22-07-2024, 22:34 - Wörter:
"Aber Mamaaaaaa" dehnte der junge Bursch auch wirklich jeden vorhandenen Vokal bis ins Unendliche. Seine ganze Haltung zeugte von Missmut und Unverständnis, die Schultern dramatisch zu Boden gerichtet, das Kinn trotzig in die Höhe geworfen und die Augen rollten wie ein Ochsenkarren auf ungebremster Talfahrt. "Ich hab wirklich meine Hausaufgabe schon fertig. Ganz ehrlich. Du brauchst die nicht kontrollieren." stampfte er nun mit Nachdruck auch noch mit dem Fuß auf. "Nichts da, Matthis. Deine Lehrerin hat mir letztens doch erst gesagt, dass du mit deinen Übungen in Mathematik hinterherhinkst. Also, zeig mal her." blieb Helena standfest. Es half ja doch nichts. Wenn er die Klasse nicht abschließen würde, dann wäre erst recht ein Geschrei und Gezeter. Denn dann würden alle seine Freunde weiter gehen und er müsste am Schlimmsten die Klasse wiederholen mit ganz anderen Kindern, die er weder kannte noch - vermutlich - kennen lernen wollte. Gerade in dem Alter würden ihn vermutlich Scham und pubertäres Ego gehörig einen Knacks versetzen. Und das galt es zu verhindern, auch wenn Helena nicht gerne streng war. Schon, eigentlich schon, aber das Trauerjahr nach dem Tod des Vaters war für alle schwierig gewesen und so war Helena vermutlich nachgiebiger, als sie es hätte sein sollen. "Aber du hast versprochen ich darf zu Dunstan rüber." versuchte es Matthis erneut seine Mutter milde zu stimmen. "Da hast du Recht, aber erst nachdem ich deine Hausaufgaben kontrolliert habe." was zum Glück noch kein Problem war. Noch war der Stoff nicht so elaboriert, dass sie sich nicht mehr an ihre eigene Schulzeit zurück erinnern könnte. Mit Nachdruck streckte Helena die Hand aus und winkte die Hefte heran. Der Knabe ergab sich seinem Schicksal und seufzte theatralisch auf. "Du bist so gemeiiiiiiiiiin" und wieder waren die Vokale so lang wie ein ausgedehnter Furz. Es half einfach nichts, was sein musste, musste nun mal sein. Und solang es Ruhe gab in der Schneiderei, hatte Helena auch Zeit sich um die Erziehungspflichten einer Mutter zu kümmern.
Wie aber das Schicksal nunmal so wollte, das generell nie so tat, wie man es gerne hätte oder wie es am Besten wäre, sondern mit eigenem Willen und absolutem Sinn für Humor gern mal einen Pfeil quer schoß, öffnete sich just in dem Moment, als Matthis sein Schulbuch übergeben wollte, die Tür. Oder stand da schon länger jemand, nur Helena hatte den Kundenbesuch gar nicht erst bemerkt? Das konnte durchaus auch sein. Anscheinend wurde selbst die sonst so scharfsinnige Geschäftsfrau mit dem Alter ein wenig unaufmerksam, blind und taub und manchmal sogar ein wenig deppert. Zum Glück hielten sich die scheinbar altersbedingten Senilitätsanflüge aber noch in Grenzen, überraschten Helena aber gerade deshalb umso mehr. "Iórunn!" gab sie ihrem Erstaunen Luft. Freudig stand sie von ihrem Hocker auf, der eindeutig zu niedrig war um der Bewegung Eleganz zu verleihen, und kam auf die Winterländerin zu, die mit immer gleichem säuerlichen Gesichtsausdruck in der Tür stand. Diesmal allerdings meinte Helena, wenn sie denn ihr Scharfsinn nicht verlassen hatte, ein wenig Wehmut in der Miene versteckt zu glauben. "Na was machst du denn da? Ich hab dich nicht vor nächstem Monat erwartet. Wobei, eigentlich erwarte ich dich nie und freu mich immer dich zu sehen!" lächelte Helena breit und wollte Iórunn schon umarmen. Matthis, immer der spitzfindige Knirps, wusste die Chance zu nutzen, legte das Schulbuch auf den eben verlassenen Hocker und huschte an der Mutter vorbei. "Mein Schulbuch liegt dort ich bin bei dunstan viel spaß und bis zum abendessen tschüüüüüsssss" war es eine Wortwurst, die ihn schallend verfolgte, und noch ehe die letzte Silbe gesprochen war, verschwand der Bursch auch schon in der benachbarten Schmiede.
Helena sah an der Blonden vorbei und wollte schon zu einem Tadel ansetzen, vielleicht gar versuchen den Sohnemann wieder zurück zu beordern. Aber ehrlich gesagt, das wäre vollkommen sinnlos. Also seufzte Helena nur auf und ließ es gut sein. Die befreundete Marketenderin war eine liebe Abwechslung. "Erzähl, wie geht es dir? Was zu trinken? Was gibt es Neues?" schob sie die Eisprinzessin weiter in den Verkaufsraum.
Wie aber das Schicksal nunmal so wollte, das generell nie so tat, wie man es gerne hätte oder wie es am Besten wäre, sondern mit eigenem Willen und absolutem Sinn für Humor gern mal einen Pfeil quer schoß, öffnete sich just in dem Moment, als Matthis sein Schulbuch übergeben wollte, die Tür. Oder stand da schon länger jemand, nur Helena hatte den Kundenbesuch gar nicht erst bemerkt? Das konnte durchaus auch sein. Anscheinend wurde selbst die sonst so scharfsinnige Geschäftsfrau mit dem Alter ein wenig unaufmerksam, blind und taub und manchmal sogar ein wenig deppert. Zum Glück hielten sich die scheinbar altersbedingten Senilitätsanflüge aber noch in Grenzen, überraschten Helena aber gerade deshalb umso mehr. "Iórunn!" gab sie ihrem Erstaunen Luft. Freudig stand sie von ihrem Hocker auf, der eindeutig zu niedrig war um der Bewegung Eleganz zu verleihen, und kam auf die Winterländerin zu, die mit immer gleichem säuerlichen Gesichtsausdruck in der Tür stand. Diesmal allerdings meinte Helena, wenn sie denn ihr Scharfsinn nicht verlassen hatte, ein wenig Wehmut in der Miene versteckt zu glauben. "Na was machst du denn da? Ich hab dich nicht vor nächstem Monat erwartet. Wobei, eigentlich erwarte ich dich nie und freu mich immer dich zu sehen!" lächelte Helena breit und wollte Iórunn schon umarmen. Matthis, immer der spitzfindige Knirps, wusste die Chance zu nutzen, legte das Schulbuch auf den eben verlassenen Hocker und huschte an der Mutter vorbei. "Mein Schulbuch liegt dort ich bin bei dunstan viel spaß und bis zum abendessen tschüüüüüsssss" war es eine Wortwurst, die ihn schallend verfolgte, und noch ehe die letzte Silbe gesprochen war, verschwand der Bursch auch schon in der benachbarten Schmiede.
Helena sah an der Blonden vorbei und wollte schon zu einem Tadel ansetzen, vielleicht gar versuchen den Sohnemann wieder zurück zu beordern. Aber ehrlich gesagt, das wäre vollkommen sinnlos. Also seufzte Helena nur auf und ließ es gut sein. Die befreundete Marketenderin war eine liebe Abwechslung. "Erzähl, wie geht es dir? Was zu trinken? Was gibt es Neues?" schob sie die Eisprinzessin weiter in den Verkaufsraum.
