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We were built to fall apart
25.08.1016 - 00:00
Arbeitszimmer des Fürsten
Liadhnán Canonach Mathúin Canonach

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Liadhnán Canonach
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#1
We were built to fall apart
then fall back together. your necklace hanging from my neck. the night we couldn't quite forget. when we decided to move the furniture so we could dance.

Es gab solche Tage und solche Tage. Meist war Liadhnán als gut gelaunt und enthusiastisch bekannt, aber so langsam hinterließen die Unglücke ihre Spuren. Mathúin hatte seine Mutter verloren, sie ihren Vater und ihren Bruder. Ihre Schwägerin ihren Mann, Kenmara seinen Fürsten. Alles war so schnell gegangen, dass sie kaum Zeit gehabt hatte, die Dinge sorgfältig und mit gebührend Abstand zu betrachten. Den Schmerz zu fühlen und sich auf neue Aufgaben einzustellen. Alles war in einer riesigen Flutwelle gekommen, fast so, wie jene, die sie jeden Abend an ihrem Fenster beobachtete. Wellen, die gegen die Klippen schlugen. Von hier aus der sicheren Entfernung wirkten sie harmlos und hypnotisierend, aber stand man direkt vor ihnen waren sie angsteinflößend und unberechenbar. Was ihr Bruder in seinen letzten Minuten gefühlt haben musste? Ob er an seine Frau gedacht hatte? Bis heute war sich Lia nicht sicher, was die beiden wirklich verbunden hatte. Ob diese Ehe politischer Natur war oder ob mehr dahinter gesteckt hatte. Vielleicht war das aber auch einfach nicht mehr wichtig gewesen.

Sie hatte heute eines der Bilder, an dem sie viel zu lang gesessen war, fertig gestellt. Sie hatte es noch im Winter des vergangenen Jahres angefangen, als die Dinge noch in den altbekannten Fugen verlaufen waren. Die Fugen, die nun Wege einschlugen, denen sie kaum folgen konnte. Mathúin hatte sie kaum gesehen. Sie wusste, dass er viel Geschäftliches zu erledigen hatte und hatte das Gefühl, dass diese Aufgaben ihn manchmal zu übermannen versuchten. Sie kannte keinen Mann, der derart standhaft war und der sich derart wenig von irgendetwas übermannen lassen würde wie ihren Ehemann. Dennoch ließ diese viele Arbeit sie besorgt zurück. Sie hatte diesen Mann in ein Leben gestürzt, dass er sich selbst nicht – und vielleicht niemals freiwillig – ausgesucht hatte. Es wäre nur fair, wenn etwas davon abgeben und sie auch mit dem ein oder anderen betrauen würde. Doch bisher hatte er das vehement abgestritten.

Seine Gemächer lagen ihren gegenüber und Liadhnán war aufmerksam und hellhörig. Es war bereits dunkel und der Mond schimmerte silbrig durch ihr Fenster hinein. Mathúins Tür war noch nicht ins Schloss gefallen. Daher beschloss sie irgendwann, ihren Kerzenleuchter zu entzünden und in ihrem Nachtgewand die Schritte in den vorderen Flügel zu seinem Arbeitszimmer zu nehmen. Eine Zofe auf dem Weg wollte sie aufhalten, doch ließ sich von der neuen Fürstin wegschicken. Bereits vom dunklen Gang aus konnte sie das Flackern von Kerzen erkennen, dessen Schein unter der Tür seines Arbeitszimmers durchschien. Leise und ein wenig zaghaft öffnete sie die Tür, ganz ohne zu klopfen, und erblickte ihren Mann hinter dem wuchtigen Schreibtisch, hinter den er so gar nicht passte. Pergamente und Briefe stapelten sich auf seinem Tisch und er schien vertieft in einen von diesen zu sein. So lehnte Lia sich stumm in die Tür und betrachtete die markante Silhouette des Fast-Fremden ausgiebig im Kerzenschein. Er sah müde aus und brauchte dringend etwas Schlaf.
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Mathúin Canonach
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#2
[Bild: b79e0f866d931bfd2d01d6132e7fdb0500441d86.gif]

