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The beauty of a desert flower lies in its resilience
27.08.1016 - 16:00
Gärten des Königspalastes
Ismeth Abd al-Azim Naila Castellanos

Unregistered
Ismeth Abd al-Azim
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#1
Man sollte meinen, soviel Zeit wie er im Palast war anstatt sich um seine Elefanten zu kümmern, dass Ismeth sich mittlerweile an den Prunk gewöhnt hatte. Und zu einem gewissen Teil mochte das stimmen, wie er sich manchmal in einer ruhigen Minute selbst zugestehen konnte, obwohl es Dinge gab, die ihm selbst das kunstvoll gestaltete zu Hause der Königsfamilie nicht bieten konnte. Loulia, die Albino Elefantendame, war nicht hier und ihre großen dunklen Augen fehlten ihm jeden Tag, wie sie ihm auf Schritt und Tritt zu folgen schien und ihn von der Arbeit mit den anderen Tieren ablenkte. Sie liebte es, wenn er an ihren wackelnden Ohren zupfte und es juckte ihm viel öfter in den Fingern, als Ismeth jemals zugegeben hätte. Doch das stolze zur Schau stellen von Macht und Reichtum verursachte ein ganz eigenes Fingerzucken und wenn er genug hatte von endlosen Reden und den aufgeplusterten Egos der anderen Männer am Hofe, zog er sich am liebsten in die Gärten zurück. Das imposante Spiel mit den einzelnen Brunnen, welche die direkte Umgebung herunterkühlten, war eine so augenscheinliche Demonstration von Herrschaft – nicht nur über die Menschen des Landes, sondern des Landes selbst. Der König konnte es sich leisten, das kühle Nass nur wegen des sanften Plätscherns zur Schau zu stellen und je länger er darüber nachdachte, desto weniger wollte ihm einfallen wann er den König eigentlich zu letzt in seinem eigenen Garten gesehen hatte. Ismeth schnaufte und strich sich langsam über den Bart, das war ein Gedanke für einen anderen Tag, er hatte sich doch ausruhen wollen!

Also schlenderte er weiter, den Luxus genießend, mal nicht unter Zeitdruck zu stehen, bei keiner Sitzung anwesend sein zu müssen oder jemandem zuhören zu müssen, dessen Klang der eigenen Stimme wichtiger war als das tatsächlich Gesagte. Er wagte es, die mit Gold beringten Finger in einen der Brunnen zu halten, sich abzukühlen und ein paar seiner Sorgen dort zu lassen, als er weiter schritt und einen weiten Bogen lief, um jeden Winkel des Gartens zu erkunden. Aber vielleicht hatte er nicht genug Sorgen zurückgelassen, wie anders konnte er sich denn erklären, so in Gedanken vertieft zu sein, dass er die Prinzessin erst im letzten Moment wahrnahm!? Er hätte besser aufpassen müssen, denn sie hatte sicherlich Besseres zu tun als nun von ihm gestört zu werden. Doch er war bereits zu nah, sie hatte ihn sicherlich gehört, er konnte jetzt nicht einfach umdrehen und schweigend von dannen ziehen. Also verbeugte er sich wie es sich geziemte. “Eure Hoheit.” Seinem tiefen Nicken folgte der restliche Oberkörper in einer gekonnten und mit Vehemenz einstudierten Verbeugung, die nichts von seiner angespannten Stimmung verriet. “Bitte verzeiht, ich wollte Euch keinesfalls stören.” Seine Entschuldigung klang ehrlich, wenn auch nicht sonderlich beschämt, denn er war in Tagträume verfallen und hatte ihre Ruhe nicht mit Absicht gestört.

Nachdem er sich erhoben hatte, erlaubte sich der Elefantenzüchter einen weiteren Blick auf Naila, die junge Prinzessin die in absehbarer Zeit einen ganz anderen Abschnitt ihres Lebens antreten würde. Ob sie sich sorgte? So wie er um Yasirah, die sich sicherlich ganz schrecklich einsam fühlte, wenn ihre Tochter erst einmal fort war. Oder war sie ebenso genervt von dem ganzen Tamtam, so wie er selbst damals, als sein Vater ihn unbedingt dazu bringen wollte zu heiraten? Und stand es ihm überhaupt zu, sich um sowas Gedanken zu machen. “Ich...” Seine Worte nicht zu finden kam selten genug vor, doch Ismeth fühlte sich mehr denn je als Eindringling. “...setze meinen Weg dort drüben fort.” Er wies mit einer Hand in irgendeine Richtung und bewegte sich doch nicht fort, ohne von ihr eine Reaktion zu erhalten und sicher sein zu Können, sie nicht über die Maße beleidigt zu haben.
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Naila Castellanos
Königsland - Admin
Alter 20
Beruf Prinzessin
Wohnort Castandor, King's Portal
Stand Verheiratet
User Letha
#2
Naila einmal alleine zu erwischen war etwa so selten, wie man eine Wüstenmaus dabei beobachten konnte, den Kopf bei Tageslicht aus den Dünen zu stecken. Wenn nicht eine ihrer Gesellschafterinnen ihrem Beruf nachging und ihr Gesellschaft leistete, dann waren es doch Ranya oder Malek, die um sie herumschwirrten und mit irgendwelchen Nichtigkeiten ablenkten. Hin und wieder fand man einen Gelehrten in ihrer Anwesenheit, etwa den jungen Duba oder ihren Tutor Araj, öfter gab es adelige Frauen in ihrem Alter, die wünschten, mit ihr Zeit zu verbringen, während ihre Väter oder Ehemänner in den schattigen Räumen des Palastes Geschäfte und Bündnisse sicherten. Und wenn sie doch mal gesellschaftslos war, dann lediglich zurückgezogen in ihren eigenen Gemächern. Sie wusste ja selbst nicht, warum sie heute die trockene, fast unerträglich heiße Luft der frischen Brise in den Schatten ihrer Fenster vorgezogen hatte. Trotz der Pflanzen, die sich in diesem Teil der privaten, königlichen Gärten in ihrer Vielfalt und Größe übertrafen, stand die Luft zu dieser Stunde und würde jedem Besucher feine Schweißperlen auf die Stirn treiben, der nicht in dieses Wetter hineingeboren worden war. Einzig die Tropfen, die durch das seichte Plätschern des Brunnens auf Nailas nackten Armen landeten, versprachen eine angenehme Abkühlung - von der Nachmittagshitze und von ihren Gedanken.
