04-08-2024, 10:46 - Wörter:
Natürlich schenkte Dunstan ihr nach, wann immer sie danach fragte, vor allem da ihre Miene so herrlich fordernd aussah, wenn sie mit dem Becher wackelte. Als ob sie befürchtete, er würde ihr den Wunsch ausschlagen, was totaler Quatsch war. Dunstan, vielleicht sogar noch ein wenig mehr als sie, genoss diesen Abend in vollen Zügen, die Ruhe nach einem erfolgreichen Arbeitstag, die Gewissheit mit seiner Tochter gespielt und ihr einen schönen Nachmittag gestaltet zu haben, jetzt, Helena im Arm, leckeres Essen und guten Wein im Bauch. Es gab absolut nichts, was ihm jetzt noch zu seinem Glück fehlte und wenn er für dieses Gefühl etwas mehr Wein abdrücken musste, dann war das eben so. Der Schmied erkannte einen guten Handel.
“Hast du!?” Dunstan hob fragend eine Augenbraue und unterbrach ihre Antwort kurz, als es darum ging mit zehn Jahren bereits das erste Interesse am anderen Geschlecht zu zeigen. Er schüttelte amüsiert den Kopf und begann seine Streicheleinheiten an ihrem Arm erneut. “Ich nicht.” Behauptete er einfach, auch wenn er sich selbst kaum daran erinnern konnte, wann er damit angefangen hatte. Meistens war er, in dem Alter, mit seinen Freunden irgendwo herumgerannt, hatte Unsinn angestellt und sich eher darin versucht höher auf Bäume zu klettern als Charles. Oder schneller zu rennen als Sandy. Mädchen waren erst viel später ein Thema in ihrer Clique gewesen und deswegen schnaubte Dunstan noch einmal, als Helenas Worte seine Tochter in einem viel zu niedlichen Licht malten. Er zuckte die Schultern, weil er selbst auch keine Ahnung hatte ob er hart bleiben könnte, er es sich aber in diesem Moment auf jeden Fall vornahm. “Ich will keiner dieser Väter sein, die ihre Töchter zwingen einen alten, reichen Sack zu heiraten. Aber man wird ja wohl noch hoffen dürfen, dass sie sich einen talentierten Schmied aussucht, der sie auf Händen trägt und ihr jeden Wunsch von den Lippen abliest, oder?” Es war eine ruhige Frage, mehr eine Überlegung, als das es einer Antwort bedurfte. Wunschträume waren nicht wirklich etwas, mit dem er sich oft beschäftigte, aber wenn, dann in Bezug auf Ida. Ohne einen Sohn würde er ihr die Schmiede vermachen und wenn Ida sie verkaufte … dann hoffentlich erst, nachdem er Tod war und die Schande nicht mehr miterleben musste. Sieben Generationen und nun hatte er keinen Sohn. Dunstan nahm einen Schluck von seinem Wein, spülte den fahlen Geschmack seiner Gedanken hinunter und konzentrierte sich lieber auf die nächsten Worte seiner Nachbarin. Sie bot ihre Hilfe an und er nickte dankbar, beugte sie zu ihr und drückte einen kleinen Kopf an ihre Schläfe. Anscheinend stieg nicht nur ihr der Wein zu Kopf, wie er grinsend feststellte. Ihr Angebot, ihm auch dabei zu helfen, beruhigte seine dunklen Gedanken sehr und er folgte dem Gespräch wieder mit voller Aufmerksamkeit.
Edgar war jahrelang sein Nachbar gewesen, auch wenn der enge Kontakt erst nach dessen Tod entstanden war, hatte man sich gemocht und ausgeholfen und mal in den Tavernen oder Stadtfesten getroffen und einen Humpen oder zwei zusammen vernichtet. Er war ein angenehmer Zeitgenosse gewesen und, soweit man das als Nachbar überhaupt beurteilen konnte, liebevoll genug um gleich einen ganzen Stall von Kindern zu zeugen. Helenas Familie kannte Dunstan dagegen weniger, aber es machte Sinn. Zwei Fliegen mit einer Klappe und all das, sie lernte ein Handwerk und hatte ein gesichertes Einkommen und die Familie, die sie ausbildete bekam eine Tochter gleich dazu. Von Liebe hörte er allerdings weniger in ihrer Erzählung, es klang so … geschäftlich, es hatte sich einfach ergeben, so so. Dunstan schenkte ihr nach, dann sich, den Arm weiterhin um sie gelegt. Ein Brummen ertönte, als er nickte und ihre Worte nicht weiter in Gedanken auseinander nehmen wollte. Es war an ihm zu erzählen und er schnaubte, denn die Gerüchte über ihn und Ebba zeichneten eigentlich ein ziemlich treffendes Bild. “Ich war 21...” Er warf ihr einen Blick zu, soviel zu dem noch zehn Jahre warten! “Hab voll in der Schmiede gearbeitet, mit meinem Vater, und mir die nächste mit meinen Freunden um die Ohren geschlagen und Ebba... Ebba war eine Vision, lustig und ausgelassen, sie hat jeden Streich mitgemacht und konnte Becher für Becher mit uns mithalten. Es gab damals Bedenken ob ihrer … Tugend, aber mir machte das nichts aus und wir haben den ganzen Sommer miteinander verbracht.” Er grinste schuldbewusst und trank einen Schluck.
“Sagen wir einfach, in dem Sommer hab ich kaum etwas anderes getan, mein Vater war stinke wütend. Und zum Herbst hin war sie schwanger und ich habe sie natürlich geheiratet! Hätte ich so oder so, Kind hin oder her, ich wollte sie heiraten. Aber dann kam Ida zur Welt und ich hab mich mehr auf die Schmiede konzentriert, wollte Geld verdienen, und Ebba war es zu langweilig, vielleicht, glaub ich.” Er zuckte mit den Schultern, das war alles so lange her und sie waren so verdammt jung gewesen. “Ein Jahr danach wurde Bostan geboren und ich war so verdammt glücklich, meine Eltern haben den kleinen Scheißer geliebt und ganz schrecklich verwöhnt. Er war … wäre die achte Generation Hodgson Schmied gewesen.” Wieder nahm Dunstan einen Schluck Wein, einen großen diesmal. “Meine Ehe war eher … wie Geschwister, wir haben selten gestritten, aber auch selten beisammen gesessen und einfach nur geredet. Ich war in der Schmiede, sie war im Haus und manchmal haben wir uns erst zum Abendessen gesehen. Sie ist ein Jahr nach dem Tod meines Vaters abgehauen und ich weiß bis heute nicht wieso.” Seine Hand verließ ihren Arm um sich müde durchs Gesicht zu streichen, bevor er sie doch wieder um ihre Schultern legte, der Körperkontakt war so beruhigend, das brauchte er jetzt. “Die Kinder waren krank und ich konnte sie nicht suchen, ich musste hier bleiben und mich kümmern. Bostan starb nur eine Woche nachdem sie weglief, und ohne eine Idee wohin sie gegangen sein könnte, blieb ich lieber hier und hab mich um meine Mutter und meine Tochter gekümmert.” Er schnalzte mit der Zunge und versuchte sich an einem Lächeln. “Der König hat vor zwei Jahren die Ehe annuliert.” Ganz so, als würde ihm das mit dem Schmerz des Verrates helfen, der immer noch tief in seinen Knochen steckte.
“Hast du!?” Dunstan hob fragend eine Augenbraue und unterbrach ihre Antwort kurz, als es darum ging mit zehn Jahren bereits das erste Interesse am anderen Geschlecht zu zeigen. Er schüttelte amüsiert den Kopf und begann seine Streicheleinheiten an ihrem Arm erneut. “Ich nicht.” Behauptete er einfach, auch wenn er sich selbst kaum daran erinnern konnte, wann er damit angefangen hatte. Meistens war er, in dem Alter, mit seinen Freunden irgendwo herumgerannt, hatte Unsinn angestellt und sich eher darin versucht höher auf Bäume zu klettern als Charles. Oder schneller zu rennen als Sandy. Mädchen waren erst viel später ein Thema in ihrer Clique gewesen und deswegen schnaubte Dunstan noch einmal, als Helenas Worte seine Tochter in einem viel zu niedlichen Licht malten. Er zuckte die Schultern, weil er selbst auch keine Ahnung hatte ob er hart bleiben könnte, er es sich aber in diesem Moment auf jeden Fall vornahm. “Ich will keiner dieser Väter sein, die ihre Töchter zwingen einen alten, reichen Sack zu heiraten. Aber man wird ja wohl noch hoffen dürfen, dass sie sich einen talentierten Schmied aussucht, der sie auf Händen trägt und ihr jeden Wunsch von den Lippen abliest, oder?” Es war eine ruhige Frage, mehr eine Überlegung, als das es einer Antwort bedurfte. Wunschträume waren nicht wirklich etwas, mit dem er sich oft beschäftigte, aber wenn, dann in Bezug auf Ida. Ohne einen Sohn würde er ihr die Schmiede vermachen und wenn Ida sie verkaufte … dann hoffentlich erst, nachdem er Tod war und die Schande nicht mehr miterleben musste. Sieben Generationen und nun hatte er keinen Sohn. Dunstan nahm einen Schluck von seinem Wein, spülte den fahlen Geschmack seiner Gedanken hinunter und konzentrierte sich lieber auf die nächsten Worte seiner Nachbarin. Sie bot ihre Hilfe an und er nickte dankbar, beugte sie zu ihr und drückte einen kleinen Kopf an ihre Schläfe. Anscheinend stieg nicht nur ihr der Wein zu Kopf, wie er grinsend feststellte. Ihr Angebot, ihm auch dabei zu helfen, beruhigte seine dunklen Gedanken sehr und er folgte dem Gespräch wieder mit voller Aufmerksamkeit.
Edgar war jahrelang sein Nachbar gewesen, auch wenn der enge Kontakt erst nach dessen Tod entstanden war, hatte man sich gemocht und ausgeholfen und mal in den Tavernen oder Stadtfesten getroffen und einen Humpen oder zwei zusammen vernichtet. Er war ein angenehmer Zeitgenosse gewesen und, soweit man das als Nachbar überhaupt beurteilen konnte, liebevoll genug um gleich einen ganzen Stall von Kindern zu zeugen. Helenas Familie kannte Dunstan dagegen weniger, aber es machte Sinn. Zwei Fliegen mit einer Klappe und all das, sie lernte ein Handwerk und hatte ein gesichertes Einkommen und die Familie, die sie ausbildete bekam eine Tochter gleich dazu. Von Liebe hörte er allerdings weniger in ihrer Erzählung, es klang so … geschäftlich, es hatte sich einfach ergeben, so so. Dunstan schenkte ihr nach, dann sich, den Arm weiterhin um sie gelegt. Ein Brummen ertönte, als er nickte und ihre Worte nicht weiter in Gedanken auseinander nehmen wollte. Es war an ihm zu erzählen und er schnaubte, denn die Gerüchte über ihn und Ebba zeichneten eigentlich ein ziemlich treffendes Bild. “Ich war 21...” Er warf ihr einen Blick zu, soviel zu dem noch zehn Jahre warten! “Hab voll in der Schmiede gearbeitet, mit meinem Vater, und mir die nächste mit meinen Freunden um die Ohren geschlagen und Ebba... Ebba war eine Vision, lustig und ausgelassen, sie hat jeden Streich mitgemacht und konnte Becher für Becher mit uns mithalten. Es gab damals Bedenken ob ihrer … Tugend, aber mir machte das nichts aus und wir haben den ganzen Sommer miteinander verbracht.” Er grinste schuldbewusst und trank einen Schluck.
“Sagen wir einfach, in dem Sommer hab ich kaum etwas anderes getan, mein Vater war stinke wütend. Und zum Herbst hin war sie schwanger und ich habe sie natürlich geheiratet! Hätte ich so oder so, Kind hin oder her, ich wollte sie heiraten. Aber dann kam Ida zur Welt und ich hab mich mehr auf die Schmiede konzentriert, wollte Geld verdienen, und Ebba war es zu langweilig, vielleicht, glaub ich.” Er zuckte mit den Schultern, das war alles so lange her und sie waren so verdammt jung gewesen. “Ein Jahr danach wurde Bostan geboren und ich war so verdammt glücklich, meine Eltern haben den kleinen Scheißer geliebt und ganz schrecklich verwöhnt. Er war … wäre die achte Generation Hodgson Schmied gewesen.” Wieder nahm Dunstan einen Schluck Wein, einen großen diesmal. “Meine Ehe war eher … wie Geschwister, wir haben selten gestritten, aber auch selten beisammen gesessen und einfach nur geredet. Ich war in der Schmiede, sie war im Haus und manchmal haben wir uns erst zum Abendessen gesehen. Sie ist ein Jahr nach dem Tod meines Vaters abgehauen und ich weiß bis heute nicht wieso.” Seine Hand verließ ihren Arm um sich müde durchs Gesicht zu streichen, bevor er sie doch wieder um ihre Schultern legte, der Körperkontakt war so beruhigend, das brauchte er jetzt. “Die Kinder waren krank und ich konnte sie nicht suchen, ich musste hier bleiben und mich kümmern. Bostan starb nur eine Woche nachdem sie weglief, und ohne eine Idee wohin sie gegangen sein könnte, blieb ich lieber hier und hab mich um meine Mutter und meine Tochter gekümmert.” Er schnalzte mit der Zunge und versuchte sich an einem Lächeln. “Der König hat vor zwei Jahren die Ehe annuliert.” Ganz so, als würde ihm das mit dem Schmerz des Verrates helfen, der immer noch tief in seinen Knochen steckte.
