27-11-2024, 13:00 - Wörter:
Lindgard stand schweigend im dunklen Gang, der zur Festhalle führte, nutzte den Umstand, einen Augenblick für sich zu sein und vollkommen unbemerkt das Szenario betrachten zu können, das sich vor ihr ausbreitete. Der Tisch war reich gedeckt, die Servietten kunstvoll gefaltet, und das Feuer im Kamin leckte an den einsamen Schatten in den fernen Ecken des Saals. Alles war nahezu perfekt vorbereitet, aber Lindgard konnte kaum Freude am diesem Anblick finden. Die Kerzen, die in den Augen aller Anwesenden ein warmes Glühen hinterließen, schienen für sie nur flackernde Erinnerungen zu sein – Erinnerungen an eine Heimat, an eine Zeit, in der sie selbst noch nicht so weit entfernt von sich selbst war.
Der Raum war voller Leben und Bewegung. Zofen und Diener eiferten umher, arrangierten die letzten Details und flüsterten miteinander, während sie sich auf den bevorstehenden Abend vorbereiteten. Sie spürte die erwartungsvolle Energie im Raum, die wie eine Welle durch die Menschen strömte, und doch blieb sie selbst davon unberührt. Das Prasseln des Feuers, die Stimmen der anderen, die ausgelassene Fröhlichkeit, die die Halle erfüllte – all das schien an ihr vorbeizuziehen, wie ein Fest, an dem sie nicht wirklich teilnehmen konnte.
Lindgard war sich durchaus bewusst, dass ihre Rolle hier eine andere war. Sie war Prinzessin von Norsteading, Ehefrau des Zweiten in der Thronfolge, doch in diesem Moment fühlte sie sich mehr wie eine Statistin in einem Theaterstück, das schon längst seine eigentliche Bedeutung verloren hatte. Sie hatte sich daran gewöhnt, ihre Pflichten zu erfüllen, sich in die erwartete Form zu fügen, doch das innere Leuchten, das von ihr erwartet wurde, war schien erloschen. Es war, als hätte sie einen Teil von sich selbst irgendwo in den Weiten des Winterlands verloren.
Gedankenverloren warf sie einen Blick in die Dunkelheit hinter sich. Lauschte. Bisher kein Zeichen von ihrem Ehemann. Einzig für ihn hatte sie sich am heutigen Tag dem tatkräftigen Drängen ihrer Zofe ergeben und sich in edles Smaragdgrün kleiden lassen – eine Farbe, die Jorins Blick stets in eine gewisse Hitze tauchte, wenn er sie in dieser erblickte. Die Stimmen der anderen, die ausgelassen miteinander sprachen, ließen sie unwillkürlich zusammenzucken und die leise Freude, die sie noch beim Gedanken an ihren blonden Krieger befallen hatte, verpuffte im Nichts. Sie seufzte leise. Wünschte, sie würde dazugehören zu diesem regen Treiben. Warum war das Lächeln der anderen Menschen so viel heller als ihr eigenes? Warum schien es, als sei jeder Moment für sie ein festes Ritual, das sie aus Pflichtbewusstsein erfüllte, ohne dass sie sich jemals vollständig einbrachte? Jene dunklen Gedanken drängten sich der Prinzessin wieder einmal auf, und Lindgard wusste, dass sie diese Leere in sich selbst nicht so leicht vertreiben konnte.
Sie beobachtete Aleena, die sich mit einem Lächeln durch den Raum bewegte und beinahe zu schweben schien, leichten Schrittes, mit einem glockenhellen Lachen und beinahe unbeschwert gestikulierend. Sie wirkte wie der Gegenpol zu Lindgard, bildete das strahlende, bezaubernde Zentrum des nahenden Festes, von dem sie sich emotional immer mehr entfernte. Ihr Blick folgte der strahlendschönen Frühlingsländerin, wie diese mit einer Selbstverständlichkeit die Aufmerksamkeit auf sich zog, mit einem Lächeln, das das ganze Zimmer zu erleuchten schien, während sie mit einer Energie, die ihr selbst fremd war, nach dem Rechten sah. Es war ein Bild des Glücks, das sie gleichzeitig zu bewundern und zu fürchten schien. Aleena glich einem hellen Stern, und Lindgard fühlte sich wie der Schatten, der vor dessen Licht flüchtete. Während die Kronprinzessin mit einer Leichtigkeit und Freude durch den Raum glitt, war Lindgard lediglich die schweigende Beiwohnende, die Frau des Zweitgeborenen, die es nicht ertrug, ohne den Schutz ihres Gemahls ins sprichwörtliche Licht zu treten. Als sie schließlich die vertraute Pranke ihres Gattens an ihrem Oberarm spürte, gab sie sich einem flüchtigen Impuls hin und lehnte sich einen Augenblick an seine hünenhafte Gestalt. »Nur einen Augenblick, dann können wir hineingehen«, flüsterte sie Jorin zu und senkte nur noch mehr die Stimme, als der Rest der Familie eintraf.
Der Raum war voller Leben und Bewegung. Zofen und Diener eiferten umher, arrangierten die letzten Details und flüsterten miteinander, während sie sich auf den bevorstehenden Abend vorbereiteten. Sie spürte die erwartungsvolle Energie im Raum, die wie eine Welle durch die Menschen strömte, und doch blieb sie selbst davon unberührt. Das Prasseln des Feuers, die Stimmen der anderen, die ausgelassene Fröhlichkeit, die die Halle erfüllte – all das schien an ihr vorbeizuziehen, wie ein Fest, an dem sie nicht wirklich teilnehmen konnte.
Lindgard war sich durchaus bewusst, dass ihre Rolle hier eine andere war. Sie war Prinzessin von Norsteading, Ehefrau des Zweiten in der Thronfolge, doch in diesem Moment fühlte sie sich mehr wie eine Statistin in einem Theaterstück, das schon längst seine eigentliche Bedeutung verloren hatte. Sie hatte sich daran gewöhnt, ihre Pflichten zu erfüllen, sich in die erwartete Form zu fügen, doch das innere Leuchten, das von ihr erwartet wurde, war schien erloschen. Es war, als hätte sie einen Teil von sich selbst irgendwo in den Weiten des Winterlands verloren.
Gedankenverloren warf sie einen Blick in die Dunkelheit hinter sich. Lauschte. Bisher kein Zeichen von ihrem Ehemann. Einzig für ihn hatte sie sich am heutigen Tag dem tatkräftigen Drängen ihrer Zofe ergeben und sich in edles Smaragdgrün kleiden lassen – eine Farbe, die Jorins Blick stets in eine gewisse Hitze tauchte, wenn er sie in dieser erblickte. Die Stimmen der anderen, die ausgelassen miteinander sprachen, ließen sie unwillkürlich zusammenzucken und die leise Freude, die sie noch beim Gedanken an ihren blonden Krieger befallen hatte, verpuffte im Nichts. Sie seufzte leise. Wünschte, sie würde dazugehören zu diesem regen Treiben. Warum war das Lächeln der anderen Menschen so viel heller als ihr eigenes? Warum schien es, als sei jeder Moment für sie ein festes Ritual, das sie aus Pflichtbewusstsein erfüllte, ohne dass sie sich jemals vollständig einbrachte? Jene dunklen Gedanken drängten sich der Prinzessin wieder einmal auf, und Lindgard wusste, dass sie diese Leere in sich selbst nicht so leicht vertreiben konnte.
Sie beobachtete Aleena, die sich mit einem Lächeln durch den Raum bewegte und beinahe zu schweben schien, leichten Schrittes, mit einem glockenhellen Lachen und beinahe unbeschwert gestikulierend. Sie wirkte wie der Gegenpol zu Lindgard, bildete das strahlende, bezaubernde Zentrum des nahenden Festes, von dem sie sich emotional immer mehr entfernte. Ihr Blick folgte der strahlendschönen Frühlingsländerin, wie diese mit einer Selbstverständlichkeit die Aufmerksamkeit auf sich zog, mit einem Lächeln, das das ganze Zimmer zu erleuchten schien, während sie mit einer Energie, die ihr selbst fremd war, nach dem Rechten sah. Es war ein Bild des Glücks, das sie gleichzeitig zu bewundern und zu fürchten schien. Aleena glich einem hellen Stern, und Lindgard fühlte sich wie der Schatten, der vor dessen Licht flüchtete. Während die Kronprinzessin mit einer Leichtigkeit und Freude durch den Raum glitt, war Lindgard lediglich die schweigende Beiwohnende, die Frau des Zweitgeborenen, die es nicht ertrug, ohne den Schutz ihres Gemahls ins sprichwörtliche Licht zu treten. Als sie schließlich die vertraute Pranke ihres Gattens an ihrem Oberarm spürte, gab sie sich einem flüchtigen Impuls hin und lehnte sich einen Augenblick an seine hünenhafte Gestalt. »Nur einen Augenblick, dann können wir hineingehen«, flüsterte sie Jorin zu und senkte nur noch mehr die Stimme, als der Rest der Familie eintraf.