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Mentoring is a mutuality. Both, teacher and student have to chose each other.
20.08.1016 - 14:00
Burg, Garnison
Willard Sutherland Sebastian Cherrington

Willard empfängt Sebastian
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Willard Sutherland
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#1
Mentoring is a mutuality. Both, teacher and student have to chose each other.
Nachdem Willard zum Hauptmann der jüngst zurückeroberten Stadt ernannt wurde, unter der Bedingung seiner Familie möglichst schnell einen Nachfolger zu finden, hatte er nicht lange nach einem Kandidaten suchen müssen.
Sah man in der Zeit zurück, blickte man aktuell auf zwei besonders fordernde Monate, in denen viel auf dem Spiel gestanden hatte. Mitte Juli war dann aber alles genauso schnell und beinahe reibungslos abgelaufen, wie es geplant war. Es hatte die Moral nicht geschwächt, als er seinen Hauptleuten den bis dahin geheimen Plan mitgeteilt hatte, dass noch in jener Nacht Eastergold Meadow wieder Teil des Frühlingslandes sein sollte. Kurz vor Mitternacht barsten die Stadttore und kaum vier Stunden später war die Lage stabil gewesen und das weitere Vorgehen konnte besprochen werden. Natürlich hat es Tote gegeben und als Vater hatte ihm jeder Verlust, egal auf welcher Seite nicht nur leidgetan, sondern auch daran erinnert, wie vergänglich das Leben sein konnte. Auch wenn es kaum zivile Opfer gegeben hatte, hätte niemand sterben müssen. Nichtsdestotrotz war er davon überzeugt, dass sie in jener Nacht das richtige getan hatten und enormer Stolz auf sein Vaterland erfüllte den loyalen Ritter, als er sah, wie die Morgendämmerung ihr Licht nun über grüne Banner warf. Es hatte sich gelohnt.

Den hoch dekorierten Ritter hatte es nicht außerordentlich gewundert, als man auf ihn zukam und noch einmal um seinen Dienst bot. Diesmal nicht direkt am Hofe des Königs, sondern hier als Hauptmann mit der Aufgabe die Stadtwache neu aufzubauen. In Spring’s Court bestand sein Alltag daraus, den Pagen und Knappen am Königshof eine anständige Ausbildung angedeihen zu lassen und zeitgleich auch der Stadtwache zumindest mit seinem Rat beiseite zu stehen. Er liebte sein Amt, das ihm zwar über die Jahre genug graue Haare eingebrachte hatte aber einfach nicht aufhörte ihn jeden Tag mit einem Lächeln schlafen gehen zu lassen. Seine Aufgaben waren nicht hektisch, gut planbar, sicher und doch von großer Wichtigkeit und außerdem ideal für einen Mann, der sich eh bald in den Ruhestand begeben und noch mehr für seine Familie da sein wollte, gewesen. Und dennoch hatte er das Angebot, noch einmal direkt am Ort des Geschehens seinen Dienst zu leisten, nicht ablehnen können. Zumindest bis er jemanden würdigen gefunden hatte, der diesen Posten übernehmen konnte.

Einer der Favoriten für seine Nachfolge sollte heute nach einem Besuch in der Heimat wieder hier eintreffen. Sebastian Cherrington war einer der fähigsten jungen Männer, denen er in den letzten 20 Jahren eine Ausbildung hatte zukommen lassen. Er war weder Prinz noch Ritter und doch - oder gerade deshalb - eine Person die mehr Ehrgeiz, Fleiß und Engagement besaß wie kaum ein anderer. Willard freute sich, ihn hier als sein Adjutant begrüßen zu dürfen und sicher waren es gleich mehre glückliche Zufälle gewesen, dass Sebastian nun das bekam, was er verdiente. Jasper Fielding war zum Regenten der Stadt auserkoren worden und hatte seinen Lehrmeister damit stolz gemacht und Sebastians jüngerer Bruder Julian war noch weit entfernt davon, eine derartige Position zu begleiten.

Auch wenn er Sebastian manchmal als sein ältestes Kind bezeichnet, gab es da noch Brandan und Cooper, deren leiblicher Vater Willard war und denen er vor Antritt seines neuen Amtes versprechen musste - und das sogar wollte - auch der Vater zu bleiben, den sie verdient hatten. Regelmäßige Besuche waren Teil dieses Versprechens gewesen und so konnte er auch hier gemeinsame Nächte mit seiner Frau verbringen sowie die ein oder andere Stunde des Tages seinen Söhnen widmen.

