Winterland |
Sanna Lorenson |
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Alter |
22 |
Beruf |
Jägerin |
Wohnort |
Rabenrast |
Stand |
Ledig |
User |
Natsch |
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07-06-2025, 22:14 - Wörter:
Es war ein seltsamer Gedanke, der sich langsam in ihr festsetzte – ein leiser Verdacht, der mit jedem Schnauben, jedem Lächeln von ihm deutlicher wurde. Sanna hatte nie an Schicksal geglaubt, nie an Fügung oder an vorgezeichnete Wege. Ihr Leben war immer das Ergebnis ihrer Entscheidungen gewesen – ihres Mutes, ihrer Entschlossenheit, sich selbst zu retten, wenn niemand sonst es tat. Vielleicht war sie gerade deshalb so weit gekommen: weil sie nie gewartet hatte, dass jemand sie auffing.
Und doch… da war dieser Abend. Diese Wärme, die nicht nur vom Feuer kam. Und ein Moment, der sich fast zu bedeutend anfühlte, um bloßer Zufall zu sein. Vielleicht, nur vielleicht, war dies die Ausnahme – ein winziger Augenblick, in dem das Leben ihr etwas schenkte, ohne dass sie es sich mit aller Kraft erkämpfen musste. Und sie war bereit, den Moment einfach zu nehmen, wie er kam – ohne ihn zu zerdenken, ohne Angst vor dem Danach zu haben. Nur dieser Augenblick, in dem sie sich treiben ließ, mit ihm, durch eine Strömung, die stärker war als ihr Widerstand.
Seine spöttischen Worte entlockten ihr ein schiefes Grinsen. Für einen Moment wanderte ihr Blick zur Hinterhoftür, als würde sie ernsthaft erwägen, sich in jenem Eiswasser abzukühlen, das er da eben ins Spiel gebracht hatte. Einen Atemzug lang verharrte sie still, dann schüttelte sie leise seufzend den Kopf und machte eine wegwerfende Geste. "So schlimm ist es dann doch noch nicht", murmelte sie, ehe sie wieder zu ihm sah – doch das leichte Flackern in ihren Augen war noch nicht ganz verflogen.
Und da war er wieder – dieser merkwürdige Blick, den Sanna nicht deuten konnte und der ihr früher nie aufgefallen war. Etwas darin ließ ihr Herz für einen Moment aus dem Takt geraten und sie musste aufpassen, dass das aufsteigende Rot in ihren Wangen sie nicht allzu sehr verriet. Nicht, weil sein Blick ihr unangenehm gewesen wäre – sondern weil sie fürchtete, er könnte sehen, was in ihr vorging. Wie ihre Gedanken immer wieder zu ihm fanden und wie mühelos sie in seiner Nähe zur Ruhe kam.
So wurde der Abstand, der zwischen ihnen entstand, als auch sie sich auf die Suche nach der Hose machte, zu einer willkommenen Verschnaufpause. Unmerklich atmete sie tiefer durch – als hätte sie die ganze Zeit die Luft angehalten. Für einen Moment schalt sie sich selbst. Ihre Gedanken begannen, närrische Wege zu nehmen. Doch abstellen konnte sie sie nicht.
Mit einem belustigten Lächeln betrachtete Sanna die Hose – eindeutig reparaturbedürftig, eindeutig seine. Als er näherkam, spürte sie die Veränderung in der Luft – diese besondere Art von Stille, die entsteht, wenn Worte plötzlich nebensächlich werden. Die Spannung zwischen ihnen, die sich zuvor schon angedeutet hatte, wuchs mit jedem Zentimeter, den er zwischen ihnen überwand. Es war ein Gefühl, das gleichzeitig verlockend und gefährlich war – wie das Lauschen in ein Gewitter, das noch jenseits des Horizonts lag.
Sanna hob den Blick kaum, doch sie spürte ihn – seine Wärme, seine stille Aufmerksamkeit. Und dann, ganz beiläufig, strich sein Daumen über ihren Handrücken. Eine Geste, zu unscheinbar um gewollt zu sein – und doch hatte sie eine Wirkung. Ein Prickeln breitete sich in ihrer Haut aus, lief ihre Wirbelsäule hinauf wie elektrisierende Kälte und ließ sie für einen Moment vergessen, dass sie eben noch auf der Suche nach einer lächerlichen Hose gewesen war. Sie schluckte, unmerklich, und zwang sich zur Ruhe, obwohl ihr innerer Kompass längst die Richtung verloren hatte. Es war nichts passiert – nicht wirklich. Nur eine Berührung, ein Blick zu viel, ein Herzschlag zu laut. Und doch stand sie da, das Kleidungsstück überreichend, und fragte sich, wann ein Moment begonnen hatte, so viel zu bedeuten.
Seine Worte ließen sie wie aus einem Dunst aufsteigen, ein Nebel aus Wärme, Nähe und Gedanken, die besser unausgesprochen blieben. Mit einem gespielten Schnauben stieß sie ihm gegen die Brust – nicht fest, aber bestimmt, fast schon tadelnd. "Also echt…", murmelte sie und hob die Hände, um sich demonstrativ die Augen zu bedecken. Die Geste war übertriebener als zuvor, doch sie half ihr, ein wenig Abstand zu gewinnen. "Und sollte es wirklich so schlimm um mich stehen – steck mich einfach in den Zuber mit Eiswasser. Und wag es bloß nicht, mich wieder rauszuholen", witzelte sie, der Ton zwar neckisch, aber durchzogen von jenem Flirren, das noch immer unter ihrer Haut lebte.
Sie lauschte auf die Geräusche hinter ihren Händen – Stoffrascheln, das dumpfe Auftreten seiner Schritte, ein leiser Fluch vielleicht – bis sie sich sicher war, dass er die richtige Hose anhatte. Erst dann wagte sie es, zwischen ihren Fingern hindurchzuschauen – nur zur Sicherheit, natürlich. Kurz musterte sie ihn dann, die Brauen leicht angehoben. Das neue Outfit saß deutlich besser, lag ihm fast zu gut an, und sie musste sich einen weiteren Kommentar verkneifen. "Ich merk schon… das nächste Mal bring ich dir kein Leder mit, sondern eine neue Hose", stellte sie schließlich fest, den Ton gespielt kritisch, doch ihre Augen blitzten. Dabei musterte sie den halb geflickten Stoff prüfend, als hätte sie gerade ein Relikt aus uralten Zeiten entdeckt.
Sanna ließ sich auf einen der Stühle nieder, das grobe Holz kühl und rau unter der Rückseite ihrer Oberschenkel, eine taktile Erinnerung daran, dass sie nur Einars Hemd trug. Mit einem leisen Rascheln glitt der Mantel von ihren Schultern und sie warf sich ihn über die nackten Beine. Ihr Blick wanderte über den Tisch, blieb an den Bechern hängen. Neugierig beugte sie sich ein Stück vor, um einen Blick auf die Kräuter zu erhaschen, die Helvi offenbar für ihren Bruder vorbereitet hatte. Ein Hauch Thymian? Vielleicht auch Schafgarbe? Kräuter, wie sie sie kannte – zuverlässig, bitter, mit Wirkung. Gut möglich, dass sie gegen Kopfschmerzen halfen. Oder gegen das flaue Gefühl am Morgen nach einem übermütigen Abend.
Als Veith fragte, ob sie Hunger hatte, schürzte Sanna kurz nachdenklich die Lippen. "Vielleicht nur eine Kleinigkeit...", irgendetwas womit sie ihre Hände beschäftigen konnte. "Was hast du eigentlich im Süden vor? Verwandtschaft besuchen?", versuchte sie sich an Smalltalk und schaute ihn abwartend an.
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Winterland |
Veith Alvarsson |
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Alter |
31 |
Beruf |
Krieger |
Wohnort |
Wintergard |
Stand |
Ledig |
User |
Risa |
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08-06-2025, 10:21 - Wörter:
Veith konnte sich kaum erinnern, jemals innerhalb weniger Stunden so viel geredet oder so oft gelächelt zu haben. Es war, als hätte etwas in ihm nachgegeben - ein innerer Widerstand, den er bis dahin nicht einmal bewusst wahrgenommen hatte. Genau das beunruhigte ihn. Es war ungewohnt, ja fast beängstigend, wie leicht ihm jedes Wort gefallen war, wie vertraut sich ihr Lachen in seinen Ohren angehört hatte. Eigentlich hätte ihn dieses Gefühl alarmieren müssen. Es hätte Grund genug sein sollen, schleunigst auf Abstand zu gehen. Vielleicht doch noch eine Taverne finden, ein Zimmer nehmen, sich mit einer Schankmaid ablenken und zur Vernunft kommen? Doch schon der Gedanke daran verursachte dieses warme, ziehende Brennen in seiner Brust. Ein Gefühl, das sich nicht einfach zur Seite schieben ließ. Es wurde stärker, je mehr er sich vorstellte, Sanna nicht mehr zu sehen oder ihre Stimme nicht mehr zu hören. Allein der Versuch, sich von ihr zu lösen, brachte ihn innerlich ins Wanken. Damit wuchs auch die Sorge. Seine Schwester würde es niemals gutheißen, nicht diese Art von Nähe, nicht diese Gefühle. Nicht bei Sanna. Sie sah in ihr jemanden, den man schützen musste, nicht begehren. Jemanden, der ohnehin schon viel zu viel allein trug: ein Kind, Verantwortung, das tägliche Ringen um ein wenig Sicherheit in einer Welt, die ihr kaum je gnädig war. Da hatte Veiths stilles Verlangen keinen Platz. Es half niemandem. Es machte nichts leichter. Im Gegenteil, es drohte alles komplizierter zu machen.
„Ich könnte dafür sorgen, dass du ihn doch noch brauchst“, entgegnete er, seine Stimme ein wenig zu beiläufig, um glaubwürdig unschuldig zu klingen. Ohne den Hauch eines Bedauerns stichelte er weiter, ließ sie das Eiswasser nicht vergessen, vielleicht, weil er ihre Reaktionen genoss. Womöglich, weil es ihm half, nicht über das nachzudenken, was wirklich in ihm vorging. Gerade eben noch hatte er sich darüber geärgert, was sie in ihm auslöste und nun saß er da, suchte förmlich nach ihrer Nähe, hielt das Gespräch lebendig, neckte sie, weil es ihm gefiel, wenn sie konterte. Es war gefährlich, dieses Spiel, das keines sein durfte. Denn tief in ihm war da die Gewissheit, dass dies nicht mehr als ein Moment sein durfte. Ein flüchtiger Austausch, ein wenig Leichtigkeit zwischen all dem, was unausgesprochen zwischen ihnen stand. Was auch immer er fühlte, an diesem Abend, an diesem Ort, durfte er dem keinen Raum geben. Nicht hier, nicht in Helvis Haus. Seine Schwester hätte kein Verständnis für diese Art von Nähe. Im besten Fall würde sie ihn zur Rede stellen, im schlimmsten dafür sorgen, dass er es bereute, sich nicht besser im Griff gehabt zu haben.
Die Pause, die zwischen ihnen entstand, als sie beide nach seiner Hose suchten, war durchaus willkommen. Es brachte ihn dazu, das flüchtige Kribbeln in seinem Inneren wieder unter Kontrolle zu bringen, den Blick von ihrem Gesicht zu lösen und sich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf den zarten, fast vertrauten Ton in ihrer Stimme. Für einen Moment konnte er so tun, als sei dies nichts weiter als ein alltäglicher Zwischenfall, keine Berührung, kein verstecktes Lächeln, keine unausgesprochenen Gedanken, die ihn seit Stunden begleiteten. Er nahm die Hose von ihr entgegen, doch seine Finger streiften dabei flüchtig ihre. Viel zu flüchtig, wenn man bedachte, was dieser Moment mit ihm machte. Ein Lächeln, kaum mehr als ein Hauch, zuckte über seine Lippen, ehe er sich räusperte und den Blick senkte. Worte lagen ihm auf der Zunge, einfache, harmlose Worte, aber sie fühlten sich falsch an. Belanglos. Zu wenig. „Danke“, murmelte er schließlich, leise, fast heiser. Dann, nach einem Moment, in dem er sich innerlich durchringen musste, hob er doch den Blick, suchte ihren. „Du machst es einem verdammt schwer, sich einfach nur anzuziehen und zur Tagesordnung überzugehen.“ Er versuchte zu lächeln, aber es wurde ein schiefer Ausdruck, halb Spott, halb Ehrlichkeit. Vielleicht auch eine Spur Hilflosigkeit.
Veith lachte leise auf, als sie ihn gegen die Brust stieß. Diese gespielte Empörung stand ihr fast genauso gut wie das verlegene Lächeln, das sie dabei kaum unterdrücken konnte. „Ich merke es mir.“ Seine Stimme klang rauer, als er wollte, aber er machte sich keine Mühe, es zu verbergen. Er senkte den Blick nur für einen Moment, doch das Bild, das ihre Worte in ihm wachgerufen hatten, ließ ihn länger innehalten, als vernünftig gewesen wäre. Sanna, halb versunken im Wasser, ihr Haar feucht, die Kleidung an den Schultern verrutscht, ihre Haut vom kalten Nass gezeichnet...Er räusperte sich, zwang sich zur Ordnung.
Er hing Einars nasse Kleidung sorgfältig neben dem Kamin auf, ein willkommener Vorwand, um ein wenig Abstand zu schaffen und Sanna dabei den Rücken zuzukehren. Die Wärme des Feuers auf der Haut, ihr Blick im Nacken, beides ließ ihn einen Moment zu lange verharren. „Unsinn, das Leder kann ich wirklich gut gebrauchen“, sagte er schließlich, ohne sich umzudrehen, aber mit ehrlicher Stimme. Stoff ließ sich fast überall auftreiben, doch gutes, festes Leder war ein anderes Thema. Stark genug, um Rüstteile zu flicken, zäh genug, um ihn unterwegs vor dem Schlimmsten zu bewahren. Er drehte sich halb zu ihr, der Ausdruck in seinem Gesicht ungewohnt weich. „Danke, dass du an so etwas gedacht hast.“
Als Sanna schließlich Platz nahm, den Umhang abstreifte, um ihn sich über die nackten Beine zu werfen, fiel sein Blick unwillkürlich auf die zarte Gestalt, die sich darunter offenbarte. Das viel zu weite Nachthemd seines Schwagers umhüllte sie sanft und lag doch so, dass er das flüchtige Spiel von Licht und Schatten auf ihrer Haut wahrnahm. Der grobe Stoff fiel weich über ihre Schultern, schmiegte sich lose an ihre Taille, ließ aber genug Raum für das, was darunter war. Ihre Brüste hoben sich unter dem Stoff kaum merklich, aber sichtbar, gerade so viel, dass es ihm die Kehle zuschnürte. Er spürte, wie sich sein Herz einen Moment schneller bewegte, während seine Hände nach den Bechern tasteten. Der Krieger schenkte schweigend das heiße Wasser ein und beobachtete, wie der feine Dampf sich kräuselnd in die kühle Luft hob. Der Duft der Kräuter war sofort da, herb, beruhigend, mit einem Hauch von Erde. Dann wandte er sich wieder zum Tisch, stellte die Becher ab, mit einer Bewegung, die betont ruhig wirken sollte. „Mein Onkel braucht Unterstützung bei der Holzernte in den vom Käfer befallenen Wäldern.“ Um sich von seinen Gedanken an Sanna abzulenken, ging er zur Vorratskammer und holte ein grobes Brot sowie ein Stück Käse hervor. Das Brot besaß eine knusprige Kruste, die beim Schneiden leise brach, während der Käse mild und fast nussig duftete. Behutsam legte er beides auf einem Teller vor Sanna auf den Tisch. „Wann hast du vor, zum Markt aufzubrechen? Es ist besser, früh dort zu sein, um einen guten Flecken zu ergattern“, sagte er und nahm dann neben ihr Platz.
