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Where the light fades
02.09.1016 - 16:00
Markt in Wintergard

Winterland
Veith Alvarsson
Winterland
Alter 31
Beruf Krieger
Wohnort Wintergard
Stand Ledig
User Risa
#1
Veith zog den dicken Umhang enger um die Schultern, während er sich mit gleichmäßigem Schritt durch das Marktgewimmel von Wintergard bewegte. Der Schnee hatte längst wieder neue Spuren in der festgetretenen Erde hinterlassen, die Händler waren mit dem Einbruch der Dämmerung dabei, ihre Stände abzubauen. Der Duft von Rauch, Tierhäuten und Eisen hing schwer in der Luft. Neben ihm tapste Valda, Sannas zweijährige Tochter, an seiner Hand entlang, während er Helvis Pony hinter sich führte, das Sannas Schlitten mit den übriggebliebenen Fellen ziehen sollte.
Trotz der klirrenden Kälte, die ihm in die Wangen biss, war Veith warm ums Herz, sobald seine Gedanken zu Sanna wanderten und genau dieser Umstand missfiel ihm zutiefst. Er war töricht genug gewesen zu glauben, das Feuer, das die gestrige Nacht in ihm entfacht hatte, würde durch ein wenig Holzhacken am Hof erlöschen. Doch es hatte nicht geglimmt, es hatte gebrannt. Selbst beim Fischen am eisverkrusteten Fluss, selbst während er auf der Burg schweigend die Waffen kontrollierte, war ihr Bild immer wieder in seinem Kopf aufgetaucht. Die Art, wie sie gelächelt hatte, ein wenig zögerlich, ein wenig erstaunt, als sich ihre Lippen in Helvis Küche berührt hatten. Nun war er wieder unterwegs zu ihr. Wieder mit der Hoffnung, einen Blick, ein Wort, vielleicht ein Echo dieses Augenblicks zu erhaschen, obwohl er sich zur Vernunft zwingen wollte. Seine Miene blieb wie aus Stein gemeißelt, kühl und unbeteiligt, doch unter der Oberfläche tobte etwas, das er längst nicht mehr unter Kontrolle hatte.

Dann entdeckte er sie, die blonde Jägerin zwischen den verbliebenen Marktständen, das Licht des späten Nachmittags verfing sich in einzelnen Strähnen ihres Haars. Veiths Blick glitt zum Schlitten, der unweit von Sanna stand - halb beladen, mit wenig Fellen, die noch auf Abnehmer warteten. Sie hatte offenbar gut verkauft an diesem Tag, trotz der klirrenden Kälte und der müden Gesichter der Marktbesucher. Etwas in ihm lockerte sich für einen Moment, ein Hauch von Stolz vielleicht oder war es doch etwas anderes? Sie war zäh, das wusste er. Zäher als viele Männer, die er kannte. Gerne hätte er ihr am heutigen Tag geholfen, nicht nur jetzt beim Heimbringen der Ladung, sondern auch davor, beim Tragen, beim Ausbreite der Ware, beim Stillstehen in dieser Kälte.
Aber sie war stolz und er war verunsichert.

Veith straffte die Schultern, zwang die gewohnte Ruhe zurück in seine Züge. Was, wenn sie es bereute? Was, wenn es für sie ein Moment gewesen war, der nie hätte geschehen dürfen? Er wollte sein Gesicht wahren, nicht zu viel preisgeben und somit trat er zunächst stumm wie immer auf die junge Frau zu, während Valda zur Begrüßung in die Arme ihrer Mutter sprang. „War der Markt gut heute?“ fragte er, als Sanna sich schließlich von ihrer Tochter löste. Seine Stimme war ruhig, seine Miene undurchdringlich wie immer, doch unter dem gleichmütigen Blick arbeitete es in ihm. Das flüchtige, viel zu kurze Aufeinandertreffen in Helvis Küche, ihre Lippen auf seinen, die Küsse, die ihm mehr genommen als gegeben hatten und dann war Helvi reingeplatzt. Am Morgen hatte seine Schwester ihm ohne Umschweife die Leviten gelesen. Dass es dumm von ihm gewesen sei, Sanna zu verführen. Dass sein Handeln nicht nur ihn etwas anging, sondern Konsequenzen haben konnte. Ihre Worte waren hart gefallen, scharf wie ein frisch geschliffenes Messer. Veith hatte versucht, ruhig zu bleiben, hatte ihr entgegnet, dass er zu seinen Entscheidungen stand. Dass er Sanna nicht in Schwierigkeiten bringen würde – niemals. Aber für Helvi zählten solche Beteuerungen nichts. Für sie war die Sache klar. Sanna war tabu. Sollte er es dennoch wagen weiterzumachen, würde er sich die Finger verbrennen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Dafür, so hatte sie gesagt, würde sie höchstpersönlich Sorge tragen.
Jetzt stand er vor Sanna, mit jener kühlen Entschlossenheit im Gesicht, die er sich aufgesetzt hatte, als hätte nichts von der Nacht zuvor stattgefunden. Doch unter der Rüstung aus Selbstbeherrschung arbeitete ein Herz, das ihn in der Brust plötzlich schneller schlug, als ihre Blicke sich trafen.
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Winterland
Sanna Lorenson
Winterland
Alter 22
Beruf Jägerin
Wohnort Rabenrast
Stand Ledig
User Natsch
#2
Sanna hatte das Haus früh verlassen, um auf den Markt zu gehen und ihre Arbeiten zu verkaufen. Der Markt war belebt gewesen, die Verkäufe gut – und doch blieb das alles nur Kulisse. Ihre Gedanken hatten sich immer wieder verselbständigt, waren abgedriftet in Gefilde, die mit handgefertigtem Leder und kunstvoller Schnitzarbeit nichts zu tun hatten. Sie ertappte sich dabei, wie ihre Finger mechanisch arbeiteten, während ihr Geist an einem Ort verweilte, weit entfernt vom geschäftigen Treiben des Marktplatzes. Bei einem Menschen, von dem sie nicht einmal wusste, wie er es geschafft hatte, sich so tief in ihr Denken zu graben. Nicht mit der Wucht von Leif, der all die Monate wie ein Sturm in ihr gewütet hatte – heiß, zornig, schneidend. Sondern leise. Unaufdringlich. Wie Regen, der sich in den Boden senkt, ohne dass man es merkt.

Leif war immer noch da, in ihr, irgendwo. Und das würde er immer. Aber nicht mehr wie ein König, der über ihr Innerstes herrschte. Vielmehr wie eine verblassende Silhouette – ein Schatten, den das Licht eines anderen zu vertreiben begann. So, wie sie es immer gewollt hatte – denn es gab nichts Logisches, das sie bei Leif gehalten hatte. Keine Versprechen. Kein echtes "Wir". Nur dieses irrationale Ziehen zwischen zwei Menschen, die nie ganz zueinanderfanden. Was geblieben war, war eine Ahnung von etwas, das nie ganz war, und das reichte ihr nicht mehr. Nicht jetzt, wo ihr Herz langsam begriff, dass Ruhe auch eine Form von Tiefe sein konnte.
Sanna wusste nicht, ob sie sich dagegen wehren wollte. Oder konnte. Was sie fühlte war verwirrend und erholsam zugleich. Es war eine Art ruhige Verschiebung. Ein inneres Neuausrichten. Und das machte ihr mehr Angst, als sie zugeben würde. Denn wenn sich etwas so tief verschiebt, kommt es selten von allein wieder zurück. Gleichzeitig weigerte sie sich, dem Ganzen zu viel Bedeutung beizumessen – nicht aus Gleichgültigkeit, sondern aus Vorsicht. Aus Erfahrung. Sie wusste nur zu gut, wohin solch leise Regungen führen konnten. Zu Hoffnungen, die zu früh wuchsen. Zu einer Nähe, die nicht erwidert wurde. Zu Schmerz, der nicht neu war, aber sich immer wieder anders anfühlte. Und zu einer Enttäuschung, die stiller war als früher, aber deshalb nicht weniger scharf.

Sanna hatte gelernt, dass Gefühle sich in leisen Momenten wie diesen am gefährlichsten anfühlten – wenn sie nicht laut forderten, sondern heimlich unter der Haut wuchsen. Wie eine Erinnerung, die sich nicht vertreiben ließ. Wie etwas, das sich seinen Platz suchte, ganz gleich, ob man es zulassen wollte oder nicht.

