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07-04-2024, 11:17 - Wörter:
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 01-09-2025, 15:43 von Naila Castellanos.)
Die Sonne war endlich dabei, unterzugehen. Endlich, denn Ridvan konnte das Hell des Tages kaum noch ertragen. Es blendete ihn und dieses grelle Licht ließ ihn oft nicht erkennen, was draußen vor den Toren seines Palastes, in der Stadt und in der Welt vor sich ging. Doch nun, bei Einbruch der Nacht, stand der König an seinen riesigen Fenstern und blickte der Sonne entgegen. Der riesige, rot leuchtende Feuerball am Himmel tauchte alles in seinem Weg in wärmende Farben und Ridvan genoss diesen Augenblick der Stille. Diese Tageszeit war ihm die Liebste. Denn nachts konnten seine Feinde sich in den Schatten verstecken - tagsüber im Grellen. Doch dieses Zwielicht machte alles gleichzeitig sichtbar und unsichtbar. Eigentlich war es unlogisch, aber was bedeutete schon Logik bei einem verbrauchten Geist wie dem von Ridvan?
Vorhin erst hatte ein Mädchen ihm alles gebracht, was Ridvan für die Nacht benötigte. Hauptsächlich waren dies Kräuter, die er verbrennen und deren Dampf er einatmen konnte. Natürlich hatte man ihm aber auch alles andere gebracht - in der Hoffnung, ihn mit irgendetwas verlocken zu können: Wasser, Ziegenmilch, süßer Dattelwein, dünne Brotfladen, Speck, Käse, Gemüse und Früchte jeder Art und Facon. Doch wie so vieles andere, wusste der König auch dies regelmäßig zu verschwenden. Stattdessen hatte er dem Mädchen das Grünzeug entrissen und ihr gesagt, sie solle seinen Adjutanten nach Sonnenuntergang her schicken.
Doch bis dahin stand er an seinem Fenster und blickte über das Vermächtnis seiner Väter, das er fahrlässig in Chaos und Zerstörung gestürzt hatte. Er hörte auf das Rauschen aus der entfernten, hinter großen Stadtmauern liegenden Stadt, das Summen und Aufblitzen von Lichtern. Er versuchte zu erkennen, wie die Gebäude nach und nach wieder erstanden und allmählich Ruhe einkehrte. Die große Flut war nun beinahe schon einen Monat her, doch die Lage hatte sich aus Ridvans Sicht wieder beruhigt. Sicherlich hatten sie die Toten, Menschen und Vieh, von den Straßen geräumt und ins Wasser geworfen. Ebenso die Trümmer. Und nun errichtete sein Volk wieder Neues aus der Asche. Der Gedanke gefiel Ridvan, auch wenn er fernab der Realität war. Er hob die gold gebürstete Schale an, sodass sie beinahe schon sein Kinn berührte. Und dann sog er die Dämpfe der kokelnden Kräuter ein. Gleichzeitig durch Mund und Nase.
Dann atmete er durch den Mund aus und legte entspannt den Kopf in den Nacken.
Nachdem er sich ein wenig beruhigt hatte, zog er sich einen Stuhl an das offene Fenster heran, platzierte diesen zwischen den weiß aufbauschenden Vorhängen, die ihn vor der Mittagshitze schützen sollten und ließ sich darauf nieder. Die Brüstung war weit genug entfernt, sodass er sich vor möglichen Scharfschützen sicher fühlte. Doch einen verzierten Dolch trug er dennoch immer an seiner Seite. Als es klopfte, schloss der König kurz die Augen und wappnete sich für das Kommende. Dinge, die für andere Menschen vollkommen normal waren, empfand Ridvan als anstrengend, als Hindernis. Und darum schottete er sich so weit wie nur möglich von seiner Außenwelt ab. Jeden Tag. "Amon?
Ist das mein Adjutant? ... Schick' ihn rein. Aber niemanden sonst. Und wir wollen nicht gestört werden!", rief er seinem diensthabenden Wachtmann zu, dem er scheinbar größtes Vertrauen entgegenbrachte. Immerhin hatte er sich sogar den Namen des Mannes gemerkt.
