02-07-2024, 22:35 - Wörter:
Also manchmal hatte Dunstan ganz komische Anwandlungen, wirklich. Was heißt da bitte Einladung? Was sollte die Frage? Es war doch eindeutig ganz klar, dass sie gemeinsam Abendessen würden. Die letzten Wochen, vermutlich schon Monate, waren sie fast schon zu einer Familie zusammen gewachsen und mal bei dem einen und dann dem anderen zum alltäglichen Leben. Eigentlich trennte man sich nur zur Nachtzeit. Da schlief dann doch jeder lieber in seinem eigenen Bett. Alles andere wäre auch wirklich zu unanständig. Dass sich die beiden Familien halfen und zur Seite standen, das war gute Nachbarschaft, da rümpfte kaum wer die Nase. Aber wenn etwa Dunstan bei Helena übernachten würde oder, Gott bewahre!, Helena frühmorgens aus Dunstans Kammer schleichen würde, dann wäre wohl Feuer am Dach und die Gerüchteküche wäre kaum mehr aufzuhalten. Dann würden sich Klatsch und Tratsch in der Straße verbreiten wie ein Lauffeuer. Das sollte nicht riskiert werden. Schließlich hatte Helena gerade erst das Trauerjahr für ihren verstorbenen Ehemann beendet, blöde Nachrede wollte sie sich da nicht umhängen.
Was aber nicht heißen sollte, dass sie nicht so viel Zeit wie möglich mit dem Schmied verbringen wollte. Also zumindest wenn es sich eben ergab. Natürlich hatte sie mit ihrem Geschäft auch anderes zu tun als ihm den Haushalt zu richten oder die Wäsche zu waschen, aber dafür kam er auch herüber und reparierte mal eine schiefe Türangel oder richtete die Kurbel am Brunnen, was eben so typisch männliches so anfiel. "Geh, Emma, bitte mach doch mal einen Blick nach draußen und sag mir, wie spät es ist!" von der Straße aus konnte man den nächsten Kirchturm gut sehen und damit natürlich auch die Uhr darauf. Und Uhrzeitlesen konnte Emma! "Gut, dass du daran denkst! Was bekommst du von mir für das Holz? Ich glaub wir haben noch, aber vermutlich hätte ich es wieder viel zu spät bestellt." bedankte sie sich bei Dunstan. Da hatte Anne sicherlich mehr ein Aug drauf als Helena. Eigentlich war sie ganz froh, dass die älteste Tochter in voller Vorfreude auf einen eigenen Hausstand sich um immer mehr Aufgaben annahm und so die Mutter entlastete, die dadurch mehr Zeit für das Geschäft (und den Nachbarn) hatte. "Bald sechs!" krähte Emma nach einem kurzen Weg nach draußen. "Na dann, sollten wir los!"
Ruckzuck waren die Kinder gesäubert und schon bewegte sich die Schar im Gänsemarsch hinüber ins Haus der Rathnells. "Da seid ihr ja!" begrüßte Anne das Grüpplein freudig. Auch sie hatte den Schmied lieb gewonnen. Ihrer Mutter hatte sie vor einigen Jahren sogar ganz verträumt anvertraut, dass Dunstan wirklich ein fescher Kerl wäre und sie ihn einmal heiraten wollte. Sicherlich eine gute Partie, aber das Alter war dann doch ein ausschlaggebender Faktor und das Mädchen entwuchs bald den kindlichen Schwärmereien. "Setzt euch, setzt euch, husch! Nicht Matthis, nicht naschen! Es gibt doch eh gleich zu essen. Pflanz dich auf deinen Sessel und lass den Topf in Ruhe!" Ein wahrer Flohzirkus hier, bis sich schlußendlich alle sechs irgendwie um den Tisch verteilt hatten. "So und nun lasst uns Dank sagen an Heofader." meinte Helena sanft und senkte den Kopf. Ob man nun daran glaubte oder nicht, das war egal, aber ein kleines Gebet brachet einfach Ruhe an den Tisch und ließ die Aufregung vor der Tür. "Von Deiner Gnad, Heofader, leben wir
und was hier gedeckt, kommt von Dir. Drum sagen wir Dir Dank und Preis, tritt segnend ein in unsern Kreis." Und kaum waren sie fertig, war der Raum erfüllt von klapperndem Geschirr und munteren Gesprächen.
Helena schmunzelte. Was könnte es schöneres geben als solch idyllisches Familienleben! Und während sich die Kinder gegenseitig von ihren Abenteuern und Erlebnissen berichteten, warf Helena nur einen Blick zu Dunstan. Sie war es gewohnt soviel Geselligkeit und Quirligkeit. Er musste sich vermutlich noch daran gewöhnen. Die meiste Zeit der Vergangenheit war er ja allein gewesen mit seiner Tochter. Das hier war dann schon eine gewisse Umstellung.
Es dauerte nicht lange, dann waren alle Mäuler gesättigt und alle Teller geleert. Der Abend läutete sich ein. "Mama, darf Ida heute hier schlafen?" irgendwie hatte Helena wohl den Anschluss an das Gespräch zwischen den Kindern verloren. "Das musst du Dunstan fragen, von mir aus gern." Anne, scheinbar schon designierte Hausherrin, ergriff erneut das Wort. "Gut, wenn ihr beide hier schlafen wollt, dann helft ihr mir aber noch mit dem Abwasch." darauf folgte ein großes Nörgeln "Keine Widerrede, ich hab schon genug allein geschuftet!" Helena hob abwehrend die Hände, als Matthis und Emma bei ihr Hilfe suchen wollten. "Ich bin auf Annes Seite. Sie hat so gut gekocht, da könnt ihr ihr doch ein wenig zur Hand gehen, hm?" Murrend ergaben sich die beiden Kleinen ihrem Schicksal und begaben sich unter Annes Rute. "Ich kehr dafür auf, gut?" warf die Mutter einen Blick zum Schmied. "Wenn du willst, kannst du dich draußen ein wenig in den Hof setzen." Dass sie gleich nachkommen würde, sprach sie nicht laut aus, aber es schwang wohl offensichtlich mit. Außerdem musste sie ja noch bei ihm die Wäsche wieder abnehmen, über Nacht blieb die nicht im Freien hängen.
