| Unregistered |
| Amira El Mansouri |
|
|
|
| Alter |
|
| Beruf |
|
| Wohnort |
|
| Stand |
|
| User |
|
|
|
09-04-2024, 08:57 - Wörter:
Entgegen der Kälte unter freiem Himmel, war nicht nur das Haus, sondern auch der betretene Raum angenehm warm. Sie spürte, wie ihr wohlig zumute wurde und trotz Ilyas Anwesenheit ein Gefühl der Entspannung eintrat. Zweifelsfrei war die Begegnung mit seiner Mutter ein wesentlicher Faktor davon, denn beinahe glaubte sie im Moment der Not eine Verbündete gefunden zu haben, die ihr beistehen würde. Liebevoll waren derer Worte gewesen, offen und herzlich ihr Blick, selbst ihre Korrekturen und ihr Willkommenheißen. Ja, Amira war nun Bestandteil dieser Familie und natürlich war ihr jedes Wort im Gedächtnis geblieben. Sie solle gut zu ihrem Sohn sein. Die junge Frau hatte keinen Augenblick lang die Absicht gehegt ihm in irgendeiner Weise schaden zu wollen, doch selbstredend bestand Potenzial nach oben ihre Mühen zu verstärken.
Und dieser Raum bot eigentlich die ideale Gelegenheit dafür. Das dämmrige Licht zeichnete verträumte Muster an die Wände und die Luft war erfüllt von einem Aroma, das sie an Salbei erinnerte, aber nicht genau zuordnen konnte. Und auch, wenn der Ritt keine lange Dauer besessen hatte, bot dieser Ort hier eine willkommene Atmosphäre um anzukommen und sich von den Strapazen des Tages zu erholen. Bereits während sie ihre Frage gestellt hatte, schob sie ihre Füße aus den leinengebundenen Sandalen und diese nahe der Tür beiseite, fühlte den kühleren Stein unter ihren Zehen. „Ich würde mich darüber freuen, wenn du mich in Zukunft mehr in deine Pläne einbinden würdest. Wäre dir das möglich?“, war wohl die höflichste Form ihn den Kopf dahingehend zu waschen, dass es Amira nicht sonderlich toll fand unentwegt im Dunkeln gelassen zu werden und oft nichts vom nächsten Augenblick zu wissen, bis dieser dann geschah. Dabei kritisierte sie keineswegs, dass Ilyas Entscheidungen für sie traf, sondern nur, dass er sie zwang spontan wie eine Marionette einfach nur zu folgen.
Mit einem Seitenblick bemerkte sie seinem Deut und folgte diesem, der sie auf den eng gewobenen Perserteppich treten ließ. Weich und kräftig spürte sie die Fasern unter ihren Füßen und zweifelsfrei war alleine dieser metergroße Dekorationsgegenstand von unermesslichem Wert. Amira hatte gewusst, dass er guten Standes und Geldes war, aber das Ausmaß, würde sie wohl selbst heute noch nicht gänzlich erfassen können. Und das, wo sie sich von materiellen Dingen kaum beeindrucken ließ, die einerseits nicht nur im Palast aufgewachsen war, sondern andererseits nicht einmal die Kleidung an ihrem Leib als eigenen Besitz bezeichnen konnte. Gehorsam drehte sie sich herum und warf erst einen Blick über ihre Schulter, als sie gespürt hatte, wie er ihr das Band vom Körper gezogen hatte. Doch nichts weiter geschah, sie drehte sich ein Stück weiter, aber Ilyas war bereits an ihr vorbei gegangen und hatte damit nicht nur jeglichen Blickkontakt sofort unterbunden, sondern sich von ihr entfernt. Fast wirkte es, als würde er vor ihr weglaufen.
„Gemahl“, sagte sie und hoffte damit seine Schritte stoppen zu können. Nichtsdestotrotz war sie jedoch flink darin sich zwischen ihm und die Türe zu befördern und ihm somit den Weg zu versperren. Nicht, dass es ihn sonderlich beeindrucken musste. „Ich werde mich ausruhen, wie du sagst“, ließ Amira kein Missverständnis darüber aufkommen, dass sie seine Worte nicht angenommen hatte; ungewiss, ob er mit seinem Befehl Fürsorge ausdrücken, oder nur von ihr wegkommen wollte. Ilyas hatte sie mit dem Abnehmen des Gürtels für sich beansprucht, aber nun Besseres zutun? „Was.. habe ich falsch getan? Warum grämt es dich so sehr, mich auch nur anzusehen?“ Und damit meinte sie nicht ihre Augen anzusehen. „Oder wenn ich nun“, begleitete sie ihre Worte mit ihrer Hand, die sich an den nächst geschlossenen Knopf seines Wams legte, den sie ihm behilflich sein könne ihn zu öffnen. „dich berühre“, und Amira erwartete, dass er sie von dort wieder wegzog, wie schon zuvor. „oder näherkomme“, machte sie einen langsamen Schritt auf ihn zu, dass sie beinahe so nahe standen wie einst zum Tanz. „weist du mich zurück. Warum?“
|
|
|
|
| Unregistered |
| Ilyas El Mansouri |
|
|
|
| Alter |
|
| Beruf |
|
| Wohnort |
|
| Stand |
|
| User |
|
|
|
09-04-2024, 11:06 - Wörter:
Es war einladend, heimelig…es war nahezu perfekt. Seine Mutter hatte ganze Arbeit geleistet und sicher war sie weniger der Überzeugung man müsse die junge Frau erst dazu überreden ihren Sohn ansprechend zu finden, ob nun auf attraktive Weise seines Aussehens oder eben weil er schlicht eine gute Partie war. Für Haddya war Ilyas eben Ilyas, ihr großer Sohn, ihr Stolz und Erbe seines Vaters. Sie liebte ihn abgöttisch und empfand ihn als wunderbaren Mann. Sie musste allerdings auch nicht mit ihm verheiratet sein und zweifelsohne war ihr bekannt, dass der königliche Berater dazu neigte sich in seinem Schneckenhaus, alias Keller der Wissenschaft zurückzuziehen und seine Liebe augenscheinlich eben jener Wissenschaft geschenkt zu haben, denn natürlich hatte auch sie sich mehr als einmal gefragt warum er nicht heiraten und eine Familie gründen wollte. Dass er an seiner alten Liebe festhielt, fand sie edel…doch sie kannte Männer und glaubte nicht daran, dass es der einzige Grund war der ihn abhielt. Sie wusste auch darum, dass er sehr strickt in seinem Denker festgefahren und ein Dickschädel sein konnte, dass er dann unnachgiebig auf sein Recht pochte und zuweilen ein schlechter Gesellschafter sein konnte wenn seine Gedanken in den Wolken hingen oder seine Laune wechselte wie der Wind auf einer Insel.
Haddya wollte, dass das hier funktionierte. Sie wollte Ilyas glücklich sehen und sie sorgte sich auch um den Tag an welchem Ilyas begriff sein Wissen mit ins Grab zu nehmen insofern er kein Kind sein eigen nannte und es an dieses weiterreichen konnte. Heute mochte es ihm noch nicht so bewusst sein, auch wenn sie ihn dahingehend nicht für naiv hielt…er schob es von sich. Wie Amira.
Diese trat ihm buchstäblich in den Weg und versperrte damit die Möglichkeit zur Flucht, die er im Leben nicht zugeben würde. Doch er flüchtete. Dieser Moment war ein Teil eines Prozesses, der seinen neuen Lebensabschnitt final besiegelte und das ließ sogar den hartgesottenen Adjutanten seiner Majestät nicht kalt. Er war nervös ohne dass man es ihm auch nur einen Hauch ansehen konnte, nicht wenn man ihn nicht kannte und gutmöglich nichtmal dann, denn Ilyas war meisterlich darin seine Gedanken und Körpersprache im Griff zu haben und vor anderen zu verbergen, bzw etwas anderes zu vermitteln als er innerlich fühlte. Anders wäre dieser Drahtseilakt, den er sein alltägliches Leben zwischen Königshof und Amra nannte, gar nicht möglich.