Kenmara, seine neue Heimat, die irgendwie mehr zu ihm passte, als ihm lieb war. Mathúin war insgesamt ein markanter Mensch, äußerlich und innerlich. Seine Züge waren streng und kantig, und sein Charakter scharf und spitz. Und doch hatte auch Kenmara seine weichen Züge, wenn auch hinter versteckten Mauern. Da war zum Beispiel seine Ehefrau Liadhnán, die mehr Güte und Sanftheit besaß als jedes Märchenwesen, über das in Farynn erzählt wurde. Die kleinen Ecken, die jene so warm und fast schon kuschelig eingerichtet hatte, dass der Sturm von draußen ihnen nichts anhaben konnte. Sein Arbeitszimmer hingegen, in dem er sich jetzt befand, hatte nichts von einer Sanftheit, die er sich manchmal fast schon herbei sehnte. Die letzten Jahre hatten es nicht besser gemacht: zuerst die Trennung von seiner Zwillingsschwester, dann die Krankheit und der Tod seiner Mutter und vor Kurzem auch noch das große Unglück von Kenmara selbst, in dem viel zu viele Menschen ihr Leben verloren hatten. Zudem war er viel zu schnell Fürst von Kenmara geworden, eine Aufgabe, die er erst in einigen Jahren gesehen hatte, und doch lastete sie nun auf seiner Schulter. Die meisten Menschen würden ihn wohl undankbar nennen, weil er sich so schwer damit tat, in diese Rolle zu schlüpfen, doch Mathúin war nicht wirklich dafür gemacht worden. Er hatte immer ein recht freies Leben geführt, hatte viel Zeit draußen verbracht und war so dem Ernst des Lebens ein wenig entgangen. Schriften, die von Legenden und Mythen handelten, hatten ihn zudem immer sehr gefesselt, und er war ein ganz typischer Mann Farynns. Einzig und allein der Glaube zur großen Mutter fehlte ihm; vielleicht nicht ganz, aber er hatte einen deftigen Dämpfer bekommen. Er fragte sich immer noch, wo die große Mutter war, als eine ihrer frommsten Gläubigen von dieser Welt gegangen war.

Auch heute war ein Abend, in dem Mathúin, was übersetzt Bär bedeutete, in seinem Arbeitszimmer verbrachte. Doch erst, als er aus dem Fenster sah, direkt auf das tosende Meer, bemerkte er, dass es schon viel später war als angenommen. Die Kerze war schon fast komplett heruntergebrannt, und er seufzte lautlos, als er das viele Pergament vor sich auf dem großen Schreibtisch liegen sah. Die Geschäfte liefen gut, das war es nicht, was ihm Sorgen machte. Denn sie hatten hier alles, was das Herz begehrte: Fischhandel, Wal, Perlen, Schmiedereien, all das konnte sich gut verkaufen lassen. Doch es war die große Menge und das Vertrauen, das nun in ihn gesetzt wurde. Er war trotz allem noch ein Fremder, eingeheiratet, und das Volk hier hatte seinen vorherigen Fürsten gemocht. Sein Schwiegervater war zwar streng und unnahbar gewesen, doch stets gerecht und arbeitswillig. Es waren große Fußstapfen, in die Mathúin schnell treten musste. Als er hochsah, weil er dachte, etwas gehört zu haben, erblickte er plötzlich in das weiche Gesicht seiner Frau, die in ihrem Nachthemd aussah wie ein mystisches Fabelwesen. Ihre hellen Haare rahmten ihr Gesicht ein und sie sah ihn aus einer Mischung aus Besorgnis und Müdigkeit an.

