellen sollte. Da half alles nachdenken nicht, da musste man fühlen und tun. Der Großkönig konnte nur hoffen, dass die Wüstenblume ein wenig von ihrem sonnigen Charme spielen lassen würde, um ihn zu verführen.

Wie er stammelte! Lieber nahm Augusto einen Schluck Wein, bevor er sich noch zu einer weiteren zynischen Aussage hinreißen ließ. Und sein starrer Blick erst. Der Großkönig war sehr versucht mit irgendeiner plötzlichen Aktion den Sohnemann zu erschrecken, vielleicht konnte ihn das ein wenig auflockern oder sollte er ihn einmal gehörig an den Schultern schütteln? "Ich hoffe doch, dass du dich auch selbst von ihren Vorzügen überzeugst." und das sagte er nicht einmal anzüglich. "Lerne von ihr und bring ihr bei, wie es ist in Castandor zu leben. Das macht eine glückliche Ehe aus. Aufeinander zu hören und miteinander zu leben." klang seine Stimme seltsam ernst und ehrlich. Und es stimmte ja auch, zumindest so lange, bis man sich auseinander gelebt hatte und einander nichts mehr zu sagen hatte. "Sei doch froh." seufzte Augusto laut. "Ich sags dir ehrlich, du bist ja alt genug dafür, dass man dich nicht mehr in Watte packen muss. Natürlich haben wir Leandros vorgeschlagen, aber mit seiner Vita hat sich dein werter Bruder nicht gerade als Muster-Schwiegersohn dargestellt. Daher haben sie sich für dich entschieden. Also vergeige es bloß nicht, auf dir liegt mehr Verantwortung, als du denken magst!" ein leises Rülpsen wurde gerade noch unterdrückt. "Naila mag zwar die Erstgeborene sein, aber das Erbe geht dennoch an ihren Bruder. Sie musste ja so oder so woandershin heiraten, wenn es denn kein Elefantenzüchterbaron aus den eigenen Reihen werden sollte. Und wer wäre da nicht besser, als ein Sohn des Großkönigs! Sie hätten es nur schlechter erwischen können. Und ein starkes Bündnis ist es so oder so. Das brauchen wir gerade auch dringend, jetzt wo der Stafford-Arsch meint uns ungestraft ins Gesicht furzen zu können." grummelte Augusto zwischen zusammengebissenen Zähnen. Diesen Emporkömmling würde er nur zu gern in die Finger kriegen und dann in seinem besten Wein ersaufen. Das wäre es ihm wert. Wobei er auch nichts dagegen hätte den Frühlings-Fotzke vorher auch noch gehörig zu quälen.


"Und du glaubst, du hast da eine Wahl?" raunte der König in seinen ungestuzten Bart. "Glaubst du mich hat irgendwer gefragt? Glaubst du irgendwer wird gefragt, was er sich als sein Schicksal wünscht?" ein leichtes Kopfschütteln ob der verträumten Ignoranz des Sohnes. "Und weißt du, wieviele mit dir tauschen wollen würden? Ein leichtes Leben, genug zu essen und trinken, ein warmes Bett, keine Sorgen, Bildung, Möglichkeiten und dazu noch eine wirklich hübsche Frau an seiner Seite. Bist du dir eigentlich bewusst, was du für ein Glück hast? Und das bedauerst du, nur weil du nicht 'tun kannst was du willst'? Wer kann das schon? Weder der Bettler, Bauer oder Edelmann. Jeder hat seinen Platz und seine Aufgabe, damit die Gesellschaft funktioniert! Dass du den Luxus hast, über deine Stellung und deine Wünsche überhaupt nachzudenken, das verdankst du dem Umstand, dass du Prinz bist und kein Tagelöhner, der um sein Überleben kämpfen musst!" jetzt wurde der Becher endgültig geleert und auf das kleine Abstelltischchen geknallt. "Hör mir gut zu. Wenn du so intelligent bist, wie du meinst und uns allen vor die Nase hältst, dann wirst du gefälligst einen Weg finden, wie du mit deinen ach so furchtbaren Aufgaben und Verpflichtungen zurecht kommst. Denn sonst können wir das auch gern ganz schnell ändern. Der Stafford klopft schon an die Tür und würde deine Rolle sicherlich liebend gern übernehmen und meine noch dazu."
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Orpheus Castellanos
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#5
Orpheus' Kiefer mahlte kaum merklich, während er den Blick seines Vaters erwiderte. Augusto mochte verschmitzt grinsen und sich in seiner nonchalanten Art gefallen, aber Orpheus ließ sich davon nicht täuschen. Dies war keine harmlose Unterhaltung – es war eine Prüfung, getarnt als scheinbar sorgloses Gespräch. Der Prinz ließ den aufbrausenden Monolog seines Vaters über sich ergehen, während sich in ihm ein bitterer Knoten bildete. Es war wie immer. Augusto redete und redete – laut, direkt, ohne Rücksicht auf Zwischentöne oder Feingefühl für das, was zwischen den Worten lag. Alles wurde heruntergebrochen auf Stärke, Verantwortung, Pflicht. Dabei erkannte er nicht, dass in Orpheus' Kopf ein Sturm tobte, den man nicht mit einem Glas Wein oder einem Mädchen besänftigen konnte. Natürlich wusste Orpheus, dass sein Vater von seinem inneren Ringen nur gelangweilt war. Er wollte einen Sohn, der das Leben nahm, wie es kam, der nicht alles hinterfragte. Einen, der ein wenig mehr so war wie er selbst.

