10-07-2024, 19:50 - Wörter:
An einem Nachmittag wie diesem, gab es für eine junge Dame ehrlich gesagt herzlich wenig zu tun. Eleanor war unverheiratet und nicht die älteste Tochter der Familie - insofern hatte sie nur wenige Pflichten im Haushalt. Die meisten Aufgaben wurden ohnehin von irgendwelchen Angestellten erledigt, doch die Haushaltsführung oblagen Mutter und Hortense. Da zweitere jedoch meist mit Gebeten und dem Rezitieren derselben beschäftigt war, sprang Constance ein, wo immer sie nur konnte. Sie war zwar eine bereits verlobte Tochter des Hauses, doch der Mann, der sich ihr versprochen hatte, weilte als Ritter noch immer in der eroberten Stadt und half dort mit, sie bei der Verteidigung zu unterstützen. Eleanor hielt dies für äußerst nobel und irgendwie auch romantisch. Sie beneidete Constance ein wenig dafür, ... oder auch für alles andere, denn sie war einfach eine perfekte junge Frau und ein gutes Vorbild für die jüngeren Cherrington-Mädchen, zu denen auch Eleanor sich zählte - obwohl sie schon längst im heiratsfähigen, besten Alter war.
Was also blieb einer jungen Frau? Natürlich... sich der Kunst zuzuwenden. Zumindest tat Eleanor dies, wenn sie nicht gerade mit einer Kochschürze und einem Nudelholz der Köchin im Weg stand, weil sie beim Backen helfen wollte.
Eleanor saß also im Garten, der zum Anwesen gehörte und der auch in der aktuellen Jahreszeit noch die schönsten Blüten zeigte.
Des Baches Flüstern, klar und rein,
Trägt sanfte Botschaft weithin ran,
Von Lachen, Liebe, stiller Zeit,
Von Harmonie in Waldesweit.
Blütenblätter, sanfter Regen,
Küssen sacht der Erde Wegen,
Als wollten sie verspreichen leis,
Dass Frieden kommt in Frühlingskreis.
O Frühling, Hauch so leicht und fein,
Bring Hoffnung, Trost in jedes Heim.
In jeder Knospe, jedem Blatt,
Find' Ruhe hier, in stiller Tat
Eleanors Feder hielt inne und mit der Spitze strich sie sich über die fast ein wenig angebräunte Wange, während sie darüber nachdachte, ob dieses Gedicht es wohl wert war, in Gesellschaft vorgetragen oder dem König zugeschickt zu werden. Ja, Frieden musste wieder einkehren in Walleydor. Dies war sicherlich der fromme Wunsch vieler junger Frauen, die darauf warteten, dass jemand der Ihren heimkehrte.
"Besuch für Lady Eleanor", sprach der betagte treue Diener der Cherringtons in das ruhige Flüstern des Windes hinein und Eleanor hob überrascht den Kopf. Auch ihre Schwester Mae blickte von ihren Sachen auf und schob die Augenbrauen zusammen. "Sicherlich wegen deiner Tasche, Norie", vermutete Mae scharfsinnig. "Alden Sutherland, Lord of Hazelbrook, erwartet Sie im Salon, Milady", ergänzte der Diener, denn er wusste nichts von einer Tasche.
Nach einem Augenblick des Wunderns, stand schließlich Mae als erste auf und schob dann auch Eleanor an der Schulter an. "Du kannst ihn doch unmöglich warten lassen!", erklärte ihre sechzehnjährige Schwester mit den viel zu gescheiten Augen. Doch in Eleanor drehte sich alles. Der Ritter, der die gestrige Situation so rasch in Bahnen gebracht hatte, hatte ihr durchaus imponiert. Es gefiel ihr, wenn jemand sich für eine schwierige Angelegenheit verantwortlich zeichnen und diese ruhig regeln konnte. Mit einem Räuspern stand sie schließlich auf und rollte ihr Pergament zusammen, auf dem sie geschrieben hatte. "Das wirst Du nicht brauchen", erinnerte Mae sie, doch Eleanor wollte sich nicht davon trennen. Da scheinbar keiner der Erwachsenen zugegen war oder Zeit hatte, entschied die sechzehnjährige kurzerhand, als Anstandsdame einfach mitzugehen. Zumal es nicht häufig vorkam, dass sich irgendwelche Lords hier her verirrten. Mae MUSSTE das sehen.
