09-11-2024, 04:59 - Wörter:

Leif hätte wissen müssen, dass die Situation heute nicht den zahllosen Situationen glich, in denen sie sich auseinander gelebt hatten. Aleena’s Worte waren… anders als sonst, und ihr Grinsen ließ ihn verwirrt Abstand von ihr nehmen, weil er sie so nicht kannte. Wenn sie heute schon wieder keinen Sinn machte, dann könnte er seine Zeit auch sinnvoller nutzen und—
„Was?“ Er hatte nicht zugehört, oder? Er hatte Kopf und Realität vermischt und daraus kam ein Satz, der noch weniger Sinn machte als alles, was sie davor gesagt hatte. Aber als Leifs Blick ihren Händen folgte, die auf ihrem Bauch lagen, fühlte er auf einmal, wie sich der Boden unter seinen Füßen bewegte. „Sag das nochmal.“ Es kam mehr wie eine Frage aus seinem Mund als eine Aufforderung, während er auf die Hände starrte und auf einmal keinen Halt mehr auf diesem Bett hatte. Seine Hand streckte sich nach ihrer aus, irgendwas zwischen seinen Fingern haltend, was real war, und sein Blick bohrte sich in ihren. „Du bist…?“ Er traute sich nicht, das Wort auszusprechen, weil es dann erschreckende Realität annahm. Dass Leif Stelhammer, Kronprinz und besungene Legende des Winterlandes, sich einmal was nicht traute, kam etwa so häufig vor wie ein zahmer Wolf, aber hier saß er, von Stärke keine Spur, als die eigenen Knie nachgaben und er sich auf dem Boden kniend wiederfand, Aleenas Hand immer noch umklammert. Vor ihm lag all das, was sich seine Familie für ihn gewünscht hatte, all das, worauf die Welt gewartet und ihn gleichzeitig unter so viel Druck gesetzt hatte, dass er nichts anderes tun konnte, als bittend zu Aleena aufzuschauen. Im Angesicht des Mundanen war Leif eben auch nur ein Mann, der dabei war, seine Welt kopfüber zu betrachten.