10-05-2024, 15:39 - Wörter:
Unklar und diffus flammte etwas in ihrer Erinnerung auf. Es waren keine Worte, sondern Gefühle von Schwere und Trauer, von Verlust und Bedauern. Amira vermochte sich nicht mehr an die Erzählung selbst zu erinnern, aber an ihr Empfinden dabei und ihr Mitgefühl für ihn, das sie gemeinsam mit seiner jetzigen Korrektur verband. Er hatte einst geliebt. Ihr wurde klar, dass sie viel zu viel verlangte und ungerecht ihm gegenüber gedacht hatte. Hätte er sich plötzlich Hals über Kopf verlieben sollen nur, weil sie an ihn gebunden war? Das hätte ihr niemals gefallen können. Es wäre an ihr Heofader auf Knien dafür zu danken, dass ihr ein Mann geschenkt wurde, der nicht einem jeden Augenaufschlag den Hof machte, sie auf ihren Körper reduzierte oder sein kaufmännisches Ego gleich seinem dicken Bauch vor sich trug. Jederzeit hatte er ihre Wünsche respektiert, ihre Wunden versorgt, sie vor Gefahren bewahrt. Er gab so viel mehr, als sie jemals hätte erwarten können. Wie blind und taub war sie doch gewesen.
Bereits während sie ihm in den Nebenraum gefolgt war, lösten ihre Hände die Dupatta von ihrem Körper und schoben den Stoff von den Schultern, um ihn sorgsam gefaltet auf der Kommode im Schlafzimmer abzulegen, die nahe dem Torbogen stand, damit der edlen Kleidung nichts geschehe. Tatsächlich hatte Amira nie einen Gedanken an den Altersunterschied verschwendet, denn nicht nur schienen ihr jüngere Altersgenossen, die ihr im Palast begegnet waren, ungestüm und weltfremd, andererseits war er ein stattlicher Mann, der sich nicht in Konkurrenz zu denken brauchte. Und Amira bemerkte, wie er mit jedem Kleidungsstück, das seinen Körper verließ, immer attraktiver wurde. Die Sonne mochte ihren Tribut gezollt haben, die Kämpfe seine Haut geschunden, aber er war stark und erhaben, sie wollte ihn zu gerne berühren. Um ihn nicht zu sehr bei seinem Tun zu beobachten, wandte sie sich der kleinen Eisenschale zu und tröpfelte ein wenig des Duftöls nach, das von der darunter stehenden Kerze erhitzt wurde und sein Aroma im Bad verteilte. Die Luft war von den Dämpfen warm und schwer geworden und lockten effektiv zur Entspannung ein.
Erst, als sie anhand des Geräusches von Wasser gehört hatte, dass er in die Wanne gestiegen war, holte sie schließlich Notwendiges heran. Einen kleinen Schemel zum Sitzen, eine seifenartige Mixtur und Öl, einen dünnen Kamm mit einer kleinen Klinge, schärfer als jeder Säbel. Ein leerer Eimer wurde außen unter seinem Hinterkopf abgestellt und in einem Krug kühlte sie das kochende Wasser auf eine angenehme Temperatur herab, ehe sie schließlich an dem Kopfende des Zubers auf dem kleinen Hocker Platz nahm. Amira rollte ein weiches Leinentuch, das wohl eingewebte Wollfäden besaß, und griff Ilyas sanft in den Nacken. „Hier, das ist bequemer.“ Sie schob es in Position, damit er seinen Kopf darauf ablegen konnte und der zwar abgerundete, aber härtere Holzrand ihm nicht unangenehm wäre. Zunächst begann sie das Haar zu befeuchten und genoss es, ihre Finger sorgsam in seine Locken, die ob der Feuchtigkeit stärker zutage traten, sinken lassen zu können. Amira nahm sich die Zeit die Seife langsam und wohltuend in die Kopfhaut einzumassieren, um sie danach genau so gründlich wieder hinaus zu spülen. Sorgfältig, auf dass nicht ein einziger Tropfen über seine Stirn in das Gesicht fließen würde und ihn stören sollte. Nachdem sie die Restfeuchtigkeit mit einem Tuch abgetupft hatte, teils aus etwas längeren Strähnen gequetscht, reichten wenige Tropfen Öl verrieben auf der Handfläche aus, um es dann geschmeidig glänzen zu lassen.