Gerade räumte sie die verbliebenen Waren auf den Schlitten, als etwas sie dazu veranlasste aufzuschauen. Vielleicht war es nur ein Gefühl, ein flüchtiger Impuls, eine dieser leisen Ahnungen, denen man besser keine Bedeutung beimessen sollte – oder reiner Zufall. Doch inmitten der Menge erkannte sie Veith bereits, noch bevor er sie erreicht hatte. Die Hand ihrer Tochter lag in seiner – ein Anblick, der ihr unerwartet die Kehle zuschnürte. Valda plapperte vermutlich in gewohnter kindlicher Neugier, stellte Fragen über Fragen, und Veith... er würde sie beantworten, geduldig, ruhig, mit dieser selbstverständlichen Art, die ihn auszeichnete. Es war kein großer Moment. Und gerade deshalb traf er sie mehr, als sie erwartet hatte.
Sanna bückte sich, kaum dass sich Valda von Veith gelöst hatte und mit wehenden Locken auf sie zugestürmt kam. Mit geübtem Griff hob sie das Mädchen auf die rechte Hüfte, presste sie fest an sich, als müsse sie für einen Moment alles in sich halten, was ihr lieb war. Ein Kuss landete auf der weichen Wange. "Und hattest du einen schönen Tag bei Helvi?" fragte sie leise, während ihre Augen prüfend und zugleich liebevoll über das Gesicht der Kleinen glitten. Valda nickte eifrig, mit jener Ernsthaftigkeit, die nur Kinder aufbringen konnten, wenn sie Wichtiges zu berichten hatten. "Lecker Beerengelee", verkündete sie stolz – ein kulinarisches Highlight, das offenbar den ganzen Tag überstrahlt hatte.

Mit einem schiefen Grinsen wandte sich Sanna schließlich Veith zu, dessen ernstes Gesicht wieder einmal keine Regung zeigte – zumindest auf den ersten Blick. "Der Markt war erfolgreich. Ich vergesse immer wieder, wie unverschämt die Leute hier gerne handeln." Sie schnaubte gespielt empört, das Lächeln jedoch hielt sich in ihren Mundwinkeln, wie ein Schatten, der nicht ganz weichen wollte.
Überraschend war, wie leicht es sich anfühlte, vor ihm zu stehen. Keine Spur von peinlichem Ausweichen, keinem Knoten in der Brust. Nicht, weil sie verdrängte, was zwischen ihnen gewesen war – sondern weil es einfach nicht unangenehm war. Vielleicht sogar… richtig.
Und doch schlug ihr das Herz bis zum Hals, ein ungewollter Verrat ihres Körpers, der ihr deutlich machte, wie nah sie daran war, dem Ganzen doch Bedeutung beizumessen. Zu nah. Denn so ruhig ihre Stimme, so locker ihr Lächeln auch wirkten – unter der Oberfläche spannte sich etwas an. Ein Blick auf seine ruhige Miene, auf das feine Spiel aus Schatten in seinem Gesicht, und da war dieses Ziehen in der Brust. Und während sie Valda auf der Hüfte hielt, als wäre allein ihre Tochter ihr Anker in diesem Moment, wusste sie, dass alles in ihr längst nicht mehr so klar sortiert war, wie sie es gern hätte. "Und gibt es heute Abend Fisch oder dürfen wir über dich spötteln?", fragte sie, während sie mit wenigen Schritten die Distanz zwischen ihnen überwand.
Beinahe neckisch berührte sie seinen Oberarm, ein flüchtiges Tätscheln, das ihre Hand für einen Herzschlag verweilen ließ. Nicht fest. Nicht fordernd. Nur spürbar – gerade genug, um etwas in ihr vibrieren zu lassen. Dann ließ sie ihn los und wandte sich dem Pony zu. "Und ihr habt noch mehr Unterstützung mitgebracht..", sie hielt dem Tier kurz ihre flache Hand hin. Valda lehnte sich vor und tätschelte dem Tier verliebt die Ganasche.
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Winterland
Veith Alvarsson
Winterland
Alter 31
Beruf Krieger
Wohnort Wintergard
Stand Ledig
User Risa
#3
Veith blieb im Hintergrund, als Valda mit wehenden Locken auf ihre Mutter zulief und sich mit der ganzen Hingabe eines Kindes in deren Arme warf. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, kaum sichtbar, und doch durchzuckte es ihn wie ein warmes Echo. Es war einer dieser Momente, denen man nicht zu viel beimessen sollte und die einen dennoch trafen, tiefer, als einem lieb war. Der silberhaarige Krieger rührte sich nicht. Bewegte sich keinen Schritt, machte sich nicht bemerkbar. Stattdessen nutzte er die Gelegenheit, um sie beide zu betrachten - Sanna und ihre Tochter, als wären sie aus einer anderen Welt, einer, in die er nur für einen Moment lang hineingehörte. Vielleicht lag darin der Grund, warum er sie so unverhofft geküsst hatte. Warum er sich in der vergangenen Nacht über jede Vorsicht hinweggesetzt und sie in Helvis Küche an sich gezogen hatte, als gäbe es keine Welt mehr außerhalb ihrer Berührung. Er hatte sie gewollt. Mit einer Dringlichkeit, die ihn selbst überraschte. Noch immer spürte er den Abdruck ihrer Lippen auf seinen und den kaum verheilten Schmerz in der Brust, den Helvis barsches Eingreifen hinterlassen hatte.
„Lass die Finger von ihr. Sanna hat schon genug zu tragen. Du kannst ihr kein weiteres Kind aufhalsen, das sie am Ende alleine großziehen muss.“ Das waren Helvis Worte an diesem Morgen gewesen. Klar, unmissverständlich, wie ein Schlag ins Gesicht. Sie zeigten Veith nur auf, dass selbst seine Schwester nicht daran glaubte, dass aus ihm mehr werden konnte als ein Moment. Ein Zwischenstopp. Einer, der kam, nahm, was er wollte, und dann wieder verschwand und diese Erkenntnis schmerzte.

Also blieb er jetzt zurück und beobachtete Mutter und Tochter in stiller Übereinkunft. Er versuchte zu begreifen, was es war, das ihn so sehr zu dieser Frau hinzog. Ihre Kraft vielleicht, ihr stilles Durchhaltevermögen oder diese seltene Wärme, die sie verströmte, obwohl das Leben sie längst hätte abstumpfen können. Veith wollte ihr nicht wehtun. Keinesfalls wollte er weiteres Chaos in ihr ohnehin schon mühsam geordnetes Leben bringen. Trotzdem hatte der heutige Tag nichts daran geändert, was er empfand. Im Gegenteil. Je länger er sie ansah, desto deutlicher wurde ihm, dass es kein Aufflackern gewesen war, sondern ein Feuer, das sich nicht mehr leugnen ließ. Sie lächelte gerade über etwas, das Valda ihr zuflüsterte, hob das Mädchen hoch und presste sie liebevoll an sich, während sie ihm im nächsten Atemzug einen Blick zuwarf, der ihm einen Kloß in den Hals trieb. Veith senkte kurz den Blick, nur um sich zu sammeln, um nicht das Falsche in ihr zu lesen. Nur ein Atemzug, um Ordnung in das zu bringen, was in ihm tobte. Um sich einzureden, dass er nichts hineininterpretierte, wo nichts war. Doch es war vergeblich. Denn er sah längst mehr, als er sollte und wusste mit schmerzhafter Klarheit, dass es dafür kein Zurück mehr gab. Abermals kehrten Helvis Worte in seine Erinnerung zurück und mahnten ihn davor, irgendetwas Falsches zu tun.

„Ich hoffe, du hast dich nicht über den Tisch ziehen lassen“, erwiderte Veith schließlich, und sein Gesicht blieb so unbewegt wie eh und je - als könne ihn nichts aus der Ruhe bringen. Doch sein Tonfall verriet mehr, denn ein Anflug von Wärme schwang darin mit, kaum hörbar, doch trotzdem präsent. Etwas in seiner Stimme weichte das nüchterne Urteil auf, ließ ahnen, dass da mehr war als eine simple Antwort. Er trat näher, ließ den Blick nur einen Moment länger auf Sanna ruhen, bevor er sich wortlos neben sie stellte und begann, die verbliebenen Waren auf dem Schlitten zu verstauen. Die Bewegung seiner Hände, das konzentrierte Sortieren der Felle und Lederwaren, bot ihm einen willkommenen Halt inmitten des inneren Aufruhrs. Trotz der vorangegangenen Nacht und dem was unausgesprochen zwischen ihnen stand, empfand er keine Unsicherheit in ihrer Nähe. Im Gegenteil, es fühlte sich überraschend natürlich an, neben ihr zu stehen, mit ihr zu sprechen oder wie jetzt kurz mit ihr zu schweigen. Vielleicht war es genau das, was ihn beunruhigte – wie leicht es war. Wie sehr er sich danach sehnte, dass es genau so blieb.

