25-01-2025, 06:42 - Wörter:
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25-01-2025, 06:42 von Leif Stelhammer.)
Fear makes Men more Dangerous
than Magic ever could
than Magic ever could

Hätte Reinka ihn heute nicht auf dem Fest am Arm genommen und etwas abseits der Feiernden geführt, wäre der Tag ganz normal weitergegangen. Die Brust noch voll voll mit Jubel und Adrenalin, nachdem er beim Bogenschießen eine lobwürdige Leistung abgeliefert hatte, hatten seine Augen geleuchtet, als er Aleena in der Menge gefunden hatte - sie und seinen Sohn, den sie unter dem Herzen trug und für den er sich überhaupt von seiner besten Seite gezeigt hatte. Sein Blut war erwärmt vom Alkohol, so, dass er keine Felle brauchte und sich sogar von Eriks lallenden Lobreden über seinen zukünftigen Erben anstecken ließ. Er hatte sich mit Händlern unterhalten, Schmieden, hatte mit einer Kriegerin angestoßen, die er noch aus Magnushaven kannte, Leif hatte das Treiben der Menge an diesem letzten Tag mit einem leichten Herzen genossen. Bis zu Reinkas Auftauchen hatte er den Lärm noch als angenehm empfunden; bis das wölfische Grinsen ob ihren Worten einfror und jegliche Wärme aus seinem Blick verschwand.
Valda war hier, und man hatte sie erkannt.
Auf einmal war er dankbar, am Rand des Geschehens zu sein und nicht in dessen Mitte. Gelächter zog an ihm vorbei, ohne ihn zu berühren, Stimmen vermischten sich zu einem bedrohlichen Summen, während die Worte immer wieder durch seinen Kopf hallten. Wie lange musste er seine Schwester angestarrt haben, bis die Erkenntnis, die Panik sein Gemüt ergriff und er sich von ihr losriss. Wie vehement musste sie ihn festgehalten haben, um ihn von den dümmsten, gefährlichsten Entscheidungen in seinem Leben abzuhalten, denn alle Freude der vergangenen Stunden war auf Glatteis gelaufen. Leif wusste nicht, wo Valda war. Er wusste nicht, ob sie in Gefahr war. Er wusste nicht, wer sie entdeckt hatte. Und er wusste nicht, was er dem Wurm antun würde, wenn er ihn in die Finger bekam.
Dass er jetzt durch die Burg lief, mit ungezügelter, roher Gewalt in seinem Schritt, die seinesgleichen suchte, machte überhaupt keinen Sinn. Er musste da unten sein. Egal, wie Reinka gedachte, nach Valda und Sanna zu suchen, er würde es besser machen, er musste es besser machen, er musste-....
Die Tür hinter Reinka fiel ins Schloss und Leif fand sich in ihrem alten Zimmer wieder, das noch genauso aussah wie vor ihrer Hochzeit. Natürlich, niemand rührte ihre Sachen an, wenn sie einmal im Monat zu Besuch vorbeikam und Mutter jeden zur Sau machte, der dachte, das Zimmer zu renovieren. Unter anderen Umständen hätte er sie dafür aufgezogen, dass sie ihren Sinn für Ordnung scheinbar auch in der Ehe noch nicht gefunden hatte, doch Leif plagten andere Sorgen. Welche von solch einer Größenordnung, dass er gar nicht wusste, wie er ihnen Herr werden sollte. Sein Kopf ein einziges Chaos, stand er nur verloren im Raum, die Hände unruhig immer wieder zu Fäusten ballend und wieder entspannend. Dass ihm die Stille nicht gut tat, sah man an dem arbeitenden Schläfenmuskel. Er wusste, dass er irgendwann mit seiner Schwester über das Geheimnis reden musste. Wenn sie ihn nicht schon für den Verrat gegenüber der Familie verurteilte, dann dafür, dass er nie ein Wort über seine Tochter verloren hatte - nicht einmal an sie, die ihm am nächsten stand und ihn besser kannte, als er sich selbst. Aber sein Kopf verarbeitete gerade alles, nur nicht den Bruch zwischen Geschwistern, und er…
“...was mach ich eigentlich hier?” Valda brauchte ihn und er hatte sich in die Burg ziehen lassen. Mit plötzlicher Dringlichkeit drehte sich Leif auf dem Absatz um und wollte Reinka schon zur Seite schieben, im Inbegriff, das Zimmer wieder zu verlassen.