„Brandan, schlag in Richtung des Gegners und nicht nur auf dessen Schwert.“, war wohl das erste, das Sebastian zu erkennen gab, wo er seinen Mentor zu finden hatte. „Achte mehr auf deine Fußarbeit, Cooper.“, drängte es nur wenig später über die Wände des kleinen Hofes, in dem Willard gerade versuchte mit seinen beiden Söhnen an deren Fehlern zu arbeiten, möglichst ohne dabei noch mehr graue Haare zu bekommen. Die beiden Zwölfjährigen, bei denen für Außenstehende stets Verwechslungsgefahr bestand, standen sich ausgerüstete mit Holzschwertern gegenüber und schienen einen einfachen Oberhau zu üben. Nichts anspruchsvolles.
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Sebastian Cherrington
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#2
Die letzte Etappe der langen Reise und doch war es keine Eile, die dem entspannten Schritt des Pferdes innewohnte. Sebastian hatte viel Zeit während der drei Tage über das künftige Schicksal seines Lebens nachzudenken, nochmals abzuwägen, ob es sich um die richtige Entscheidung gehandelt hatte, und die erstmalig lange Trennung von seiner Familie zu betrauern. Somit waren es gemischte Gefühle, die ihn begleiteten, doch umso näher die Stadtmauern an seine Position rückten, umso klarer wurde es: das hier war richtig. Das hier war seine Zukunft und seine Möglichkeit aus dem Schatten seiner Familie hervor zu treten, vor allem seines jüngeren Bruders, und ein eigenes Leben wahrhaftig für sich zu beanspruchen. Obwohl der Angriff auf Eastergold Meadow rasch und erfolgreich gewesen war, fanden sich immer noch zersplitterte Steintrümmer am Rande der Straße, umgeworfene Standfackeln oder zerborstete Fensterscheiben im Stadtbild wieder. Keineswegs eine Ruine, aber wie so viele seiner Mitsoldaten gezeichnet von den kriegerischen Auseinandersetzungen und erst in Arbeit seine Wunden zu pflegen.

Auch er hatte das erste Mal jemanden getötet. So selbstverständlich und klar, wie es in der Kampfeshandlung geschehen war, verspürte er kein Bedauern über die Tat an sich, aber darüber nicht zu wissen, wer es gewesen war. Er hatte an diesem Abend gebetet und sein Beileid gegenüber Heofader ausgedrückt und der Messe beigewohnt, und damit war seine Buße getan. Die Eroberung bei Nacht hatte ihm das meiste abverlangt und er könne wohl von Glück sagen, dass er nicht selbst in die Klinge eines Feindes gelaufen war, die er schlichtweg übersehen hätte. Doch der Überraschungsangriff war von Erfolg gekrönt gewesen. Nun gehörte diese Stadt mit all ihren Reichtümern der einzig wahren Krone.

Beim Durchreiten des Stadttores nickte er der Wache zu, der ihn anhand seiner Rüstung als zugehörig erkannte, während manch ein Händlerwagen oder Wandervolk Fragen zu beantworten oder gar eine Durchsuchung seines Hab und Guts zu erdulden hatte. Die Stadt war der Brennpunkt der Welt, denn Castandor würde diesen Angriff sicherlich nicht auf sich sitzen lassen, so dass die Sorge vor Spionen oder Saboteuren tief im Nacken der Stadtwache saß. Sebastian war gespannt, was für Aufgaben ihn hier erwarten würden. Allzu lange würde der Soldat auf die Antwort dieser Frage nicht mehr warten müssen, auch wenn er sich dagegen entschied nach Willards Aufenthaltsort zu fragen, sondern sein Pferd einfach durch die verschiedenen Gassen der kleinen Stadt lenkte. Diese Entscheidung bot ihm zugleich eine gute Möglichkeit einen ersten Blick auf das Leben Eatergolds zu werfen und sich einen Eindruck von der Stimmung sowie der tatsächlichen Zerstörung zu verschaffen. Einige Häuser standen offensichtlich nach wie vor leer, die aufgebrochenen Türen ließen Plünderung vermuten, während andere Ecken wie der Marktbereich oder die Gasse vor der Taverne nur vor Leben so brummte. Als gäbe es keine Sorgen.

Der junge Mann wandte sein Pferd ein weiteres Mal nach links und hörte schließlich abseits des gleichmäßigen Taktes der Hufschläge eine Stimme, die es vermochte ihn in die richtige Richtung zu lotsen. Einer Wand entlang geritten, öffneten sich die aufgerichteten Rundhölzer schließlich zu einem Torbereich um einen Hof frei zu legen, in dem gerade zwei junge Knaben mit ihren Schwertern übten. Ein Schmunzeln huschte über seine Lippen, als er die junge Stute stoppte und entspannt im Sattel sitzen blieb um zu beobachten, wie Cooper die Worte seines Vaters wohl zu wörtlich genommen hatte, und er begann immer wieder seinen Blick auf seine Beine hinab zu senken. Als würde sich der stabile und ebene Kiesel unter seinen Füßen unerwartet zu einem großen Loch auftun können. Dass ihm aber dennoch kein Gefahr drohte, bewies sein Zwilling sehr gut darin, trotzdem nochmals gegen das gehaltene Schwert zu schlagen, anstatt Cooper aus dem Takt bringen zu wollen.