Bessere…das hatte er nicht gesagt. Er sagte lediglich, er habe zu tun. Er hatte immer zu tun!
Die Art und Weise sie ihn das nun allerdings fragte, löste keinen Ärger oder gar Wut in ihm aus, viel eher nahm er sich den Moment darüber nachzudenken wie es für sie wirken musste und auch in diesem Fall war er nicht so verblendet, auch wenn er sich nie anmaßen würde die Gefühlswelt einer Frau zu verstehen, aber hier ließ er gerade seine junge Braut am Brautbett stehen und ihre Fragen zeigten ganz klar auf, dass sie die Situation weder einzuschätzen wusste, noch zufrieden damit war.
Vielleicht hatte sie Sorge darum, dass er die Verbindung doch noch aufheben würde.
Vielleicht hatte sie aber auch ganz andere Gedankengänge dazu warum ihr Mann sich von ihr fern hielt
Der erste Impuls kam ihrer Erwartung sehr nah, als seine Hand sich hob und sich auf ihre an seinem Wams legte. Seine größere, warme, aber auch rauere Hand drückte die Zartere und auch der Blick aus den dunklen Augen richtete sich in ihr Gesicht. Seine Augen waren umrandet von jenen Falten, die den Altersunterschied zwischen ihnen verdeutlichten, aber just in diesem Moment war der Ausdruck seiner Lebkuchenaugen nicht kühl und abweisend. Das Gefühl wollte er ihr wirklich nicht vermitteln, denn sie hatte nichts falsch…sie war nur das Instrument anderer.
„Ich sagte, nicht jetzt…“, war dann aber die nüchterne Antwort. Sie überraschte ihn fast selbst, aber eben nur fast, denn wieder hatte er seine Züge recht gut unter Kontrolle. Jetzt war es soweit…ihre Hand wurde zur glühenden Kartoffel aus der Kohle und er zupfte sie sich vom Wams. Wo es für den kurzen Moment nach einsichtigem Verhalten und einer Erklärung ausgesehen hatte, schob er die Mauer wieder vor sich, Stein für Stein in Windeseile.
Kaum dass er ihre Hand los war, ballte er die eigene zur Faust, wischte sich symbolisch an seiner Hose ab und wiederholte ersteres. „Es hat keine Not mir nah zu sein, ich akzeptiere diese Verbindung auch so“, stellte er noch klar, ziemlich lieblos und übertrag die Nüchternheit seiner ersten Worte gleich nochmal um ein Vielfaches. Der Blick an ihrer Schulter vorbei zeigte auf was er vor hatte und insofern sie nicht im Weg stehen blieb, setzte er seinen Gang fort.
|
|
|
|
| Unregistered |
| Amira El Mansouri |
|
|
|
| Alter |
|
| Beruf |
|
| Wohnort |
|
| Stand |
|
| User |
|
|
|
09-04-2024, 12:12 - Wörter:
Für einen kurzen Moment schöpfte sie Hoffnung. Weder zogen sich die Augenbrauen zusammen, noch spannte sich der Körper an wie um sich verteidigen zu müssen oder gar sie zurechtweisen zu müssen. Stattdessen lag eine Hand auf ihrer und.. sie blieb da. Und mit einem Mal hatte Amira das Gefühl, er wirkte traurig. Verloren in sich selbst, vielleicht auch in der Welt und abgeschottet womöglich von seinen eigenen Gefühlen, definitiv allerdings von ihr. Als würde er sich selbst verbieten einen Schritt auf sie zuzugehen oder gar verdienen, dass er Zuneigung von ihr empfing. Sie verstand nicht, warum. Und der Grund sollte ihr auch weiterhin verschlossen bleiben, denn die Hoffnung währte nicht lange, eine Erklärung blieb aus. Stattdessen räsonierte er seine vorigen Worte, wenn auch um Welten geduldiger als es bis jetzt jemals geschehen war.
Die junge Frau war nicht schnell genug gewesen. Als sie begriff, dass Ilyas sie wieder zurückwies, war es schon geschehen, und sie hatte den Moment verpasst sich auf die Zehenspitzen zu stellen und ihn zu küssen. Einfach um eine Reaktion zu provozieren, um ihn zu irgendetwas zu zwingen und auch für sich festzustellen, wie es sich anfühlte. Natürlich hatte es den kurzen Kuss bei der Zeremonie gegeben, aber das hatte eine ähnliche Empathie beinhaltet wie ein Handkuss, den man Edelfrauen zur Ehrdarbietung schenkte. Sie wollte wissen, wie es sich anfühlen würde, wenn sie keine beobachtenden Augen um sie herum stehen hatten, niemanden etwas beweisen mussten, und keiner von ihnen beiden gezwungen war so zu handeln, wie es alle erwarteten. Doch sie hatte es verpasst.
Und es war gut so gewesen. Ihre Berührungen schienen ihm wirklich zuwider zu sein, aller möglichen Traurigkeit und potenziell anderen Gründen zum Trotz. Denn er wischte sich die Hand ab, als hätte er sich durch den bloßen Kontakt mit ihr verunreinigt. Es ekelte ihn sie zu berühren. Die Geste schmerzte Amira mehr, als sie es verbergen konnte, und blickte zur Seite, blinzelte gegen eine Feuchtigkeit und trat einen Schritt zurück, wenngleich immer noch zwischen ihm und der Tür. „Nein, das tust du nicht, du tolerierst sie. Wir könnten gemeinsam die auferlegte Pflicht nutzen, um unser beider Leben zu bereichern. Eine Erwartung verbietet nicht zärtlich miteinander umzugehen. Deine Wünsche jedoch teilen mir mit, ich solle mich von dir fernhalten.“ Nur kurz sah sie nochmals zur Seite, abschätzend, ob sie denn damit richtig lag. Er hatte es keineswegs so klar formuliert, aber sein gesamtes Verhalten sprach Bände. Ja, er hatte sie hier her mitgenommen, wo sie nach seinen Worten hingehörte, doch ihr war deutlich geworden, dass er sie nicht hier haben wollte. „Ich bitte dich darum, mich nicht zu wecken.“ Damit hatte sie Ilyas nun indirekt aus dem Bett geworfen und doch fürchtete Amira keine Konsequenzen, weil er dort ohnehin nicht sein wollte. Vermutlich war er erleichtert darüber, dass er sie dazu hatte bringen können, nun ihn auf Abstand zu halten. Damit trat sie übrigens noch zur Seite und verschränkte ihre Arme, als wäre alles gesagt worden, was es zu sagen gab.
|
|
|
|
| Unregistered |
| Ilyas El Mansouri |
|
|
|
| Alter |
|
| Beruf |
|
| Wohnort |
|
| Stand |
|
| User |
|
|
|
09-04-2024, 14:39 - Wörter:
Wer wusste es schon…wer wusste es. Sie hätte gutmöglich einen Schlüsselmoment auslösen können mit ihrem Kuss und ihren Mann dazu bewegen können sich und sein Vorhaben der Distanz zu vergessen, angetrieben und überwältigt von Kuss und Nähe zu dieser schönen, jungen Frau. Sie hätte aber auch ganz klar Gefahr laufen können sich im wahrsten Sinne des Wortes eines Abreibung einzufangen und niemand hier, weit und breit, würde auch nur mehr als ein müdes Schulterzucken dafür übrig haben wenn eine aufmüpfige junge Frau sich eine Ohrfeige ihres Mannes einfing. So war es, so durfte es sein.
Der Kuss aber blieb aus und stattdessen flüchtete sich ihr frisch Angetrauter in eine fadenscheinige Ausrede, denn obgleich er sicher nichts besseres zu tun hatte, sollte er doch eigentlich viel eher gar nichts anderes zu tun haben als diese orientalische Schönheit in die Blütenblätter auf den Laken zu betten und den Körper, auf den er nun Recht und Besitz beanspruchte, zu erkunden. Sie gehörte ihm…der geschenkte Gaul, doch er hatte ihr ins Maul gesehen und wollte sie nicht. So musste es rüberkommen, so brach er Amira das junge Herz, das zwar gewiss nicht in Liebe zu ihm schlug, aber keine Frau der Welt sollte hören, dass sie nicht anziehend war, sondern derart abstoßend, dass ihr Mann sich nach der Berührung an ihr die Hand in Ekel abwusch.