„Der Fischeintopf köchelt schon über dem Feuer und Helvi hat mir ausdrücklich aufgetragen, dir auszurichten, dass du dich gefälligst beeilen sollst. Wir sind alle hungrig wie die Wölfe nach diesem Tag.“ Die Worte kamen schneller über seine Lippen, als er sie hätte zügeln können – leicht, fast heiter, als hätte jemand für einen Moment den mürrischen Schleier gelüftet, der ihm sonst so oft anhaftete. Als wäre er nicht der verschlossene Krieger, den man kannte, sondern ein anderer. Als sie seinen Arm berührte, wandte er den Blick zu ihr, suchend, fragend vielleicht und gleichzeitig versuchte er in ihrem Gesicht zu lesen, was unausgesprochen zwischen ihnen lag. Der Moment verblasste so schnelle, wie er gekommen war und als sie nach dem Pony fragte, schien er zunächst noch dem Gedanken davor nachzuhängen, dann schließlich räusperte er sich kurz, als hätte er erst jetzt richtig verstanden, wonach sie fragte. „Ich habe Valda gesagt, dass sie auf dem Rückweg auf dem Pony reiten darf, natürlich nur dann, wenn du es erlaubst“, sagte er und trat dann näher an das Tier heran. Veith griff nach den Zugsträngen, zog sie durch den hölzernen Bügel des Schlittens und hakte sie in die kleinen Metallringe ein. Das Leder spannte sich, als er prüfte, ob alles sicher saß, und ein kurzer Windstoß ließ das Geschirr leise klirren. Dann strich er dem Pony noch einmal über den Hals, ehe er den Blick zur Jägerin hob. „Wir können los, wann immer du bereit bist.“
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Winterland
Sanna Lorenson
Winterland
Alter 22
Beruf Jägerin
Wohnort Rabenrast
Stand Ledig
User Natsch
#4
Ein Flackern, das sich nicht ganz einordnen ließ – vielleicht Unsicherheit, vielleicht eine Erinnerung, die kurz aufflackerte und dann wieder verblasste wie Asche im Wind. Sanna hob kaum merklich das Kinn, als wolle sie diese kleine Regung in sich selbst nicht zulassen, nicht nähren. Doch das Ziehen blieb. Nicht schmerzhaft, aber spürbar. Veiths Blick war nur einen Wimpernschlag lang gesenkt gewesen, aber genug, dass sie es bemerkte. Genug, dass sie sich fragte, was dahinterlag – Reue? Distanz? Oder schlicht der Versuch, sich nicht zu verraten? Sie wusste es nicht.

Dennoch kehrte der Trotz in ihren Blick zurück, verdrängte die Unsicherheit, die diese flüchtige Regung in ihr ausgelöst hatte, mit einer Vehemenz, die für Sanna schlicht üblich war. Wie ein instinktiver Reflex, geübt und zuverlässig. Unsicherheit war etwas, das sie sich nur in der Stille ihrer eigenen Gedanken erlaubte – nie aber vor anderen. Sie richtete sich ein wenig auf, hob eine Braue, als hätte er gerade versucht ihr zu erklären, dass der Himmel Pink sei. Ein Versuch um das Gleichgewicht in ihrem Inneren wiederherstellen.
Es war nicht einmal eine bewusste Entscheidung – vielmehr etwas, das tief in ihr verankert lag. Ein Schutzmechanismus, der sich über Jahre hinweg aus Stolz, Wunden und einer unerschütterlichen Selbstbehauptung geformt hatte. Und so blieben nur die Reste einer Unsicherheit zurück, verborgen hinter einem herausfordernden Funkeln in ihren Augen die auf seiner ungerührten Miene lagen. "Die Frage kannst du dir ganz sicher selbst beantworten.", erklärte sie selbstbewusst – beinahe zu schnell, zu glatt. Doch während die Worte über ihre Lippen gingen, klammerte sich ein Teil von ihr an diesem Tonfall fest, der eben noch in seiner Stimme gelegen hatte.

Da war etwas gewesen. Nicht laut, nicht greifbar – aber spürbar. Eine Nuance, kaum mehr als ein Schattenton zwischen zwei Silben, der dennoch etwas in ihr zum Klingen brachte. Wie eine schiefe Note, die sich in eine Melodie drängt, nur um dann unerwartet schön darin zu verweilen. Sanna schob die Gedanken zur Seite, strengte sich an, sie als unwichtig abzutun. Doch ihr Blick verriet sie, für einen flüchtigen Moment: ein kaum sichtbares Zögern, ein zu langsamer Lidschlag. Und dann wieder dieser Trotz, dieses selbstsichere Lächeln, das sie wie ein Schild vor sich hertrug. Nur ein Narr hätte es für unverwundbar gehalten.

Dann wandte sich Veith ihrer Ware zu und begann, den Rest auf den Schlitten zu laden. Mit ruhigen, geübten Handgriffen griff er nach den Bündeln, als hätte er das hundertmal getan. Als er an ihr vorbeiging, streifte sie flüchtig sein Geruch. Leder. Kiefernnadeln. Und etwas anderes. Eine Note, die sie nicht benennen konnte – herb vielleicht, erdig, ein Hauch von Rauch? – aber sie war unverkennbar von ihm. Kein Duft, den man in einem Glas einfangen oder beschreiben konnte. Eher wie eine Erinnerung, die man nicht ganz zu fassen bekommt, aber dennoch nicht vergisst. Er war schon an ihr vorbei, da hob sie leicht das Kinn, als wolle sie den letzten Hauch auffangen, bevor er sich mit der kalten Luft vermischte.

"Ich soll mich gefälligst beeilen?" Gespielte Empörung schlich sich in Sannas Stimme, während sie Veith dabei zusah, wie er mit geübter Präzision die letzten Felle auf dem Schlitten verstaute. "Also ich kann ja wohl nichts dafür, dass du erst so spät hier auftauchst.", fügte sie spitz hinzu, warf ihm das Wort zurück wie ein gut gezielter Schneeball, und ein schiefes Grinsen zuckte über ihre Lippen.
Tatsächlich war sie ihm dankbar für diese Wendung, für die vertraute Schärfe in ihrem Austausch, die wie ein Pflaster über das pochte, was seit gestern in ihr nagte. Doch auch wenn sie es überspielte – die Leichtigkeit war nicht ganz echt. Unter ihrer Stimme lag ein feiner Riss. Nicht wegen Veith. Wegen Helvi.
Die gestrige Begegnung hatte Spuren hinterlassen – nicht laut oder dramatisch, aber spürbar. Helvis Blick, dieser Ausdruck zwischen Argwohn und Missbilligung, war ihr seither nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Und obwohl sie gerade lachte und mit Veith flachste, war da ein Teil in ihr, der sich fragte, was seine Schwester wohl sagen würde, wenn sie heute wieder bei ihnen war. Das sie ihn überhaupt geschickt hatte um sie abzuholen...

In ihren Augen stand keine Antwort – nur dieses stille Sehnen, das sich jeder Erklärung entzog. Ihre Finger berührten seinen Arm, ein kurzer, kaum greifbarer Moment, doch er reichte, um Veith innehalten zu lassen. Er drehte sich zu ihr um, der Ausdruck in seinem Gesicht eine stumme Frage, als suche er etwas. Aber Sanna sagte nichts. Sie hatte keinen Grund genannt, hatte keinen gebraucht. Die Geste war selbst Rechtfertigung genug – ein Impuls, dem sie gefolgt war, weil ihr Innerstes danach verlangte. Seit sie ihn auf dem Markt wiederentdeckt hatte, hatte sich dieses Verlangen leise in ihr aufgebaut, drängend und unerbittlich, wie aufgestautes Wasser hinter einem Damm.
Doch der Moment war nur ein Hauch. Ein Wimpernschlag der Nähe, der verging, kaum dass er geschehen war. Zu flüchtig, zu zaghaft, um das Echo in ihr zu beruhigen. Also wandte sie sich ab. Lenkte sich mit dem Pony ab, das geduldig dastand, während Valda bereits mit funkelnden Augen über sein weiches Fell strich. "Natürlich...", ein schwaches Lächeln zupfte an ihren Mundwinkeln und Valda klatschte aufgeregt in die kleinen Hände.

