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| Helias Winters |
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19-07-2024, 21:15 - Wörter:
 Ein Pinsel. Mehr war es nicht, das Helias dem jungen Künstler entwendete. Es war weder wertvoll noch besonders, doch der junge Mann hatte ihn schon länger beobachtet - und dieser Pinsel war für jenen jungen Mann etwas ganz besonderes. Es erfüllte ihn mit Genugtuung, eben jenen Pinsel nun in den Händen zu halten, einzusperren und auf ewig zu vergessen, Die Besonderheit, die mit dem Diebstahl kam, hatte sich hiermit erledigt, er machte einen Haken dran und war bereits in den nächtlichen Gassen Penwicks verschwunden, um sich - langsam, aber bestimmt - in seinen goldenen Käfig zurück zu begeben. Der Käfig, sein Zuhause, war im Grunde nicht wirklich ein Käfig. Es war ein seltsames Verhältnis, das der langhaarige Mann zu seiner Familie und seinem Zuhause hatte. Würde er es missen, wenn er es einmal verlassen musste? Womöglich, denn auf irgendeine Art und Weise erfüllte der Alltag der Pflichten ihn; dies zu missen, würde wahrscheinlich wirklich ein Loch in das Herz des Mannes bohren. Doch soweit kam es nicht - oder? Helias jedenfalls ahnte noch nichts. Dass Thomas ihn allerdings nicht bei sich haben wollte, konnte der Hochgewachsene deutlich erkennen; nicht jedoch, dass ihn dies zum Handeln zwingen würde.
Die Nacht hatte stets etwas Beruhigendes. Man war meist von jeder Pflicht entbunden und niemand suchte nach ihm; niemand verlangte etwas von ihm. Deshalb genoss er es, durch jene Gassen zu schreiten; durch Gassen guter Viertel bis hin zu Gassen eher fraglicher Viertel bis hinter die Mauern der Hafenstadt, durch die er sich geschickt durchschlich - und weiter zu einem Stückchen am Meer, an dem man in der Regel Ruhe haben konnte. Ein Ort, den er recht gerne aufsuchte und der einige Minuten zu Fuß von der Stadtmauer entfernt war. Was er jedoch nicht ahnte, war ein Lagerfeuer; nicht offensichtlich, ein wenig versteckt, aber doch sichtbar, sodass sich Helias nicht dazu entschloss, seinen üblichen Stein aufzusuchen, auf dem er das Meer überblickte, sondern zu dem Lager trat, wenngleich nicht hektisch und ruhig. In den Flammen erkannte er blondes Haar, weibliche Züge. Helias hob die Hand und zeigte deutlich, dass er keine Intentionen hegte, anzugreifen oder offensiv zu werden; in der Regel trug er bei seinen nächtlichen Ausflügen auch nur seinen versteckten Dolch bei sich. Mit gehobenen Händen stand er da, musterte sie nur kurz und fragte: "Kann ich mich anschließen?" Dann schwieg er, war in seine Kapuze gehüllt und machte mit seinem einzig erscheinenden Auge womöglich auch keinen sympathischen Anblick - und doch hatten die Menschen, die einfach lebten - und er bewunderte sie oftmals - eine ganz andere Sicht auf das Leben. Nicht umsonst fühlte er sich mit Dieben und Kriminellen meist besser als in seinem eigenen Käfig - dieser ewige Zwiespalt!
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| Iórunn Bjerk |
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22-07-2024, 20:41 - Wörter:
Eigentlich war es nicht gerade Ioras Art, ihr Nachtlager direkt außerhalb einer Stadt aufzuschlagen. Wenn sie schon in unmittelbarer Nähe einer größeren Niederlassung war, dann suchte sie meist die Taverne auf und bezahlte den Wirt, damit sie ihren Wagen für die Nacht unterstellen konnte. Doch sie hatte so viel über die tosende See von Penwick gehört, dass sie beschlossen hatte, sie heute Nacht auf sich wirken zu lassen. Angst hatte sie keine - natürlich nicht. Angst war immerhin was für Schwächlinge und Memmen. Sie wusste sich zu verteidigen. Sowohl gegen wilde Tiere, als auch gegen menschliches Gesinde. Zumindest war sie bis heute gut durchgekommen.
