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Some call it chaos, we call it family
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Reinka Norrholm
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#7
Reinka musste die in ihr wohnende Selbstbeherrschung aufbringen, um Jorins Hand, die er auf ihre gelegt hatte, nicht wegzuschlagen, denn es hätte bedeutet, dass damit vermutlich auch ein paar Teller und Becher geflogen wären, die der Erosion ihrer Wut und ihres Abscheus nicht standgehalten hätten. Noch nie hatte Reinka Mitleid ihr gegenüber ertragen. Noch nie hatte sie gewollt, dass man sie mit tränenfeuchten Augen ansah und sie dafür bedauerte, dass sie sich ein Bein gebrochen, oder in einem Wettkampf unter den Kindern in der Gegend verloren hatte. Noch nie hatte sie ertragen können, dass jemand mehr unter ihrer Verletzung litt als sie. Sie wusste, dass Jorin es gut meinte, aber seine Hand auf der ihren zu akzeptieren, kostete sie jegliche Kraft, die in ihren, von einer dauerhaften Müdigkeit geplagten, Knochen steckte.
Zu ihrem Glück war auf Leif Verlass. Ihr war immer lieber gewesen, wütend anstatt ihrer eigenen Verletzlichkeit gewahr zu sein. Wut war ein besseres Gefühl, eines, das zu etwas führen konnte, zumal sie überhaupt nicht wusste, wie sie mit den zahlreichen, instabilen Emotionen in ihr umzugehen hatte. „Frage mich das noch ein einziges Mal, Leif Stelhammer, und du würdest dir wünschen, du hättest mir eine Kinderaxt gegeben, wenn ich dich an den Ohren aus dem Raum hinaus und auf den Trainingsplatz schleife, wo du unter Wimmern mich bitten wirst, doch lieber zu weinen.“, knurrte die älteste Schwester in dem Rudel Barbaren und blinzelte eine offensichtliche Träne weg, in der Hoffnung, dass ihre Worte deutlich genug waren, dass die seltsame, salzige Feuchtigkeit in den nächsten Stunden – und verbleibenden Tagen – großzügig ignoriert werden würde. Jetzt flocht die Prinzessin von Wolfsmark ihre Finger zwischen Jorins und übte dort einen sachten Druck aus, eine stumme Nachricht an den jungen Mann, dass ihre Drohung ebenso ihm galt.

Instabilität war es schließlich auch, die bewirkte, dass Reinkas Gefühle ein weiteres Mal umschwenkten. Von der seltsamen Sentimentalität entfernten sie sich zusehends, denn, wie Leif, dachte und arbeitete Reinka ebenso zielorientiert. Jorin war an sie beide herangetreten mit einem Problem, für das er keine Lösung fand, und die Prinzessin wusste, es ging nicht um Enkelkinder. Nicht direkt. Tadelnd schnalzte sie mit der Zunge. „Wenn deine Frau nicht will, dass du das mit uns besprichst, solltest du das tunlichst vermeiden, Bruder.“, wies sie Jorin streng zurecht, nachdem dieser jenes Detail preisgegeben hatte. Leifs Ratschläge waren dahingehend hilfreicher, weshalb Reinka sich von dem Tadel in ihr verabschiedete, um, da es nun einmal bereits geschehen und das Thema über Lindgards Konstitution eröffnet worden war, wenigstens etwas Konstruktives beitragen zu können.
Sie kannte Lindgards Geschichte. Wie sie es geschafft hatte, ihren Peiniger zu töten, ihm zu entfliehen, mit ihrer eigenen Kraft, mit ihrem eigenen Messer, und ihrem eigenen Willen. Sie wusste über die Gefühle der Menschen, die diese Geschichte erzählten. Manche waren voller Bewunderung und Ekstase, andere – ihr Vater, Reinkas Schwiegervater – voll Sorge. Und Wut.
Und dann war sie wieder da. Auch Reinka empfand Wut. Dieses Mal richtete sie sich nicht gegen einen ihrer Brüder, oder gegen sie selbst, weil sich Reinka in dem Zustand, in welchem sie sich befand, nicht kannte oder mochte. Ihre Wut richtete sich gegen den Grund für das, was Lindgard verarbeiten musste, was ihr zusetzte, sie quälte, sie vermutlich nachts nicht schlafen ließ, und wenn doch, dann mit fürchterlichen Träumen, wie Jorin bestätigt hatte. Reinka hatte diese Erfahrung nicht gemacht. Nie hatte es jemand gewagt, Hand an sie zu legen. Jeder hätte gewusst, dass der Preis dafür der Verlust dieser Hand gewesen wäre. Jedoch verfügte Reinka über Ohren. Und über ein Herz, das sie gut zu verstecken und noch besser zu beschützen wusste. Ihr Herz konnte fühlen und empfinden und es war in der Lage, Recht von Unrecht zu unterscheiden und in der Machtlosigkeit ihren Magen dazu zu bringen, sich maßlos zu übergeben.
Ihr Herz würde beschützen. Bis aufs Blut würde sie das Kind in ihrem Leib, über den ihre Finger sachte strichen, vor Unrecht beschützen.
Schweigend saß sie da, während Leif seine Vorschläge brachte, und sie hob lediglich wenig ihren Kopf, als ihr Bruder aufstand, um die Tür zu schließen und den Geschwistern den privaten und geschützten Raum zu geben, den sie brauchten.