Erst jetzt entschied sich Sebastian weiter in den Hof hinein zu reiten und von seinem Pferd abzusteigen, dass er an dem waagrechten Pfahl nahe der Tränke sorgenfrei anbinden konnte. Ein begrüßendes Nicken war selbstredend Willard zugeworfen worden, der seine Anwesenheit doch schon längst bemerkt haben würde, und geduldig wartete der junge Mann auf den Moment, an dem eine Pause den Zwillingskampf unterbrechen sollte. Wenn die beiden auch nur annähernd den Schalk von Julian und ihm in jungen Jahren besaßen, würden sie noch begeistert ohne wachende Augen die Schwerter gegeneinander schwingen und dabei so manch Trainingsergebnis deutlich verwässern.
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Willard Sutherland
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#3
Auch Willard überkam ein Schmunzeln, als der jüngere der beiden mal wieder der artige war und die Hinweise seines Vaters mit bestem Gewissen umzusetzen versuchte. Da war es kein Wunder, dass Brandan sich noch immer nicht traute richtig zuzuschlagen. „Haltet ein, ihr beiden.“, unterbrach er die Übung, nachdem er Sebastian auf dessen Grüßen ein aufrichtiges Lächeln zugeworfen hatte. Die beiden Jungen gehorchten und sahen erwartungsvoll zu ihrem Vater, der nun selbst eine Übungswaffe in den Händen hielt. „Bevor wir Sebast…“, setzte er an. Vergebens. „Sebastian!“, „Onkel Seb!“, kam es nämlich sofort wie im Chor und ganz hell vor Freude aus den Mündern der beiden Zwölfjährigen, die als gleich auf ihren Gast losstürmten.
„Papa quält uns, siehst du?“, protegierte Brandan scherzhaft. „Unsinn!“, widersprach Cooper dennoch. Auch wenn sie sich hierbei anscheinend nicht einig waren, waren sie zumindest in der Hinsicht einer Meinung, dass dem großen Ziehbruder erstmal eine feste Umarmung gebührte. „Cooper macht das einfach nicht richtig.“, klagte Brandan. „Jaja“, entgegnete Cooper gekränkt. „Und du, mein lieber, machst gar nicht erst das, was ich dir sage.“, mischte sich dann auch Willard tadelnd ein und sah dabei zu Brandan, um sich gleich dessen trotzigen Blick abzuholen. „Schön, dass du da bist, Sebastian“, grüßte er jedoch auch nochmal anständig und nahm ihn kurz in den Arm, „Oder muss ich jetzt auch Adjutant Cherrington sagen?“ Willard lächelte.

„Wenn du schon einmal hier bist,“ fuhr er fort, nachdem die Begrüßungen abgeschlossen waren, „dann habe ich gleich eine erste Aufgabe für dich.“ Zwar war jene Ankündigung recht vielversprechend, doch konnte man sich bereits denken, was jetzt folgen würde. „Bleib einfach stehen und versetzte meinen Hau.“, wies er seinem Ziehsohn an und überreichte ihm das eine Übungsschwert, bevor er sich jenes von Brandan geben ließ, der wenig begeistert davon war, dass jetzt anstelle von Kaffee und Kuchen weitertrainiert werden sollte, während Cooper es zu schätzen schien, dass sich Sebastian als Übungsassistent engagieren durfte. Oder musste?

„Gut, dann nochmal grundlegend.“, begann Willard, nachdem er sich Sebastian gegenübergestellt hatte. „Wir starten im vom Tag. Zuerst unsere Arme, Cooper“, begann er den Hau einzuleiten. "Genau, Cooper.", stimmte Brandan ein. „Halt den Rand und pass auf! Und dann, wenn das Schwert uns förmlich nach vorn zieht, dann könnt ihr den Schritt hinterhersetzen.“, wies er Brandan zurecht und erklärte weiter. Der Streich kam in angenehmer Geschwindigkeit auf Sebastian zu, so dass er ihn ohne Schwierigkeiten technisch korrekt versetzen konnte. „Und Brandan, du brauchst keine Angst haben. Mein Hau hätte Sebastian getroffen, doch er konnte einfach versetzen. Deshalb üben wir langsam.“, erklärte er dann noch dem zweiten. „Der macht doch aber alles falsch!“, beschwerte sich Brandan und deutete auf seinen Bruder. Willards blick wurde noch ernster. „Cooper schaut nicht richtig. Wegen ihm kann ich nicht richtig üben.“ Willard seufzte. „Vertraue deinem Bruder. Schlage langsam und achte auf die Technik.“, erklärte der Vierzigjährige streng, "Die Diskussion ist beendet.“
„Ich möchte, dass jeder von euch noch 10-mal jede Seite übt. Saubere Schläge. Brandan, du meldest dich danach beim Stallmeister. Sicher hat er eine Aufgabe für dich, bei der du über dein loses Mundwerk nachdenken kannst.“, wies er noch an, „Danke Sebastian“, bedankte sich Cooper mit einer leichten Verbeugung. „Ja, danke.“, bestätige Brandan missmutig.

Willard seufzte erneut, jetzt aber an Sebastian gewandt. „Jetzt aber zu dir. Ich nehme an, du hast gut hergefunden? Wie ist die Stimmung in der Hauptstadt?“, fragte Willard zunächst, wobei ein Auge noch immer auf seinen Jungs lag. „Ich habe schon alles vorbereitet. Es gibt einiges, dass ich dir zeigen muss. Leana meinte, dass du erst einmal Quartier bei uns beziehen kannst, vorausgesetzt, du möchtest das noch. Wir sehen sie später beim Kuchen.“ Leana, Willards Ehefrau, meinte es schon immer gut und anscheinend kommt sie noch nicht ganz davon ab, den mittlerweile zu einem Mann herangewachsenen Sebastian noch etwas weiter unterstützen zu wollen.

