29-11-2024, 23:36 - Wörter:
Ebenjene Puppe legte die Arme um Eriks Schultern, die Umarmung knochenknackend fest, genau so, wie sie sie erwartet hatte. Einen Moment schloss Lindgard die Augen, sog die vertraute Mischung aus Leder und Erik ein – ein Duft, der ihr immer Trost gespendet hatte, selbst in der Ferne. Doch dann ließ sie ihn wieder los und trat einen Schritt zurück. „Du fühlst dich an wie ein Fels, stemmst du die mittlerweile heimlich?“, fragte sie mit einem Anflug von Neckerei, die ihre innere Unruhe zu überdecken versuchte. “Und nein, es gefällt mir nicht. So erging es mir nur, wenn du es warst, der ihn mir hinterhergetragen hat.“ Atlas, der die Szenerie mit gespitzten Ohren beobachtet hatte, schnaubte laut und trat ungeduldig mit einem Vorderhuf auf, was einem Donnerschlag gleichkam. Als ihr Bruder sie abgesetzt hatte, drehte sie sich zu dem Hengst herum, die leichten Falten auf ihrer Stirn glätteten sich, als sie erneut die Hand auf seinen Hals legte. „Geduld“, murmelte sie, und die sanfte Art, mit der sie mit dem Tier sprach, schien für einen Moment all die Anspannung aus ihrem Wesen zu nehmen. Gerade als sie begann, die Zäumung vom Haken zu nehmen, hörte sie Schritte hinter sich. Die Art des Gangs, das Geräusch der schweren Stiefel – es war ein Klang, den sie niemals verwechseln würde. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, bevor es in einem raschen Rhythmus wieder einsetzte. Sie drehte sich um, und da war er in all seiner verschlafenen Pracht. Ihr Ehemann.
Sein Auftauchen in den Stallungen ließ ihre Bewegungen stocken, und ein Lächeln – eines der wenigen Richtigen an diesem Morgen – huschte über ihre Lippen. Es war so typisch für ihn, sich gerade dann zu zeigen, wenn sie am wenigsten mit ihm rechnete. Die Wärme, die sein Anblick in ihr auslöste, war wie eine Flut, die die Kälte der letzten Monate für einen Augenblick mit sich reißen konnte. Lindgard spürte, wie ihre Wangen zu glühen begannen, als Jorin mit jener rauen Stimme sprach, die er nur in diesen frühen Stunden eines jeden Morgens hatte und dabei eine solch ehrliche Verletzlichkeit offenbarte, dass sie nur verschämt den Blick senken konnte. Sein Bekenntnis, er habe ihre Abwesenheit im Bett sofort bemerkt, ließ die Wärme in ihrem Inneren bittersüß werden. Sie hatte es geahnt – oder vielmehr befürchtet –, dass er sie vermissen würde, sobald er aufwachte, doch er hatte so friedlich geschlummert, da hatte sie es nicht übers Herz gebracht, ihn zu wecken. Nun jedoch, da er vor ihr stand, riesig und zerzaust, mit diesem leicht verlegenen Lächeln, fühlte sie sich gleichzeitig ertappt und geliebt.
Atlas schnaubte leise und warf den Kopf zurück, als wolle er unmissverständlich klarmachen, was er von Jorins plötzlichem Auftauchen hielt, der seine Herrin davon abhielt, ihn endlich zu satteln. Sie ließ die Finger gedankenverloren über das seidige Fell des Schimmels gleiten und wandte sich halb zu ihrem Mann um, der inzwischen an ihrer Seite stand. Ihre Augen suchten die seinen, und für einen kurzen Moment legte sie die Stirn in Falten, als wolle sie ihn zurechtweisen. Doch stattdessen war es ihre freie Hand, die sich von selbst bewegte, die kühlen Fingerkuppen über Jorins Wange streifend, ehe ihre Hand zögernd auf seiner Brust verharrte. „Ich habe nicht vor, dich zu verlassen, nur weil ich hin und wieder einen Augenblick für mich brauche“, sagte sie schließlich leise, ein fast scheues Lächeln huschte über ihre Lippen. Sie wollte ihn beruhigen, seine Sorgen lindern, doch gleichzeitig wusste sie, dass Jorin ihre Rastlosigkeit so gut verstand wie niemand sonst. Vielleicht war es das, was sie ihm nicht sagen musste – dass ihre Schritte in den eiskalten Morgen hinaus geführt hatten, weil es dort einfacher war, die Geister der Vergangenheit für einen Moment zu vergessen.