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Winterland |
Sanna Lorenson |
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Alter |
22 |
Beruf |
Jägerin |
Wohnort |
Rabenrast |
Stand |
Ledig |
User |
Natsch |
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08-06-2025, 18:39 - Wörter:
„Ich könnte dafür sorgen, dass du ihn doch noch brauchst“
Sannas Atem stockte einen Moment, als ein heißes Gefühl durch ihre Eingeweide schoss und sich zwischen ihren Beinen sammelte. Es dauerte einen Augenblick, bis sie sich wieder gefasst hatte, dann hob sie warnend den Zeigefinger und lehnte sich leicht zu ihm vor. "Keine leeren Versprechungen, Veith", schnaubte sie – ein spielerischer Ernst schwang in ihrer Stimme mit, der die Spannung zwischen ihnen gefährlich auflud. Ihr Blick bohrte sich in seinen, funkelnd und herausfordernd – als wollte sie prüfen, ob er wirklich bereit war, mit dem Feuer zu spielen, das sie längst gemeinsam entfacht hatten.
Sanna beugte sich noch ein Stück weiter vor, so nah, dass ihr Atem seine Haut streifte – warm wie das Verlangen, das unausgesprochen zwischen ihnen stand. Es baute sich in sanften Wellen auf, wurde durch ihr Geplänkel nur überspielt, nicht gelöscht – im Gegenteil, jeder Satz, jeder Blick nährte das Feuer, das längst in ihnen loderte. Einen winzigen Moment verharrte sie, ließ ihn spüren, wie nah sie war – dann lehnte sie sich zurück, als wäre nichts geschehen. Doch ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals und so war es gut, dass sie sich von ihm abwandte und nach der Hose suchte.
Verwunderung flackerte in ihrem Blick, als sie den Vorwurf des Winterländers hörte. "Ich mache es dir schwer?", fragte sie mit einem Anflug von echtem Unverständnis. Wenn hier jemand das Denken erschwerte, dann war das ganz sicher er. Ihre Beherrschung und Kontrolle hatten sich längst lachend über die verschneiten Hügel Wintergards davon gemacht – und warteten nun vermutlich nur noch darauf, dass sie endlich einen 'Fehler' beging.
„Ich merke es mir.“
Sein Tonfall ließ sie unwillkürlich einen tiefen Atemzug nehmen. Etwas in der rauen Tiefe seiner Stimme, diesem dunklen Bariton, ließ ihre Nerven vibrieren – wie eine Saite, die im genau richtigen Moment angeschlagen wurde. Es war keine Drohung, kein Versprechen. Nur ein leiser Nachhall, der etwas in ihr zum Schwingen brachte. Ihr Blick blieb an seinem Rücken haften, als könnte sie dort Antworten finden – auf das, was gerade mit ihr geschah. Mit ihm. Mit diesem Moment. Doch je länger sie darüber nachdachte, desto mehr entglitt ihr jedes greifbare Gefühl. Also ließ sie es bleiben. Manche Dinge musste man nicht verstehen, um sie zu fühlen.
Als sie sich setzte, wähnte sie sich in Sicherheit. Im Sitzen war Körperkontakt schwieriger, und vor ihr stand ein Becher mit Kräutertee – sie hasste Kräutertee. Vielleicht half das, ihre Gedanken von dem abzulenken, was unausgesprochen zwischen ihnen hing. Wie ein Elch in der Ecke des Raumes: riesig, offensichtlich – und von allen höflich ignoriert.
Sanna beobachtete, wie er Brot und etwas Käse holte, während ihre Finger sich fester um den warmen Becher Kräutertee schlossen. Der Dampf stieg ihr in die Nase, süßlich und beruhigend – vermutlich Fenchel, stellte sie gedankenverloren fest. Sie wandte den Blick von Veith ab und starrte in das wirbelnde Dunkel des Getränks, als könne sie dort eine Antwort finden. Seine Worte hallten in ihrem Kopf nach, doch ihr Geist war längst abgeschweift – zu einem sehr konkreten Bild von Veith beim Holzhacken. Bei Heofader… Er dürfte auch gern ihr Holz hacken. "Oh, ich hoffe seine Verluste sind nicht all zu herb.", antwortete sie mit ruhiger Stimme und strich sich eine lose Strähne hinters Ohr.
Veith setzte sich nicht ihr gegenüber, sondern direkt neben sie – und damit fiel ihr sorgfältig geschmiedeter Plan, wenigstens ein Stück respektabler Tischplatte zwischen sich und ihn zu bringen, kläglich in sich zusammen. Kurz warf sie ihm einen Seitenblick zu, dann griff sie nach dem Brot und dem Messer. Sie musste sich ein Stück vorlehnen, um eine Scheibe abzuschneiden, reichte sie ihm wortlos, bevor sie das Messer erneut ansetzte. "Ich denke, ich werde morgen sehr früh aufbrechen", meinte sie beiläufig. "Helvi hat gesagt, ich kann Valda hier lassen." Das würde den Besuch auf dem Markt deutlich einfacher machen. "Und deine Pläne? Abgesehen vom Tavernenbesuch?", fragte sie beiläufig, warf ihm einen kurzen Blick über die Schulter zu, bevor sie sich wieder ordentlich hinsetzte, den Mantel auf ihren Beinen zurechtzog und ein Stück der Brotkruste abzupfte, um es sich zwischen die Lippen zu schieben.
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Winterland |
Veith Alvarsson |
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Alter |
31 |
Beruf |
Krieger |
Wohnort |
Wintergard |
Stand |
Ledig |
User |
Risa |
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09-06-2025, 16:38 - Wörter:
Veiths Mundwinkel zuckten kaum merklich, doch in seinem Blick lag plötzlich etwas Dunkleres, Tieferes. Kein Lächeln, eher ein Raunen, das sich zwischen den Wimpernschlägen verbarg. Er hielt ihren Blick stand, ließ sich nicht vertreiben von dem Versprechen, das darin loderte. Im Gegenteil. Sie ließ ihn nicht zurückweichen, sondern still werden, auf diese Art, die gefährlicher war als jedes Wort. „Ich mache keine leeren Versprechungen, Sanna“, sagte er leise, seine Stimme rauer als zuvor. Er stand noch immer am Tisch, die Finger locker an der Kante abgelegt, als müsse er sich dadurch erinnern, nicht einfach die kurze Distanz zwischen ihnen zu überwinden. Als sie sich vorbeugte zu ihm, nur flüchtig, da ging sein Atem ruhig, vielleicht einen Hauch zu kontrolliert. Eine Bewegung zu viel, ein Gedanke zu weit und sein Körper hätte ihn preisgegeben. Stattdessen blieb er stehen, regungslos wie ein Jäger im hohen Gras - wachsam und beherrscht. Nur die Spannung in seinen Fingern, an der Tischkannte verharrend, verriet das Feuer, das längst in ihm loderte.
