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I could drag you from the ocean
31.10.1016 - 05:00
Dharan al-Bahr

Heimatlose
Caeus Valerius
Heimatlose
Alter 40
Beruf Anführer der Bruderschaft
Wohnort Lager der Bruderschaft
Stand Ledig
User Natsch
#5
Er konnte ihren Kampf sehen, konnte den inneren Sturm erkennen, der in ihr tobte – er kannte ihn nur zu gut, denn auch in ihm selbst raste ein ähnlicher Kampf. Doch der ihre lastete schwerer auf ihm, drückte auf den letzten zarten Rest von seinem Verstand. Caeus war es gewohnt, alles mit sich selbst auszumachen, sich alleine durch die Dunkelheit zu kämpfen und niemals die Kontrolle über seine Taten und seine Gefühle aus der Hand zu geben. Er war sich sicher, irgendwann hätte er die Sehnsucht nach ihr in den tiefsten Ecken seiner Seele verstecken können. Sie hätte sich zu einem leisen Echo entwickelt, einem flimmernden Versprechen auf Frieden – ein Versprechen, das niemals erfüllt worden wäre. Verborgen, aber nicht geheilt. Es hätte sich wie eine eitrige Wunde verkrustet, ihn gequält und in den einsamen Stunden in seinem Zelt, wenn er wieder einmal über Aufträgen brütete, überfallen. Diese Erinnerung hätte ihn immer wieder eingeholt, als ein ständiger Schatten seiner eigenen Sehnsucht. Dennoch bildete sich Caeus ein, dass er es hätte ertragen können. Was er jedoch nicht ertragen konnte, war, sie so zu sehen – zerrissen, verloren, und zu wissen, dass er derjenige war, der ihr dieses Leid zugefügt hatte. Er hatte schon viele Menschen und Leben zerstört, hatte Männer, Frauen, ganze Familien in den Abgrund gestürzt. Doch nichts davon hatte ihn je wirklich getroffen. Nichts hatte ihn so erschüttert wie das, was er in Zariyah sah. Ihr Schmerz, ihre Verletzlichkeit, die Narben, die er ihr zugefügt hatte – sie waren wie ein Spiegel seiner eigenen Dunkelheit, ein Spiegel, in dem er sich selbst kaum noch wiedererkannte.

„Warum bist du nicht zu mir gekommen?“

Eine Frage auf die er keine Antwort hatte. War es Angst? Selbstverleugnung? Der stete Wunsch nach Kontrolle die ihm ohnehin schon entglitten war? Er hatte die Flucht in seiner Arbeit gesucht.

„Du wusstest, wo ich war. Die ganze Zeit.“

Ja, und er hatte es nicht ertragen sie dort zu wissen.

„Ich hingegen wusste nicht, wo ich hätte suchen sollen. Du hättest ...“

Er hätte. Ja. Der Blick seiner dunklen Augen ruhte auf ihrem schönen Gesicht, nahmen ihren Schmerz, ihre Sehnsucht auf wie ein ausgetrockneter Schwamm. Es war eine Form der Selbstkasteiung - er verdiente ihren Schmerz, verdiente die Schuld die sie damit in ihm hervorrief und es wäre so einfach gewesen sie daran zerbrechen zu lassen. Das Gefühl zu leugnen, welches in ihm brannte und ihr zu sagen, dass es dumm sei, was sie da fühlte. Dumm. Naiv. Zeitverschwendung.
Und so kam es, dass der Anführer der Bruderschaft sprachlos vor ihr stand, ihr Griff in seine Rüstung führte nur dazu, dass er seinigen um ihren Körper verstärkte. Er hatte noch nie über seine Gefühle sprechen können. Wieso sollte es nun anders sein? Er schwieg. Caeus zog sie näher an sich, doch gleichzeitig schob er sie weiter in die Dunkelheit, in den Schatten der brüchigen Mauern, als wollte er sie vor den Augen der Welt verstecken. Er wollte nicht, dass man sie so sah – nicht in diesem Moment, nicht in dieser Zerbrechlichkeit.

„Ich habe … Dinge zu tun. Wichtige Dinge. Es gibt keinen Platz … für dich in meinem Leben. So wie es keinen für jemanden wie mich in deinem gibt.“

Misstrauen flackerte in seinen dunklen Augen, ein Funken von Zweifel, der sich mit Sorge vermischte. Er hatte ihrer Kleidung bisher wenig Beachtung geschenkt, doch nun, als seine Hände ihren Körper hielten, spürte er die Härte der Rüstung unter seinen Fingern. "Was hast du vor?", seine Stimme war leise, belegt, doch bestimmt, während sein Blick mit scharfem Fokus auf ihr ruhte, als versuche er, die Wahrheit hinter ihrem stillen Ausdruck zu ergründen.

So viele Worte wie in den vergangenen Minuten hatte Zariyah bei ihrer letzten Begegnung nicht in einer ganzen Stunde gesagt. Es zeigte ihm, dass es sie mehr beschäftigte. Ebenso wie ihn. Doch während Caeus eine Mauer des Schweigens um sich errichtete, sprach sie aus was auf ihrer Zunge lag.

„Warum bist du hier, Caeus?“

„Weil ich dich nicht vergessen kann.“, die Worte kamen leise, aber voller Gewicht, als hätten sie sich endlich aus den tiefsten Ecken seiner Seele befreit. Er hatte es versucht. Zwei Monate lang hatte er es versucht, sich von ihr zu lösen, sie aus seinen Gedanken zu verbannen. Und auch am vergangenen Abend, als er sich wieder in den Schatten leichter Gesellschaft zurückgezogen hatte, hatte er es erneut versucht. Doch egal, wie sehr er sich bemühte – sie hatte ihn weiterhin umgetrieben, wie ein unausweichlicher Sturm, der ihn nicht losließ und fortriss.

„Ich bin nicht jemand, den du suchen solltest.“

Die Schärfe in ihrer Stimme schnitt durch die Luft, scharf wie ein Messer. „Und doch hast du dich finden lassen.“, ihre Worte hallten nach, schwer von Enttäuschung und ungesagten Vorwürfen. Sein Griff um ihren Körper verstärkte sich kaum merklich, als fürchte er, dass sie ihm wie Sand zwischen den Fingern entgleiten würde, wenn er sie nicht festhielt. Jede Berührung, jede Bewegung schien von dieser Angst durchzogen – die Angst, sie zu verlieren - wo er sie doch gerade erst gefunden hatte -, während er versuchte, sich selbst und seine Gefühle in Schach zu halten.

„Ich kann dir nichts geben“

Sie wich nicht zurück. Sie unternahm keinen Versuch, sich unter seinem Griff zu winden, sich ihm zu entziehen, das Band, das sie verband, zu zerschneiden. Stattdessen blieb sie dort, still und fest, als wäre sie Teil von ihm, untrennbar. Caeus schluckte, der Kloß in seinem Hals schwerer als alles, was er je gespürt hatte. „Und doch kannst du mir alles nehmen.“, flüsterte er, und diese Worte lagen wie ein unausgesprochenes Urteil zwischen ihnen. Hinter der Mauer stieg die Sonne empor, und ein schmaler Streifen des goldenen Lichts brach durch die Dunkelheit, erleuchtete ihr Gesicht. Ihre Augen, im sanften Glanz des Sonnenaufgangs, schimmerten wie Zimt, durchzogen von einem goldenen Schein. Womöglich das schönste, was er je gesehen hatte.
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RE: I could drag you from the ocean - von Caeus Valerius - 02-12-2024, 11:35

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