Doch Erik ließ keine Gelegenheit verstreichen, die Stimmung mit einem seiner typischen, unverblümten Kommentare aufzulockern. Sein theatralisches Stöhnen ließ sie lachen, leise und doch von Herzen, während sie ihm einen kurzen Blick über die Schulter zuwarf. „Man könnte fast meinen, du bist froh, dass hier endlich mal mehr los ist, als dein Chaos, das du nach gestern Abend sicherlich hinterlassen hast“, rief sie zurück, wobei die Wärme in ihrer Stimme den Spott milderte. Floki schien Eriks Seufzen als Einladung zu deuten, sich ihm erneut anzuschließen, und Lindgard beobachtete belustigt, wie der riesige Hund beinahe spielerisch einen Rempler in Jorins Richtung verteilte, bevor er seinem alten Freund folgte.
„Na komm, mein Junge“, flüsterte sie, bevor sie den Riegel der Boxentür löste und begann, den Hengst zu zäumen. Ihre Bewegungen waren geübt, ruhig, und es war offensichtlich, wie sehr sie die vertrauten Handgriffe genoss. Das Leder des Zaumzeugs fühlte sich angenehm kühl in ihren Händen an, während sie es über den Kopf des Pferdes zog. Atlas ließ es widerwillig geschehen, seine Ohren zuckten leicht, doch er ergab sich schließlich ihrem Willen. „Das ist es, was ich vermisst habe“, murmelte sie leise, fast mehr zu sich selbst, während sie die Schnallen befestigte und den Sitz des Gebisses prüfte. Die Sattelfelle legte sie mit einer geübten Bewegung über den breiten Rücken des Hengstes, ihr Gesicht nahm dabei einen konzentrierten Ausdruck an und es wirkte wie Zauberei, dass sie diese Dinge schaffte, obwohl sie dem Tier nicht einmal bis zur Schulter reichte. „In Wintergard bekomme ich kaum die Gelegenheit dazu. Atlas steht immer schon parat, egal, wie spontan ich mir einen Ausritt überlege.“ Sie sprach ruhig und gedankenverloren, ohne Vorwurf öffnete sie sich ihrem Ehemann, doch es lag eine leise Zufriedenheit in ihren Bewegungen, als sie den schweren Sattel schließlich anhob und geschickt auf den Hengst legte. Mit einem routinierten Zug sicherte sie die Gurte, prüfte die Steigbügel und klopfte dem Pferd dann beruhigend den Hals. „Aber hier... hier kann ich wieder selbst Hand anlegen. Das ist schön.“ Als sie sich von Atlas abwandte, blieb ihr Blick an Jorin hängen, und für einen Moment schien sie zu zögern. Doch dann trat sie doch näher, legte eine Hand an seine Wange, suchte seinen Blick und streckte sich, um einen zarten Kuss auf seinem bärtigen Kinn zu platzieren. „Natürlich kannst du mitkommen“, sagte sie schließlich, und diesmal zierte ein weicher Ausdruck ihre Züge, der ihre Freude über sein Hiersein nur unterstrich. „Ich habe dich doch nicht geweckt, nur um dich dann wieder wegzuschicken. Also, worauf wartest du? Hol Bron und lass uns zu Erik gehen, bevor er glaubt, wir treiben hier Unzucht.“
Sein Auftauchen in den Stallungen ließ ihre Bewegungen stocken, und ein Lächeln – eines der wenigen Richtigen an diesem Morgen – huschte über ihre Lippen. Es war so typisch für ihn, sich gerade dann zu zeigen, wenn sie am wenigsten mit ihm rechnete. Die Wärme, die sein Anblick in ihr auslöste, war wie eine Flut, die die Kälte der letzten Monate für einen Augenblick mit sich reißen konnte. Lindgard spürte, wie ihre Wangen zu glühen begannen, als Jorin mit jener rauen Stimme sprach, die er nur in diesen frühen Stunden eines jeden Morgens hatte und dabei eine solch ehrliche Verletzlichkeit offenbarte, dass sie nur verschämt den Blick senken konnte. Sein Bekenntnis, er habe ihre Abwesenheit im Bett sofort bemerkt, ließ die Wärme in ihrem Inneren bittersüß werden. Sie hatte es geahnt – oder vielmehr befürchtet –, dass er sie vermissen würde, sobald er aufwachte, doch er hatte so friedlich geschlummert, da hatte sie es nicht übers Herz gebracht, ihn zu wecken. Nun jedoch, da er vor ihr stand, riesig und zerzaust, mit diesem leicht verlegenen Lächeln, fühlte sie sich gleichzeitig ertappt und geliebt.
