29-11-2024, 21:43 - Wörter:
a song of ice and fire

Das rege Treiben auf dem Markt war ein anderes als in ihrer Heimat. An Farids Seite erlaubte sie sich, für einen Moment innezuhalten und dem Trubel nachzugeben. Statt wie gewohnt ihre Blicke zu senken und rasch ihren Weg fortzusetzen, ließ sie sich auf die Umgebung ein. Sie betrachtete die Gesichter, die Gesten, das Lächeln der Menschen, die an ihr vorbeigingen. Es war seltsam, beinahe befremdlich. Vielleicht, dachte sie, wollte sie auch gar nicht so genau hinsehen. Es war leichter, an ihrer negativen Sicht auf diesen Ort festzuhalten – sie als Rechtfertigung zu nutzen, falls sie sich irgendwann entschied, zurückzukehren. Doch zugleich wusste sie, dass das nur eine Illusion war. Denn vorerst gab es kein Zurück. Nicht für sie, nicht für Valda. Die alte Welt, ihre Heimat, hatte sie hinter sich gelassen, und der Weg dorthin war mehr als nur eine Reise – er war eine Grenze, die sie nicht einfach so überschreiten konnte. So sehr ihr Herz sich danach sehnte, war der einzige Weg nach vorne. So hob sie die Blick zu Farid, schob die trüben Wolken beiseite, die sich über ihren Kopf sammeln wollten. "Das klingt gut, dann hab ich schon eine grobe Idee in welche Richtung ich muss. Sofern ich es dann wiederfinde. Springs Court kommt mir unfassbar groß vor.", nickte sie daher mit einem Lächeln. Das lag vermutlich daran, dass sie nicht oft aus ihrem Dorf hinaus gekommen war.
Valdas Reaktion auf die alte Frau am Stand war wundervoll und ebenso aber auch die Reaktion der alten Dame auf das Mädchen. Gutmütig legte sich Sannas Blick auf die Fremde, stockte selbst nicht, als es offensichtlich zu einer Verwechslung kam. Valda griff glücklich nach der Orange und störte sich ebenfalls nicht daran, vielleicht verstand sie aber auch noch nicht den Sinn hinter den Worten der alten Frau. Lächelnd strich sie über das herunterbaumelde Bein ihrer Tochter, ehe sie sich bei der Frau bedankte. "Valda ist ein bisschen wie die Schwerkraft...", Sanna reckte leicht den Kopf um ihrer glücklichen Tochter in die funkelnden Augen zu blicken. "Jeder wird magisch von ihr angezogen.", sei es Leif, Marta oder die beiden Söldner die sie sicher ins Frühlingsland gebracht hatten. Valda nahm sie alle für sich ein.
Valda entschied sich für die Beeren und grabschte einmal in die Schale. "Danke, Farid.", sagte sie leise. Für die Beeren. Und den Rest.
Sannas Lippen verzogen sich zu einem Grinsen und sie griff rasch unter Farids Hand um die Schale zusätzlich zu stützen - auch wenn es vermutlich nicht nötig gewesen wäre. Es war ein Reflex. Sie kannte schließlich die Kraft ihrer Tochter. "Wenn es Euch nichts ausmacht? Ich mein..", sie senkte wieder die Hand und suchte den Blick des Frühlingsländers. ".. wir kennen uns ja erst seit...", sie machte eine vage Handbewegung. ".. knappen 20 Minuten.", das typisch einnehmende Grinsen zupfte an ihren Lippen, beflügelt von dem Lachen ihrer Tochter, deren Glück ihr so viel wichtiger war, als ihr eigenes.