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| Ilyas El Mansouri |
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11-04-2024, 15:08 - Wörter:
Ilyas Aufgabe war nicht nur den König bestmöglich zu beraten…abgesehen davon, dass alle wussten, dass ein König seines Kalibers und Temperaments sowieso seinen eigenen Kopf hatte und diese Tatsache bei diesem, ganz speziellen König nochmal eine andere Geschichte war…sondern auch die Aufgabe ihn selbstständig so gut wie möglich zu ergründen. Das galt für sein gesamtes Wesen, seine Vorlieben und alles was ihm doch eher gegen den Strich ging…Dinge, die ihm allgemein Unbehagen verursachten oder solche, die vollkommen aus dem Nichts zu kommen schienen wenn man ihn nicht kannte, aber genau da war sie wieder…Ilyas Aufgabe. Mit böser Zunge konnte man bei Ridvan davon sprechen, dass sein Berater viel eher ein angeborenes Talent der Wahrsagung haben musste um ihn und seine Gedankengänge zu verstehen, aber leider besaß der El Mansouri diese nicht.
Sich mit Ridvan zu treffen war ihm dennoch so vertraut wie der Geruch der Kräuter, die das Zimmer, welches der König kaum verließ, einnebelten und jeden Sinn eines Menschen vernebelten. Manchmal war es kaum zu ertragen und er verließ ein solches Gespräch geplagt vom Kopfschmerz..wahlweise über den Monarchen selbst oder dank der abgebrannten Substanzen.
Vor der Tür stehend, lauschte er den Worten Ridvans und straffte schon in Erwartung eines besonders anstrengenden Abends die Schultern. Ungestört, alleine… nur sie beide. Nichts neues, Gewohnheit in einer Paranoia, die Ilyas teilweise selber peinigte, wenn auch nicht ansatzweise so ausgeprägt wie die seines Herrschers. Der Leibwächter und der alte Hauptmann tauschten ein kurzes, wissendes Nicken miteinander, dann führten die schweren Schritte des Gardisten ausser Dienst ihn in den Raum aus unfassbarem Prunk und Verschwendung. Ein Luxus, den auch der El Mansouri von Haus aus kannte, aber nicht mit voller Überzeugung eines Rechts auf einen höheren Stand auslebte.
Wieder waren es aufdringliche Düfte, die seine Nase sofort anschwellen und verstopfen ließen. Ilyas umrundete den Stuhl seines Königs vor dem Fenster entlang und war froh um den kurzen Luftzug, der mit frischer Luft einen angenehmen Atemzug in die Lungen beförderte. Jetzt schon fühlte er das aufkommende Drücken in seinen Schläfen, aber anmerken ließ er sich keinen Deut des Unbehagens.
„Majestät“, lautete stattdessen der Gruß zu einer Verbeugung mit der Hand über dem Herzen. „Ihr habt mich rufen lassen..“, und wenn er rief, war Ilyas zur Stelle, ob nun morgens kurz nach dem Sonnenaufgang oder des Nachts..es gab keinen Zeitpunkt, der ungelegen war, nicht wenn man den Berater in seiner Funktion fragte. Der Mensch dahinter mochte es manches Mal anders sehen, aber Ilyas war neben allen Leidenschaften, die in seiner Brust schlugen, vor allem eines..ein Mann des Dienstes. Stehend erwartete er was Ridvan ihm zu sagen hatte.
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| Ridvan ben Sahid |
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16-04-2024, 20:12 - Wörter:
Ridvan legte den Kopf in den Nacken, ließ sein Gesicht von der warmen, aber nicht mehr zu heißen Sonne bescheinen und schloss die Augen. Er musste sich entspannen, er musste Ruhe finden. Ansonsten wäre er wohl nicht in der Lage, seine Wünsche durchzusetzen. Und auch wenn Außenstehende das bezweifelten: der König hatte viele Wünsche. Mannigfaltige Wünsche. Und er wusste, diese zu artikulieren.
Nur meistens waren seine Wünsche eher Ich-bezogener Art... und weniger von Belang für die einfachen Leute. Andere seiner Entscheidungen hatten hingegen ganz massive Auswirkungen auf die Bevölkerung seines Landes. Dharan al-Bahr musste sich mittlerweile ganz viel leerer anfühlen, als noch vor einem Monat. Die Flutwelle hatte viele in den Tod gerissen - hauptsächlich Kinder und Alte, die sich nicht rechtzeitig vor dem Wasser in Sicherheit bringen konnten. Und nun waren auch noch zahlreiche Männer in ihren besten Jahren nach Castandor geschickt worden. Großteils gegen ihren Willen, natürlich. Doch sie hatten dort dem Großkönig zu dienen, was eine wichtige Aufgabe war.
