[Zora Novák]

Der heutige Tag war ziemlich stressig. Bald schon würden sie weiterziehen und es gab noch einiges zu erledigen. Zora hatte sich bereiterklärt die letzten Vorräte zu besorgen. Also war sie auf dem Marktplatz gegangen der wie immer gut besucht war. Das geschäftige Treiben war auch heute deutlich zu sehen. Es bereitete ihr ein wenig Probleme mit dem Handkarren durch die Massen zu kommen. Doch sie hatte ihren Bruder Aleksander dabei, der sie durch die Traube an Menschen führte. Mittlerweile befanden sie sich seit einer Stunde hier.

Natürlich konnten sie nicht alles besorgen was sie brauchten, aber das Nötigste war dann kein Problem. Sie hatten sich besprochen was sie alles brauchten und ihre Ausbeute konnte sich bis jetzt sehen lassen. Brot, Hirse, Käse und sogar Wasser befanden sich auf den schweren Karren. Doch sie brauchten noch einiges anderes. Vielleicht fanden sie ja auch ein paar Stoffe oder Werkzeuge? Während ihr Bruder nach derlei Dingen Ausschau hielt. zog es sie an einen Stand mit Kräutern. Den Handkarren hatte sie an ihren Bruder übergeben.

Am Stand sah sie sich die verschiedensten Pflanzen und Kräuter an. Es gab sie noch an der Mutterpflanze befinden, einzeln, zermahlen. Alles was man wollte scheinbar. Nebenbei hörte sie worüber die Menschen sprachen. Über Drachen und den Krieg. Natürlich sprachen sie über den Krieg. Wer würde das nicht tun und auch in der Familie war es großes Thema.

Doch Zora hatte keine Zeit sich um Gerüchte von klatschenden Weibern zu beschäftigen. Sie hatte ihre eigenen Probleme um die sie sich kümmern musste. Da konnte sie sich nicht auch noch damit auseinandersetzen. Während sie ein Glas mit ein paar geriebenen Kräutern in die Hand nahm, bemerkte sie aus dem Augenwinkel wie ein Mann auf sie zugelaufen kam. Ihr gefiel das nicht. Während sie das Glas wieder abstellte, trat sie ein paar Schritte weiter und tat so als würde sie sich die Waren am Stand weiter ansehen. Tatsächlich aber wollte sie sich unauffällig vom Stand entfernen und zu ihrem Bruder gehen, der sich an dem Stand gegenüber von ihr befand.

[Eoan Faraoise]

Nun, er lief nicht wirklich auf sie zu, nicht direkt jedenfalls. Doch Eoan stapfte leichten Schrittes mit einer faszinierenden Zielgenauigkeit auf einen Kräuterhändler zu, dessen Waren ihm mehr als einmal gerettet hatten. Seine Unpässlichkeit, wie er es gerne ausdrückte, hatte seinen Geschwistern in den letzten Jahrzehnten immer wieder viel Freude bereitet und obwohl er mittlerweile sehr gut darin war, die Gefahren von Milch zu umgehen, war es nie verkehrt, sich mit den richtigen Hausmittelchen einzudecken. Jetzt, wo er sich abseits von Sevenwaters befand, konnte man nicht vorsichtig genug sein und wenn es die Höflichkeit gebot eine Speise nicht abzulehnen oder wenigstens ein paar obligatorische Bissen zu nehmen, brauchte er die Gewissheit, seinen Magen hinterher wenigstens mit etwas Tee und trocken Brot wieder beruhigen zu können. Höflich zu sein hatte eben manchmal seinen Preis, wobei er hoffte, der Händler nutzte die angespannte politische Lage nicht direkt aus und ließ sich sein eigenes Gewicht in Münzen bezahlen. Mit einem gewohnt charmanten Lächeln auf den Lippen, das nichts von seinen Gedanken verriet, war er also über den Markt geschlendert, hatten den Geschichten und Gerüchten gelauscht, hier und da ein paar Fragen gestellt und sich von den Einwohnern Ishcateslieves deren Meinungen zu Königen und Drachen und allerlei Unwichtigem erklären lassen.

Bis ihm der Kräuterhändler aufgefallen war und seine Schritte magisch anzuziehen schien, sodass er sich kurz darauf an dessen Auslage einfand und die junge Frau dort erst nach einem Augenblick bemerkte, in denen seine Augen damit beschäftigt gewesen waren nach dem Angebotenen zu schauen. “Guten Tag” begrüßte er sie mit einem entspannten Lächeln und bemerkte das Glas, was sie gerade erst wieder abgestellt hatte, und zwar so unpraktisch, dass er das Etikett nicht erblicken konnte. “Habt ihr da gerade zufällig die Pfefferminze vor euch?” Fragte er betont freundlich, sie sah etwas schreckhaft aus und er wollte keine Grenzen überschreiten, die man ihm noch nicht mitgeteilt hatte. Seine Augen suchten bereits weiter, aber die weißen Blüten der Kamille waren schnell ausgemacht. Noch etwas Beifuß und seine kleine Reiseapotheke waren wieder aufgefüllt, doch auch das konnte er nicht auf den ersten Blick erkennen und fragte sich, ernsthaft, wie der Händler hier wohl den Überblick behielt. “Es sei denn natürlich ihr wollt sie erstehen?” Meinte er dann noch zu der Dame gewandt, immerhin war sie zuerst da gewesen und dementsprechend berechtigt zu kaufen was sie wollte und er musste sehen, was Übrig blieb. In Sevenwaters hätte das vielleicht anders ausgesehen, aber hier verriet seine hochwertige Reisekleidung höchstens, dass er ein reicher Mann war, es war ja nicht eingestickt, dass es sich bei ihm um einen Prinzen handelte. Wobei, vielleicht sollte er damit anfangen. Eoan grinste über seine ausschweifenden Gedanken und sah sie dann erwartungsvoll an.

[Zora Novák]

Der Mann sprach Zora an und sofort sah sie zu ihm auf. Freundlichkeit war nicht unbedingt immer etwas dass man oft vorfand. Umso positiver wirkte er auf sie und sie neigte leicht den Kopf.
"Guten Tag auch an euch. Ja in der Tat. Pfefferminze ist aber nicht das wonach ich suche. Es gibt einige Pflanzen und Kräuter die hier vertreten sind, aber manchmal sucht man nach etwas Speziellem", fing sie an und reichte ihm dann das Glas mit der Pfefferminze.
"Ist es nur das wonach ihr sucht?"
Ihr anfängliches Misstrauen verschwand langsam und vielleicht konnte sie ihm ja behilflich sein bei seiner Suche. Sie selbst hatte auch noch nicht alles gefunden.

Pfefferminze war nicht das wonach Zora suchte und was sie suchte. Mit ihrem Geld musste sie gut rechnen und sie konnte nicht zusätzliche Dinge kaufen wenn ihr die Grundlagen fehlten.
"Tatsächlich gehört es nicht zu meiner Auswahl. Heute bin ich auf der Suche nach ganz anderen Dingen also halte ich euch nicht auf. Ihr könnt die Pfefferminze ruhig erstehen. Ihr kennt nicht zufällig einen weiteren Stand wo ich etwa Myrrhis und Myrrhe finde?", stellte sie auch sogleich ihre Frage. Pflanzen die nicht so einfach zu beschaffen waren, aber die wirklich gut halfen.

Doch zunächst einmal suchte sie nach anderen Dinge wie Salbei, Ingwer und Thymian. Mit der Auswahl an diesem Stand war sie ziemlich unzufrieden, aber sie machte das nicht deutlich sondern lächelte nur leicht und sah sich weiter um.

[Eoan Faraoise]

Eoan blinzelte ob ihrer Wortwahl und nickte, die Höflichkeit in Person. Wie immer. Es sei dann man füllte ihn mit genug Alkohol ab und erzählte ein paar spannende Geschichten, dann musste er sich doch etwas anstrengen um weiterhin wie ein reicher Schnösel zu wirken. Der er ja eigentlich gar nicht war, jedenfalls noch nicht. Das Glas mit der Minze nahm er gerne entgegen und ließ sich die Chance nicht entgehen an den getrockneten Blättern zu riechen. Auch wenn das Etikett zu stimmen schien, musste er es doch noch einmal kontrollieren. “Nein, meine werte Dame, ich versuche tatsächlich meine Reiseapotheke etwas auszubauen. Da ich bereits einige Tage unterwegs bin und das Ende meiner Reise noch nicht zu Ende scheint, kann es nicht verkehrt sein, sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten.” Eine allgemeine Weisheit, welcher jede Reisende gut kannte. Oder kennen sollte, seiner Meinung nach. “Und ihr? In diesen gefährlichen Zeiten seid ihr doch hoffentlich nicht auf Reisen?” Fragte er sogleich weiter, hoffend das Gespräch vielleicht doch noch in eine Richtung zu lenken, die etwas mit dem Getier zu tun hatte, wegen dem er überhaupt Sevenwaters verlassen hatte.

Und dann überlegte er und schüttelte verneinend den Kopf. “Leider muss ich gestehen, zum ersten Mal auf diesem Markt zu sein und kenne nicht alle Händler. Ich benötige lediglich noch etwas Beifuß und Kamille, dann bin ich bereits zufrieden.” Ein erprobtes Grinsen zierte seine Lippen, was die Grübchen gezeigt hätte, wenn nicht sein rotbrauner Bart im Weg wäre. “Doch wenn ihr wollt begleite ich euch gerne ein Stück und wir gehen gemeinsam auf die Suche?” Bot er gönnerhaft an. “Ich bin sicher ihr habt ein paar interessante Geschichten zu erzählen, die uns die Langeweile vertreiben.”