Ihre Widerworte erklungen und Ilyas war just geneigt zu antworten, als seine Lippen sich schon unterhalb des gekämmten, aber doch wilden Bartes öffneten und dann doch nur unverrichteter Dinge wieder schlossen. Gut so, denn besser er sprach nicht aus was er zu erwidern gehabt hätte. Er war nicht hier um ihr weh zu tun, auch wenn sie das nicht glauben mochte. Nichtsdestotrotz wäre seine Antwort nicht zu ihrer Freude ausgefallen, aber dazu kam es nicht, denn was sie dann folgen ließ, quittierte der Ältere mit jenem zuvor vermissten Zusammenziehen seiner Brauen. Sie wollte nicht geweckt werden. Er schnaufte hörbar und mit einem winzigen Kopfschütteln verließ er das eigene Schlafzimmer aus welchem er just ausgeladen worden war. Sollte ihm willkommen sein…nicht jedoch weil ausgerechnet sie das bestimmte.
Doch ihr Mann kam der Bitte nach. Kein weiteres Wort fiel an diesem Abend mehr zwischen den frisch Vermählten und als am nächsten Morgen die Tür zum Schlafzimmer aufging, war es die alte Dame des Hauses, die sich die Treppen hinauf bemüht hatte und ein Tablett mit Köstlichkeiten hinauf brachte. Sie hatte zwar geklopft, den Raum aber sodann bereits betreten und stellte das Essen aus frischem Gemüse und Obst in den buntesten Farben, einem Omelett und Fladen mit Saucen neben ihr auf dem Nachttisch ab. „Wach auf, Kind…der Tag ist vorangeschritten, aber gut, dass du geschlafen hast und Kräfte gesammelt“, sprach sie während sie die hölzernen Fensterläden öffnete und die morgendliche Sonne und Luft hineinließ. Später würde es dafür zu warm sein.
Kein Wort darüber, dass ihr Sohn nicht bei der jungen Braut lag, sie überging es mit einem Lächeln auf den faltigen, braunen Wangen. „Du hast einen anstrengenden Ritt vor dir, habe ich gehört. Deshalb iß, iß….“, wies sie sie einmal mehr an und schüttelte die unbenutzte Bettseite auf als wenn nichts gewesen wär. Ihr Blick war sanft, verständnisvoll und als sie wieder auf Amiras Seite herüber kam, legte sie ihr die Hand auf die schmale Schulter. „Aller Anfang ist schwer“, säuselte sie. „Vorgestern kam eine Truhe für dich hier an, ich habe sie im Kleiderraum abstellen lassen, es sind Kleider, Gewänder und im Deckel befinden sich Säckchen mit Schmuck. Es gehört dir, wähle etwas bequemes für die Reise…“, sprach sie und trat zurück gen Tür. „Grün…er mag dunkles Grün“, sagte sie mit einem Lächeln über die Schulter.
Ilyas, der seine Nacht im Keller verbracht hatte, was sicher nicht seine erste war, jedoch hätte er die letzte Nacht vor der strapaziösen Reise doch gewiss lieber in seinem Bett verbracht, fühlte sich wie gerädert. Das schmale Sofa, mehr eine Recamiere, hatte ihm ausgestreckt nicht unbedingt den besten Schlaf eingebracht, ganz davon ab, dass er sich den Rotwein noch hatte schmecken lassen und den Frust damit hinabspülen wollte….ziemlich erfolglos.
Sein Rücken verriet ihm einmal mehr wie alt er inzwischen war und sein Kopf hämmerte gegen die Schläfen, was die Sonne im Laufe des Tages bei ihrem Ritt sicher gnadenlos verschlimmern würde. Wunderbare Bedingungen.
Ilyas hatte die beiden Pferde fertig machen lassen. Die neu erworbene Stute war ein friedliches Kaliber wie man ihm versichert hatte.
Wären sie doch so harmonisch wie die beiden Tiere, die gerade ihre Köpfe zusammensteckten, als Ilyas die Satteltaschen anbrachte...
|
|
|
|
| Unregistered |
| Amira El Mansouri |
|
|
|
| Alter |
|
| Beruf |
|
| Wohnort |
|
| Stand |
|
| User |
|
|
|
09-04-2024, 16:00 - Wörter:
Von allen Varianten, wie diese Nacht hätte aussehen können, war ihr diese Version nicht in den Sinn gekommen. Ohne weitere Worte war Ilyas gegangen und hatte ihre Entscheidung respektiert ihn aus dem Schlafzimmer zu verbannen, und sie bereute diesen Wunsch nicht. Amira war frustriert und kaum, dass er verschwunden war, spürte sie die Tränen vor Wut schon in den Augen und wischte sie harsch weg. Dabei hatte sie sich schon in jungen Jahren geschworen, niemals von einem Mann zum Weinen gebracht zu werden, Beziehungen mit Leichtigkeit zu bereichern und Aussichtsloses mit Optimismus zu manövrieren. Seine Reaktion hatte sie jedoch an die Grenze gebracht und Abstand war genau das, was sicherlich beide voneinander benötigten.
An Schlaf war lange Zeit nicht zu denken gewesen, in der sie erst an der Wasserschale Tagesschweiß und Sand mit einem feuchten Lappen von ihrem Körper wusch, eine Weile am Fenster saß und in die Sterne blickte, ihren Gedanken nachhängend, und schließlich den roten Gürtel, den ihr Mann ihr abgenommen hatte, in eine finstere Ecke warf. Erst beim Hinlegen war ihr das Kräuterbund unter dem Kopfpolster aufgefallen, das sie hervor zog und vorsichtig mit ihren Fingern untersuchte, und als ihr bewusst wurde, dass sie heute Nacht auch noch ihre neue Mutter enttäuscht hatte, weinte sich Amira in den Schlaf. Traumlos und unruhig, aber ohne geweckt zu werden oder von selbst aufzuwachen, waren bereits die Morgenstunden erreicht, als sie unter Geräuschen ihre Augen öffnete. Amira war erleichtert und gleichzeitig nicht überrascht, dass es Haddya anstelle ihres Sohnes war, die sie besuchte. Ausgelaugt und erschöpft vom gestrigen Tage, setzte sie sich auf und ließ die ältere Dame mit einer ungeahnten Leichtigkeit durch den Raum schweben, als besäße sie nicht annähernd das Alter, das sie wohl haben müsste. „Haddya, ich-“, doch die Dame wusste alles und brauchte keine Entschuldigung. Es schmerzte Amira zu sehen, wie sie wohl selbst gegen die Widerborstigkeit ihres Sohnes nicht ankam, aber doch einen Weg gefunden hatte damit zurecht zu kommen. „Danke.“ Mehr blieb der jungen Frau nicht zu sagen und sie würde etwas essen und sich die Truhe genauer ansehen.
Es fühlte sich fremd an, dass all diese Dinge nun ihr gehören sollten, oder auch, dass sie womöglich über Basare spazieren könne um sich Sachen auszusuchen und eigenes zu kaufen. Die genaue Route hatte Ilyas ihr nicht mitgeteilt, aber da sie wusste, dass sie zu dem Hafen Abu Kabirs reisen sollten, wusste sie, dass es sich um einen längeren Ritt handeln musste. Während sie überlegte, flocht Amira ihr langes Haar über ihre rechte Schulter nach vorne, und wählte eine eng anliegende Halskette, die über einige Reihen breit feine Waben mit kleinen Perlen kombinierte. Amira erfüllte Haddyas Wunsch. Für die Bequemlichkeit des Reitens wählte sie eine grüne Dhoti Hose, eine schwarze Choli und darüber ein dunkelgrünes Dupatta. Im Licht der Sonne schimmerte die Farbe, als wäre es aus Smaragden selbst gewoben worden, und sie wickelte es um ihren Oberkörper und Schultern mit einem losen Knoten im Rücken, so dass sie die lange Breite später in der Wüste gar über den Kopf ziehen konnte um sich vor der Sonne zu schützen. Erstmals sah sie auf ihre Hand hinab und überlegte es sich aber anders, und ließ das Kettchen an ihrem Handgelenk. Selbst die feinen Zeichnungen des Henna waren immer noch gut sichtbar und würden es auch noch einige Tage lang bleiben.