Dann hörte Ridvan die näherkommenden Schritte und er öffnete die Augen, zufrieden, Ilyas vor sich zu sehen. Einen Mann, dem er schon viele Jahre seines Lebens blind vertraute. "Ja...", gab der König langsam zurück und es wirkte fast, als wäre er gar noch etwas stärker benebelt, als sonst manchmal. Dann fand er jedoch klare Worte. "Ich will von Dir hören, wie die Stimmung in Dharan al-Bahr ist. Es hört sich für mich an, als habe das Klagen mittlerweile vollständig ein Ende gefunden...", erklärte er. Als ob die Schreie und das Wehklagen aus der Stadt überhaupt jemals sein Ohr erreicht hätte. Doch Ridvan bildete sich viele Dinge ein - so auch das Wehklagen seines Volkes. "Es ist sicherlich gut, wenn viele unserer möglichen Feinde nun im Ausland sind und dort für unsere Sache kämpfen... doch ich muss noch mehr nach Castandor entsenden.." Vorallem seine letzten Worte klangen wieder sehr gequält. Vermutlich wusste Ilyas sehr genau, wovon Ridvan sprach: seiner Tochter. Seinem Augenstern. Naila. So wichtig sie ihm war, bereitete es ihm größtes Unbehagen, gerade sie gehen zu sehen.
Ohne konkret Nailas Namen genannt zu haben, fuhr er auch schon fort. Ilyas würde seinen Gedanken schon ganz bestimmt folgen können... "Ich will, dass Du sie nach King's Portal begleitest. Ich vertraue sie nur Dir an.
Und ich will, dass Du diesen Burschen, diesen mickrigen Zweitgeborenen unter die Lupe nimmst. Und prüfst, ob er auch gut genug für sie ist...", gab er ihm schließlich weitere Aufgaben.
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| Ilyas El Mansouri |
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22-04-2024, 15:39 - Wörter:
Ridvan war wie ein Kind, das ständig Wünsche äußerte ..oder eben Bedürfnisse und das ganz ohne ein Gespür dafür zu haben, dass die Erfüllung dieser Wünsche und Bedürfnisse oft nicht ohne Kosten zu bewältigen war. Da war kein Bewusstsein dafür, dass Vater oder Mutter ihr Bestes getan hatten Geld mühsam aufzutreiben, sei es durch schwere körperliche Arbeit oder jene, die kein anderer erfüllen wollte, die gar über die Grenzen des eigenen Willens hinausgingen. Kinder äußerten Wünsche manchmal ins Blaue hinein und hatten dabei utopische Vorstellungen…fernab der Realität und dem Maß, das ihre familiären Umstände erübrigen konnte. Kinder. Ridvan war weit entfernt davon ein Kind zu sein.
Seine Wünsche aber waren die eines verwöhnten Kindes, das nicht nur keinen Weitblick darauf hatte was seine Wünsche da abverlangten, sondern es auch ohne Rücksicht auf seine Mitmenschen einforderte.
Das Volk war in dieser Metapher das nicht zu beneidende Elternpaar des verwöhnten Kindes und hatte zu erfüllen was das Balg verlangte. Nur war dieses Volk schon ausgehungert in nahezu allen Belangen und brauchte alles, aber kein unvernünftiges, forderndes Kind, sondern einen umsichtig herrschenden König, der die dringend erforderliche Rücksicht mitbrachte und mit offenen, sorgenvollen Blicken auf das schaute, was ihm trotz allem (viel zu) ergeben zu Füßen lag.
Ilyas war stolz auf sein Volk, das so lange, so vieles unter größten Widrigkeiten ertragen hatte, aber es konnte nicht mehr und nie war es so deutlich spürbar wie just nun. Gepeinigt von Hunger, geschlagen von der Sturmflut von der man nichtmal sagen konnte, ob sie mit ihrer Gewalt und den vielen Toten so mancher Familie nicht gar einen Gefallen tat ein hungriges Maul zu verschlucken, aber wer wünschte sich schon den Tod ins Haus, wenn alle so nah daran waren wie nie zu vor. Sie nagten am Tod, wenn sie schon an sonst nichts nagten.
Ridvan nagte an seinem Verstand und das Volk an seinem Thron. Trotzdem war das Essen, welches dem König, aber auch Ilyas selbst, serviert wurde ein ganzes Festmahl für so manchen anderen.
Der El Mansouri blickte in die verklärten Augen des Herrschers und seine Kiefer mahlten einen kurzem Moment in Unzufriedenheit. Die Wut, die er verspürte, wurde hinab geschluckt und das Bedürfnis ihn im wahrsten Sinne wachzurütteln unterdrückt.
„Dharan al-Bahr ist stark, mein König. Die Aufräumarbeiten werden andauern. Vieles der unteren Stadt ist zerstört.“, und nur diese Arbeiten sorgten dafür, dass das Klagen für den Augenblick eine Pause eingelegt hatte. Die Menschen mussten ihre Strassen frei räumen, den Schlamm und den Dreck, all das Zerstörte Holz, Geröll…die Leichen, die bei den Temperaturen schnell in die nächste Katastrophe führen würden. Das alles sorgte dafür, dass die Menschen keine Zeit hatten weiter zu weinen und es waren Menschen wie Ilyas, die in ihrer Weitsicht solche Befehle gegeben hatten. Jeder einzelne, der noch gefunden wurde, löste neues Klagen aus und jede Bestattung weiteres. Ilyas nahm nicht an, dass Ridvan wirkliches Interesse daran hatte.
Mögliche Feinde. Imaginäre und weniger imaginäre. Ilyas wusste worum es hier ging. Er nickte, wenn auch nicht aus voller Überzeugung.
Dann aber öffnete sich sein Mund..die Augen legten sich in einem kurzen Entsetzen auf den Mann, der dort vor ihm hinaus ins Nichts sah und auch nur deshalb erlaubte er sich das Mimikspiel überhaupt. Zunächst aber schloss sich der Mund unverrichteter Dinge wieder und der Berater gab sich einen kurzen Moment den Nachdenkens und das war gut so. Ridvan sprach nicht von noch mehr Männern, die niemand hätte mehr auftreiben können. Wenn niemand mehr hier war um die Überreste der Flut zu räumen, waren all die Frauen, Kinder, Alten und Schwachen auf sich alleine gestellt und Ilyas war froh diesem Befehl nicht Folge leisten zu müssen. Jeder, fast jeder war eingezogen worden und der allmächtige Vater mochte ihnen gut gesinnt sein, dass sie es nicht bereuten schutzlos zurückzubleiben!
Es ging um Naila. Ilays nickte. „Natürlich, mein König. Ich begleite sie…erneut.“ Wie vernebelt er sein musste, dass sie dieses Gespräch führten, erneut. Es hatte es schon gegeben als er das erste Mal mit Naila aufgebrochen war, aber Ilyas kommentierte dies nicht. „Ich werde ein Auge auf sie haben so sehr es in meiner Macht steht“, er war nicht ihr Leibwächter und sicher auch 20 Jahre sicher älter als dieser, aber… natürlich traute er sich mindestens genauso viel zu. Was das anging, war er vielleicht einen Hauch dem Mann vor sich ähnlich, manches wollte man nicht wahrhaben. „Kein Zweitgeborener sollte es wert sein unsere Prinzessin an ihn zu reichen, aber so das Schicksal es will, wird es sich als lohnendes Bündnis zeigen. Ich werde selbstverständlich Bericht an Euch senden, ob der junge Castellanos eine dienliche Partie ist"
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| Ridvan ben Sahid |
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09-05-2024, 14:35 - Wörter:
Ridvans Augen verengten sich, als sein Berater ihm sagte, Dharan al-Bahr sei stark. Unmöglich zu erkennen, was diese Aussage in dem König auslöste: Angst, Neid, Größenwahn - das Bedürfnis, diese Stärke noch weiter niederzuschlagen. Wer stark war, gehörte unter ein Joch. Nein, diese Worte lösten keinen Stolz, kein Mitgefühl und keine Liebe in Ridvan aus. Es war fast, als sehe er in der Stadt einen starken Feind, der durch ein paar (un)glückliche Umstände zurückgeschlagen worden war. Doch Ilyas teilte ihm außerdem mit, dass die Aufräumarbeiten weiter andauerten, denn Vieles der unteren Stadt sei zerstört. "Die Flut hat das Hässliche und Schwache hinfortgespült...", murmelte der König in seinen (von anderen) gepflegten Bart hinein, hob abermals die goldgebürstete Schale an um die beruhigenden Dämpfe direkt einatmen zu können. Der bittersüße Duft drang sicher auch in Ilyas' Nase, haftete seinen Gewändern an und machte ihn vielleicht genauso krank, wie den König.