Gemeinsam gingen die Schwestern also in den Salon. Der Diener öffnete ihnen die Tür, kündigte sie an und schloss dann wieder hinter ihnen. "Lady Eleanor Cherrington; Lady Mae Cherrington", sprach er. "Bring' uns doch ein wenig Tee", orderte Mae sogleich und zeigte damit, dass sie auch ungewöhnlichen Situationen rasch Herr werden konnte. Eleanor nickte dem Diener nur zu und sodann knicksten die beiden Damen. Ein angemessener, vollendeter Knicks, wenngleich vermutlich nicht ganz so ausschweifend wie die Knickse, die Alden bei Hof begegneten.
Nachdem Mae sie mit der Schulter angestupst hatte, ergriff Eleanor endlich das Wort. Es war auch für Fremde ganz leicht zu erkennen, dass Eleanor auch in ihrer heimischen Umgebung schnell und gerne ausgebootet wurde durch charakterstarke und vielleicht sogar aufdringliche Geschwister. "Lord Alden, was für eine Überraschung!", sagte sie mit ehrlicher Herzlichkeit im Gesicht. Ja, sie freute sich durchaus, ihn so schnell wieder zu sehen. "Wie ist es dem Kronprinzen ergangen? Hat er sich gut von dem Schrecken erholen können?
Ich hoffe, er ist wieder wohlauf!", erklärte sie erst, denn natürlich war es das Wichtigste, sich nach dem Thronerben zu erkundigen. Zumal sie dies mit aufrichtiger Sorge tat. "Das war gestern eine sehr aufregende Situation", erklärte sie auch nochmals ihr Verständnis für den aufgebrachten Prinzen - immerhin war auch sie selbst reichlich überfordert gewesen. "Was verschafft mir die Ehre Eures Besuchs?", erkundigte sie sich, nachdem alle wieder Platz genommen hatten. Da Mae offenbar wirklich vor hatte, sich trotz Neugierde nicht am Gespräch zu beteiligen, nahm sie in einer Ecke des Zimmers Platz und begann, sich auf eine Handarbeit zu konzentrieren. Damit verhielt sie sich genau so, wie man es von einer wohlerzogenen Schwester erwarten durfte. Sie achtete auf alles, hielt die Ohren offen und verhielt sich ansonsten still.
Eleanor, die offenbar in ihrem Leben noch nicht viel persönlichen Besuch bekommen hatte, überlegte, wie sie ihren Gast unterhalten konnte bis der Tee hereingebracht wurde. Doch wo sollte sie nur beginnen?
Was also blieb einer jungen Frau? Natürlich... sich der Kunst zuzuwenden. Zumindest tat Eleanor dies, wenn sie nicht gerade mit einer Kochschürze und einem Nudelholz der Köchin im Weg stand, weil sie beim Backen helfen wollte.
Eleanor saß also im Garten, der zum Anwesen gehörte und der auch in der aktuellen Jahreszeit noch die schönsten Blüten zeigte.
Des Baches Flüstern, klar und rein,
Trägt sanfte Botschaft weithin ran,
Von Lachen, Liebe, stiller Zeit,
Von Harmonie in Waldesweit.
Blütenblätter, sanfter Regen,
Küssen sacht der Erde Wegen,
Als wollten sie verspreichen leis,
Dass Frieden kommt in Frühlingskreis.
O Frühling, Hauch so leicht und fein,
Bring Hoffnung, Trost in jedes Heim.
In jeder Knospe, jedem Blatt,
Find' Ruhe hier, in stiller Tat
Eleanors Feder hielt inne und mit der Spitze strich sie sich über die fast ein wenig angebräunte Wange, während sie darüber nachdachte, ob dieses Gedicht es wohl wert war, in Gesellschaft vorgetragen oder dem König zugeschickt zu werden. Ja, Frieden musste wieder einkehren in Walleydor. Dies war sicherlich der fromme Wunsch vieler junger Frauen, die darauf warteten, dass jemand der Ihren heimkehrte.