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Sebastian Cherrington
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#4
Es war wohl zu erwarten gewesen, dass die beiden Jünglinge ihr Training nicht mehr ganz so gewissenhaft ausüben würden, wenn sie sein Gegenwart wahrnahmen. Öfters im Hause Sutherland zu Gast, hatte Sebastian nicht nur einmal derer Übungsstunden beigewohnt und war auch bereit als Vorzeigeobjekt zu dienen, wenn ein neuer Schritt das Vorstellungsvermögen der Zwillinge überstieg. Herzlich drückte er die Jungs für den Moment der Begrüßung und wurde beinahe überfallen von den Anklagen an deren Vater oder den Anspruch, den er sicherlich mit sich brachte. Dabei war Willard sicherlich geduldiger mit seinen eigenen Sprösslingen, die schließlich noch so jung an Jahren waren, was aber die Anforderung an Gewissenhaftigkeit nicht schmälerte. „Ihr werdet ihm eines Tages noch dafür dankbar sein. Strengt euch gut an, es ist die Mühe wert“, versuchte er sie ein wenig zu motivieren und verwuschelte Coopers Haar, der sich protestierend wegduckte.
Es war unerwartet gewesen die beiden Jungen hier zu treffen, auch wenn er Willards Entscheidung dazu verstehen konnte. Wochen der Trennung hatten wohl die Sehnsucht nach seiner eigenen Familie obsiegen lassen, Sebastian war jedoch Realist genug bereits Bedenken im Hinterkopf zu haben, ob es die richtige Entscheidung gewesen war. Mochte die Stadt auch schnell eingenommen werden, Castandor würde auf einen Rückschlag sicherlich nicht warten, und ein Kriegsgebiet war definitiv das falsche Umfeld für die Kinder.

Begrüßend klopfte Sebastian ihn auf die Schulter, als der starke Arm des Hauptmanns ihn zum Gruß umfasst hatte. „Danke, Willard. Ich freue mich, dich hier wohlauf zu sehen. Sebastian ist mehr als ausreichend“, schmunzelte er und fand einen derartigen Titel in Zusammenhang mit seinen Namen immer noch befremdlich. Zwar war er bereits in der Stadtwache der Hauptstadt im Rang aufgestiegen, aber mitunter fühlte sich das eigene Leben mit all seiner Verantwortung noch etwas surreal an. Als könne er nicht glauben, dass ihm all diese Errungenschaften wahrhaftig zustanden.
Bereitwillig nahm er das Holzschwert entgegen und wog es erst in der einen Hand, dann mit einem drehen des Handgelenks in der linken Hand. Wenn schon die Jünglinge zusahen, dann könnte er ihnen vielleicht auch neue Ideen mit ins Gepäck liefern. Für die Vorschau der Übung jedoch lag das Schwert selbstredend in Sebastians rechter Hand. Er positionierte seine Füße im festen Stand und führte die gewünschte Bewegung absichtlich langsam aus, dass die Zwillinge ihnen gut folgen konnten. Eines Tages würde ihnen schon der Knopf im Kopf aufgehen und sie wüssten, worauf es ankäme. Aller Quengelei zum Trotz waren es aufgeweckte Jungs, die glücklicherweise nicht schwer von Begriff waren, lediglich ungeduldig. Und das konnte man ihnen in diesem Alter nun wirklich nicht verübeln.

Nach einer angedeuteten Verbeugung an die zwei jungen Herren, die eines Tages sicher einen Ritterschlag auf ihren Schultern spüren würden, reichte er Brandan das Übungsschwert. „Es lohnt sich“, wiederholte er mit einem Augenzwinkern, als würde es sich um eine geheime Verschwörung handeln, die sich erst noch ergründen würde lassen müssen. Wer weiß. Manches Mal halfen ganz andere Blickrichtungen um den Ehrgeiz zu wecken, wenn schon Titel und Macht nicht Grund genüg wären. Selbst ein ruhiges Leben musste mit dem Schwert verteidigt werden können.
Die Zwillinge leisteten den Worten des Vaters wenig begeistert Folge, aber sie taten es. Sebastian sah ihnen noch einen Moment nach, ehe er schließlich erst die Lederhandschuhe von seinen Händen zog um sie in eine Tasche an seinem Gürtel zu stecken, und seine Aufmerksamkeit seinem Mentor zurück zu wenden. „Euphorisch und angespannt. Die eine Hälfte der Stadt befindet sich noch im Siegestaumel, die andere Hälfte beschwört das jüngste Gericht an den Tag. Doch in einem sind sich wohl alle einig, es wird nicht so bleiben.“ Die berüchtigte Ruhe vor dem Sturm, auch wenn wohl kaum von tatsächlicher Ruhe die Rede sein konnte, wenn man Gerüchten glauben wollte, dass Castandor die Streitkräfte seiner Verbündeten um sich scharte. Gerüchte der Hauptstadt, Sebastian und das Militär glaubten sie schon lange bestätigt zu wissen.

„Ich nehme sehr gerne Deine und Leanas Einladung an. Werden sie und die Zwillinge noch länger in Eastergold Meadow verweilen?“, wenn die Frage auch beiläufig klang, ließ sich die Sorge darin nicht gänzlich verstecken, wollte er auch gar nicht. Vermutlich würde Sebastian auf die Barrikaden steigen, wenn sich etwa einer seiner Schwestern entscheiden sollte, einen Fuß in die Grenzgebiete des Frühlings zu setzen. „Bei meinem Ritt durch die Stadt habe ich gesehen, dass einzelne Häuser zum Teil zerstört oder verlassen wurden. Ich bezweifle, dass sich Sir Fielding um diese Angelegenheit persönlich kümmert, kannst du mir sagen, wer für diese Schäden und die Weiterverteilung zuständig ist?“ Tatsächlich spekulierte er mit dem Gedanken, ob nicht so ein kleines Haus für ihn selbst womöglich abfallen könnte, aber keineswegs auf die Weise sich den fremden Besitz einfach zu nehmen. Die Kostenfrage blieb offen, aber vermutlich würden sich auch dafür bei Bedarf Mittel und Wege finden lassen.
Doch das war eigentlich eine private Angelegenheit und hatte wenig mit dem Ansuchen zu tun, weswegen er überhaupt Willard persönlich aufgesucht hatte. Unbestritten war Sebastian fremd in dieser Stadt und es fehlte noch an Kontakten um zu wissen, an wen sich für einzelne Belange zu wenden war. Nichtsdestotrotz griff der junge Mann in die Innentasche seines kurzen Gehrocks um eine Schriftrolle heraus zu nehmen. Beschämt bemerkte er, dass die Ecken einzelne Knicke durch die Reise abbekommen hatten, die er versuchte gerade zu kitten. „Können wir uns in Ruhe unterhalten?“, und meinte damit einen Raum, der ihrer Gesprächsinhalte angemessen wäre.
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Willard Sutherland
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#5
Erheitert beäugte er, wie sich Cooper der liebevollen Geste seines Ziehbruders entzog, wobei der kleine Träumer derjenige der beiden Jungs war, der solch Zärtlichkeiten noch eher gern vor und von ihren Eltern in der Öffentlichkeit annahmen. War es doch mit zwölf Jahren eigentlich peinlich von Zuneigung überhäuft zu werden - zumindest vor anderen. Da spielte es anscheinend auch keine Rolle, dass Cooper gerade selbst einer derjenigen gewesene war, der mit großem Ausdruck von Liebe Sebastian empfangen hatte. Kinder eben. Kinder sollten die beiden Jungen auch noch eine Zeit lang sein dürfen, da waren sich Willard und seine Frau sehr einig. Und doch nickte der Hauptmann die motivierenden Worte seines Adjutanten sehr anerkennend ab, denn er erwartete von seinen Söhnen nicht mehr, als dass sie sich bemühten und Gewissenharft trainierten. Und sich natürlich auch so verhielten, als wären sie die Söhne eines Mannes der derart hoch dekoriert wie ihr Vater war.

„Gut“, gab er das Schmunzeln über die zukünftige Anrede seines Ziehsohnes noch einmal zurück, „sonst hätte ich mich nämlich umgewöhnen müssen“. Sebastian hatte es verdient, dort zu sein, wo er nun war und je nachdem wie sich die nächsten Wochen und Monate fügen würden, könnte Willard sich gut vorstellen, dass er sich sogar bald Hauptmann nennen durfte. Die Schlacht um Eastergold Meadow hatte bereits bewiesen, dass Sebastian nicht nur eine äußerst angenehme Ergänzung für die Familie darstellte, sondern auch dazu in der Lage war, auf professioneller Ebene ein verlässlicher Mann zu sein. Und Willard hoffte, dass dies auch so bleiben würde, denn ehrlich gesagt sah er genug Konfliktpotential in der Tatsache, dass sein Ziehsohn nun hierarchisch unter ihm und sein ehemaliger Knappe über ihm rangierten. Die Zeit würde zeigen, ob das jeweils väterliche Verhältnis zu beiden auch in Zukunft gleichermaßen bestand haben konnte. Für ihn stand zumindest fest, dass er keinen von beiden enttäuschen oder gar zurücklassen wollte.

„Es lohnt sich.“, plapperte Brandan durchaus frech die Worte des älteren nach und hatte damit auch gut zu der ihm kurz darauf verkündeten Auszeit im Stall beigetragen. Willard hatte in diesem Moment nur die Lippen aufeinandergepresst und sich seines Urteils bekräftigt gefühlt. Auch wenn er wissen wollte, was dahintersteckte, dass Brandan sich aktuell so gab, konnte er es nicht dulden, dass dieser seinen Unmut an seinen (Zieh-)Brüdern ausließ. Heute Abend würde er ihn noch einmal darauf ansprechen.

Ernst nickte Willard die Einschätzung zur Lange in der Hauptstadt ab und schob Sebastian sanft etwas weiter weg von den Zwillingen, die sich im Moment konzentrieren und sich auch langfristig keine zu großen Sorgen machen sollten. „Ich rechne auch stark damit, dass die aufgeblasene Vogelscheuche aus Castandor sich nicht damit zufriedengeben wird, dass nun Gerechtigkeit herrscht.“, bestätigte er kritisch, dass der Sturm wohl noch kommen würde.

