Dieses Forum nutzt Cookies
Dieses Forum verwendet Cookies, um deine Login-Informationen zu speichern, wenn du registriert bist, und deinen letzten Besuch, wenn du es nicht bist. Cookies sind kleine Textdokumente, die auf deinem Computer gespeichert sind; Die von diesem Forum gesetzten Cookies düfen nur auf dieser Website verwendet werden und stellen kein Sicherheitsrisiko dar. Cookies auf diesem Forum speichern auch die spezifischen Themen, die du gelesen hast und wann du zum letzten Mal gelesen hast. Bitte bestätige, ob du diese Cookies akzeptierst oder ablehnst.

Ein Cookie wird in deinem Browser unabhängig von der Wahl gespeichert, um zu verhindern, dass dir diese Frage erneut gestellt wird. Du kannst deine Cookie-Einstellungen jederzeit über den Link in der Fußzeile ändern.


I could drag you from the ocean
31.10.1016 - 05:00
Dharan al-Bahr

Heimatlose
Caeus Valerius
Heimatlose
Alter 40
Beruf Anführer der Bruderschaft
Wohnort Lager der Bruderschaft
Stand Ledig
User Natsch
#3
Caeus spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte, als er den Schatten durch die enge Gasse huschen sah. Es war keine Regung, die er benennen konnte, kein klarer Gedanke. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, die Nägel gruben sich in die Handflächen, als würde der Schmerz ihn daran hindern, in etwas noch Dunkleres zu fallen. Gefühle. Ein verdammtes Wort, ein Konzept, das er vor Jahren aus seinem Leben verbannt hatte. Doch hier war es wieder, klopfend, zerrend, seine Disziplin zerfetzend, während er ihre Gestalt in den Schatten verfolgte. Sie war nicht schnell genug, nicht für ihn. Vielleicht wollte sie auch nicht schnell genug sein.

Die Geräusche seiner Schritte wurden von dem Sand fast gänzlich geschluckt, eine unbarmherzige Jagd. Caeus, der sich so sehr darauf verlassen hatte, dass Rationalität und Instinkt alles überwinden könnten, fühlte sich in diesem Moment wie ein Mann, der nicht wusste, was er erreichen wollte. Was würde er tun, wenn er sie erreichte? Oder wollte er einfach nur sicherstellen, dass sie real war, dass sie nicht nur eine geisterhafte Erinnerung war, die ihn seit Monaten heimsuchte? Die Jahre seiner Kontrolle fühlten sich plötzlich wie eine Fassade an, die jeden Moment zerbrechen könnte. Er fühlte sich dem Werwolf von Castandor unheimlich nah. Dieser emotional gelenkten Bestie die alles niederriss und verschlang was ihr in den Weg kam.
Geschickt griffen ihre Hände in die lose Mauer und bevor sie an einen Ort fliehen konnte, an den er ihr nicht folgen konnte ergriff er ihren Arm und zog sie wieder auf den Boden.

Und sein Griff löste sich wieder so plötzlich, als hätte er sich an der bloßen Berührung verbrannt. Ihre Augen, dunkel wie die tiefsten Gewässer, schauten zu ihm hinauf, lähmten ihn für einen Moment. Er konnte die Wärme ihrer Haut noch an seinen Fingern spüren, ein Echo, das seine Gedanken durchdrang und jede Spur von Vernunft mit sich riss.
Die Schatten um sie herum schienen schwerer zu werden, dichter, als würden sie die beiden in diesem Augenblick einrahmen, der weder Raum noch Zeit zu kennen schien. Sein Atem, tief und rau, war das einzige Geräusch, das die Stille zwischen ihnen durchbrach. Und doch fühlte es sich an, als würde die ganze Welt auf diesen einen Moment hinabsehen, ihn in seiner Bedeutung verstärken.

