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Winter wakes the Wolf
15.09.1016 - 15:00
Burg der Stelhammer, Reinkas Gemach
Trigger: Erwähnung von Ehebruch

Commander of Wolves
Leif Stelhammer
Winterland - Admin
Alter 24
Beruf Kronprinz von Norsteading
Wohnort Wintergard, Norsteading
Stand Verheiratet
User Letha
#1
Fear makes Men more Dangerous
than Magic ever could

Drängende, zornige Schritte hallten an den Mauern der Winterburg wieder und brachten eine Krähe dazu, vom Fenstersims zu fliegen. Staub, der so friedlich durch die Sonnenstrahlen der offenen Fenster schwebte, wurde von aufbauschenden Fellen aufgewirbellt. An Tagen wie solchen war die Burg wie leergefegt, weswegen nur zwei Präsenzen schon die Ruhe in den Gängen störten und gleichzeitig jedem zurückgebliebenen Bediensteten das deutliche Zeichen gaben, sich von ihnen fernzuhalten. Man musste Leif nicht ins Gesicht sehen, um zu erkennen, dass er Zentimeter davon entfernt war, einen Mord zu begehen, strömte die Gewaltbereitschaft, diese Unausgeglichenheit, doch durch jede seiner Poren. Aber wenn man sich traute, ihm ins Gesicht zu sehen, in diese kalt-blauen Augen, in denen ein Sturm von unerklärbarer Größe tobte, dann verstand man vielleicht, was ihn in dieser nachmittäglichen Stunde antrieb; mehr, als er es selbst verstand.

Hätte Reinka ihn heute nicht auf dem Fest am Arm genommen und etwas abseits der Feiernden geführt, wäre der Tag ganz normal weitergegangen. Die Brust noch voll voll mit Jubel und Adrenalin, nachdem er beim Bogenschießen eine lobwürdige Leistung abgeliefert hatte, hatten seine Augen geleuchtet, als er Aleena in der Menge gefunden hatte - sie und seinen Sohn, den sie unter dem Herzen trug und für den er sich überhaupt von seiner besten Seite gezeigt hatte. Sein Blut war erwärmt vom Alkohol, so, dass er keine Felle brauchte und sich sogar von Eriks lallenden Lobreden über seinen zukünftigen Erben anstecken ließ. Er hatte sich mit Händlern unterhalten, Schmieden, hatte mit einer Kriegerin angestoßen, die er noch aus Magnushaven kannte, Leif hatte das Treiben der Menge an diesem letzten Tag mit einem leichten Herzen genossen. Bis zu Reinkas Auftauchen hatte er den Lärm noch als angenehm empfunden; bis das wölfische Grinsen ob ihren Worten einfror und jegliche Wärme aus seinem Blick verschwand.
Valda war hier, und man hatte sie erkannt.
Auf einmal war er dankbar, am Rand des Geschehens zu sein und nicht in dessen Mitte. Gelächter zog an ihm vorbei, ohne ihn zu berühren, Stimmen vermischten sich zu einem bedrohlichen Summen, während die Worte immer wieder durch seinen Kopf hallten. Wie lange musste er seine Schwester angestarrt haben, bis die Erkenntnis, die Panik sein Gemüt ergriff und er sich von ihr losriss. Wie vehement musste sie ihn festgehalten haben, um ihn von den dümmsten, gefährlichsten Entscheidungen in seinem Leben abzuhalten, denn alle Freude der vergangenen Stunden war auf Glatteis gelaufen. Leif wusste nicht, wo Valda war. Er wusste nicht, ob sie in Gefahr war. Er wusste nicht, wer sie entdeckt hatte. Und er wusste nicht, was er dem Wurm antun würde, wenn er ihn in die Finger bekam.