Erst als Amira in den Hofbereich hinaus getreten war, stellte sich die Frage, wie sie überhaupt reisen würden. Hoffentlich nicht stundenlang gemeinsam auf einem Pferd – doch da standen zwei. Aswad zum Gruße strich sie dem Tier mit ihrer Hand über die Stirn, und besah sich dann die dunkle Fuchsstute neben ihm. Neugierige Augen sahen ihr entgegen und ein langes Ausatmen aus den Nüstern begrüßte sie an der Schulter, als hätte das Pferd bereits beschlossen, wem es gehören wollte. Natürlich hatte sie bereits vom ersten Schritt unter den freien Himmel gesehen, dass Ilyas ebenfalls an den Pferden stand und wohl noch die letzten Vorbereitungen erledigte, aber sie hatte beschlossen es ihm nicht leicht zu machen. Denn die einfache Variante ihres Beisammenseins hatte er schließlich nicht gewollt. „Mögt Ihr mir helfen?“, wandte sich die junge Frau deswegen an den jungen Herren, der die Pferde vermutlich hergerichtet hatte und in den Stallungen pflegte, und der nur nickte. Und somit ergriff Amira die Zügel am Widerrist und würde sich von ihm in den Sattel heben lassen, indem er ihr Bein nach oben hin stützte, wenn ihr Gatte nicht dazwischen ging.
|
|
|
|
| Unregistered |
| Ilyas El Mansouri |
|
|
|
| Alter |
|
| Beruf |
|
| Wohnort |
|
| Stand |
|
| User |
|
|
|
09-04-2024, 19:31 - Wörter:
Die Sonne war noch gnädig zu dieser Stunde, aber das würde sich im rasanten Tempo ändern. Ilyas hatte einen ziemlich strikten Zeitplan wann er wo mit Amira und den beiden Tieren, die sie tragen würden, rasten wollte…aber das wunderte wohl niemanden. Er hatte bereits gefrühstückt und der Proviant war, genauso wie Kleidung für sie beide, bereits in den üppigen Satteltaschen verstaut..andere Kisten hatte er bereits vor Tagen dem Tross, welcher die Prinzessin zurück zum Hafen gebracht hat, mitgegeben. Nein, niemand konnte sagen, er habe nicht mitgedacht…an Amira gedacht, umsichtig und rücksichtsvoll auf sie und ihre Belange geachtet. Zweifellos hatten Frauen diese Arbeit erledigt, aber beauftragt waren sie vom El Mansouri.
Genau wie die Stute, die nun auf sie wartete und mit der sie just Bekanntschaft schloss…wie auch mit dem Stallburschen, der seinem Herrn einen kurzen Blick zuwarf, sich dann aber selbstverständlich die Bitte seiner neuen Herrin augenblicklich ausführte.
Ilyas beobachtete den Moment aus dem Augenwinkel, verfolgte die Hände, die die Beine seiner Frau hinaufbeförderten und er war sich sicher, dass der arme Kerl sie so wenig wie möglich dabei berührte..doch faktisch hatte Amira um diese Berührung gebeten, hatte sie seiner vorgezogen…mit purer Absicht. Er war nicht von gestern und durchschaute ihr Verhalten, das er zwar nicht kindisch nennen würde, sehr wohl aber kalkuliert. Die Provokation fand ihr Ziel - sichtbar wurde dies aber gewiss nicht. Stattdessen nickte der Hausherr seinem Stalljungen zu und wies ihn mit noch ein paar Anweisungen an wie er Haus und Hof ab nun zu bewachen hatte. Seine Mutter würde auf ihn und andere Angestellte vertrauen, aber Ilyas hatte, wohl durchdacht, einen kleinen Hausstand, denn jede Seele mehr war eine Gefahr für den Amra, der nun seinerseits aufsaß und die Zügel in den Händen sortierte. Kein Blick galt Amira selbst und ebenso wortlos gab er dem Tier sachte die Hacken, lenkte es an der Haustüre vorbei zu seiner Mutter für ein weiteres Lebewohl und ein paar Worte, die durchaus auch Amiras Ohr erreichten. Er sollte nachsichtig mit dem Mädchen sein und lächeln, wie sie es ihm schon am Vorabend aufgetragen hatte. Ihren Sohn bewegte es lediglich zu einem Nicken.
Das Osttor hinter dem Palast war der Weg der Wahl, denn hier bedeutete es so wenigen ärmeren Strassen ausgesetzt zu sein wie möglich. Er wollte Amira sicher aus der Stadt bringen und erst hinter den Toren der Stadt nahmen die straffen, breiten Schultern des Hauptmann a.D. einen Hauch von entspannterer Haltung ein. Vollends entspannt konnte Ilyas wohl einfach nicht und auch hier trug er Waffen bei sich und wirkte stets ein wenig auf der Hut, was er mit jeder weiteren Meilen ein wenig abnahm. Dafür nahm die Intensität der Sonnenstrahlen zu und ihr Mann, der für den Ritt selbst einen Kaftan samt Hose …in Dunkelgrün..gewählt hatte, zog sein eigenes Bandana über den Kopf um diesen und das Gesicht vor der Sonne und Sand zu schützen. Erst hier draussen, schon eine gute Stunde unterwegs, schweigsame sechzig Minuten, die nicht viel Hoffnung auf eine harmonische Zukunft machten, später…drehte er nun seinen Kopf zu ihr und streckte den Arm nach ihr aus. Zwar folgten an dieser Stelle immer noch keine Worte, aber eine dieser Gesten, die er für sie übrig hatte, umsichtig und auf ihr Wohl aus. Ihr Tuch zog er aus ihrem Nacken hinauf auf ihren Schopf, damit sie es annehmen und selbst binden konnte. Ein Hitzschlag war das letzte was er nun für sie wollte.
Schweigen.
Er konnte herrlich schweigen und geriet dabei gar nicht in die Verlegenheit der Stille, die andere so schlecht ertragen konnten.
Er ließ sich von seinem Pferd wie auf Wellen treiben und hoffte, Amira würde den ungewohnten Schmerz nachher ertragen können, der ihren Hintern mit absoluter Sicherheit ereilte.
Kurz vor Mittag.
Zur Rast gezwungen. Die Sonne im Zenit.
Ilyas war unzufrieden darüber, dass sie in der Zeit ein wenig zurücklagen und nun der Hitze derart ausgesetzt waren, weswegen er ihr in die Zügel griff. Ein Schnalzen der Zunge, dann trieb er beide Tiere an. Mitdenken war erlaubt und er ging davon aus, dass sie sich gut festhielt, wobei er das Tempo gar nicht vollkommen ausreizte um sie nicht zu gefährden und trotzdem das Ziel der kleinen Siedlung rund um die Oase zu erreichen. Wer hier durch die Wüste reiste, war auf diese Fixpunkte angewiesen, denn tags verbrannte einen die Sonne gnadenlos und nachts wurde es so kalt und teils stürmisch, dass so mancher sein Leben in den Dünen ließ, der undurchdacht reiste. Ilyas passierte das nicht.
Gespannte Tücher, kleine Zelte….ein Fleck von Leben mitten im Nichts war das Ziel, das lebensrettend vor ihnen auftauchte und erst dort verlangsamte der Ältere die beiden nun wirklich ermatteten Tiere, die ebenso ihre Pause, Wasser und Futter brauchten. In Matariyya war man gezwungen eins mit der Natur zu sein und Ilyas beherrschte diese notwendige symbiotische Unterwerfung.