Das Feuer zu entfachen, war jedoch schwieriger gewesen, als Iora das angenommen hatte. Auch im Winterland war es nicht immer einfach, geeignetes, trockenes Astwerk zu finden, an dem man ein Feuer entzünden konnte. Doch die spritzende Gischt, die ständig in der Luft hing, war etwas vollkommen anderes. Feiner nasser Sprühnebel bedeckte alles in ihrer Umgebung. Doch nun brannte es und Iora saß auf einem umgefallenen Stamm in der Nähe, streckte die schmerzenden Beine aus und betrachtete ihren altersschwachen Gaul. Den Marketenderwagen hatte sie in ihrem Rücken, denn sie mochte es natürlich nicht, von hinten überrascht zu werden.
Mit der Zunge schmeckte sie über ihre Lippen, die von der feuchtsalzigen Luft ganz schon ganz spröde wurden. Der Wind peitschte stark durch ihr Haar - wirklich ein unglaublicher Ort!
Als sie plötzlich einen Mann in der Nähe bemerkte, schalt' sie sich selbst eine tagträumende Närrin. Sofort schnellte ihre Hand zu einer Handaxt und sie erhob sich, was auf den ersten Blick etwas umständlich und ungeschickt wirkte. Sie stemmte ihr gesamtes Gewicht - und sie war nun wirklich kein zierliches Mädchen - über das linke Bein in die Höhe und zog das rechte Bein einfach nur ran. Wer ein Auge dafür hatte, der merkte gleich, dass damit wohl etwas nicht stimmte. Doch die Handaxt hielt sie äußerst sicher in der Hand. Unangenehm sicher, ... für den Betrachter.
Der Mann hatte jedoch die Hände gehoben und fragte nun nach, ob er sich nicht ihrem Lagerfeuer anschließen durfte. Ioras fein geschnittenes Gesicht glänzte leicht von der feuchten Luft, doch ansonsten sah sie einfach nur wie eine grobschlächtige Winterland-Frau aus. Mit breiten Schultern, einem stark wirkenden Kreuz und grimmigem, wettergegerbtem Gesicht.
Iora betrachtete ihr Gegenüber genauer und erkannte eine Augenklappe. Na hoppla... zwei Krüppel, ein Lagerfeuer. Wirkte interessant. Sie ließ daher demonstrativ die Handaxt wieder sinken, lehnte sie aber gegen den Baumstamm, auf dem sie bis eben noch gesessen hatte. Und darauf nahm sie nun auch wieder Platz, legte den Kopf schief, ehe sie bedächtig in seine Richtung nickte - als Zeichen, dass er sich eine Sitzgelegenheit ihr gegenüber nehmen konnte. "Dein Name..., Bursche?", sagte sie mit wenig mädchenhafter Stimme und ein kleines bisschen winterländischer Arroganz. Wirklich ein junger Bursche war er natürlich nicht, das konnte sie schon sehen - und unterschätzen wollte sie den Kerl natürlich auch nicht. Aber sie testete gerne mit kleinen Frechheiten aus, wie weit sie bei Fremden gehen konnte. Hinzu kam, dass sie ihn automatisch duzte. Ein Adliger würde hier bestimmt nicht so herumlaufen... zumindest ihrer Einschätzung von steifärschig-frühlingsländischem Adel nach.
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| Helias Winters |
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10-10-2024, 00:25 - Wörter:
 Die Natur zu wählen, war für den hochgewachsenen Helias nicht zwangsläufig abwegig. Immerhin wuchs er in ihr auf - und obgleich er schon Jahre besser lebte als der Durchschnitt der Bevölkerung, so war ihm ein weiches Bett und die Wärme einer Decke nicht halb so wichtig wie vielen anderen Menschen. Womöglich war es anfangs noch eine Umstellung, doch mittlerweile vermisste er gar die Kälte und Einfachheit seiner Vergangenheit. Fast schon befürchtete er, dass komfortable Leben könnte ihn zu einem dieser vielen rückgratlosen Adeligen machen.
