30-08-2024, 00:17 - Wörter:
Helena ließ sich davontreiben von den sanften, warmen Wellen der Gemütlichkeit, die vom rauschenden Wein nur noch mehr angeheizt wurden. Allmählich begannen sich ihre Gedanken vor ihrem inneren Auge zu tanzend zu drehen und wirr durcheinander zu hüpfen, mal hierhin, mal dahin, sprangen wild auf und ab und wechselten flink und übermütig Sinn und Ziel. Kaum war eine Idee geboren, wurde sie schon von einer neuen ersetzt, sodass sich kaum ein befriedigender Zusammenhang erkennen ließ und doch wirkten sie in ihrem momentanen Gemütszustand wie die wichtigsten Erörterungen ihres Lebens. Abgelenkt von der Leichtigkeit in ihrem Kopf waren ihre nächsten Worte schneller ausgesprochen, als sie darüber nachdenken konnte, ob sie denn überhaupt gesagt werden sollten. “Warum hast du dir eigentlich keine neue Frau gesucht?“ kam es ihr ganz unverblümt über die Lippen und gleichzeitig aber merkte Helena, wie allein die Vorstellung, dass Dunstan eine andere Frau an seiner Seite hätte, also ernsthaft, ihr irgendwie einen Stich ins Herz gab, auf den sie sich noch nicht wirklich einen Reim machen konnte. “Ich mein… du hattest doch sicherlich Gelegenheiten, oder nicht?“ zumindest waren Helena so manche Geschichten zu Ohren gekommen. In ihrem Grüppchen von Freundinnen wurde gern mal hinter vorgehaltener Hand von den Vorzügen und Fertigkeiten diverser Männer im Viertel getratscht. Vielleicht nicht unbedingt aus erster Hand, aber auch von Dunstan waren so einige Episoden im Umlauf und so manche Freundin einer Freundin schien gar von seinen Zärtlichkeiten zu schwärmen. Kein Wunder, er war ein ansehnlicher, stattlicher Mann mit einem herzlichen und manchmal sogar lausbübischen Charakter. Eigentlich doch bestes Schwiegersohnmaterial. Helena rutschte unruhig hin und her, als ihr die eine oder andere Erzählung wieder einfiel, die sie damals eher belustigt aufgenommen, aber damals keine besondere Gewichtung beigemessen hatte. Aber jetzt, jetzt war da irgendwie ein Klumpen in ihrem Magen, der ganz unangenehm rumorte, je mehr sie darüber nachdachte. Warum eigentlich, warum störte sie sich an der Möglichkeit einer zweiten Mrs. Hodgson? Er war ungebunden, er konnte tun und lassen was er wollte.
Genau wie sie, übrigens, kam ihr ganz eiskalt in den Sinn. Auch sie war mittlerweile keine Ehefrau mehr. Sie war Witwe. Und selbst die Trauerzeit war schon längst vorbei. Wenn sie sich nun für einen Mann interessieren würde, natürlich im Rahmen aller angemessenen Anständigkeiten, wäre das nicht einmal ein Augenzwinkern wert. Vielleicht würden manche alten Godeln die Nase rümpfen und sich wünschen, dass sie für immer alleine bliebe in ehrhafter Erinnerung an ihren Ehemann. Aber eigentlich, eigentlich hatte es niemanden zu kümmern, mit wem sie ihre Zeit verbrachte. Was man wohl über sie und Dunstan so tratschte? Schließlich teilten sie viele Stunden und Tage miteinander. Kamen mal aus dem einen, mal aus dem anderen Haus, erleichterten sich gegensietig den Alltag, als wären sie ein altes Ehepaar. Selbst die Kinder fühlten sich in beiden Häusern zuhause. Mitten in diesem Kopfkino drückte Dunstan Helena noch enger an sich, ganz unerwartet, zumindest für die junge Mutter, die ja mit den Gedanken gerade ganz woanders war. Erschrocken und etwas aus dem Gleichgewicht gebracht, rutschte ihre Hand an seinem Oberschenkel noch etwas höher und griff beherzter zu, um sich abzustützen. Und doch lehnte sie sich ein wenig gegen seine Umarmung, wollte doch etwas Abstand zwischen sich und den Schmied bringen, als ihr bewusst wurde, dass diese Intimität vielleicht doch etwas zu schnell zu intensiv war. Edgars Geist war immer noch irgendwie präsent im Gewebe des Hauses, als würde er über seien Familie und besonders seine Ehefrau wachen und sie beobachten. Auf einmal gab es einen Stich in Helenas Herz, erfüllte es mit tiefer Trauer und unsicherer Scham, ob der viel zu innigen Haltung mit dem Nachbarn. Sie konnte doch nicht so schnell den Vater ihrer Kinder vergessen und beiseite schieben, sich einfach so in die Arme eines anderen Mannes werfen. Steif richtete sie sich etwas auf, dankbar darüber, dass er ihr den letzten Rest Wein einschenkte. “Du bist doch noch im besten Alter.“ versuchte sie das Thema wieder aufzugreifen und das Gespräch am Laufen zu halten. “Da ist doch noch genug Zeit für einen Sohnemann, dem du alle Feinheiten der Schmiede beibringen kannst.“ hastig nahm sie einen großen Schluck, ehe sie doch wieder wagte den Blick zu Dunstan zu richten. Sein Pflichtgefühl seiner Familie gegenüber schien ihm wirklich zu schaffen zu machen, das konnte Helena durchaus nachvollziehen. “Ich kann dir nur sagen, selbst ein Sohn ist kein Garant dafür, dass das Geschäft in Familienhänden bleibt. Weder Robert noch Philip interessieren sich groß für die Schneiderei und selbst Matthis ist lieber bei dir. Vielleicht solltest du einfach ihn als Gesell aufnehmen, er würde sich sicherlich furchtbar freuen.“ waren die Worte wiederum einmal schneller als die Vernunft und wurden schließlich von den letzten Tropfen Wein ertränkt.
Nicht wirklich widerwillig, aber doch etwas unentschlossen ließ sich Helena dann doch wieder in Dunstans Umarmung einfangen, abgelenkt und beruhigt von seiner Hand, die die ihre zart umspielte. Augenblicklich schmolz ihr Widerstand dahin, sie schmiegte sich an seine Seite, die Augen selig geschlossen. Es fiel ihr nicht schwer sich von diesem herrlichen Gefühl von Geborgenheit und Nähe verzaubern zu lassen. Das Tanzen seiner Finger erzeugte ein Kribbeln, das sich von ihrer Hand aus über ihren ganzen Körper ausbreitete, bis in die Haarenden und Zehenspitzen kroch und ihren ganzen Leib mit einer zufriedenen Wärme füllte, die sich alsbald zu einer lustvollen Hitze steigerte. Wie sehr fehlten ihr solche Zuneigungen. Alleine im großen Ehebett aufzuwachen, die zweite Hälfte kalt und unbenutzt zu wissen, das war ihr eine Qual. Mit dieser Art von Einsamkeit kam sie ganz und gar nicht zurecht, wo sie doch ehemännliche Berührungen und Zärtlichkeiten gewohnt war. Und sie vermisste sie. Schrecklich. So war es nur selbstverständlich, dass Dunstans Wärme und Nähe sie auf ganz eigene Gedanken brachte, die sich am offensichtlichsten in tiefen Atemzügen zeigten. Und in einem eindeutigen Kitzeln an Stellen, die bisher nur Edgar entdecken durfte. In all dem schwummrigen, wattewolkigen Zustand von Wohlgefallen und aufkeimender Aufregung kristallisierte sich auf einmal ein ganz neuer Gedanke heraus… Sie und Dunstan und ein kleiner, dunkellockiger Säugling an ihrer Brust, dem er voller Stolz die Stirn küsste. Helena bemerkte gar nicht, dass sie diese Szene in ihrem Kopf leise, doch hörbar, mit einem unverkennbaren Seufzen bedachte und nun auch ihre Finger nicht mehr nur still auf seinem Oberschenkel lagen, sondern fast beiläufig zu streicheln begannen.
Genau wie sie, übrigens, kam ihr ganz eiskalt in den Sinn. Auch sie war mittlerweile keine Ehefrau mehr. Sie war Witwe. Und selbst die Trauerzeit war schon längst vorbei. Wenn sie sich nun für einen Mann interessieren würde, natürlich im Rahmen aller angemessenen Anständigkeiten, wäre das nicht einmal ein Augenzwinkern wert. Vielleicht würden manche alten Godeln die Nase rümpfen und sich wünschen, dass sie für immer alleine bliebe in ehrhafter Erinnerung an ihren Ehemann. Aber eigentlich, eigentlich hatte es niemanden zu kümmern, mit wem sie ihre Zeit verbrachte. Was man wohl über sie und Dunstan so tratschte? Schließlich teilten sie viele Stunden und Tage miteinander. Kamen mal aus dem einen, mal aus dem anderen Haus, erleichterten sich gegensietig den Alltag, als wären sie ein altes Ehepaar. Selbst die Kinder fühlten sich in beiden Häusern zuhause. Mitten in diesem Kopfkino drückte Dunstan Helena noch enger an sich, ganz unerwartet, zumindest für die junge Mutter, die ja mit den Gedanken gerade ganz woanders war. Erschrocken und etwas aus dem Gleichgewicht gebracht, rutschte ihre Hand an seinem Oberschenkel noch etwas höher und griff beherzter zu, um sich abzustützen. Und doch lehnte sie sich ein wenig gegen seine Umarmung, wollte doch etwas Abstand zwischen sich und den Schmied bringen, als ihr bewusst wurde, dass diese Intimität vielleicht doch etwas zu schnell zu intensiv war. Edgars Geist war immer noch irgendwie präsent im Gewebe des Hauses, als würde er über seien Familie und besonders seine Ehefrau wachen und sie beobachten. Auf einmal gab es einen Stich in Helenas Herz, erfüllte es mit tiefer Trauer und unsicherer Scham, ob der viel zu innigen Haltung mit dem Nachbarn. Sie konnte doch nicht so schnell den Vater ihrer Kinder vergessen und beiseite schieben, sich einfach so in die Arme eines anderen Mannes werfen. Steif richtete sie sich etwas auf, dankbar darüber, dass er ihr den letzten Rest Wein einschenkte. “Du bist doch noch im besten Alter.“ versuchte sie das Thema wieder aufzugreifen und das Gespräch am Laufen zu halten. “Da ist doch noch genug Zeit für einen Sohnemann, dem du alle Feinheiten der Schmiede beibringen kannst.“ hastig nahm sie einen großen Schluck, ehe sie doch wieder wagte den Blick zu Dunstan zu richten. Sein Pflichtgefühl seiner Familie gegenüber schien ihm wirklich zu schaffen zu machen, das konnte Helena durchaus nachvollziehen. “Ich kann dir nur sagen, selbst ein Sohn ist kein Garant dafür, dass das Geschäft in Familienhänden bleibt. Weder Robert noch Philip interessieren sich groß für die Schneiderei und selbst Matthis ist lieber bei dir. Vielleicht solltest du einfach ihn als Gesell aufnehmen, er würde sich sicherlich furchtbar freuen.“ waren die Worte wiederum einmal schneller als die Vernunft und wurden schließlich von den letzten Tropfen Wein ertränkt.
Nicht wirklich widerwillig, aber doch etwas unentschlossen ließ sich Helena dann doch wieder in Dunstans Umarmung einfangen, abgelenkt und beruhigt von seiner Hand, die die ihre zart umspielte. Augenblicklich schmolz ihr Widerstand dahin, sie schmiegte sich an seine Seite, die Augen selig geschlossen. Es fiel ihr nicht schwer sich von diesem herrlichen Gefühl von Geborgenheit und Nähe verzaubern zu lassen. Das Tanzen seiner Finger erzeugte ein Kribbeln, das sich von ihrer Hand aus über ihren ganzen Körper ausbreitete, bis in die Haarenden und Zehenspitzen kroch und ihren ganzen Leib mit einer zufriedenen Wärme füllte, die sich alsbald zu einer lustvollen Hitze steigerte. Wie sehr fehlten ihr solche Zuneigungen. Alleine im großen Ehebett aufzuwachen, die zweite Hälfte kalt und unbenutzt zu wissen, das war ihr eine Qual. Mit dieser Art von Einsamkeit kam sie ganz und gar nicht zurecht, wo sie doch ehemännliche Berührungen und Zärtlichkeiten gewohnt war. Und sie vermisste sie. Schrecklich. So war es nur selbstverständlich, dass Dunstans Wärme und Nähe sie auf ganz eigene Gedanken brachte, die sich am offensichtlichsten in tiefen Atemzügen zeigten. Und in einem eindeutigen Kitzeln an Stellen, die bisher nur Edgar entdecken durfte. In all dem schwummrigen, wattewolkigen Zustand von Wohlgefallen und aufkeimender Aufregung kristallisierte sich auf einmal ein ganz neuer Gedanke heraus… Sie und Dunstan und ein kleiner, dunkellockiger Säugling an ihrer Brust, dem er voller Stolz die Stirn küsste. Helena bemerkte gar nicht, dass sie diese Szene in ihrem Kopf leise, doch hörbar, mit einem unverkennbaren Seufzen bedachte und nun auch ihre Finger nicht mehr nur still auf seinem Oberschenkel lagen, sondern fast beiläufig zu streicheln begannen.