Dass er jetzt durch die Burg lief, mit ungezügelter, roher Gewalt in seinem Schritt, die seinesgleichen suchte, machte überhaupt keinen Sinn. Er musste da unten sein. Egal, wie Reinka gedachte, nach Valda und Sanna zu suchen, er würde es besser machen, er musste es besser machen, er musste-....
Die Tür hinter Reinka fiel ins Schloss und Leif fand sich in ihrem alten Zimmer wieder, das noch genauso aussah wie vor ihrer Hochzeit. Natürlich, niemand rührte ihre Sachen an, wenn sie einmal im Monat zu Besuch vorbeikam und Mutter jeden zur Sau machte, der dachte, das Zimmer zu renovieren. Unter anderen Umständen hätte er sie dafür aufgezogen, dass sie ihren Sinn für Ordnung scheinbar auch in der Ehe noch nicht gefunden hatte, doch Leif plagten andere Sorgen. Welche von solch einer Größenordnung, dass er gar nicht wusste, wie er ihnen Herr werden sollte. Sein Kopf ein einziges Chaos, stand er nur verloren im Raum, die Hände unruhig immer wieder zu Fäusten ballend und wieder entspannend. Dass ihm die Stille nicht gut tat, sah man an dem arbeitenden Schläfenmuskel. Er wusste, dass er irgendwann mit seiner Schwester über das Geheimnis reden musste. Wenn sie ihn nicht schon für den Verrat gegenüber der Familie verurteilte, dann dafür, dass er nie ein Wort über seine Tochter verloren hatte - nicht einmal an sie, die ihm am nächsten stand und ihn besser kannte, als er sich selbst. Aber sein Kopf verarbeitete gerade alles, nur nicht den Bruch zwischen Geschwistern, und er…
“...was mach ich eigentlich hier?” Valda brauchte ihn und er hatte sich in die Burg ziehen lassen. Mit plötzlicher Dringlichkeit drehte sich Leif auf dem Absatz um und wollte Reinka schon zur Seite schieben, im Inbegriff, das Zimmer wieder zu verlassen.
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Winterland
Reinka Norrholm
Winterland
Alter 26
Beruf Prinzessin von Wolfsmark
Wohnort Wolfsmark
Stand Verheiratet
User Lia
#2
Sie hatte ihn schweigend durch die Gänge begleitet, ihren Bruder, der wie ein mörderischer Sturm durch die Hallen Wintergard fegte. Die Kälte des Steins unter ihren Sohlen, das entfernte Gebrüll der Menge in den Straßen der Stadt, das matte Licht der nachmittäglichen Sonne, das durch bleigefasste Fenster fiel – all das nahm sie nur am Rande wahr. Es war Leifs Schatten, den sie suchte, seine Haltung, sein Atem, seine unausgesprochene Wut, die wie ein Glutmeer unter einer dünnen Eisschicht brodelte. Jeder Schritt, den er tat, war schwer vor Zorn, vor Hilflosigkeit, vor Angst – Reinka sah es, wie andere das Flackern eines Feuers in dunkler Nacht sahen. Sie kannte ihn, ihren jüngeren Bruder, besser als alle anderen. Kannte die feinen Risse in seiner Fassade, die sich jetzt wie Schlangenlinien durch seinen Panzer aus Arroganz und Macht zogen.

Hätte er gewusst, wie laut seine Verzweiflung schrie, er hätte sich vermutlich geschämt.

Sie sagte nichts, als er die Tür zu ihrem alten Zimmer aufstieß. Es war noch immer, wie sie es zurückgelassen hatte – Spuren einer wilden, ungebundenen Mädchens mit dem Herzen einer Kriegerin, das nie ganz fortgegangen war. Der Geruch von Leder und Eisen hing in der Luft, ein Pelzumhang über dem Stuhl, ein Bogen an der Wand, eine Holzfigur auf dem Regal, halb geschnitzt, von ungeübter Hand. Erinnerungen. Ein Hauch ihres früheren Ichs.

Leif trat ein, ohne wirklich anzukommen, stand da wie ein Tier, das in die Enge getrieben wurde. Seine Hände, nervös, ruhelos, suchten Halt, und fanden ihn doch nicht. Reinka trat dicht hinter ihm ein, leise, mit der lautlosen Sicherheit einer Jägerin. Als er sich umdrehte, in plötzlichem Impuls, sich an ihr vorbeizudrängen, stellte sie sich in den Türrahmen. Kein Wort. Nur eine Bewegung. Eine Grenze. Sie lehnte sich leicht an das alte Holz – nicht provozierend, nicht herausfordernd. Eher… endgültig.  »Du gehst nicht.« Ihre Stimme war ruhig, gefasst und von jener Unerschütterlichkeit, die nicht diskutierte, sondern beschloss. Sie hob nicht die Stimme, musste es auch nicht. Ihre Worte fielen wie Eisen auf Stein – sachlich, endgültig, ohne Hass, ohne Wut. Nur Entschlossenheit. Und ein Hauch jener Wärme, die nur Geschwister sich zugestehen, wenn alles andere ringsum in Schutt fällt. »Nicht kopflos. Nicht jetzt.«

Sie legte keine Hand auf seine Brust. Keine Geste, die ihn demütigen würde. Nur ihr Blick hielt ihn. Ihre Haltung. Der Ausdruck in ihren Augen, der ihm sagte, dass sie es wusste. Dass sie wusste, um was es hier ging. Um was es für ihn ging. Ihre Augen ruhten auf ihm, ruhig, forschend. In seinem Blick tobte der Sturm, den sie erwartet hatte. Doch darunter war etwas anderes – etwas Tieferes, das nicht mit Fäusten zu greifen war. Sorge. Nicht um sich. Um sie.

Valda.

Der Name lag unausgesprochen zwischen ihnen, wie Schnee, der langsam ein karges Feld bedeckt. Reinka ließ sich Zeit, ihn zu mustern, jedes Zucken seines Gesichts, jede angespannte Muskelfaser zu lesen wie eine Karte. Was sie sah, tat weh. Nicht, weil er ihr etwas verheimlicht hatte – das war es nicht. Es war der Schmerz darüber, wie allein er damit gewesen war. Wie sehr er geglaubt hatte, dass sie es nicht verstehen würde. Aber sie verstand. Sie sah nicht den Prinzen, den Krieger, den aufbrausenden Bruder. Sie sah den Vater. Und sie sah einen Mann, der im Begriff war, alles zu verlieren, was ihm lieb war.

Langsam richtete sie sich noch ein wenig mehr auf, reckte das Kinn in perfekter Stelhammer-Manier. Ihre Bewegungen waren weich, bedächtig, aber von innerer Kraft getragen. Keine Umarmung, keine tröstende Geste. Nicht jetzt. Leif hätte sie abgeschüttelt, wenn sie ihn wie ein Kind behandelt hätte. Sie stellte sich ihm einfach gegenüber. Nicht als Richterin. Als Schwester. Die Stille zog sich zwischen ihnen, dicht wie gefrorenes Wasser. Und sie ließ sie gewähren, ließ ihn spüren, dass er nicht allein war. Dass ihre Gegenwart kein Urteil war, sondern ein Schild. Schließlich senkte Reinka den Blick einen Moment, als müsse sie etwas in sich sortieren – vielleicht den Schmerz, dass er sie all die Jahre nicht eingeweiht hatte, vielleicht die Enttäuschung, dass er glaubte, sie würde ihn verurteilen. Doch als sie ihn wieder ansah, war in ihren Augen keine Kränkung. Nur Klarheit. Und Geduld.

Wenn er reden wollte, würde er es tun. Wenn nicht, würde sie ihn trotzdem halten – nicht mit Händen, sondern mit Schweigen, mit Raum. Ein Krieger braucht keine langen Reden, um zu wissen, wann jemand hinter ihm steht. Sie bewegte sich leise zum lichtdurchfluteten Erker, drehte ihm den Rücken zu, nur für einen Moment, als wolle sie ihm eine Atempause geben. Die Sonne warf schon lange Schatten durch den Raum. Die Zeit der Kälte kam schnell in diesem Jahr, früher als sonst. Vielleicht war es ein Zeichen. Vielleicht auch nur der Lauf der Dinge.

Sie legte eine Hand auf den unebenen Sims, die andere auf ihren wachsenden Bauch. Eine Geste, die sie sich sonst selten erlaubte, weil sie sich verletzlich dabei fühlte. Aber jetzt, in diesem Moment, war es eine Erinnerung. An das, was auf dem Spiel stand. Für sie beide, denn Leif war nun nicht mehr allein. Sie wandte sich wieder zu ihm um. Und auch wenn ihre Lippen kaum einen Laut formten, waren ihre Augen voll stiller Worte. Sie sagte nichts, aber alles an ihr sprach. Sie war ein Bollwerk in einer Welt, die wankte. Und sie bot ihm, was sie immer geboten hatte – Stärke, wenn seine schwand. Geduld, wenn seine auslief. Und einen Ort, an dem er keine Maske tragen musste.

Jetzt musste Leif nur entscheiden, ob er das Geschenk annahm.
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Commander of Wolves
Leif Stelhammer
Winterland - Admin
Alter 24
Beruf Kronprinz von Norsteading
Wohnort Wintergard, Norsteading
Stand Verheiratet
User Letha
#3
Zuerst wollte Leif nicht verstehen, warum seine Schwester sich zwischen ihn und die Tür schob. Warum sie das Holz hinter sich schloss, Endgültigkeit in Wort und Blick, wie nur sie in der Lage dazu war. Warum sie sich gegen ihn behauptete wie ein Fels, während sein ganzes Auftreten ein einziger, unaufhaltsamer Sturm war, dem man sich besser nicht entgegen stellt. Warum zerrte sie ihn in die Burg. Warum schloss sie ihn ein. Warum stellte sie sich zwischen ihn und seine Tochter, warum hielt sie in davon ab, das Einzige zutun, was für ihn in Frage kam, was ihn ausmachte als Krieger, Vater und Mann, der im Inbegriff war, sein eigen Fleisch und Blut zu verlieren. Woher sollte er auch wissen, ob es Valda gut ging? Er hatte nur die knappen Worte von Reinka, an denen er sich festhalten konnte, die Unheilsbotschaft, die imstande gewesen war, mit nur einem Satz seine Welt zu kippen.
Man hat Valda erkannt.
Reinka hatte schon immer das Talent besessen, mit wenigen Worten alles auszudrücken. Mitten auf dem Marktplatz unter all den Menschen war es ihm kalt den Nacken herunter gelaufen, weil er das Gefühl hatte, erwischt worden zu sein - wie damals, als er Met für ihn, Erik und seine Schwester geklaut hatte. Das eingefrorene Lachen war der erste Indikator dafür gewesen, dass er die Bedeutung hinter den Worten langsam zu verstehen begann.
Leider verstand er zu viel von den Folgen, die diese Botschaft beinhaltete - die Kettenreaktion, die ein einziger Zufall auslöste und sich nicht nur auf ihn übertrug. Das Erkennen seiner Tochter warf die Tatsache in den Raum, dass sie hier war. Dass Sanna sie hier aufs Fest gebracht hatte, wo Leif bekannt war wie ein bunter Hund, sie musste doch gewusst haben, wie unvorsichtig das war? Es warf auch die Frage auf, wie man sie erkannt hatte; ob sie in seiner Nähe gewesen war, ohne dass er es bemerkt hatte. Wer sie erkannt hatte, und wen Leif umbringen musste, um sie zu schützen. Wo sie war. Und was passieren würde, jetzt, wo nicht nur Reinka von seinem Geheimnis wusste.

Langsam verstand Leif, warum sie ihn nicht durch die Tür lassen wollte, aber es machte den Umstand nicht zwangsläufig besser. Unausgeglichen, wie er war, starrte er mit unhaltbarer Wut in die ruhigen, festen Augen seiner Schwester, auch wenn die Wut gar nicht ihr galt. Schnaufend drehte er sich um und fand sich in einem Raum eingeschlossen, der trotz seiner Größe viel zu klein für ihn war. Es war die Explosion seiner Verzweiflung, welche die Lehne des Holzstuhls zu fassen bekam und ihn quer durch den Raum warf, wo er mit einem lauten Poltern gegen die Steinwand krachte und die Axt darüber aus ihrer Halterung löste. Das Scheppern der Klinge streute nur mehr Chaos in Leifs Kopf und ließ ihn ungehalten in die Mitte des Raumes laufen.
“Und was soll ich sonst tun, hm? Sie ist meine Tochter, Reinka.”
Seine Stimme schnitt durch die Stille, die für ihn ohnehin nur eine Farce war und ihn in ihrer Endgültigkeit zu erdrücken drohte.
“Du kannst von mir nicht erwarten, dass ich mein eigenes Blut ihrem Schicksal überlasse.”
Aus ihm sprach Leif, der Krieger, der nie ein Familienmitglied im Stich lassen würde. Leif, der unbeugsame Kronprinz, der sein Leben ungefragt für Land und Volk geben würde. Leif, der Mann, der im Sinne seiner Werte handelte und dachte. Leider ging es hierbei nicht nur um Valda, die an alldem wohl die wenigste Schuld trug. Es ging um die Fehler ihres Vaters, der sich nun mit den Konsequenzen konfrontiert sah, die er so lange gefürchtet hatte. Um seine Ängste, die sich um diesen einen gesagten Satz sponnen und Szenarien webten, von denen er nicht wusste, wie wahrscheinlich sie waren: Sanna tot und blutend im Schnee. Valda alleine vor einem Bär sitzend. Seine eigene Mutter, die Valda in die Finger bekam.
Letztendlich war es die Verantwortung, die Leifs Handeln lähmte und auf Reinkas Stärke ansprach, weil sie verstand. Immer hielt sie ihn klein, wog schwer auf seinen Schultern und erdrückte ihn in seiner Pflicht, die er als Kronprinz seinem Land schuldig war. Ein einziger Fehler seinerseits schlug Wellen und er war im Inbegriff, eine Flutwelle loszulassen, weil er nicht wusste, ob er dem Druck noch länger standhalten konnte - oder wollte.
In einer Fügung des Schicksals war Reinka es, die ihn in die Burg gezerrt hatte und nicht allein ließ in einer dunklen, schwarzen Stunde, obwohl draußen trotzig die Sonne schien und den Schnee schmolz. Reinka, die besser als jeder andere wusste, zwischen welchen Stühlen ihr Bruder stand, und dass er sich manchmal Schuhe anzog, die ihm zu groß waren.
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Winterland
Reinka Norrholm
Winterland
Alter 26
Beruf Prinzessin von Wolfsmark
Wohnort Wolfsmark
Stand Verheiratet
User Lia
#4
Reinka erwiderte seinen wilden, wutschäumenden Blick, unverrückbar. Kein Zucken, kein Zurückweichen, kein Flackern in ihren Augen, das seinem Zorn nachgegeben hätte. Ihre Ruhe war kein Trotz – sie war wie der Fels, auf den sich die Wellen stürzten, wissend, dass sie brechen würden. Und sie brachen.

Der Stuhl zerschellte mit einem splitternden Laut an der Wand, eine Explosion aus altem Holz und verzweifelter Wut. Die Streitaxt – ein Geschenk Arialds –  fiel mit einem scheppernden, scharfen Laut zu Boden, als würde das Eisen selbst den Atem anhalten. Reinka zuckte nicht. Nur ihr Blick wanderte hinab auf das vertraute, schwere Metall, das nun auf dem Stein lag wie ein gefallenes Symbol. Ihre Stimme war leise, beinahe beiläufig, als sie sagte: »Wenn Vater davon erfährt, wird er dir das niemals verzeihen. Nicht, weil du wütend bist. Sondern weil du schlecht zielst.« Kein Spott lag in ihren Worten, kein Tadel. Nur eine nüchterne Erinnerung an den Mann, den sie beide auf eigene Weise verehrten. An den, der ihnen unterschiedlich beigebracht hatte, mit Wut umzugehen, mit Verantwortung, mit Schmerz. Vielleicht hatte Leif mehr von ihm in sich, als er ahnte.

Sie beobachtete ihren Bruder, wie er sich in der Mitte ihres alten Zimmers verlor. Wie seine Wut sich Luft machte – nicht als Kampf, sondern als Zerbrechen. Wie seine Stimme brach, sich schärfte, dann wieder zitterte, während er sprach. 