Doch Leandros war ihm dann wieder zu ähnlich – das war auch nicht gut. Er verspielte seine Chancen noch, bevor er überhaupt König war, während Augusto wenigstens lange genug in der Lage gewesen war, ein Reich zu regieren und zusammenzuhalten, ehe er sich dem Alkohol verschrieb. Orpheus war sich sicher, dass sein Vater trotz aller Ungeduld und seines Spotts sehr genau verstand, welche Last auf ihnen allen lag. „Ich hinterfrage nicht deinen Intellekt, Vater“, erwiderte er schließlich leise. „Nur deine Prioritäten.“ Seine Haltung blieb steif, als wäre er in Stein gemeißelt, während sein Blick kurz auf dem Weinglas verharrte, das sein Vater so schwungvoll umherwirbelte. Dann atmete er langsam aus.

„Und ich danke dir für deine… väterlichen Sorgen um meine Ehe. Der Prinz legte eine kühle Betonung auf das Wort. „Aber du brauchst dir keine Gedanken zu machen. Ich bin mir der Erwartungen bewusst.“ Erwartungen. Nicht Wünsche. Nicht Hoffnungen. Erwartungen. So war es immer gewesen.

Die Bemerkung über seine Braut ließ seine Schultern unwillkürlich anspannen. Oh ja, er hatte verstanden, was von ihm verlangt wurde – ein Bündnis, Erben, Stabilität. Orpheus hatte Naila kaum kennengelernt, doch schon jetzt wurde ihm klargemacht, dass es nicht nur darum ging, sie zu heiraten, sondern sie auch glücklich zu machen. Wie, bitte sehr, sollte das funktionieren? Er, der sich nie leicht tat mit Menschen, sollte plötzlich ein harmonisches Eheleben führen? Wo war die Anleitung dafür? Kein Buch erklärte ihm, wie man das tat. Zephyr hatte ihm geraten, sich und Naila Zeit zu lassen – dann würde sich schon alles ergeben. Aber es fühlte sich an, als balanciere er über eine Schlucht und müsse einfach darauf hoffen, nicht abzustürzen.

Orpheus nickte langsam, als sein Vater weitersprach. Ja, er hatte geahnt, dass Leandros sich nicht gerade wie ein Muster-Schwiegersohn benahm. Doch er hatte gedacht, dass dessen Stellung als zukünftiger Großkönig für sich sprach. Immerhin war es in den besten Familien kein Geheimnis, dass Ehemänner sich Mätressen hielten oder dem Wein zu sehr zusprachen. Dennoch – so schien es – hatten Nailas Eltern nicht nur den Thron, sondern auch das Wohl ihrer Tochter im Sinn. Der Prinz runzelte die Stirn, als sein Vater sich ungeniert über Charles Stafford echauffierte, und unterdrückte einen Seufzer. Es war bezeichnend: In einen Atemzug hielt Augusto eine Rede über die Bedeutung einer glücklichen Ehe, im nächsten verlor er sich in politischen Rachefantasien.

„Zephyr meint, ich solle als Galionsfigur die Truppen anführen. Das werde ich tun, wenn es gewünscht ist und unsere Soldaten motiviert. Seine Stimme war ruhig, beherrschter als es in seinem Inneren aussah. „Doch Vater… ich ersuche dich dringend, Leandros zu befehlen, sich mir anzuschließen. Ob er will oder nicht. In diesen Zeiten müssen wir dem Volk zeigen, dass wir als Einheit auftreten – nicht, dass der Kronprinz mit Abwesenheit glänzt.“

