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I could drag you from the ocean
31.10.1016 - 05:00
Dharan al-Bahr

Sommerland
Zariyah Silk
Sommerland
Alter 24
Beruf Assassine
Wohnort Dharan al-Bahr
Stand Ledig
User Lia
#2
Es war ein flüchtiger Blick gewesen, den sie dem Träger schwerer Stiefel geschenkt hatte, als diese zu so früher Stunde die sich kaum regende Stille des Viertels zerrissen. Kein Moment, der sie hätte länger innehalten lassen, als um missbilligend mit der Zunge zu schnalzen. Doch stattdessen hatte sie sich versteift, die Augen weit, während ein Sturm in ihrem Inneren tobte. Caeus.

Zariyah hatte seinen Namen nicht erfahren. Namen waren nicht wichtig für ihre Arbeit. Hatten nie ihr Interesse geweckt, waren wie Schall und Rauch in ihrer Welt der Diskretion. Doch seinen, den hatte sie ein paar Tage später aus Safiyyas Büchern hervor spioniert. Heimlich und verschämt, wie eines ihrer Straßenkinder, das sich bei einem ihrer regelmäßigen Besuche zwei, statt eine kandierte Dattel aus ihrem Korb stibitzt hatte. Caeus Valerius. Sein Name war wie ein verlangendes Echo in ihrem Kopf, und für einen Augenblick hatte sie geglaubt, dass die Müdigkeit sie täuschte, die ihre Glieder zuvor noch so schwer gemacht hatten. Dass sie nun auch ihrem Geist Dinge vorgaukelte. Dinge, die sie sich innigst wünschte, die aber nicht sein konnten. Nicht sein durften. Schließlich wusste er doch, wo er sie finden konnte. Er wäre gekommen. Längst. Doch dann war da die unverkennbare Haltung, das kräftige, raumgreifende Schreiten, die Art, wie er sein dichtes, dunkles Haar trug und es dem Wind trotzte, während er durch die Straßen ging. Es war wirklich er. Monate hatten sie getrennt, doch die Erinnerung an ihn war mehr als scharf geblieben – ein Dorn in ihrem Fleisch, der nicht verschwinden wollte. Egal, wie sehr sie sich in die Meditation mit Devan stürzte. In die Läuterungsgespräche mit Rabia. Nichts hatte geholfen, sie des Nachts besser schlafen zu lassen.

Sie hätte ihn ignorieren sollen. Hätte sich abwenden und den Weg in die entgegengesetzte Richtung einschlagen sollen. Stattdessen hatte sie ihren Mantel enger gezogen, die Kapuze tiefer ins Gesicht und war ihm gefolgt. Es war töricht, und sie wusste es. Aber der Anblick von ihm hatte etwas in ihr ausgelöst, das sie nicht unterdrücken konnte. Wie eine Flamme, die plötzlich wieder aufflammte, heiß und verzehrend. Er bewegte sich durch die Gassen, scheinbar ziellos, doch mit einer Präsenz, die ihn von der der Allgemeinheit stets abheben würde. Zariyah folgte ihm aus sicherer Entfernung, versteckt in den Schatten, immer darauf bedacht, unentdeckt zu bleiben. Eigentlich eine Kleinigkeit, selbst in Momenten wie diesen. Ihre Füße trugen sie durch schmale Gassen, an Marktständen vorbei, wo die Händler noch ihre Waren für den Tag vorbereiteten, und schließlich kamen sie erneut in die Nähe des Palastes, die gut bewachte Ostseite, dort, wo die Straßen leerer und die Stille deutlicher wurde.

Und dann blieb er stehen.