Ihr gefiel es, sich ihm auf diese Weise widmen zu können, weswegen sie sich Zeit für jeden Schritt und alles Weitere nahm, zugleich bemüht so wenig seine Entspannung störend, wie es ihr möglich war. Mithilfe des Kamms stutzte sie längere Barthaare auf eine Länge zurück, und mit Vorsicht wurde die scharfe Klinge an seiner Haut bedient, dass es sich gar womöglich nur wie ein Seidentuch anfühlen würde. Ebenso hatte Amira darauf geachtet, dass keine Haare in seinem Badewasser landeten, sondern die einzelnen Härchen in den Eimer zu ihren Füßen fallen gelassen. Eine milde Salbe sollte die Hautstellen vor jeglicher Reizung bewahren, die wohl schon bereits eingezogen war, als sich ihr Daumen immer noch über seine Wange bewegte. Amira stellte den Tiegel ab und beugte sich ein wenig nach vorne, so dass sie Ilyas in einer lockeren Umarmung von hinten umfassten, die Arme bis zum Ellbogen somit ins Wasser getaucht und die Hände an seinen Schlüsselbeinen abgelegt. Es war eine langsame Bewegung gewesen ohne die Intention es einem Überfall gleich zu machen, indem ihre Finger abließen die Salbe weiter zu verteilen, über den Hals tiefer auf die Schulter glitten und wie selbstverständlich ihre Arme nachgezogen hatten. Ihr Kopf neben seinem, küsste sie ihn mit Geduld und zärtlich auf die Schläfe. „Ich danke dir“, flüsterte sie so leise, dass man es schon in zwei Metern Entfernung kaum mehr hätte hören können, „du bedeutest mir mehr, als der Schmuck.“
Amira zog ihren rechten Arm ein wenig zurück nur, um ihn leicht angewinkelt auf dem Rand des Zubers ablegen zu können. Ihre Hand blieb jedoch regungslos an seiner Schulter, denn sie wollte nicht, dass er sich manipuliert fühlte. Stattdessen legte sie ihren Kopf an ihrem Oberarm ab, bemerkte, was sie vermisst hatte: Ruhe. Vielleicht erwartete er, dass sie ging und ihn alleine ließ, vielleicht wäre es angemessen gewesen. Aber sie wollte nicht. Ilyas Gegenwart tat ihr gut und die lang ersehnte Entspannung drang in ihre Glieder, so unbequem ihre aktuelle Sitzposition auch war, so hart der Schemel, so verdreht ihr Körper. Sie konnte ihre Augen schließen und dennoch seinen Atem hören, seine Haut unter ihren Fingern spüren und wissen, dass er hier war. Sie mochte in diesem Moment einfach nur in seiner Gesellschaft bleiben und vielleicht, würde es ihm irgendwann auch gefallen sie um sich zu haben.
Bereits während sie ihm in den Nebenraum gefolgt war, lösten ihre Hände die Dupatta von ihrem Körper und schoben den Stoff von den Schultern, um ihn sorgsam gefaltet auf der Kommode im Schlafzimmer abzulegen, die nahe dem Torbogen stand, damit der edlen Kleidung nichts geschehe. Tatsächlich hatte Amira nie einen Gedanken an den Altersunterschied verschwendet, denn nicht nur schienen ihr jüngere Altersgenossen, die ihr im Palast begegnet waren, ungestüm und weltfremd, andererseits war er ein stattlicher Mann, der sich nicht in Konkurrenz zu denken brauchte. Und Amira bemerkte, wie er mit jedem Kleidungsstück, das seinen Körper verließ, immer attraktiver wurde. Die Sonne mochte ihren Tribut gezollt haben, die Kämpfe seine Haut geschunden, aber er war stark und erhaben, sie wollte ihn zu gerne berühren. Um ihn nicht zu sehr bei seinem Tun zu beobachten, wandte sie sich der kleinen Eisenschale zu und tröpfelte ein wenig des Duftöls nach, das von der darunter stehenden Kerze erhitzt wurde und sein Aroma im Bad verteilte. Die Luft war von den Dämpfen warm und schwer geworden und lockten effektiv zur Entspannung ein.