Ilyas gehorchte und versprach, ein Auge auf Naila zu haben - so sehr es in seiner Macht stehe. Diese Worte verärgerten den König. Nailas Sicherheit war nicht an Bedingungen zu knüpfen. "Du wirst auf sie achtgeben...", knurrte Ridvan mit mehr Nachdruck, denn er wollte diesen einen, wichtigen Punkt vollkommen verstanden wissen. Kein 'wenn es in meiner Macht steht'. Nein. Ilyas würde dafür Sorge tragen - koste es, was es wolle.
Wenigstens war Ilyas mit ihm einer Meinung, dass dieser Zweitgeborene nicht das Richtige für Naila war. Doch was wäre die Alternative gewesen? Für Ridvan kam es nicht in Frage, sie an irgendeinen Fürstensohn zu geben. Nur ein Königssohn kam infrage - und die waren rar gesät: die Stelhammers (falls man diese Barbaren überhaupt in Betracht ziehen wollte) hatten nur noch einen jungen Sohn, genauso wie die Staffords. Leandros Castellanos' Ruf war selbst Ridvan hinreichend bekannt. Und wie immer heirateten die Greymarks lieber im eigenen Land - auch wenn das noch keine beschlossene Sache zu sein schien. Orpheus war noch die beste Variante - so bedauerlich das auch war. "Hilf' ihm ansonsten auf die Sprünge. Ich will, dass meine Tochter Königin in Castandor wird!
Und auch Du sollst nicht vollkommen leer ausgehen.
Du hast mir schon viele Jahre treu gedient und es wird Zeit, Dir dafür ein Weib an die Seite zu geben. Auf dass Du in einigen Jahren meine Sorge bezüglich einer Tochter kennen und teilen wirst...", schwafelte Ridvan weiter, wobei seine Worte kurz von einem tiefen Einatmen über der Schale unterbrochen wurden.
Wenngleich klar war, dass diese Drogen seinem Zustand nicht dienlich waren - es machte den Anschein, als würden des Königs Gedanken und auch Worte ein wenig klarer werden. Doch so war das häufig mit einer Sucht... ohne ging es nicht mehr.
"Außerdem will ich, dass Du diese Depeche der Hand des Königs überbringst", er deutete mit einem Kopfnicken an seinen Schreibtisch, der schon lange nicht mehr für überlegtes Handeln genutzt wurde. "Keinem Handlager, Diener oder Sekretär. Ihm persönlich. Und lass' mir seine Antwort dann umgehend wieder zukommen. Wähle dafür einen verlässlichen Boten aus, der sie zu mir bringt...", erklärte er. Wenn Ilyas nach der Schrift sah, erkannte er vermutlich ein nachlässig zusammengefaltetes, aber immerhin mit dem schönen, königlichen Siegel versehenes Schriftstück.
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| Ilyas El Mansouri |
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02-06-2024, 15:39 - Wörter:
Es bedurfte viel Feingespür mit einem König zu sprechen, aber es bedurfte noch eine ganze Menge mehr, wenn es sich dabei um einen unberechenbaren Monarchen handelte. Nun mochte mancher sagen, dass alle dieser Art schwer zu durchschauen und zuweilen launisch und von vorschnellem Gemüt waren, aber Ridvan war nachweislich ein Mann dessen Kopf von quälenden Geistern heimgesucht wurde. Kein offenes Geheimnis, aber eine Tatsache mit der Ilyas nun schon seit längerem konfrontiert war und die seine eh schon alles andere als leichtfüßige Bewegung durch den Palast und Ausübung seiner Tätigkeit, nur noch schwieriger machte.
