Dieses Forum nutzt Cookies
Dieses Forum verwendet Cookies, um deine Login-Informationen zu speichern, wenn du registriert bist, und deinen letzten Besuch, wenn du es nicht bist. Cookies sind kleine Textdokumente, die auf deinem Computer gespeichert sind; Die von diesem Forum gesetzten Cookies düfen nur auf dieser Website verwendet werden und stellen kein Sicherheitsrisiko dar. Cookies auf diesem Forum speichern auch die spezifischen Themen, die du gelesen hast und wann du zum letzten Mal gelesen hast. Bitte bestätige, ob du diese Cookies akzeptierst oder ablehnst.

Ein Cookie wird in deinem Browser unabhängig von der Wahl gespeichert, um zu verhindern, dass dir diese Frage erneut gestellt wird. Du kannst deine Cookie-Einstellungen jederzeit über den Link in der Fußzeile ändern.


Spoken in embers
06.10.1016 - 10:30
Innenhof von Kenmara
Moira Fraser Aodhán Henaghen

Herbstland
Moira Fraser
Herbstland
Alter 21
Beruf Prinzessin von Kenmara
Wohnort Kenmara
Stand Ledig
User Lia
#1
Der Wind vom Meer hatte seinen salzigen Atem tief in die Mauern der Burg getragen, und die grauen Steine schienen ihn festzuhalten wie ein altes Versprechen. Es wurde langsam kälter, im zweiten Monat der Ernte, doch Moira begrüßte den Wetterwechsel wie einen lang vermissten Freund.

Langsam schlenderte sie durch die gewölbten Gänge der Burg. Ihre Finger glitten flüchtig über das kalte Gestein, so, als lauschten sie auf das Echo der Brandung, die an den Fundamenten ihres Zuhauses leckten. Die tiefschwarze Tinte an ihrer rechten Hand war noch nicht ganz trocken – ein schmaler Fleck an der Seite ihres Mittelfingers verriet, dass sie eben erst das Schreiben an Lehnsmann Dunleigh beendet hatte. Eine höfliche, aber unmissverständliche Erinnerung an seine ausstehenden Abgaben. Der Bote war längst fort, das Pergament versiegelt mit dem Wappen ihres Bruders – doch Cathal hatte darum gebeten, ihn darüber zu informieren. 

Also suchte sie ihn. In der Halle hatte man ihn nicht gesehen. Auch nicht in der Bibliothek, wo er manchmal still saß, als könnte er durch das raschelnde Pergament hören, was dort geschrieben stand. Sein Lieblingsort war jedoch woanders – dort, wo die Welt nicht aus Worten bestand, sondern aus Klang, Wind und Widerstand.

Dann hörte sie es, und sie wusste, sie hatte wieder einmal Recht gehabt: Stimmen, ein dumpfes Aufeinanderprallen, ein kurzes Aufkeuchen, gefolgt von heiserem Gelächter übermütiger Männer. Kampfübungen. Moira beschleunigte ihre Schritte.

Der Innenhof öffnete sich vor ihr wie ein karges Theater aus Stein und Zielscheiben. Männer standen in einem weiten Kreis, Vasallen ihres Bruders, und gröhlten übermütig. Sie hielten jedoch inne, als sie sie entdeckten und  tuschelten aufgeregt, gaben hastig die Sicht frei auf Cathal, der in der Mitte des improvisierten Turnierrings stand – die Stirn gerunzelt, der Atem flach, der Körper angespannt. Vor ihm lag jemand auf dem Rücken, die Brust hob und senkte sich schnell, und an der Schläfe benetzte eine blutende Wunde sein Gesicht.

»Bei der Göttin, Cathal …« Moira schob sich mit resolutem Schritt durch die Männer und bedeutete ihnen, dass die Darbietung nun ein Ende hatte. Diese zerstreuten sich schnell, stolperten beinahe übereinander. »Er ist dein Freund, kein Wildschwein aus den Sümpfen.« Cathal drehte nur leicht den Kopf. Seine Lippen zuckten. »Er hat gesagt, ich soll mich nicht zurückhalten.« Moira schnaubte undamenhaft und verdrehte die Augen. Auch wenn Cathal es nicht sehen konnte, seine missmutige Miene ließ sie wissen, dass er durchaus wusste, dass sie es tat. »Du nimmst solche Einladungen immer so wörtlich. Geh und wasch dir das Blut von der Brust, bevor jemand denkt, du hättest den Verstand verloren. Du siehst aus wie von Sinnen.« Ihre Stimme klang tadelnd, aber wer sie kannte, hörte das Lächeln darin. Sie wartete, bis ihr Bruder ihrer schwesterlichen Order Folge leistete. Er spürte ihren Blick, wie immer, und ging zielstrebig, wie es ihm wohl niemand außerhalb dieser Mauern zutraute – fort vom Turnierring, fort von ihr, fort von seinem Freund, der noch immer auf dem Rücken lag.

Moira seufzte leise, wenn auch schwer und kniete sich dann neben Aodhán. Die Kälte der Steine drang sofort durch die Röcke ihres Gewandes, doch sie beachtete sie kaum. Stattdessen musterte sie den Dunkelhaarigen vor sich, prüfte mit skeptisch verengten Augen die Wunde an seiner Schläfe. Das Blut hatte eine schmale Spur gezogen, entlang seiner Stirn, über die hohe Wange bis zu seinem Ohr. Ihr Blick glitt kurz über seinen nackten Oberkörper, über die schmale Linie des Schweißes, die sich zwischen den Brustmuskeln abzeichnete, über eine alte Narbe, deren Geschichte sie nicht kannte. Moira runzelte die Stirn und richtete schließlich ihren Blick wieder auf sein Gesicht. 

»Also, Henaghen«,, begann sie trocken und mit dem Tonfall einer leidgeprüften Mutter. »War das Teil einer neuen Form der Initiation für das Heiligtum, oder doch nur Dummheit aus alter Freundschaft?« Sie griff behutsam in den weichen Beutel an ihrer Hüfte, zog ein schneeweißes, zusammengefaltetes Tuch hervor, das sie mit einem leisen Zungenschnalzen auseinanderfaltete, sodass ihre gestickten Initialen sichtbar wurden. »Ich hoffe, du hast wenigstens auch ein paar Treffer landen können?« Sanft, aber nachdrücklich presste sie das Tuch gegen seine Schläfe. »Die Blutung steht bald, aber es wird anschwellen. Deine Augen könnten eine Weile asymmetrisch wirken – was dir deine Gespielinnen aber sicher vorübergehend verzeihen werden.« Sie hob den Blick und schob eine feuchte Haarsträhne aus seiner Stirn. »Ich hingegen bin nicht so nachsichtig.«

Sie sagte es mit einem verschmitzten Lächeln – eins, das nur selten zu sehen war, und das niemandem gehörte außer ihrem Bruder. Und Aodhán. Manchmal. Einen Moment verweilte sie so, dann bedeutete sie ihm, ihr das Tuch abzunehmen, bevor sie aufstand. Sie reichte ihm nicht die Hand – sie hatte ihn genug geneckt für einen Tag. Die Sonne stand inzwischen höher, tauchte die Burgmauern in ein weiches Licht, das ihre Schatten länger wirken ließ. »Komm, wir gehen in die Küche, dort finde ich alles, was ich benötigen werde.  Das Mittagessen sollte bereits vorbereitet sein, du kannst dich also beruhigt auf den großen Tisch legen, falls dir schlecht werden sollte.« Vielleicht war es doch noch nicht genug mit der Neckerei. »Dort sind wir unter uns, damit du niemandem erklären musst, dass du in Cathals Faust gelaufen bist.« Sie wandte sich schon halb ab, verbiss sich nun endgültig ein Lachen, wartete aber auf ihn, hoffend, dass er ihr verzieh.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Aodhán Henaghen
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#2
Aodhán war sich nicht sicher, ob er den Satz „Halt dich nicht zurück“ je so sehr bereut hatte wie in diesem Moment. Wahrscheinlich schon. Doch ehe er den Gedanken zu Ende denken konnte, war er bereits damit beschäftigt, den präzisen Schlägen seines Freundes auszuweichen – hektisch, beinahe tollpatschig, bemüht, nicht über die eigenen Füße zu stolpern. Das Gelächter um sie herum schwoll an, als der junge Druide einen Schlag übersah, der ihn vollständig von der Bildfläche fegte. Mit einem dumpfen Aufprall schlug er rücklings auf das harte Pflaster. Die Kälte der Steine fraß sich wie ein zweiter Hieb durch seinen Rücken – unerwartet, erbarmungslos. Er keuchte auf, jede Faser seines Körpers schrie nach Ruhe – und er war kurz davor, sich geschlagen zu geben, da hallte Moiras Stimme wie ein Donnerschlag über den Platz. "Ich wünschte, ich wäre das Wildschwein aus den Sümpfen…", krächzte der Herbstländer zur Begrüßung, hob die Hand in einer schlaffen Geste. Bei der Göttin – das war unangenehm. Gegen Cathal zu verlieren, gut, das konnte passieren. Passierte sogar öfter, als Aodhán lieb war. Aber dass ausgerechnet Moira diesen Tiefschlag mitbekommen musste, setzte dem ganzen die Krone auf. Nicht, dass er ernsthaft glaubte, bei ihr landen zu können – vermutlich würde auch sie, wie ihr Bruder, bald verheiratet werden. Und doch hatte Aodhán nie ganz verleugnen können, dass er eine kleine Schwäche für Cathals jüngere Schwester hegte.

"War schön mit dir, Cathal", brummte Aodhán zum Abschied und ließ den erhobenen Arm wieder auf den Boden fallen. Langsam beruhigte sich sein Atem, und mit einem halb zusammengekniffenen Auge blickte er zu Moira auf, die sich neben ihn gehockt hatte. "Ach, weißt du, Moira…", seufzte er theatralisch und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, nur um anschließend scharf die Luft einzusaugen. "Eigentlich hab ich um deine Hand gekämpft – und haushoch verloren. Was soll ich sagen, ein Versuch war’s wert", log er beinahe unverschämt und verzog die Lippen zu einem schiefen Grinsen, das mehr Selbstironie als echter Charme war. Er sah sie nicht direkt an – zu gefährlich war der Gedanke, dass sie ihm den Scherz tatsächlich abkaufen könnte.

"Ein paar Treffer konnte ich landen, aber dein Bruder scheint gefühlslos zu sein.", murmelte Aodhán und verzog das Gesicht, als sie ihm ihr Taschentuch auf die blutende Wunde drückte. Normalerweise hätte er protestiert – mit einem Spruch oder wenigstens einem gequälten Lächeln –, doch sein Denken war träge, benebelt vom Schmerz. Er sah nur noch, wie sich das helle Tuch rot verfärbte. Keine Haushälterin der Welt würde das je wieder sauber bekommen. Ruiniert. Wie passend, dachte er flüchtig.
Aodhán seufzte erneut und kniff die Augen zusammen, als sich ein stechender Kopfschmerz bemerkbar machte.
"Du weißt doch – deine Meinung ist die einzige, die für mich zählt. Was bedeuten da schon all meine Gespielinnen …", murmelte er mit gespielter Gleichgültigkeit. Die er natürlich gar nicht hatte. Zumindest nicht in Scharen. Aber gut – als Druide, ebenso wie als Priesterin, haftete einem manchmal ein gewisser Ruf an. Je nachdem, welche Geschichten gerade die Runde machten.

Dann schenkte ihm Moira jenes seltene Lächeln, das er immer neidvoll in Cathals Richtung bemerkt hatte. Hah! Also hatte er heute doch in gewisser Weise etwas gewonnen. Er griff nach dem Taschentuch, und seine Fingerspitzen streiften kurz ihre weiche Hand. Eigentlich hatte er wenig Lust aufzustehen, doch der kalte Stein in seinem Rücken gönnte ihm keine Schonung. Bevor seine Muskeln verkrampften, erhob er sich und setzte sich auf. Die Schmach, die ihm durch Moiras Worte zuteilwurde, ließ sein Selbstvertrauen eine Etage tiefer sinken. Diese Frau... "Ich weiß nicht, wovor ich mehr Angst habe – davor, nochmal in die Faust deines Bruders zu laufen, oder davor, mit dir allein zu sein...", sagte er und presste das Taschentuch fester an seine Schläfe. Dann stampfte er ihr hinterher und schloss auf.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Herbstland
Moira Fraser
Herbstland
Alter 21
Beruf Prinzessin von Kenmara
Wohnort Kenmara
Stand Ledig
User Lia
#3
Moira schnaubte leise, ungläubig. Ein Laut, der irgendwo zwischen Spott und Unglauben hing, und doch konnte sie nicht verhindern, dass sich ein sanftes Rosa auf ihre Wangen stahl – flüchtig wie der Schimmer der Morgensonne auf feuchtem Laub. Ihre Lippen zuckten kaum merklich, als hätte der Hauch von einem Lächeln kurz daran gezupft.


Denn es wäre leicht.

Leicht, sich vorzustellen, dass es Aodhán sein könnte. Leicht, weil sie ihn kannte. Weil er nicht vorgab, jemand zu sein, der er nicht war. Jemand, der sie zurechtbiegen wollte. Weil seine Augen sie ansahen, wie Cathals es taten, sie aufnahmen mit all ihren Unebenheiten, ihren Rissen, mit ihrer Wut, ihrer Unsicherheit, ihrem Stolz. Und obwohl das mehr war, als sie je zu fordern gewagt hätte – obwohl es ihr mehr bedeutete als jede distanzierte Berührung, jeder aufgesetzte Kuss ihres Zukünftigen – wusste sie, dass es niemals Aodhán sein würde.

Sie hielt diesen Gedanken nicht fest, ließ ihn vergehen wie Nebel, den der Wind forttrug.
Stattdessen hob sie das Kinn leicht, warf ihm einen skeptischen Blick über die Schulter zu und sagte in trockenem Tonfall: „Das erklärt immerhin, warum du so jämmerlich verloren hast. Hättest du es wirklich ernst gemeint, müsstest du mich jetzt tragen – nicht umgekehrt.“ Zumindest fast. 

Sie drehte sich wieder nach vorn, das Gewicht ihrer Schritte zielstrebig und fest. Doch der flüchtige Kontakt seiner Fingerspitzen an ihrem Handrücken ihre hatte sich in ihr Gedächtnis gebrannt wie ein Funke, der auf trockenes Laub fällt. Sie hatte nichts dazu gesagt. Auch ihre Miene verriet nichts, aber sie spürte ihn noch.

