04-01-2025, 06:13 - Wörter:

Keeran schätzte seine Frau als Spielpartnerin besonders, weil sie sich um jede Regel formte wie Wasser, das sich einen Weg durch Gestein bahnte, und gleichzeitig war sie genauso berechenbar wie Feuer, wenn man wusste, womit man ihre Flamme schüren musste. Sie war großartig darin, sich die biologischen Nachteile eines Mannes zum Vorteil zu machen und Reaktionen zu produzieren, die jenseits der Verstandskontrolle waren. Hut ab dafür, dass sie ihren Mann auf seine urgegebenen Bedürfnisse reduzierte und trotz Sauberkeitswahn und einer deutlichen Aversion gegen Hautkontakt stets ins Schwarze traf; jahrelange Aussetzung mit ihren Reizen machten sie zu der einzigen Frau, deren Schweiß er gierig aufleckte, während er andere nur mit Handschuhen anfasste. Den Blick nach unten schenkte er ihr. Langsam kehrte sein Blau über ihren Nacken, die freigelegten Schlüsselbeine, die objektiv schön geformte Brust, an der ihr dünner Stoffe scheiterte, ihre Erregung zu verbergen. Hinunter zu dem fallenden Gewand, das im Kerzenlicht zwei Farben annahm — ein goldenes Weiß und ein kaltes Blau —, bis es sich auf ihrem Oberschenkel bauschte und ihrer Hand Zugang gewährte. Nicht seiner Hand.
Keeran verbarg nicht, dass sie seinen Körper erregte. Wofür verstecken, wenn Vanja genau wusste, was sie mit ihrer Darbietung bei ihm, und bei jedem anderen Exemplar des männlichen Geschlechtes erreichte. Die Schmerzen dämmten seine Erregung, doch gerieten sie mit einem weiteren Zug an der Wasserpfeife zunehmend in den Hintergrund, während der Rauch in seiner Brust schwerfällig in seinen Kopf stieg. Entgegen schwerer Glieder füllte sich sein Kopf mit angenehmer Leichtigkeit, mit der es dem Händler leichter fiel, von oben auf mundane Probleme zu blicken; oder auf die Versuche seiner Ehefrau, ihr Spiel zu gewinnen. Denn obwohl sie durchaus wusste, wie sie seinen Lenden eine Reaktion entlockte, scheiterten ihre Versuche doch stets daran, ihm die Kontrolle zu nehmen. Es war ein Fehler, jemals zu behaupten, Keeran besäße keine Kontrolle über eine Situation. Man erlebte ihn hin und wieder in Momenten, wo er sie freiwillig ziehen ließ, nur um zu beobachten, wie sich die Zukunft vor ihm entfalte. Aus Liebe zum Chaos, zur Unberechenbarkeit, Herausforderung, hielt er manchmal gar nicht mehr an ihr fest; doch immer fand er einen Strang, einen Faden, eine Möglichkeit, um sie wieder für sich zu beanspruchen. In Momenten wie diesen spielte er mit der Person, die versuchte, ihm die Kontrolle zu entreißen, in anderen Momenten spielte er mit der Zeit. In seinen Augen war der Ausgang des heutigen Spiels schon längst entschieden, denn nicht nur Vanja kannte die Schwachstellen ihres Mannes; er konnte sie mindestens genauso gut lesen.
Statt sie zu berühren, schob er seinen Arm mit dem Schlauch in der Hand über die Stuhlrückenlehne. Er nahm einen weiteren Zug und ließ den Rauch langsam durch den Spalt zwischen seinen Lippen entweichen, während er sich die Zeit nahm, dem gleichen Weg zu folgen, den er zuvor mit seinem Blick nach unten geglitten war. Ihr Körper bebte, doch er war die Ruhe selbst, als seine Augen endlich Halt in ihrem Gesicht fanden und er quälend lange Sekunden verstreichen ließ, ohne irgendwas zu tun. Lediglich seine Stimme war rau vom Gebrauch des Rauschmittels, kaum dass er ihr — endlich — eine Reaktion schenkte. „Sag mir, was du brauchst“, forderte er seine Frau auf und stellte damit gleich klar: Er würde keinen Finger rühren, wenn sie nicht endlich zugab, dass sie ihn wollte. Wenn es nach ihm ging, dann konnten sie ewig so weitermachen; sie bot ihm eine Show auf seinem Schoß und er sah dabei zu, wie sie sich in ihren eigenen Selbstzweifeln wand, weil sie sich nicht eingestehen wollte, dass sie ihn mehr brauchte als er sie. Bis Vanja verstand, dass sie betteln musste, um endlich ihren Willen durchzusetzen, würde er ihr nicht die Genugtuung von gegenseitiger Abhängigkeit geben.