Veiths Blick blieb ruhig, fast zu ruhig, nur ein einzelner Muskel an seinem Kiefer zuckte, spannte sich an wie unter stillem Protest. Es war eine dieser kleinen Bewegungen, die mehr verrieten als Worte es je könnten. „Ja, das tust du“, sagte er schließlich, mit einer Stimme, in der ein eigentümlicher Ernst lag. Da lag kein Zorn in seinem Tonfall, nur ein Hauch von Trockenheit, als wäre der Satz schon lange in ihm gereift. Sein Blick hielt ihren fest, prüfend, als wollte er erkennen, ob sie wirklich so ahnungslos war. Dann, kaum hörbar, fügte er hinzu: „Aber vielleicht will ich gar nicht, dass es leichter wird.“ Damit wandte er sich schließlich ab, wechselte rasch die restliche Kleidung und hing die nasse vor den Kamin. Schweigend bereitete er den Tee zu, holte Brot und Käse aus der Vorratskammer, nicht aus Hunger, sondern um den Moment hinauszuzögern, in dem er wieder mit ihr sprechen musste. Er wollte sich zusammenreißen, nicht mehr an Sanna denken, nicht an ihre weiche Haut, nicht an das Bild aus seiner Fantasie, das sich unauslöschlich in sein Gedächtnis eingebrannt hatte. Und dann hatte sie den Umhang abgelegt und es war, abermals, um ihn geschehen. Er verstand selbst nicht ganz, was da gerade mit ihm passierte. Schließlich hatte er in Schenken und Tavernen Frauen gesehen, die weit weniger trugen, manche gar nichts. Aber diese hatten ihn nie so getroffen. Sanna tat es, ohne es zu wollen.
„Ich hoffe es auch. Andernfalls wird sich mein Aufenthalt im Süden wohl deutlich in die Länge ziehen.“ Er umrundete den Tisch und ließ sich schließlich neben ihr nieder, nicht ihr gegenüber, wo der Abstand sicherer gewesen wäre, sondern direkt an ihrer Seite. Er wollte sich offensichtlich quälen. Als er sich setzte, streiften seine langen Beine unweigerlich ihre unter dem Tisch. Ein kaum spürbares Berühren, doch für ihn fühlbar wie eine plötzliche Glut unter der Haut. Er unterdrückte die Regung, die durch ihn fuhr, zwang sich, den Blick auf den Teller zu richten. Sie reichte ihm eine Scheibe Brot. „Ein früher Aufbruch ist klug“, murmelte er, ohne sie anzusehen. „Die Händler aus Wintergard schlagen oft vor Morgengrauen ihre Stände auf.“ Veith schnitt sich eine Scheibe von dem Käse ab und legte sie vor sich auf den Teller. „Ich habe versprochen, mit Einar zum Angeln zu gehen“, sagte er nach einem kurzen Moment, in dem nur das Knistern des Feuers zu hören war. „Der Junge redet seit Tagen von nichts anderem.“ Ein leises Schmunzeln huschte über sein Gesicht, kaum sichtbar, doch aufrichtig bei dem Gedanken an die ungestüme Art seines Neffen. „Danach sehe ich mir eine Waffenlieferung an, die in der Burg angekommen ist. Angeblich soll alles dem Maß entsprechen, aber ich traue eher meinem Blick als den Briefen aus dem Süden.“
Er nahm einen Bissen, kaute ruhig und fügte schließlich hinzu: „Kein aufregender Tag, aber das ist mir gerade ganz recht.“
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Winterland |
Sanna Lorenson |
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Alter |
22 |
Beruf |
Jägerin |
Wohnort |
Rabenrast |
Stand |
Ledig |
User |
Natsch |
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10-06-2025, 10:56 - Wörter:
Sanna sah, wie sich das Bernstein seiner Augen verdunkelte. Er wich nicht zurück – und allein das machte seine Nähe gefährlich. Nicht, weil er bedrohlich war, sondern weil sie ihre Selbstbeherrschung beinahe kostete. Ihre Prinzipien – jene Mauern, die sie nach jener einen Nacht errichtet hatte. Der Nacht, nach der sie mit einem Kind allein zurückblieb. Nur Leif hatte sie bislang mit einer beunruhigenden Leichtigkeit eingerissen.
Doch folgte sie keinem klaren Gedanken, keinem Kalkül. Es war etwas Tieferes – ein leises Drängen, das sie in seinen Bann zog. In seinen Kosmos. Und sie blieb. Mehr noch: Sie wollte bleiben.
Als er sagte, er mache keine leeren Versprechungen, wurde es nicht besser. Sanna schluckte. Unter dem viel zu weiten Hemd spannte sich ihr Körper ihm entgegen, als hätte seine Stimme weiteres Öl in das Feuer gegossen, das längst in ihr brannte. Die Hitze, die in ihr aufstieg, fühlte sich an wie glühende Kohlen unter der Haut – wie auf trockenem Laub vergessen, bereit, einen Waldbrand zu entfachen. Unbändig. Unlöschbar.
„Ja das tust du. Aber vielleicht will ich gar nicht, dass es leichter wird.“
Ihr Blick blieb an ihm hängen, als er sich abwandte. Es war erschreckend, wie leicht er sie aus ihrer Komfortzone löste. Wie drängend das Verlangen, Grenzen zu verschieben – seine wie ihre – für etwas, das so flüchtig war wie der Tau am Morgen, der im ersten Sonnenlicht verschwand. Für seine Berührung, für Nähe, die sie mit einer solchen Sehnsucht begehrte, als könnte sie im Austausch dafür alles andere verlieren – und es dennoch in Kauf nehmen.
Sanna nickte schwach, als er von seiner Aufgabe im Süden sprach. Sie selbst war nie weiter gereist als bis Wolfsmark oder Wintergard – die Hafenstadt im Süden, lag für sie so fern wie ein anderes Leben. Die meiste Zeit verbrachte sie jedoch in ihrem Dorf, wo der Alltag verlässlich war wie das Knarren der Dielen in ihrem Haus. Ein Ort, an dem man sich kannte – und beobachtete. Wo der größte Aufruhr darin bestand, wenn die Nachbarin ihren Mann mit dem Besen vom Hof jagte, weil er Mal wieder den leichten Mädchen nachgesehen hatte. Es war ein einfaches Leben. Berechenbar. Sicher.
Als Veiths Bein das ihre streifte, zuckte sie kaum merklich – und doch fühlte es sich an, als hätte er nicht bloß gestreift, sondern seine Hand auf ihr Bein gelegt, warm und schwer. Die Hitze der Berührung blieb, brannte sich wie ein Echo unter ihre Haut. Ihre Zunge glitt über die Lippen, als wären sie so trocken wie die Eiswüste in der Einöde – spröde vom Schweigen, oder vom Verlangen. "Wie weit musst du reisen, um zu deinem Onkel zu gelangen?", fragte sie schließlich – eine Frage, beliebig genug, um ihre Unruhe zu tarnen. Sie zupfte ein weiteres Stück des Brotes ab. "Ja, die Konkurrenz in Wintergard schläft nicht." Manche boten ihre Waren zu Preisen an, mit denen Sanna nicht mithalten konnte. Und doch verirrten sich immer wieder Herren an ihren Stand – einige wegen des groben Leders, wie jenem, das sie Veith mitgebracht hatte, andere wegen der feineren Ware. Oft waren es Kaufleute, die weiterverkauften oder daraus Taschen, Westen und Gürtel fertigten.
Aber es war nicht nur das Leder, das sie zum Verweilen brachte. Manche blieben zu lange, stellten Fragen, die nichts mit der Qualität der Riemen zu tun hatten. Und manchmal – ganz selten – fühlte sich ein Blick auf ihrer Haut an wie ein Griff. Ungebeten. Zu nah. Warum sie gerade jetzt daran denken musste, wusste sie nicht. Vielleicht, weil Veiths Nähe sich ähnlich anfühlte. Und doch war da ein Unterschied – fundamental. Denn nichts in ihr wehrte sich gegen seinen Blick. Im Gegenteil: Etwas in ihr kam ihm entgegen. Wollte gesehen werden.
"Dann gibt es wohl morgen Fisch zum Abendessen." Automatisch hoben sich auch Sannas Mundwinkel, als sie das schwache Lächeln auf Veiths Lippen bemerkte. Sie mochte, wie er von seinem Neffen sprach – ruhig, fast zärtlich. Und auch, wie er mit den Kindern im Haus umging: geduldig, aufmerksam, ohne viele Worte. Vermutlich war das ein weiterer Grund, warum sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Etwas Instinktives, eine biologische Wahrheit.