’Sie ist meine Tochter.’

Es war kein Bekenntnis mehr. Es war ein Schwur. Reinka setzte sich, als er noch stand. Bedächtig, ruhig, fast lautlos glitt sie in den alten, tiefen Sessel, als gehöre er wieder ihr. Die Hände ruhten auf den Fellen, die Schultern entspannt an der hohen Lehne. Ihr Blick blieb auf ihm, unerschütterlich. Mit einem leichten Nicken wies sie auf den gegenüberliegenden Stuhl – der einzige noch Ganze in diesem Gemach. Kein Befehl. Nur ein Angebot. Einen weiteren Raum, den sie ihm öffnete. Doch sie wartete nicht, ob er ihn annahm. »Ich werde dir nichts absprechen, Leif.« Ihre Stimme war weich, aber klar. »Nicht deine Wut. Nicht deine Angst. Und am allerwenigsten deine Liebe.«

Sie ließ ihm Raum, seine Gedanken zu sortieren. Sprach in dem ruhigen Ton, den sie sonst nur verwendete, wenn sie ihre Jährlinge beruhigte – oder sich selbst. Ihre Worte kamen langsam – abgewogen, aber nicht gezwungen. »Ich habe gesehen, wie du sie ansiehst.« Ihre Stirn legte sich leicht in Falten, ein Ausdruck der Erinnerung. 

Sein Blut. Seine Tochter.

Reinka schluckte. Nicht sichtbar – aber spürbar. Etwas zog sich in ihrer Brust zusammen. Nicht Eifersucht. Kein Neid. Etwas verschob sich in ihrer Brust. Etwas, das jede werdende Mutter verstand, wenn sie sah, wie ein fremdes Kind gesehen wurde. Und dass es – auf seine Weise – geliebt wurde. Tief. Doch dieses hier wurde vor aller Welt versteckt. Und war nun in Gefahr.

»Sie bedeutet dir mehr, als sie sollte, Leif«, sagte sie leise, ohne Vorwurf. Es war eine Feststellung. Eine, die man als Frau ihrer Herkunft machte, wenn man das große Ganze betrachtete – die Titel, Namen, Folgen. Mit dem, was eine Bastardtochter für einen Kronprinzen bedeutete. Und mit dem, was man tun müsste, wenn andere es erfuhren. »Aber es ist gut, dass es so ist.« Das sagte die Frau mit dem Kind unter dem Herzen in ihr. Ehrlich und geradeheraus.

Reinka ließ den Blick auf seinem Gesicht ruhen, sah das Beben hinter der Maske. Die Angst um Valda, um Sanna, um das, was nun unweigerlich kommen würde. »Ich weiß nicht, wie viel Zeit wir haben, aber für den Moment … ist sie sicher. Das Frau, die ich mit Valda gesehen habe – sie wirkte klug. Und vorsichtig. Ich glaube, sie kennt ihre Lage besser als du.« Ein tiefer Atemzug. Nicht zögerlich, sondern bewusst. Dann sah sie ihn an, mit einer Frage, die vorsichtig wie ein Messer an der Scheide seiner Wut vorbeischrammte. »Wer ist sie, Bruder?« Keine Bitterkeit. Keine Anschuldigung.  Es war nicht Neugier, die sie trieb. Es war Notwendigkeit. Reinka dachte in in geraden Linien, in Möglichkeiten, sie verlor sich nicht in Fantastereien. Sie musste mehr erfahren, um das Kind zu schützen, ohne das Leben zu vieler ins Verderben zu stürzen. Musste wissen, wie tief Leif verstrickt war. Und was es bedeutete, dass er so sehr bebte.

Sie lehnte sich leicht zurück, Hände auf ihrem Bauch. Nicht, um sich zu schützen – sondern um sich zu erden. Mit jedem Atemzug wurde das Kind unter ihrem Herzen realer. Und mit jedem weiteren wurde ihr klar, dass ihr Bruder nicht nur eine Tochter hatte – sondern ein ganzes Erbe, das in Gefahr war. Und dass niemand sonst ihn verstehen konnte, wie sie es tat. »Lass mich dir helfen. Aber ich brauche die Wahrheit.« Ihre Stimme war weich wie Schnee, der fällt, wenn alle anderen Geräusche verstummen. Und ihre Augen blieben offen – bereit, ihn zu fassen, wenn er fiel.
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Commander of Wolves
Leif Stelhammer
Winterland - Admin
Alter 24
Beruf Kronprinz von Norsteading
Wohnort Wintergard, Norsteading
Stand Verheiratet
User Letha
#5
Was Ariald Stelhammer tun würde, wenn er hiervon erfuhr, konnte Leif sich denken. Es waren nicht die offensichtlichen Konsequenzen, die ihn so unter Druck setzen, die Tracht Prügel, als wäre er wieder 10 Jahre alt, ein Duell, die schäumende Wut des Königs, die in ihrer Wucht lähmend sein konnte. Nein, wenn Ariald wirklich hiervon erfuhr, dann war es das Schweigen, das sein Sohn so fürchtete. Die Ruhe auf den Sturm, der nie kommen würde. Die vollkommene Enttäuschung in sein eigenes Blut, in das er so viel Vertrauen gesteckt hatte; alles gebrochen durch einen einzigen, dummen Fehler.
Wenn Heofader uns zum Regieren geschaffen hat, warum hat er uns die Wahl gegeben, wen wir lieben.
Ariald würde nicht verstehen, welche Konflikte seinen Sohn trieben. Er würde ihn mit eben derselben, unbarmherzigen Kälte behandeln, wie er einen Feind behandelte, und allein dessen Erwähnung brachte einen weiteren Stein ins Rollen, dass Leif kaum noch wusste, wohin mit sich.
“Ich hab nicht gezielt”
, antwortete er, als gehörten die Worte kaum ihm, als spreche sie ein Fremder aus, der Besitz von ihm ergriffen hatte - ein Biest, das seine Klauen von innen heraus durch sein Fleisch schlug und sich nach draußen graben wohlte.
Er nannte das Biest Verzweiflung. Lähmende, betäubende Verzweiflung, der er nur mit einem Sturm begegnen konnte, um eine Scherbe seines Seins bei sich zu halten.
Verzweiflung auf die schiere Unmöglichkeit, jetzt zur Ruhe zu kommen, den Kopf auf das Angebot schüttelnd, sich zu setzen.
Verzweiflung, die sich ausbreitete, als er erfuhr, dass Reinka ihn mit Valda gesehen hatte.
Verzweiflung, die ihre Furchen tief in seine Stirn schlug, als er erinnert wurde, wie sehr er sie liebte.
Und was, wenn er sie liebte? Würde daran ein Königreich zerbrechen?
Letztendlich kam er doch dem Angebot nach und setzte sich; eventuell waren es auch seine Schultern, die sich ihrer Schwere erst bewusst zu werden schienen, nachdem der Sturm sich allmählich lichtete und Platz für Resignation machte. Jedes Wort, das Reinka sprach, traf ihn tief mit Wahrheit und spiegelte sich in seinem langen Gesicht wider, den von Schmerz gezeichneten, blauen Augen, die unruhig den Steinboden absuchten. In diesem Moment sah er älter aus, als er eigentlich war; Verantwortung machte auch junge, optimistische Geister starr und gebrechlich, wenn man keinen Ausgleich mehr suchte.
“Hast du sie gesehen?”
, fragte er schließlich, seine Stimme nur noch das Nachbeben seines vorherigen Ausbruchs.
“Weißt du, wo sie ist? Hast du jemanden nach ihnen geschickt?”
Und
“Was ist mit dem, der sie erkannt hat?”
In Leifs Kopf formte sich das Bild einer Schattenfratze, ohne ihn beim Namen nennen zu können - er, der ihm alles genommen hätte, hätte seine Schwester sich nicht für ihn eingesetzt.
Vielleicht flehte er auch. Vielleicht hatte die Hilflosigkeit ihn so sehr übermannt, dass er nicht mehr wusste, sich anders zu helfen. Wer Leif kannte, der wusste, dass er sich nie dazu herabließ, von der Güte einer Person abhängig zu sein, geschweige denn von einem Gott. Und doch saß er hier, sein großer Körper in einem einzigen Atemzug in sich zusammen fallend, als er sich mit den Ellbogen auf seine Knie stützte und seine Hände über seinen Nacken rieben. Fast zu einem Gebet den Kopf gesenkt, brachte er nicht mehr die Kraft auf, sich gegen die Wahrheit zu wehren.
“Sanna Lorenson.”
Der Name fühlte sich roh auf seiner Zunge an und hatte einen Nachhall, den er vor Reinka weder verstecken konnte, noch verstecken wollte.
“Eine Jägerin aus einem Dorf… in der Nähe von Wolfsmark.”
Jetzt, wo er sprach, realisierte er, dass er noch nie laut über sie geredet hatte; jedenfalls nicht, nachdem er von seiner Tochter erfahren hatte. Immer nur mit seinen Brüdern, lachend in Erinnerungen schwelgend über Weib, Brust und Eroberung. Dass in ihrem ausgesprochenen Namen mittlerweile eine Stille lag, die er nicht wagte, auszufüllen, weckte ein neues Gefühl in ihm, das er nicht nennen wollte.
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Winterland
Reinka Norrholm
Winterland
Alter 26
Beruf Prinzessin von Wolfsmark
Wohnort Wolfsmark
Stand Verheiratet
User Lia
#6
Reinka seufzte – leise und nachsichtig. Ein Laut, so weich wie die feinen Felle unter ihrer Hand, und doch getragen vom Gewicht einer leidgeprüften Schwester, das nur sie zu tragen verstand. Natürlich. Natürlich hatte er nicht gezielt. Natürlich war da dieser unausweichliche Stolz in ihm, dieser trotzige Funken eines stolzen Winterländers, der ihr sagen musste, dass er getroffen hätte, wenn er es gewollt hätte. Dass die Axt, für die Reinka von einst von unschätzbarem ideellen Wert, in Wahrheit verschont worden war. Und sie wusste, dass es stimmte. Denn so war Leif. Wild. Ungestüm. Und doch nie grundlos grausam. Niemals gegen etwas, das ihm etwas bedeutete. Oder gegen jemanden.