Alsbald Sebastian das Angebot zunächst bei ihnen zu wohnen annahm, lächelte Willard wieder. Seit sie ihn kannten, hatten Leana und Willard schon darüber nachgedacht, dem Cherrington Bastard ein Zuhause zu schenken, in dem er mehr als „der Bastard“ sein durfte, aber wie hätte das vor dessen Vater ausgesehen? Leana und Willard waren so realistisch und wussten, dass sie die Welt damals nicht hätten retten können und doch hatten sie ihr bestes gegeben, dem jungen Cherrington das Gefühl zu geben etwas zu bedeuten, war Willard doch selbst ein gezeichnetes Kind, das sehr früh erfahren hatte, wie es sich anfühlte, nicht gesehen zu werden.

Auch wenn sie kaum zu erkennen war, hatte Willard die Sorge in Sebastians Frage bemerkt, konnte dieser seine wahren Gefühle nach all den Jahren wohl ähnlich wenig vor ihm verstecken, wie es bei seinen eigenen Söhnen der Fall war – und das war auch gut so. „Sie können nicht ewig hierbleiben. Auch wenn die meisten anderen Ausbilder genauso der Meinung sind, dass sie hier gut lernen können, sollten sie am Hof präsent sein. Vor allem, da ich möchte, dass sich ihnen ein richtiger Schwertvater annimmt.“, antwortete er recht unpräzise, holte aber noch einmal Luft, „Und sie wissen auch, dass es jeden Morgen soweit sein kann, dass ich sie in die Heimat schicke. Sobald es hier zu unruhig wird - oder wir schlechte Meldungen von den Spähern erhalten.“

„Nein, kann ich leider nicht. Zumindest nicht genau. Wahrscheinlich einer der Berater. Ich denke, es würde sich lohnen, das in Erfahrung zu bringen.“, entgegnete er, „Die verlassenen Häuser werden mit Sicherheit neu vergeben oder verteilt. Wohlmöglich auch an Offiziere und andere Bedienstete unseres Landes. Ehrlich gesagt würde ich mich aber nicht richtig wohl fühlen in einem Haus zu wohnen, dass einer Familie gehörte, die nun vor dem Nichts steht. Vor allem, da diese wohl am wenigsten für Castandors Unwesen konnte.“ Den Hauptmann schüttelte es. Zweifelsfrei war er Soldat und stand hinter den Entscheidungen seines Königs und doch war er ein Mann mit Frau und Kindern. Er konnte es sich nicht vorstellen, wie es sein musste, aus seiner Heimat flüchten zu müssen und auch wenn alleinig der Abschaum von Castellanos daran Schuld hatte, fühlte er sich verantwortlich für das was passiert war. Sie hatten die Stadt befreit und der Gesamtheit würde es nun besser gehen, aber einzelne Leben wurden zerstört. „Arme Seelen, die so verblendet sind, dass sie dachten, flüchten zu müssen.“, bekundete er sein Mitleid gegenüber denen, die Augusto den Kopf wohl ausreichend gewaschen hatte und schweifte mit seinem Blick von den beiden Jungen ab.

Willard brachte es da wieder etwas zum Schmunzeln, als Sebastian ein Gesicht zog, das eher vermuten ließe, er hätte die Schriftrolle zerrissen anstelle sie nur bedingt durch die Reise etwas an deren Ecken zu knicken. Seine Reaktion bezeugte nur einmal wieder seinen Ehrgeiz und seinen damit verbunden Hang zur Pedanterie. Aber so war er nun mal. Und auch das war gut so. Zufrieden nickte der Vierzigjährige.

„Das sah doch zum Schluss schon anständig aus. Da können wir beim nächsten Mal weitermachen.“, wandte er sich an seine Söhne, die auch gerade fertig geworden waren. „Cooper, geh doch eurer Mama bescheid geben, dass Sebastian hier ist, vielleicht kann sie deine Hilfe auch noch gebrauchen.“, gab er dem artigen der beiden auf. „Und für dich Brandan, bleibt es dabei. Wir sprechen heute Abend noch einmal darüber, ich kann es aber nicht tolerieren, dass du deinen Unmut an anderen auslässt. Wasche dich vor dem Kuchen.“, erhielt auch der zweite die Erinnerung an das bevorstehende. „Bis später, Sebastian.“, verabschiedete sich zumindest Cooper mit einem seichten winken.

Nachdem seine Zwerge, der eine zufrieden und der andere beschämt, abgezogen waren, atmete Willard einmal tief aus und gab darauf Sebastian einen Wink, den er nun durch die Garnison nach drinnen führte und dabei schon einige Worte dazu verlor, wo hier was zu finden war. Die kleine Führung endete schließlich in einem Büro, an dem noch der Abdruck des alten Türschilds zu erkennen war, das wohl bald durch eines mit den Namen der neuen Köpfe der Stadtwache ersetzt werden sollte. „Hier ist dein Platz“, teilte er Sebastian mit, als sie durch den ersten Raum hinter der Tür schritten und deutete dabei auf den Schreibtisch des Durchgangszimmers, bevor er durch die nächste Türe den Raum betrat, der sehr ähnlich eingerichtet und wohl sein eigenes Büro war. „Und das hier ist meiner. Setz dich doch.“, bestätigte er den ersten Eindruck, bot Sebastian einen Platz an und schloss die Tür.