Er zügelte die Tiere ab und hielt neben einem der massiven Zeltpfähle, stieg ab und holte auch Amiras Zügel über den Kopf des Tieres nach vorne um beide gemeinsam anzubinden. Dieses Mal wartete er allerdings gar nicht erst ab, sondern griff seiner Frau an die Hüfte und zog sie hinab. Sie ging ihm gerade bis zur Brust und die beiden Augenpaare, die als einziges nicht verhüllt waren, schauten sich einen Moment lang, ehe er sich wieder umwandte und eine Feldflasche mit Wasser und etwas Brot vom Pferd wickelte. Einen dazukommenden Mann der kleinen Siedlung grüßte El Mansouri mit ein paar Worten und wie alle die herkamen, bat er um die Erlaubnis zu verweilen bis sie Mittagshitze sie aus ihren Fängen entließe und sie den Weg weiter in die Wüste zum nächsten Punkt würden fortsetzen können. Zum Dank tauschte er ein paar Früchte und Münzen und während der Mann die Tiere für sie versorgte, nahm Ilyas Amira mit in den Schatten der Tücher und Palmen, an deren Stamm sie es sich gemütlich machten. Gemütlich insofern, dass ihm der Rücken und ihr sicher bereits der Hintern schmerzte. Das alles stand wirklich unter einem schwierigen Stern und die neugewonnenen Verantwortung für seine Frau war ihm bereits zum ersten Mal lästig. Er tolerierte sie - ihre Worte hingen immer noch in seinem Ohr. Einhändig zog er sich das Tuch vom Kopf, atmete tiefer durch und hinterließ mit einem Wischen der Hand über die Stirn etwas vom klebrigen Sand dort. Es war unerträglich warm. Trotzdem stellte er Wasser und eingepacktes Brot zunächst vor Amira im Sand ab und gönnte sich einen Moment mit geschlossenen Augen, Rücken und Kopf an den harten Stamm gelehnt.
|
|
|
|
| Unregistered |
| Amira El Mansouri |
|
|
|
| Alter |
|
| Beruf |
|
| Wohnort |
|
| Stand |
|
| User |
|
|
|
09-04-2024, 20:42 - Wörter:
Natürlich war es Absicht gewesen den jungen Stallburschen um Hilfe zu bitten, anstatt sich dazu an Ilyas zu wenden. Und auch, wenn dieser scheinbar nicht reagierte und nichts dazu sagte, war sie sich beinahe sicher zu behaupten, dass er jede Muskelbewegung des Jungen beobachtet hatte. Doch wunderte er sich nach letzter Nacht wirklich darüber, dass es ihr widerstrebte mit einem Anliegen, und sei es noch so gering, zu ihm zu kommen? Und dabei ahnte sie nicht einmal, in wie vielen Bereichen er bereits für sie gesorgt hatte. Nicht nur die vorangeschickten Utensilien zur Reise, sondern auch der Kauf des Pferdes nur für ihre Belange. Erst langsam dämmerte der Gedanke, dass die Stute wie schon alles aus der Truhe und womöglich anderes, von dem sie gar nichts wusste, Geschenke waren ohne, dass sie diesen Titel trugen. Sie hätte gerne gefragt, sie hätte ihm gerne gedankt, aber sie waren nicht so weit. Also sollte diese Etappe der Reise wohl eine der schweigsamsten Zeiten werden, die sie jemals mit einem Mann an ihrer Seite verbracht hatte. Ihrer liebsten Mutter wurde zum Gruß die Hand gehoben, ehe sie diese an ihr Herz legte um damit ihre Zuneigung und Dankbarkeit auszudrücken. Hoffentlich, würde sie Haddya bald wiedersehen können.
Amira musste ihr Pferd gar nicht großartig vorantreiben, denn nicht nur, dass die Pferde ohnehin beieinander gehen wollten, schien auch der Hengst immer sicher zu gehen, dass seine neue Weggefährtin in seiner Nähe blieb. Die Pferde schienen sich tatsächlich besser zu verstehen, als ihre Reiter. Und konnte die junge Frau während dem Reiten durch die Stadt noch ihren Blick schweifen lassen und die verschiedenen Eindrücke in sich aufsaugen, als wäre sie eine Fremde in ihrer eigenen Heimat, so wurden die Ausblicke eintöniger mit dem Verlassen der hohen Stadtmauern. Die Dünen glitzerten unter den Sonnenstrahlen wie flüssiges Gold und die Hitze ließ zunehmend die Luft über den obersten Hügeln flimmern, als würde sich die Realität verzerren und etwas anderes dort abbilden wollen; ein Palast, eine Palme, eine Karawane. Manches Mal glaubte sie so etwas zu sehen, und war sich dann im nächsten Moment schon nicht mehr sicher. Und erst, als Ilyas direkt neben ihr aufritt und fürsorglich ihr Tuch zurecht zog, wurde ihr Gefahr, dass sie genau das vernachlässigt hatte. Denn Amira war tatsächlich erst einmal in ihrem Leben, in jüngsten Jahren in der Wüste gewesen und verstand daher wenig von den tatsächlichen Gefahren, die Hitze und Sonne hier draußen ausmachen konnte. Es war nur ein kurzer Blickkontakt, als sie vertrauensvoll die Zügel auf den Hals des Pferdes fallen ließ, und das Tuch fest über ihren Kopf zog, band und ihr Gesicht verhüllte. Gefühlt hätte der entgegen gewehte Sand ohnehin jegliche Unterhaltung unmöglich gemacht, wenn man diesen nicht in den Mund bekommen wollte.
Bereits jetzt schmerzte schon jeder Muskeln. Nicht nur ihr Hintern, sondern auch ihre Beine und ihr Rücken, denn obwohl sie zu reiten gelernt hatte, tat sie es bei weitem nicht so häufig, dass sie einen gestandenen Tagesritt einfach so überstehen würde. Es war unbequem und anstrengend, auch wenn das Tier wirklich feine Gänge verzeichnete und auch die Qualität des Sattels keine Beschwerden zulassen würde. Doch wenn der Körper darauf nicht für diese Art von Bewegung und Anstrengung gemacht war, halfen die besten Voraussetzungen nichts. Aber selbst ihr war klar, dass es sinnlos war ihr draußen nach einer Pause zu fragen. Hier war nichts, hier war Sand. Ausgetretene Stellen könnten zeigen, dass hier regelmäßige Karawanen und Händler ihren Weg suchten, doch nach einer weiteren Böe waren solche Spuren schon wieder verschwunden. Einzelne Begegnungen oder das Kreischen von kreisenden Geiern ließen das Gefühl zurück, als befände man sich hier am Ende der Welt. Sie konnte es kaum erwarten die Nacht zu erleben.
Der Gedanke daran, wie gut man womöglich die Sterne sehen könne, half ihr durchzuhalten und sich nicht zu beschweren. Sich dann aber noch im deutlich höheren Tempo oben zu halten, war eine weitaus größere Herausforderung. Amira leistete sie, aber sie war am Ende des flotten Ritts noch schweißgebadeter als es ein geübter Reiter wäre. Teils am Sattel, teils an der Mähne gehalten, ließ sie das Tier unter Ilyas Führung einfach laufen und hatte mehr provisorisch noch eine Hand am Zügel gehabt, ohne ihn dabei in seinem Griff zu behindern. Doch sie sah das Ziel, die fernen Zelte, die genauso gut eine Fata Morgana hätten sein können wie die Sinneseindrücke zuvor, wenn man nicht von derer Existenz überzeugt war. Aber eine Palme nach der anderen, eine kleine Oase an Grün und Leben inmitten dieser lebensfeindlichen Umgebung, und ihr Blick lag fest darauf wie als würde sie die Sekunden zählen, bis sie dort angekommen waren.