Orpheus wurde knallrot, als sein Vater weitersprach. Warum er sich überhaupt beschweren würde? Er hatte ein weiches Bett, Privilegien, ein sorgenfreies Leben. Und natürlich hatte er keine Wahl. Natürlich wusste er das. Doch es so unverblümt ausgesprochen zu hören, ließ es nur umso schwerer wiegen. „Ich verstehe, Vater“, sagte er schließlich, leise, aber deutlich. Es lag keine Rebellion in seiner Stimme, keine Auflehnung – nur die mühsam unterdrückte Schwere eines Gedankens, der sich nicht abschütteln ließ. Ja, er hatte Essen. Ein Dach über dem Kopf. Bildung. Möglichkeiten. Und doch fühlte sich sein Leben nicht an wie ein Segen, sondern wie eine Reihe unsichtbarer Fesseln, die sich mit jedem Tag enger um ihn legten. „Ich bin mir bewusst, was ich für Privilegien habe“, fuhr er fort und senkte den Blick, als könnte er sich darin sammeln. Er wollte nicht undankbar klingen. Nicht wie ein Träumer, der die Wirklichkeit nicht verstand. Aber wie konnte sein Vater nicht sehen, dass er gerade deshalb so viel nachdachte? Dass er nicht aus Trotz zögerte, sondern aus Angst?

Orpheus zuckte zusammen, als sein Vater den Becher auf den Tisch krachen ließ. Der Klang hallte nach – lauter als die Worte, die ihn treffen sollten. Seine Hände blieben ruhig in seinem Schoß, doch innerlich fühlte er sich, als würde ein unsichtbares Band sich immer enger um seine Brust ziehen. „Ich halte niemandem etwas vor die Nase oder bilde mir ein, klüger zu sein als andere.“ Orpheus biss sich auf die Unterlippe, zwang sich zur Ruhe. Die Worte trafen ihn härter, als sie sollten. War das wirklich das Bild, das er abgab? Ein eingebildeter Prinz, der sich für klüger hielt als der Großkönig und alle anderen? Als sein Vater Stafford erneut erwähnte, atmete Orpheus tief ein. Die Bedrohung war real. Ihr Königreich stand am Abgrund. Seine Finger schlossen sich kurz zu einer Faust, bevor er sie wieder lockerte. „Ich werde tun, was nötig ist“, sagte er schließlich. Es war keine Kapitulation. Kein Trotz. Nur die leise Erkenntnis, dass er ohnehin keine Wahl hatte.
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*Augusto Castellanos
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Beruf Großkönig von Arcandas, König von Castandor
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#6
Wie verkrampft konnte man eigentlich sein? Orpheus musste durch und durch von Muskelkater durchzogen sein, so steif und angespannt wie er da vor dem Vater saß, während dieser in seinem Sitz eher majestätisch lungerte. War es daher denn ein Wunder, dass Augusto mit seinem Sohn so wenig anfangen konnte? Wann hatte er denn das letzte Mal fröhlich und befreit lächeln gesehen oder auch nur zufrieden und in sich ruhend schmunzeln? War Leandros, der ältere Bruder, dem Großkönig fast schon zu ähnlich - und damit für eine Thronfolge auch keine Hilfe - war Orpheus wie ein schwarzes Loch, das jeden Spaß und jeden Genuss freudlos verschluckte. Und Augusto hatte wirklich schon viel versucht, seiner Meinung nach zumindest, um den Sohn etwas aufzuheitern und ihm die Vorzüge des royalen Lebens schmackhaft zu machen. Was Orpheus allerdings an Lebensfreude zu fehlen schien, hatte Leandros offensichtlich in überschwänglichem Überfluss. Am Liebsten, wenn das denn ginge, wollte Augusto seine beiden Söhne zerkleinern, zusammen mischen, und aus dem Zuviel der beiden das perfekte Mittelmaß formen, einen Sohn, der sowohl Vergnügen als auch Verantwortung kannte und beides zur rechten Zeit an den Tag zu legen wusste. Aber ja, leider, das war nicht im Bereich der Möglichkeiten, selbst für einen Großkönig, also musste er sich mit den beiden Gegensätzen zufrieden geben, wohl oder übel.