Ihr Herz setzte für einen Moment aus. Sie erstarrte, ihre schlanken Finger krallten sich in den Stoff ihres Mantels. Er drehte sich nicht sofort um, doch seine Haltung hatte sich verändert – er war eindeutig wachsam. Zariyah hielt den Atem an, drückte sich gegen die kühle Steinwand einer Gasse. Die Schatten schützten sie, doch nicht genug, um sich sicher zu fühlen. Als sein Blick in ihre Richtung schwenkte, löste sich ein Schauer in ihrem Inneren. Diese Augen … Sie hatten sich nicht verändert. Ein Abgrund aus Dunkelheit, der sie so sehr angezogen hatte, dass sie ihm selbst jetzt nicht entkommen konnte. Oder wollte. Ihr Fluchtinstinkt setze ein. Mit geübten Bewegungen löste sie sich aus der Dunkelheit und huschte tiefer in die schmale Gasse, bis die Schwärze sie verschluckte. Ihr Atem ging flach, ihre Schritte waren nahezu lautlos, während sie die ersten Handgriffe für den Aufstieg vorbereitete. Die Fassade eines alten Hauses ragte vor ihr auf, eine vertraute Route, die sie in den vergangenen Wochen immer wieder genutzt hatte. Mit einem festen Griff zog sie sich daran hoch, ihre Bewegungen präzise und leise, doch dann hörte sie sie.

Schwere Schritte. Er folgte ihr.

Ihr Herz raste, und für einen Moment zögerte sie, bevor sie nach dem nächsten Stein griff, der am wenigsten verwittert wirkte. Keine Zeit nachzudenken. Keine Zeit, die Atemübungen ihres Mentors durchzuführen. Sie wollte fort. Einfach nur weit fort. Doch es war zu spät. Eine kräftige Hand legte sich um ihren Arm, zog sie zurück, und sie stolperte, landete hart auf den Füßen, das Staubtuch, das über Mund und Nase lag, verrutschte unglücklich, und ihr Gesicht hätte offen vor ihm gelegen, wäre da nicht noch die schwere Kapuze. Die letzte Bastion. Das Schwert an seiner Seite blieb unberührt, doch die Anspannung in seiner Haltung war unübersehbar. Sein Blick ruhte auf ihr, durchdringend und schwer, als hätte er nicht erwartet, sie jemals wiederzusehen. Und doch war da auch etwas anderes – etwas, das sie nicht benennen konnte. Eine Hitze, ein Funke, der zwischen ihnen zu knistern begann, ehe jemand ein Wort gesprochen hatte.

Zariyah riss sich los, taumelte einen Schritt zurück, ihre Hand an ihrem Staubtuch, als wollte sie es korrigieren, doch sie ließ es schließlich sinken. Ihre Augen – dunkel und voller Emotionen, die sie nicht verbergen konnte – trafen die seinen. Für einen Moment sagte keiner von beiden etwas. Die Stille war greifbar, unterbrochen nur vom leisen Summen der erwachenden Stadt im Hintergrund. Sie wusste, dass sie laufen sollte. Sie wusste, dass sie ihn hinter sich lassen musste, wie sie es hätte tun sollen, als sie ihn zum ersten Mal sah. Doch sie konnte nicht. Ihr Körper verweigerte ihr den Gehorsam, die Erinnerung an ihre letzte Begegnung lastete schwer auf ihr, wie eine Fessel, die sie an Ort und Stelle hielt.

„Du solltest nicht hier sein“, brachte sie schließlich hervor, ihre Stimme leise, fast rau, doch mit einem Hauch von Festigkeit, der sie selbst überraschte. Ihre Worte fühlten sich leer an, wie ein schwacher Versuch, die Oberhand zu gewinnen. Denn in Wahrheit war sie es, die hier nicht sein sollte. Nicht so. Nicht mit ihm. Es verkomplizierte alles. Sie benötigte ihren Geist ohne jegliche Ablenkung. Sie konnte sich keine Fehler erlauben. Denn Zariyah wusste nur zu gut, dass ihre Chancen, das Licht eines weiteren Tages zu erblicken, verschwindend gering waren.
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RE: I could drag you from the ocean - von Zariyah Silk - 02-12-2024, 00:14

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