Sanna schnitt sich eine Scheibe Käse ab und lehnte sich im Stuhl zurück. Schweigend biss sie ab, während ihr Blick auf Veith ruhte – nachdenklich, prüfend, vielleicht auch ein wenig zu lange. "Du traust den Händlern wohl nicht?" Die Frage war kaum ernst gemeint – eher rhetorisch, durchzogen von leiser Ironie und gutmütigem Spott. Dann biss sie erneut von ihrem Brot ab, als wäre damit alles gesagt.
"Manchmal ist ruhig genau das, was man braucht", sagte sie leise und ließ ihren Blick für einen Moment über den Tisch gleiten, dann zu ihm zurück. Sie wollte etwas hinzufügen, einen beiläufigen Satz, vielleicht ein harmloses "Vor allem in guter Gesellschaft" – doch ihre Kehle fühlte sich plötzlich zu eng an. Als befürchtete sie, dass nun diese unangenehme Stille eintreten würde, die immer folgte wenn einem keine Belanglosigkeiten mehr einfielen. Stattdessen griff sie nach ihrem Becher, nahm einen Schluck, als könnte das die Spannung in ihr lösen. Doch das tat es nicht. Sie sollte gehen, bevor sich der Raum weiter mit dem füllte, das zwischen ihnen stand.
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Winterland |
Veith Alvarsson |
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Alter |
31 |
Beruf |
Krieger |
Wohnort |
Wintergard |
Stand |
Ledig |
User |
Risa |
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11-06-2025, 10:23 - Wörter:
Er sah sie an und schwieg. So wie er es fast immer tat. Kein Wort kam über seine Lippen, doch in seinem dunklen Blick lag eine Tiefe, die mehr sagte als jedes gesprochene Bekenntnis. Ein kaum wahrnehmbares Sehnen flackerte darin auf, verborgen unter der rauen Oberfläche, sorgsam gehütet wie ein Geheimnis, das nicht ans Licht dringen durfte.
Er ließ seinen Blick über ihr Gesicht wandern, als wolle er jeden noch so feinen Zug in sich aufnehmen und für immer bewahren. Dann blieb sein Blick an ihren Lippen hängen - weich, verlockend und doch so fern. Für einen Moment fragte er sich, wie sie schmecken würden. Ob sie ihm antworten würden, wenn er sich endlich traute, das Schweigen darüber zu brechen, was er in diesem Augenblick tatsächlich verspürte. Oder ob er all das, was unausgesprochen zwischen ihnen lag, nur zerstören würde, wenn er es wagte, mehr zu wollen als den flüchtigen Zauber ihrer Nähe. Doch plötzlich kippte etwas an ihm. Er konnte sie nicht länger ansehen. Er wandte sich ab, überwältigt von Empfindungen, die er seit einer halben Ewigkeit verdrängt hatte, Gefühle, die ihn ausgerechnet jetzt überfielen, wo er am wenigsten auf sie vorbereitet war. Mehr noch, sie störten ihn. Weil sie ihn verletzlich machten. Weil sie etwas in ihm rührten, das er längst für vergraben hielt.
Noch immer ringend nach den richtigen Worten, nahm er schließlich Platz. In aller Stille beobachtete er sie, während sie das karge Mahl zu sich nahm. Ab und zu trank er selbst von dem Kräuteraufguss, den Helvi vorbereitet hatte. Er war bitter, aber beruhigend.
Äußerlich hätte man meinen können, es sei ein beiläufiges Gespräch zwischen zwei Bekannten, die einander lange nicht gesehen hatten. Unverfänglich. Harmlos. Doch es war so viel mehr als das. Veith seufzte leise und strich sich mit der Hand über den Mund, als müsse er sich zwingen, zu schweigen, um nicht mehr preiszugeben, als er sich erlauben durfte. Er biss noch einmal in das Brot, aß einen Happen Käse, während Sanna sich darum bemühte, das Gespräch nicht versanden zu lassen. Dafür war er ihr insgeheim dankbar, denn so blieb ihm erspart, den Gedanken nachzugeben, die sich immer wieder in seinen Geist stahlen - Gedanken an ihre Nähe, ihre Wärme, ihre Lippen. Gedanken, die nicht im Geringsten sittsam waren.
„Der Hof liegt östlich von Wolfsmark, am Fuße der Berge“, erwiderte Veith und hob den Blick von seinem Teller zu ihr. Seine Beine streiften noch immer die ihren, ganz leicht, kaum merklich und doch schien ihm jede Berührung von beinahe unangemessener Intensität. Die Wärme, die von ihrem Körper ausging, ließ ihn innehalten, denn sie löste etwas in ihm aus, das schwer zu benennen war. Ein weiteres Ziehen. Ein Erinnern. Ein Verlangen, das sich wie eine leise Spannung durch seinen ganzen Körper zog. Er hätte sich zurücklehnen können, den Abstand vergrößern, aber er tat es nicht. Stattdessen hielt er den Blick, zu lange vielleicht, und fragte sich, ob sie spürte, was diese Nähe mit ihm machte. „Deine Waren sind von hervorragender Qualität. Ich bin mir sicher, du wirst damit auf dem Markt viele Menschen für dich gewinnen.“ Einmal mehr stahl sich ein Lächeln auf Veiths Gesicht, als er vom Angeln mit seinem Neffen sprach und Sanna erwiderte es, sanft und ein wenig zögerlich, als wüsste sie nicht recht, wie sie mit dieser ungewohnten Offenheit von ihm umgehen sollte.
„Was den Fisch betrifft“, sagte er schließlich und legte das Messer zur Seite, „Helvi wird es sich ganz bestimmt nicht nehmen lassen, dich morgen zum Abendessen einzuladen.“ Er nahm einen Schluck von dem warmen Kräuteraufguss. „Ich hoffe nur, dass wir genug fangen, sonst wird Helvis Spott mich noch wochenlang begleiten.“ Seine Stimme war weiterhin ruhig, doch in seinem Blick lag etwas, das seine Worte unterstrich, eine stille Hoffnung, dass Sanna die Einladung nicht ausschlagen würde.
Veith antwortete nicht sofort. Auf ihre ironisch gemeinte Bemerkung über die Händler, zuckte kaum merklich ein spöttisches Lächeln über sein Gesicht. Mehr schien es nicht zu brauchen, um ihr zu zeigen, was er von ihnen hielt.
Doch bei ihren letzten Worten veränderte sich auf einmal etwas in ihm. Seine Miene wurde ernst, der Blick auf ihr Gesicht still und wachsam. Für einen Moment musterte er sie mit einer Tiefe, die fast fehl am Platz wirkte, zu ernst für diesen Abend, zu direkt für das, was unausgesprochen zwischen ihnen stand. Etwas in ihm spannte sich an, eine unruhige Ahnung, dass er bald etwas sagen oder tun würde, das er nicht mehr zurücknehmen konnte. Etwas Dummes vielleicht. Etwas, das er nicht zulassen durfte. Wenn sie jetzt nicht ging…er atmete leise durch und senkte den Blick nur für den Bruchteil eines Augenblicks. „Du solltest schlafen gehen“, sagte er schließlich, seine Stimme kontrolliert, aber mit einem seltsamen Unterton. „Du musst morgen früh raus, wenn du rechtzeitig auf dem Markt sein willst. Ich will dich nicht länger aufhalten.“
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Winterland |
Sanna Lorenson |
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Alter |
22 |
Beruf |
Jägerin |
Wohnort |
Rabenrast |
Stand |
Ledig |
User |
Natsch |
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11-06-2025, 13:31 - Wörter:
Diese feine, kaum greifbare Nuance in seinem bernsteinfarbenen Blick ließ Sanna für einen Moment innehalten. Etwas daran war anders – nicht flüchtig, aber auch nicht eindeutig. Und gerade das löste eine leise Unsicherheit in ihr aus. Es war dieses Gefühl, das sich anschlich wie ein Schatten: die Angst, etwas zu sehen, das nicht da war. Etwas hineinzuinterpretieren, was vielleicht nur ein Windhauch in seinem Blick gewesen war – bedeutungslos. Flüchtig. Und doch… Sanna spürte, wie ihr Atem stockte. Sie wollte nichts zerreden, nichts zerdenken. Und trotzdem wuchs da etwas in ihr – eine vorsichtige Hoffnung, so fragil, dass schon ein falsches Wort sie hätte zerbrechen können.
Er hatte sie noch nie so angesehen. Oder vielleicht doch – und sie hatte es einfach nie bemerkt, nie wahrgenommen, weil sie nicht gewagt hatte, in seinem Blick nach mehr zu suchen. Jetzt aber traf es sie wie ein Laut, der plötzlich ein langes Schweigen durchbrach. Ähnlich seinem Seufzen, dass fast schon resigniert wirkte. Ihr Körper spannte sich unwillkürlich unter diesem Blick, als würde allein seine Aufmerksamkeit sie aus dem Gleichgewicht bringen. Ihre Brust hob und senkte sich tiefer, der Atem langsamer, aber schwerer – nicht aus Anstrengung, sondern aus dieser seltsamen Wachheit heraus, die entsteht, wenn Nähe plötzlich Bedeutung bekam.
„Der Hof liegt östlich von Wolfsmark, am Fuße der Berge“
Ein kaum merklicher Schauer löste sich in ihrem Körper, als seine Beine erneut an ihren entlangstrichen – eine flüchtige Berührung, beinahe beiläufig, und doch viel zu intensiv, um sie zu ignorieren.
Etwas in ihr gab nach. Kein Widerstand, nicht wirklich – eher ein zartes Auflösen, als würde ein feines Netz aus Zurückhaltung leise reißen, Faden um Faden. Sanna nickte auf seine Worte hin. Was genau er gesagt hatte, entglitt ihr bereits. Etwas über den Hof seines Onkels, irgendwo bei Wolfmark. Doch in diesem Moment schien ihr das alles unendlich weit entfernt, unwirklich, nebensächlich. Denn während ihre Gedanken sich zu sammeln versuchten, war da nur noch die Nähe zwischen ihnen – und die Frage, wie lange sie noch unberührt bleiben würde.
Der Gedanke, vielleicht noch einen weiteren Abend in diesem Haus zu verbringen, ließ Sanna schwach lächeln. Natürlich würde sie sich nicht aufdrängen – sie war schon dankbar genug für die Nacht, die sie hier bleiben durften, und dafür, dass Helvi sich morgen um Valda kümmern wollte. Doch etwas gegen eine Wiederholung hatte sie nicht. Im Gegenteil. Auch wenn es bedeutete, dass sie einen weiteren Abend in Veiths Nähe durchstehen musste – dieses leise, süße Quälen, das jede Berührung, jedes Wort auf eine Waagschale legte. Es war kein Wunsch, den sie je laut aussprechen würde. Und doch war er da. Still. Beharrlich. Wie eine Glut, die tief unter der Asche weiterbrannte, unbemerkt von außen – aber heiß genug, um sie wachzuhalten.
Sicher nicht nur Helvis Spott." Da war er wieder – dieser herausfordernde Glanz in ihren Augen, als wollte sie sich mit seiner Schwester verbünden, sich auf ihre Seite schlagen. Wie hatte er sie zuvor noch wortlos genannt? Verräterin.
Sie hielt seinem Blick stand, suchte darin nach etwas Greifbarem. War es wirklich Hoffnung, die sie dort aufflackern sah – ein zarter Schein, kaum mehr als eine Möglichkeit? Oder war es bloß ein Anflug von Amüsement über die eigenen Worte? Sanna wollte sich nicht zu viel einbilden. Und doch: Etwas in seinem Blick ließ sie für einen Moment glauben, dass sie recht hatte, zu hoffen. Auch wenn sie sich kaum traute, es zuzulassen.
„Du solltest schlafen gehen. Ich will dich nicht länger aufhalten.“
Und er hatte recht. Natürlich hatte er recht. Sie sollte schlafen gehen. Ruhen. Abstand gewinnen von diesem Moment, der sich viel zu groß anfühlte für eine so späte Stunde.
Etwas in ihr wollte fort – weg von der Nähe, die zu dicht geworden war. Etwas anderes aber ließ sie verharren. Ihr Blick ruhte auf ihm, wachsam, tastend, wie ein Seil, das noch nicht gekappt war. Selbst als er den Blick senkte, wich sie nicht zurück. Vielleicht war es nur ein Abschied für den Abend. Vielleicht aber auch ein unausgesprochener Rückzug – auf beiden Seiten.
Sanna nickte, schob den Stuhl zurück und zog sich den Mantel von den Beinen, um ihn über die Lehne zu legen. "Du hast recht", sagte sie leise, während sie den Stuhl wieder an den Tisch schob – vorsichtig, um niemanden in der oberen Etage zu wecken. Ihre Hände glitten vom groben Holz. Einen Moment lang wirkte es, als würde sie einfach gehen.
Ein sauberer Rückzug. Das Lösen aus der schweren, wortlosen Umarmung dieses Moments. Doch sie blieb stehen. Legte ihre Hände auf seine Schultern – sacht, beinahe ehrfürchtig – und beugte sich zu ihm hinunter.
Ihr langes Haar glitt ihr über die Schulter, streifte flüchtig seinen Arm. Ihre Lippen strichen über seine Wange. Kein Kuss im eigentlichen Sinn. Eher ein Hauch. Ein Versprechen, das sich nicht traute, ausgesprochen zu werden.
"Gute Nacht", flüsterte sie, so nah an seiner Haut, dass ihre Stimme sich fast in ihn legte.
Es war absolute Selbstgeißelung – dieser Aufbau von Nähe, den sie beide zuvor so sorgfältig gemieden hatten. Ein einziger Moment, der mehr wog als alle stillen Minuten davor. Und doch: Auf eine gewisse Weise fühlte es sich unausweichlich an.
Dann löste sie sich von ihm. Kein Zögern, keine Worte mehr. Nur der stille Rückzug, der etwas in der Luft zurückließ, das nicht so schnell vergehen würde.
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Winterland |
Veith Alvarsson |
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Alter |
31 |
Beruf |
Krieger |
Wohnort |
Wintergard |
Stand |
Ledig |
User |
Risa |
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11-06-2025, 15:35 - Wörter:
Es war ihm gleichgültig, dass sie bemerkte, wie sehr sie ihn aus der Fassung brachte. In ihrem Blick erkannte er die Verunsicherung, das zaghafte Innehalten und den Zweifel daran, was genau sich da zwischen ihnen zu entfalten begann. Er spürte den feinen Wandel in der Stimmung und in seinen Augen lag nun etwas Verheißungsvolles, das sich nicht in Worte kleiden ließ. Er hätte es selbst kaum benennen können. Trotzdem wusste er, Sanna hatte eine Leidenschaft in ihm entfacht, die er längst für erloschen gehalten hatte. Wie nur war es ihr gelungen, seinen Schutzwall so mühelos zu durchdringen? Ja, sie war schön. Aber es war nicht ihr Äußeres allein, das ihn so tief beeindruckte. Es war ihr Witz, ihr scharfer Verstand und ihr Mut - diese Mischung aus Klarheit und Herz, mit der sie ihn mehr berührte als jede andere Frau, die er kannte.