„Hast du zufällig was von Alden gehört? Ich habe nur mitbekommen, dass er es die letzten Wochen auch sehr schwer mit dem Kronprinzen gehabt hat. Bin ich froh, dass Brandan und Cooper meine Abwesenheit besser verkraftet haben, aber du merkst ja auch, dass sie was haben. Auch wenn sie mehr machen als eine Wand anzustarren, wie der arme Prinz.“, lenkte er das Gespräch dann doch wieder auf die Familie, „Haben sich deine Schwester auch so gesorgt?“

Erst nachdem diese Befindlichkeiten ausgetauscht waren, fiel sein Blick wieder auf die Schriftrolle. „Was hast du mir denn da eigentlich mitgebracht, mein Junge?“, fragte er frei heraus und schmunzelte, „Dein Gesicht sah vorhin so aus, als hättest du einen Brief beschädigt, der für eine Dame vorbestimmt wäre, der du den Hof machen möchtest.“ Genauso würde er es von Sebastian nämlich auch erwarten. Als ein Mann der sich auszudrücken vermochte und von dem Willard das Gefühl hatte, wenig interessiert an flüchtigen Liebelein zu sein, wäre ein derartiger Brief keine Überraschung.
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Sebastian Cherrington
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#6
Dass zumindest Brandan weder einer gewissen Ernsthaftigkeit, noch dem Üben oder Weitsicht etwas abgewinnen konnten, lag wohl in der Natur des Kindes. Sebastian empfand selbst seine äffende Wiederholung nicht als böswillig und das lag vermutlich daran, dass er in dem Haus Sutherland so viel Zeit verbracht hatte, dass er sich oft eher wie ein großer Bruder ihm gegenüber empfand, anstatt auf einem Gastrecht zu bestehen, bei dem ein jeder mit Respekt behandelt werden sollte. Der Kleine durfte motzen, wenn ihm danach war, auch wenn sie wohl beide wussten, dass nicht Sebastian derjenige wäre, der für Konsequenzen Sorgen würde. Er hatte nie Interesse daran gehabt an der Erziehung insoweit involviert zu sein, dass er es nun als sein Recht oder seine Pflicht ansehen würde die Jugend zu maßregeln, wenn sie eine Grenze überschritt, und womöglich stieße das sogar bei Willard auf Missfallen. Doch trotz all der Herzlichkeit, der Wärme und der Willkommenschaft, die er jedes Mal aufs Neue in dem Haus empfangen durfte, und die er mittels verschiedener Gegenleistungen in Dankbarkeit auszudrücken wusste, gehörte er schlichtweg nicht zu dieser Familie. Vielleicht zwar mehr als zu seiner eigenen, aber ein gewisses Fremdheitsgefühl blieb doch. Wohl war er immer noch auf der Suche nach einer Heimat, nach einem Ort der Zugehörigkeit. Und seine Hoffnung war, beides in Eastergold auf die ein oder andere Weise finden zu können.

„Du sprichst Wahres an. Angst hat die armen Leute zu ihrer Flucht getrieben und sollten sie sich eines Tages dazu entschließen zurück zu kehren, wird es sicherlich zu Ansprüchen kommen können. Ich werde mich über die leerstehenden Häuser erkundigen und auch, wie in so einem Fall gedacht ist, weiter vorzugehen“, benickte Sebastian seinen Entschluss. Er war sich zu wenig darüber im Klaren, nach welchen Rahmen das Gewohnheitsrecht besonders bei Besitz zu greifen vermochte, und behielt diese Möglichkeit in seinem Hinterkopf. Denn wie sähe die Sache in zwei oder drei Jahren aus, wenn womöglich kriegerische Auseinandersetzungen die Felder und Städte der Grenzgebiete des Frühlings und Castandor so in Mitleidenschaft gezogen hatten, dass eine Knappheit dafür sorgen könne, um die letzten vier Mauern zu streiten? Der Frieden blieb trügerisch und die wenigstens dachten bereits an Notzeiten, die das äußerste von Menschen verlangen konnten.
Glücklicherweise behielt Willard auch seine Familie in diesem Kontext im Blick und es erleichterte den Jüngling zu hören, dass Leana mit den Kindern bereit wäre selbst kurzfristig die sichernde Reise auf sich zu nehmen ohne, dass dabei Diskussionen zu erwarten wären. „Hast du bereits einen Ritter für die Ausbildung auserkoren?“ Es fiele den Eltern sicherlich schwer ihre Kinder von sich zu schicken, doch auch hier wäre es nur zu ihrem besten. Nicht nur eine fremde Umgebung, sondern auch die Befehle eines fremden Mannes würden wohl Respektlosigkeit schnell im Keim ersticken, dass selbst Brandan davon wohl geformt werden könne. Denn auch von ihm, versprach sich Sebastian großes selbst, wenn er derzeit noch keinen Anschein machte großes Interesse an den Rittertugenden zu hegen.