Sein Kommentar jedoch holte sie zurück, und Moira schüttelte kaum merklich den Kopf, als könne sie so seine Worte abschütteln. „Nun“, begann sie süffisant, „wenn du dich in meiner Nähe fürchtest, solltest du vielleicht öfter anständig kämpfen, dann würde Cathal dich nicht jedes Mal mit einer seiner Nahkampfziele verwechseln.“

Sie waren durch zwei der äußeren Gänge gegangen, drangen immer weiter ins Innere der mächtigen Burgmauern vor. Moiras Schritt blieb gleichmäßig, doch sie warf Aodhán immer wieder Blicke zu, mal mehr, mal weniger unauffällig. Sein Gang war aufrecht, vielleicht etwas steifer als gewöhnlich, aber das hieß nichts. Sie hatte zu viele Verletzungen gesehen, die erst Stunden später gefährlich wurden. Männer, die lachten – und im nächsten Moment erbrachen. Männer, die meinten, sie bräuchten nur Schlaf – und am Morgen nicht mehr erwachten.

Gedankenversunken schwieg Moira, bis sie vor der breiten Tür zur Küche standen. Die Wärme des Raumes schlug ihr entgegen, getragen vom Duft nach Brot, deftigem Schmorfleisch und dem schweren Rauch des Herdfeuers. Mit einem kräftigen Stoß öffnete sie die Tür. Die Magd, ein Mädchen mit rotem Zopf und Sommersprossen, schürte gerade das Feuer. Moira hob die Stimme: „Fiadh, btte gib etwas kaltes Wasser zum Kessel. Nicht zu viel – es soll warm bleiben, aber nicht kochend.“ Das Mädchen blickte auf, nickte hektisch und beeilte sich, um der Anweisung nachzukommen. Als sie fertig war, winkte Moira sie mit einem kleinen Lächeln hinaus. „Ich rufe dich, wenn ich dich brauche.“

Während die Tür ins Schloss fiel, drehte sie sich zu Aodhán. Das Licht des Feuers warf goldene Schatten auf sein Gesicht, ließ seine Züge noch markanter wirken, die blutige Spur an seiner Schläfe noch kontrastreicher. Moiras Blick wurde weicher, offener, als sie ihn betrachtete. Die Spuren ihres Spotts waren verflogen. Ihre Stimme war ruhig, klar, aber von einer Wärme getragen, die selten war – und ehrlich. „Wie fühlst du dich?“ Sie trat näher, musterte ihn mit geschultem Blick, aber auch mit einer Sorge, die sie nur selten anderen als Cathal zuteil werden ließ.

„Ist dir übel? Hast du Schmerzen? Siehst du mich richtig?“ Sie hob die Hand, um die seine fortzuschieben, ihr Leinentuch mittlerweile gesättigt von tiefrotem Karmesin. „Manchmal spürt man es nicht gleich, wenn etwas nicht stimmt.“ Sie hob das Kinn und wies ihm den Weg zur langen Küchentafel. “Leg dich hin. Wenn du ohnmächtig wirst, muss ich dich nicht erst auffangen.“ Sie schmunzelte voller Schalk, doch sie wich nicht von seiner Seite.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Aodhán Henaghen
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#4
Ihr Schnauben entlockte dem Dunkelhaarigen ein schwaches Lächeln. In einer fast schon unverschämten Geste tippte er mit dem Zeigefinger gegen ihre leicht geröteten Wangen. "Soll ich es etwa nochmal probieren?", witzelte der Druide – seine Stimme trug keinen wirklichen Ernst, nur die Gelegenheit, Moira wenigstens einmal selbst aufziehen zu dürfen. Denn so sehr er sie schätzte – für ihre Wildheit, ihren Witz, ihre unbändige Freiheit – wusste er doch, dass sie in verschiedenen Welten lebten. Er – vielleicht der eine Mann, der sie hätte lassen können, wie sie war: frei. Der sie nicht fortgeführt, nicht gebändigt hätte, sondern ihr erlaubt hätte, in Kenmara zu bleiben – bei Cathal, in dem Leben, das sie selbst gewählt hätte. Sie – die Frau, die irgendwann fortziehen musste, um ein Band zu knüpfen, das nicht aus Liebe, sondern aus Pflicht gewoben war. Ein Pfad, den ihr Vater für sie entschied, nicht sie selbst.
Doch genau das war es: eine leise Gedankenspielerei, keine Wirklichkeit. Eine Ahnung von etwas, das nie sein würde. Und so blieb ihm nur der Scherz, die kleine Geste, die Erkenntnis in seinen haselnussbraunen Augen. Und das schwache Lächeln, das sich auf seine Lippen stahl.

Neben ihr herlaufend, verzog Aodhán das Gesicht, als ein erneuter Schmerz an seiner Schläfe aufflammte. "Meinst du über die Schwelle? Das krieg ich gerade noch hin!", behauptete er tapfer – auch wenn es vermutlich einiges an Mühe kosten würde. Nicht, weil Moira so schwer war, sondern weil seine eigene Koordination noch zu wünschen übrig ließ. Wahrscheinlicher war, dass sie die Stufen gemeinsam hochstolperten, statt würdevoll darüber zu schreiten. Mit einem theatralischen Seufzen folgte er seiner Jugendfreundin durch die Gänge der Festung. Er fand sie jedes Mal eindrucksvoll. Die Festung. Und jedes Mal überkam ihn der Wunsch jedes noch so kleine Geheimnis zu entdecken, dass sich hinter den hohen Mauern verbarg.

Der Duft in der Küche erinnerte ihn an die Tage in Ceridwens Heiligtum: Kräuter, frisches Brot, ein Hauch seltener Gewürze – eine Mischung, die selbst den fremdesten Ort für einen Moment wie Heimat wirken ließ.
Neugierig wanderte Aodháns Blick über die Regale, blieb an Tiegeln mit getrocknetem Blattwerk und dunklem Pulver hängen, ehe er der hastigen Dienstmagd ein Zwinkern zum Abschied schenkte.
"Sollte sie nicht als Anstandsdame bleiben?", frotzelte er, während er sich endlich das Tuch von der Stirn löste. Der Stoff klebte leicht an der Haut – ein gutes Zeichen, wie ihm schien.

Er atmete einmal tief aus bei ihrer Frage. "Gedemütigt, fühle ich mich.", und er hatte Kopfschmerzen. Aber gut, das sah man ihm wahrscheinlich auch an. "Nein, ja und ja.", er nickte, beinahe etwas gerührt über ihre Fürsorge. "Ich hab schon härtere Schläge deines Bruders eingesteckt...", fuhr er fort, die Hände leicht hebend, als wolle er den Moment abmildern
Als Moira ihn aufforderte, sich auf den Tisch zu legen, seufzte Aodhán – nicht aus Ärger, sondern weil er nicht wollte, dass ihn hier jemand halbnackt zu sehen bekam. "Wenn dein Vater mich so hier sieht...", warnte er, während er langsam zum Tisch ging und sich mit einem leisen Ächzen darauf schwang. "... der bringt mich um. Die Wunde am Kopf wird dann wohl das kleinste Problem sein. Und du weißt doch wie gerne Dienstmädchen tratschen..." Er drehte ihr den Kopf zu, die Augen zu schmalen Schlitzen verzogen. "Gib’s zu, das ist dein Plan..., warf er ihr ironisch vor, ein Grinsen blitzte durch die Schmollmiene.

Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Herbstland
Moira Fraser
Herbstland
Alter 21
Beruf Prinzessin von Kenmara
Wohnort Kenmara
Stand Ledig
User Lia
#5
Moira hob spöttisch die Braue, doch das Zucken ihrer Mundwinkel verriet sie längst. Ihre Stimme blieb ruhig, fast gelassen, als sie erwiderte: „Du überschätzt die Aufmerksamkeit meiner Familie. Mein Vater hat die Küche noch nie von innen gesehen – und meine Stiefmutter kennt den Weg in die Katakomben nicht einmal. Ich glaube kaum, dass sie hier nach mir suchen würden.“ Ein undeutbarer Blick glitt über seine Gestalt, während er sich auf die Tafel schwang. „Und es ist ja nicht so, als wärst du gerade in Begriff, mir meine Tugend zu rauben.“ Ihre Stimme klang wie gewohnt – trocken, mit diesem Hauch von Ironie, der sie stets begleitete –, doch während sie sprach, stieg ihr erneut eine leise Röte in die Ohren. Sie wandte sich rasch ab, als wäre es das flackernde Herdfeuer, das sie in diesem Moment dringender brauchte als seinen Blick.

Natürlich war sie sich seines Körpers bewusst. Seine kräftigen Schultern, die sehnigen Muskeln unter der Haut, die Narben, die von Geschichten erzählten, die sie gehört hatte – sie sah all das. Und sie war zwar jung, aber lange kein Kind mehr. In einem Leben, das ihr kaum Freiheiten ließ, hatte sie zu viel Zeit mit einem Bruder verbracht, der ihre Regungen nicht sah – und einem Vater, der sie nicht wahrnahm. Ihre Stiefmutter richtete ihren Blick ohnehin lieber auf sich selbst und ihren Halbbruder. Niemand hatte je lange genug hingesehen, um Moira in Verlegenheit zu bringen. Bis auf Aodhán und seinen Geschmack nach Freiheit und Leichtigkeit.

Doch sie hielt sich nicht lange mit dem Gedanken auf. Stattdessen begann sie, mit sicherer Hand ein paar Dinge von den Regalen zu sammeln: ein Keramikgefäß mit angesetztem Lavendelöl, saubere Leinenstreifen, ein kleiner Beutel mit getrocknetem Beinwell, den sie rasch in warmem Wasser anweichte, ein scharfes Messer, um ihn anschließend zu zerdrücken. Sie arbeitete zügig, aber nicht gehetzt.

Mit einem kaum merklichen Seufzen stellte sie eine Schale mit lauwarmem Wasser auf den Tisch und trat erneut an Aodhán heran. Ihre hohe Stirn legte sich in Falten, als sie die Wunde genauer inspizierte. War es eine Platzwunde durch den Aufprall? Ihre Finger berührten vorsichtig die Haut um die Schläfe herum. Spürten dem Bluterguss nach, der in wenigen Stunden sein hübsches Gesicht versehren würde. Doch ebenso gut konnte es ein gezielter Schlag gewesen sein. „Nun, es schmerzt mich, es dir mitzuteilen, aber Cathal hat heute noch exzellenter gezielt als sonst“, entkam es ihr in abwesendem Tonfall. Konzentriert beugte sie sich näher, kaute kurz auf der Innenseite ihrer Wange, dann fuhr ihre Zungenspitze zwischen den Lippen hervor, klemmte sich fast unbewusst zwischen ebenmäßge Zahnreihen– ein Tick, den sie selbst nicht bemerkte.