Erst, als sie anhand des Geräusches von Wasser gehört hatte, dass er in die Wanne gestiegen war, holte sie schließlich Notwendiges heran. Einen kleinen Schemel zum Sitzen, eine seifenartige Mixtur und Öl, einen dünnen Kamm mit einer kleinen Klinge, schärfer als jeder Säbel. Ein leerer Eimer wurde außen unter seinem Hinterkopf abgestellt und in einem Krug kühlte sie das kochende Wasser auf eine angenehme Temperatur herab, ehe sie schließlich an dem Kopfende des Zubers auf dem kleinen Hocker Platz nahm. Amira rollte ein weiches Leinentuch, das wohl eingewebte Wollfäden besaß, und griff Ilyas sanft in den Nacken. „Hier, das ist bequemer.“ Sie schob es in Position, damit er seinen Kopf darauf ablegen konnte und der zwar abgerundete, aber härtere Holzrand ihm nicht unangenehm wäre. Zunächst begann sie das Haar zu befeuchten und genoss es, ihre Finger sorgsam in seine Locken, die ob der Feuchtigkeit stärker zutage traten, sinken lassen zu können. Amira nahm sich die Zeit die Seife langsam und wohltuend in die Kopfhaut einzumassieren, um sie danach genau so gründlich wieder hinaus zu spülen. Sorgfältig, auf dass nicht ein einziger Tropfen über seine Stirn in das Gesicht fließen würde und ihn stören sollte. Nachdem sie die Restfeuchtigkeit mit einem Tuch abgetupft hatte, teils aus etwas längeren Strähnen gequetscht, reichten wenige Tropfen Öl verrieben auf der Handfläche aus, um es dann geschmeidig glänzen zu lassen.
Ihr gefiel es, sich ihm auf diese Weise widmen zu können, weswegen sie sich Zeit für jeden Schritt und alles Weitere nahm, zugleich bemüht so wenig seine Entspannung störend, wie es ihr möglich war. Mithilfe des Kamms stutzte sie längere Barthaare auf eine Länge zurück, und mit Vorsicht wurde die scharfe Klinge an seiner Haut bedient, dass es sich gar womöglich nur wie ein Seidentuch anfühlen würde. Ebenso hatte Amira darauf geachtet, dass keine Haare in seinem Badewasser landeten, sondern die einzelnen Härchen in den Eimer zu ihren Füßen fallen gelassen. Eine milde Salbe sollte die Hautstellen vor jeglicher Reizung bewahren, die wohl schon bereits eingezogen war, als sich ihr Daumen immer noch über seine Wange bewegte. Amira stellte den Tiegel ab und beugte sich ein wenig nach vorne, so dass sie Ilyas in einer lockeren Umarmung von hinten umfassten, die Arme bis zum Ellbogen somit ins Wasser getaucht und die Hände an seinen Schlüsselbeinen abgelegt. Es war eine langsame Bewegung gewesen ohne die Intention es einem Überfall gleich zu machen, indem ihre Finger abließen die Salbe weiter zu verteilen, über den Hals tiefer auf die Schulter glitten und wie selbstverständlich ihre Arme nachgezogen hatten. Ihr Kopf neben seinem, küsste sie ihn mit Geduld und zärtlich auf die Schläfe. „Ich danke dir“, flüsterte sie so leise, dass man es schon in zwei Metern Entfernung kaum mehr hätte hören können, „du bedeutest mir mehr, als der Schmuck.“
Amira zog ihren rechten Arm ein wenig zurück nur, um ihn leicht angewinkelt auf dem Rand des Zubers ablegen zu können. Ihre Hand blieb jedoch regungslos an seiner Schulter, denn sie wollte nicht, dass er sich manipuliert fühlte. Stattdessen legte sie ihren Kopf an ihrem Oberarm ab, bemerkte, was sie vermisst hatte: Ruhe. Vielleicht erwartete er, dass sie ging und ihn alleine ließ, vielleicht wäre es angemessen gewesen. Aber sie wollte nicht. Ilyas Gegenwart tat ihr gut und die lang ersehnte Entspannung drang in ihre Glieder, so unbequem ihre aktuelle Sitzposition auch war, so hart der Schemel, so verdreht ihr Körper. Sie konnte ihre Augen schließen und dennoch seinen Atem hören, seine Haut unter ihren Fingern spüren und wissen, dass er hier war. Sie mochte in diesem Moment einfach nur in seiner Gesellschaft bleiben und vielleicht, würde es ihm irgendwann auch gefallen sie um sich zu haben.