Ehrlich gesagt hatte sie es nicht mehr ausgehalten. Jeden Tag fühlte sie sich aufs Neue, als würde sie die wenige, kostbare Zeit in ihrer Heimat vergeuden, wenn sie in ihren Gemächern blieb und nicht jedes Detail ihrer geliebten Gärten aufsog wie die trockenen Steppen das seltene Regenwasser. Es war ihr auch ein leichtes, in den Schatten ihres Schlafgemachs an die wohlriechenden Düfte erinnert zu werden, die auf ihrer Haut mittlerweile eine Gänsehaut auslösten, denn diese Düfte hatten sich in den königlichen Gemächern des Königs festgesetzt und ebenso in ihrer Kleidung, wenn sie ihrem Vater einen Besuch abstattete. Langsam, doch stetig schlug ihr Blick nach oben, über die Pflanzen hinweg dorthin, wo eine Palme den Blick auf den großen, ausladenden Balkon verbarg. Ob ihr Vater wieder rauchte? Ob sein Verstand überhaupt klar genug war, dass er ihr zuwinken könnte, wenn er an seinem Fenster stehen würde?
Vermutlich hätte Naila den Neuankömmling selbst nicht bemerkt hinter all den Farnen und neben dem Plätschern des Brunnens, auf dessen Sims sie sich niedergelassen hatte. Die langen, schwarzen Haare zu zwei schlichten Zöpfen gebunden und gekleidet in einen Zweiteiler aus Silber-Ornamenten und einem fliederfarbenen Satinrock hatte sie nicht erwartet, dass sie heute noch jemand anderen außerhalb ihrer Familie antreffen würde. Das transparente Tuch, das ihre nackten Arme und ihre Taille verdecken sollte, hatte sie der Erfrischung wegen neben sich auf den warmen Stein gelegt. Es überraschte sie, Ismeth zu sehen, wie er - ohne scheinbar eine Ahnung zu haben - auf sie zu schlenderte und erst ein paar Meter vor ihr seinen Blick auf sie richtete. Ebenso erstaunt, wie Naila feststellte; in halbem Recht, denn sie hatte sich nicht anderweitig bemerkbar gemacht. Auf seine Verbeugung speiste ein sanftes, dezentes Lächeln ihre Lippen, perfektioniert in einer Vollkommenheit, wie sie vermutlich nur den Prinzessinnen dieses Landes innewohnte. Auch sie ließ sich nichts von ihrer inneren Unruhe anmerken, griff aber doch nach dem Stoff neben sich auf dem Stein, um ihn sich um die Schultern zu legen. “Nicht doch, Ihr stört nicht.” Naila war es gewöhnt, Menschen mit Halbwahrheiten abzuspeisen, um sie nicht in Verlegenheit zu bringen. Genau genommen gehörte es sich nicht, dass Mann und Prinzessin allein miteinander sprachen, ohne die Sicherheit einer Gouvernante oder dritten Person. Da dies die privaten Gärten der königlichen Familie waren, ließ sich Naila keine Schuld zusprechen, dass dieses Aufeinandertreffen so überhaupt stattfand - zwei wandernde Seelen, die ihrergleichen Ablenkung oder Beistand suchten. Etwas sagte ihr, dass Ismeth sich ebenso verloren hatte wie sie selbst, auch wenn er schon wieder drauf und dran war, sich von ihr zu entfernen. Sie kannten sich nicht sonderlich gut, doch besser, als sie sich zugestehen würden, und Naila konnte ehrlich gesagt ein wenig Ablenkung gut gebrauchen. Und wenn es nur ihr gegenseitiges Schweigen war, was sie davon abhielt, ihre Gedanken in die Zukunft schweifen zu lassen. “Dieser kleine Platz ist groß genug für Zwei”, deutete sie mit einer ausgelassenen Geste auf diese kleine Oase inmitten des Gartens, gelegt aus Stein, der vor einer Stunde noch die Sonne geküsst hatte. Neben dem Brunnen war außerdem eine Bank im Schatten der Palmen aufgestellt worden. “Wenn Ihr möchtet, könnt Ihr mir auch ein wenig Gesellschaft leisten.” Es war keine Aufforderung, mit ihr Zeit zu verbringen - Naila war nicht die Person, die Forderungen an einen Mann stellte. Wenn er sich entschied, hier zu bleiben, dann aus vollkommen freien Stücken und nicht etwa, weil sie ihn darum bat. Im Falle einer Zustimmung würde sie die Sklavin in ihrem Rücken bitten, Erfrischungen zu holen und ihre Gouvernante zu benachrichtigen, wohl im Wissen darüber, dass sie hier im Palast nie unbeobachtet sein würde. Ganz gleich, wie versteckt die aufmerksamen Augen auch sein mochten.
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Ismeth Abd al-Azim
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#3
Es war ein zauberhaftes Lächeln, welches die junge Prinzessin ihm präsentierte und doch konnte Ismeth das Gefühl nicht abschütteln, dass sich darunter noch etwas anderes verbarg. Wahrscheinlich ein recht anmaßender Gedanke, wenn man bedachte wie wenig sich die beiden wirklich kannten und wie wenig sie in den Augen der Gesellschaft miteinander zu tun hatten. Gar nichts. Ismeth war nichts weiter als ein Berater von vielen und sie war die junge, hübsche Prinzessin deren Leben sich in den nächsten Wochen drastisch verändern würde. Aber sie war auch Yasirahs Tochter und ihr ähnlicher als wahrscheinlich beide Frauen wahrhaben wollten. Wenn die Königin lächelte konnte er manchmal sogar deuten, welches unterschwellige Gefühl von ihrer antrainierten Höflichkeit vertuscht werden sollte. Bei Naila konnte er nicht mal vage entziffern, welche Gefühle sich in ihrem perfektionierten Lächeln widerspiegelte.