Mathúin tat sich schwer in der Ehe: nicht, weil er Liadhnán nicht mochte, er fand sie durchaus interessant und anders als alle Menschen, die er jemals kennengelernt hatte. Doch er war scharf, wo sie weich war. Sie waren so unterschiedlich, und er wusste nicht, wie sie ihn je würde lieben können. “Liadhnán”, sprach der Fürst also leise und bestimmt aus und stand auf, um zu ihr zu gehen. “Du solltest schon längst schlafen. War ich zu laut oder hat dich etwas Anderes geweckt?” Unschlüssig blieb er vor ihr stehen, selbst unsagbar müde, doch er wusste, dass der Schlaf ihn nicht wieder holen würde. Seit dem Tod seiner Mutter war es schwierig geworden, Erholung zu finden, die Schlaflosigkeit war ein treuer Freund geworden. “Ich habe vorhin übrigens noch dein fertig gemaltes Bild gesehen, es ist wirklich überaus schön geworden. Du kannst sehr stolz auf deine künstlerischen Fähigkeiten sein. Möchtest du es in unserem Schlafgemach anbringen?”
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Liadhnán Canonach
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#3
Es dauerte nicht lange, bis Mathúin sie entdeckte. Er war aufmerksam und ihm fielen oft die kleinsten Kleinigkeiten auf. Liadhnán setzte ein leichtes Lächeln auf, als er aufstand und näher kam. Ob sie ihr Ziel so schnell bereits erreicht hatte? Wohl kaum. Doch wenn sie ihn lange genug in ein Gespräch verwickeln konnte, würde die Kerze auf seinem Schreibtisch erlöschen und ihm damit dann ganz deutlich zeigen, dass es Zeit fürs Bett war. Langsam schüttelte sie den Kopf, während ihr Blick fest auf seinen dunklen Augen hing. Sie konnte sich darin in eine Ewigkeit verlieren, die er aber nicht zuließ. Mittlerweile hielt er ihrem Blick länger stand, aber irgendwann wendete er ihn immer ab. Sie wusste nicht, was sie entgegnen sollte. Irgendwie war sie hier, um ihn vorsichtig in Richtung Bett zu bugsieren, aber wer war sie, einem Fürsten zu sagen, was er zu tun und zu lassen hatte?

Als er ihr Bild ansprach, senkte sie kurz den Blick, nur um lächelnd wieder aufzusehen. Mathúins Komplimente waren besonders. Er warf damit nicht wahllos um sich, im Gegenteil. Ihr Äußeres kommentierte er fast gar nicht, daher waren diese Aussagen so viel mehr wert. „Übung macht den Meister“, kommentierte sie, weil sie ihm einerseits nicht widersprechen wollte, andererseits sich aber auch nicht gänzlich in der Bemerkung sonnen wollte. In Gedanken stellte sie sich das Schlafgemach vor und fragte sich, ob das Gemälde dort hinein passen würde. Die Farben bissen sich doch mit denen der Kissen und die Wände waren geziert von dunklen Holzvertäfelungen. Dass allein die Geste, dass er das Bild so nah bei sich dulden würde, zählte, konnte Lia nicht sehen. Sie las weder Menschen noch zwischen den Zeilen besonders gut und legte den Fokus oft auf Details, die oft unwichtiger nicht sein konnten. „Es hat einen schwarzen Rahmen und die Wände sich aus Nuss. Das passt nicht.“, merkte sie also seufzend an und hob dann ihre Laterne, um seine markanten Züge besser studieren zu können.