Das Hässliche und Schwache. Es tat Ilyas Seele weh. Sein Gesicht erreichte der Schmerz aber nichtmal einen Hauch weit. Ein König, der selbst seinen eigenen Schatten fürchtete, war ein gefährlicher König. „So ist es.“, pflichtete er bei. „Die guten Leute aber brauchen Hilfe. Ich schlage vor die abkömmliche Palastgarde zu den Aufräumarbeiten zu schicken damit es schneller vorangeht. Krankheiten sollen Eure fleissigen Händler und Handwerker nicht dahinraffen und der Gestank der Straßen nicht bis hier oben dringen und Eure Majestät belästigen oder gar infizieren“ Ridavn damit zu ködern schien ihm am logischsten. Sicher traf er da einen Punkt beim König - Angst vor Ansteckung, Angst mit den Sorgen der Gewöhnlichen in Berührung zu kommen. Die Kräuter in der Schale würden den El Mansouri für den restlichen Tag mit Kopfschmerz segnen, soviel stand fest. Ob er davon krank wurde, würden die kommenden Jahre zeigen, aber sicher gab es einen unweigerlichen Gewöhnungseffekt, aber den kannte er schon vom Opium, dem er sich meistens…aber eben auch nur meistens fernhielt. Weniger aufgrund von Gefahren, denn davon waren keine bekannt, als viel eher der Tatsache zu wissen, dass man einen Drang danach entwickelte, der unstillbar werden konnte und das wiederum konnte er sich nicht erlauben. Er brauchte einen klaren Kopf.
„Als wäre sie mein Fleisch und Blut und noch mehr“, gab er zur Antwort und neigte abermals sein Haupt. „Die Prinzessin in Sicherheit zu wissen, ist von höchste Priorität“, gleich neben der Überwachung der Truppen, der Inspektion des werten, mickrigen Erben alias Gemahl der Prinzessin und Recherche zur Stimmung im Land des Großkönigs - ein Klacks!
Die Worte Ridvans waren eindeutig, eindeutiger als je zuvor. „Ich verstehe.“ Naila auf den Thron zu befördern, nebst all der anderen Kleinigkeiten, wie war das gleich? Ein Klacks, genau. Der junge Orpheus musste also aus dem Schatten geholt werden und der Bruder in selbigen gestoßen. Nichts, was Ilyas sonderlich wunderte oder sein Gewissen angriff, das Leben am Hof….an allen Höfen war hässlich, intrigant und konnte sich binnen Sekunden zu Gunsten oder wider diesen für einen entscheiden. Wie gut, dass sogar Ilyas nun einmal abgelenkt wurde und seinen Ohren gar nicht recht trauen konnte. „Ich bin überwältigt, dass Eure Gedanken sich um mein Wohl diesbezüglich drehen, mein König. Mein Dienst für Eure Familie, meine Treue und Zeit aber liegt vollkommen in der Erfüllung meiner Pflichten… ich grämte mich, änderte sich dies nur einen Hauch weit durch weibische Zerstreuung, deshalb bleibe ich ihr fern!“, er lächelte, auch wenn er innerlich gerade schreien wollte.
Hoffte er das Thema nun abgeschüttelt zu haben, ging er nach der fahrigen Aufforderung zum Schreibtisch. „Wie Ihr wünscht, selbstverständlich.“, sprach er und griff das Schriftstück auf, das er kommentarlos an den Seiten ein wenig entknitterte und aufgerollt an langem Arm hinab hielt.
„Wenn Eure Majestät erlauben, würde ich auch noch einen Aufruf starten Medici und andere Heiler zu finden, die in der Hauptstadt im Kampf gegen Seuche helfen können. Selbstverständlich nur so viele, dass die Gesundheit des Reiches gewährleistet ist und die Kranken der Flut ebenfalls versorgt werden können."
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| Ridvan ben Sahid |
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30-06-2024, 16:02 - Wörter:
Es besänftigte Ridvan, dass Ilyas ihm darin zustimmte, dass das Schwache und Hässliche hinfortgespült worden sei. Dann jedoch sprach der Adjutant von den guten Leuten. Ridvan hob nicht extra den Kopf, doch seine Ohren waren mit einem Male fein gespitzt. Die guten Leute. Gab es die denn? Ridvan legte den Kopf von links nach rechts, von rechts nach links, und dachte darüber nach. Vermutlich hatte El Mansouri Recht. Es musste gute Leute geben, gute Menschen, die nach ihm, ihrem Vater, riefen und darauf warteten, dass er ihnen tröstend eine Hand reichte. Zugegebenermaßen gefiel Ridvan sich ganz gut in der Rolle des liebenden Vaters. Zumindest für diejenigen, die zu ihm hielten und ihn in dieser Rolle auch wirklich sehen wollten. Daher widersprach Ridvan auch nicht, als Ilyas erklärte, er werde die abkömmliche Palastgarde zu den Aufräumarbeiten schicken. "Dies ist ein ganz wichtiger Punkt - nur die wirklich abkömmlichen...", stimmte Ridvan zu, denn sofort wallten auch die Sorgen wieder in ihm hoch. "Es gibt immer irgendwelche Ratten, die den Weg von einem sinkenden Schiff finden. Wir dürfen ihnen kein Schlupfloch in den Palast preisgeben", fügte er hinzu. Ilyas selbst hatte dieses Bild beschworen, indem er vom Gestank der Straßen, von Krankheiten und Infektionen gesprochen hatte. Er hatte es wohl suggeriert und Ridvans Gedanken in diese Richtung gelenkt. Wie einfach das doch war.
Glücklicherweise lenkte Ilyas rasch ein, als Ridvan klarstellte, dass Naila die höchste Priorität in allem habe. Sein Adjutant fasste die mannigfaltigen Aufgaben gedanklich zusammen, doch Ridvan war nicht wirklich bewusst, dass er seinen Mitmenschen oft alles abverlangte. Unmenschliches. Doch er musste diese Aufgaben irgendjemandem auferlegen. Und dabei alle Aufgaben, die er anderen gegeben hatte, im Blick behalten. Seine Liste an Vertrauten war äußerst kurz - da war es klar, dass viele wichtige Anliegen auf wenigen Schultern verteilt werden mussten. Doch Ridvan kannte auch hierbei keine Gnade, griff nach den Menschen und hielt sie fest umklammert. Zumindest so lange, bis sie anfingen, ihm unangenehm zu werden.
Und dabei war es wichtig, den hörigen Hunden auch ab und zu einen Knochen hinzuwerfen, in den sie ihre Zähne schlagen und ihren Hunger stillen konnten.
Und dieser Knochen war in jenem Fall eine Frau. Ehrlich gesagt hatte Ridvan noch gar nicht genauer darüber nachgedacht. Eine spontane Eingebung, doch nun musste er auch Taten folgen lassen. Er musste dem Knochen einen Namen geben und etwas hergeben, das er als sein betrachtet hatte. Amira war ihm wichtig geworden - und das, obwohl sie vornehmlich Yasirah gehörte. Doch was das anging, war Yasirah schließlich auch nur sein verlängerter Arm. Was ihr gehörte, gehörte zu allererst ihm.
Ilyas versuchte jedoch, das Geschenk behutsam zurückzuweisen, was Ridvan erneut aufmerksam und hellhörig machte. Es kam ihm nicht oft vor, dass ein Hund zurückzog, wenn man ihm etwas gab. Da ... da wollte doch etwas nicht stimmen. Ridvans Misstrauen war immer schnell geweckt, viel zu schnell - es gehörte zu seinen Paranoia dazu, in allen ihm unerklärlichen Dingen eine Verschwörung zu erkennen. "Du weist etwas zurück, das ich Dir zugedacht habe?", hinterfragte er sofort und legte seinen Blick auf das Gesicht seines Adjutanten. Des Königs Augen waren glasig, alt, krank, umfaltet und voll von unverhohlenem Misstrauen, während er in Ilyas Antlitz etwas suchte, das diese Zurückweisung erklären würde. "Dabei habe ich Dir noch nicht einmal gesagt, an wen ich dabei dachte... ein gutes Kind, das einem jeden Wunsch von den Augen ablesen kann..." Natürlich hatte Ridvan die Kleine nicht selbst beschlafen - war er dazu überhaupt noch in der Lage? Doch es klang vielleicht ein bisschen danach, als wolle er seinem Adjutanten gebrauchte Ware zukommen lassen.
Sie kehrten einigermaßen zu den geschäftlichen Themen zurück und Ridvan hörte zu, wog die Idee ab. "Es ist sicherlich gut, wenn die Wanderheilerinnen in die Hauptstadt kommen um dort nach unseren tapferen Kranken sehen, ehe sie in den Krieg ziehen können. Es wäre bedauerlich, wenn die Streitkraft, die wir dem Großkönig haben zukommen lassen, durch diese Seuche zu sehr ausgezehrt wird...", stimmte Ridvan zu. Der Kontinent hatte genug von diesen herumziehenden Weibern. Die konnten sich ruhig mal alle in der Hauptstadt einfinden...
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