Was aber nicht heißen sollte, dass sie nicht so viel Zeit wie möglich mit dem Schmied verbringen wollte. Also zumindest wenn es sich eben ergab. Natürlich hatte sie mit ihrem Geschäft auch anderes zu tun als ihm den Haushalt zu richten oder die Wäsche zu waschen, aber dafür kam er auch herüber und reparierte mal eine schiefe Türangel oder richtete die Kurbel am Brunnen, was eben so typisch männliches so anfiel. "Geh, Emma, bitte mach doch mal einen Blick nach draußen und sag mir, wie spät es ist!" von der Straße aus konnte man den nächsten Kirchturm gut sehen und damit natürlich auch die Uhr darauf. Und Uhrzeitlesen konnte Emma! "Gut, dass du daran denkst! Was bekommst du von mir für das Holz? Ich glaub wir haben noch, aber vermutlich hätte ich es wieder viel zu spät bestellt." bedankte sie sich bei Dunstan. Da hatte Anne sicherlich mehr ein Aug drauf als Helena. Eigentlich war sie ganz froh, dass die älteste Tochter in voller Vorfreude auf einen eigenen Hausstand sich um immer mehr Aufgaben annahm und so die Mutter entlastete, die dadurch mehr Zeit für das Geschäft (und den Nachbarn) hatte. "Bald sechs!" krähte Emma nach einem kurzen Weg nach draußen. "Na dann, sollten wir los!"
Ruckzuck waren die Kinder gesäubert und schon bewegte sich die Schar im Gänsemarsch hinüber ins Haus der Rathnells. "Da seid ihr ja!" begrüßte Anne das Grüpplein freudig. Auch sie hatte den Schmied lieb gewonnen. Ihrer Mutter hatte sie vor einigen Jahren sogar ganz verträumt anvertraut, dass Dunstan wirklich ein fescher Kerl wäre und sie ihn einmal heiraten wollte. Sicherlich eine gute Partie, aber das Alter war dann doch ein ausschlaggebender Faktor und das Mädchen entwuchs bald den kindlichen Schwärmereien. "Setzt euch, setzt euch, husch! Nicht Matthis, nicht naschen! Es gibt doch eh gleich zu essen. Pflanz dich auf deinen Sessel und lass den Topf in Ruhe!" Ein wahrer Flohzirkus hier, bis sich schlußendlich alle sechs irgendwie um den Tisch verteilt hatten. "So und nun lasst uns Dank sagen an Heofader." meinte Helena sanft und senkte den Kopf. Ob man nun daran glaubte oder nicht, das war egal, aber ein kleines Gebet brachet einfach Ruhe an den Tisch und ließ die Aufregung vor der Tür. "Von Deiner Gnad, Heofader, leben wir
und was hier gedeckt, kommt von Dir. Drum sagen wir Dir Dank und Preis, tritt segnend ein in unsern Kreis." Und kaum waren sie fertig, war der Raum erfüllt von klapperndem Geschirr und munteren Gesprächen.
Helena schmunzelte. Was könnte es schöneres geben als solch idyllisches Familienleben! Und während sich die Kinder gegenseitig von ihren Abenteuern und Erlebnissen berichteten, warf Helena nur einen Blick zu Dunstan. Sie war es gewohnt soviel Geselligkeit und Quirligkeit. Er musste sich vermutlich noch daran gewöhnen. Die meiste Zeit der Vergangenheit war er ja allein gewesen mit seiner Tochter. Das hier war dann schon eine gewisse Umstellung.
Es dauerte nicht lange, dann waren alle Mäuler gesättigt und alle Teller geleert. Der Abend läutete sich ein. "Mama, darf Ida heute hier schlafen?" irgendwie hatte Helena wohl den Anschluss an das Gespräch zwischen den Kindern verloren. "Das musst du Dunstan fragen, von mir aus gern." Anne, scheinbar schon designierte Hausherrin, ergriff erneut das Wort. "Gut, wenn ihr beide hier schlafen wollt, dann helft ihr mir aber noch mit dem Abwasch." darauf folgte ein großes Nörgeln "Keine Widerrede, ich hab schon genug allein geschuftet!" Helena hob abwehrend die Hände, als Matthis und Emma bei ihr Hilfe suchen wollten. "Ich bin auf Annes Seite. Sie hat so gut gekocht, da könnt ihr ihr doch ein wenig zur Hand gehen, hm?" Murrend ergaben sich die beiden Kleinen ihrem Schicksal und begaben sich unter Annes Rute. "Ich kehr dafür auf, gut?" warf die Mutter einen Blick zum Schmied. "Wenn du willst, kannst du dich draußen ein wenig in den Hof setzen." Dass sie gleich nachkommen würde, sprach sie nicht laut aus, aber es schwang wohl offensichtlich mit. Außerdem musste sie ja noch bei ihm die Wäsche wieder abnehmen, über Nacht blieb die nicht im Freien hängen.