Atlas schnaubte leise und warf den Kopf zurück, als wolle er unmissverständlich klarmachen, was er von Jorins plötzlichem Auftauchen hielt, der seine Herrin davon abhielt, ihn endlich zu satteln. Sie ließ die Finger gedankenverloren über das seidige Fell des Schimmels gleiten und wandte sich halb zu ihrem Mann um, der inzwischen an ihrer Seite stand. Ihre Augen suchten die seinen, und für einen kurzen Moment legte sie die Stirn in Falten, als wolle sie ihn zurechtweisen. Doch stattdessen war es ihre freie Hand, die sich von selbst bewegte, die kühlen Fingerkuppen über Jorins Wange streifend, ehe ihre Hand zögernd auf seiner Brust verharrte. „Ich habe nicht vor, dich zu verlassen, nur weil ich hin und wieder einen Augenblick für mich brauche“, sagte sie schließlich leise, ein fast scheues Lächeln huschte über ihre Lippen. Sie wollte ihn beruhigen, seine Sorgen lindern, doch gleichzeitig wusste sie, dass Jorin ihre Rastlosigkeit so gut verstand wie niemand sonst. Vielleicht war es das, was sie ihm nicht sagen musste – dass ihre Schritte in den eiskalten Morgen hinaus geführt hatten, weil es dort einfacher war, die Geister der Vergangenheit für einen Moment zu vergessen.
Doch Erik ließ keine Gelegenheit verstreichen, die Stimmung mit einem seiner typischen, unverblümten Kommentare aufzulockern. Sein theatralisches Stöhnen ließ sie lachen, leise und doch von Herzen, während sie ihm einen kurzen Blick über die Schulter zuwarf. „Man könnte fast meinen, du bist froh, dass hier endlich mal mehr los ist, als dein Chaos, das du nach gestern Abend sicherlich hinterlassen hast“, rief sie zurück, wobei die Wärme in ihrer Stimme den Spott milderte. Floki schien Eriks Seufzen als Einladung zu deuten, sich ihm erneut anzuschließen, und Lindgard beobachtete belustigt, wie der riesige Hund beinahe spielerisch einen Rempler in Jorins Richtung verteilte, bevor er seinem alten Freund folgte.
„Na komm, mein Junge“, flüsterte sie, bevor sie den Riegel der Boxentür löste und begann, den Hengst zu zäumen. Ihre Bewegungen waren geübt, ruhig, und es war offensichtlich, wie sehr sie die vertrauten Handgriffe genoss. Das Leder des Zaumzeugs fühlte sich angenehm kühl in ihren Händen an, während sie es über den Kopf des Pferdes zog. Atlas ließ es widerwillig geschehen, seine Ohren zuckten leicht, doch er ergab sich schließlich ihrem Willen. „Das ist es, was ich vermisst habe“, murmelte sie leise, fast mehr zu sich selbst, während sie die Schnallen befestigte und den Sitz des Gebisses prüfte. Die Sattelfelle legte sie mit einer geübten Bewegung über den breiten Rücken des Hengstes, ihr Gesicht nahm dabei einen konzentrierten Ausdruck an und es wirkte wie Zauberei, dass sie diese Dinge schaffte, obwohl sie dem Tier nicht einmal bis zur Schulter reichte. „In Wintergard bekomme ich kaum die Gelegenheit dazu. Atlas steht immer schon parat, egal, wie spontan ich mir einen Ausritt überlege.“ Sie sprach ruhig und gedankenverloren, ohne Vorwurf öffnete sie sich ihrem Ehemann, doch es lag eine leise Zufriedenheit in ihren Bewegungen, als sie den schweren Sattel schließlich anhob und geschickt auf den Hengst legte. Mit einem routinierten Zug sicherte sie die Gurte, prüfte die Steigbügel und klopfte dem Pferd dann beruhigend den Hals. „Aber hier... hier kann ich wieder selbst Hand anlegen. Das ist schön.“ Als sie sich von Atlas abwandte, blieb ihr Blick an Jorin hängen, und für einen Moment schien sie zu zögern. Doch dann trat sie doch näher, legte eine Hand an seine Wange, suchte seinen Blick und streckte sich, um einen zarten Kuss auf seinem bärtigen Kinn zu platzieren. „Natürlich kannst du mitkommen“, sagte sie schließlich, und diesmal zierte ein weicher Ausdruck ihre Züge, der ihre Freude über sein Hiersein nur unterstrich. „Ich habe dich doch nicht geweckt, nur um dich dann wieder wegzuschicken. Also, worauf wartest du? Hol Bron und lass uns zu Erik gehen, bevor er glaubt, wir treiben hier Unzucht.“