12-11-2024, 15:20 - Wörter:
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12-11-2024, 15:20 von Vanja Neshat.)
Hello darkness, my old friend
Geräusche hallten unheilschwanger durch das Anwesen der Neshats, als ihr Oberhaupt nach Hause kam. Die raschen Bewegungen der Diener waren beinahe lautlos, während ihr Hausherr umso mehr Lärm verursachte. Obwohl Vanja sonst nicht so empfindlich war, empfand sie diese Störung der zuvor herrschenden Ruhe als beinahe anmaßend, veränderte ihren Blick auf die Sache jedoch, als sie ihren Ehemann zu Gesicht bekam. Sein Gesicht vor Anstrengung verzogen, die Augen vehement auf den Stuhl in der Nähe gerichtet. Sie konnte es sofort sehen, als er das Zimmer betrat. Es war sein Knie, das ihn quälte. Mal hatte er bessere, dann wieder schlechtere Tage und heute musste definitiv einer der letzteren sein. Ein beinahe mitleidender Ausdruck lag nun auch auf den sonst so weichen Zügen der jungen Frau, ehe sie sich in Erinnerung rief, dass er kein großer Freund ihres Mitleids war. Ein paar Mal blinzeln benötigte es lediglich um den Gesichtsausdruck zu neutralisieren - nicht, dass er das Mienenspiel seiner Frau überhaupt mitbekommen hätte. Noch immer waren seine dunklen Augen auf den Holzstuhl gerichtet und sie überlegte, ob ihre Ohren ein leichtes Seufzen vernommen hatten, als sein Gewicht nun endlich nicht mehr auf dem Knie ruhte. I've come to talk with you again
Sie konnte es spüren. Seine Anstrengung. Die Luft war beinahe dick wie Feuerqualm. Man hätte sie schneiden können, wenn man denn nur ein Wort gesprochen hätte, doch stattdessen vergingen die Minuten. Die blonde gebürtige Winterländerin kannte ihren Mann und seine Eigenheiten mittlerweile so gut, dass sie wusste, wie sie sich zu verhalten hatte. Er brauchte diese Ruhe in dem Moment. Und sie gab sie ihm. Sie würde ihm immer das geben, was er brauchte. Der innere Wunsch ihrem Mann zu gefallen und ihn mehr noch, sogar zu beeindrucken, war in den letzten Jahren immer stärker geworden. War es vielleicht ein nun ausgereifter Komplex, weil ihr Vater immer ihren Bruder vorgezogen hatte? Weil er in ihr nichts als ein lästiges Mädchen gesehen hat, dass es galt zu verheiraten? Dass sie nun eine solch reiche Partie gemacht hatte und ein Leben im Überfluss lebte, musste ihn schier wahnsinnig machen. Ein schmales Lächeln verzog die Lippen der Frau.
Und da kamen auch schon die ersten gesprochenen Worte, die plötzlich die gar nicht mehr ganz so scharfe Stille durchschnitten. Ein wissendes Lächeln zierte die rosigen Lippen, die sie sich mit einem gut duftenden Öl eingerieben hatte. "Ein exquisiter Gaumen", kommentierte sie die gesprochenen Worte ihres Mannes und erhob sich. Vanja hatte - wie immer - ihre eigenen Pläne für diesen Abend. Beinahe raubtierhaft schritt sie zu dem Älteren und blieb vor seinem Stuhl stehen. Die schimmernden Schleier, die um ihre Beine waberten verdeckten kaum die viele nackte Haut. Ihre Hand strich erst über seine Schulter, dann in seinen Nacken und über seine Wange. Sie wusste, dass sie vorsichtig mit seinem Knie sein musste, aber der restliche Körper ihres Ehegatten war schließlich intakt. In einer Grazilität, die einer Winterländerin kaum zuzutrauen war, kletterte sie auf den Schoß des Neshat und schmiegte sich mit ihrer Hüfte an seine Lenden, natürlich weiterhin darauf bedacht kein Gewicht in Richtung seiner Oberschenkel zu bringen, damit sein Bein nicht mehr als unbedingt nötig belastet wurde.
"Vielleicht möchtest du heute ja auch noch von etwas anderem kosten", schnurrte sie ihm ins Ohr und hauchte einen verheißungsvollen Kuss auf seine Halsbeuge.