Beiden Kindern zum Gruße war noch die Hand erhoben worden, als sie ihre weiteren Anweisungen erhalten hatten und der eine elanvoller als der andere weiter seines Weges beschritten. Möge Heofader stets seine schützende Hand über die Jungen halten. Er selbst wandte sich wieder Willard zu, die Knickfalte des wertvollen Pergaments nun soweit wieder korrigiert, dass nur ein dünner Falz von dem Missgeschick sprach. Wäre er nicht zu Pferde geritten und hätte sich doch für eine Kutsche entschieden, hätte er das Schriftstück in einer Truhe verstauen können. Aufmerksam ließ er sich durch die Garnison führen und skizzierte bereits im Kopf die verschiedenen Wege und wo welche Utensilien oder Räumlichkeiten zu finden waren, damit er hoffentlich nicht die ersten Tage damit verbringen würde im Kreis zu laufen. Und dann war da sein eigener Raum, ein eigener Arbeitsplatz und ein Lächeln zuckte auf seinen Lippen. Er war angekommen und er würde hier Zeit verbringen, Pergamente studieren und Briefe aufsetzen, Anliegen annehmen oder hohen Besuch zuerst begrüßen, der an Willard weiter geleitet werden würde. Automatisch richtete sich seine Positur im Schulterbereich ein wenig mehr auf, als würde er so eben um wenige Zentimeter in die Höhe wachsen.

„Danke“, ließ er sich auf den Platz gegenüber Willards Schreibtisch im anschließenden Raum nieder und behielt erst noch die Rolle in den Händen. „Meine letzte Nachricht war, dass ihm die Ausbildung des Prinzen in Beschlag nahm. Doch es scheint ihm gut am Hof zu gehen.“
Und wie könnte es auch nicht. Der richtige Name, der richtige Titel und eine solch wertvolle Aufgabe, wie sich ein jeder Ritter nur wünschen konnte. Die Ausbildung des Prinzen war eine große Ehre und mochte dieser noch jung sein, würden sich sicherlich bald die Früchte dieser Aufgabe zeigen lassen. Denn auch ihm war es wohlgetan auf das Kommende vorzubereiten und den natürlichen Weg eines Knaben zu gehen. „Die Sorge trübt wohl jedes Gemüt dieser Tage. Doch hoffen wir darauf, dass sie unbegründet bleiben möge. Meine Schwestern hätten mich nicht gehen sehen wollen und ich bete darum, dass sie noch längere Zeit im Schutz der Familie verbleiben können. Bis zu der Zeit, an der die Lande ohne Kriegsgefahr sind“, und dass er sich mindestens ebenso viele Sorgen und Gedanken um seine Schwestern machte, wie manch eine von ihnen wohl um ihn, stand ihm ins Gesicht geschrieben. Vielleicht wäre es sogar besser, wenn die Mädchen weiter nach Norsteading reisen würden um sich noch weiter von den Grenzgebieten fernzuhalten, doch wer wüsste schon, was das Schicksal des Kontinents noch für sie alle bereit hielt. Allianzen konnten ebenso wie Speere brechen.

Auf die Worte hin sah Sebastian hinab auf den Brief in seinen Händen. Das eingerollte Pergament wurde achtsam auf den Tisch vor Willard gelegt, ehe er sich wieder in seinem Stuhl zurücklehnte. Ein wenig verlegen über die Andeutung, denn auch, wenn auf einem Bastard weit weniger Verantwortung zum Erhalt der Familie lag, war er immerhin ein lediger junger Mann. Vor der Pflicht, sich eines Tages eine Frau suchen zu müssen um die höchste Errungenschaft einer Ehe zu gewinnen, würde auch er sich nicht ewig verstecken können. „Vielleicht hält Eastergold Meadow diese Dame eines Tages für mich bereit“, machte deutlich, dass es eine solche Frau derzeit nicht in seinem Leben gab, „doch bis dahin ist dieser Brief von wichtigerer Bedeutung. Er ist ein Schreiben des Hofes mit meinem Abgang aus der Stadtwache und dem Wunsch an dich, in deine Dienste treten zu dürfen. Er königliche Schreiber bittet um Antwort, sobald deine Entscheidung gefallen ist.“

Und wie man diesen knappen Inhalt auf rund zwei Seiten Pergament strecken konnte, war Sebastian immer wieder ein Rätsel. Doch die Korrektheit verlangte bestimmte Formulierungen und Ausschweifungen, die Erwähnung von allen Titeln, welche die Betroffenen besaßen, mitsamt ihren Vatersnamen und Herkunftsgebieten, auf dass kein Missverständnis über die Identität der Erwähnten bestehen konnte. Und ebenso wies der Schreiber auf die bisherige Position Sebastians hin und wie er diese ausgeführt hatte um mittels Vorzüge seine Mitarbeit in der neuen Bastion hervorzuheben und davon zu überzeugen, dass er der Richtige wäre. Alles Dinge, die sie entweder bereits unter vier Augen geklärt hatten oder aber, die Willard aufgrund der jahrelangen Kenntnis seines jungen Schülers ohnehin bereits bekannt waren.
„Verzeih mir den Knick“, kam es aber dann doch noch über die Lippen, auch wenn es wohl für andere nur eine Lappalie war und sein Verhalten ohnehin bereits davon gesprochen hatte. Aber Sebastian hielt es für rechtens für selbst diesen kleinen Fehler einzustehen und dazu Position zu beziehen.
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