14-12-2024, 14:02 - Wörter:
Als sie die samtweiche Stimme ihres Schwagers vernahm schloss sie für einen Moment die Augen. Wenn man die beiden Brüder nicht besonders gut kannte oder sich nicht sehr darauf konzentrierte, dann konnte man durchaus auch in der Stimmfarbe Ähnlichkeiten feststellen. Und als Königin hatte auch ihr Gatte sie immer bezeichnet. Schon in der Hochzeitsnacht waren diese Worte gefallen, während sie sich voller Leidenschaft und Lust in den Laken wälzten. Damals, als sie noch jung und unbedarft waren. Als sie voller Aufregung auf ihr zukünftiges Leben schauten und wussten, dass es einige Abenteuer für sie bereit halten würde. Damals, als sich Yasirah ben Sahid, geborene Al-Fawahir, niemals hätte erträumen können, dass sie diese Last irgendwann einmal ganz alleine schultern würde. Tja, damals, vor so vielen Jahren, da war eben noch alles in Ordnung gewesen. Die größte Aufregung war wohl ihre frühe Hochzeit gewesen, die die beiden jungen Menschen in eine Familie zwängte, die sie vielleicht niemals freiwillig eingegangen wären - und doch konnte sie sich nun ein Leben ohne ihren Ehemann kaum noch vorstellen. Tatsächlich gab es jedoch keine große Wahl. Schon seit vielen Monaten nun lief ihr Leben neben dem ihres Ehemannes her, getrennt voneinander und doch trotzdem noch Seite an Seite. Jedenfalls offiziell. Sogar emotional hatte sich zwischen ihnen etwas zusammen gebraut, was die damals noch sehr junge Königin niemals für möglich gehalten hätte. Dass Ridvan hie und da mal Spaß an seinen Dienerinnen fand wusste sie, doch gleichermaßen wusste sie auch, dass er immer an ihre Seite zurückkehren würde. Yasirah ist stolz, elegant, selbstbewusst und viel zu stur, um sich von ein paar kleinen Schlampen das Leben schwer machen zu lassen. Vielleicht waren sie gut im Bett, aber das war auch alles, was sie konnten.
Als die Herrscherin nun die Augen wieder öffnete sah sie nicht ihren Ehemann, sondern seinen Bruder. Sein Oberkörper war mehr frei, als bedeckt und für einen kurzen Moment konnte sie nicht anders, als ihren Blick über seine Muskeln schweifen zu lassen. Wie schade, dass Nadir so ein Freigeist war und so voller Energie, während sein Bruder vor sich hin vegetierte und gelähmt war vor Angst. Es war Verschwendung. Während sie ihren Sohn, Fayyad, vehement versuchte darauf vorzubereiten einmal zu herrschen, hatten sie hier eigentlich einen ebenso perfekten Kandidaten - wären da nicht seine vielen Fehltritte gewesen. Seine Energie war das genaue Gegenteil von Ridvan: zu viel. Sie brach sich Bahn, ohne dass er sie kontrollieren konnte - jedenfalls fühlte es sich von außen manchmal so an - und genoss sein Leben in jederlei Hinsicht. In Nadir ben Sahid konnte das Volk keinen verantwortungsvollen König sehen. Aber... Er war so viel mehr als das. Er war ein Ehemann. Liebhaber. Und obwohl sie nie das Vergnügen hatte selbst herauszufinden, wie viel an den Geschichten der Verflossenen dran war - die sich Yasirah des Öfteren in allzu getreuer Detailgenauigkeit erzählen ließ - war sie sich sicher, dass er ein vielerlei Hinsicht ein fantastischer Mann war. Nur leider nicht zum herrschen.
"Das kann ich nur zurückgeben, Schwager", erwiderte sie schnurrend und ließ dabei offen, um es um das Kompliment ging, oder um die willkommene Abwechslung hier im Garten. Ein leises Lächeln zierte ihre Lippen und sie deutete mit einem Kopfnicken auf den freien Platz neben sich. "Hier sind die Kissen noch unbenutzt und aufgeschüttelt", erklärte sie leise und ließ ihren Blick danach durch den Garten schweifen. Es war weder verboten, noch besonders auffällig, wenn sich die beiden alleine miteinander unterhielten, aber auf ein wenig Abstand zueinander sollten sie trotzdem achten. Die Dienerschaft in ihrem Schloss war zwar absolut loyal (die meisten davon auch mittlerweile eher zu Yasirah, als zu Ridvan), aber trotzdem wollte sie die Gesprächigkeit der jungen Frauen und Männer nicht auf die Probe stellen. "Was führt Euch zu so später Stunde noch in den Garten?", fragte sie leise und rutschte ein kleines bisschen zur Seite, sodass sie nicht direkt Schulter an Schulter sitzen würden. Auch wenn sie persönlich in diesem Moment kaum etwas dagegen gehabt hätte.
Als die Herrscherin nun die Augen wieder öffnete sah sie nicht ihren Ehemann, sondern seinen Bruder. Sein Oberkörper war mehr frei, als bedeckt und für einen kurzen Moment konnte sie nicht anders, als ihren Blick über seine Muskeln schweifen zu lassen. Wie schade, dass Nadir so ein Freigeist war und so voller Energie, während sein Bruder vor sich hin vegetierte und gelähmt war vor Angst. Es war Verschwendung. Während sie ihren Sohn, Fayyad, vehement versuchte darauf vorzubereiten einmal zu herrschen, hatten sie hier eigentlich einen ebenso perfekten Kandidaten - wären da nicht seine vielen Fehltritte gewesen. Seine Energie war das genaue Gegenteil von Ridvan: zu viel. Sie brach sich Bahn, ohne dass er sie kontrollieren konnte - jedenfalls fühlte es sich von außen manchmal so an - und genoss sein Leben in jederlei Hinsicht. In Nadir ben Sahid konnte das Volk keinen verantwortungsvollen König sehen. Aber... Er war so viel mehr als das. Er war ein Ehemann. Liebhaber. Und obwohl sie nie das Vergnügen hatte selbst herauszufinden, wie viel an den Geschichten der Verflossenen dran war - die sich Yasirah des Öfteren in allzu getreuer Detailgenauigkeit erzählen ließ - war sie sich sicher, dass er ein vielerlei Hinsicht ein fantastischer Mann war. Nur leider nicht zum herrschen.
"Das kann ich nur zurückgeben, Schwager", erwiderte sie schnurrend und ließ dabei offen, um es um das Kompliment ging, oder um die willkommene Abwechslung hier im Garten. Ein leises Lächeln zierte ihre Lippen und sie deutete mit einem Kopfnicken auf den freien Platz neben sich. "Hier sind die Kissen noch unbenutzt und aufgeschüttelt", erklärte sie leise und ließ ihren Blick danach durch den Garten schweifen. Es war weder verboten, noch besonders auffällig, wenn sich die beiden alleine miteinander unterhielten, aber auf ein wenig Abstand zueinander sollten sie trotzdem achten. Die Dienerschaft in ihrem Schloss war zwar absolut loyal (die meisten davon auch mittlerweile eher zu Yasirah, als zu Ridvan), aber trotzdem wollte sie die Gesprächigkeit der jungen Frauen und Männer nicht auf die Probe stellen. "Was führt Euch zu so später Stunde noch in den Garten?", fragte sie leise und rutschte ein kleines bisschen zur Seite, sodass sie nicht direkt Schulter an Schulter sitzen würden. Auch wenn sie persönlich in diesem Moment kaum etwas dagegen gehabt hätte.