04-05-2024, 07:55 - Wörter:
Homecoming
To the wolves' den
Die Tore zur Feste waren weit geöffnet und die ganze winterländische Hauptstadt strömte über die Brücke, Leif an der Spitze mit seinen Hauptmännern und Herzensbrüdern, gefolgt von Aleenas Kutsche. Im Hof stand die ganze Dienerschaft, ein bunter und sehr viel grobschlächtigerer Haufen als die geordnete Sippe der Frühlingsländer, und ihnen allen Voraus wartete seine Familie. Minus Reinka, die in Wolfsmark geduldig auf die Ankunft ihres Ehemannes wartete, aber das tat Leifs Freude keinen Abbruch. Mit einem breiten Grinsen von Ohr zu Ohr hielt er seinen Schimmel an und hievte sich trotz Rüstung und muskulärer Masse mit einer Leichtigkeit vom Sattel, die nur jemandem innewohnte, der Tag für Tag damit verbrachte, seinen Körper zu stählen. Die Rüstung schepperte gegeneinander und die Gurte, die seine Zweihandaxt auf dem Rücken hielten, rieben gegen das Reitleder, als er den Matsch unter sich zwang, den kraftvollen, schweren Schritten zu weichen, nur um sich in der Mitte des Hofes umzudrehen und seine Worte gegen alle hier Anwesenden zu richten. „Söhne und Töchter von Norsteading, ihr habt Eure Krieger wieder!“ Dem dröhnenden Bass seiner Stimme folgte ein Grölen, das ihn selbst überschattete. Es war ein unglaubliches Gefühl, sich von der Menge zu tragen, und Leif reckte seine Faust in die Luft. „Lasst uns unseren ersten Sieg gebürtig FEIERN!“ Seiner Faust folgten eine unbestimmte Anzahl anderer Fäuste, Männer jaulten, Frauen jubelten, Krieger klopften sich gegen den Brustpanzer und stampften mit den Füßen. Leif lachte aus voller Inbrunst. Es tat gut, wieder zu Hause zu sein.
Seine gewaltigen, beflügelten Schritte führten ihn schnell in die Kreise seiner Familie. Hier kümmerte man sich nicht um Etikette; schon gar nicht Freda, die ihren Sohn fest in die Arme schloss und sich nur schwer von ihm lösen wollte. Ariald forderte Leif mit seinem Blick heraus, weil ihm nicht entgangen war, dass Leif von einem ersten Sieg gesprochen hatte, und die Augen seines Sohnes sprühten Funken zurück, ehe eine Pranke auf seiner Schulter landete. „Wir sind stolz auf dich, Sohn. Willkommen zu Hause.“ Leifs Lachen verlor einen Herzschlag lang dessen Schärfe, während seine Brust sich mit Wärme füllte und er nickte seinem Vater zu, respektvoll und ebenbürtig. Wie lange dieser Moment anhielt, ließ sich nichtmal an einer Hand abzählen, denn schon tat der Kronprinz genau das, was der König bei ihm getan hatte, und klopfte mit seiner gewaltigen Pranke auf die Schulter seines jüngeren Bruders Jorin. Das wölfische Zähneblecken war zurück, auch als er seine Schwägerin weitaus rücksichtsvoller in den Arm nahm, dann Freja, und dann Luitwin über den Kopf wuschelte. Während man auch Aleena wieder in der Familie Willkommen hieß, war Leif schon beim letzten Geschwisterkind angekommen und es schien fast so, als hätte er sich die ganzen Wochen seine Freude aufgespart, nur um sie jetzt aus regelrecht jeder Pore auszustrahlen und seine Familie herauszufordern, es ihm gleichzutun. Swantje hatte gar keine andere Wahl, Leif entschied sich einfach, ihr Fliegengewicht unter den Achseln hochzuheben und sie kurzerhand hochzuheben. Nur beiläufig achtete er darauf, dass er sie nicht an die Seite drückte, wo die Klinge der Axt hinter seiner Schulter hervorragte, während er sich mit ihr auf dem Arm drehte und Aleena Platz machte, von Lindgard begrüßt zu werden. „Sag mal, ein Jahr älter und du bist trotzdem nicht gewachsen, hm? Soll ich das nächste Mal länger wegbleiben, damit du mehr Zeit hast?“, neckte er sie und dachte erst gar nicht daran, sie runterzulassen. Dieses Los zog man eben als Jüngste und Kleinste in einer Familie aus Kriegern und Dreiviertelstarken. „Alles Gute nachträglich, Swantje.“ Warum sah sie ihr eigentlich so verdammt ähnlich, hm?