Ihn wandte sie anschließend Jorin zu.
„Du kannst das versuchen, jedoch denke ich, und ich glaube, du wirst es nicht gern hören, dass sich damit nichts beschleunigen lässt.“ Ihre Stimme war sanft. Sie war leise. Und jetzt war es Reinka, die nach Jorins Hand griff. Mit dieser Geste wollte sie ihrem Bruder Mut zusprechen. Es war eine Sache, einen Feind zu konfrontieren, ihm Auge in Auge gegenüberzustehen, ihm mit einer riesigen Axt Angst einzujagen, und ihn schließlich mit dieser zu fällen. Es war ein Leichtes, dies zu tun, wenn der Feind offensichtlich war, wenn er aus Haut, Fleisch, Knochen und Blut bestand, wenn es Indikationen dafür gab, wann er seinen letzten Atemzug tat, ehe er für immer ausgelöscht war.
Der Feind in Lindgards Bett war eine perfidere Bedrohung. Er war auf den ersten Blick nicht auszumachen, er kannte keine Schwachstellen, war nicht zu fällen mit einer Axt. Und doch war er übermächtig. Nacht für Nacht.
Mut benötigte Jorin. „Es wird dauern.“, behauptete die Prinzessin, die sich mit ihrer größten Angst konfrontiert sah. Hilflosigkeit. Hilflos wollte sie sich niemals fühlen, was auch ein Grund dafür war, weshalb sie das Mitleid anderer verabscheute. Sie wollte die Zügel für ihr Seelenheil stets in ihrer eigenen Hand halten. Und damit löste Reinka ihre Hand von Jorins. Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück, ließ ihren Blick über den Tisch und den Käse schweifen, der ihr so gut schmeckte, griff nach einem Stück und fragte, ohne ihren Blick wieder zu heben: „Weint sie?“
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Nachrichten in diesem Thema
Some call it chaos, we call it family - von Jorin Stelhammer - 20-06-2024, 17:15
RE: Some call it chaos, we call it family - von Reinka Norrholm - 28-06-2024, 19:18
RE: Some call it chaos, we call it family - von Jorin Stelhammer - 01-07-2024, 15:27
RE: Some call it chaos, we call it family - von Reinka Norrholm - 22-07-2024, 16:55
RE: Some call it chaos, we call it family - von Jorin Stelhammer - 12-08-2024, 21:18
RE: Some call it chaos, we call it family - von Reinka Norrholm - 15-09-2024, 17:35

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