„Das wird jetzt brennen“, kündigte sie an – und tat es trotzdem, ohne seine Zustimmung abzuwarten. Der getränkte Lappen fand seine Stirn, reinigte gründlich, mit sachlicher Präzision. Sie blieb dabei ruhig, ganz in ihrer Arbeit versunken, als könnte sie für einen Moment vergessen, wer vor ihr saß. Erst als sie nach dem Beinwell griff, um ihn vorsichtig auf die gereinigte Stelle zu legen, ihn haltend, damit er seine blutstillende Wirkung entfaltete, sprach sie wieder. Ihre Stimme war leiser, beinahe vorsichtig: „Die Hochzeit rückt näher.“

Ein kurzer Blick aus den Augenwinkeln, prüfend. „Deine Cousine ...“ Der Name kam ihr nicht über die Lippen, zu sehr befürchtete sie, ihn mit Missgunst auszusprechen. Ihre Finger beschäftigten sich weiter mit seiner Wunde, doch ihr Blick glitt nun ganz zu ihm. „Wie ... ist sie so?“ Sie wollte ihn nicht in Verlegenheit bringen. Und dennoch lag ein zarter Ernst in der Frage. Keine bloße Neugier, sondern etwas Tieferes. Etwas, das sich fragte, was Cathal erwartete. Was ihr Bruder zu ertragen hatte. Was ihr Vater ihm vorzusetzen wagte. Und was sie verlieren könnte.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Aodhán Henaghen
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#6
Aodhán runzelte einen Moment die Stirn und sah Moira eindringlich an. "Naja, vielleicht ist es ja mein Vorhaben, dir deine Tugend zu rauben. Du müsstest mich nur nett darum bitten." Sein Ton schwankte zwischen Spott und einem beinahe verlockenden Angebot – als wäre dieser Gedanke tatsächlich in seinem Kopf gereift, auch wenn er wusste, dass er ihn niemals zulassen durfte und würde. Cathal würde ihn dafür vermutlich umbringen. Außerdem waren sie Freunde und sie spielte in einer gänzlich anderen Liga als er.

Während Moira das tat, was sie eben tat – Aodhán hatte zwar keine Ahnung davon, legte sein Leben aber vertrauensvoll in ihre Hände –, starrte er an die Decke der Küche und zählte die Fugen zwischen den Steinen. Na immerhin, dachte er, [/i]scheint mein Verstand noch halbwegs zu funktionieren.[/i] Wenn er sich schon dazu erdreistete, Moira derartige… absonderliche Angebote zu machen in der vagen Hoffnung, sie wenigstens einmal ebenso zu verunsichern wie sie es bei ihm oft tat.

Aodhán beobachtete genau ihr Gesicht, während Moira konzentriert auf Cathals Werk blickte. Seine Mundwinkel zogen sich nach unten, sodass er wie ein geprügelter Hund wirkte. "Ja, er ist schon ziemlich gut...", murmelte der Druide und rümpfte leicht die Nase – doch dann fuhr er fast erschrocken zusammen. Die Warnung, die Moira ihm wenige Sekunden zuvor gegeben hatte, hatte ihn nicht auf das Brennen vorbereitet, das nun pulsierend durch seine Schläfe zog.

"An póg mo thóin!*" Er musste sich zusammenreißen, nicht aufzustehen und vor der Brünetten mit ihrem Teufelslappen davonzulaufen. "Du willst mich umbringen, nicht dein Bruder." Aodhán schnaubte und verzog die Lippen zu einer schmerzverzerrten Linie.

Als sie auf Muírin zu sprechen kamen, verzog der Dunkelhaarige sein Gesicht. Natürlich kannte er seine Cousine, und er empfand sie nicht als unangenehm, aber was sollte er schon sagen? Dass sie nett war? Vielleicht ein bisschen zu offen? Dass sie hübsch war und einige Adelsmänner sich wünschten, unter ihren Rock zu schlüpfen (oder es vielleicht sogar schon getan hatten).
Vermutlich würde er ihr mit solchen Bemerkungen den Start in ihr neues Leben nur erschweren – und das lag eigentlich nicht in Aodháns Sinne, selbst wenn Cathal und Moira seine Freunde waren. So wie er es verstanden hatte, würde die Ehe ohnehin kommen, also brachte es keinem etwas, wenn man besonders negativ auf die ganze Sache zuging.

Sie ist ein netter Mensch, aber auch sehr eigen. Ich denke, ihr werdet alle viel Freude und auch die ein oder andere Herausforderung miteinander haben. Aber das ist ja überall so." Ein entschuldigender Ausdruck legte sich auf sein Gesicht, als wollte er damit sagen: Mehr kann ich nicht versprechen.