Seine Beobachtungsgabe war geschärft wie selten, und doch, so sehr die flüchtige Berührung zwischen ihnen auch in ihr etwas auszulösen schien, vermochte er in diesem Moment nicht klar zu deuten, was er in ihrem Blick las. War es dasselbe Verlangen, das ihn quälte? Kämpfte sie ebenso sehr mit sich selbst und der Spannung zwischen ihnen? Sie hätte die Küche längst verlassen können, wenn ihr die Nähe zu ihm unangenehm gewesen wäre, doch sie saß noch immer hier, scheinbar gelassen, obwohl zwischen ihnen längst mehr lag als Worte. Das Gespräch war nur noch ein Vorwand, ein Versuch, den Anschein von Gleichgültigkeit zu wahren und der Gedanke daran, mehrere Tage mit ihr gemeinsam Richtung Süden unterwegs zu sein, ließ ihn innerlich fast verzweifeln. Wie sollte er ihr auf dem Weg nach Wolfsmark widerstehen, wenn es ihm nicht einmal an einem einzigen Abend gelang, die Hände bei sich zu behalten? Dem Krieger war schmerzlich bewusst, dass er die Situation beenden musste, koste es, was es wolle. Am schnellsten würde das geschehen, wenn er sie ins Bett schickte, auch wenn er wusste, dass er selbst danach kein Auge mehr zubekommen würde.
„Ich sehe schon, du hast dich mit meiner Schwester gegen mich verschworen“, stellte er mit einem leisen Schmunzeln fest, während sein Blick prüfend an ihr haftete. Da war er wieder, dieser herausfordernde Spott in ihren Augen, der ihn stärker fesselte als ihm lieb war. Wie hatte er nur so lange übersehen können, dass Sanna dieses Feuer in sich trug? Dieses lebendige, ungezähmte Etwas, das ihn an diesem Abend jegliche Vorsicht hatte vergessen lassen. In diesem Moment erkannte er, dass es genug war. Er konnte ihr nicht mehr widerstehen. Nicht ihrem Blick, nicht ihrer Art, nicht dem Prickeln in der Luft, das zwischen ihnen lag. Er wollte sich zurückziehen. Einfach nur fort, allein sein und Abstand gewinnen. Vielleicht sollte er noch einen Umweg über den Brunnenhof nehmen, sich das eiskalte Wasser aus Helvis Fass über den Kopf gießen und hoffen, dass es ihm den Kopf klärte. Also zwang er sich, den Blick zu senken, denn wenn er sie noch einen Herzschlag länger ansah, würde er die Worte, die ihm auf der Zunge lagen, nie mehr aussprechen können.
Doch schließlich sprach er diese Worte aus. Kaum hatte er sie geäußert, spürte er eine seltsame Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung in sich aufsteigen. Erleichterung, weil er es endlich getan hatte, Enttäuschung darüber, dass er zu feige gewesen war, sich seinen eigenen Gefühlen wirklich zu stellen. Sein Kiefer war angespannt, die Muskeln hart vor unausgesprochenem Widerstand, als sie ihn von der Seite musterte - schweigend, mit diesem undurchdringlichen Ausdruck, der ihn heute Nacht einfach nicht kalt ließ. Schließlich stand sie auf, ohne ein Wort, legte den Mantel über die Stuhllehne, als wäre allein diese Geste Antwort genug. Erst dann, mit ruhiger Stimme, sagte sie, dass er wohl recht habe mit seinem Vorschlag. Er atmete kaum merklich auf, schloss für einen Moment die Augen, ein kurzes Innehalten, wie um die Kontrolle über sich zurückzugewinnen.
Doch plötzlich blieb Sanna stehen. Etwas in ihm spannte sich an, als sie sich ihm näherte. Es war kein Zögern in ihrer Bewegung, nur diese leise Bedachtsamkeit, die ihn mehr berührte als jede Geste zuvor. Ihr Duft war das Erste, was ihn traf. Er war warm, vertraut, mit einem Hauch von Holzrauch und etwas, das nur sie hatte. Ein Geruch, der sich wie eine Erinnerung an etwas Schönes in ihn legte, ehe es überhaupt vorbei war. Unbewusst sog er ihn tiefer ein, als wolle er ihn festhalten, archivieren, konservieren für die Nächte, in denen sie ihm fehlen würde. Dann dieser flüchtige Hauch von Lippen auf seiner Wange. Kein richtiger Kuss und gerade deshalb so unerträglich. Es brannte nicht. Es stach nicht. Es war schlimmer.
Es war weich, beinahe zärtlich, aber es ließ eine Gänsehaut über seinen Nacken jagen und setzte etwas in ihm frei, das er die ganze Zeit krampfhaft zurückgehalten hatte. Ein stilles Beben breitete sich in seiner Brust aus, eine Mischung aus Sehnsucht, Schmerz und dem bittersüßen Wissen, dass es nicht mehr als das war. Seine Finger krampften sich um die Tischkante, als müsse er sich irgendwo festhalten, um ihr nicht hinterherzulaufen. Doch als sie sich von ihm löste, blieb etwas von ihr zurück, ein Rest von Wärme, von unausgesprochener Nähe, von dem Hauch ihrer Lippen auf seiner Haut und das war genug.
Genug, um ihn doch aufstehen zu lassen.
Mit zwei Schritten war er bei ihr, noch bevor sie den Raum verlassen konnte. Seine Hand griff nach ihrem Arm, nicht grob, aber bestimmt, und ohne ein Wort drehte er sie zu sich um. Seine Hand blieb an ihrem Arm, während sein Blick den ihren suchte. Kein Platz mehr für Zurückhaltung. Keine Ausrede mehr, sich hinter Vernunft zu verstecken. „Du hast überhaupt keine Ahnung, was du da gerade getan hast“, murmelte er heiser und strich ihr dabei sanft mit dem Daumen über Kinn und Wange. Dann neigte er den Kopf langsam zu ihr, nicht um sie zu küssen, sondern um diesen Duft einzufangen, warm und leicht holzig, durchzogen von einem zarten Hauch Jasmin. Was auch immer zwischen ihnen stand, in diesem Moment war es nur noch ein leiser Zwischenraum aus Atem, Nähe und dem Wissen, dass sie sich längst füreinander entschieden hatten, ohne es laut zu sagen.
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Winterland |
Sanna Lorenson |
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Alter |
22 |
Beruf |
Jägerin |
Wohnort |
Rabenrast |
Stand |
Ledig |
User |
Natsch |
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11-06-2025, 19:35 - Wörter:
Das Zurückschieben des Stuhls klang in der Stille, die nach ihrem abwenden blieb, beinahe unerträglich laut. Auch seine Schritte – nur zwei an der Zahl – hallten nach wie Fremdkörper in einem Raum, der eben noch von etwas erfüllt gewesen war, was die junge Frau nicht hatte benennen können. Sanna hatte vermutet, dass er hinausgehen würde. Noch einmal Holz holen für die Nacht. Oder sich leise an seinen Platz vor der Feuerstelle zurückzog, um sein Lager zu bereiten.
Doch dann spürte sie seinen Griff. Fest, aber nicht grob. Wärmer, als er sein dürfte. Ihr Herz stolperte – ein einziger, verirrter Schlag – als er sie zu sich herumdrehte. Und es verlor vollends den Takt, als sie den Ausdruck in seinen Augen sah. Da war nichts Spielerisches mehr. Kein ironisches Flackern, kein Versuch, Distanz zu wahren. Nur dieses eine, rohe Gefühl – offen, ehrlich, beinahe schutzlos.
Ihre Augen weiteten sich.. vielleicht aus Überraschung. Obwohl sie längst gespürt hatte, dass dieser Abend keiner war wie sonst. Dass sie beide – aus welchem Grund auch immer – die gewohnten Floskeln hinter sich gelassen hatten. Sie hatten Raum geschaffen. Unausgesprochen, aber spürbar. Für etwas anderes. Etwas, das brannte. Etwas Neues, das sich anfühlte wie ein Schritt zu weit – und zugleich wie der einzig mögliche. Und jetzt war es da. Greifbar. Nah. So unausweichlich wie der Sonnenaufgang in ein paar Stunden.