„Ich will nicht sagen, dass Augenringe Euer Gesicht zieren, aber Euer müder Blick spricht Bände.“ Daran, ihren Mann oder den Fürsten zu Duzen hatte sie sich noch nicht gewöhnt. Mit ihrem Vater hatte sie immer förmlich gesprochen, genau wie bis heute mit ihrer Stiefmutter. Es gab Tage, da wechselte sie mit Mathúin kein Wort, weil sie beide ihrer Wege gingen und ihre Intimität war auf einem seltsamen Level, den sie kaum greifen konnte. Ihr fiel ein, dass er vor Tagen in einem Nebensatz erwähnt hatte, wie schwer ihm das Schlafen fiel. Natürlich hatte sie das bemerkt, aber über Dinge, die ihn oder sein Inneres betrafen, sprach der Fürst sonst nicht. Zumindest nicht mit ihr. Kurz dachte sie an ihre Schwestern und ihr kam unweigerlich der Gedanke, ob Saoirse wohl einen besseren Draht zu ihm hätte entwickeln können. Keine Frage hätte sie eine bessere Fürstin gemimt. Ihr Blick glitt über das Gesicht des größeren Mannes, das vom Fackelschein in warmen Farben erleuchtet wurde. Doch wegen seiner dunklen Haare und der dunklen Kleidung wirkte er trotzdem kühl und unnahbar. Er war alles, was sie nicht war.

Dann glitt ihr Blick zurück zu dem imposanten Schreibtisch hinter ihm. „Ich kann dir bei deinen Geschäften nicht helfen.“ Sie verstand absolut gar nicht von diesen Dingen und hatte ihren Vater noch nie ein Wort darüber verlieren hören. “Aber ich kann mich da hinten in diesen Sessel setzen und…“ Und? Sie blickte auf die Laterne in ihrer Hand. „Dir meine Laterne halten.“, schlug sie schmunzelnd vor. Am liebsten hätte sie eine Hand an seine dunkle Lederweste gelegt und ein wenig darüber gestrichen, um irgendeine Art von Nähe aufzubauen, aber etwas hielt sie zurück. Mathúin war nicht gerade ein zugänglicher Mann und Lia hatte noch keinen guten Weg gefunden, ihm irgendwie näher zu kommen. Natürlich tauschten sie rudimentär angemessenen Körperkontakt aus, aber von dem, was hinter der Fassade des strengen Blickes vor sich ging, konnte sie nur fantasieren. Sie wusste nicht, wer er war und er ließ nicht zu, dass sie einen Blick darauf erhaschen konnte. „Ich kann nicht schlafen, wenn ich weiß, dass du hier sitzt und arbeitest.“, gab sie dann ehrlicherweise zu – wenn auch ein wenig egoistisch.
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Mathúin Canonach
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#4
Ihr Lächeln verwirrte ihn und er konnte nicht einmal sagen, warum. Also sah er sie eine Weile lang schweigend an, wortkarg wie er eben war, wenn er in der Nähe von fast Fremden war. Doch Liadhnán war ihm nicht gänzlich fremd, und sie war immerhin seine Frau. Fast schon schüchtern streckte er also seine Hand aus, und legte sie versuchend auf ihre Wange. Vorsichtig streichelte er mit seinem Daumen darüber, probierte aus, wie es sich anfühlte. Dann erst setzte er ebenfalls ein Lächeln auf. “Du und deine Bescheidenheit”, antwortete er nur kopfschüttelnd, doch seine sanfte Stimme machten die Worte ein wenig schwächer als gemeint. “Ich finde, dass Menschen ruhig zugeben können, wenn sie etwas gut machen. Und du malst wirklich wunderbar, Liadhnán.” Dann ließ er seine Hand wieder fallen und von ihrer weichen Haut gleichen. In ihrem Nachtgewand und im Schein der Kerze sah sie fast wie eine Figur aus ihren geliebten Märchen aus, und Mathúin seufzte, weil er ihr in der Richtung nicht das Wasser reichen konnte. Er wirkte meist grob und hart, doch eigentlich war er im Herzen ein gerechter und liebender Mensch, vor allem für seine Familie und Freunde. Als er ihr den Vorschlag machte, das neue Bild in ihr Schlafgemach zu hängen, widersprach sie ihm, und er sah sie überrascht an, denn das kam wirklich nicht oft vor. Meistens war sie viel zu respektvoll, viel zu unnahbar in seiner Gegenwart, und es ärgerte ihn dann, dass sie ihn nicht einmal in der Zweisamkeit duzte. “Du darfst mir ruhig sagen, wenn ich müde aussehe, Liebste. Und zudem wünsche ich mir, dass du mich, wenn wir unter uns sind, frei ansprichst. Es gibt keinen Grund, dass du mich mit Euch und Euer ansprecht. Das Thema hatten wir doch schon öfter.” Ein wenig streng sah er sie an. “Wohin soll das Bild dann gebracht werden? Ich werde morgen die Order geben, denn es ist viel zu schön, um im Keller zu versauern.”

