27-11-2024, 13:01 - Wörter:
Lindgard fühlte sich für einen Moment fast in eine andere Welt versetzt, als Jorins Finger unter ihrem Kinn glitten, und seine Frage, ob er sie küssen dürfe, ließ ihr Herz schneller schlagen. Ein zartes, aber eindeutiges Lächeln zog sich über ihre Lippen, und sie nickte langsam, bevor sie ihre Augen schloss und ihm den Weg zu ihrem Kuss frei gab. Seine schützende Umarmung war wie ein Versprechen – ein Versprechen, das nicht nur in diesem Augenblick bestand, sondern das auch die Zukunft umfasste, die vor ihnen lag. Der Kuss war sanft, und trotzdem konnte Lindgard all die Emotionen spüren, die sich dahinter verbargen. Sie hatte nie gedacht, dass sie sich in dieser Weise zu jemandem hingezogen fühlen würde, nicht so intensiv, nicht so verwirrend. Doch Jorin war anders. Er war ihr Fels in der Brandung, der so viele Facetten in ihr hervorrief, die sie nicht kannte. Ihr Anker, von dem sie nicht ahnte, dass sie ihn je brauchen könnte. In seiner Nähe fühlte sie sich nicht nur geliebt, sondern auch verstanden, und das war etwas, das sie mit niemandem zuvor erlebt hatte.
Als sie sich voneinander lösten, war es, als ob der allgegenwärtige Sturm in ihrer Seele sich beruhigt hatte, und auch der Fluss vor ihnen schien in diesem Moment stiller zu fließen. Doch dann brach Jorin das Schweigen, und seine Worte holten Lindgard wieder in die Realität zurück. Lindgard lauschte Jorins Worten, während ihr Blick über den Fluss glitt, die Schuppen der Fische glitzerten in der Sonne und forderten Aufmerksamkeit. Seine Sorge um sie war unüberhörbar, doch sie wusste, dass der bevorstehende Krieg nicht einfach eine Möglichkeit war, sondern eine unausweichliche Wahrheit. Als eine Fürstentochter des Winterlands war das Thema Krieg kein Tabu, sie hatte immer geahnt, dass ihre Lieben eines Tages in den Krieg ziehen würden, und doch fühlte sich die Last dieser Erkenntnis plötzlich viel schwerer an, als sie es je erwartet hätte. Ein Teil von ihr war stolz auf ihn, stolz darauf, dass er sich der Verantwortung stellte, die mit seiner Stellung als königlicher Zweitgeborener einherging. Jorin würde nie ein bedachter Mann sein, er würde kämpfen, er würde sich beweisen und er würde wenn nötig für sein Land sterben. Doch genau dieser Umstand, das Bewusstsein über die Rolle in dieser unausweichlichen Geschichte quälte sie sich innerlich, konnte die Wogen der Sorge und des Stolzes nicht wirklich voneinander trennen.
In ihrem Inneren mischten sich jene widersprüchlichen Gefühle zu einem verwirrenden Durcheinander. Ein Teil von ihr war erfüllt von einer tiefen Bewunderung; er hatte stets eine unerschütterliche, optimistische Entschlossenheit gezeigt, nicht nur für sein Volk zu kämpfen, sondern auch für sie. Und doch lag eine leise Angst in ihrer Brust, eine Unsicherheit, die sie nicht so leicht ablegen konnte. Sie wusste aus alten Geschichten und Legenden, wie leicht das Leben auf dem Schlachtfeld enden konnte, wie flüchtig Momente von Glück und Liebe waren, wenn der Krieg den Tag beherrschte. Jetzt, da Jorin ein Teil jener Erzählungen werden würde, fühlte sich der Krieg viel zu real an. Die Gedanken an seine Sicherheit, die vielen Gefahren, die auf ihn lauerten, ließen ihr Herz schwer werden. Was, wenn sie ihn nie wiedersehen würde? Was, wenn dieser Krieg ihm das Leben nahm, bevor sie ihm das größte Geschenk machen durfte, das sie einem Königssohn geben konnte – einen Erben?