Caeus konnte nicht wegsehen. Nicht von den feinen Linien ihres Gesichts, nicht von dem Glanz in ihren Augen, der etwas Verletzlichkeit zeigte. Das Feuer, das in ihm tobte, war nicht nur das Verlangen eines Mannes nach einer Frau – es war eine Konfrontation mit allem, was er verdrängt hatte. Mit den Teilen von sich selbst, die er nie zu erforschen gewagt hatte. „Warum?“, seine Stimme klang tiefer, rauer als sonst, als hätte er das Wort aus einer tieferen Schicht seiner Seele geschürft. „Warum läufst du vor mir davon?“

Kein Vorwurf. Sehnsucht. Eine Frage die etwas von dem Dunkelhaarigen preisgab, von dem er nicht einmal gewusst hatte, dass es existierte. Was er jedoch wusste war, dass er sie nicht zwingen konnte, zu bleiben. Doch allein der Gedanke, sie wieder in die Schatten verschwinden zu sehen, ließ seine Brust sich schmerzhaft zusammenziehen. Sein Verlangen, sie zu halten – sei es körperlich oder im metaphorischen Sinne – war überwältigend, fast schmerzhaft.
Die Leere, die ihn seit zwei Monaten begleitete, fühlte sich in diesem Moment greifbar, als würde sie ihn wie eine unsichtbare zweite Haut umhüllen. Caeus hatte versucht, sie zu verdrängen, zu überdecken mit Arbeit, mit Wein, mit den Händen und Lippen anderer Frauen – doch nichts davon hatte den Schatten in seiner Seele vertrieben. Es war ein beständiges, nagendes Gefühl gewesen, das ihn nachts wach hielt und tagsüber an den Rand seiner sonst so gefestigten Beherrschung brachte.

Und dann war da Zariyah.

Ihr Blick, wie eine stille Flamme, brannte sich in sein Inneres und wärmte jene eisigen Winkel, die er vor langer Zeit verschlossen hatte. Ihre Nähe war wie ein leiser Sturm, chaotisch und doch unverkennbar lebendig, und sie erfüllte die Leere in ihm, ohne dass sie es jemals direkt versuchte. Sie machte ihn nicht komplett, nein – sie erweckte etwas in ihm, das er geglaubt hatte, längst getötet zu haben: diese rohe, ungezähmte Bestie in seinem Inneren, die sich in ihrer Gegenwart nicht nur verstanden, sondern akzeptiert fühlte. Caeus fürchtete dieses Gefühl. Nicht, weil es schwach machte – sondern weil es ihn daran erinnerte, wer er einst gewesen war. Jemand, der glaubte, an etwas Größeres als sich selbst zu glauben. Jemand, der kämpfte, nicht nur für Geld, sondern aus Überzeugung, aus Rache für einen Verrat der weiter reichte als das sein Leben reichte um davon zu berichten. Diese Teile von ihm hatten er und die Welt gleichermaßen zerschlagen, und er hatte geschworen, sie nie wieder zum Leben zu erwecken.

Und genau das war es, was ihn so sehr an sie kettete – und zugleich in die Flucht trieb.

Ihre Worte hallten in seinen Gedanken nach, wie ein Echo, das nicht verging. Caeus hielt ihrem Blick stand, seine Augen suchten etwas in der Tiefe der ihren, etwas, das ihn weiterziehen ließ – oder hielt. Doch letztlich war der Sinn ihrer Worte ihm gleich. Es war nicht Logik, die ihn bewegte, nicht der Versuch, das Rätsel ihrer Gedanken zu entschlüsseln. Er wusste, was er wollte, und er wusste, dass es sie war.

Caeus war kein Mann der großen Worte, keiner, der sich in romantischen Gesten verlor. Und doch lag in seinen Bewegungen eine stille Zärtlichkeit, eine Rohheit, die nicht minder aufrichtig war. Sein Blick, dunkel und unverwandt, ruhte auf ihr, während seine Hand über ihren Arm strich, über die Beuge ihres Halses, ehe sie an ihrer Wange verharrte. Die Berührung war fest, nicht fordernd, aber unmissverständlich. Wieder - wie damals - strich sein Daumen über ihre Lippen, die Erinnerung so nah, so verlockend.

„Du kannst mich nicht fortschicken.“

Er war in ihr. Und sie war in ihm. Die Verbindung die sie bei ihrer letzten Begegnung geknüpft hatten, war unwiderruflich. Seine Worte waren keine romantische Beteuerung, keine süßliche Proklamation. Es war ein Geständnis, roh und unverfälscht, ein Einblick in die Seele eines Mannes, der es gewohnt war, sich hinter Mauern zu verbergen – und der sie für einen einzigen Moment bröckeln ließ.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 


Nachrichten in diesem Thema
RE: I could drag you from the ocean - von Caeus Valerius - 02-12-2024, 08:12

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: