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windmills of your mind
21.08.1016 - 17:00
Straße in Richtung King's Portal
Belisarius Caderitor Elithea Trakas

Unregistered
Elithea Trakas
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#10
In die sanfte Stille der aufkeimenden Nacht, begleitet vom malerischen Abendrot der untergehenden Sonne, mischte sich nichts außer dem ruhigen Atem des seltsamen Paares, der in bedächtigem Einklang einen gemeinsamen Rhythmus fand. Wie Pinselstriche geführt von meisterhafter Künstlerhand zogen die Wolken getaucht in harmonischen Pastellfarben lautlos über den Himmel. Die Blüten der schwankenden Feldblumen schlossen allmählich nach und nach ihr Köpfchen, neigten ihr Haupt müde zu Boden. Selbst die Vögel stimmten ein anderes, trägeres Lied ein, besangen den Abend, bis auch die den Stimmen der Nacht Platz machten und sich die Luft füllte mit dem gleichförmigen Zirpen der Grillen. Die Welt schien sich langsamer zu drehen, sich selbst in wohlverdienten Schlaf wiegen zu wollen und mit ihr alle, die auf ihrer Oberfläche lebten und atmeten.

In dieser sanften Stille schien Elitheas Licht noch wärmer und behaglicher, hüllte nicht nur sie ein, sondern auch eben jenen Schattenmeister, an dessen Seite sie ihren müden Körper schmiegte. Endlich, so schien es ihr, endlich hatte das Treiben ein Ende. Endlich musste sie sich nicht mehr eilen, sich hetzen und jagen lassen, fliehen und davonlaufen, sich umdrehen, immerzu den Geifer der Gefahr im Nacken. Endlich wähnte sie sich in Sicherheit und auf perfide Art und Weise angekommen, auch wenn sie nur auf der Erde neben einem stinkenden Karren saß. Die letzten Wochen waren gezeichnet von einem Drang, einem Drängen, das sie nirgendwo zur Ruhe kommen ließ, ihr keine Zeit erlaubte durchzuatmen oder nachzudenken, sie fernhielt von der Trauer um ihren Vater und die Angst um ihre Zukunft. Und wenn es nicht der Gewaltmarsch selbst war, der an ihren Kräften gezehrt hatte und sie kaum einen Augenblick erholsam schlafen ließ, dann waren es die Ansprüche, die ihr aufgelegt wurden, die ihr das Herz zusammenpresste. Ihre Tage waren gefüllt von der Sorge um ihre Familie und dem ewigen Kampf um den Erhalt von Moral oder Motivation. Dieser Kraftakt, der ihre Nerven bis zum Zerreißen anspannte, ihr immer wieder auf Neue Ungeahntes abverlangte, hätte sie wohl alsbald umgebracht. Wie seltsam, dass die Ankunft eines Meuchelmörders unter der Flagge des Großkönigs ihr die Gnade der Erleichterung bringen sollte.

Doch genau an dessen Seite nun lehnte sie ihren Leib, lehnte sie ihren Schmerz, lehnte sie ihre Schwäche. Sein Schatten schützte ihr Licht. Seine Kälte befeuerte ihre Wärme. Seine Gnadenlosigkeit gab ihr Hoffnung. Gegensätze zogen sich ja bekanntlich an, in dieser Hinsicht waren sie beide das beste Beispiel. Denn im Einklang ihrer Unterschiedlichkeit wuchs zwischen ihnen ein Band der unausgesprochenen Einsicht für die Nöte des anderen, die keine Worte brauchten, sondern in den Tiefen der Seele erfühlt wurden. Was der Kriegstreiber wohl durch die bittere Lebenserfahrung, die er der jungen Prinzessin an Jahren voraushatte, weit besser in klare Formen bringen konnte, durchfloss die Fürstentochter als schemenhafte Ahnung, deren Inhalt nicht vollkommen klar, doch dessen Sinn hellleuchtend empfunden wurde. Sie musste nicht alles kennen, sie wusste, dass sie in Belisarius jemanden gefunden hatte, der ihr erlaubte es herauszufinden, für sich selbst, der sie forderte und förderte, der ihr aufzeigte und vorzeigte, der ihr den Spiegel vorhielt und an ihrer Seite war, wenn die Schritte auf diesem neuen Weg zu schwer werden würden. In diesem Augenblick, neben ihm, fand sie einen Frieden, den sie in ihrer jugendlichen Naivität längst verloren geglaubt hatte. Seine Hand in ihrer, die schwielige Haut die ihren Handrücken zart und fast beiläufig streichelte, wirkten wie Zunder für die Lohe der Güte, die in ihrem Herzen strahlte und ihn mit ihren Flammen zärtlich liebkoste. Ob Mörder oder Held, ob Heilige oder Teufel, ob Schattenmeister oder Engelsgestalt, das kümmerte das Licht nicht. Denn Licht scheint, ohne zu bewerten. Es gibt kein Zeugnis ab und prüft nicht Ruhm noch Anerkennung. Es beleuchtet eine Untat des Bösen gleich wie einen Akt der Gnade, erhellt den Weg für Dieb und Jungfer gleichermaßen und wärmt den Ehrlosen ebenso wie den Ehrhaften. Es ist einfach nur da, für jedermann, der sich seinem Schein nähern möchte und sich von seiner Wärme umarmen lassen will, egal welche Vergangenheit ihn quält oder welche Zukunft ihn ängstigt. Es bot jedem, ob Schurke oder Ritter, die Möglichkeit sein Leben in einem neuen Schein zu betrachten und einen Schritt in die Geborgenheit der Helligkeit zu tun. Und so maßte sich auch Elithea kein Urteil zu, die Beweggründe des Heertreibers hinterfragen oder gar bewerten zu wollen, dafür kannte sie ihn viel zu wenig. In diesem Moment war ihr nur wichtig, dass er da war, sie nicht alleine ließ, nein mehr noch, dass er ihren Bedürfnissen antwortete und das auch selbst ohne die junge Trakas zu verurteilen. Sie waren einfach nur zwei Seelen, die einander brauchten und genau das Fehlende dem anderen anboten ohne eine Gegenleistung zu verlangen.

Elithea merkte erst gar nicht, dass er einen Arm um sie legte, dann aber ließ sie die Umarmung zu, quittierte sie mit einem leisen, verstohlenen Aufseufzen, das von einer fast schon schmerzvollen Erleichterung von erdrückender Last zeugte. Wenn Belisarius nur ahnen könnte, wie viel Stärke in einer so banalen Geste lag, wieviel Kraft sie einer verlorenen Figur wie dem jungen Mädchen geben konnte. Tiefe, gleichmäßige Atemzüge durchzogen ihre Brust, ließen sie ihre Gedanken ordnen und die Situation erfassen, eins mit sich selbst werden, ihre überschlagenen Erinnerungen und verworrenen Gefühlsstränge wieder ordnen, zurück finden zu der Person, die sie längst verloren glaubte. Genau das hatte sie gebraucht, um ihrem Bruder mit wohlgewählten Worten entgegen treten zu können. Doch als sie sich wieder Belisarius zugewandt hatte, erkannte ihr nun klarer, strahlender Blick die verstohlenen Spuren der Tränen, die seine Augen verlassen hatten. Keine unausgesprochene Frage sollte ihn zwingen sich zu erklären, kein übertriebenes Mitgefühl ihn beschämen, kein fehlgeleitetes Grinsen seine Regung ins Lächerliche ziehen. Sie sah ihn einfach nur an, zollte ihm Achtung und Respekt, während ihre Hand sich sanft an seine Wange legte und ihr Daumen den feuchten Weg der Träne verwischte, ehe sie ihren Kopf wieder an seine Schulter lehnte und der huldvollen Zweisamkeit noch etwas Raum gab. Ein kleines Nicken akzeptierte, dass seine Erzählung nun keine Zeit hatte, doch dass eine solche kommen würde, wieder an diese anzuknüpfen.

Wieder suchte sie die Nähe seiner Hand, die liebgewonnene Verschlingung ihrer Finger, die schon zu einem Teil von ihr selbst geworden war, dessen Fernbleiben fast einer ätzenden Verletzung gleichkam, brennend und juckend, als würde etwas Wichtiges fehlen, das einen erst zu einem Ganzen werden ließ. “Wenn ich etwas aus den letzten Erlebnissen gelernt habe, dann, dass der Weg zu dem, was man wollte, oft verschlungen ist.“ klangen ihre Worte erwachsener, als ihre Jahre es waren. Dabei wusste sie nicht einmal, was sie wollte, hatte nie darüber nachgedacht. Ihre Wünsche mussten sich dem Willen des Vaters und den Bedürfnissen der Gesellschaft unterordnen, so wurde sie erzogen, so hatte sie gelebt, so war es ihr nie unrecht gewesen. Sie hatte nie dagegen aufbegehrt, im Gegenteil, es gab ihr ein vielleicht falsches Gefühl von Sicherheit. Doch dieses war nun dahin. Ihre Zukunft lag zum ersten Mal in ihrer eigenen Hand, so frei es nunmal möglich war, sie konnte selbst entscheiden, wohin ihr Weg sie führen würde, wer sie sein wollte, was sie sein wollte, worin ihr Sinn legen sollte. Diese ungewohnte Freiheit schnürte ihr die Kehle zu und gleichsam aber beflügelte sie ihren Geist in ungeahnte Höhen, die sein Daumen mit jeder noch so kleinen Zärtlichkeit nur noch mehr antrieb. Ein kleines Japsen entfloh ihr, als der liebgewonnene Seelenfreund so plötzlich von ihrer Seite wich, wenn gleich er auch auf einen Wunsch von ihr reagierte. Und während er nach dem Wasserschlauch suchte, rutschte Elithea ungehalten auf dem harten Straßenboden herum, suchte das kantige Steinchen, dass sich störrisch in ihre Pobacke drückte. Der spitze Schmerz lenkte von der fehlenden Wärme seiner Nähe ab, die ihr ein Ziehen in der Brust abnötigte. Zum Glück kehrte er bald zurück mit dem Wasser, dass sie gierig trank, um endlich auch den letzten Rest des bitteren Gallensaftes hinunter zu spülen. “Vielen Dank, Master Caderitor.“ atmete sie erleichtert durch, nun endlich von beinah aller körperlicher Misere erleichtert, nur das Pochen hinter der Schläfe erinnerte noch daran, dass sie sich dringend ausruhen sollte.

Der Blick der jungen Prinzessin folgte seinem Deuten an den Horizont, wo schemenhaft die Taverne immer noch das zu erreichende Ziel markierte. Die noch zuvor so sehnsüchtig herbeigewünschte Endstation der unliebsamen Reise war nun allerdings zu einem qualvollen Schlußpunkt geworden, der die wohltuende Zweisamkeit bedrohte. Und doch gab es kein Zurück, wie sooft im Leben. Man musste nach vorn, musste weiter, musste voran, denn hinter einem lag nichts außer Asche und Verderben. Gedankenverloren sah sie zum Horizont, die Arme um die Knie geschlungen, versunken im leeren Nichts, aus dem sie erst seine Frage weckte. Schicksal? Erstaunt sah sie zu ihm hoch, versuchte verwundert zu ergründen, was er mit dieser Frage bezwecken wollte, denn dass sie nicht einfach so in den Raum gestellt wurde als gefällige Konversation, das war der jungen Prinzessin ganz offensichtlich. Mit einem leichten Stirnrunzeln wollte sie in seiner Miene herauslesen, wie er wohl selbst zu dieser Frage stand, meinte einen Anflug von Ablehnung zu erkennen. Aber auch eine Spur von Sehnsucht nach etwas Höherem. Erneut ließ sie sich Zeit mit einer Antwort. “Schicksal… nicht unbedingt. Einem Schicksal muss man sich beugen, sich ihm ergeben und es akzeptieren. Schicksal ist etwas, das einem aufgedrückt wird, über das man nicht selbst entscheiden kann. Daran glaube ich nicht.“ versuchte sie in Worte zu fassen, was ihr durch den Kopf ging. “Aber ich glaube an Bestimmung. Dass es etwas gibt, das wir nicht steuern können, dass uns vorbestimmt ist und das wir annehmen können in unserem Leben. Jeder Mensch hat eine Aufgabe zu erfüllen, sei es nun im Großen oder im Kleinen. Mancher Bestimmung ist die Welt zu verändern“ stockte sie und sah nun bewusst zu Belisarius hoch. “Und manche verändern nur einen einzigen Menschen.“ Ja, sie war sich sicher, dass die Begegnung mit dem Condottiere vorherbestimmt war, dass es einen Grund hatte, warum gerade er in ihr Leben getreten war, dass es kein Zufall war sondern von einer Macht gewollt, die außerhalb ihrer beider Entscheidung lag. Doch wer hier wirklich wessen Bestimmung war, das würde sich wohl erst zeigen.

Wieder ließ sie die Worte für ein paar wenige Augenblicke sacken, ehe sie sich streckte und seine Hand ergriff, um sich aufhelfen zu lassen. Jeglicher Grund wäre ihr recht um die liebgewonnene Hand wieder in der ihren zu wissen, jene fast schon heilige Verbindung, die so wichtig für sie geworden war, wie Herzschlag und Atem. Ihre Beine kribbelten, als das Blut wieder durch die Glieder schoss, die zu lange verkreuzt und zusammengezogen verharren mussten. “Mache ich euch große Umstände, wenn ich den letzten Weg zu Fuß gehen würde?“ fragte sie höflich, wohl wissend, dass die Sorge um ihre Sicherheit einen Großteil seiner Aufmerksamkeit bedurfte. “Ich würde mir gern ein wenig die Füße vertreten nach so langem Sitzen.“ Selbst ohne hinzusehen wusste Elithea, dass ihr Bruder, der wieder am Kutschbock Platz genommen hatte und ungeduldig der Weiterfahrt harrte, genervt mit den Augen rollte, ob ihrer Sonderwünsche. Der Condottiere aber schien keinen Einwand zu haben, also nickte Elithea dankbar und gesellte sich an die Seite des Ochsens, der sich die Pause gütlich an den Grasbüscheln des Wegesrandes verlustiert hatte. “Komm, mein Guter, ich bin mir sicher, bei der Taverne gibt es gutes Essen als Belohnung für deine Mühen“ säuselte sie dem trägen Vieh zu und kraulte es aufmunternd am Hals. Ein Schnauben kam als Antwort und dann setzte sich das Rindvieh mit dem Wagen schon in Bewegung. Erstaunlich rege war der Schritt des Tieres auf einmal, so munter und lebendig wie den ganzen lieben Tag nicht, als hätte er nur auf das gute Zureden der jungen Prinzessin gewartet.
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windmills of your mind - von Belisarius Caderitor - 02-05-2024, 20:46
RE: windmills of your mind - von Elithea Trakas - 06-05-2024, 23:12
RE: windmills of your mind - von Belisarius Caderitor - 07-05-2024, 20:28
RE: windmills of your mind - von Elithea Trakas - 12-05-2024, 23:39
RE: windmills of your mind - von Belisarius Caderitor - 09-06-2024, 18:45
RE: windmills of your mind - von Elithea Trakas - 11-06-2024, 00:11
RE: windmills of your mind - von Belisarius Caderitor - 28-06-2024, 23:10
RE: windmills of your mind - von Elithea Trakas - 01-07-2024, 22:20
RE: windmills of your mind - von Belisarius Caderitor - 08-07-2024, 23:39
RE: windmills of your mind - von Elithea Trakas - 24-07-2024, 00:22

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