Sanna setzte sie hinter das Geschirr und gab ihrer Tochter einen Lederriemen in die Finger an dem sie sich festhalten konnte. Dann positionierte sie sich auf der anderen Seite des Ponys, um da zu sein, sollte Valda zu dieser Seite des Tieres kippen während der Heimreise. "Von mir aus können wir.", sagte sie über den Rücken des Ponys hinweg und betrachtete den Krieger einen Moment, ehe sich der Verbund in Bewegung setzte. Valdas Finger glitten immer wieder über das weiche Winterfell des Tieres, die Begeisterung löste vermutlich Helvis leckeres Beerengelee ab.

"Hat..", Sannas Stimme war ruhig, beinahe beiläufig, doch Veith hätte den feinen Zug darin erkennen können, wenn er genau hinhörte. Sie blickte kurz zu Valda hinüber, die mit leuchtenden Augen ganz in das flauschige Fell des Ponys versunken war, so voller kindlicher Hingabe, dass es fast weh tat, hinzusehen. "… Helvi eigentlich irgendetwas zu dir gesagt?", fragte sie dann, die Worte leise und vorsichtig, wie auf Zehenspitzen daherkommend. Kein Vorwurf, kein Groll – nur dieses zaghafte Interesse, das sich zwischen die Zeilen schob.
Zu ihr hatte Helvi kein Wort gesagt. Kein Tadel. Keine Andeutung. Nur dieser Blick – fest und durchdringend, wie das Gewicht eines stillen Urteils, das Sanna sich vielleicht auch nur einredete. Kein offener Angriff, sondern ein Innehalten. Als würde Helvi etwas sehen wollen, das noch nicht sichtbar war. Einen Riss. Einen Haarriss vielleicht. Und Sanna? Sie hatte sich ruhig gegeben. Ruhiger, als sie sich fühlte. Keine Regung, keine Unsicherheit. Nur kontrollierte Gelassenheit, als wäre nichts an diesem Tag anders gewesen als sonst. Aber innerlich – da hallte der Blick ihrer Freundin noch nach.
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Veith Alvarsson
Winterland
Alter 31
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User Risa
#5
Er glaubte, einen Funken in ihren Augen aufglimmen zu sehen. Kein harmloses Aufflackern, sondern jenes heiße, lodernde Feuer, das wohl dann aufstieg, wenn sie sich provoziert fühlte. Denn Veith hatte es gewagt, sie zu fragen, ob sie sich hatte über den Tisch ziehen lassen. Kaum ausgesprochen, lag seine Frage wie ein Zündfunke in der Luft, gefährlich nah an einem Pulverfass. Er sah sie einfach an – unverwandt, ohne Ablenkung, mit der scharfen Aufmerksamkeit eines Kriegers, der jede Regung, jedes winzige Leuchten in ihren Augen aufnehmen wollte. Veith liebte ihren unerschütterlichen Kampfgeist, die Selbstsicherheit, mit der sie sich durch den Alltag schlug und die Kraft, die sie ausstrahlte, als trage sie die Welt auf ihren Schultern. Sanna war mehr als nur eine Kämpferin, sie war eine Mutter, die mit jeder Faser ihres Herzens für ihre Tochter lebte. Gleichzeitig schulterte sie die Last ihre Familie zu versorgen und sie tat das mit einer beeindruckenden Hingabe und Geschicklichkeit. Doch trotz der Distanz, die zwischen ihnen lag, trotz seiner Rolle als Außenstehender, regte sich in ihm auch ein Gefühl, das er kaum zuzulassen wagte: Stolz. Ein leises, warmes Aufglühen, das ihn erfüllte, wenn er sah, wie sie sich erhob, sich behauptete, ganz so, als wäre sie eine Königin in ihrem eigenen kleinen Reich. Dieses Gefühl war vielleicht unangebracht, vielleicht sogar vermessen, aber es ließ sich nicht leugnen. Veith war stolz auf Sanna, nicht nur wegen dessen, was sie tat, sondern auch wegen dessen, was sie war und das, so wusste er, war ein Geschenk, das er nur im Stillen bewahren durfte.

Ihre Antwort traf ihn wie eine kleine, wohlgezielte Parade - scharf genug, um ihn zu fordern, aber mit jenem selbstbewussten Unterton, der ihm ein unwillkürliches Schmunzeln abrang. Seine Miene lockerte sich, kaum merklich zuerst, dann deutlicher, als er die Lippen zusammenpresste, um das Lächeln zu unterdrücken, das sich unaufhaltsam in seine Züge schlich. „Kann ich das?“ fragte er schließlich, seine Stimme leicht, fast neckend, doch der Blick, den er auf sie richtete, blieb wachsam, warm und irgendwie weicher als zuvor. Das angedeutete Lächeln ließ sich nicht länger bändigen. Es trat hervor, langsam, wie ein Sonnenstrahl zwischen dichten Wolken und spielte für einen kostbaren Moment um seine Mundwinkel.
Damit er nicht noch mehr von dem verriet, was in ihm vorging, wandte er sich schließlich wieder der Arbeit zu. Mit betont ruhigen Bewegungen begann er, die verbliebenen Felle und Lederwaren auf dem Schlitten zu verstauen. Es war eine willkommene Ablenkung und vor allem eine Gelegenheit, den Blick von ihr zu lösen, ehe er sich noch weiter in ihren Augen verlor. Denn so sehr er sich bemühte, die Fassung zu wahren, hätte er dort noch ewig stehen können, nur um sie anzusehen. Je länger er das tat, desto deutlicher wurde ihm, wie töricht das Ganze eigentlich war. Schön langsam kam er sich vor wie ein närrischer Junge, der nicht wusste, wohin mit all dem, was er fühlte und der glaubte eine Frau wie sie könnte sich nie für sein stummes Staunen interessieren, während ihr Leben längst von ganz anderen Dingen gefordert wurde.

Es machte ihn schwach und allein der Gedanke daran erfüllte ihn mit einem stillen, brennenden Widerwillen. Aber so sehr er auch dagegen ankämpfte, konnte er nicht leugnen, dass sich das Feuer erneut in ihm regte. Jenes ungestüme, verzehrende Gefühl, das ihn schon in der vorangegangenen Nacht übermannt hatte und das ihn seither nicht mehr losließ. „Ich bin unschuldig. Deine Tochter hier wollte sich nicht vom Beerengelee trennen“, entgegnete Veith mit einem schiefen Lächeln, als er Valda sanft über den Kopf strich. Diese quittierte seine Worte prompt mit einem zustimmenden Laut - eine kleine, überdeutliche Erinnerung an ihre Mutter, dass Helvis' Gericht längst zu einer ihrer erklärten Lieblingsspeisen zählte. „Helvi wollte, aus naheliegenden Gründen, nicht, dass ich dich allein abhole“, fügte er schließlich mit einem vielsagenden Unterton hinzu. In seinem Blick lag ein Hauch von Belustigung, gemischt mit jener leisen Verlegenheit, die nur aufkam, wenn man sich allzu deutlich an einen Moment erinnerte, den jemand anders nie hatte sehen sollen.

Veith spürte die Berührung, noch ehe er sie bewusst wahrnahm. Es war ein Hauch auf seinem Arm, so leicht, dass sie ebenso gut Einbildung hätte sein können, doch sein Körper reagierte schneller als sein Verstand. Er hielt inne, wandte sich zu ihr, denn diese Geste hatte etwas in ihm gelöst, das noch immer unter der Oberfläche schwelte. Sein Blick fand den ihren – suchend, fragend, vielleicht sogar ein wenig verwundet von der Wortlosigkeit, mit der sie ihn zurückließ. In seinen Augen lag kein Vorwurf, nur dieses stille Innehalten, das entsteht, wenn zwei Menschen an einem Punkt stehen, an dem alles möglich und nichts gewiss ist. Er hatte gehofft, sie würde etwas sagen. Doch sie wich ihm aus und so wandte auch er sich wieder ab und machte sich an die Arbeit, den Schlitten mit den Riemen zu befestigen. Behutsam hob die Jägerin Valda auf den Rücken des Ponys und kaum saß das Mädchen sicher, begannen ihre Augen vor Freude zu leuchten. Ein Glitzern wie Sonnenstrahlen auf frischem Tau breitete sich auf ihrem Gesicht aus, während sich die kleine Gruppe endlich in Bewegung setzte. Selbst Veiths gewohnt mürrischer Ausdruck schmolz dahin, als er zu Valda sah. Etwas Weiches, beinahe Rührendes legte sich über seine Züge, während er beobachtete, wie das kleine Mädchen mit vor Aufregung geröteten Wangen auf dem Pony saß.