Sie beobachtete, wie Leif sich schließlich setzte. Nicht mit Würde, nicht in Kontrolle – sondern wie ein Mann, der von innen zersetzt wurde. Der Kampf mit sich selbst hatte ihn erschöpft, nicht körperlich, sondern in der Seele. Die Art, wie seine Schultern sanken, wie seine Hände seinen Nacken bearbeiten, als würde er andernfalls zerfallen, schnürte ihr die Kehle zu. Seine Miene – gezeichnet von Müdigkeit, von einem inneren Ringen, das sie sich kaum auszumalen wagte – ließ einen Stich in ihrer Brust zurück. Nicht wegen seiner Worte. Nicht wegen Valda. Sondern weil sie ihren Bruder so noch nie gesehen hatte.

Oder hatte sie?

Reinka war sich nicht sicher. Vielleicht hatte sie es nie sehen wollen. Vielleicht hatte sie zu sehr die Maske gesehen, die er für die Welt trug – für ihre Eltern, für das Volk, sein Erbe. Und hatte darunter die Abgründe übersehen, die in ihm lagen. In diesem Augenblick jedenfalls war er kein Prinz. Kein Krieger. Kein Sohn. Nur ein Mann, ein Vater, zerbrochen an einem Gefühl, das größer war als er selbst.

»Ja, ich habe sie gesehen«, sagte sie schließlich, ruhig. »Sie sind unbehelligt aus Wintergard hinausgekommen. Es gab keinen Zwischenfall, niemand hat sie verfolgt.« Ihre Stimme war fest, ein Bollwerk gegen seine inneren Stürme. »Die beiden sind auf dem Heimweg. Und sie sind nicht allein.« Reinka richtete sich ein wenig auf. Ihr Blick wanderte zu dem hölzernen Familienwappen über der Tür – nicht aus Nostalgie, sondern aus Gewissheit. »Ich habe Ylfa mitgeschickt. Du erinnerst dich an sie?« Ein winziges Lächeln umspielte ihre Lippen. »Sie hat dich damals im Hof blutig geschlagen, weil du sie ›Kindkriegerin‹ genannt hast, als sie dir gerade einmal bis zur Brust reichte.« Ein kleines Echo der Vergangenheit, das sie ihm reichte – nicht als Trost, sondern als Anker. »Sie ist loyaler als zehn von Eriks Männern. Und klüger als die meisten.«

Seine nächste Frage ließ sie innehalten. Reinka senkte leicht den Blick, nicht um etwas zu verbergen, sondern um ihre Worte sorgfältig zu wählen. »Der Mann …« Sie sprach langsam, tastete sich durch ein Geflecht, das gefährlich war, denn je weniger Leif wusste, was sie getan hatte, was sie befohlen hatte, umso besser. »Ylfa hat sich um ihn gekümmert. Er wird künftig kein Problem darstellen.« Es war keine Lüge. Es war auch nicht die ganze Wahrheit. Aber es genügte. 

»Mutter wiederum …« Ihre Stimme senkte sich fast unmerklich, nahm einen Hauch Vorsicht an. »Ich glaube nicht, dass sie Verdacht geschöpft hat. Noch nicht. Aber ich kann es nicht garantieren.« Ihre Finger strichen sacht über ihren Bauch, ein Reflex. »Sie sieht alles. Früher oder später wird sie fragen. Und wenn sie eine Antwort will … wird sie sie sich holen. Mit allen Mitteln.«

Sie sah wieder zu ihm. Wie er dort saß, gebeugt, als hätte sein Körper das Gewicht seiner Gefühle nicht länger tragen können. Reinka verspürte den Impuls, ihm eine Hand auf die Schulter zu legen. Ihn an sich zu ziehen, wie früher, als er noch klein genug war, um unter ihre Decke zu kriechen, wenn der Sturm kam. Doch sie tat es nicht. Noch nicht. Noch war der Sturm nicht vorüber – und vielleicht brauchte er den Raum, um nicht erneut zu zerspringen.

Stattdessen lächelte sie. Nicht spöttisch. Nicht überheblich. Sondern mit dieser unendlich geduldigen, leisen Wärme, die nur Geschwister füreinander kannten. »Ich weiß, wie sie heißt, Leif. Und ich weiß, woher sie kommt. Das war nicht meine Frage.« Sie legte den Kopf leicht zur Seite, betrachtete ihn offen, fordernd, aber nicht hart. »Wer ist diese Frau für dich?« Dann, leiser: »Liebst du sie?«

Die Frage lag zwischen ihnen wie ein scharfes Messer. Nicht, weil es weh tun sollte – sondern weil es schnitt. Weil es Klarheit brachte. Während sie auf eine Antwort wartete, begannen ihre Gedanken bereits zu arbeiten. Möglichkeiten. Wege. Lösungen. Reinka dachte selten in Verboten – sie dachte in Konsequenzen. Und die waren klar: Es gab nur einen Weg, Leif und das Kind zu schützen.