"Besuch für Lady Eleanor", sprach der betagte treue Diener der Cherringtons in das ruhige Flüstern des Windes hinein und Eleanor hob überrascht den Kopf. Auch ihre Schwester Mae blickte von ihren Sachen auf und schob die Augenbrauen zusammen. "Sicherlich wegen deiner Tasche, Norie", vermutete Mae scharfsinnig. "Alden Sutherland, Lord of Hazelbrook, erwartet Sie im Salon, Milady", ergänzte der Diener, denn er wusste nichts von einer Tasche.
Nach einem Augenblick des Wunderns, stand schließlich Mae als erste auf und schob dann auch Eleanor an der Schulter an. "Du kannst ihn doch unmöglich warten lassen!", erklärte ihre sechzehnjährige Schwester mit den viel zu gescheiten Augen. Doch in Eleanor drehte sich alles. Der Ritter, der die gestrige Situation so rasch in Bahnen gebracht hatte, hatte ihr durchaus imponiert. Es gefiel ihr, wenn jemand sich für eine schwierige Angelegenheit verantwortlich zeichnen und diese ruhig regeln konnte. Mit einem Räuspern stand sie schließlich auf und rollte ihr Pergament zusammen, auf dem sie geschrieben hatte. "Das wirst Du nicht brauchen", erinnerte Mae sie, doch Eleanor wollte sich nicht davon trennen. Da scheinbar keiner der Erwachsenen zugegen war oder Zeit hatte, entschied die sechzehnjährige kurzerhand, als Anstandsdame einfach mitzugehen. Zumal es nicht häufig vorkam, dass sich irgendwelche Lords hier her verirrten. Mae MUSSTE das sehen.
Gemeinsam gingen die Schwestern also in den Salon. Der Diener öffnete ihnen die Tür, kündigte sie an und schloss dann wieder hinter ihnen. "Lady Eleanor Cherrington; Lady Mae Cherrington", sprach er. "Bring' uns doch ein wenig Tee", orderte Mae sogleich und zeigte damit, dass sie auch ungewöhnlichen Situationen rasch Herr werden konnte. Eleanor nickte dem Diener nur zu und sodann knicksten die beiden Damen. Ein angemessener, vollendeter Knicks, wenngleich vermutlich nicht ganz so ausschweifend wie die Knickse, die Alden bei Hof begegneten.
Nachdem Mae sie mit der Schulter angestupst hatte, ergriff Eleanor endlich das Wort. Es war auch für Fremde ganz leicht zu erkennen, dass Eleanor auch in ihrer heimischen Umgebung schnell und gerne ausgebootet wurde durch charakterstarke und vielleicht sogar aufdringliche Geschwister. "Lord Alden, was für eine Überraschung!", sagte sie mit ehrlicher Herzlichkeit im Gesicht. Ja, sie freute sich durchaus, ihn so schnell wieder zu sehen. "Wie ist es dem Kronprinzen ergangen? Hat er sich gut von dem Schrecken erholen können?
Ich hoffe, er ist wieder wohlauf!", erklärte sie erst, denn natürlich war es das Wichtigste, sich nach dem Thronerben zu erkundigen. Zumal sie dies mit aufrichtiger Sorge tat. "Das war gestern eine sehr aufregende Situation", erklärte sie auch nochmals ihr Verständnis für den aufgebrachten Prinzen - immerhin war auch sie selbst reichlich überfordert gewesen. "Was verschafft mir die Ehre Eures Besuchs?", erkundigte sie sich, nachdem alle wieder Platz genommen hatten. Da Mae offenbar wirklich vor hatte, sich trotz Neugierde nicht am Gespräch zu beteiligen, nahm sie in einer Ecke des Zimmers Platz und begann, sich auf eine Handarbeit zu konzentrieren. Damit verhielt sie sich genau so, wie man es von einer wohlerzogenen Schwester erwarten durfte. Sie achtete auf alles, hielt die Ohren offen und verhielt sich ansonsten still.
Eleanor, die offenbar in ihrem Leben noch nicht viel persönlichen Besuch bekommen hatte, überlegte, wie sie ihren Gast unterhalten konnte bis der Tee hereingebracht wurde. Doch wo sollte sie nur beginnen?