Doch dahingehend unterschied er sich seit jeher von ihnen allen. Klar, es gab auch unter den Adeligen nicht nur jene, die ihre politischen Fähigkeiten einsetzten, sondern auch die Kampfkunst beherrschten. Aber insgesamt bestand doch das Bild, dass Könige nicht ihre eigenen Schlachten schlugen - und obgleich er kein König war, wusste er, dass er nie so werden wollte. Wenngleich er einst ein Wilder war, so hatte er sich doch grundsätzlich an das neue Leben angepasst. Und doch wusste er, dass er nie an all jene heranreichte, die seine Familie darstellten. Allein menschliche Kontakte fielen ihm schwer und was anderen leicht fiel, beispielsweise die Liebe einer Frau zu ergattern, war für ihn eine der größten Herausforderungen. Schüchternheit traf es dann zwar gewiss nicht, aber eine kalte Introvertiertheit, die - mitsamt seines einschüchternden Äußeren - nicht zur Erwiderung gewisser Avancen beitrugen, wenngleich man auch nicht davon sprechen konnte, dass er es jemals aktiv probierte.
Und so war er außerhalb der Stadt, was für einen Adeligen meist schon alles andere als akzeptabel war. Und obwohl er nicht derart in der Öffentlichkeit stand wie sein Ziehbruder, so war der wilde Ziehbruder mit der Augenklappe meist fast eine Art Hauptattraktion, die man zumindest mal zu Gesicht bekommen wollte.
Das Feuer, das ihn in der tiefen Nacht anzog, wärmte nur eine junge Frau, die - verständlicherweise - auf sein Auftauchen aggressiv reagierte. Helias bewahrte sichere Distanz - so sehr, dass er nicht den Impuls hatte, sich sofort zu verteidigen. Womöglich vertraute er auf die Fähigkeit, im Zweifel schneller zu sein. Das Feuer, das die Sicht erhellte, aber nicht zwangsläufig klar machte, gepaart mit dem einen Augenlicht, das er noch hatte, machten die Situation nicht vollends klar, aber klarer. So nahm er war, dass sie nach der Axt griff, die sie in seine Richtung hielt - und er nahm wahr, dass ihr Bein - ihr rechtes Bein - nicht funktionierte. Helias war trainiert darauf, Schwächen zu erkennen. Seine Intention jedoch war keine aggressive.
Er hatte die Hände gehoben, was ihr die Zeit gab, auf jene Geste zu reagieren und ihm die Möglichkeit, sie zu analysieren. Sie war schön, sah jung aus und wirkte doch zugleich nicht wie eine Frau der Frühlingslande, vielmehr wies sie klare Merkmale des Winterlandes auf, was jedoch nichts heißen musste, denn ... wohin würde man den blonden Helias schon einordnen? Er besaß jedoch nicht den Körperbau eines Mannes der Winterlande - er war hochgewachsen, jedoch dünn und fast schon schmal.
Die Reaktion, die Axt zu senken, ließ ihn - parallel dazu - die Hände senken. Zwei Krüppel, ein Lagerfeuer fasste es womöglich gut zusammen. Für ihn war das eine Auge so selbstverständlich geworden, dass er es nicht als Beeinträchtigung sah - sehen wollte. Und doch fassten ihre Worte es perfekt.
Sie bot ihm einen Platz an, den er nutzte. Er ließ sich nieder und musterte sie dabei. Sie hatten eine Distanz zwischen sich, was gut war. Helias hatte das Lagerfeuer bewusst gewählt; er hatte jedoch ohnehin eine Tendenz, gefährliche Situationen aufzusuchen, denn ohne sie wäre das Leben beinah schon langweilig. Für ihn jedenfalls, der in einem sicheren Elfenbeinturm aufwuchs und die Gefahr beinah schon bewusst aufsuchte.
Zugleich erfrischend war, dass sie nicht wusste, wer er war. Keine Knickse, keine Titel oder Anreden. Und doch brachte es ihn immer in Verlegenheit, seinen Namen zu nennen. "Helias", sprach er und musste sich abgewöhnen, in die Förmlichkeit zu verfallen. "Und ... deiner?" Es fiel ihm fast schon schwer, nicht 'Eurer' zu sagen, oder ein MyLady dran zu hängen. Dennoch entgegnete er die freche Art nicht, sie als Mädel oder Weib zu bezeichnen.
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