Mathúin wurde von einem verräterischen Gähnen heimgesucht, das wohl Bände sprach, und so sah er seine Ehefrau entschuldigend an. “Du hast Recht, ich bin wohl wirklich müder als gedacht. Aber wieso kannst du denn nicht schlafen, wenn ich hier noch etwas arbeite?” Und wie hatte sie das nur vor ihm gemacht? Mathúin wusste, dass selbst wenn er müde war, der Schlaf immer eine Weile brauchte, bis er ihn heimsuchte. Sie beide hatten ein sehr ungutes Verhältnis zueinander, denn seit dem Tod seiner Mutter war er nachts oft unruhig und der Schlaf fand ihn nur nach Stunden oder gar nicht. “Du bist wirklich zu freundlich, Liadhnán”, lachte er auf ihren Vorschlag hin, doch er ging erneut hinter seinen Schreibtisch und deutete auf den anderen freien Stuhl. “Doch wenn du möchtest, kannst du mir die nächste halbe Stunde noch Gesellschaft leisten. Während ich das hier fertig mache, erzähl mir gerne etwas.” Der dunkelhaarige Fürst setzte sich an den wuchtigen Schreibtisch, für den er nie gemacht worden war, und widmete sich wieder dem Pergament, an dem er bis eben gesessen hatte. Er war für das hier nie wirklich vorbereitet worden, und er hatte nie gedacht, irgendwann als Fürst von Kenmara zu leben. Seine Mutter, die so sehr an die Große Mutter geglaubt hatte, hatte ihm eine große Zukunft vorhergesagt, und er hatte ihr nie geglaubt. Mathúin war in seinen Gedanken gefangen, und die Feder in seiner Hand hielt still, obwohl sie eigentlich über das Pergament kritzeln sollte. “Weißt du”, sagte er dann in die ruhige Nacht hinein. “Die Menschen hier tun sich schwer mit mir. Ich denke, es wäre einfacher gewesen, wenn ich nicht Fürst geworden wäre, denn sie hängen immer noch sehr an deinem Vater. Ich habe nicht das Gefühl, je in seine großen Fußstapfen treten zu können. Die raue See, die starken Winde, sie denken nicht, dass ich damit klarkomme.” Das waren sehr ehrliche Worte für ihn, doch er hatte sie in diesem Moment einfach aussprechen müssen.
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Liadhnán Canonach
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#5
Lia lächelte schwach, wendete aber bei seinem Kompliment berührt den Blick ab. Komplimente von Menschen, zu denen man aufsah, wirkten immer mehr nach, als andere. Gerne hätte sie seine Berührung länger gespürt. Sich derer länger hingegeben und sich dort in Sicherheit gewogen. Doch seine öffentliche Zuneigung war rar. Er war verschlossen und ernst und doch wusste Lia, dass unter dieser Mauer sein Sanftmut schlummerte. Dies konnte sie in jeder seiner Bewegungen sehen. Langsam nickte sie, als er weiter sprach. „Ich habe meinen Vater nie geduzt.“ Sie wollte ihm nicht widersprechen, sich nur ein wenig erklären. Und auch als fremdes Mitglied einer Fürstenfamilie war sie es lange gewohnt, Mathúin förmlich anzusprechen. In ihrer Familie änderte daran auch eine Heirat nichts. In seiner scheinbar schon. „Ich weiß nicht, das muss ich mir noch überlegen. Nicht zu öffentlich, das wäre mir unangenehm.“ Ihr Blick glitt für einen Moment in sein Arbeitszimmer, doch dann sah sie ihn wieder an. Bei seinem Gähnen musste sie Schmunzeln und nickte, als er ihr zustimmte.

