[Keane Ó Riaghán]

I need Your strength
Cause sometimes I can't bear the weight all on my own
Ailean Cranstoun & Keane Ò Riaghán | 20.09.1016 | Ceridwens Heiligtum

Für einen Tag zu Herbstbeginn war es Keanes Empfinden nach ausgesprochen warm. Die Sonne schien, es waren kaum Wolken am Himmel und ein paar zwitschernde Vögel waren ebenfalls zu hören. Für Liebhaber eines idyllischen Herbsttages war dies wohl die Erfüllung jeglicher Wunschvorstellung. Das Schnauben seines Pferdes riss den Fürsten von Béalport aus seinen Gedanken und holte ihn zurück in die Realität. Er hatte Ewigkeiten nicht mehr so lange im Sattel gesessen wie nun auf seiner Reise zum Heiligtum. Dies und die Tatsache, dass er auch nicht jünger wurde, machte ihm nun sein Hintern auf sehr unangenehme und äußerst schmerzvolle Art und Weise klar, wodurch sich die letzten Meter zu Pferd so anfühlten wie mehrere Kilometer und seine Laune sich mit jedem weiteren Meter verschlechterte.
Ailean vor ihm schien das Ganze mal so gar nicht zu stören, wofür Keane seinen Freund sehr beneidete. Doch sein Sitzfleisch war als Fürst wohl oder übel eher stuhl- statt sattelerprobt.

"Alen, ich möchte nicht klingen wie ein Kleinkind.", meinte er schließlich, als er zu dem Priester aufgeschlossen hatte, "aber wie lange bleiben wir noch im Sattel? Wie ist der genaue Plan?" Ja, letztendlich war Keane tatsächlich komplett Schuld an seiner Misere. Nach dem ganzen Chaos nach dem Tod des Fürsten Rhys war Keane fast nicht mehr in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen, weswegen er kurzerhand einen Brief an Alen geschickt hatte mit der Bitte, ihn doch einmal mit in Ceridwens Heiligtum zu nehmen. Keane brauchte Klarheit, Ruhe und auch eine Idee, wie er nun weitermachen sollte und er wusste, dass ihm dies nur die Götter und auch eventuell Alen geben konnten. Dass dies auch allerdings mit recht viel Schmerz einherging, hatte Keane vergessen - oder geflissentlich ignoriert.

[Ailean Cranstoun]

Ailean bereitete der Ritt keinerlei Probleme. Er war es mittlerweile gewohnt. Auch wenn er froh war endlich die Pforten des Heiligtums passieren und wieder zuhause sein zu können. Denn dort war es ja bekanntlich am Schönsten. Keane hatte die Bitte geäußert sich das Heiligtum ansehen zu können und natürlich hatte er nicht abgelehnt. Auf die Frage des Fürsten konnte er nicht anders als zu schmunzeln.
"Noch etwas mehr als eine halbe Stunde und dann haben wir das Heiligtum erreicht. Kinder sind mitunter ausdauernder als du", äußerte er dann amüsiert und beobachtete den Jüngeren auf seinem Pferd. Wie der Plan war? Nun das war eine ausgesprochen gute Frage, auf die er aber auch eine Anwort hatte.

"Unsere Ankunft wird schlicht und ich zeige dir zunächst deine Gemächer. Dann dachte ich mir könnte ich dich ein wenig herumführen. Ich weiß nicht was du alles sehen und wissen möchtest, aber im Heiligtum findest du Unterstützung. Nicht nur von mir. Ich könnte dir den Druidenhain zeigen. Ecken, die ich früher immer genutzt habe um zur großen Mutter zu beten und zu lernen."
Denn entgegen den Erwartungen von manch Anderen hatte ihm seine Kindheit Spaß gemacht und er war zufrieden. Auch jetzt noch. In seiner Rolle als Druide und auch was sein Leben anging. Sie ritten weiter und je näher sie kamen umso breiter wurde das Lächeln auf seinem Gesicht.

"Weißt du......viele verstehen nicht wie ich ein Leben im Dienste der großen Mutter einem Leben als Prinzen vorziehen kann. Natürlich fragen sich das die Leute und es zu verstehen ist nicht einfach. Ich bin hier aufgewachsen. Hier habe ich mein Leben verbracht und auch wenn die Zeit bei meiner Familie sehr lehrreich war, zieht es einen doch immer wieder nachhause zurück oder?"
Und zuhause war nun einmal das Heiligtum für ihn. Er hoffte Keane störte es nicht wenn sie etwas Persönlicher wurden und Ailean ein wenig über sein Leben sprach.