*Bedeutet: Küss meinen Hintern - etwas salopper als "Fuck" :D

Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Herbstland
Moira Fraser
Herbstland
Alter 21
Beruf Prinzessin von Kenmara
Wohnort Kenmara
Stand Ledig
User Lia
#7
Moira spürte die Röte herannahen wie ein Sturm vor den Klippen – mächtig und unvermeidlich. Sie hätte sich abwenden können, sich hinter einer bissigen Bemerkung verstecken, die Schultern heben und ein schiefes Lächeln mit Achselzucken verbinden können. Doch sie war eine Fraser, und Frasers rannten nicht davon. Zumindest redete sie sich das in diesem Moment ein.

„Ich bin keine Frau, die einen Mann um etwas anbettelt, Aodhán.“ Ihre Stimme war leiser geworden, ernster als zuvor. Fast ein Flüstern, aber mit einer Schärfe, die sie selbst überraschte. Woher im Namen der großen Mutter war diese Kühnheit plötzlich gekommen? Die feine Linie zwischen Stolz und Trotz war schwer zu halten, aber die Prinzessin balancierte darüber, als hätte sie nie etwas anderes getan. Als wüsste sie, was sie da von sich gab. Als hätte sie längst mehr erlebt als jene unschuldigen Küsse am Hafen vor vielen Jahren, deren Geschmack ihr trotzdem noch manchmal in Erinnerung kam.

Und sie sah, wie sein Blick auf ihr ruhte. Spürte es. Mehr noch: In diesem Moment wusste sie mit schrecklicher Deutlichkeit, dass er ihr glaubte. Und das war das eigentlich Verstörende. Sie sinnierte darüber nach und war vielleicht einen Herzschlag lang abgelenkt, dass sie zurück schrak, als er unter ihren Fingern zusammenzuckte, kaum dass sie das Leinen auf die Wunde gedrückt hatte. „Verzeih“, entfuhr es ihr sofort, und ihre Augen suchten seine. „Ich wollte dir nicht wehtun.“ Ihre Stimme war nun sanfter, zögerlicher. Als könnte sie das Brennen ungeschehen machen, wenn sie sich nur genug bemühte, es zu bereuen. „Ich habe wohl unterschätzt, wie empfindlich Druidenköpfe sind.“ Ein feines, versöhnliches Lächeln zuckte über ihre Lippen, doch ihre Augen blieben ernst.

Sie beobachtete ihn genau. Das Zusammenzucken, das angespannte Spiel seiner Kiefermuskeln, wie seine Lippen sich zu dieser schmalen Linie verzogen, als habe sie ihn mit ihren Fragen unangenehm berührt. Seine diplomatische Antwort wurde dadurch Lügen gestraft, denn Moira hörte die Worte, aber sie glaubte ihnen nicht. Viel Freude miteinander ... Klang wie ein Satz, den man sagte, wenn man nichts sagen wollte.

„Hm.“  Ihr Tonfall war unverbindlich, aber kühl. Kein echtes Misstrauen, doch ein fragendes Innehalten. Als hätte sie gerade eine weitere Schicht im Geflecht um die nahende Hochzeit entdeckt, die es zu durchdringen galt.

Die Behandlung war indes beinahe abgeschlossen. Mit einer geschickten, behutsamen Bewegung fixierte sie die zerkleinerten Pflanzenteile mit einem sauberen, breiten Streifen Leinen, den sie straff, aber nicht grob um Aodháns Kopf band. Ihre Finger blieben ruhig, auch wenn ihr Puls inzwischen in ihren Handgelenken pochte. „So. Das sollte helfen.“ Ihre Stimme war wieder nüchterner geworden, sachlich beinahe. Sie richtete sich auf, rückte ein wenig von ihm ab – gerade so viel, dass sich die Luft zwischen ihnen wieder klären konnte. Gerade so viel, dass ihre Wangen wieder zu ihrer vornehmen Blässe zurückkehren konnten.

„Bleib noch einen Moment liegen.“ Ihr Blick wich seinem aus, blieb stattdessen an einem ausgeleerten Kräuterbeutel hängen, den sie zusammenfaltete, als hinge ihr Leben davon ab. Dann begann sie, die benutzten Gefäße aufzuräumen, die Leinentücher beiseitezulegen, sorgfältig, fast übertrieben ordentlich. Jeder Handgriff war kontrolliert. Jeder Schritt, den sie vom Tisch entfernte, bedeutete auch: Nicht an den halbnackten Mann auf der Tafel denken, der eben noch süffisant über ihre Tugend gescherzt hatte. Nicht an das unsichere Flattern in ihrem Magen, das nichts mit seiner Wunde zu tun hatte.

Sie hielt sich an dem Porzellan fest, das sie auswischte. An der Arbeit. An allem, was Ordnung versprach in diesem Moment innerer Unordnung. Und doch: Zwischen zwei Handgriffen, während sie ein sauberes Tuch zusammenlegte, warf sie ihm einen schnellen Blick über die Schulter zu – schmal, aber spürbar. „Es tut mir leid, wenn ich dich mit meinen Fragen in Verlegenheit gebracht habe. Aber … ich möchte noch etwas wissen.“ Eine nervöse Zungenspitze benetzte ihre Lippen, bevor sie fortfuhr. “Sind das die allgemeinen Vorstellungen von einer Ehe? Herausforderungen und Freude?“ fragte sie leise. Nicht spöttisch. Nur voller Neugier, weich und mit jener leisen Bitterkeit, die sich einstellt, wenn man zu jung ist, um resigniert zu sein – aber zu alt, um noch ganz an Märchen zu glauben.