Die Unsicherheit in ihrer Stimme ließ ihn aufhorchen und langsam glitt sein Blick von Valda zu ihrer Mutter. „Helvi hat heute einiges an mir ausgelassen“, begann er mit ernster Miene, doch in seinen Augen lag abermals ein schelmisches Glitzern, das verriet, dass er genau wusste, worauf sie anspielte. „Die Fische waren ihr zu mickrig und offenbar habe ich auch das Hemd ihres Mannes auf dem Gewissen, jedenfalls ist eine Naht aufgegangen.“ Valda nahm kaum Notiz von dem Gespräch der Erwachsenen, denn sie war zu gebannt davon, hoch oben auf dem Rücken des Ponys zu sitzen, von wo aus sich der Markt wie eine bunte, lebendige Welt unter ihr ausbreitete. „Du kennst meine Schwester. Sie ist immer geradeheraus und hat heute keine Gelegenheit ausgelassen, mir ihre Meinung klar und deutlich mitzuteilen.“Während seine Hand sanft über den Hals des Ponys strich, fügte er schließlich hinzu: „Mach dir keine Sorgen, sie wird sich wieder beruhigen.“ Irgendwann. In seinem Geist hallte das Wort noch nach, eine leise Hoffnung, dass sich die Wogen glätten würden, auch wenn es noch dauern mochte.
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Sanna Lorenson
Winterland
Alter 22
Beruf Jägerin
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#6
„Kann ich das?“

Sanna schnaubte leise, doch es war kein Spott in dem Laut – eher etwas, das sich gefährlich nah an Zärtlichkeit schmiegte. Sie spürte, wie sich etwas in ihr regte, ein kaum wahrnehmbares Kribbeln, das vom Magen in die Brust wanderte, leicht und flüchtig wie der erste Hauch von Frühling nach einem endlosen Winter.
Die Mauer, die Veith noch vor kurzem so unbeirrbar um sich gezogen hatte, begann zu bröckeln. Da war nicht mehr nur diese schweigende Verschlossenheit in seinen Zügen, sondern eine Nähe, ein sanftes Leuchten in seinem Blick, das ihr Herz mit erschreckender Leichtigkeit aus dem Takt brachte. Und als sich ein zaghaftes Lächeln auf seine Lippen schlich – unwillkürlich – fühlte es sich an wie ein Echo in ihr selbst.
Etwas in ihr antwortete auf ihn, ohne dass sie es bewusst hätte lenken können. Ein stilles, süßes Ziehen, das sich in ihrem Innersten ausbreitete.

Veiths Umgang mit ihrer kleinen Tochter ließ Sannas Herz ein weiteres Mal höher schlagen – und es erschreckte sie zugleich, wie tief und mühelos diese Regung in ihr wurzelte. Wie schnell solche kleinen Gesten, scheinbar belanglos, doch so voller Wärme, ihr ein Gefühl entlockten, das sie kaum zu benennen wagte. Es war diese leise, drängende Sehnsucht, die sich in ihr breitmachte und sie ohne viel Widerstand in seine Nähe gezogen hätte – in seine Arme, in sein Lächeln, in diese ungewohnte Vertrautheit.
Sie wollte es nüchtern betrachten, sich selbst weismachen, dass es nur ein körperlicher Reflex war, ein bloßes Echo jenes Triebs, der tief in jedem Menschen verankert lag. Der sie zu Nähe und Verbindung trieb, zur Fortpflanzung, zur Gemeinschaft. Und doch – ein Teil von ihr wusste es besser. Wusste, dass da mehr war als nur das: Dass sich zwischen ihnen etwas aufzubauen begann, das sich nicht mit bloßer Biologie erklären ließ. Etwas Weiches, das sie berühren, aber noch nicht fassen konnte. Vor dem sie möglicherweise sogar Angst hatte.
Der Gedanke daran, sich dieser Offenheit tatsächlich hinzugeben, ließ sie für einen Moment innehalten – zögern, wie vor einem Schritt in unbekanntes Gelände. Dann jedoch stemmte sie, scheinbar empört, die Hände in die Hüften, spielte gekonnt die Überrumpelte. Doch bevor sie überhaupt zu einer passenden Erwiderung ansetzen konnte, war es Valda, die begeistert Veiths Seite bezog und ihm zustimmte – mit kindlicher Überzeugung und leuchtenden Augen.

Sanna klappte der Mund auf – völlig fassungslos. "So läuft das hier also… Ihr verbrüdert euch.", raunte sie schließlich und beugte sich dann vor, um ihre Tochter kurz in die Seite zu kitzeln. Valda quietschte vor Lachen, und für einen Moment schien alles leicht – so erschreckend leicht.

„Helvi wollte, aus naheliegenden Gründen, nicht, dass ich dich allein abhole“

Sannas Blick suchte den seinen – und fand ihn. Sah dort für einen flüchtigen Moment etwas, das wie ein schwacher Schatten durch das warme Bernstein seiner Augen glitt. War das… Verlegenheit? Eine Spur Unsicherheit? Es war kaum mehr als ein Hauch, und dennoch blieb er an ihr haften. "Oh... Hatte sie wohl Angst, dass wir noch vor dem Abendessen in der nächsten Scheune verschwinden?" Ihre Stimme war leichter, als ihr eigentlich zumute war, der Hauch von einer Möglichkeit in der Frage, die keine Antwort verlangte. Ein fast nervöses Lachen löste sich von ihren Lippen – zu hoch, zu flüchtig. Hätte sie? Hätte sie. Vielleicht. Wenn… Sie schob den Gedanken beiseite, wie man einen Vorhang beiseitezieht. Und doch blieb das Echo davon in ihr zurück, vibrierte unter der Haut.

Dass Helvi ihren Missmut nun an Veith ausgelassen hatte, hätte Sanna kaum überraschen dürfen. Was sie jedoch wirklich verwirrte, war ihr Schweigen ihr gegenüber. Kein Vorwurf, kein skeptischer Blick, kein gezielter Seitenhieb, wie sie ihn sonst so präzise zu platzieren wusste. Stattdessen nur ein beobachtendes Schweigen, das schwerer wog als jedes ausgesprochene Urteil.
Vielleicht versuchte sie herauszufinden, wie tief Sanna wirklich gefallen war – oder ob überhaupt. Vielleicht suchte sie nach einem Riss in ihr, einem Anzeichen von Reue, Verliebtheit oder Schwäche. Doch Sanna hatte nichts gezeigt. Zu stolz, zu trotzig, zu erschrocken vor der eigenen Offenbarung.
Denn sie hatte sich darauf eingelassen. Auf ihn. Und sie wusste, dass sie es wieder tun würde, wenn Veith sie nur falsch ansah. Ein Moment der Schwäche, eine Berührung zu viel… und schon stand man am Rand von etwas, das kein Zurück mehr kannte. Egal, was die Konsequenzen waren. "Du konntest es ihr also heute so gar nicht Recht machen...", stellte Sanna mit einem schiefen, beinahe mitleidigen Lächeln fest, dass ihre Sorge verriet.

Vielleicht war auch genau das in Helvis Blick gewesen. Kein Zorn – sondern Sorge. Weil Helvi sich schon immer um Sanna gesorgt hatte – wie eine große Schwester, vielleicht sogar wie eine Mutter. Auf ihre eigene, manchmal schroffe Weise. Nicht mit Umarmungen oder warmen Worten, sondern mit stillen Blicken, mit der Art, wie sie Dinge tat, ohne sie anzukündigen. Wie sie Sanna durch die Stadt geschoben hatte, als diese zum ersten Mal nach der Geburt ihres Kindes - sehr zum Widerwillen Eydís - durch Wintergard taumelte um ihre Waren zu verkaufen. Wie sie ihr Kräuter brachte, ohne zu fragen, ob sie welche brauchte. Wie sie sie warnte, ohne je das Wort Warnung in den Mund zu nehmen.
Und vielleicht war dieses Schweigen nun genau das: eine Warnung, still und schwer wie Blei. Nicht, weil Helvi sie verurteilte – sondern weil sie wusste, wie leicht Sanna fallen konnte, wenn sie diesmal niemand hielt. "Und diese Meinung war vermutlich nicht himmelhoch jauchzende Freude." Sanna hob leicht die Brauen und zog die Lippen zu einer schmalen, nachdenklichen Linie. Vielleicht war es doch klüger, Abstand zu wahren. So sehr es ihr auch widerstrebte. Jeder vernünftige Gedanke sprach dafür – und doch wehrte sich etwas in ihr, wild und trotzig, gegen diese Einsicht. Etwas, das ihn und seine Nähe suchte. "Ich mach mir nur Sorgen um dich." Ein schiefes Grinsen begleitete ihre Worte. "Ich kann mich zur Not in das kleine Kaff zurückziehen, aus dem ich komme, und in einem halben oder dreiviertel Jahr nochmal vorbeischauen – in der Hoffnung, Helvi ist dann wieder besänftigt." Ein Hauch Amüsement lag auf ihrem Gesicht. "Du hingegen bist ihr hier ausgeliefert." Der Nachteil einer großen Familie, die einen Hof besaß – und in derselben Stadt lebte. Vermutlich der einzige in Sannas Augen.
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Winterland
Veith Alvarsson
Winterland
Alter 31
Beruf Krieger
Wohnort Wintergard
Stand Ledig
User Risa
#7
Es war ihr Blick, der ihn wie in einem unsichtbaren Netz gefangen hielt und ihn nicht mehr loszulassen schien. Obwohl der Moment nur flüchtig war, hallte er tief in Veith nach. Ein leises, aber unüberhörbares Echo, das ihn davon überzeugte, dass seine Gefühle für Sanna mehr als nur flüchtige Regungen waren. Nie hätte er geglaubt, so schnell und so intensiv für jemanden empfinden zu können. Doch der gestrige Abend und die darauffolgende Nacht hatten ihn eines Besseren belehrt. Der heutige Tag verstrich langsam, fast zäh, denn obwohl der silberhaarige Krieger viele Aufgaben zu erledigen hatte, wanderten seine Gedanken immer wieder zu der Jägerin zurück. Zu dem Augenblick in Helvis Küche, als sich zwischen ihnen eine unüberwindbare Anziehung aufgebaut hatte, die sie nicht länger unterdrücken konnten. Ihre Haut fühlte sich seidig weich an, ihr Duft war betörend und ihre Berührungen hinterließen ein prickelndes Feuer, das sich tief in sein Innerstes fraß. Er konnte und wollte nicht von ihr lassen, auch wenn seine Schwester ihn mit besorgtem Blick mahnte und ihm ins Gewissen redete. Doch kein Wort, kein Einwand konnte die Sehnsucht in ihm stillen, die Sanna in ihm entfacht hatte. Sie war zu einem Teil von ihm geworden, den er nicht mehr verdrängen oder ignorieren wollte.

Veith behandelte Valda wie Helvis eigene Kinder, mit der gleichen liebevollen Fürsorge und dem unerschütterlichen Schutzinstinkt, den er auch seiner Nichte und seinen Neffen entgegenbrachte. Das Mädchen musste aufgrund von Veiths Worten lachen, vor allem weil es ihrer Mutter eine derartig komische Reaktion entlockte. Für einen Außenstehenden mochte es so wirken, als ob hier eine Familie einen vertrauten, liebevollen Scherz miteinander teilte, ein kleines Ritual des Zusammenhalts, das von Zuneigung und Verbundenheit zeugte. In Wirklichkeit war es jedoch so viel komplizierter und nur der Gedanke daran, Sanna wieder gehen zu lassen, löste in Veith eine tiefe Unruhe und schmerzliche Leere aus, die sich kaum bändigen ließ. Dieses Gefühl war wie ein stiller Sturm in seinem Inneren, der ihm deutlich machte, wie sehr er sie bereits verloren glaubte, noch bevor sie wirklich gegangen war.
„Valda hat eben ein gutes Gespür dafür, wen sie mag“, entgegnete Veith mit einem verschmitzten Lächeln, während Valda sich genüsslich der Aufmerksamkeit von ihm und ihrer Mutter hingab.

Für einen kurzen Moment wich sein Blick ab und glitt zurück zu den Fellen, die er gerade auf den Schlitten lud, unfähig, der intensiven Aufmerksamkeit standzuhalten, die von ihr ausging. Sie war zu nah, viel zu nah, als dass er sich hätte zurückhalten können. Am liebsten hätte er nach ihr gegriffen und sie wieder zu sich gezogen, so wie in der letzten Nacht. Stattdessen atmete er tief durch, nahm das nächste Fell und legte es bedächtig zu den anderen. Ihre Antwort jedoch ließ ihn den Blick heben. Darin lag eine deutliche Belustigung, doch zugleich schimmerte etwas Tiefgründigeres und Unausgesprochenes darunter – eine Leidenschaft, die unter der Oberfläche zu schwelen schien. Nur der Gedanke daran, sie in die nächste Scheune zu ziehen und dort weiterzumachen, wo Helvi sie gestern unterbrochen hatte, ließ sein Herz schneller schlagen und ein Verlangen in ihm auflodern, das äußerst unangebracht war – zumindest wenn man den Worten seiner Schwester Glauben schenkte. „Das würde sie mir wohl zutrauen“, antwortete er mit jener leisen Ironie in der Stimme, die ihr unmissverständlich signalisierte, dass er Helvis Reaktion nicht ganz ernst nahm, auch wenn ihm bewusst war, dass sie nur das Beste für sie alle im Sinn hatte. „Sie hat mir schon gesagt, dass ich die heutige Nacht im Stall verbringen werde.“ Während er das letzte Fell auf den Schlitten legte, begann er, die Waren sorgfältig zu sichern.

„Hast du heute schon mit Helvi gesprochen?“ wollte Veith wissen, während sein Blick kurz zu Boden glitt. Er war am heutigen Morgen bereits vor Sanna aufgebrochen, um nicht erneut den Fehler zu begehen, ihr zu begegnen und sich jener Welle aus Gefühlen auszusetzen, die ihn gestern so überrumpelt hatte. Es war leichter gewesen, sich hinter Aufgaben zu vergraben, als sich dem Durcheinander in seinem Inneren zu stellen. „Ich kann es ihr eigentlich nie recht machen“, gestand Veith, und dieses Mal zog ein Lächeln über seine Lippen, eines, das zwischen Resignation und Zuneigung schwankte. Die kleine Gruppe brach schließlich in Richtung von Helvis Haus auf. Valda schien die Zeit auf dem Rücken des Ponys in vollen Zügen zu genießen, während Veith sich bemühte, seine Gedanken im Zaum zu halten und sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn Sannas Nähe noch immer beschäftigte. „Ich wünschte, ich könnte in dir etwas anderes hervorrufen als Sorge“, erwiderte er mit vielsagender Stimme und obwohl in seinem Ton ein Anflug von Heiterkeit lag, verriet sein Blick etwas ganz anderes: eine tiefe liegende Spannung, ein unausgesprochener Wunsch, der zwischen ihnen knisterte. Als er sie nun ansah, lag darin ein Funken von Verlangen - ernst, ruhig, aber unübersehbar.
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Winterland
Sanna Lorenson
Winterland
Alter 22
Beruf Jägerin
Wohnort Rabenrast
Stand Ledig
User Natsch
#8
„Oh, das hat Valda tatsächlich.“ Das einnehmende Mädchen war in Rabenrast fast schon berüchtigt – trotz, oder gerade wegen ihres Status als Bastardkind. Es gelang ihr, mit einem Lächeln selbst die verhärmtesten Gesichter weicher zu stimmen. Die Leute würden immer reden, flüstern, urteilen – aber Valda besaß diese eigentümliche Schwerkraft, die Menschen anzog, ohne dass sie es merkten. Sie sammelte Aufmerksamkeit, Zuneigung, Blicke.
Und dennoch: so offenherzig sie war, so scharf war auch ihr Gespür. Schon jetzt, mit kaum drei Jahren, konnte sie sehr genau unterscheiden, wer ihr mit echtem Interesse begegnete – und wer nur so tat. Vielleicht würde sie eines Tages eine ausgezeichnete Menschenkenntnis besitzen. Vielleicht war das bereits der Fall. Und Sanna war froh, dass dem so war.

„Das würde sie mir wohl zutrauen“

Sanna bemerkte die leise Ironie in Veiths Stimme und betrachtete ihn für einen Moment amüsiert. „Gut, dass sie es nur dir zutrauen würde“, erwiderte sie mit gespielter Unschuld – die vom Lande, versteht sich. Sie verstand, dass Veith das Urteil seiner Schwester nicht allzu schwer nahm. Vielleicht war es genau das, was in ihr diese stille Hoffnung nährte. Dass es da eine Tür gab, einen winzigen Spalt offen. Eine Möglichkeit, dass er sich nicht beirren ließ. Dass er ihre Nähe trotz all der „widrigen Umstände“ suchte. Oder gerade deshalb. „Der Stall scheint mir doch eine sehr harte... Strafe“, bemerkte sie mit einem schiefen Grinsen, das mehr verbarg, als es preisgab.
Ihr Blick blieb an Veith hängen, während er die Waren sicherte und das Geschirr des Ponys mit geübten Handgriffen am Schlitten einharkte. Es war eine einfache, fast banale Tätigkeit – und doch lag etwas Beruhigendes in seiner Ruhe, in der stillen Kraft seiner Bewegungen. Und sie wusste nicht, ob diese angedrohte Distanz wirklich etwas bewirken würde.

Nicht bei ihr.

Sie könnte schließlich auch einfach... in den Stall. Der Gedanke traf sie schneller, als sie ihn fortschieben konnte – so verzweifelt, so absurd greifbar, dass sie sich innerlich zusammennehmen musste. Wollte sie wirklich so weit gehen? Ja... Sanna blinzelte gegen den Wind, als wäre es der, der ihre Gedanken durcheinanderwirbelte – und nicht das leise, stetige Verlangen, das sich längst tiefer in ihr festgesetzt hatte, als sie zugeben wollte.

Als er sich bei ihr nach Helvi erkundigte, machte Sanna eine vage Handbewegung. „Zumindest nicht darüber. Aber sie hatte diesen besorgten Blick...“ Ihre Stimme wurde leiser, nachdenklicher. „Und das ist fast schlimmer, als wenn sie mit mir schimpfen würde.“ Sie wusste natürlich, wie unvernünftig all das war – der Beweis dafür saß schließlich gerade zwischen ihnen auf einem Pony.
Für Frauen war der Preis für Vergnügen oft ein anderer. Härter. Und während Männer Fehler hinter sich lassen konnten, trugen Frauen die Konsequenzen mit – unter dem Herzen, auf der Zunge der Leute, ein Leben lang. „Kann überhaupt irgendjemand es Helvi wirklich recht machen?“, fragte Sanna mit einem feinen Lächeln, das mehr über die Herausforderung als über die Person selbst sprach. „Schafft ihr Mann das?“

„Ich wünschte, ich könnte in dir etwas anderes hervorrufen als Sorge“

Sanna sog kaum merklich die kühle Luft Wintergards in ihre Lungen. Seine Worte hatten etwas in ihr angestoßen – etwas Zartes, etwas Wildes. Ein kaum greifbares Vibrieren durchzog sie, wie das leise Nachhallen eines zu nahen Donners.
Blitzartig stiegen die Bilder der vergangenen Nacht in ihr auf: Das gedämpfte Licht, ihr ineinander verschlungenes Keuchen, seine Finger, die über ihre Haut wanderten, als würde er sich jede Linie einprägen wollen. Noch immer glaubte sie, seine Hitze unter ihren Fingerspitzen zu spüren. Und zugleich spürte sie das Echo der Leere, danach geblieben war.
Sie sah den Funken Verlangen in dem Bernstein seiner Augen, dieses flüchtige Glimmen, das sich wie ein warmer Sog in ihre Mitte senkte. Beinahe hätte sie sich darin verloren – in diesem dunklen Strudel, der ihre Gedanken in ganz andere Gefilde zog, weit fort von Vernunft oder Vorsicht. „Man sollte immer aufpassen, was man sich wünscht…“, begann sie ruhig, doch ihre Stimme war rauer als zuvor, wie von innen aufgeraut. „Manches geht vielleicht in Erfüllung.“ Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, kaum mehr als ein Widerschein dessen, was sie zu unterdrücken versuchte.
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Winterland
Veith Alvarsson
Winterland
Alter 31
Beruf Krieger
Wohnort Wintergard
Stand Ledig
User Risa
#9
„Dann bin ich wohl zu beglückwünschen, in ihrer Gunst zu stehen“, sagte Veith, ohne Sanna dabei anzusehen. Seine Augen glitten stattdessen zu dem Mädchen hinüber, das sich bereits dem Pony zugewandt hatte. Es sprach mit dem Tier, als könnte es jedes Wort verstehen – mit jener kindlichen Selbstverständlichkeit, die einem erwachsenen Herzen fast weh tun konnte. Ein scharfer, kaum wahrnehmbarer Stich durchfuhr ihn. Jener vertraute Schmerz, der ihn stets ereilte, wenn jemand unbedarft über Familie sprach, als wäre das Wort selbst ein Dorn in seiner Brust. Er war mit drei Schwestern aufgewachsen, war der einzige Sohn gewesen und viel zu früh hatte man ihm die Verantwortung auferlegt, die eigentlich einem Mann gebührt hätte. Der Vater war durch den Sturz vom Pferd schwachsinnig geworden, hatte fortan nur noch im Schatten der Welt gelebt und so war es an Veith gewesen, die Rolle des Stützpfeilers zu übernehmen. Es war kein Opfer, das er bereute, sondern seine Pflicht und diese stellte man nicht infrage. Trotzdem, jedes Mal, wenn er durch Helvis Tür trat, wenn er die Wärme in ihrem Heim spürte, das kindliche Lachen in der Küche, das Einverständnis unausgesprochener Nähe, dann erinnerte ihn das Leben selbst daran, wie Familie auch sein konnte: nicht nur Last, sondern auch Trost. Nicht nur Verantwortung, sondern auch Geborgenheit.

Er hob den Blick von seiner Arbeit, als sie mit gespielter Unschuld sagte, dass wohl nur er für Helvi als Anstifter einer solchen Schandtat infrage käme. In seinem Blick lag mehr als bloß ein flüchtiges Aufsehen, es war etwas Dunkles darin, etwas Unausgesprochenes, das wie ein heimliches Glimmen hinter der ruhigen Oberfläche flackerte. Ein Funke von Leidenschaft vielleicht, geboren aus dem Spiel ihrer Worte, aus dem Gedanken daran, was diese bedeuten konnten. Für einen Herzschlag lang verweilte dieser Ausdruck in seinen Augen, als würde er sich ausmalen, wie es wäre, tatsächlich mit ihr in der nächsten Scheune zu verschwinden. Dann senkte er den Blick wieder, als hätte er sich bei einem verbotenen Gedanken ertappt und sicherte die Ware. „Es ist keine Strafe“, sagte er, der Ton bemüht leicht. „Im Stall ist es vielleicht kälter als in der Küche, aber das Stroh dort ist weitaus weicher als der harte Steinboden.“ Er versuchte, die Spannung mit einem Scherz zu lösen, doch seine Stimme klang nicht so unbeschwert, wie er es beabsichtigt hatte. Sein Blick wich aus, stur hielt er die Augen auf seine Hände gerichtet, die gerade das Geschirr des Ponys mit dem Schlitten verbanden. Es war eine Flucht ins Tun, als könne er durch das ordentliche Anziehen der Riemen die Unruhe abschütteln, die zwischen ihnen stand.

Ohne es zu ahnen, schlugen seine Gedanken denselben Weg ein wie die ihren. Was wäre, wenn sie ihm im Stall begegnete? Wenn sie sich inmitten von Heu und Dämmerlicht wiederfänden, fernab von wachsamen Blicken seiner Schwester? Der Gedanke ließ ihn den Griff an den Lederriemen unbewusst fester ziehen. Das Pony wieherte leise.
Veith sah Sanna vor sich, wie sie durch die halb geöffnete Tür trat, das Licht des Stalls auf Haut und Haar. Vielleicht würde sie wieder so nahe bei ihm stehen wie in der letzten Nacht, als ihre Lippen die seinen gefunden hatten und alles andere plötzlich bedeutungslos gewesen war. Als nichts gefehlt hatte, außer ein wenig Zeit, ein wenig Mut, bis seine Schwester mit ihrer Anwesenheit alles zunichte machte. Er stellte sich vor, wie er dort weitermachte, wo sie aufgehört hatten. Keine Worte, nur Hände, Wärme, Verlangen.
Ein Teil von ihm wusste, wie töricht solche Gedanken waren und wie gefährlich. Doch ein anderer hielt sich an ihnen fest, als wären sie das Einzige, was in dieser Welt noch von Bedeutung war.