[Keane Ó Riaghán]

Hätte Drystan sich den beiden Männern angeschlossen wäre Keane vor seinen Sticheleien kaum sicher gewesen. Es ärgerte ihn selbst auch ein Stück weit, dass sein Sitzfleisch wohl nicht mehr so erprobt zu sein schien, wie es vor ein paar Jahren noch gewesen war. Doch andererseits wurde er wohl auch nicht jünger und der Fürst merkte, dass er so langsam auch in die Phase der Alterskomplexe kam - auch wenn dies mit fast vierzig wohl noch etwas übertrieben war. "Kinder sind mitunter ausdauernder als du", bemerkte Alen, was Keane mit einem leicht pikierten Schnauben zur Kenntnis nahm. Die Wahrheit tat weh und Keanes ohnehin nicht allzu großes Ego spielte wohl gerade die kleinste Violine der Welt. Doch Alen hatte Recht und das musste Keane wohl oder übel akzeptieren.
"Herumführen klint schön.", meinte Keane, nachdem sein Freund ihm den groben weiteren Plan erläuterte. Vor allem die Erwähnung des Druidenhains erweckte Freude in ihm und auch die Aussicht, sich sowohl von eventuell einem der Druiden als auch von den Göttern selbst Unterstützung zu erbitten, hob seine Laune. Sehr religiös war Keane nie gewesen, doch durch seine Mutter hatte er gelernt, die Götter zu ehren und auch wertzuschätzen, denn sie hielten seine Geschicke in ihren Händen.
Alen fing an, über seine Gedanken zu sprechen und Keane lauschte ihm aufmerksam. Es war interessant zu hören, wie Alen als Mitglied einer Fürstenfamilie dennoch das Leben eines Priesters vorzog, was Keane ihm nicht einmal verdenken konnte. "Zuhause ist dort, wo du deine Wurzeln schlagen möchtest. Wo du egal in welcher Situation du bist immer Ruhe und Sicherheit findest.", meinte er dann, "und wo du immer wieder zurück möchtest, so wie du jetzt ins Heiligtum zurückkehren wolltest." Ein bisschen Neid machte sich in Keane breit, während er Alens zufriedenes Gesicht sah. Béalport war eigentlich seither immer Keanes Zuhause gewesen und doch konnte er sich gerade zig andere Orte vorstellen, wo er lieber wäre.

[Ailean Cranstoun]

Über das Schauben von Keane konnte Ailean nichts anderes als zu lachen. Dabei hatte er doch nur Fakten angebracht. Oft waren sich Erwachsene und Kinder ähnlicher als man wohl vermuten würde. Es amüsierte ihn dass er solche Reaktionen auslöste. Der Fürst wollte herumgeführt werden und der Cranstoun nicht zufrieden.
"Ich warne vor. Es gibt einiges zu sehen und es kann eine Weile dauern. Schaffst du es dich auf den Beinen zu halten oder müssen wir uns zwischendurch hinsetzen?"
Das Grinsen bekam er nicht mehr aus seinem Gesicht und ein kleiner Spaß war doch sicherlich erlaubt. Die beiden Männern trennte ein Jahr voneinander und sie waren noch nicht mal vierzig. Außerdem war er der Ältere.

Im Heiligtum war er in seinem Element und würde Keane nur all zu gerne und mit dem größten Vergnügen in seine Welt entführen. Wenn man das denn so nennen konnte. Es gab so vieles zu erzählen. So viele Ecken zu besuchen. Ailean wusste worauf er sich einließ. Wusste Keane das auch? Nun wurde er etwas ausschweifender, erzählte von seiner Familie und von seiner Entscheidung sich dem Glauben zuzuwenden. Auf die nächsten Worte nickte er.
"Nicht so ganz. Die eigenen Wurzeln sind verpflanzt. Sie existieren schon seit unserer Existenz. Unsere Wurzeln die bestimmen in welches Umfeld wir hineingeboren werden. Die primäre Familie trägt immer unsere Wurzeln. Ganz gleich ob wir sie kennen oder nicht. Ganz gleich welche Erlebnisse wir mit ihnen haben. Biologische Wurzeln kann man nicht verrücken..."

Eine kurze Pause folgte, die wohl auch besser so war. Ob Keane verstand was er meinte, wusste er nicht aber er fügte noch etwas ergänzen hinzu.
"...Das was man einschlagen kann sind die Gefühle. Das Empfinden. Das Gefühl von Heimat. Von Sicherheit und Geborgenheit. Von Liebe. Unabhängig der Wurzeln die geschlagen wurde. Dieser Ort ist für mich das Heiligtum. Es gibt mir all das was meine Wurzeln mir nicht geben können. Mein Zuhause liegt da wo meine Gefühle liegen. Nicht meine Wurzeln."