Hier war sie mehr als froh, dass sich Ilyas um alles kümmerte. Um das Erklären ihre Anwesenheit in der kleinen Siedlung, die Versorgung der Pferde und – dass er ihr kurzerhand vom Pferd half, noch bevor sie überhaupt daran gedacht hatte. Der Grund dieser Geste schien ihr so unmissverständlich, dass es den Wert darin aber nicht schmälerte. Vermutlich hätte Amira an dieser Stelle bereits etwas gesagt, wenn sie nicht einen Schritt gemacht und diesen schlagartig bereut hätte. Jeder Muskeln ihrer Beine schrie vor Schmerz und sie stützte sich einen Moment an dem Rücken ihres Pferdes ab, und ihr Hintern fühlte sich so plattgedrückt an wie das Fladenbrot, das er gerade aus der Tasche gezogen hatte. Mit klammem Gang und nicht gerade in der üblichen Schrittgeschwindigkeit folgte sie ihm, löste währenddessen den Knoten ihres Tuchs und zog es langsam über ihren Kopf nach hinten. Sie hatte das Gefühl, als würde an jeder Faser ihres Körpers der Sand kleben und als würde selbst ein Wasserfall daran scheitern das letzte Körnchen zu entfernen.
An ihrem Rastplatz angekommen, ließ sich die junge Frau auf die Knie fallen und stützte sich seitlich mit der Hand auf. Sie wusste nicht, ob sie so schnell wieder würde aufstehen können. Der Blick zu Ilyas, der es vorzog weiterhin schweigend sogar noch seine Augen zu schließen, senkte sich ihr Fokus auf das Brot und die Wasserflasche. „Wie.. wie weit werden wir heute noch reiten müssen?“ Dass ihre Frage gepresst hervor kam, war ihrem schweren Atem geschuldet, als hätte sie soeben ein Wettrennen mit den Pferden selbst liefern müssen. Amira griff nach der Wasserflasche und trank ein, zwei Schluck und wog sie in ihrer Hand um die Menge besser abschätzen zu können. Doch es sollte noch mehr als die Hälfte sein, die sie ihrem Mann entgegen reichte. Er war derjenige von ihnen, der unbeschadet durch die Wüste kommen mussten. Er war der wichtige Soldat mit der wichtigen Mission, und sie musste nur alles dafür tun ihm dabei weder zur Last zu fallen, noch zu behindern. Ein Blick zur Seite und sie erspähte den Schilfhain hinter weiteren Reihen von Palmen, unter denen sich jedoch kaum ein Zelt befand. Als hätte sich die Siedlung näher an der Straße, als an dem kleinen blauen Gewässer orientiert. „Leben hier Krokodile?“ Sie zwang sich ein wenig aufrechter zu sitzen, dehnte leicht den Nacken und schob ihre Schultern zurück, bevor sie zu dem Brot hinab griff um es zu teilen. Noch bevor sie selbst abbiss, reichte sie auch hier eine größere Hälfte ihrem Mann.
|
|
|
|
| Unregistered |
| Ilyas El Mansouri |
|
|
|
| Alter |
|
| Beruf |
|
| Wohnort |
|
| Stand |
|
| User |
|
|
|
10-04-2024, 09:35 - Wörter:
Hätte sie die Frage, ob es ihn wirklich wunderte seine Hilfe und Aufmerksamkeit anzustreben, laut gestellt, dann hätte die Antwortet tatsächlich ‚Ja‘ gelautet. Es wunderte ihn. Sein Verhalten mochte ihr zwar einiges signalisiert haben, aber in seinem Innern hatte er doch angenommen das junge Ding wäre darum bemüht gewesen die Wogen zu glätten und ihn wieder oder endlich für sich zu gewinnen und daher besonders auf Gespräche und Körperkontakt bzw. seine Nähe. Aber nein, Amira zog es durch und zu einem gewissen Teil imponierte ihm ihr Dickkopf, war er doch selber einer dieser Sorte und ziemlich unnachgiebig wenn er sich erst einmal festgefahren hatten. Von ihr aber hatte er das nicht erwartet und mit jeder Stunde, die ins Land zog…genau wie die beiden Reiter es tiefer und tiefer in Land und Wüste zog, stellte sich ihr Durchhaltevermögen als ziemlich passabel heraus.
Gefiel ihm. Gefiel ihm allerdings weniger, weil es gegen ihn ging.
Dass die Wahl ihrer Kleidung ein kleines Entgegenkommen war, hatte der Kerl natürlich nicht wahrgenommen..dazu fehlte heute nicht nur der freie Kopf, sondern auch das typisch mangelnde Verständnis.
Das wiederum kehrte immerhin zurück, als er seine junge Frau nach dem Ritt wankend gegen sah. Da hatte jemand ordentliche Schmerzen und die konnte er nachvollziehen. Er erinnerte sich gut an solche Tage, auch wenn sie weit zurücklagen, doch auch ihm tat der Körper weh…einfach weil er es nicht mehr so gewohnt war wie einst. So extrem wie bei Amira aber war es sicher nicht, verlernte man es eben nicht und seine Bewegungen auf dem Tier waren so flüssig gewesen, dass es eher auf sein zunehmendes Alter zu schieben war einen ganzen Tag im Sattel als nicht mehr so bequem zu empfinden wie in einem der hübsch bezogenen Sessel im Palast der Fall war. Zudem hatte er den Weg bereits zweimal in kürzester Zeit nun zurückgelegt und auch wenn er es niemals zugeben würde, fehlte ihm der Elan, wie er ihn früh besessen hatte mit vollem Eifer bei der Sache zu sein…ein Abenteuer im Land des Königs von Castandor zu finden. Sein Abenteuer bestand aus dem Mädchen neben ihm, vor dem er just ganz bewusst die Augen schloss und sich der Stille hingab, die nur der Wind durchkreuzte, aber der war gerade so willkommen wie ein Sprung ins kalte Wasser. Da machte der Hauptmann Luft zwischen Kaftan und Haut als er ihn sich von der klebrigen Brust zog und der Schauer, der über die schwitzige Haut glitt, war ein wunderbares Gefühl. Für den Augenblick nahm diese Entspannung regelrecht Besitz von ihm und sogar die harten Züge in seinem Gesicht waren gänzlich erweicht. Wind und Schatten….Stille und… was?!
Ilyas öffnete die Augen, sah erst Amira, dann das Gewässer weiter hinter ihnen in einer Mischung aus Irritation und Nachdenklichkeit an. „Möglich.“, war die zunächst knappe Antwort, zu der er sich wieder in eine aufrechtere Position beförderte, als habe er nun erst bemerkt wie sehr er sich hatte ‚gehen lassen‘….als wäre ihm diese Art sich an die Palme zu fläzen nicht gestattet. Dann trank er aus der Flasche und zupfte sich vom Brot ab, das er kauend in kleinen Stücken genoß.
„Du wolltest in die Abläufe involviert werden, sagtest du“, begann er und nahm damit auch ihre Frage auf, die er bisher unbeantwortet gelassen hatte. „Wir warten zwei Stunden, wenn die Hitze dann erträglich ist, geht es weiter bis zum Abend. Wir müssen rechtzeitig das Lager aufschlagen und das kleine Gebirge erreichen, damit die Tiere Schutz vor dem Sand haben“ Es war gewagt in der Wüste zu schlafen, Ilyas war das bewusst. Gerade wenn man sich alleine oder in kleiner Gruppe bewegte. Man war darauf angewiesen sich den Zeiten des Tages anzupassen und durfte nicht leichtsinnig werden. Die Natur kannte manchmal keinerlei Erbarmen und hier im Sand verschluckte sie die Menschen als wären sie nie da gewesen. „Du hast Schmerzen…“, es war keine Frage, sondern eine Feststellung. „Heute Abend kümmern wir uns darum“, hieß auch..solange musste sie durchhalten. „Trink, wir füllen hier auf…“, erklärte er und stellte die Flasche wieder in die Mitte, wobei sie passend dazu von dem Beduinen einen kleinen Becher mit frisch gebrühtem Mokka und dazu zwei Datteln bekamen.Der El Mansouri bedankte sich höflich und hielt sich den Becher unter die Nase. Dieser roch herrlich gut und war braungolden….heiss und genau das richtige für diese Pause. Ilyas, der gerne heiss trank und einen guten Mokka nach noch besserem Wein sein liebstes Getränk nannte, steckte die Dattel in den Mund und kaute sie zur Hälfte, ehe er den Mokka hinterher trank. Die Dattel diente so als Süßungsmittel und perfektionierte das sämige Kaffeegetränk.