Sie müssen fort.

So weit weg wie möglich. Außerhalb des Einflusses ihrer Mutter, außerhalb des Hofes, der Pflichten, der Machtspiele. Eine neue Identität, ein neues Leben. Reinka wusste, wie schwer das sein würde. Wie viel es kosten würde. Aber sie würde es tun, wenn ihr Bruder es verlangte. Für Valda. Für die Mutter. Für das, was richtig war. Sie sagte nichts davon. Noch nicht. Es war sein Moment. Er musste antworten, bevor sie handeln konnte. Aber in ihren Augen – fest, ruhig, verlässlich – lag das Versprechen schon bereit. Wenn er fiel, würde sie ihn halten. Und wenn er nicht konnte, würde sie gehen. Für ihn. Nur eine Antwort brauchte sie noch. Nur diese eine.
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Leif Stelhammer
Winterland - Admin
Alter 24
Beruf Kronprinz von Norsteading
Wohnort Wintergard, Norsteading
Stand Verheiratet
User Letha
#7
Hatte Leif wirklich eine Wahl, die Worte von Reinka in Frage zu stellen? So wie er in der Luft hing und sich an dem Faden einer Hoffnung, dem Versprechen eines Vielleichts festhielt, Nein. Alles, was die Sicherheit von Valda bestätigte, war die einzige Musik in seinen Ohren, die er hören wollte, hören musste, um seinen Kopf nicht zu verlieren. Dass er mit jedem Wort einen Atemzug weiter in sich zusammenfiel, bemerkte er kaum, genauso wenig wie das Nicken, das bestätigte, wie er verstand und akzeptierte. Akzeptieren war ein hartes Wort, aber ihm blieb nichts anderes übrig, als genau das zu tun; zu glauben, dass niemand sie verfolgt hatte und sie nicht allein waren. Aber nachgeschickt war nicht das Gleiche wie sie werden begleitet, oder? Reinka würde ihm nichts auftischen, was nicht zu hundert Prozent der Wahrheit entsprach, hielt sie sich deswegen so vage?
Aber Leif sagte nichts dazu. Kein Dank kam über seine Lippen, kein Muskel zuckte, um ein Lachen anzukündigen, als hätte er nie gelernt, wie das funktioniert. Seine Züge verhärteten sich, als Reinka mit Nachdruck in der Stimme erwähnte, was mit dem geschehen war, der das Leben seiner Tochter aufs Spiel gesetzt hatte. Ohne groß ausschweifen, drückte er mit einem einfachen
“Gut”
alles aus, was gesagt werden musste. Der leere, aber feste Blick auf den Steinboden verriet seine Gedanken: Hätte Leif den Mann in die Finger bekommen, hätte er ihm keinen schmerzlosen Tod versprechen können.
Seit er saß, drehte sich die Welt langsamer. Seine Verzweiflung machte einer Niederlage Platz, die er sich nicht eingestehen wollte und die doch bereits in seinen blauen Augen Einzug fand. Mutter würde keine Ruhe geben, wenn sie von dem Inhalt des Gesprächs ihrer beiden Ältesten erfuhr - Reinka sprach es aus, und Leif wusste es. Er musste seiner Schwester nicht ins Gesicht sehen, um das Gewicht ihrer Worte zu spüren, und heute hatte er keine Kraft, um dieser schonungslosen Ehrlichkeit standzuhalten.
“Bitte…”
, begann er daher, die Stimme wie die Leere, nachdem ein Sturm durchgefegt war.
“Sie darf niemals von ihr erfahren.”
Es hatte einen Grund gegeben, warum er sich niemandem anvertraut hatte, auch wenn dieser Grund so weit zurücklag, dass er sich kaum noch an ihn erinnerte. Die erste Erinnerung an Valda war so klar, dass sie ihn für einen Moment schmerzte. Er hatte sie gesehen und geschworen, ihren Namen niemals laut zu sagen dort, wo er nicht ihr Vater sein konnte - genauso wie den Namen ihrer Mutter, der ebenso schwer auf seiner Zunge lag. Die Hände in seinem Nacken halfen nicht bei der Schuld und dem elenden Gefühl von Verlust, als er Reinka das schwer gehütete Geheimnis in die Hände legte und einfach nur hoffte, sie würde es dabei belassen. Denn was sollte er ihr sagen? Was gab es noch weiter zu sagen? Über der Hoffnung thronte die Hilflosigkeit eines Mannes, der so viel Angst vor der Wahrheit hatte, dass er sein Gesicht in den Händen vergrub. Kein Wort kam über seine Lippen, denn er konnte es nicht sagen. Konnte keine der beiden Fragen beantworten, während der Druck der Wahrheit sich auf seine Zunge legte wie ein Gewicht.
Wer sie für ihn war?
Ob er sie liebte?
Manchmal sagt Schweigen mehr, als es Worte je könnten.
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