Mit einem weiteren, dankbaren Kopfnicken ließ sich Ismeth auf die kleine Bank sinken. Nah genug, um eine Unterhaltung zu führen, weit genug entfernt um keine Gerüchte zu schüren die ihr schaden konnte. Die Leere hinter ihr, wo normalerweise Gesellschafterinnen, Familienmitglieder oder wenigstens eine Gouvernante anzutreffen war, schien heute besonders groß. Auch wenn die Königin die Wahrheit in seinem Herz kannte, so hoffte der Elefantenzüchter inbrünstig, so würden die anderen Menschen im Palast nicht verstehen, dass er nur zufällig allein mit der Prinzessin war. „Habt Dank, eure Majestät.“ Er blieb ebenso förmlich, aber seine Stimme hatte sich weiter beruhigt und ließ nichts von seinen aufgeregten und beinahe besorgten Gedanken erkennen. „Es ist gnädig von Euch, mir etwas eurer wertvollen Zeit zu schenken. Ich hoffe ihr genießt den heutigen Tag?“ Wahrscheinlich hatte sie alle Hände voll zu tun, eine königliche Heirat war kein leichtes Unterfangen und selbst seine eigene Eheschließung hatte ihn an den organisatorischen Wahnsinn getrieben. So viele kleine Entscheidungen, die sicherlich ein vollendetes Bild abgaben, mit den Jahren jedoch an Wichtigkeit verloren und schlussendlich nicht mal mehr eine Erinnerung waren. Ismeth leckte sich über die trockenen Lippen und legte seine Hände ganz gesittet auf seinen Schoß.

Es war nicht leicht ihm die Sprache zu rauben, doch für einen Moment herrschte Stille zwischen ihnen, untermalt von dem beruhigenden Plätschern der Brunnen und den sanften Geräuschen von sich im Wind wiegenden Blumen. „Habt ihr nachfragen lassen, ob ein paar der Blumen auch in Castandor gedeihen?“ Seine dunklen Augen blieben an einem der knorrigen, aber gesund aussehenden Gulnar Bäumen hängen. „Vielleicht ein Granatapfelbaum? Oder eine Rosenart?“ Ismeth wusste selber nicht wo seine sehnsüchtige Stimmung herrührte, die ihn sich vorstellen ließ, wie er sich wohl allein in einem fremden Land fühlen würde. „Dann umgibt Euch immer ein Stück Heimat.“ Erklärte er seine Gedanken und warf ihr einen freundlichen Blick zu.
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Naila Castellanos
Königsland - Admin
Alter 20
Beruf Prinzessin
Wohnort Castandor, King's Portal
Stand Verheiratet
User Letha
#4
Mit einer Höflichkeit, wie sie nicht anders von einem Berater im Dienste der königlichen Familie zu erwarten war, tanzte Ismeth um die unerwartete Situation im Beisein der Prinzessin, und doch merkte man ihm an, dass er den Rhythmus heute nicht fand. Er fragte sie danach, wie es ihr an diesem Tag ging und sie lächelte, der Blick nur für einen winzigen Herzschlag auf seinen Händen, dass es nicht einmal eine Erwähnung wert war. Sie lächelte, gerade warm genug, um nicht nur seine Höflichkeit zu erwidern, sondern auch, um sich auf der schmalen Grenze zu bewegen, die sie beide zwischen sich aufzubauen pflegten. “Bis aufs Äußerste. Es ist angenehm, einmal keinen Verpflichtungen nachgehen zu müssen.” Mit einer ausladenden, doch zarten Handbewegung deutete sie auf die Flora um sie herum. “Oft vergisst man doch, dass es schon genug sein kann, einfach nur im Grünen zu sitzen und den Brunnen beim Plätschern zu lauschen.” Die unscheinbaren Schritte der Sklavin, Nailas eigener Schatten, waren längst eins geworden mit dem rauschenden Wasser, das der Prinzessin die notwendige Erfrischung und einen noch viel notwendigen Geräuschpegel bescherte, ohne dabei zu laut zu sein. Im Gegenteil, es war beruhigend, dem Brunnen zu lauschen, nur zu lauschen und seinen Geist von der unruhigen Wasseroberfläche treiben zu lassen. Im Vergleich zu dem Wasser, das sie bald schon wieder überqueren würde, hielt das Plätschern die Leichtigkeit einer Feder.
Vielleicht würde es auch Ismeth in seiner Nervosität beruhigen. Wenn es nach der Prinzessin ging, dann konnten sie auch nur schweigend nebeneinander sitzen, mutmaßte sie doch, dass der Berater nicht in den Gärten herumstreunerte, weil er auf der Suche nach Gesellschaft war. Aber genauso, wie sich ihre Wege und dann ihre Blicke gekreuzt hatten, musste das nicht unbedingt etwas Schlechtes sein. Gesellschaft. Es war eine Kunst für sich, Ruhe in der Stille zwischen ihnen zu finden und es doch als Gemeinsamkeit zu betrachten, zur gleichen Zeit am gleichen Ort die gleiche Luft zu atmen. Die eine fand mehr Gleichgewicht in der Gegenwart, als es der andere zutun schien, und wieder lächelte Naila. Diesmal eine Spur wärmer, während sie ihren Blick vom Brunnen wieder auf ihn richtete. “Meine Gouvernante wird gleich hier sein”, bat sie ihm einen Ausweg an und gleichzeitig einen Grund, zu bleiben. “Wenn Ihr also möchtet, könnt Ihr gerne bleiben.” Er musste ihr nicht mitteilen, dass er nervös war, sie wusste es bereits. Was versprach sie sich schon aus diesem Gespräch? Eine Ablenkung? Interessante Gesprächsthemen? Ein Grund, ihre Gedanken mit einer Person zu füllen, die nicht ohnehin der Stoff ihrer Träume war. Sich mit einer anderen Seele zu beschäftigen, tat sie gerne, und heute war ihr Ismeth in die Arme gelaufen. Solange er ihr erlaubte, seine eigenen Sorgen zu lösen, würde sie genau das tun. So fuhr sie interessiert fort: “Ich habe gehört, in Yalewdal geben sich Brautpaare das Ja-Wort am Rande der Wüste, zwischen aufgeschlagenen Zelten und Dünen. Habt Ihr eure Frau dort geehelicht, oder doch hier in der Hauptstadt?” Erzähl mir mehr. Wenn Naila sich nicht recht täuschte, hatte Ismeth seine Frau sehr früh bereits wieder verloren, und man sah immer noch eine gewisse Traurigkeit in seinen Augen, die vermutlich nie ganz verblassen würde. Ob ihre Mutter die Trauer auch wie einen Schleier tragen würde? Dennoch hoffte sie, dass sie den Elefantenzüchter mit schönen Erinnerungen speiste, dass er gediegen war, von seinen eigenen Hochzeitserfahrungen zu berichten.
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Ismeth Abd al-Azim
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Beruf
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User
#5
Es war zu gleichen Teilen beruhigend wie beunruhigend, wie die Prinzessin genau zu wissen schien, woher seine rührselige Stimmung stammte. Oder besser formuliert, dass sie ihm seine Besorgnis an der Nasenspitze anzusehen schien, ganz egal wie präsent die in seinem Gesicht prangte. Ismeth senkte ergeben den Kopf und blieb tatsächlich sitzen, entspannte sich sogar etwas und folgte dem Beispiel der erhabenen Figur neben sich und lauschte dem leisen Wasserspiel der Brunnen um sie herum. Er hatte auf der Farm auch einige, nicht zuletzt als Tränken für seine Tiere, doch die Opulenz hier im königlichen Garten konnte er nicht mal im Ansatz nachahmen. Auch wenn sie auf seine Frage nach der Vegetation des Königslandes nicht einging und seinen anscheinend unzulänglichen Versuch einer Aufmunterung umging, so verriet die Prinzessin ihre Gedanken mit den nächsten Worten und er glaubte einen Deut von Neugierde zu erkennen, als sein Blick kurz über ihre dunklen Augen schweifte. Es war ein persönliches Thema, dessen war er sich bewusst, und dennoch. Vielleicht war es an ihm, ihr Mut zuzusprechen für die kommenden Wochen und vielleicht war es ihre Art, ihn von seiner eigenen Laune abzulenken, deren dunkle Schwere er heute nicht abschütteln konnte. Es war die Sehnsucht nach der Königin, die seine Sinne gefangen nahm und er wünschte sich inbrünstig, dass auch die junge Prinzessin einmal dieses Gefühl erleben würde. Es war bittersüß, nicht immer einfach, und dennoch wollte er dieses Gefühl bis zu seinem letzten Atemzug in sich tragen. Ismeth schluckte und verscheuchte seine Gedanken an die Konsequenzen, die ihre Affäre heraufbeschwören würde, wenn sie nicht weiterhin so vorsichtig waren wie kleine Mäuse in einem Garten voller Habichte.

“Dann bleibe ich gerne, eure Majestät, und stehe euch mit Rat und Tat zur Seite. Und ein paar Geschichten, wenn euch daran gelegen ist.” Er lächelte und versuchte sich an seine eigene Hochzeit zu erinnern, was ihm nicht immer gelang. Ismeth verband damit mehr den Verlust seiner Frau und noch viel mehr seines Sohnes, diesem kleinen Hoffnungsschimmer, der bereits erloschen war bevor er die Welt sein eigen nennen konnte. Es vergingen Wochen, Monate, ohne einen Gedanken an sie und dann reichte eine wohlgemeinte Frage aus, ihm Erinnerungen wie gemalte Bilder vor sein Auge zu zaubern. Und plötzlich erinnerte ihn das sanfte Plätschern vom Wasser an die Melodie ihres Flötenspiels. Das Zwitschern der Vögel an ihr helles Lachen. Die Farben der hier wachsenden Blumen an das grün ihrer Augen. Sherine war ihm eine gute Ehefrau gewesen und er schlcukte, auch wenn das alles nun schon ein Jahrzehnt hinter ihm lag.

“Meine Frau stammte aus Yalewdal …” begann er, nicht wissend ob es nur ein Zufall war, diesen Namen von den Lippen der Prinzessin zu hören “... und sie war wunderschön. Unbeschwert. Ihre Augen funkelten wie Juwelen.” Ismeth konnte sich ein schwärmerischen Lächeln nicht verbieten und ließ ihm einen entschuldigenden Blick folgen. Das war nicht ihre Frage gewesen. “Unsere Hochzeit fand sowohl in ihrer Heimat statt, wie auch auf der Elefantenfarm meiner Familie. Meine Eltern und meine Geschwister sind gemeinsam angereist und haben den Hazan Sayyid entsprechend im Haus ihrer Familie verbracht und dann am darauffolgenden Tag bin ich auf einem Elefanten reitend zu ihrem Haus zurückgekehrt und habe ihre Familie und sie mit Geschenken überhäuft. Selbst der Elefant war eines davon, auch wenn die Familie ihn nicht halten konnte und bald darauf weiter verkaufen musste.” Ismeth grinste, wie jung er damals gewesen war! “Und dann ist habe ich sie entführt und wir sind den ganzen Weg zurück zur Farm gemeinsam geritten, sie hatte so schreckliche Angst vor den Tieren, ich musste beinahe befürchten meine Frau bereits vor dem Beenden der Feierlichkeiten zu verlieren, weil sie sich bei jedem Schnauben zu Tode erschreckte.” Diesmal lachte Ismeth und schüttelte amüsiert den Kopf. “Die eigentliche Eheschließung, wenn ihr so wollt, erfolgte dann einen Tag später, wir feierten Niran erst am vierten Tag, weil es so lange dauerte ihre Familie zu uns anreisen zu lassen. Es gab ein ausladendes, feierliches Essen und Tänze und Wein und Gesang. Es war ein gutes Fest.” Er nickte, die letzten Erinnerungen, die noch vor seinen dunklen Augen anhielten, vertreibend. Seine Ehe hatte nicht mal ein Jahr gehalten.
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Naila Castellanos
Königsland - Admin
Alter 20
Beruf Prinzessin
Wohnort Castandor, King's Portal
Stand Verheiratet
User Letha
#6
Ob es die richtige Entscheidung war, jemanden alte Erinnerungen aufleben zu lassen, wenn man doch gar nicht wusste, wie sie ihn mitnehmen würden? In Nailas Absicht ließ sich kein böser Wille finden, als sie ihren Gesprächspartner fragte - höchstens ein Bereuen, während sie beobachtete, wie verschiedenste Schatten über Ismeths Gesicht huschten. Doch im Kontrast malten seine Worte Bilder von Unbeschwertheit, Edelsteinen und lachenden Gesichtern in die Luft, beinahe als wagte er selbst den Versuch, seine Wogen zu glätten. Es fiel der Prinzessin leicht, den Bildern zu folgen und selbst zu lächeln, wenn Ismeth es tat - ohne Zögern gemeinsam mit der Erinnerung an seine Frau. Die Erzählung von der protzigen Darbietung seines Elefanten ließ sogar ein Funkeln in ihre Augen treten, war sie doch drauf und dran, sich vorzustellen, wie sie sich fühlen musste, wenn ihr Bräutigam sich so präsentierte. Zwar war Orpheus ein Teil der Großkönigsfamilie, aber von Größe verstand ihre Heimat doch mehr: Ein größeres Fest, größere Darbietungen, Ismeth, der auf einem Elefanten ritt und seine Braut damit zu Tode erschreckte. Das Lächeln der Prinzessin war keineswegs gespielt, sondern ehrlich amüsiert. Unbewusst strichen ihre Finger über den Stoff, den sie vor der Blöße ihres Bauches zusammengebauscht hatte, und zogen sich leicht um ihn zusammen, während sie auch dem Rest der Erzählung lauschte. Höflich genug, ihn ausreden zu lassen, ergriff sie erst wieder das Wort, als das letzte Bild in ihrer Mitte verblasste.
“Eine sehr effektive Taktik, die Braut auf einem Elefanten zu entführen, wo sie gar nicht mehr ohne Eure Hilfe runter kann.” Wie oft man Naila selbst entführen hätte können, würde man die Sprache ihrer Elefantendame verstehen und, nun ja, an den Gardisten und an der Reisebegleitung vorbeikommen. Es musste spannend sein, zum ersten Mal auf einem zu reiten, bildeten sich ihre eigenen Erinnerungen an den ersten Ritt doch klar und deutlich vor ihr ab. Das Gefühl, sich so weit oben in Sicherheit zu wiegen, war unbeschreiblich und zu tausend Mal dem unberechenbaren Gemüt eines Pferdes oder Kamels vorzuziehen. “Ihr erinnert Euch sicher noch an Shanti, nicht? Seit ich sie habe, begleitet sie mich so oft es geht auf meine Reisen”, führte sie aus und schweifte absichtlich etwas von dem Thema ab, was sie angeschnitten hatte. “Anfangs mag es vielleicht ungewohnt sein, aber man gewöhnt sich schnell an die Höhe und lernt die Sanftmütigkeit dieser Tiere zu schätzen.” Nailas Lächeln spiegelte ihre Worte wider, aber auch ihre Freude verblasste ein wenig. Shanti zählte zu den vielen Personen und Lebewesen, die sie hier im Sommerland zurücklassen würde, wenn sie ihr neues Leben auf dem Festland antrat und sich in die Hände eines fremden Mannes begab, der sie nicht auf einem Elefanten entführen würde. Es würde auch kein Saram Amanil geben, sie würde keine sieben Schritte mit ihrem Bräutigam gehen und sich nicht in der vertrauten Umgebung ihrer Gemächer die Hände von ihrer Mutter mit Henna bemalen lassen. Wenn sie doch ihre eigene, große Reise antrat, warum tat es dann so weh, Lebewohl zu ihrer Heimat zu sagen?
Im Schatten der Bögen erklangen schwere Schritte, dahinter leichte Schritte und Naila neigte ihren Kopf, nur um ihre Gouvernante in Begleitung ihrer Sklavin zu sehen. Das Lächeln galt nun auch ihnen, als sie die Präsenz mit einem Nicken wahrnahm und sich wieder ihrem Gesprächspartner zuwandte. Noch war sie nicht fertig mit ihm und seinen Geschichten, mit denen er sie beide doch so gut abzulenken vermochte. “Tanzt Ihr gerne, Ismeth?”, knüpfte sie an seine Geschichte an und schien ehrlich interessiert daran. In ihrer Stimme schwang ein Beigeschmack mit, den sie sich nicht so recht zugestehen wollte. Denn auch hier unterschieden sich die beiden Länder. Während sie sich in Matariyya die Füße wund getanzt hätte, würde sie in Castandor an der Freude ihrer Gäste teilhaben, so hatte man sie doch zumindest unterwiesen. Eine Prinzessin tanzte nicht, bis sie nicht mehr laufen konnte, wenn sie in derselben Nacht doch noch andere Pflichten zu erfüllen hatte. Es war leichter, nicht Mittelpunkt des Geschehens zu sein. Es war leichter, nicht sie zu sein.
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Ismeth Abd al-Azim
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#7
Ismeth musste lachen, ausgelassen und vielleicht auch ein wenig ertappt, als sie ihre effektive Taktik lobte. Wenn es doch nur immer so einfach wäre. Seine Finger wischten ihre Worte aus der Luft, doch er grinste sie freimütig an. “Ich bin ein schlauer Mann, wenn ihr mir diese Worte erlaubt.”Naila hatte dieses Talent einem Ego zu schmeicheln, ohne es aufgesetzt oder übertrieben wirken zu lassen und es wirkte so sanftmütig, dass Ismeth beinahe etwas Angst um das Königsland bekam. Wenn es die junge Prinzessin schaffte, sich ein dickeres Fell anzulegen und über die seltsamen Gebräuche ihrer baldigen Heimat hinwegsah, würde sie es dort ganz vortrefflichen finden und sich schnell ihren Platz verdienen. Sie war nicht nur ein Bindeglied zwischen den Völkern oder eine Marionette, um beide Königshäuser miteinander auszuspielen, nein, sie war auch eine junge Frau die wahrscheinlich so viel Angst hatte wie seine eigene Braut damals. Und sie hatte keine starke Elefantendame an ihrer Seite, von der sie sich selbst herunterlassen konnte. Ismeths dunkle Augen funkelten und er vertrieb die väterlichen Gefühle in seiner Brust, die ihm nicht zustanden.

“Es freut mich sehr zu hören wie gut Shanti und ihr zueinander gefunden habt, sie ist ein wahrer Goldschatz und ihr freundliches und besonnenes Wesen ein Zeugnis, welchen wohlwollenden Charakter ihre Herrin inne hat.”Ein Lob an Naila, denn auch wenn er den Elefanten sehr akribisch getestet und ganz besonders wegen ihrer ruhigen Art ausgesucht hatte, war es doch die Liebe und Pflege der Prinzessin, die dafür gesorgt hatte, dass es sich über die Jahre nicht geändert hatte. Wie oft kamen einst hervorragend ausgebildete Tiere zu ihm zurück, verschreckt und aggressiv, weil man sie nicht schätzte. Doch Naila war eine sanftmütige Natur und so war Ismeth nie besorgt gewesen, ihr einen Elefanten aus seiner Zucht zu schenken. Noble Tiere für noble Menschen. “Werdet ihr Shanti mitnehmen können?”Fragte er, halb aus der Besorgnis heraus, ob jemand im Königsland überhaupt das Wissen besaß, sich um das Tier richtig zu kümmern und halb aus dem Gedanken heraus, dass es wiederum etwas sein könnte, was Naila zugunsten dieser Heirat aufgeben musste. Er verstand es ja, zu einem gewissen Grad, aber bei der Vorstellung ein geliebtes Tier zurücklassen zu müssen, stellten sich die Haare in seinem Nacken auf. Diese Barbaren!

Die Ankunft der Bediensteten unterbrachen seinen Gedankengang, was vielleicht auch besser war bevor ein paar unhöfliche Worte über seine Lippen traten und er seine Meinung kundtat, die ihm nicht zustand zu offenbaren. Seine Hand strich stattdessen seine Kleidung zurecht und wartete ab, was nun von ihm erwartet wurde. Ob sie schon genug von einem alten Mann und seinen Erinnerungen hatte, doch Naila bat ihn mit einer weiteren Frage zu bleiben. Er nickte, doch ein freches Grinsen zierte seine Lippen. “Ich liebe es zu tanzen, auch wenn ich nicht besonders gut darin bin. Meine Mutter bezeichnet mich gerne als einen opulenten Elefanten in einer Töpferei, weswegen ich es vorziehe, nur in großen Räumen ohne wertvolle Vasen zu tanzen.”Sein Kopf neigte sich leicht, ein Scherz auf seine Kosten, der sie hoffentlich aufheiterte. “Und ihr? Freut ihr euch schon auf die vielen Feste in den nächsten Wochen?”
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Naila Castellanos
Königsland - Admin
Alter 20
Beruf Prinzessin
Wohnort Castandor, King's Portal
Stand Verheiratet
User Letha
#8
Mit einem intellektuellen Mann auf gleicher geistiger Ebene zu reden, und sei es nur mit gesunder Distanz und Höflichkeit, war eine angenehme Ablenkung für die Prinzessin. Tatsächlich wagte sie sogar zu behaupten, dass sie mit ihren Fragen, präzise und aufmerksam platziert, auch Ismeth aus seiner üblichen Routine brachte. Den Umständen entsprechend wirkte er recht nervös, verständlicherweise, konnten doch die wenigsten von sich sagen, mit der Prinzessin einmal mehr als ein paar höfliche Worte gewechselt zu haben; schon gar nicht, wenn sie weder verlangten Stand noch Familiarität mitbrachten. Ganz zu schweigen davon, dass man sie in der Öffentlichkeit eben genau so erlebte: Oft in Schweigen gehüllt, ganz den Werten entsprechend, die man ihr als Frau und Prinzessin des Königshauses zusprach. Nun war sie es, die das Gespräch leitete, auch wenn sie ihn mehr sprechen ließ; so wie er es war, der sie das Gespräch leiten ließ und sich dem sanften Ziehen und Wenden hingab, bis sie eine Richtung einschlugen, die Naila zusagte. Mit der Elefantendame waren sie auf sicherem Ufer und die Prinzessin neigte dankbar den Kopf. “Sie ist ein Prachtexemplar, das nur von einem erfahrenen und gütigen Züchter zu solcher Größe heranwachsen konnte”, spiegelte sie sein Kompliment wider, die Worte so flüssig gesprochen wie ein Brunnen voll Honig. Auf Ismeths nächste Frage erlaubte sie sich sogar ein breites Lächeln, ihr Braun ehrlich und kalkuliert mit Freude gespickt. Oder zeigte sie Amüsement? “Ich bin nicht bewandert im Schiffsbau, aber nie habe ich von einem Elefanten auf dem Festland gehört. Ist Shanti nicht zu schwer, um über See transportiert zu werden?” Der Berater musste es besser Wissen und Naila glaubte ihm. Aber selbst wenn es möglich wäre, dann hätte sie den Gedanken, die Albinodame mitzunehmen, schnell verworfen. Große Tiere bargen große Verantwortung. “King’s Portal ist ihr fremd, und sie ist den Menschen dort fremd.” Naila schüttelte sanft den Kopf und ließ ihn sachte in Richtung ihrer Schulter fallen, während ihr Blick sich kurz in dem Brunnenwasser verlor. “Nein, bevor sie leidet, möchte ich sie lieber hier behalten.” Für einen Herzschlag schien sie mit dem Gedanken zu spielen und ihn aufrollen, dann richtete sie ihren freundlichen Blick wieder auf Ismeth. “Kann ich sie in meiner Abwesenheit vielleicht meinem Bruder in Verantwortung stellen? Oder einer meiner Cousinen?” Es war keine einfache Frage um Erlaubnis, sondern Naila wollte tatsächlich wissen, ob ihr Gegenüber es für eine gute Idee hielt, Shanti in neue Hände zu geben. Er kannte sie am längsten und sie machte sich sicher nichts vor, denn trotz Ismeths vorherigen Kompliment würde sie nicht leugnen, dass er die Elefantendame weitaus besser kannte als die Prinzessin selbst. Nur weil Naila gelegentlich in das Elefantenhaus einkehrte, um Shantis Rüssel zu streicheln und ihr ein paar Früchte zu geben, konnte und wollte sie niemals den Mann ersetzen, der Shanti großgezogen und trainiert hatte. Bescheidenheit dort, wo sie angebracht war.
Doch nicht etwa hier, wo Ismeth fast schon eingeschüchtert wurde von der ruhigen, doch aufmerksamen Präsenz der Gouvernante. Naila würde das nicht kommentieren und seinem Gesicht darauf zusehen, wie es in Scham fiel; lieber setzte sie genau dort an, wo sie aufgehört hatten, zwei Präsenzen mehr oder weniger in ihrem unweigerlichen Umfeld. Was Ismeth erzählte, erhellte ihr Gemüt und wieder lächelte sie mit ihm, dennoch tatsächlich auf seine Kosten. Wer wäre sie, wenn sie ein wenig Selbstironie nicht schätzen und gleichzeitig völlig verdrängen konnte, was die nächste Frage für ein Loch in den Bauch brannte. Kurz musste sie an ihre Mutter denken, die das Maskenspiel mindestens genauso gut beherrschte; von wem hatte sie nicht gelernt, wenn von der Besten. “Sehr.” Ich habe gar keinen Kopf, darüber nachzudenken. “Es ist ein wahnsinnig aufregendes Kapitel in meinem Leben. Ihr habt es selbst mit eurer Hochzeit beschrieben.” Und wenn ich weg bin, wer kümmert sich um meine Brüder? “Es ist wahrlich eine große Ehre, einen Sohn der Großkönigsfamilie zu ehelichen, ich könnte mich nicht glücklicher schätzen.” Hoffentlich ist es genau die Unterstützung, die mein Land braucht. Abwesend tauchte Naila ihre Fingerkuppen in das Wasser des Brunnens hinter ihr, während ihr Blick immer noch auf ihrem Gesprächspartner lag, mit dem gleichen, warmen Lächeln, der gleichen Freundlichkeit. Nie würde sie gegenüber Ismeth zeigen, was sie beschäftigte, denn letztendlich hatte er recht mit seiner Anspannung. Sie war die Prinzessin und er war der Berater. “Ich habe zuvor eine Hofdame überhört, dass man auch hier ein Fest plant. Für diejenigen, die den Weg aufs Festland nicht antreten können”, warum, ließ sie ungesagt. “Der Saal wird sicher groß genug sein, dass auch ein opulenter Elefant keine wertvollen Vasen zerbricht. Vielleicht fordert er die Nachtigall ja einmal zum Tanzen auf, damit sie nicht immer das gleiche Lied singen muss.” Das gleiche Lächeln speiste Nailas Lippen, während ihr Blick weiterhin den von Ismeth einfing.
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Ismeth Abd al-Azim
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#9
Ismeth hatte schon immer viel Achtung vor den Kindern Yasirahs besessen, nicht nur, weil ihnen eine verantwortungsvolle Zukunft blühte und sie in ein starres Gefüge hineingeboren wurden, welches sie nur durch ihre gelungene Erziehung meistern würden. Nein, weil sie alle den Antrieb hatten es wirklich meistern zu wollen, von sich aus die besten Entscheidungen treffen wollten. Und Naila bewies einmal mehr, wie treffend seine Einschätzung der Königskinder war. Sie verzichtete zum Wohl des Tieres auf die Anwesenheit ihres eigenen Elefanten und Ismeth schüttelte beinahe trauernd den Kopf, es war nicht fair, das von der Prinzessin zu verlangen – egal wie imponierend diese Entscheidung war. Er selbst ließ seine Loulia manchmal tagelang zurück, wenn er hier in der Hauptstadt war, doch ihr für immer Lebewohl zu sagen würde er niemals übers Herz bringen. “Nun, es wäre sicherlich eine Herausforderung für die Schiffsbauer, aber ich denke nicht, eine allzu schwierige. Ruhige Gewässer und vertraute Menschen würden Shanti beruhigen und ich denke, mit einem bekannten Trainer an ihrer Seite, wäre die Reise eine ihrer leichtesten Übungen.” Ismeth kratzte sich durch den Bart und hoffte sie nicht auf die Idee gebracht zu haben, ihm diese Überfahrt anzuvertrauen. Obwohl ihn der Gedanken reizte, sich Castandor einmal selbst anzusehen, war bereits beschlossen, dass sein Bruder diese Ehre an seiner statt wahrnehmen würde. Denn Ismeth bevorzugte es in der Nähe der Königin zu bleiben, auch wenn das sicherlich nicht der offizielle Grund war und er die Leitung der Elefantenfarm und seine Pflichten im Palast vorgeschoben hatte. “Aber ihr habt recht, es ist kaum abzuschätzen, wie Eure neue Heimat auf eine Elefantendame reagieren würde. Sie wäre ohne Artgenossen und die meisten Einheimischen hätten Angst vor ihr, kann man annehmen. Es ist wohl besser sie bleibt hier, seid versichert, dass ich sie regelmäßig besuchen werden und mich von ihrer Gesundheit und Wohlbefinden überzeuge.” Natürlich bot er ihr an nach Shanti zu schauen, ihm lag die kleine Elefantendame am Herzen, wie jedes seiner Tiere. Und dieses gab ihm eine wunderbar stichfeste Begründung, oft im Palast zu sein.

“Ich denke ihr solltet jemanden wählen, der sich langfristig um sie kümmern wird. Auch wenn die Bediensteten im Alltag einen hervorragenden Job machen, ist es doch wichtig, dass jeder Elefant eine feste Bezugsperson hat. Sonst verlernen sie ihr Training und beschäftigen sich nur mit Essen und Schlafen und anderen Elefanten. Wenn ihr mir erlaubt, wählt jemand der sich dieser Verantwortung jetzt schon bewusst ist und nicht erst lernen muss, was es heißt, sich um ein anderes Lebewesen zu kümmern.” Ismeth nickte und überließ die Entscheidung ganz ihr. Forsche Worte, mochte man meinen, doch aus seinem Mund nicht mehr als ein Ratschlag vom Herzen.

Der Themenwechsel war flüssig, umwob ihre Unterhaltung und leitete, ganz so wie ihre Reise in wenigen Wochen, einen neuen Abschnitt ein, den Ismeth begrüßte. Die kleine Schauergeschichte über seine Tanzkünste wurden mit einem bezaubernden Lächeln bedankt, ganz so wie er es sich erhofft hatte und er ahmte ihre entspannte Haltung nach und ließ sich tiefer in die Kissen auf der Bank sinken. Die Bewegung hielt ihn aber nicht davon ab genau zuzuhören und auch wenn Naila ihre ganz eigene Person war, so schwang ein wenig von der Redegewandtheit ihrer Mutter mit, als sie ihre bevorstehende Hochzeit lobte. Welche Ehre, soso. Es klang beinahe einstudiert, als wären es erprobte Worte und nicht das, was sie in diesem Augenblick wirklich über all das dachte. Doch Ismeth würde nicht weiter nachfragen, es stand ihm nicht zu und er wollte nicht schuld daran sein, wenn sie sich unwohl fühlte. Es war nicht gelogen, jede Prinzessin würde es wohl als Ehre empfinden, doch der Romantiker in ihm wollte lieber hören, wie sie sich als junge Frau darauf freute. Nicht ihre gesellschaftliche Rolle. So wie es damals bei seiner eigenen Frau auch gewesen war, die ihn wirklich hatte heiraten wollen und er sich sicher gewesen ob dieser Tatsache sein konnte. Kannte sie ihren Zukünftigen überhaupt? Hatten sie jemals miteinander gesprochen? Wahrscheinlich nicht, stellte Ismeth ernüchternd fest und lauschte ihren nächsten Worten, während er sich höflich davon abhielt, seine Fragen zu äußern.

“Ja, ein Fest wird es sicherlich geben. Und wenn ich mich von der Abwesenheit aller Vasen überzeugt habe, werde ich eventuell auch einen Tanz wagen. Oder zwei.” Er blinzelte, sein Gesicht ruhig, seine Augen umrahmt von Lachfalten weiterhin in ihrem Blick. Nachtigall. Meinte sie etwa...? “Oder drei. Aber die Entscheidung obliegt wohl eher der Nachtigall, denke ich.”
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Nightingale in a Golden Cage
Naila Castellanos
Königsland - Admin
Alter 20
Beruf Prinzessin
Wohnort Castandor, King's Portal
Stand Verheiratet
User Letha
#10
Dass Ismeth Jahre der Beratung vorausgingen, erkannte man nicht nur an den Worten, die er wählte, sondern auch an der Art, wie er sie ausdrückte. In ihrer Nuance unterschieden sie sich doch deutlich von den Worten, die Nailas Familie gewählt hätte. Selbst Fayyad trug schon die Selbstverständlichkeit eines Herrschers in seiner Stimme, von jemandem, der es gewohnt war, Befehle zu erteilen und sich sein Umfeld nach seinen Vorstellungen zu formen. Solche Menschen, Menschen wie Fayyad und Naila, hörten Menschen wie Ismeth zu und trafen dann Entscheidungen, die Wellen schlugen. Der Elefantenzüchter trug eine interessante Mischung aus beiden Wellen in sich; dort draußen war er derjenige, der Entscheidungen zum Wohle seiner Elefanten fällte, hier in den Palastmauern hingegen war es ihm nur erlaubt, Vorschläge zu machen. Naila schätzte solche Menschen, die aus Erfahrung sprachen, sich aber nicht anmaßen, ihr die Welt zu erklären. Während er sprach und erklärte, reichte ihr Lächeln für einen Moment bis in ihre Augen.
“Es erscheint mir mehr wie eine Qual für Shanti, als dass ich sie mit reinem Herzen mitnehmen könnte. Vielen Dank, dass ihr nach ihrem Wohlbefinden sehen werdet.” Für einen Herzschlag blieben die Worte in der Luft hängen wie ein Gedankenfaden, der nicht zu Ende gedacht worden war, ehe er wieder aufgefangen und an anderer Stelle weiter geknüpft wurde. “Berichtet mir doch regelmäßig von ihr. Es müssen keine langen Briefe sein, vielleicht eine monatliche Berichterstattung, wie sie sich entwickelt”, schlug sie vor in einem Ton, der Gegenvorschläge erlaubte und im ersten Moment gar nicht auf ihr königliches Blut schließen ließ. Zwar war Naila es gewöhnt, Befehle zu erteilen und Entscheidungen zu treffen, aber entgegen ihrer Familie bevorzugte sie doch andere Kommunikationselemente, um sich durchzusetzen. Sie wollte, dass Ismeth es selbst für eine gute Entscheidung hielt, ihr zu schreiben, weshalb sie ihm nur ermutigend zulächelte und ihn in die Richtung ihres Vorschlages stupste, anstatt ihm keine Wahl zu lassen.
Die folgende Entscheidung war hingegen eine, die sie selbst treffen musste, aber ihr gedankenreiches Schweigen verdeutlichte, dass sie sich heute nicht mehr festlegen würde. “Ich stimme Euch zu. Tatsächlich glaube ich, dass man mit einer solchen Aufgabe auch in die Verantwortung hineinwächst, aber sicher müssen schon grundlegende Charakterzüge vorhanden sein”, sponn sie weiter und starrte auf einen Fleck hinter Ismeth, durch den Fleck hindurch, als würde sie im Kopf all die Gesichter durchgehen, denen sie die Elefantendame anvertrauen konnte. Als sich ihr Blick wieder klärte, kehrte das leichte Lächeln zurück, aber entschieden hatte sie sich nicht. “Ich werde mir Gedanken darüber machen.”

Ein Lächeln konnte tausend Sprachen sprechen, und Naila verständigte sich in der Hälfte davon. So konnte sie Ismeth ermuntern, mehr zu erzählen, sich selbst über ihre eigene bevorstehende Hochzeit erfreuen und erfolgreich von den Wolken ablenken, die sich in ihrem eigenen Kopf bildeten. Die Prinzessin war sehr versessen darauf, ihr persönlichstes Sein nur in ihrem engsten Kreis preiszugeben und in der Öffentlichkeit Schleier zu tragen, je nach Begleitung und Situation in verschiedenen Farben.
So war es kein Wunder, dass ihr Lächeln sich vertiefte, kaum dass Ismeth auf ihre Metapher einging. Es sagte viel aus, als sie erst nicht darauf antwortete, und gleichzeitig bot sie ihm gar nichts an - weder in Worten noch in Gesichtsregungen, während sie seinen Blick erwiderte. Schließlich hob sich ihr Brustkorb und es war, als würde ihr Schleier einmal durch seichtes Wasser gezogen werden. “Eine Nachtigall ist nicht immer so frei, zu entscheiden, welches Lied sie singt.”
Schritte bahnten sich an und auch, wenn Naila nicht hinsah, erkannte sie doch an der Art der Schritte, wer sich ihnen mit Intention näherte. “Prinzessin, die Geschenke sind eingetroffen”, teilte die Kammersklavin ihr mit, eine junge Frau, die in Mimik und Gestik immer etwas vorsichtig zu sein schien. Naila blickte über die Schulter in das spitze Gesicht, bevor die Dienerin den Blick senkte. “Ich komme.” Mit einer tiefen Verbeugung entfernte sich die Sklavin wieder und ließ Prinzessin und Berater in den Gärten zurück. Naila nahm ihre Hand von dem warmen Stein und legte sie in den Schoß, wo sie ihren Schal aufgebauscht hatte. “Es tut mir leid, unser kleines Gespräch beenden zu müssen, aber ich hoffe, ihr könnt die Gärten noch ein wenig genießen, bevor Euch die eigenen Pflichten rufen.” Die Worte waren ehrlich und warm gemeint, ein kleiner Wunsch, den sie ihm schenkte, während ihr Lächeln Dankbarkeit ausdrückte. Schon als Naila Anstalten machte, sich von dem Brunnenstein zu erheben, trat ihre Leibsklavin hinter sie wie der Schatten, der sie war - immer ein Teil von ihr. Leise raschelten ihre Armreifen, als das Tuch seinen Platz auf ihren Unterarmen fand und Naila den Stoff richtete, bis sie zufrieden die Hände vor ihrer Mitte miteinander verschränkte. “Danke, dass Ihr Euch die Zeit für mich genommen habt.” Auch wenn es offensichtlich genau andersrum der Fall gewesen war. Naila bereute nicht, ihre Zeit im Garten mit dem Elefantenzüchter verbracht zu haben, hauptsächlich aufgrund der Gespräche, die entstanden waren. Am Abend blieb ihr immer noch Zeit, tatsächlich alleine den Garten zu genießen und einfach nur dem Lied der Vögel und dem Plätschern des Brunnens zu lauschen.
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