„Wenn du dich hinlegen willst, ist auch dafür genug Zeit…“, gab er zu verstehen und vielleicht hoffte er ein klein wenig auf ihre Pause, damit auch er sie abhalten konnte.
|
|
|
|
| Unregistered |
| Amira El Mansouri |
|
|
|
| Alter |
|
| Beruf |
|
| Wohnort |
|
| Stand |
|
| User |
|
|
|
10-04-2024, 10:15 - Wörter:
Ihr war hingegen sehr wohl aufgefallen, dass er sich ebenfalls in ein dunkles Grün gekleidet hatte, und sie beide somit auch rein äußerlich unmissverständlich zusammen gehörend gedacht werden konnten. Tatsächlich störte das Amira nicht im Geringsten, denn hier draußen in der freien Welt, war sie unbedarft und unerfahren. Das einstige Leben auf der Straße war zu weit weg und zu verschwommen, als dass sie sich daran noch hätte orientieren können, und noch dazu präsentierte sie heute eine ganz andere Persönlichkeit als damals. Sie würde nicht mehr an den vielbefahrenen Pfaden betteln müssen, sie war diejenige, die auf einem hohen Ross hindurch ritt, mit einem stattlichen Mann an ihrer Seite, der das Schwert sicherlich ohne Zweifel zu ihrem Schutz zücken würde. Und ja, sie fühlte sich bei ihm sicher. Trotz aller Differenzen würde sie bereits jetzt ihre Hand für ihn ins Feuer legen, dass er ihr keinen Schaden zukommen lassen würde.
Erst, als er für die Nuance eines Moments orientierungslos schien und sich in seiner Position weiter aufrichtete, bemerkte sie, dass sie ihn wohl gestört hatte. Das war nicht ihre Absicht gewesen und die Zähne knirschten in Unzufriedenheit über sich selbst. Zwar agierte sie nicht wie auf rohen Eiern um keine Fehler zu begehen, aber ebenso wenig wollte sie ihm lästig werden und vor allem unfreiwillig negativ auffallen. Wenn es Absicht wäre, sah die Sachlage schon wieder ganz anders aus. Aber er leitete diese Reise und musste neben den körperlichen Strapazen auch noch die Zeit und Umgebung im Blick behandeln, wie ihr nun gewahr wurde, so dass Ilyas eine entspannte Pause mehr als redlich verdient hatte. Und derzeit lag leider der Fall noch auf dieser Seite, dass ihre Anwesenheit oder ihre Worte nicht unbedingt zur Entspannung beitrugen. „Danke, Ilyas.“ Das war wohl das erste Mal, dass sie seinen Namen ausgesprochen hatte, und die Bedeutung wog schwerer, als es den Anschein hatte. Er respektierte ihre Wünsche und ließ sie die weiteren Pläne wissen, er hatte ihre Schmerzen bemerkt und war darauf eingegangen, und er reichte das Wasser zurück, als wäre es nicht die wertvollste Ressource der Wüste. Ihre Worte begleiteten einen Blick, fern jeglichen Manipulationsversuch oder Verführung, jeglicher Böswilligkeit und Spott. Mehr wie eine andere Art der Annäherung, als hätte sie sich bis jetzt verwehrt ihn wirklich so wahrzunehmen, wie es seine Handlungen und Taten reflektierten.
Amira nahm das Wasser entgegen und trank nochmals, und es fühlte sich immer noch nicht so an, als wäre es genug. Die Kehle brannte und sie wusste, sie war nicht für diese Art der Reisen gemacht. Aber sie würde den Teufel tun und sich viel eher die Zunge abbeißen, anstatt in irgendeiner Form das Unwohlsein kundzutun. Noch dazu hatten sie keine Wahl. Nur mehr ein paar Stunden und dann würde die Hitze verschwinden und sie wirklich zur Ruhe kommen können, ein Ziel vor Augen und damit aushaltbar. Die junge Frau bedankte sich nicht wörtlich, aber mit einem Nicken bei dem Beduinen und roch genüsslich an der kleinen Mokkatasse, sog das Aroma in sich ein. „Besser als im Palast“, flüsterte sie ihren Gedanken ausgesprochen und lächelte. Wie konnte das denn sein? Der Palast hatte die beste Qualität und doch schien ihr, als würde dieses Getränk hier eine ganz besondere Note bekommen. Der bittere Geschmack weckte die Lebensgeister und die daraufhin gegessene Dattel sorgte für einen süßen Nachgeschmack. Das Brot war bereits gut gewesen um den Magen zu fühlen, das hier war Nahrung für die Seele. „Das werde ich, aber vorher-“ Und sie sah sich um, bis sie den Leinenstoff gefunden hatte, in dem das Brot eingewickelt gewesen war. Weg von ihnen beiden wurde er ausgeschüttelt um den Sand daran zu entfernen, und mit wackeligen Beinen zwang sie sich wieder aufzustehen und ignorierte den Schmerz. Sie löste das große Tuch, das um ihren Körper gebunden war, und ließ es an seine Seite liegen. „Bleib, mach dir keine Sorgen. Ich hole dir etwas.“
Und hoffentlich würde er sie wirklich gehen lassen, denn sie blieb absichtlich in seinem Sichtfeld, als die wenigen Schritte weiter zu dem Schilfhain getätigt wurden. Amira spähte, ob sie denn nicht womöglich doch ein Krokodil irgendwo zwischen den Halmen sehen konnte – und fürchtete gleich, dass diese sich vermutlich verdammt gut tarnen konnten -, ehe sie die ersten Ausläufer des Wassers ausmachen konnte. Amira tauchte das Tuch in das so erfrischend, überraschend kühle Nass, bis es sich vollgesogen hatte, um es auszuwringen. Sie führte den nassen Stoff über Hals und Nacken, wrang es erneut, und fuhr mit ihrem Dekolletee und Schultern fort, bis zu den Armen. Der Schweiß und klebende Sand ließen sich abwischen, nun an dem Stoff behaftet, den sie gründlich an ihrem Ausläufer auswusch, bis sich kein Körnchen mehr darin verfangen hatte. Doch nun wieder kalt und sauber getaucht, wrang sie es erstmal nicht aus. Stattdessen hielt sie den tropfenden Lappen vor sich, als sie zu ihm zurückgekommen war, entfernte erst hier das überschüssige Wasser. Wer wusste schon, wie schnell ansonsten der Stoff bei dieser Hitze ausgetrocknet worden wäre. Amira kniete sich neben ihren Mann und sah ihn an, sichtbar unschlüssig geworden. Aber sie überzeugte sich selbst mit dem Gedanken, dass sie ihn hier weder direkt mit der Hand berührte, noch beabsichtigte ihn zu verführen. Wäre er krank, würde sie sich nicht weniger um ihn kümmern. Also begann sie an seiner Schläfe, der Stirn und dem Gesicht den Schweiß und Staub wegzunehmen, faltete das Tuch einmal herum und würde, wenn er es denn zuließe, mit seinem Hals und Nacken, und natürlich dem Bereich um seine Schlüsselbeine weitermachen, wobei hier und da schon Tuch mitsamt Hand ein Stück weit unter den Kaftan gelangen konnten. Sollte er sich allerdings auch dafür verwehren, bliebe ihm wohl nichts anderes übrig als es selbst zu tun.