Der Gedanke an Kinder war ein ständiger Begleiter in Lindgards Gedanken, seit sie verheiratet waren. Sie wollte ihm einen Sohn schenken, einen Erben, der das Erbe Norsteadings fortführen konnte. Jorin war einzigartig in seinem Wesen, aber ein Erbe würde ihn mit etwas verbinden, das noch viel wertvoller war als ein weiteres Abenteuer, das er für die Krone gewann. Würde ihn mit Lindgard verbinden. Es war der Gedanke, das Band zwischen ihnen auf eine noch tiefere, unaussprechliche Weise zu verfestigen, das Gefühl von etwas, das über den Moment hinausging. Doch die Zeit verstrich, und die Monate gingen ins Land, ohne dass sie schwanger wurde. Was nicht zuletzt an ihren Unzulänglichkeiten lag. Diese Tatsache peinigte sie, die Verzweiflung über die Enttäuschung seiner unausgesprochenen, aber schwelenden Hoffnung nagte an ihr. Wenn Jorin in den Krieg zog, wollte sie ihm wenigstens die Gewissheit geben können, dass er etwas von sich hinterließ, wenn er fort war. Doch auch wenn der Körper ihr durchaus gehorchen mochte, so tat es ihr Geist noch lange nicht. Seit ihrer Hochzeitsnacht hatte ihr Mann ihr nicht mehr beigelegen. Und ihre Gedanken verstrickten sich immer wieder in der Frage, ob Jorin nicht etwas Besseres verdient hatte.
Der Gedanke, Jorin vor dem Krieg keinen Erben schenken zu können, ließ einen Schmerz in ihr aufsteigen, der sich in ihrem Innern zusammenzog. Vielleicht war es zu viel verlangt. Vielleicht war es egoistisch von ihr, sich in solch einer Zeit auch noch mit solchen Gedanken auseinanderzusetzen. Aber ihre ganze Existenz als Frau des Prinzen war schließlich darauf ausgerichtet, ihm einen Sohn zu gebären, einen Nachfolger, der nach ihm kommen würde. Und während sie zu ihm aufblickte, mit seinem großen, warmen Lächeln und seiner Stärke, die sie von allen Seiten umgab, fühlte sie sich einmal mehr als nicht genug.
Die Reise, die vor ihnen beiden lag, war nicht nur eine von Jorins Stärke und Mut. Auch sie musste sich beweisen, musste stark sein. Aber die Vorstellung, dass sie ihm nicht die Sicherheit einer Nachkommenschaft bieten konnte, wenn er auf die Schlachtfelder zog, wog schwer auf ihrem Herzen. Sie konnte ihm nicht die Gewissheit geben, dass er sein Erbe sehen würde, bevor er fortging. Das Wissen, dass er vielleicht auch niemals einen Sohn sehen würde, war ein stiller Schmerz, der in ihr wuchs. Doch sie konnte ihre Zweifel nicht jetzt mit ihm teilen, nicht, während er so für sie da war. Ihre Miene verhärtete sich leicht, als sie zu ihm aufblickte. Ihre Worte blieben in ihrem Hals stecken, als sich ihre Sorgen für einen Moment in ihrem Inneren verstärkten, als sie versuchte, die aufkeimende Besorgnis zu verdrängen. In seinem Blick lag eine gewisse Wärme, die sie in diesem Moment brauchte – vielleicht war es der Blick eines Mannes, der für seine Familie sorgen wollte, der sie liebte. Und sie fühlte sich in seiner Nähe sicher, vielleicht sogar mehr als jemals zuvor.
»Ich werde es überstehen, auch ohne erzwungene Gesellschaft«, sagte sie leise, mehr zu sich selbst als zu ihm. Nicht wertend, vielmehr realistisch auf ihre zurückhaltende Art gemünzt. »Ich werde auf dich warten, mein Prinz, und mich hier sicher wissen, egal was passiert.« Ein kurzer Blick fiel auf ihre Hände, die sich unbewusst an seiner kräftigen Brust eingefunden hatten, sich dort zart in seinen Mantel krallten. »Ich weiß, dass du dir Sorgen um mich machst«, fuhr sie fort, „aber du musst dich auch um dich selbst kümmern. Und um das Land deiner Familie. Ich bin noch nicht sicher, wie ich ohne dich zurechtkomme... aber ich werde es, wenn es notwendig ist.«
Ein unbestimmtes Gefühl der Zerrissenheit durchzog sie, und sie atmete tief ein. In ihrem Inneren herrschte ein ständiges Ringen zwischen der Frau, die ihre eigenen Ängste unterdrücken wollte, und der Frau, die wusste, dass Jorin in den Krieg ziehen musste, um sein Volk zu verteidigen. »Aber vielleicht... vielleicht ist es ja gerade der Moment, in dem du mir wirklich zeigst, dass du der Krieger bist, den dieses Land braucht, Jorin. Und ich werde kämpfen, um dir zu zeigen, dass du der Richtige für mich bist – für uns. Alles, was du brauchst, werde ich dir geben. Aber ich brauche dich auch. Und ich... ich wollte dir etwas mehr geben.« Sie senkte ihren Blick, fast ein wenig verlegen, als sie die Worte aussprach. »Ich hoffe, dass wir bald einen Erben haben werden, einen, der in deine Fußstapfen tritt, Jorin. Etwas, das die Zeit überdauert. Etwas, das uns verbindet, selbst wenn du fort bist.«
Als sie sich voneinander lösten, war es, als ob der allgegenwärtige Sturm in ihrer Seele sich beruhigt hatte, und auch der Fluss vor ihnen schien in diesem Moment stiller zu fließen. Doch dann brach Jorin das Schweigen, und seine Worte holten Lindgard wieder in die Realität zurück. Lindgard lauschte Jorins Worten, während ihr Blick über den Fluss glitt, die Schuppen der Fische glitzerten in der Sonne und forderten Aufmerksamkeit. Seine Sorge um sie war unüberhörbar, doch sie wusste, dass der bevorstehende Krieg nicht einfach eine Möglichkeit war, sondern eine unausweichliche Wahrheit. Als eine Fürstentochter des Winterlands war das Thema Krieg kein Tabu, sie hatte immer geahnt, dass ihre Lieben eines Tages in den Krieg ziehen würden, und doch fühlte sich die Last dieser Erkenntnis plötzlich viel schwerer an, als sie es je erwartet hätte. Ein Teil von ihr war stolz auf ihn, stolz darauf, dass er sich der Verantwortung stellte, die mit seiner Stellung als königlicher Zweitgeborener einherging. Jorin würde nie ein bedachter Mann sein, er würde kämpfen, er würde sich beweisen und er würde wenn nötig für sein Land sterben. Doch genau dieser Umstand, das Bewusstsein über die Rolle in dieser unausweichlichen Geschichte quälte sie sich innerlich, konnte die Wogen der Sorge und des Stolzes nicht wirklich voneinander trennen.
In ihrem Inneren mischten sich jene widersprüchlichen Gefühle zu einem verwirrenden Durcheinander. Ein Teil von ihr war erfüllt von einer tiefen Bewunderung; er hatte stets eine unerschütterliche, optimistische Entschlossenheit gezeigt, nicht nur für sein Volk zu kämpfen, sondern auch für sie. Und doch lag eine leise Angst in ihrer Brust, eine Unsicherheit, die sie nicht so leicht ablegen konnte. Sie wusste aus alten Geschichten und Legenden, wie leicht das Leben auf dem Schlachtfeld enden konnte, wie flüchtig Momente von Glück und Liebe waren, wenn der Krieg den Tag beherrschte. Jetzt, da Jorin ein Teil jener Erzählungen werden würde, fühlte sich der Krieg viel zu real an. Die Gedanken an seine Sicherheit, die vielen Gefahren, die auf ihn lauerten, ließen ihr Herz schwer werden. Was, wenn sie ihn nie wiedersehen würde? Was, wenn dieser Krieg ihm das Leben nahm, bevor sie ihm das größte Geschenk machen durfte, das sie einem Königssohn geben konnte – einen Erben?
Der Gedanke an Kinder war ein ständiger Begleiter in Lindgards Gedanken, seit sie verheiratet waren. Sie wollte ihm einen Sohn schenken, einen Erben, der das Erbe Norsteadings fortführen konnte. Jorin war einzigartig in seinem Wesen, aber ein Erbe würde ihn mit etwas verbinden, das noch viel wertvoller war als ein weiteres Abenteuer, das er für die Krone gewann. Würde ihn mit Lindgard verbinden. Es war der Gedanke, das Band zwischen ihnen auf eine noch tiefere, unaussprechliche Weise zu verfestigen, das Gefühl von etwas, das über den Moment hinausging. Doch die Zeit verstrich, und die Monate gingen ins Land, ohne dass sie schwanger wurde. Was nicht zuletzt an ihren Unzulänglichkeiten lag. Diese Tatsache peinigte sie, die Verzweiflung über die Enttäuschung seiner unausgesprochenen, aber schwelenden Hoffnung nagte an ihr. Wenn Jorin in den Krieg zog, wollte sie ihm wenigstens die Gewissheit geben können, dass er etwas von sich hinterließ, wenn er fort war. Doch auch wenn der Körper ihr durchaus gehorchen mochte, so tat es ihr Geist noch lange nicht. Seit ihrer Hochzeitsnacht hatte ihr Mann ihr nicht mehr beigelegen. Und ihre Gedanken verstrickten sich immer wieder in der Frage, ob Jorin nicht etwas Besseres verdient hatte.
Der Gedanke, Jorin vor dem Krieg keinen Erben schenken zu können, ließ einen Schmerz in ihr aufsteigen, der sich in ihrem Innern zusammenzog. Vielleicht war es zu viel verlangt. Vielleicht war es egoistisch von ihr, sich in solch einer Zeit auch noch mit solchen Gedanken auseinanderzusetzen. Aber ihre ganze Existenz als Frau des Prinzen war schließlich darauf ausgerichtet, ihm einen Sohn zu gebären, einen Nachfolger, der nach ihm kommen würde. Und während sie zu ihm aufblickte, mit seinem großen, warmen Lächeln und seiner Stärke, die sie von allen Seiten umgab, fühlte sie sich einmal mehr als nicht genug.
Die Reise, die vor ihnen beiden lag, war nicht nur eine von Jorins Stärke und Mut. Auch sie musste sich beweisen, musste stark sein. Aber die Vorstellung, dass sie ihm nicht die Sicherheit einer Nachkommenschaft bieten konnte, wenn er auf die Schlachtfelder zog, wog schwer auf ihrem Herzen. Sie konnte ihm nicht die Gewissheit geben, dass er sein Erbe sehen würde, bevor er fortging. Das Wissen, dass er vielleicht auch niemals einen Sohn sehen würde, war ein stiller Schmerz, der in ihr wuchs. Doch sie konnte ihre Zweifel nicht jetzt mit ihm teilen, nicht, während er so für sie da war. Ihre Miene verhärtete sich leicht, als sie zu ihm aufblickte. Ihre Worte blieben in ihrem Hals stecken, als sich ihre Sorgen für einen Moment in ihrem Inneren verstärkten, als sie versuchte, die aufkeimende Besorgnis zu verdrängen. In seinem Blick lag eine gewisse Wärme, die sie in diesem Moment brauchte – vielleicht war es der Blick eines Mannes, der für seine Familie sorgen wollte, der sie liebte. Und sie fühlte sich in seiner Nähe sicher, vielleicht sogar mehr als jemals zuvor.
»Ich werde es überstehen, auch ohne erzwungene Gesellschaft«, sagte sie leise, mehr zu sich selbst als zu ihm. Nicht wertend, vielmehr realistisch auf ihre zurückhaltende Art gemünzt. »Ich werde auf dich warten, mein Prinz, und mich hier sicher wissen, egal was passiert.« Ein kurzer Blick fiel auf ihre Hände, die sich unbewusst an seiner kräftigen Brust eingefunden hatten, sich dort zart in seinen Mantel krallten. »Ich weiß, dass du dir Sorgen um mich machst«, fuhr sie fort, „aber du musst dich auch um dich selbst kümmern. Und um das Land deiner Familie. Ich bin noch nicht sicher, wie ich ohne dich zurechtkomme... aber ich werde es, wenn es notwendig ist.«
Ein unbestimmtes Gefühl der Zerrissenheit durchzog sie, und sie atmete tief ein. In ihrem Inneren herrschte ein ständiges Ringen zwischen der Frau, die ihre eigenen Ängste unterdrücken wollte, und der Frau, die wusste, dass Jorin in den Krieg ziehen musste, um sein Volk zu verteidigen. »Aber vielleicht... vielleicht ist es ja gerade der Moment, in dem du mir wirklich zeigst, dass du der Krieger bist, den dieses Land braucht, Jorin. Und ich werde kämpfen, um dir zu zeigen, dass du der Richtige für mich bist – für uns. Alles, was du brauchst, werde ich dir geben. Aber ich brauche dich auch. Und ich... ich wollte dir etwas mehr geben.« Sie senkte ihren Blick, fast ein wenig verlegen, als sie die Worte aussprach. »Ich hoffe, dass wir bald einen Erben haben werden, einen, der in deine Fußstapfen tritt, Jorin. Etwas, das die Zeit überdauert. Etwas, das uns verbindet, selbst wenn du fort bist.«