Veith seufzte. Er hatte sich schon fast gedacht, dass Helvi Sanna gegenüber nichts anmerken würde. Stattdessen hatte sie sich an diesem Morgen auf ihn gestürzt und ihm eine Standpauke gehalten, wie nur sie es konnte – mit verschränkten Armen, funkelndem Blick und messerscharfen Worten. „Du bist ihre Freundin, natürlich will sie dich schützen“, sagte er schließlich nur, beinahe nüchtern, doch in seiner Stimme lag ehrliche Anerkennung. Er war froh, dass Sanna jemanden wie Helvi als Freundin hatte – eine, die mit ihrer schroffen Art die Welt auf Abstand hielt, aber für die Menschen, die sie liebte, zur Wölfin wurde. Schweigend beobachtete er, wie Sanna Valda auf das Pony hob und für einen flüchtigen Moment huschte ein Lächeln über sein Gesicht. „Nicht mal der schafft es, Helvi zu zähmen“, erwiderte er schließlich und das Lächeln wurde zu einem schiefen Grinsen, das seine Worte unterstrich „Oder warum glaubst du, ist Einar so oft unterwegs?“ Er meinte es nicht böse, denn keineswegs wollte er seinem Schwager damit unterstellen, ein Trinker oder Schürzenjäger zu sein. Aber er arbeitete hart, schuftete Tag für Tag, um die Familie zu versorgen. Der Vorteil daran war eben, dass er in dieser Zeit Helvis Temperament nicht erdulden musste. Veiths Lächeln blieb, doch in seinen Augen blitzte ein Anflug von Ironie. Vielleicht war das am Ende das Geheimnis einer funktionierenden Ehe – genug Raum, um sich nicht zu sehr im Weg zu stehen.

Sie hatten den Markt verlassen und bewegten sich nun zwischen den schmalen Häuserreihen Wintergards in Richtung von Helvis Heim. Wenn Veith bereute, ihr so deutlich gezeigt zu haben, was er für sie empfand, so ließ er es sich nicht anmerken. Sein Blick ruhte auf ihrem Profil, auf den leicht geröteten Wangen, dem halb abgewandten Gesicht, das dennoch so viel sprach. „Dann hoffe ich“, sagte er leise und in seiner Stimme lag eine neue Tiefe, rau wie ungeschliffener Stein, „dass es ein Wunsch ist, der in Erfüllung geht.“ Er senkte den Blick, ließ ihn auf Valda ruhen, die vergnügt auf dem Pony ritt, ohne sich um das Spiel der Erwachsenen zu kümmern. Sie plapperte fröhlich vor sich hin, streichelte den Hals des Tiers und redete mit ihm, als wäre es ihr Vertrauter. Veith war dankbar für ihre Gegenwart, nicht nur, weil sie das Bild einer harmlosen Szene aufrechterhielt, sondern auch, weil sie ihm erlaubte, sein Verlangen zu verbergen.
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Winterland
Sanna Lorenson
Winterland
Alter 22
Beruf Jägerin
Wohnort Rabenrast
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User Natsch
#10
Etwas in Sanna geriet ins Stocken, als sie diesen dunklen Schatten in dem Bernstein der Augen des Kriegers bemerkte. Eine Nuance, die etwas in ihr zum Vibrieren brachte und sie augenblicklich in die Situation des vergangenen Abends zurückkatapultierte – als lägen keine Stunden, sondern nur Minuten dazwischen. Sie spürte die Hitze, die zwischen ihnen geherrscht hatte, das Verlangen, das sich in einem verzweifelten Akt nach Nähe entladen hatte, und wie es die junge Winterländerin in einen Strudel zog, der alles andere um sie herum für einen Moment ausblenden ließ. Und das alles nur, weil er sie ansah. Sanna biss sich auf die Innenseite der Wange und wandte den Blick ab, spürte dabei die flüchtige, aber unübersehbare Hitze, die sich in ihren Wangen sammelte. Ein kaum greifbares Kribbeln kroch ihr entlang der Wirbelsäule, als wollte ihr Körper die Erinnerung an den letzten Abend noch einmal heraufbeschwören.
Seine Worte entlockten ihr ein schiefes Grinsen, und sie neigte leicht den Kopf.
„Stimmt, bequemer wäre es definitiv“
, konterte sie, fast ein wenig schwach, und räusperte sich leise – nicht aus Verlegenheit, sondern um sich bewusst auf die Gegenwart zu konzentrieren, auf das Hier und Jetzt, das so greifbar zwischen ihnen schwebte. Aber ganz gelang es ihr nicht.

„Du bist ihre Freundin, natürlich will sie dich schützen“

Sanna respektierte das, auch wenn Helvis Schutz fast wie ein Hindernis wirkte – gerade dann, wenn es darum ging, dass Sanna sich nach Veith sehnte. Als wäre er der Einzige, der Hintergedanken gehabt hätte, als hätte ihr Abschied nicht irgendwo auch in ihm etwas gereizt, vielleicht sogar von ihr beabsichtigt.
Dass er ihr nachgekommen war, hatte Sanna nicht vorhersehen können, doch ein Teil in ihr hatte genau das gewollt. Für einen Moment hatte sie einfach nur Sanna sein wollen – keine Mutter, die Verantwortung für ein kleines Kind trug, keine Jägerin, die für ihre Familie sorgte. Nur eine Frau, die gehalten werden wollte, jemanden spüren wollte, jemanden, den sie zwar schon vorher gekannt, aber nie so wahrgenommen hatte. In gewisser Weise mochte es egoistisch sein, doch dem Drängen hatte sie sich nicht entziehen können. Jeder Funke seiner Nähe, jede Berührung, selbst sein Blick – all das wirkte wie ein stiller Befehl, dem sie sich nur schwer widersetzen konnte. Es geschweige denn wollte.
„Oh, also flieht Einar vor seiner Frau, weil er ihr eh nicht 'Herr wird'? Ich befürchte, dass ist das Kreuz das einige Winterländer tragen müssen..“
, fragte sie mit einem leisen Lachen in der Stimme. Sie konnte sich das nur allzu gut vorstellen – Helvi eben. Stark, unbeugsam, geprägt von jener winterländischen Mentalität, die Frauen in ihrer Welt eben brauchten, um zu überleben.

Zusammen gingen sie durch die engen Gassen Wintergards. Valda spielte vergnügt mit der Mähne des Ponys, während Sanna sich bemühte, ihre Aufmerksamkeit auf das Kind zu richten und nicht auf die Spannung, die wie ein unsichtbarer Strom zwischen ihr und Veith pulsierte. Doch seine Worte, ausgesprochen nach ihrer kleinen „Warnung“, ließen diesen Versuch scheitern. Der Klang seiner Stimme ließ ein nervöses Kribbeln in ihrem Magen aufsteigen, und es ärgerte sie fast, dass seine ungenierte Wunschäußerung sie derart aus dem Konzept brachte. Gerade sie, die sich so sehr für taff und widerstandsfähig gehalten hatte, spürte nun, wie Veith mit nur wenigen Worten ihr inneres Gleichgewicht zum Taumeln brachte.
„Dann hoffe ich für dich mit“
, raunte sie, die Augen nicht zu ihm hebend, sondern auf Valda gerichtet, die gerade die Mähne des Ponys streichelte.

Sanna ließ Valda vorsichtig vom Pony gleiten und hielt sie einen Moment im Arm, ehe sie ihre Tochter mit einem leisen Lächeln auf Helvis Hof entließ.
„Geh schon mal zu Helvi und sag ihr, dass wir da sind…“
, flüsterte sie, begleitet von einem verschmitzten Zwinkern. Dann wandte sie sich dem Schlitten zu und begann, die Riemen vom Pony zu lösen. Für einen Augenblick lag eine fast greifbare Stille über dem Hinterhof – nur das gleichmäßige Atmen des Ponys und das leise Klirren des Leders füllten die Luft. Dann holte Sanna tief Luft und richtete kurz den Blick vom Schlitten auf Veith.
„Ich bereue nicht, was gestern Abend passiert ist“
, sagte sie ruhig, ihre Augen fixierten ihn für einen langen Moment, beinahe bereit, seine Nähe zu suchen. Doch in diesem Augenblick sprang die Tür zu Helvis Haus auf und Veiths Schwester trat ins Licht des Rahmens.

„Komm rein, Sanna, der kann das allein!“, schnarrte Helvi, die Hände in die Hüften gestemmt, ehe sie wieder ins Haus verschwand. Sanna musste ein schwaches Grinsen unterdrücken, ein Hauch Resignation in ihrem Blick. Sie wandte sich von Veith ab und ging langsam zur Tür des Hauses.
„Nur, dass wir unterbrochen wurden“
, murmelte sie leise, sicher, dass Helvi es nicht hören konnte, bevor sie eintrat. Dahinter empfing sie das lebendige Treiben – Valda kicherte aufgeregt, vertieft im Spiel mit den Kindern ihrer Freundin.
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