27-11-2024, 12:59 - Wörter:
Lindgard hatte die Ländereien und Gärten Wintergards schon lange als ihren Rückzugsort auserkoren. Die eisigkalte Luft und die schneeverhangene Stille war eine willkommene Abwechslung zu den stickigen, überheizten, trubeligen Hallen ihrer neuen Heimat, die oft der schmerzlichen Leere ihrer geplagten Seele gegenüberstanden. Hier, zwischen den kahlen Zweigen der Bäume und dem glitzernden Schnee, fand sie einen Moment der Ruhe, in dem ihre Gedanken nicht allzu laut waren. Der durchaus scharfe Wind peitschte über ihr Gesicht und ließ dabei eine zarte Röte über ihre Wangen ziehen, hielt ihre Gedanken davon ab, allzu weit abzuschweifen. Sie hüllte sich enger in ihren wärmenden Umhang, versuchte, das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken, das sich in den letzten Wochen immer häufiger bemerkbar machte und ein leidlicher Begleiter ihrer allgegenwärtigen Schlaflosigkeit war.
Als sie Schritte hinter sich hörte und eine vertraute Stimme die eisige Kälte durchbrach, zuckte Lindgard leicht zusammen. Aleena. Es war nicht das erste Mal, dass die Kronprinzessin ihre Nähe suchte, doch diesmal fühlte es sich anders an, beinahe wie eine leise Erwartung, die die Luft zwischen ihnen durchzog. Sie drehte sich zu ihrer Schwägerin um, deren Nähern sie instinktiv spürte, ohne sich wirklich darauf vorbereiten zu können. »Schwester«, antwortete Lindgard deutlich jovialer als ihr Gegenüber, erwiderte jedoch den Knicks merklich tiefer und länger, wie es dem Stand als Ehefrau des künftigen Königs geziemte. Das Lächeln, das sie Aleena jedoch schenkte, war das gleiche Lächeln, das sie mittlerweile tagtäglich trug, eine Hülle, die sie sich selbst und der Welt präsentierte. »Natürlich dürft Ihr, dafür braucht Ihr nicht meine Erlaubnis.« Ihre Stimme sanft, aber immer noch etwas steif. Sie trat einen Schritt zur Seite, um Aleena Platz zu machen, und ließ ihren Blick über kahle Landschaft schweifen. Der Anblick von allem, was ruhig und still war, tat gut, aber er erinnerte sie auch an die Dinge, die sie selbst zu finden hoffte – Frieden, Gelassenheit, vielleicht sogar ein bisschen Freude. Doch das war etwas, das sie im Moment kaum greifen konnte.
»Ein schöner Tag für einen Spaziergang«, begann Lindgard schließlich, obwohl ihre Worte nahezu hilflos zwischen ihnen verklangen. Es war eine leere Bemerkung, die sie in solchen Momenten oft von sich gab, um die Stille zu durchbrechen, ohne wirklich etwas Substanzielles zu sagen. Sie wollte nicht, dass jemand die Chance witterte, Fragen zu stellen, von denen sie sich kaum traute, sie sich selbst zu stellen. Die Fragen nach dem Warum. Warum alles so anders war, was mit Lindgard zu tun hatte. »Wie geht es Euch?«, fragte sie dann, allen Mut zusammen nehmend, um sich mit Aleena auszutauschen. Die Frage hatte einen anderen Klang als gewöhnlich. Es war weniger die höfliche Floskel, als viel mehr eine echte Frage, eine Suche nach etwas, das ihr vielleicht eine Antwort geben könnte, die sie selbst nicht hatte.
Als sie Schritte hinter sich hörte und eine vertraute Stimme die eisige Kälte durchbrach, zuckte Lindgard leicht zusammen. Aleena. Es war nicht das erste Mal, dass die Kronprinzessin ihre Nähe suchte, doch diesmal fühlte es sich anders an, beinahe wie eine leise Erwartung, die die Luft zwischen ihnen durchzog. Sie drehte sich zu ihrer Schwägerin um, deren Nähern sie instinktiv spürte, ohne sich wirklich darauf vorbereiten zu können. »Schwester«, antwortete Lindgard deutlich jovialer als ihr Gegenüber, erwiderte jedoch den Knicks merklich tiefer und länger, wie es dem Stand als Ehefrau des künftigen Königs geziemte. Das Lächeln, das sie Aleena jedoch schenkte, war das gleiche Lächeln, das sie mittlerweile tagtäglich trug, eine Hülle, die sie sich selbst und der Welt präsentierte. »Natürlich dürft Ihr, dafür braucht Ihr nicht meine Erlaubnis.« Ihre Stimme sanft, aber immer noch etwas steif. Sie trat einen Schritt zur Seite, um Aleena Platz zu machen, und ließ ihren Blick über kahle Landschaft schweifen. Der Anblick von allem, was ruhig und still war, tat gut, aber er erinnerte sie auch an die Dinge, die sie selbst zu finden hoffte – Frieden, Gelassenheit, vielleicht sogar ein bisschen Freude. Doch das war etwas, das sie im Moment kaum greifen konnte.
»Ein schöner Tag für einen Spaziergang«, begann Lindgard schließlich, obwohl ihre Worte nahezu hilflos zwischen ihnen verklangen. Es war eine leere Bemerkung, die sie in solchen Momenten oft von sich gab, um die Stille zu durchbrechen, ohne wirklich etwas Substanzielles zu sagen. Sie wollte nicht, dass jemand die Chance witterte, Fragen zu stellen, von denen sie sich kaum traute, sie sich selbst zu stellen. Die Fragen nach dem Warum. Warum alles so anders war, was mit Lindgard zu tun hatte. »Wie geht es Euch?«, fragte sie dann, allen Mut zusammen nehmend, um sich mit Aleena auszutauschen. Die Frage hatte einen anderen Klang als gewöhnlich. Es war weniger die höfliche Floskel, als viel mehr eine echte Frage, eine Suche nach etwas, das ihr vielleicht eine Antwort geben könnte, die sie selbst nicht hatte.