„Ich denke dann, dass es nicht fair ist, dass du dich den ganzen Tag und die ganze Nacht mit Papieren und Briefen quälst, während ich im Bett liege oder male.“ Natürlich konnte sie ihm viele Aufgaben nicht abnehmen, aber war sie nicht irgendwie Schuld daran, dass er sich in dieser Lage befand? Sein Gesichtsausdruck, wann immer er hinter dem großen Schreibtisch saß, sprach außerdem Bände und zeigte, dass er manchmal sicherlich gern tauschen würde. Sie folgte ihm in sein Arbeitszimmer, das von Regalen und Schriftrollen gesäumt war. Auf seinem Tisch lag allerlei Tand und Schreibutensilien und Lia sah sich kurz seufzend und ein wenig hilflos um. Das war ein trostloser Ort und sie war hier nur selten gewesen. Sie Wände waren aus dunklem Holz und alles wirkte erdrückend. Zumindest erdrückte es sie. Dennoch ließ sie sich auf dem Sessel nieder, auf den er gezeigt hatte, zog die Füße darauf an und lehnte sich in Richtung des Schreibtisches. „Was machst du gerade?“, fragte sie als er näher kam und sich wieder auf seinen Stuhl setzte.

Doch statt weiter zu arbeiten hielt Mathúin inne und erzählte von dem, was ihn bewegte. Das war mehr, als sie sonst von ihm hörte und deshalb ließ Lia ihn stumm lauschend aussprechen. Nachdem er gesprochen hatte, folgte Stille. Sie beide schienen über seine Worte andächtig nachzudenken und irgendwann stellte Lia die Frage, die ihr auf der Zunge lag. „Woher weißt du das?“, fragte sie leise. Sie wollte ihn nicht in Frage stellen, aber hatten sich Menschen etwa über ihn beschwert? Waren sie feindselig? Hatte er Stimmen aus dem Dorf gehört? Von der Seite musterte sie sein markantes Profil im Schein der Kerzen. Über die Jahre waren seine Züge immer härter geworden, was Lia ihn nur noch andächtiger betrachten gelassen hatte. Seit ihrer ersten Begegnung hatte sie für diesen Mann geschwärmt. Diese Verbindung war ein Geschenk der großen Mutter, für welches sie sich niemals genug würde bedanken können. „Was ich sage, ist egoistisch und nicht gerecht“, entgegnete sie irgendwann nachdenklich. „Aber ich könnte mir diese Hallen ohne dich nicht mehr vorstellen. Was hätte ich getan, wenn du nicht gewesen wärst?“ Vermutlich auf Liams Gnade gehofft, dass er der Stiefmutter und den Schwestern irgendwie ein Häuschen in der Stadt angeboten hätte, während er Kenmara in die Hände eines neuen Fürsten und dessen Familie übergeben hätte. „Ich weiß nicht, ob die Menschen sich bewusst sind, dass die Alternative gewesen wäre, der Stadt eine neue Fürstenfamilie vorzustellen.“
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Mathúin Canonach
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#6
Als Liadhnán beschämt ihren Kopf neigte, streichelte Mathúin mit seinem Daumen über ihre Wange. Wieso nur war sie so schüchtern? Und wieso war sie ihm so ergeben? Er hatte sich immer eine Partnerin gewünscht, die ihm ebenbürtig war. Es gab keinen Grund, weshalb sie sich so in den Schatten stellte, denn sie war begabt, liebevoll und hatte einen freien, starken Geist. Das alles sollte auf einen Scheffel gestellt werden, und nicht im Dunkel eines Kellers sein Dasein fristen. “Du scheinst, meine Liebste, und dein Licht soll den Menschen hier Führung geben.” Er war nie poetisch gewesen, doch Mathúin spürte, dass seine Frau ihn zu einem Poeten machte; ihr Wesen war so zart, dass es etwas in ihm berührte. Als sie ihm dann eine Erklärung gab, hob er fast schon streng die Augenbrauen. Es gebührte sich nicht, schlecht darüber zu sprechen, und doch juckte es ihm in den Fingern. “Wir haben es in unserer Familie anders gehandhabt, und ich bin nicht dein Vater, Liadhnán. Wir sind verheiratet, wir sind einen gemeinsamen Pakt eingegangen, und ich wünsche mir wirklich, du mögest ein bisschen offener sein.” Fast musste der Fürst über die eigenen Worte lachen. Eigentlich war ER derjenige, der als verschlossen und unnahbar galt, aber vielleicht verstand seine Frau ja, was er meinte. Er ließ also seine Hand sinken und nickte dann. “Wir hängen es irgendwo in unseren Gemächern auf, wo es nicht allzu öffentlich ist, versprochen.”