Moira war klug, wusste mehr als andere Frauen ihrer Herkunft und konnte vermutlich mit einem Zucken ihrer Tintenfeder ganze Fehden beilegen, doch das Rätsel der Liebe und der Ehe war ein Buch mit sieben Siegeln. Dass der ledige Aodhán vermutlich ebenso ahnungslos war wie sie, war ihr durchaus bewusst, doch wen sollte sie sonst fragen? Abrupt wandte sie sich wieder ab. Und tat so, als wäre ihr Herz nicht bis zum Hals gerutscht.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Aodhán Henaghen
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#8
Aodhán betrachtete Moira einen Moment lang und nahm die ernste Woge in ihrer Stimme durchaus wahr, zuckte jedoch mit den Schultern. "Noch nicht.", antwortete er eine Spur zu tollkühn, sodass man es kaum noch als respektable, freundschaftliche Neckerei werten konnte.
Nicht, dass er wollte, dass sie ihn anbetelte – bei der Göttin, nein – doch selbst eine Moira Fraser würde früher oder später die Vorzüge körperlicher Nähe kennenlernen, und dabei kam es durchaus vor, dass man manchmal um mehr bat.

„Ich wollte dir nicht wehtun.“

Der Henaghen schnaubte leise. "DAS glaube ich tatsächlich nicht", sagte er trocken, während er den Impuls unterdrückte, sich noch einmal an den Kopf zu fassen. Wahrscheinlich hätte das die Sache nur schlimmer gemacht – und eine weitere Woge des Schmerzes ausgelöst.

Moira wirkte wenig zufrieden mit seiner Antwort – das war bei einer Persönlichkeit wie ihr kaum überraschend. Doch Aodhán würde sich hüten, Muírin in irgendeiner Weise schlechtzureden, genauso wenig, wie er sie übertrieben loben wollte. Sie kannten sich, doch verbrachten zu wenig Zeit miteinander, als dass er eine wirklich fundierte Einschätzung ihres Wesens geben konnte. Zudem wusste er, dass sie sich hier vermutlich anders geben würde als zuhause. So ließ er ihr kühles „Hm“ unkommentiert stehen und spürte keinerlei Drang, noch etwas hinzuzufügen.

Das Gespräch verstummte so plötzlich, dass nur noch das gedämpfte Klirren von Flaschen und das Rascheln von Verbänden den Raum erfüllte. Aodhán ließ seinen Blick an der Decke haften, spürte eine seltsame Mischung aus Gelassenheit und innerer Leere, die sich zugleich befreiend anfühlte. Vielleicht bemerkte er gar nicht, wie seine Frage nach Moiras Tugend sie kurz aus der Fassung gebracht hatte.
Als Moira die Behandlung beendet hatte, verweilte er noch einen Augenblick reglos auf dem Tisch. Dann richtete er sich langsam auf, fuhr sich mit den Fingern durch das dunkle Haar und stützte sich mit den Händen auf den Tisch ab. Seine Beine schwebten über dem Rand, während ein nachdenklicher Ausdruck seine Miene umspielte. "Du stellst heute aber seltsame Fragen..." bemerkte er mit einem schiefen Grinsen und hob eine Augenbraue, was die Wunde sofort mit einem leichten Stechen quittierte. Doch davon abgesehen hatte Aodhán selbst keine Ahnung von der Ehe und hatte bis heute keinen wirklichen Gedanken daran verschwendet. Er brauchte keine Ehe, um die Vorzüge körperlicher Nähe zu genießen, und sowieso fühlte er sich viel zu jung, um sich wirklich fest zu binden.

"Ich glaube, die Vorstellungen von Ehe unterscheiden sich stark – von Land zu Land, und vor allem von Stand zu Stand", begann er mit ruhiger Stimme, die Lippen nachdenklich geschürzt. "Manche sehen in der Ehe eine Partnerschaft, andere eine Notwendigkeit. Herausforderungen muss man gemeinsam meistern, und Freude gemeinsam teilen. Aber das hängt sicher vor allem von den Menschen ab, die diesen Bund eingehen." Er machte eine kurze Pause, dann fuhr er fort: "Ich denke, in der Oberschicht und im Adel heiratet man selten aus Liebe. Meistens geht es um Verbindungen und Macht. Vielleicht findet man wahre Liebe eher bei den Armen? Keine Ahnung. Liebe kann auch über die Jahre entstehen – oder manchmal bleibt da nur Freundschaft." Je mehr er sprach, desto fremder und undurchsichtiger erschien ihm das ganze Konzept Ehe. Er betrachtete Moira, die mit dem Rücken zu ihm stand. "Beantwortet das deine Frage?"

Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: