28-11-2024, 23:53 - Wörter:
a song of ice and fire

„Manchmal muss man den Dingen eine Chance geben, so wie Eure Mutter es einst tat.“, sagte Sanna schließlich leise. Ihre Worte waren mehr an sich selbst gerichtet als an Farid, ein Gedanke, der sich durch ihren Kopf wand und unaufgefordert über ihre Lippen kam. Sie nickte dabei, fast wie zur Bestätigung ihrer eigenen Erkenntnis, während sie neben ihm durch die geschäftigen Straßen lief. Sie würde den Winter dennoch vermissen und er würde aus ihrem Wesen wohl nie ausgetrieben werden können.
Der Markt kündigte sich bereits an – mit den vertrauten Klängen, den lauten Rufen der Händler, die ihre Waren priesen, und dem Lachen der Menschen, das sich wie ein Echo durch die engen Gassen zog. Es war ein lebendiges Bild, das für einen Moment die Schwere ihrer Gedanken überdeckte. Und doch fühlte sich die Erkenntnis über das Vergangene wie ein leiser Schatten an, der mit jedem Schritt an ihrer Seite blieb. So wie Farid, der Valda nach wie vor trug, die die höhere Position offensichtlich genoss. So konnte sie schließlich alles überblicken.
Ein leises Lachen rollte über Sannas Lippen. "Ich hoffe Ihr glaubt nicht, dass ich in einem Kleid jagen gehe...", der Gedanke war amüsant und vermutlich würde sie sich mehr als einmal mit dem Rock anlegen und ihn sich letztlich von den Hüften reißen weil er wieder einmal an einem Dornenbusch hängen blieb. Gutmütiges Amüsement eroberte ihre blauen Augen, als Farid über ihr Völkchen sprach. Wenn er nur wüsste, wie anders die Winterländer waren.
Neugierig ließ die junge Frau ihren Blick über die dargebotenen Waren gleiten, inspizierte Früchte die sie selbst noch nie gesehen hatte und ließ sich von den Händlern bereitwillig erklären worum es ging, wenn sie ihren fragenden Blick sahen. "Wo finde ich denn die Gemächer der Ritter?", fragte Sanne mit einem entschuldigenden Grinsen auf den Lippen. Sie kannte bisher nur den Weg von der Herberge in der sie lebten zu dem Markt wo sie versuchte günstig an Lebensmittel zu kommen. Und auch wenn sie sich gut im Wald zurechtfinden konnte, erschien ihr die Stadt weitaus weniger strukturiert als die vertraute Weite und Tiefe der Winterwälder.
"Aber sind die Beeren nicht furchtbar teuer?", fragte Sanna besorgt und griff auch nach dem kleinen, fein gearbeiteten Lederetui in dem sie die wenigen Münzen gesammelt hatte, die sie noch hatte.
Dann griff sie das vorherige Thema wieder auf. "Da wird schon ein paar Tage hier sind, würde ich lieber gestern als morgen anfangen zu arbeiten...", merkte sie leise an, die Beeren in der Schale einen Moment skeptisch betrachtend. Heidelbeeren kannte sie, die wuchsen auch vereinzelt in den Winterlanden, wenn man eine hartnäckige Sorte fand. Aber Himbeeren?
Valdas Ausruf ließ Sanna wieder innerlich seufzen. Doch das Kind konnte nichts dafür, es verstand das Konzept von Geld und was es bedeutete wenn man nicht viel davon besaß, einfach noch nicht.