Als Mathúin sich wieder setzte, seufzte er auf. Sie hatte mit ihren Worten nicht unrecht, aber die Welt war nun mal so geregelt. “Dann bist du hier immer herzlich Willkommen, mo chridhe.” Sie war sein Herz. “Ich bin nicht leicht abzulenken, also kannst du deine Staffelei auch gerne hier aufbauen, wenn du möchtest. Aber du solltest abends wirklich nicht so lange aufbleiben, du brauchst deinen Schlaf.” Er wusste, sie war öfter früher wach, um zur Großen Mutter zu beten, und auch, wenn er das nicht verstand, würde er sie nie davon abhalten. “Ich gehe gerade ein paar Briefe durch, die ich von unseren Leuten erhalten habe. Anfragen, Lieferungen, so etwas. Ich bin nicht allzu versiert in diesen Dingen, und muss mich erst in alles einlesen und einfinden.” Natürlich hatte er als Adeliger Unterricht genossen, aber ein Fürst zu sein mit all den Aufgaben… das war einfach etwas ganz Anderes als loser Unterricht. “Wie hat dein Vater damit verfahren? Hatte er jemanden als rechte Hand?”

Dann wurde er einige sehr ehrliche Worte los, und Liadhnán sah ihn fast schon empört an. Traurig, aber überrascht. Woher er wusste, dass die Leute ihn nicht so mochten wie ihren Vater? “Das ist einfach, sie kennen mich noch nicht so lange. Und ich bin nicht von hier. Sie denken, dein Bruder hätte all das hier übernehmen und erben sollen. Das heißt also für mich, ich muss mich doppelt so anstrengen, was mich nicht stört, es ist nur… neu für mich. Ich habe deinen Vater ebenfalls sehr geschätzt und weiß, was die Menschen hier verloren haben.” Er hielt ihren Blick eine Weile fest, und senkte ihn dann wieder, um weiter arbeiten zu können. Doch als seine Ehefrau wieder sprach, sah er auf und sah sie mit staunendem Blick an. Das war… sehr persönlich gewesen und kannte er so nicht. Wann hatte je ein Mensch so etwas zu ihm gesagt? “Liadhnán, meine Liebste”, begann er also leise und sein sonst so strenger Blick wurde ein wenig weicher. Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte, also sah er sie nur liebevoll an und schüttelte dann langsam den Kopf. “Danke.” Ein geflüstertes, leises Wort. “Aber lass uns jetzt weitermachen, damit wir bald schlafen können. Erzählst du mir etwas Schönes, ja? Damit lässt es sich schneller arbeiten. Oh, und erzähl mir bitte, wie wir Samhain dieses Jahr feiern werden, hast du dir darüber Gedanken gemacht?”
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