Ohne viel weitere Worte zog sie schließlich ihr Dupatta wieder heran um es als Unterlage zu benutzen, als sie sich in den vom Schatten kühl gewordenen Sand legte. Amira lag auf der Seite und sah ihn noch eine Weile nachdenklich von unten an, ehe sie dann kurz in die Ferne blickte und stattdessen beschloss ihre Augen zu schließen.
|
|
|
|
| Unregistered |
| Ilyas El Mansouri |
|
|
|
| Alter |
|
| Beruf |
|
| Wohnort |
|
| Stand |
|
| User |
|
|
|
10-04-2024, 15:41 - Wörter:
Sie waren durchaus ein herrschaftliches Paar, gehüllt ihn edle Gewänder, auch wenn Ilyas das was er heute trug als seine Freizeitkleidung bezeichnen würde. Befand er sich im Dienst, war es immer noch, nach all den Jahren, seine Gardeuniform und sobald sie die größeren Städte der anderen Länder erreichten, waren diese definitiv wieder seine erste Wahl. Ilyas war niemand, der nicht gerne auch verkörperte was ihm auf den Schultern haftete…mal als Last, meistens aber als Ehre.
Seiner Frau würde es nicht anders gehen…ihre Kleidung zeichnete sie ab nun als eine Frau von Stand und Wert aus, die Stoffe waren edler, die Farben kräftiger, Verzierungen und aufgenähte Spitzen, Glöckchen und Goldfäden machten aus Amira der Namenlosen, Amira El Mansouri.
Ihr Mann war ermattet, längst nicht am Ende irgendwelcher Kräfte, dafür stand er zu gut im Leben und legte trotz beendetem Dienst eine sportliche Figur und Konstitution an den Tag, aber trotzdem machte ihm die Hitze zu schaffen. Der wenige Schlaf saß ihm in den ebenso schlecht gebetteten Knochen, der Rücken schmerzte, der Nacken verspannt… trotzdem erlaubte er sich kein Wort darüber. Als ob er vor der jungen Braut sein Gesicht auch nur ein Mú verlieren wollte und sich ihr als alter Kauz mit seinen Weh-Wehchen zeigte.
Als sie ihn beim Namen nannte, hatte sie seinen Blick seit längerem wieder für sich gewonnen. Es hörte sich noch ungewohnt aus ihrem Mund an, aber es kam selten vor, dass ihn Frauen mit Namen ansprachen, so verlangte es von die meisten ihn mit seinem Familiennamen anzusprechen und die wenigen anderen, die ihm überhaupt seinen Namen entlockten, gingen irgendwann zu Atemlosigkeit über und gaben nur noch andere Töne von sich. Innerhalb eines simplen Gespräches…tja, wann führte er das auch schon mit einer Frau?! So gut wie nie wäre die Wahrheit und deshalb klang es fremd, nicht aber unangenehm in seinen Ohren.
Besser als im Palast…so kleine Worte, aber egal wie nebensächlich sie waren, sie hatten an diesem bisherigen Tag die größte Wirkung, denn Ilyas…der lachte. Es war ein kurzes, wirklich ausgesprochen kurzes, tiefes Lachen..mehr ein lachender Laut als ein ausgewachsenes Lachen, aber eindeutig als das zu identifizieren was es war..ein Ding der Heiterkeit. „Anzunehmen. Die verstehen was von gutem Mokka, war schon immer so hier draußen.“, erklärte er kurz und nickte gleich darauf als sie erbat sich zu entfernen. Immerhin bestand auch die Möglichkeit dessen, dass sie austreten musste und er verspürte nicht den Zwang sie zu begleiten, solange sie sich nicht unbedingt sehr weit entfernte. Sie ging an das Wasser und auch er dachte kurz an ihre Überlegung von Krokodilen in den nahen Gewässern. Sein Blick schweifte über das Schilf um sie herum und auch wenn er chancenlos auf diese Entfernung wäre, nahm er sich vor sie zu beobachten. Vielleicht gefiel ihm aber auch was er sah…die Vorstellung vom kühlen Nass auf der Haut und zugegebenermaßen auch die Bewegungen ihrer Hände auf ihrem eigenen Körper. Er könnte eine Weile dabei zusehen, es versüßte die Rast hier im Schatten ungemein.
Erst als sie zurückkam, richtete er den Blick von ihr zur Seite weg. Sie musste nicht wissen, dass er sie beobachtet hatte und so sah er erst auf, als sich die dunkle Schönheit zu ihm kniete.
Die Augen gingen zu.
Wohltat.
Ilyas hatte selten eine solche Wohltat verspürt wie gerade. Das Tuch roch angenehm nach seiner jungen Braut. Ihr Geruch war ihm bereits ziemlich über gegangen, er erkannte sie an selbigen und das konnte kaum ein schlechter Umstand sein. Ihre liebevollen Bewegungen lockerten die angespannten letzten Muskeln in seinen Schultern und der Ältere nahm wieder eine bequemere Haltung an, die seinen Oberkörper in eine schrägere Position brachte und mit herabhängenden, auf dem Schoß in Zufriedenheit gefalteten Händen, ließ er sie gewähren.
Er kam nicht umhin innerlich enttäuscht zu sein als es vorbei war und der Wind die letzte Feuchtigkeit auf seiner Haut in Verbindung mit der sengenden Hitze auch schon wieder ausgetrocknet hatte. Amira hatte sich bereits zurückgezogen, ihr Tuch zur Unterlage umfunktioniert und er nahm den Blick von dort unten sehr wohl wahr, auch wenn er ihn nicht erwiderte. Stattdessen sah er in die Richtung in die sie reiten würden…solche Gedanken durfte er nicht zulassen, es war ein lästiger Automatismus, der Ilyas sofort zurück in seinen ‚Dienst‘ schickte. Gedanken über Gedanken. Sie sicher bis zu den Bergen zu bekommen und das Schiff rechtzeitig zu erreichen. Es klang nicht nach viel und selbst wenn die Prinzessin ein paar Stunden auf sie würde warten können ehe das Schiff zwingend ablegte, es kam ihm nichtmal im Traum in den Sinn etwas nur zur vollsten Zufriedenheit und Perfektion zu erledigen. Man durfte das gut und gerne einen krankhaften Zwang nennen. Die Gedanken kreisten, genauso wie die Fingerspitzen seiner ihr zugewandten Hand, die in ihr Haar gesunken war. Ein stummer Dank …kurzweilig und gut möglich auch etwas über deutlich spürbar an Vorsicht mit der er sich an sie herantastete. Es hörte schließlich genauso abrupt auf wie es begonnen hatte und das allgemeinen Schweigen überdauerte ihren Schlaf, insofern sie in fand und die Mittagshitze über ihren Köpfen.
Der Stand der Sonne war für den leidenschaftlichen Wissenschafter einfacher zu bestimmen als das Gemüt seiner Frau und so weckte er sie kaum dass der goldene Ball am Himmel die richtige Position gefunden hatte. Es blieb nur die Hoffnung auf Besserung der Schmerzen wenn sie abends zur Ruhe kämen, jetzt hieß es erstmal wieder die Zähne zusammenzubeissen und dass dies für Amira nötig war, konnte er jeder ihrer Bewegungen ablesen. Sie tat ihm leid, aber ändern konnte er es nicht und Rücksicht passte nicht in seinen Zeitplan.
Ab jetzt lief die Zeit im wahrsten Sinne rückwärts, die Sonne dem Horizont zu. Gleichzeitig zeigte sich der Gebirgskamm undnach Stunden der Qual zeichnete sich die Erlösung ab. „Du kannst die Tiere versorgen..kannst du das?“ Wollte er wissen als er selbst begann das winzige Ding, was sich nur mit Fantasie ein Zelt nennen durfte, auszupacken. Pflöcke und Knoten würden später zusammen mit Leinen einen Schutzschild bilden, der Sand und Wind recht gut abhielt, die Kälte allerdings weniger. Wieder eine Probe, die auf sie zukam.
Es galt das Zelt vor der Dunkelheit aufzubauen, eine kleine Öllampe diente als Lichtquelle und während Ilyas die letzten Handgriffe absolvierte, zeigten sich für Amira die erhofften aufziehenden Sterne der Milchstraße über ihnen.
|
|
|
|
|