10-08-2024, 22:28 - Wörter:
![[Bild: tumblr_n3gyr9p42L1qfy1fno9_r1_250.gif]](https://25.media.tumblr.com/4038ed927bc3105cf5076d0da3bebf66/tumblr_n3gyr9p42L1qfy1fno9_r1_250.gif)
Die Zeit war vergessen, Grace dachte gar nicht mehr daran, dass sie sich eigentlich schon längst auf dem Nachhauseweg hätte befinden müssen. Stattdessen ging sie neben einem königlichen Ritter durch die kleine Innenstadt von Penwick Town und vergaß alles um sich herum. Die Etikette, die Zeit, den Ort. Vielleicht sogar den Tatbestand, dass sie eine verheiratete Frau war; die Fürstin von diesem Ort hier. War das nicht das, was sie ihrer Mutter am Totenbett versprochen hatte? Das Leben zu genießen? Ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen? Einfach… ehrlich zu sich selbst zu sein? Ihre Mutter hatte ihre Hand gedrückt und war danach verstorben, in dem glücklichen Wissen, dass Grace ihr bestes geben würde, um ihr leidenschaftliches Herz zu bewahren, irgendwie. Durch die Ehe mit Thomas war es schwierig geworden, dieses Versprechen einzuhalten, Tradition wurde im Hause Ashmore groß geschrieben, da war kein Platz für eigene Gedanken und Wünsche. Doch hier und jetzt war das anders und Grace liebte alles daran. Auch deshalb legte sich erneut ein Schmunzeln auf ihre Lippen. “Wieder solch eine intime Frage, Mylord”, meinte sie leise und verschwörerisch. Wenn man sie beide von außen betrachtete, musste es den Eindruck machen, als wären sie schon alte Freunde, und genauso fühlte es sich auch an. Nur, dass das Herz ein wenig schneller und aufgeregter schlug. “Auf mich wirkt Ihr immer etwas ruhelos, aufgeregt und voller spontaner Energie.” Fragend sah Grace ihn an, abwartend, ob ihre Einschätzung wohl richtig lag. Das, was er ihr über seine Frauengeschichten und Abenteuer erzählt hatte (oder eher das, was er dabei ausgelassen hatte), machten ihre Gedanken nur runder und klarer. Sie hatte doch eine gewisse Vorstellung von der Persönlichkeit Aldens. Die Vorstellung, bald schon mit ihm und seinen Freunden eine Taverne in der Hauptstadt zu besuchen, erfreute ihr Herz aufrichtig. Aufregung machte sich in ihr breit und sie dachte schon an das älteste Kleid, das sie im Schrank hängen hatte; würde sie als Magd durchgehen? “Ich habe einige alte Kleider, und meine Haare werde ich unter einer Mütze oder dergleichen verstecken. Ihr gebt mir doch Euer Wort, dass Ihr und Eure Freunde auch mich aufpassen werdet, nicht wahr?” Ihre Stimme war dabei so sicher und beruhigt, weil sie Alden vertraute; auch schon seinen Freunden. “Ich werde meinem geliebten Cousin nichts verraten, dies soll unser Geheimnis bleiben, Mylord.” Und als der Ritter weiter über seine liebsten Freunde erzählte, stellte sich Grace alles ganz bildlich vor. Wie sie Abenteuer bestritten, sich zankten, wenn sie gelangweilt die Königsfamilie bei einer Parade beschützten und auch, wie sie zusammen tranken und Unsinn trieben. Ihr entschlüpfte ein leises Lachen. “Ich bin froh um das Wissen, dass Ihr solch gute Freunde an Eurer Seite habt. Eine Eingebung sagt mir jedoch, dass Ihr alle auch viel Unfug treibt, wenn es die Zeit zulässt.” Ein kleines Zwinkern, dann sah sie wieder dienstbeflissen auf den Boden, zu viel Respektlosigkeit wollte sie Alden immerhin auch nicht zumuten.
Grace war im Wesentlich einfach zu lesen: sie mimte das perfekte Bild einer adeligen, jungen Dame. Sie war in einer liebevollen, adeligen Familie aufgewachsen, hatte das schönste Leben geführt, umgeben von Weinbergen und sanften, grünen Hügeln. Wie jedes andere junge Mädchen hatte sie das Spiel einiger Instrumente gelernt, ebenso hatte sie gelernt zu malen und zu sticken, das eine mochte sie mehr als das andere, und man hatte sie schon früh in die schönsten Kleider gesteckt. Ihr Haar war weich, duftend und wellte sich über ihren Rücken, ihr Blick war meist gütig und voller Liebe, klar und intelligent. Doch dann gab es da eben noch die andere Grace, die nicht das perfekte Leben einer Fürstin lebte; oder nicht leben wollte, nicht andauernd. Die dunkle, verrufene Tavernen in der Hauptstadt besuchen wollte, die kokett zwinkern und laut über gute Witze lachen wollte. Die gerne malte, aber auch mal mit wütenden Farben, die sich gerne die Finger im Dreck im Garten schmutzig machte und fremden Männern wie Alden ehrliche Komplimente hinschmiss, einfach, weil sie vom Grunde ihres Herzens kamen. Und dies alles sollte Alden gefallen? Vorsichtig glitt ihr Blick zu ihm, ihre Augen hielten ihn gefangen, und dann senkte sie fast schon beschämt ihren Blick. “Dasselbe könnte ich über Euch sagen, Alden.” Dann reckte sie ihr Kinn mutig, atmete tief ein und aus und durchlebte all die schönen Gefühle, die das Leben zu bieten hatte.
Nur zu gerne nahm sie dem Ritter dann das Versprechen ab, der Königin des Frühlingslandes nichts über den vermeintlichen Überfall des Kronprinzen zu erzählen; wie auch, sie konnte es ja noch nicht einmal selbst glauben. “Danke, dass Ihr mir diese Geschichte erzählt habt; ich hoffe, dass mir nicht Angst und Bange wird, wenn ich die Hauptstadt in einem Monat besuche. Das war schon eine üble Geschichte, Mylord, und Entführungen sind nichts, womit ich mich sonst viel befasse”, sagte sie ehrlich und ein wenig gedankenverloren. “Ich bin wirklich dankbar, dass mein geliebter Neffe solch gute Beschützer wie Euch und Eure Freunde um sich hat.” Sie legte ihm erneut ihre Hand sachte auf den Unterarm und drückte ihn leicht, eine Geste, die Außenstehenden nur zeigte, dass sie dem Ritter vertraute. Für sie war die Geste mehr, genug Nähe, aber nie wirklich genügend. Ihre Worte danach waren viel zu viel Wahrheit, und würde Alden sie je verraten, gäbe es nichts, womit sie dagegen halten konnte; doch es war seltsam, wie weit und tief ihr Vertrauen zu dem Ritter bereits ging. Woher kam das? Von den zwei, drei Gesprächen in der Hauptstadt, die sie kurz einmal geführt hatten? Davon, dass er ein Ritter war und sie an seine Ehre appellierte? Grace sagte all diese Wahrheiten und konnte nur hoffen, dass sie sich nicht in dem edlen Mann irrte. Und als Alden stehen blieb und seine Antworten formulierte, schlug ihr kleines, starkes Herz so schnell, dass Grace wusste, es war nie dazu geboren worden, um in einem Käfig zu leben. Ihr Herz wollte frei sein, laut schlagen und alles mitnehmen, was das Leben bot. Sie konnte Alden nicht ansehen, doch sie sog jedes seiner Worte in sich auf. Sie war gefangen zwischen der Heftigkeit ihrer Gefühle und der Nüchternheit ihres Kopfes. War er immer solch ein Charmeur? “Aber Alden”, begann Grace leise und spielte dabei mit einer filigranen, goldenen Kette, die sie um ihren Hals trug, ein Geschenk ihrer Eltern. “Soll das etwa bedeuten, dass Ihr bereit dazu wärd, mir solch einen Ort zu zeigen? Wenn ja, so sagt mir, weshalb Ihr das tun solltet. Ihr kennt viel zu viele Menschen, vor allem Frauen… ich habe es in Euren nicht ausgesprochenen Worten gehört. Ich bin eine Fürstin, so anders als Ihr und doch habe ich das Gefühl, wir sind uns viel zu ähnlich. Ich fühle mich Euch verbunden, und doch bin ich zerrissen zwischen der Heftigkeit meiner Gefühle und dem Wissen um die Realität.” Grace stoppte, wusste nicht, ob Alden verstand; sie hatte unglaubliche Angst etwas zu verlieren, wovon sie noch nicht sagen konnte, was es war. Erneut fand ihr Blick den seinen, fast schon kämpferisch. “Ich verlange von Euch nur eine Kleinigkeit, Mylord. Sagt mir, warum Ihr dieses Risiko eingehen solltet, Euch in der Hauptstadt mit mir zu treffen. Ist es der Reiz, dass ich eine Fürstin bin? Dann hätte ich Euch sehr falsch eingeschätzt.”
Grace war im Wesentlich einfach zu lesen: sie mimte das perfekte Bild einer adeligen, jungen Dame. Sie war in einer liebevollen, adeligen Familie aufgewachsen, hatte das schönste Leben geführt, umgeben von Weinbergen und sanften, grünen Hügeln. Wie jedes andere junge Mädchen hatte sie das Spiel einiger Instrumente gelernt, ebenso hatte sie gelernt zu malen und zu sticken, das eine mochte sie mehr als das andere, und man hatte sie schon früh in die schönsten Kleider gesteckt. Ihr Haar war weich, duftend und wellte sich über ihren Rücken, ihr Blick war meist gütig und voller Liebe, klar und intelligent. Doch dann gab es da eben noch die andere Grace, die nicht das perfekte Leben einer Fürstin lebte; oder nicht leben wollte, nicht andauernd. Die dunkle, verrufene Tavernen in der Hauptstadt besuchen wollte, die kokett zwinkern und laut über gute Witze lachen wollte. Die gerne malte, aber auch mal mit wütenden Farben, die sich gerne die Finger im Dreck im Garten schmutzig machte und fremden Männern wie Alden ehrliche Komplimente hinschmiss, einfach, weil sie vom Grunde ihres Herzens kamen. Und dies alles sollte Alden gefallen? Vorsichtig glitt ihr Blick zu ihm, ihre Augen hielten ihn gefangen, und dann senkte sie fast schon beschämt ihren Blick. “Dasselbe könnte ich über Euch sagen, Alden.” Dann reckte sie ihr Kinn mutig, atmete tief ein und aus und durchlebte all die schönen Gefühle, die das Leben zu bieten hatte.
Nur zu gerne nahm sie dem Ritter dann das Versprechen ab, der Königin des Frühlingslandes nichts über den vermeintlichen Überfall des Kronprinzen zu erzählen; wie auch, sie konnte es ja noch nicht einmal selbst glauben. “Danke, dass Ihr mir diese Geschichte erzählt habt; ich hoffe, dass mir nicht Angst und Bange wird, wenn ich die Hauptstadt in einem Monat besuche. Das war schon eine üble Geschichte, Mylord, und Entführungen sind nichts, womit ich mich sonst viel befasse”, sagte sie ehrlich und ein wenig gedankenverloren. “Ich bin wirklich dankbar, dass mein geliebter Neffe solch gute Beschützer wie Euch und Eure Freunde um sich hat.” Sie legte ihm erneut ihre Hand sachte auf den Unterarm und drückte ihn leicht, eine Geste, die Außenstehenden nur zeigte, dass sie dem Ritter vertraute. Für sie war die Geste mehr, genug Nähe, aber nie wirklich genügend. Ihre Worte danach waren viel zu viel Wahrheit, und würde Alden sie je verraten, gäbe es nichts, womit sie dagegen halten konnte; doch es war seltsam, wie weit und tief ihr Vertrauen zu dem Ritter bereits ging. Woher kam das? Von den zwei, drei Gesprächen in der Hauptstadt, die sie kurz einmal geführt hatten? Davon, dass er ein Ritter war und sie an seine Ehre appellierte? Grace sagte all diese Wahrheiten und konnte nur hoffen, dass sie sich nicht in dem edlen Mann irrte. Und als Alden stehen blieb und seine Antworten formulierte, schlug ihr kleines, starkes Herz so schnell, dass Grace wusste, es war nie dazu geboren worden, um in einem Käfig zu leben. Ihr Herz wollte frei sein, laut schlagen und alles mitnehmen, was das Leben bot. Sie konnte Alden nicht ansehen, doch sie sog jedes seiner Worte in sich auf. Sie war gefangen zwischen der Heftigkeit ihrer Gefühle und der Nüchternheit ihres Kopfes. War er immer solch ein Charmeur? “Aber Alden”, begann Grace leise und spielte dabei mit einer filigranen, goldenen Kette, die sie um ihren Hals trug, ein Geschenk ihrer Eltern. “Soll das etwa bedeuten, dass Ihr bereit dazu wärd, mir solch einen Ort zu zeigen? Wenn ja, so sagt mir, weshalb Ihr das tun solltet. Ihr kennt viel zu viele Menschen, vor allem Frauen… ich habe es in Euren nicht ausgesprochenen Worten gehört. Ich bin eine Fürstin, so anders als Ihr und doch habe ich das Gefühl, wir sind uns viel zu ähnlich. Ich fühle mich Euch verbunden, und doch bin ich zerrissen zwischen der Heftigkeit meiner Gefühle und dem Wissen um die Realität.” Grace stoppte, wusste nicht, ob Alden verstand; sie hatte unglaubliche Angst etwas zu verlieren, wovon sie noch nicht sagen konnte, was es war. Erneut fand ihr Blick den seinen, fast schon kämpferisch. “Ich verlange von Euch nur eine Kleinigkeit, Mylord. Sagt mir, warum Ihr dieses Risiko eingehen solltet, Euch in der Hauptstadt mit mir zu treffen. Ist es der Reiz, dass ich eine Fürstin bin? Dann hätte ich Euch sehr falsch eingeschätzt.”