Und dann musste Augusto dennoch schmunzeln, als Orpheus mit kläglich leiser Stimme Kritik am eigenen Vater äußerte. Na schau an! Hat der kleine Poet doch Schneid? Vielleicht war ja nicht alles verloren, vielleicht war die Ehe doch ein Vorteil an dem er wachsen und erwachsen werden konnte. Die heiße Wüstenblume würde ihm wohl sonst gar noch die Schreibfeder verbrennen mit ihrer sommerländischen Art! "Bravo, Sohn! Aber wenn du schon meinst mich kritisieren zu müssen, dann mach es das nächste Mal mit fester Stimme und sieh mir dabei in die Augen, sonst nimmt dich keiner ernst. Steh zu deiner Meinung, wenn du schon all deine wachen Augenblicke damit verbringst sie dir mühsam zu bilden." Heofader im Himmel, wunderte es wirklich irgendwen, wenn Augusto bei so einem Gesprächspartner zum Wein greifen musste? Dennoch, der Kelch in seinen Händen wurde weiterhin nur geschwenkt und nicht an die Lippen geführt, warum auch immer. Aber Orpheus stoische, spartanische Art verdarb ihm dem Durst. Dieser anklagende Blick war ja nicht auszuhalten! Aber ja, die neue Generation musste wohl immer die Ansichten, Eigenarten und Handlungsweisen der Vorgänger anzweifeln und sich dabei als allwissende Retter der Zukunft positionieren, und erkannten dabei nicht, dass ihr Wohlstand auf der Arbeit der Älteren fußte. Von sicherem und wohlgenährtem Stand ließ sich gut anklagen. Augusto kannte das, er war ja zugegebenermaßen wohl in seinen jungen Jahren ebenso engagiert und enthusiastisch die Welt aus den Angeln heben zu wollen. Er hätte wohl auch gern das Rad neu erfunden, bis er erkennen musste, dass man ein System nicht so leicht ändern konnte und die Rädchen, an denen es zu drehen galt, viel zu verworren waren, um auch wirklich alle Konsequenzen vorherzusehen. Außerdem konnte man es ohnehin nicht jedem Recht machen, daher musste er wohl auch schon früh lernen, dass er manchmal einfach der Böse sein 'musste'.

"Bitte wie willst du mit deiner Einstellung unsere Soldaten motivieren, wenn du selbst nicht einmal überzeugt bist?" musste Augusto dann doch ein wenig schnaufen und mit den Augen rollen. "Du hast keinerlei Feuer oder Elan, weder für dich selbst und schon gar nicht für unsere Truppen. Und ob du die richtigen Worte oder Rhetorik finden würdest, das vage ich auch zu bezweifeln." Orpheus dachte viel und schrieb davon wohl auch so einiges auf, aber Ansprachen oder Reden oder Diskussionen zu halten, sich durchzusetzen und andere zu überzeugen, damit hatte er noch nicht wirklich brilliert. "Da wäre dein Bruder eindeutig die bessere Wahl, der hat zumindest Charme und Charisma und kann Leute für sich gewinnen. Tut mir leid, aber daran musst du eindeutig noch arbeiten, wenn du irgendetwas produktives für unserer Familie erreichen willst. Und damit meine ich nicht die Publikation deiner gesammelten Gedicht-Werke." Orpheus hatte allerdings nicht Unrecht, was Leandros anging. "Über deinen Bruder zerbrich du dir nicht deinen Kopf. Er wird schon noch früh genug erkennen, dass auch für ihn die fetten Zeiten vorbei sind und er sich seinen Pflichten stellen muss. Seine Rechte hat er lang genug ausgenutzt." jetzt wäre eigentlich der passende Zeitpunkt für einen ordentlichen Schluck Wein, aber Augusto nahm nur einen tiefen Atemzug. "Konzentriere dich lieber darauf, was DU für diese Einheit tun kannst und wie du deine Ehefrau vielleicht nutzbringend einsetzen kannst. Sie muss genauso ihren Teil beisteuern." Sie hatten genug sommerländische Truppen im Lande, die es zu beherrschen und zu begeistern galt, schließlich kämpften sie für eine eigentlich fremde Sache und sollten besser nicht aus der Reihe fallen, schon gar nicht auf dem Schlachtfeld selbst.


"Herrschaftszeiten, Orpheus! Wenn du etwas zu sagen hast, sprich so, dass man dich auch versteht!" dieses Geflüster und Getuschle machte Augusto wahnsinnig. Und diese untertänige Ergebenheit ertrug Augusto noch viel schwerer, zeugte es doch von einer Leere und einer Antriebslosigkeit, die Augusto dem Sohn am liebsten aus dem Leib prügeln wollte. "Aber?" forderte er Orpheus nun deutlich heraus. "Du bist dir deiner Privilegien bewusst, gut so... aber? Da kommt doch noch was, also, raus mit der Sprache. Die Gelegenheit kriegst du vielleicht nur einmal, also, was verstehst du und bist doch blutleer wie ein Regenwurm? Verständnis sieht anders aus. Ich will Tatendrang und Initiative, nicht farblosen Gehorsam. Ich will Überzeugung und Feuer!" Gut so, dass der Sohn zusammen zuckte, vielleicht wachte er dann endlich auf. Aber wieder kam erst nur ein fast trotziges Aufmüpfen, wie von einem kleinen Kind, das beim Keksstehlen erwischt wurde. Und dann wieder nur ein duckmäuserisches Ergeben. Augusto konnte gar nicht so viel Seufzen, wie er gerne wollte. "Und was, liebster Sohn, denkst du, das nötig ist? Was willst du tun?" Vielleicht konnte er so ein wenig Leben in ihn hineinstacheln.
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