„Du hast überhaupt keine Ahnung, was du da gerade getan hast“
Hatte sie nicht? Sanna wusste es nicht. Sie fühlte nur diese eine, flüchtige Art von köstlicher Ahnungslosigkeit – jene, die sich einstellt, wenn die Welt ihre festen Umrisse verliert. Als wäre alles dabei, zu verschwimmen. Als stünde sie am Rand eines Strudels, der sie mit sich riss – langsam, aber unaufhaltsam. Und das Erschreckende daran war nicht das Fallen.
Sondern, wie sehr sie sich danach sehnte, loszulassen.
Der heisere Klang seiner Stimme hallte in ihr nach, ein raues Echo, das bis tief in ihre Brust drang und ihren Puls jäh beschleunigte. Es fühlte sich an, als würde eine Welle über sie brechen – lautlos, aber unaufhaltsam. Ein einziger, übermächtiger Moment, der keinen Platz ließ für Zweifel... oder Flucht.
Seine Berührung brannte auf ihrer Haut – nicht schmerzhaft, nicht unangenehm. Eher wie ein heimliches Feuer. Ihr Körper reagierte, noch bevor sie es bewusst tat. Streckte sich dem Kontakt entgegen, suchte instinktiv nach jener Nähe, die so unschuldig wirkte – und doch alles in ihr aus dem Gleichgewicht brachte. Zart. Und zugleich fatal.
Langsam – zögerlich nur im ersten Atemzug – hob sie eine Hand, legte sie an seinen Oberarm, dann fuhr sie höher, an seine Schulter, in seinen Nacken. Ihre Finger verharrten dort, als müsse sie prüfen, ob das, was zwischen ihnen war, wirklich existierte. Dann trat sie näher. Ein leises, kaum hörbares Einatmen begleitete ihre Bewegung, als sie sich ihm entgegen lehnte.
"Hab ich nicht." Ihre Stimme war leise, rau, beinahe atemlos – wie ein Geständnis, das sie selbst kaum glauben konnte. Während sie sprach, musterte sie sein Gesicht das nur wenige Zentimeter von dem ihren entfernt war. Jede feine Regung. Und alles in ihm schien sich zu öffnen – mit einer erschreckenden, ungefilterten Ehrlichkeit, die sie für einen Moment den Atem kosten ließ.
Eine feine Note seines ureigenen Geruchs stieg ihr in die Nase. Etwas von dem Rauch des Brennholzes – warm, schwer, beinahe beruhigend – vermischt mit einem erdigen Ton und einem Hauch jener Seife, die er wohl bei seinem letzten Bad verwendet hatte. Sie sagte nichts. Musste sie auch nicht. Ihre braunen Augen flackerten für einen Moment auf seine Lippen, ehe sie seinen Blick wieder suchte. Und in diesem Blick – da war alles, was Worte überflüssig machte. Der Moment sprach für sich. Wie eine Antwort auf eine Frage, die niemand laut gestellt hatte.
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Winterland |
Veith Alvarsson |
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Alter |
31 |
Beruf |
Krieger |
Wohnort |
Wintergard |
Stand |
Ledig |
User |
Risa |
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12-06-2025, 16:40 - Wörter:
Hatte er zunächst noch Zweifel gehabt, so wurden diese fortgespült von der Sanftheit ihrer Berührungen. Ihre Hand glitt über seinen Oberarm, wanderte hinauf bis in seinen Nacken. Sie drückte sich ihm entgegen und die angenehme Wärme ihres Körpers durchflutete ihn wie ein längst vergessenes Verlangen.
Ihre Nähe war kein bloßer Trost, sie war eine Antwort auf ein Sehnen, das in ihm wohnte, seit er denken konnte. Gerade deshalb wollte er sich ihr nicht überstürzt hingeben. Nicht unbedacht. Er wollte diesen Augenblick in sich aufsaugen, Schicht für Schicht in seinem Innersten ablegen, als Erinnerung, die selbst die Zeit nicht zu tilgen vermochte.
Veith senkte den Blick, sah sie an. Ihre Augen spiegelten all das wider, was unausgesprochen zwischen ihnen lag. Sein Daumen, der eben noch über ihre Wange geglitten war, strich nun zart über ihre Unterlippe. Sein Blick haftete an ihrem Mund, an diesen Lippen, die ihn seit dieser Nacht nicht mehr losgelassen hatten - sinnlich, weich und von einer Anziehungskraft, der er kaum noch standhalten konnte. Doch noch hielt er sich zurück. Noch war es nicht der richtige Moment. Nicht ganz.
Das Verlangen in ihm loderte, heiß und unaufhaltsam, doch über sein Gesicht huschte ein Schatten von Ernsthaftigkeit. Ihre Antwort war spielerisch, neckend, aber in ihrer Stimme lag kein Spott. Nur ein stummes Einverständnis, das mehr sagte als Worte es je konnten.
Er beugte sich noch weiter nach vorn und seine Lippen streiften hauchzart an der Seite ihres Halses empor, langsam, fast ehrfürchtig, bis hin zu ihrem Ohr, wo er für einen Moment verweilte. „Den ganzen Abend habe ich nur daran gedacht, dich zu küssen. Weißt du, warum ich es noch nicht getan habe?“ flüsterte er mit rauer Stimme, von dem Gefühl getragen, das sich nicht länger zügeln ließ. Die Hand, die eben noch an ihrem Arm geruht hatte, glitt nun tiefer. Erst über ihre Flanke, dann über ihre Taille bis hinab zu ihren Hüften, wo seine Finger sanft über den Stoff des Nachthemds strichen. Kein forderndes Berühren, sondern eine langsame, suchende Geste, wie um sicherzugehen, dass sie diesen Moment ebenso sehr wollte wie er. Der Krieger war kein Mann, der sich einfach nahm, was er wollte. Kein rauer Nordmann, der das Leben mit harter Faust und lautem Anspruch zu greifen pflegte. In ihm lag etwas anderes, etwas Bedachtes und Kontrolliertes. Eine Stärke, die nicht in der Wildheit lag, sondern in der Zurückhaltung. Genau das zeichnete seinen Charakter aus.
„Weil man dich genießen muss, Sanna. Weil ich bei dir nichts überstürzen möchte.“ Er sah sie an, ließ den Blick über ihr Gesicht gleiten, als würde er jedes Detail in sich einprägen wollen - die leichte Röte auf ihren Wangen, das kaum merkliche Heben ihrer Brust bei jedem Atemzug, die Tiefe in ihren Augen, die ihn mehr fesselte als jede Kette es je vermocht hätte.
Ein Moment verging. Dann noch einer.
Seine Finger verharrten an ihrer Hüfte, als hielten sie den Augenblick selbst fest. Dann hob er langsam die Hand, strich ihr eine lose Strähne hinters Ohr, ohne den Blick von ihr zu lösen. Langsam und bedächtig beugte er sich schließlich vor. Sein Atem streifte ihre Haut, warm und unaufdringlich. Für einen Wimpernschlag lang verweilten seine Lippen über ihren, als wolle er ihr die Gelegenheit lassen, sich zurückzuziehen.
Dann küsste er sie.
Zunächst zart und fast ehrfürchtig, ohne Eile, ohne Hast - ein tastendes Entdecken von etwas, das längst zwischen ihnen gewachsen war. Er ließ jede Sekunde dieses Moments durch sie hindurchströmen, tauchte tief ein in diesen Augenblick, als wolle er ihren Mund mit jeder Berührung neu erforschen. Er musste sich zwingen, nicht tiefer zu sinken, sich nicht einfach von ihr mitreißen zu lassen, nicht sie zu küssen, wie es ihm die Sehnsucht eingab: fordernd, ungebändigt, mit jener Rücksichtslosigkeit, die die Leidenschaft mit sich brachte. Denn Sanna verdiente mehr als bloßes Verlangen.
Und in dieser Verbindung verlor sich für einen kurzen Augenblick die Welt um sie herum. Nur sie beide blieben übrig, vereint in einem Gefühl, das stärker war als Worte und tiefer reichte als jede Berührung.
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